Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.stand gefaßt. Er wußte, daß es der letzte Anfall sein mußte, denn schon erkennt Endlich setzte sich die gewaltige Angriffscvlonne, von Ney persönlich ange¬ Die Engländer rücken gegen die keinen Halt mehr lernenden Franzosen vor, Mit einem Hurrah sprengte die preußische Reiterei an Vivian's Brigade stand gefaßt. Er wußte, daß es der letzte Anfall sein mußte, denn schon erkennt Endlich setzte sich die gewaltige Angriffscvlonne, von Ney persönlich ange¬ Die Engländer rücken gegen die keinen Halt mehr lernenden Franzosen vor, Mit einem Hurrah sprengte die preußische Reiterei an Vivian's Brigade <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0310" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95291"/> <p xml:id="ID_893" prev="#ID_892"> stand gefaßt. Er wußte, daß es der letzte Anfall sein mußte, denn schon erkennt<lb/> er aus der Richtung des Feuers, daß die Preußen sich vou Neuem in Planchenoit<lb/> festgesetzt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_894"> Endlich setzte sich die gewaltige Angriffscvlonne, von Ney persönlich ange¬<lb/> führt, in Bewegung; an Hougoumont vorbei rückt die Garde heran, hinter La<lb/> Haye Sande hervor bricht Dvnzelet und Rente, und weiter rechts entfaltet sich<lb/> Erlon zum Angrisse, von der ganzen noch verfügbaren Kavallerie gefolgt. Wirk¬<lb/> lich erreicht die Garde den Höhenrücken, um dessen Besitz heute schon so blutig<lb/> gekämpft worden ist, aber bereits erschüttert von dem englischen Geschützfeuer,<lb/> kann sie dem Bayvnettangriff der englischen Garde nicht widerstehen, und wird<lb/> wieder in den Grund hinabgeworfen, wo ein Angriff von Vivian's Husaren sie<lb/> vollends in Verwirrung bringt. Schon hat Ziethen den rechten französischen<lb/> Flügel ganz zusammengeworfen, und nun brechen auch die Preußen aus Plauche¬<lb/> noit hervor, während die ganze englische Linie vorrückt. Keine Reserve ist mehr<lb/> vorhanden, um sich dem zugleich in der Front, in der rechten Flanke und im<lb/> Rücken stattfindenden Angriff entgegenzusetzen, das Geschütz steht verlassen aus<lb/> dem Felde, die Kavallerie ist in eiuzelue Schwadronen aufgelöst, und die allge¬<lb/> meine Verwirrung reißt die paar Bataillone Garde mit in ihrem Wirbel fort.<lb/> Mit den Worten: korn est peräu! sauve cjui peut I sprengt Napoleon, fast<lb/> als einzelner Flüchtling, von seinem letzten Schlachtfeld.</p><lb/> <p xml:id="ID_895"> Die Engländer rücken gegen die keinen Halt mehr lernenden Franzosen vor,<lb/> bis sie fast in das Geschützfeuer der Preußen gerathen, und nnn auf der Höhe<lb/> von Planchenoit Halt machen. Bei Maison Rouge treffen die beiden siegreichen<lb/> Feldherren zusammen, und verabreden hier die weitere Verfolgung des zertrümmer¬<lb/> ten Heeres, die Blücher übernehmen soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_896" next="#ID_897"> Mit einem Hurrah sprengte die preußische Reiterei an Vivian's Brigade<lb/> vorbei, in die ungeordnet fliehenden Massen der Franzosen. Wie sehr der<lb/> 10stündige Kampf sie zerrüttet hatte, sah man an der reißend schnell eintretenden<lb/> und vollständigen Auflösung dieses schönen Heeres. Ans dem Schlachtfeld allein<lb/> nahmen die Engländer 1ö0 Kanonen weg, und ganze Reihen Gewehrpyramiden,<lb/> welche die Infanterie im panischen Schrecken hatte stehen lassen. Die Ernte der<lb/> Preußen war nicht weniger reichlich, das ganze übrige Geschütz, die Parks, fast das<lb/> ganze Gepäck der Armee, und die Feldequipage des Kaisers fiel ihnen in die Hände.<lb/> Er selbst kounte sich nur durch einen Sprung aus dem Wagen von der Ge¬<lb/> fangenschaft retten, und, reitet in einem Zuge nach Charleroi, wo er vergebens<lb/> einige Flüchtlinge zu sammeln sucht. Kaum nach einer Stunde Ruhe treiben ihn<lb/> schon die preußischen Husaren weiter fort Die ganze französische Armee war<lb/> vernichtet, Dank der unermüdlichen Energie, mit der die Preußen die Verfolgung<lb/> die ganze Nacht hindurch bis zum grauenden' Morgen ohne anzuhalten fort-<lb/> setzen. Gneisenau selbst führte unmittelbar hinter den Reiterschwärmen ein</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0310]
stand gefaßt. Er wußte, daß es der letzte Anfall sein mußte, denn schon erkennt
er aus der Richtung des Feuers, daß die Preußen sich vou Neuem in Planchenoit
festgesetzt haben.
Endlich setzte sich die gewaltige Angriffscvlonne, von Ney persönlich ange¬
führt, in Bewegung; an Hougoumont vorbei rückt die Garde heran, hinter La
Haye Sande hervor bricht Dvnzelet und Rente, und weiter rechts entfaltet sich
Erlon zum Angrisse, von der ganzen noch verfügbaren Kavallerie gefolgt. Wirk¬
lich erreicht die Garde den Höhenrücken, um dessen Besitz heute schon so blutig
gekämpft worden ist, aber bereits erschüttert von dem englischen Geschützfeuer,
kann sie dem Bayvnettangriff der englischen Garde nicht widerstehen, und wird
wieder in den Grund hinabgeworfen, wo ein Angriff von Vivian's Husaren sie
vollends in Verwirrung bringt. Schon hat Ziethen den rechten französischen
Flügel ganz zusammengeworfen, und nun brechen auch die Preußen aus Plauche¬
noit hervor, während die ganze englische Linie vorrückt. Keine Reserve ist mehr
vorhanden, um sich dem zugleich in der Front, in der rechten Flanke und im
Rücken stattfindenden Angriff entgegenzusetzen, das Geschütz steht verlassen aus
dem Felde, die Kavallerie ist in eiuzelue Schwadronen aufgelöst, und die allge¬
meine Verwirrung reißt die paar Bataillone Garde mit in ihrem Wirbel fort.
Mit den Worten: korn est peräu! sauve cjui peut I sprengt Napoleon, fast
als einzelner Flüchtling, von seinem letzten Schlachtfeld.
Die Engländer rücken gegen die keinen Halt mehr lernenden Franzosen vor,
bis sie fast in das Geschützfeuer der Preußen gerathen, und nnn auf der Höhe
von Planchenoit Halt machen. Bei Maison Rouge treffen die beiden siegreichen
Feldherren zusammen, und verabreden hier die weitere Verfolgung des zertrümmer¬
ten Heeres, die Blücher übernehmen soll.
Mit einem Hurrah sprengte die preußische Reiterei an Vivian's Brigade
vorbei, in die ungeordnet fliehenden Massen der Franzosen. Wie sehr der
10stündige Kampf sie zerrüttet hatte, sah man an der reißend schnell eintretenden
und vollständigen Auflösung dieses schönen Heeres. Ans dem Schlachtfeld allein
nahmen die Engländer 1ö0 Kanonen weg, und ganze Reihen Gewehrpyramiden,
welche die Infanterie im panischen Schrecken hatte stehen lassen. Die Ernte der
Preußen war nicht weniger reichlich, das ganze übrige Geschütz, die Parks, fast das
ganze Gepäck der Armee, und die Feldequipage des Kaisers fiel ihnen in die Hände.
Er selbst kounte sich nur durch einen Sprung aus dem Wagen von der Ge¬
fangenschaft retten, und, reitet in einem Zuge nach Charleroi, wo er vergebens
einige Flüchtlinge zu sammeln sucht. Kaum nach einer Stunde Ruhe treiben ihn
schon die preußischen Husaren weiter fort Die ganze französische Armee war
vernichtet, Dank der unermüdlichen Energie, mit der die Preußen die Verfolgung
die ganze Nacht hindurch bis zum grauenden' Morgen ohne anzuhalten fort-
setzen. Gneisenau selbst führte unmittelbar hinter den Reiterschwärmen ein
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