Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.und einem hinter ihm haltenden Reiterregiment ein. Er sieht sich um, ob die Auf dem linken Flügel hatte man unter Hnnerbein nicht minder tapfer ge¬ Marmont zog sich bis Eutritzsch und Gohlis zurück: sein linker Flügel und Was wir noch über die Helden-Laufbahn Uork's zu sagen haben, gebietet und einem hinter ihm haltenden Reiterregiment ein. Er sieht sich um, ob die Auf dem linken Flügel hatte man unter Hnnerbein nicht minder tapfer ge¬ Marmont zog sich bis Eutritzsch und Gohlis zurück: sein linker Flügel und Was wir noch über die Helden-Laufbahn Uork's zu sagen haben, gebietet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0463" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95444"/> <p xml:id="ID_1338" prev="#ID_1337"> und einem hinter ihm haltenden Reiterregiment ein. Er sieht sich um, ob die<lb/> Leute ruhig bleiben. Er nimmt die Dose aus der Tasche, öffnet sie, nimmt eine<lb/> Prise zwischen die Finger, steckt die Dose wieder ein, vergißt aber die Prise in<lb/> die Nase zu stecke». Die leichten Sechspfünder der Preußen können die schwere<lb/> Batterie der Frauzosen nicht bewältigen; die Reiterei muß, um weniger Verlust<lb/> zu haben, sich in ein Glied aus einander ziehen. Der Brigade des Prinzen von<lb/> Mecklenburg gelingt es eben so wenig, sich, in dem Dorfe festzusetzen; sie verliert<lb/> die Hälfte ihrer Leute im blutigen Kampfe; fast alle Stabsofficiere sind ver¬<lb/> wundet oder todt; aber wenigstens die wichtige Ziegelscheune bleibt in ihrem<lb/> Besitz. Nur noch acht frische Bataillone hat Ivrk. Er ordnet sie zum letzten<lb/> Angriff. Noch mörderischer wurde jetzt der Kampf; Hunderte von Verwundeten<lb/> kehrten zugleich -aus den Reihen der fechtenden Bataillone zurück, im Dorfe<lb/> kämpfte man um jedes einzelne Haus in Haufen von t0—30 Mann, wie man<lb/> sich zusammenfand. Pardon wurde nicht gegeben. Uork's beide letzten Bataillone<lb/> standen schon im Feuer, da stürzt sich, einen glücklichen Moment benutzend, Major<lb/> v. Sohr mit drei Schwadronen auf den Feind und rennt die ersten Bataillone<lb/> 'über den Haufen; Dort sendet ihm sogleich die ganze Neservecavallerie nach, er<lb/> selbst setzt sich an die Spitze der Manischen Dragoner, und die feindliche In¬<lb/> fanterie flieht in einzelne Haufen aufgelöst. Eine Colonne von 1200 Garde-<lb/> mariniers wurde bis auf wenige Mann vernichtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1339"> Auf dem linken Flügel hatte man unter Hnnerbein nicht minder tapfer ge¬<lb/> kämpft. Viele einzelne Züge heroischer Tapferkeit sind uns hiervon aufbewahrt.<lb/> Major v. Krvsigk wird im Handgemenge tödtlich verwundet; sterbend winkt er mit<lb/> dem Degen vorwärts; und da man ihn wegtragen will: „laßt mich; geht und<lb/> siegt." Er schleppt sich, auf einen Erdhaufen zurück, und verschied da; „wer<lb/> rückwärts sehe, den hätte die Leiche zurückgedräut!" Lieutenant v. solum würgt<lb/> sich mit Lieutenant v. Favrat und sieben Gemeinen in ein geordnet zurückgehen¬<lb/> des Quarre hinein, und holt eine bespannte Kanone heraus. Lieutenant v. Eber-<lb/> hardt sinkt von einer Kugel getroffen zu Boden, sein über ihn vorstürmendes<lb/> Bataillon zertritt ihn, aber ehe dasselbe den Feind erreicht, erscheint er mit einer<lb/> schweren Kopfwunde keuchend vor demselben, und ruft: „Nein, Kinder, ich muß<lb/> auch mit in'den Feind !"</p><lb/> <p xml:id="ID_1340"> Marmont zog sich bis Eutritzsch und Gohlis zurück: sein linker Flügel und<lb/> sein Centrum waren so gut wie aufgelöst, er hatte 6000 Todte und Verwundete,<lb/> 2000 Gefangene, ö3 Kanonen eingebüßt; Uork's Corps hatte den Sieg mit dem<lb/> Drittel seines Bestandes erkauft: von 21,000 Mann waren nur uoch 13,000 Maun<lb/> übrig; die Russen hatten 1300 Mann verloren. Der Sieg brachte die Ver¬<lb/> bündeten in Besitz des ganzen Terrains zwischen der Elster und Parese bis dicht<lb/> vor die Stadt Leipzig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1341" next="#ID_1342"> Was wir noch über die Helden-Laufbahn Uork's zu sagen haben, gebietet</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0463]
und einem hinter ihm haltenden Reiterregiment ein. Er sieht sich um, ob die
Leute ruhig bleiben. Er nimmt die Dose aus der Tasche, öffnet sie, nimmt eine
Prise zwischen die Finger, steckt die Dose wieder ein, vergißt aber die Prise in
die Nase zu stecke». Die leichten Sechspfünder der Preußen können die schwere
Batterie der Frauzosen nicht bewältigen; die Reiterei muß, um weniger Verlust
zu haben, sich in ein Glied aus einander ziehen. Der Brigade des Prinzen von
Mecklenburg gelingt es eben so wenig, sich, in dem Dorfe festzusetzen; sie verliert
die Hälfte ihrer Leute im blutigen Kampfe; fast alle Stabsofficiere sind ver¬
wundet oder todt; aber wenigstens die wichtige Ziegelscheune bleibt in ihrem
Besitz. Nur noch acht frische Bataillone hat Ivrk. Er ordnet sie zum letzten
Angriff. Noch mörderischer wurde jetzt der Kampf; Hunderte von Verwundeten
kehrten zugleich -aus den Reihen der fechtenden Bataillone zurück, im Dorfe
kämpfte man um jedes einzelne Haus in Haufen von t0—30 Mann, wie man
sich zusammenfand. Pardon wurde nicht gegeben. Uork's beide letzten Bataillone
standen schon im Feuer, da stürzt sich, einen glücklichen Moment benutzend, Major
v. Sohr mit drei Schwadronen auf den Feind und rennt die ersten Bataillone
'über den Haufen; Dort sendet ihm sogleich die ganze Neservecavallerie nach, er
selbst setzt sich an die Spitze der Manischen Dragoner, und die feindliche In¬
fanterie flieht in einzelne Haufen aufgelöst. Eine Colonne von 1200 Garde-
mariniers wurde bis auf wenige Mann vernichtet.
Auf dem linken Flügel hatte man unter Hnnerbein nicht minder tapfer ge¬
kämpft. Viele einzelne Züge heroischer Tapferkeit sind uns hiervon aufbewahrt.
Major v. Krvsigk wird im Handgemenge tödtlich verwundet; sterbend winkt er mit
dem Degen vorwärts; und da man ihn wegtragen will: „laßt mich; geht und
siegt." Er schleppt sich, auf einen Erdhaufen zurück, und verschied da; „wer
rückwärts sehe, den hätte die Leiche zurückgedräut!" Lieutenant v. solum würgt
sich mit Lieutenant v. Favrat und sieben Gemeinen in ein geordnet zurückgehen¬
des Quarre hinein, und holt eine bespannte Kanone heraus. Lieutenant v. Eber-
hardt sinkt von einer Kugel getroffen zu Boden, sein über ihn vorstürmendes
Bataillon zertritt ihn, aber ehe dasselbe den Feind erreicht, erscheint er mit einer
schweren Kopfwunde keuchend vor demselben, und ruft: „Nein, Kinder, ich muß
auch mit in'den Feind !"
Marmont zog sich bis Eutritzsch und Gohlis zurück: sein linker Flügel und
sein Centrum waren so gut wie aufgelöst, er hatte 6000 Todte und Verwundete,
2000 Gefangene, ö3 Kanonen eingebüßt; Uork's Corps hatte den Sieg mit dem
Drittel seines Bestandes erkauft: von 21,000 Mann waren nur uoch 13,000 Maun
übrig; die Russen hatten 1300 Mann verloren. Der Sieg brachte die Ver¬
bündeten in Besitz des ganzen Terrains zwischen der Elster und Parese bis dicht
vor die Stadt Leipzig.
Was wir noch über die Helden-Laufbahn Uork's zu sagen haben, gebietet
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