Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Rechte", namentlich dem volksfreundlichen Entgegenkommen des jetzt regierenden Geht man nun aber von diesen Voraussetzungen aus, so ist klar, daß Johannes lon Miller und seine Zeit. "i, Auf jene Periode seines Lebens, wo er nicht abgeneigt war in den Dienst Rechte", namentlich dem volksfreundlichen Entgegenkommen des jetzt regierenden Geht man nun aber von diesen Voraussetzungen aus, so ist klar, daß Johannes lon Miller und seine Zeit. «i, Auf jene Periode seines Lebens, wo er nicht abgeneigt war in den Dienst <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186724"/> <p xml:id="ID_722" prev="#ID_721"> Rechte", namentlich dem volksfreundlichen Entgegenkommen des jetzt regierenden<lb/> Königs gegenüber, als ein engherziges Kleben am Alten zu verschreien für gut<lb/> gefunden. Aber Eines haben fie doch erreicht, diese engherzigen Landesvertreter,<lb/> sie haben dem Volke eingeprägt, daß es von Alters her auch Rechte habe und<lb/> große Rechte; ihnen hat das heutige Geschlecht mit zu verdanken, das Vor><lb/> Handensein einer ihrer Macht bewußten öffentlichen Meinung.</p><lb/> <p xml:id="ID_723"> Geht man nun aber von diesen Voraussetzungen aus, so ist klar, daß<lb/> bei dem nun beginnenden verfassungsmäßigen Wettkampf die Streitkräfte ganz<lb/> anders vertheilt sind, als in manchem anderen deutschen Lande und daß es<lb/> nicht zu den Unmöglichkeiten gehört, wenn der Zeitstrom eine Richtung erhält,<lb/> von der die bisherigen Leiter desselben keine Ahnung haben. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Johannes lon Miller und seine Zeit.</head><lb/> <div n="2"> <head> «i,</head><lb/> <p xml:id="ID_724" next="#ID_725"> Auf jene Periode seines Lebens, wo er nicht abgeneigt war in den Dienst<lb/> des Papstes zu treten, blickte Müller nnr noch wie auf einen Traum (an Gleim,<lb/> 4. Aug. 1802), und die fortgesetzten Zumuthungen katholisch zu werden lehnte<lb/> er zwar nicht so kalt als man wünschen möchte, aber doch mit Bestimmtheit<lb/> ab. Solche Anforderungen ergingen an ihn namentlich 1794, 1795 und 1798.<lb/> Desto entschiedner wurde seine Abneigung gegen die Revolution, die eine fast<lb/> fanatische Färbung annahm, und diese brauchte man, ihn noch einmal zur<lb/> politischen Schriftstellerei zu verleiten. Der Hos veranlaßte ihn 1795, über<lb/> den preußischen Separatfrieden zu Basel zu schreiben, es geschah in mehren<lb/> Flugschriften, in welchen sich der Verfasser des „Fürstenbundes" über Preußen<lb/> mit der Bitterkeit eines Cato aussprach. Gleichzeitig vertheidigte er das Erb-<lb/> recht Ludwigs 18. und suchte nachzuweisen, daß nur durch Wiedernnfrichtung<lb/> des legitimen Throns dem zerrütteten Europa der Friede wiedergegeben wer¬<lb/> den könne: er schilderte Frankreich in den abschreckendsten Farben. Noch leiden-<lb/> schaftlicher wird der Ton in den Gefahren der Zeit (Anfang August I79et).<lb/> „Es gibt für jedes Volk Zeiten, wo die Vorsehung durch eine drohende Noth<lb/> of gleichsam aufruft, aufzutreten, darzustellen, ob etwas in ihm sei. ob es<lb/> noch serner unter den Nationen einen Rang verdiene. Gewöhnliche Maßregeln<lb/> verlieren alsdann die gewohnte Kraft; bald sollte man glauben, daß die ge¬<lb/> wissesten Grundsätze und Wahrscheinlichkeitsberechnungen falsch geworden; alle<lb/> Kunst scheint eiserner Nothwendigkeit zu weichen., und Himmel. Elemente,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
Rechte", namentlich dem volksfreundlichen Entgegenkommen des jetzt regierenden
Königs gegenüber, als ein engherziges Kleben am Alten zu verschreien für gut
gefunden. Aber Eines haben fie doch erreicht, diese engherzigen Landesvertreter,
sie haben dem Volke eingeprägt, daß es von Alters her auch Rechte habe und
große Rechte; ihnen hat das heutige Geschlecht mit zu verdanken, das Vor>
Handensein einer ihrer Macht bewußten öffentlichen Meinung.
Geht man nun aber von diesen Voraussetzungen aus, so ist klar, daß
bei dem nun beginnenden verfassungsmäßigen Wettkampf die Streitkräfte ganz
anders vertheilt sind, als in manchem anderen deutschen Lande und daß es
nicht zu den Unmöglichkeiten gehört, wenn der Zeitstrom eine Richtung erhält,
von der die bisherigen Leiter desselben keine Ahnung haben. —
Johannes lon Miller und seine Zeit.
«i,
Auf jene Periode seines Lebens, wo er nicht abgeneigt war in den Dienst
des Papstes zu treten, blickte Müller nnr noch wie auf einen Traum (an Gleim,
4. Aug. 1802), und die fortgesetzten Zumuthungen katholisch zu werden lehnte
er zwar nicht so kalt als man wünschen möchte, aber doch mit Bestimmtheit
ab. Solche Anforderungen ergingen an ihn namentlich 1794, 1795 und 1798.
Desto entschiedner wurde seine Abneigung gegen die Revolution, die eine fast
fanatische Färbung annahm, und diese brauchte man, ihn noch einmal zur
politischen Schriftstellerei zu verleiten. Der Hos veranlaßte ihn 1795, über
den preußischen Separatfrieden zu Basel zu schreiben, es geschah in mehren
Flugschriften, in welchen sich der Verfasser des „Fürstenbundes" über Preußen
mit der Bitterkeit eines Cato aussprach. Gleichzeitig vertheidigte er das Erb-
recht Ludwigs 18. und suchte nachzuweisen, daß nur durch Wiedernnfrichtung
des legitimen Throns dem zerrütteten Europa der Friede wiedergegeben wer¬
den könne: er schilderte Frankreich in den abschreckendsten Farben. Noch leiden-
schaftlicher wird der Ton in den Gefahren der Zeit (Anfang August I79et).
„Es gibt für jedes Volk Zeiten, wo die Vorsehung durch eine drohende Noth
of gleichsam aufruft, aufzutreten, darzustellen, ob etwas in ihm sei. ob es
noch serner unter den Nationen einen Rang verdiene. Gewöhnliche Maßregeln
verlieren alsdann die gewohnte Kraft; bald sollte man glauben, daß die ge¬
wissesten Grundsätze und Wahrscheinlichkeitsberechnungen falsch geworden; alle
Kunst scheint eiserner Nothwendigkeit zu weichen., und Himmel. Elemente,
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