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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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oder gar nicht kannte. Die Sachen sind meist aus dem in Dänemark am häufigsten
vorkommenden Feuerstein. Die Kleider scheinen aus Thierhäuten gewesen zu sein.
Dem Ende dieser Periode gehören die steinernen Grabkammern an, in denen
man neben den unverbrauutcn Leiche" Gegeustände des täglichen Gebrauchs meist
aus Stein, hin und wieder schon aus Metall (aber uur Bronze oder Gold)
gefunden hat. Man sieht hier Schleifsteine, auf denen mit Sand und Wasser
geschliffen worden ist, Aexte bestimmt in Hvlzschäfte eingeklemmt zu werden, dann
solche, die ein Schaftlvch haben, Schleudersteine, Lanzen- und Pfeilspitzen, durch¬
weg dreikantig zugehauen und oft sorgfältig ausgezackt, nebst unzähligen Stücken,
die bei mißlungenen Versuchen abgesplittert sind. Eine unbehilfliche Bernsteinkette
besteht aus mehr oder minder runden Stücken, von denen jedes, um aufgereiht
zu werden, mit einer dreikantigen Spitze von zwei Seiten gebohrt worden ist,
bis .die beiden Bohrlöcher sich in der Mitte vereinigten. An einzelnen Stellen
hat man Reste ungeheurer Mahlzeiten gefunden, ganze Fuder Austerschalen und
Knochen (mit durchgängig ausgesogenen Mark) von vielen Thieren, die in
Dänemark nicht mehr vorkommen, als Ellen, Ur, Biber, Wildschwein, dagegen
nicht von Schafen. Als Anhangsabtheilnng sieht man in diesem Zimmer Stein¬
sachen von Inseln der Südsee und von den Wilden Nordamerikas, die völlig
mit den Alterthümern der nordischen Steinperiode übereinstimmen.

Hierauf folgt das Bronzezeitalter, -in welchem Waffen und schneidende
Gerätschaften aus Kupfer oder Bronze waren, und man wol mit Gold, aber
gar nicht, oder nur sehr wenig mit Eisen und Silber bekannt gewesen ist. Der
spätere Theil des Zeitalters stimmt in sehr vielen Beziehungen mit dem Home¬
rischen überein, zunächst in Anwendung der Metalle. Im Homer sind Waffen,
Gerätschaften, Gefäße gewöhnlich aus Kupfer; kostbare aus Gold, Silber und
Eisen, werden verhältnißmäßig wenig erwähut, Formen für Goldarbeiter und
Kupferschmiede kommen vor, für Eisen- und Silberarbeiter nicht. Außerdem haben
beide Perioden die Unbekanntschaft mit der Buchstabenschrift und geprägten Golde,
und die Sitte gemein, die Todten zu verbrennen und die Asche in Urnen bei¬
zusetzen. Der Unterschied zwischen dem griechischen und nordischen Bronzezeit¬
alter ist aber der, daß dieses um mehrere Jahrhunderte tiefer hinabreicht als
jenes. Die Ursache, warum man erst spät mit dem Eisen bekannt wurde, ist nach
Thomsen die, daß das rohe Kupfer in einem Zustande gefunden wird, in
welchem es als Metall viel leichter kenntlich ist, als das Eisen, das, ehe es zur
Verarbeitung gebraucht werden kann, erst eine Schmelzung durch eine starke
Hitze erleiden muß, ein Verfahren, welches offenbar in der ältesten Zeit unbekannt
gewesen ist. Die Gegenstände aus dieser Periode enthält das zweite und dritte
Zimmer. Neben Schwertern und Dolchen aus Bronze, die kurze Handhaben
und anfangs keine Parirstangeu haben, sieht man Helme, Schilde und Platten
von Harnischen. Sehr merkwürdig sind die Kriegstrompeten oder Luren, die


oder gar nicht kannte. Die Sachen sind meist aus dem in Dänemark am häufigsten
vorkommenden Feuerstein. Die Kleider scheinen aus Thierhäuten gewesen zu sein.
Dem Ende dieser Periode gehören die steinernen Grabkammern an, in denen
man neben den unverbrauutcn Leiche» Gegeustände des täglichen Gebrauchs meist
aus Stein, hin und wieder schon aus Metall (aber uur Bronze oder Gold)
gefunden hat. Man sieht hier Schleifsteine, auf denen mit Sand und Wasser
geschliffen worden ist, Aexte bestimmt in Hvlzschäfte eingeklemmt zu werden, dann
solche, die ein Schaftlvch haben, Schleudersteine, Lanzen- und Pfeilspitzen, durch¬
weg dreikantig zugehauen und oft sorgfältig ausgezackt, nebst unzähligen Stücken,
die bei mißlungenen Versuchen abgesplittert sind. Eine unbehilfliche Bernsteinkette
besteht aus mehr oder minder runden Stücken, von denen jedes, um aufgereiht
zu werden, mit einer dreikantigen Spitze von zwei Seiten gebohrt worden ist,
bis .die beiden Bohrlöcher sich in der Mitte vereinigten. An einzelnen Stellen
hat man Reste ungeheurer Mahlzeiten gefunden, ganze Fuder Austerschalen und
Knochen (mit durchgängig ausgesogenen Mark) von vielen Thieren, die in
Dänemark nicht mehr vorkommen, als Ellen, Ur, Biber, Wildschwein, dagegen
nicht von Schafen. Als Anhangsabtheilnng sieht man in diesem Zimmer Stein¬
sachen von Inseln der Südsee und von den Wilden Nordamerikas, die völlig
mit den Alterthümern der nordischen Steinperiode übereinstimmen.

Hierauf folgt das Bronzezeitalter, -in welchem Waffen und schneidende
Gerätschaften aus Kupfer oder Bronze waren, und man wol mit Gold, aber
gar nicht, oder nur sehr wenig mit Eisen und Silber bekannt gewesen ist. Der
spätere Theil des Zeitalters stimmt in sehr vielen Beziehungen mit dem Home¬
rischen überein, zunächst in Anwendung der Metalle. Im Homer sind Waffen,
Gerätschaften, Gefäße gewöhnlich aus Kupfer; kostbare aus Gold, Silber und
Eisen, werden verhältnißmäßig wenig erwähut, Formen für Goldarbeiter und
Kupferschmiede kommen vor, für Eisen- und Silberarbeiter nicht. Außerdem haben
beide Perioden die Unbekanntschaft mit der Buchstabenschrift und geprägten Golde,
und die Sitte gemein, die Todten zu verbrennen und die Asche in Urnen bei¬
zusetzen. Der Unterschied zwischen dem griechischen und nordischen Bronzezeit¬
alter ist aber der, daß dieses um mehrere Jahrhunderte tiefer hinabreicht als
jenes. Die Ursache, warum man erst spät mit dem Eisen bekannt wurde, ist nach
Thomsen die, daß das rohe Kupfer in einem Zustande gefunden wird, in
welchem es als Metall viel leichter kenntlich ist, als das Eisen, das, ehe es zur
Verarbeitung gebraucht werden kann, erst eine Schmelzung durch eine starke
Hitze erleiden muß, ein Verfahren, welches offenbar in der ältesten Zeit unbekannt
gewesen ist. Die Gegenstände aus dieser Periode enthält das zweite und dritte
Zimmer. Neben Schwertern und Dolchen aus Bronze, die kurze Handhaben
und anfangs keine Parirstangeu haben, sieht man Helme, Schilde und Platten
von Harnischen. Sehr merkwürdig sind die Kriegstrompeten oder Luren, die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/471>, abgerufen am 27.09.2024.