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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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zugestehen müssen, daß mit Recht über Raumbeschränkung geklagt wird. Wie
dieser Stab eingetheilt ist und seine Geschäfte besorgt, werden wir im Folgenden
sehe", und wir halten uns wieder streng an das Times-Institut, "ach dessen Vor¬
bild die Neportercorps fast aller übrigen Blätter disciplinirt sind. --

Die Times besoldet für Ober- und Unterhaus zwölf Reporters*). Einige
derselben sind blos für die Parlamentssaison engagirt; das sind zumeist angehende,
mittellose Advocaten, sogenannte Barristers, die in sechs Monaten so viel als
Reporters verdienen wollen, um die andere Hälfte des Jahres ihren Studien
obliegen zu können, die überdies gern das Nepvrteramt im Parlament über¬
nehmen, weil es als eine tüchtige Vorbildung und Glanzschule für junge Nechts-
candidateu angesehen wird. Wieder andere haben bei der "Times" ganzjährige
Engagements, und diese bilden ihre verläßliche Parlamentsgarde, auf deren Tüch¬
tigkeit sie zählen kann, wie auf ihre Druckmaschinen. Ist die Saison zu Ende,
so zerstreut sich das Corps nach allen Enden; die armen Barristers verkriechen
sich in ihre Dachstuben von Graph' Jnn, Lincolns' Jnn, Fnrnival's Inn, um
mit dem, was sie in den schwülen Sommernächten der Parlamentszeit erschrieben
haben, in deu naßkalten Wintertagen leben und studiren zu können. Von den
fixangestellten Reporters dagegen bleibt die eine Hälfte in London zur Dis¬
position des Journals, das sie bei bedeutenderen Meetings, bei Reisen der
Königin und anderen außergewöhnlichen Gelegenheiten (Eröffnung der großen
Ausstellung, Leichenfeier Wellington's u. dergl.), wo die Dienste der alten Garde
ersprießlich sind, verwendet. Die andere Hälfte erholt sich in der Provinz, auf
deu Bibliotheken, in ihren Familienkreisen, auf dem europäischen, astatischen,
amerikanischen, oder afrikanischen Kontinent.--Ein echter Engländer, be¬
haupten alle echten Engländer, findet immer etwas Vernünftiges zu thun, wenn's
auch noch so toll aussteht.

An dieses zwölf Köpfe starke Reportercorps der "Times" schließt sich ein
dreizehntes Haupt an, das schon grau umrandet ist. Das ist der sogenannte
Snmmary-man, derjenige, der die Uebersichten der Sitzungen, wie man sie in
jeder englischen Zeitung findet, im Hause selbst zu arbeiten hat. Er soll vom
Anfang bis zu Ende der Sitzung, wofern sich nur einigermaßen bedeutende Redner
betheiligen, auf seinem Platze sein, um den kurzen Auszug beim Schlüsse abliefern
zu können. Er verhält sich der Würde nach zu den übrigen Reporters, wie der
Korporal zu den Gemeinen. Und weil wir schon eine militärische Rangordnung
gelten lassen, wollen wir gleich unsren Leser mit dem Capital" des ganzen Corps
bekannt machen, mit Mr. Dod, dem Herausgeber der bekannten "Parliamen-
tary Companion", der das souveraine Kommando über sämmtliche Times-



Ihr Gehalt wechselt von i> zu 8 Pf. Se. per Woche (i'/" Sitzmi^en).

zugestehen müssen, daß mit Recht über Raumbeschränkung geklagt wird. Wie
dieser Stab eingetheilt ist und seine Geschäfte besorgt, werden wir im Folgenden
sehe», und wir halten uns wieder streng an das Times-Institut, »ach dessen Vor¬
bild die Neportercorps fast aller übrigen Blätter disciplinirt sind. —

Die Times besoldet für Ober- und Unterhaus zwölf Reporters*). Einige
derselben sind blos für die Parlamentssaison engagirt; das sind zumeist angehende,
mittellose Advocaten, sogenannte Barristers, die in sechs Monaten so viel als
Reporters verdienen wollen, um die andere Hälfte des Jahres ihren Studien
obliegen zu können, die überdies gern das Nepvrteramt im Parlament über¬
nehmen, weil es als eine tüchtige Vorbildung und Glanzschule für junge Nechts-
candidateu angesehen wird. Wieder andere haben bei der „Times" ganzjährige
Engagements, und diese bilden ihre verläßliche Parlamentsgarde, auf deren Tüch¬
tigkeit sie zählen kann, wie auf ihre Druckmaschinen. Ist die Saison zu Ende,
so zerstreut sich das Corps nach allen Enden; die armen Barristers verkriechen
sich in ihre Dachstuben von Graph' Jnn, Lincolns' Jnn, Fnrnival's Inn, um
mit dem, was sie in den schwülen Sommernächten der Parlamentszeit erschrieben
haben, in deu naßkalten Wintertagen leben und studiren zu können. Von den
fixangestellten Reporters dagegen bleibt die eine Hälfte in London zur Dis¬
position des Journals, das sie bei bedeutenderen Meetings, bei Reisen der
Königin und anderen außergewöhnlichen Gelegenheiten (Eröffnung der großen
Ausstellung, Leichenfeier Wellington's u. dergl.), wo die Dienste der alten Garde
ersprießlich sind, verwendet. Die andere Hälfte erholt sich in der Provinz, auf
deu Bibliotheken, in ihren Familienkreisen, auf dem europäischen, astatischen,
amerikanischen, oder afrikanischen Kontinent.--Ein echter Engländer, be¬
haupten alle echten Engländer, findet immer etwas Vernünftiges zu thun, wenn's
auch noch so toll aussteht.

An dieses zwölf Köpfe starke Reportercorps der „Times" schließt sich ein
dreizehntes Haupt an, das schon grau umrandet ist. Das ist der sogenannte
Snmmary-man, derjenige, der die Uebersichten der Sitzungen, wie man sie in
jeder englischen Zeitung findet, im Hause selbst zu arbeiten hat. Er soll vom
Anfang bis zu Ende der Sitzung, wofern sich nur einigermaßen bedeutende Redner
betheiligen, auf seinem Platze sein, um den kurzen Auszug beim Schlüsse abliefern
zu können. Er verhält sich der Würde nach zu den übrigen Reporters, wie der
Korporal zu den Gemeinen. Und weil wir schon eine militärische Rangordnung
gelten lassen, wollen wir gleich unsren Leser mit dem Capital» des ganzen Corps
bekannt machen, mit Mr. Dod, dem Herausgeber der bekannten „Parliamen-
tary Companion", der das souveraine Kommando über sämmtliche Times-



Ihr Gehalt wechselt von i> zu 8 Pf. Se. per Woche (i'/« Sitzmi^en).
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/423>, abgerufen am 27.09.2024.