Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Kopf herab, wo nicht, siehe, so sei dir geschworen, mit meinen Zähnen will Kopf herab, wo nicht, siehe, so sei dir geschworen, mit meinen Zähnen will <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0383" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186796"/> <p xml:id="ID_862" prev="#ID_861" next="#ID_863"> Kopf herab, wo nicht, siehe, so sei dir geschworen, mit meinen Zähnen will<lb/> ich dich zu Stücken reißen, auf das eine Bein will ich dir treten und das<lb/> andere — salvo <Je:eoie — aus dem Hintern reißen, dich damit zu Tode zu<lb/> schlagen. O thu das Ding herab und leg mir dafür sechH lange Säcke voll<lb/> Steine auf, die werden nicht so schwer sein." „So sage mir," sprach Herr<lb/> Dechant, „was ist es denn? dann will ich es dir alsbald wieder herabthun."<lb/> Da antwortete der Böse: „Was es ist, das weiß ich wohl, aber ich wollte dir<lb/> — enim voulu. — lieber etwas Anderes thun, als dir das sagen." „Wie,"<lb/> fing Herr Dechant mit Ernst an, „Du willst mit der Sprache nicht heraus?<lb/> Geschwind bringt mir eine weiße Haube, mit dieser will ich dir das geringe<lb/> Ding ganz auf dem Kopf befestigen." „Ja," antwortete der Böse, „du sagst<lb/> wol ein geringes Ding; wenn es so gering wäre, würde es nicht so hart<lb/> brennen." — „Ich beschwöre dich bei dem Gott Abrahams, Jsaaks und Jakobs,<lb/> sage um, was ist es denn?" Aber da gab er keine andere Antwort, als daß<lb/> er für und für von einer gewissen unsaubern weichen Speise redete, die ihm<lb/> Herr Dechant selbst zu fressen rieth. Uuteroeß, lieber Gott, lechzte die arme,<lb/> hart gepeinigte Frau gar sehr, und hätte bei ihrem vermeinten köstlichen<lb/> Wohlleben gern zu trinken gehabt. Auf den Wink des Herrn reichten ihr die<lb/> Weiber zuerst Taufwasser, aber da war kein Trinken, er wollte andres Wasser<lb/> haben. Der Herr redete ihn an, warum er dies nicht trinken möchte. es<lb/> wäre doch auch nur Wasser. Da antwortete er: „Pfaff, jetzo lügst du, es ist<lb/> deine gesalbte Taufe." Darauf gaben ihr die Weiber von dem großen Weih¬<lb/> brunnen, welcher alle Jahre an dem goldnen Sonntag Trinitatis gesegnet wird,<lb/> aber so wenig ihr das vorige schmeckte, noch viel weniger wollte sie von diesem<lb/> wissen und hören, man sollte es nur geschwind Hinwegthun, denn sie wüßte<lb/> wohl, was es wäre. Da sagte Herr Dechant, es wäre doch nur ein Wasser,<lb/> der Böse antwortete ihm ganz grimmig: „Du sagst immer, ich lüge, aber ich<lb/> sehe, du kannst auch lügen, ist es doch von deinem Weihwasser." Da man<lb/> ihr aber gewöhnliches Wasser reichte, sprach sie, oder er in ihr, obgleich an<lb/> dem Geschirr und Wasser auch nicht der geringste Unterschied war: „Das ist<lb/> von dem rechten." Darauf mischten wir die drei Wasser untereinander, machten<lb/> ihr den Mund mit einem Schlüssel auf und hatten unser ein Dutzend zu<lb/> schaffen, bis wir es ihr eiugossen und ihr in den Hals mit Mühe hinunter¬<lb/> stürzten. Daraus fängt sie oder er durch sie an: „O Sacramentspfaff, wie<lb/> gehst du mit mir um!" Antwortete Herr Dechant: „Schmeckt dir das eine,<lb/> so laß dir das andre auch schmecken; ich kenne dich wol, welch arger Gast<lb/> dn bist, ich und du werden noch eine bessere Sprache zueinander reden müssen,<lb/> bis wir uns recht voneinander scheiden." — „Wie, Pfaff, du willst mich ver-<lb/> treiben? Eher werde ich dich zerreißen, daß du in die Sonne fliegst." Herr<lb/> Dechant gab ihm Antwort: „Höre, du verzweifelter Bösewicht — — dieweil</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0383]
Kopf herab, wo nicht, siehe, so sei dir geschworen, mit meinen Zähnen will
ich dich zu Stücken reißen, auf das eine Bein will ich dir treten und das
andere — salvo <Je:eoie — aus dem Hintern reißen, dich damit zu Tode zu
schlagen. O thu das Ding herab und leg mir dafür sechH lange Säcke voll
Steine auf, die werden nicht so schwer sein." „So sage mir," sprach Herr
Dechant, „was ist es denn? dann will ich es dir alsbald wieder herabthun."
Da antwortete der Böse: „Was es ist, das weiß ich wohl, aber ich wollte dir
— enim voulu. — lieber etwas Anderes thun, als dir das sagen." „Wie,"
fing Herr Dechant mit Ernst an, „Du willst mit der Sprache nicht heraus?
Geschwind bringt mir eine weiße Haube, mit dieser will ich dir das geringe
Ding ganz auf dem Kopf befestigen." „Ja," antwortete der Böse, „du sagst
wol ein geringes Ding; wenn es so gering wäre, würde es nicht so hart
brennen." — „Ich beschwöre dich bei dem Gott Abrahams, Jsaaks und Jakobs,
sage um, was ist es denn?" Aber da gab er keine andere Antwort, als daß
er für und für von einer gewissen unsaubern weichen Speise redete, die ihm
Herr Dechant selbst zu fressen rieth. Uuteroeß, lieber Gott, lechzte die arme,
hart gepeinigte Frau gar sehr, und hätte bei ihrem vermeinten köstlichen
Wohlleben gern zu trinken gehabt. Auf den Wink des Herrn reichten ihr die
Weiber zuerst Taufwasser, aber da war kein Trinken, er wollte andres Wasser
haben. Der Herr redete ihn an, warum er dies nicht trinken möchte. es
wäre doch auch nur Wasser. Da antwortete er: „Pfaff, jetzo lügst du, es ist
deine gesalbte Taufe." Darauf gaben ihr die Weiber von dem großen Weih¬
brunnen, welcher alle Jahre an dem goldnen Sonntag Trinitatis gesegnet wird,
aber so wenig ihr das vorige schmeckte, noch viel weniger wollte sie von diesem
wissen und hören, man sollte es nur geschwind Hinwegthun, denn sie wüßte
wohl, was es wäre. Da sagte Herr Dechant, es wäre doch nur ein Wasser,
der Böse antwortete ihm ganz grimmig: „Du sagst immer, ich lüge, aber ich
sehe, du kannst auch lügen, ist es doch von deinem Weihwasser." Da man
ihr aber gewöhnliches Wasser reichte, sprach sie, oder er in ihr, obgleich an
dem Geschirr und Wasser auch nicht der geringste Unterschied war: „Das ist
von dem rechten." Darauf mischten wir die drei Wasser untereinander, machten
ihr den Mund mit einem Schlüssel auf und hatten unser ein Dutzend zu
schaffen, bis wir es ihr eiugossen und ihr in den Hals mit Mühe hinunter¬
stürzten. Daraus fängt sie oder er durch sie an: „O Sacramentspfaff, wie
gehst du mit mir um!" Antwortete Herr Dechant: „Schmeckt dir das eine,
so laß dir das andre auch schmecken; ich kenne dich wol, welch arger Gast
dn bist, ich und du werden noch eine bessere Sprache zueinander reden müssen,
bis wir uns recht voneinander scheiden." — „Wie, Pfaff, du willst mich ver-
treiben? Eher werde ich dich zerreißen, daß du in die Sonne fliegst." Herr
Dechant gab ihm Antwort: „Höre, du verzweifelter Bösewicht — — dieweil
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