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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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gemeine Stoffe zur Ausführung wählten. Am stärksten ist die Landschaft mit 226
Nummern vertreten, zu denen außerdem 49 Architekturbilder und 23 Seestückc
hinzukommen. Blumenstücke verkündet der Katalog 23, Fruchtstücke und Stillleben
13, Thierstücke 22. Sehr bedeutend ist auch diesmal die Zahl der Bildnisse, die
sich auf 163 ausgeführte Portraits und 14 Studienköpfe beläuft. Zu alle dem
kommen noch 1ö Studien von allgemeinem Inhalte, 39 Skizzen und mehrere nicht
im Katalog verzeichnete größere und kleinere Oelgemälde. --

Wir haben es wesentlich mit deutschen Künstlern und mit deutscher Kunst zu
thun. Die verhältnißmäßig geringe Zahl ausheimischer Werke, unter de¬
nen vorzugsweise die der Belgier und Franzosen hervorzuheben sind, da sie sich
zumeist vou deutscher Kunstweise unterscheiden, ist nicht im Stande, den eigen¬
thümlich deutschen Charakter der Ausstellung zu verwischen. Der Deutsche bleibt
deutsch und darf, will er etwas wahrhaft Bedeutendes leisten, seine Individuali¬
tät nicht verläugnen. Leider wird dies nur selten beobachtet, indem die Mehr¬
zahl des tunsturtheileudeu Publicums sämmtliche Kunstleistungen, unbekümmert ob
sie deutsch, französisch oder belgisch sind, mit einem und demselben Maßstaab mißt.
Das führt dann meist zu vagen und schwankenden Urtheilen.

Betreten wir also als Deutsche die geöffneten Räume der Akademie, so wer¬
den wir uus sehr bald heimisch unter der schon jetzt bedeutenden Anzahl ausge¬
stellter, uus geistig verwandter Schöpfungen fühlen. Nur hin und wieder tritt
uns aus den wenigen nicht deutschen Bildern ein befremdliches Element entgegen,
das uns zwar auf Augenblicke fesselt, dann aber bald, dnrch mehr befreundete
Eindrücke verdrängt, sich in der Gesammtmasse verliert. Ungeachtet der großen
Menge noch fehlender Werke sind schon jetzt sast sämmtliche Hauptsäle der be¬
kannten Ausstellungsräume mehr oder weniger erfüllt, und es ist kein Knnstsach,
das nicht seine Vertreter hätte. Unter den Geschichtsbildern finden sich theils sehr
umfangreiche Arbeiten von I. Schrader, K. Bähr, Coomanns in Brüssel,
I. Hübner in Dresden, Eh. Köhler, Stielke, Steinbrück, Leutze, Streck-
fuß u. a., während Bilder von Begas, Menzel, Gallaitu. in. noch zu erwarten
sind. Unter den schon vorhandenen Genrebildern erwähnen wir vorläufig nur mehrere
Werke von E. Meierheim, Hasenklever, Lessing. L. Becker, Bvttanlay,
Flüggen, Hausmann, Meyer aus Bremen, Staffeck, Steinbrück u. ni.
Doch fehlt anch hier noch mancherlei das einen rühmlichst bekannten Namen trägt.
Von aus Düsseldorf angezeigten Landschaften fehlt bis jetzt ebenfalls noch eine
nicht unbedeutende Zahl, doch bietet das bereits Ausgestellte schon eine überaus reiche
Fülle des Vortrefflichen. Zu nennen sind darunter Arbeiten von M. Schmidt,
L. Grand, A. Elsasser, Gever, Güterbock, Pape, v. Kalkreuth, Krause
u. a. unter den Architekturbildern eins von A. Robert. Thierstücke haben
dort Verboekhoven, Folz, Staffeck u. A. Besonders groß ist, wie schon
bemerkt die Zahl der Portraits zu deuen Magnus, Begas, Amberg, Richter,


gemeine Stoffe zur Ausführung wählten. Am stärksten ist die Landschaft mit 226
Nummern vertreten, zu denen außerdem 49 Architekturbilder und 23 Seestückc
hinzukommen. Blumenstücke verkündet der Katalog 23, Fruchtstücke und Stillleben
13, Thierstücke 22. Sehr bedeutend ist auch diesmal die Zahl der Bildnisse, die
sich auf 163 ausgeführte Portraits und 14 Studienköpfe beläuft. Zu alle dem
kommen noch 1ö Studien von allgemeinem Inhalte, 39 Skizzen und mehrere nicht
im Katalog verzeichnete größere und kleinere Oelgemälde. —

Wir haben es wesentlich mit deutschen Künstlern und mit deutscher Kunst zu
thun. Die verhältnißmäßig geringe Zahl ausheimischer Werke, unter de¬
nen vorzugsweise die der Belgier und Franzosen hervorzuheben sind, da sie sich
zumeist vou deutscher Kunstweise unterscheiden, ist nicht im Stande, den eigen¬
thümlich deutschen Charakter der Ausstellung zu verwischen. Der Deutsche bleibt
deutsch und darf, will er etwas wahrhaft Bedeutendes leisten, seine Individuali¬
tät nicht verläugnen. Leider wird dies nur selten beobachtet, indem die Mehr¬
zahl des tunsturtheileudeu Publicums sämmtliche Kunstleistungen, unbekümmert ob
sie deutsch, französisch oder belgisch sind, mit einem und demselben Maßstaab mißt.
Das führt dann meist zu vagen und schwankenden Urtheilen.

Betreten wir also als Deutsche die geöffneten Räume der Akademie, so wer¬
den wir uus sehr bald heimisch unter der schon jetzt bedeutenden Anzahl ausge¬
stellter, uus geistig verwandter Schöpfungen fühlen. Nur hin und wieder tritt
uns aus den wenigen nicht deutschen Bildern ein befremdliches Element entgegen,
das uns zwar auf Augenblicke fesselt, dann aber bald, dnrch mehr befreundete
Eindrücke verdrängt, sich in der Gesammtmasse verliert. Ungeachtet der großen
Menge noch fehlender Werke sind schon jetzt sast sämmtliche Hauptsäle der be¬
kannten Ausstellungsräume mehr oder weniger erfüllt, und es ist kein Knnstsach,
das nicht seine Vertreter hätte. Unter den Geschichtsbildern finden sich theils sehr
umfangreiche Arbeiten von I. Schrader, K. Bähr, Coomanns in Brüssel,
I. Hübner in Dresden, Eh. Köhler, Stielke, Steinbrück, Leutze, Streck-
fuß u. a., während Bilder von Begas, Menzel, Gallaitu. in. noch zu erwarten
sind. Unter den schon vorhandenen Genrebildern erwähnen wir vorläufig nur mehrere
Werke von E. Meierheim, Hasenklever, Lessing. L. Becker, Bvttanlay,
Flüggen, Hausmann, Meyer aus Bremen, Staffeck, Steinbrück u. ni.
Doch fehlt anch hier noch mancherlei das einen rühmlichst bekannten Namen trägt.
Von aus Düsseldorf angezeigten Landschaften fehlt bis jetzt ebenfalls noch eine
nicht unbedeutende Zahl, doch bietet das bereits Ausgestellte schon eine überaus reiche
Fülle des Vortrefflichen. Zu nennen sind darunter Arbeiten von M. Schmidt,
L. Grand, A. Elsasser, Gever, Güterbock, Pape, v. Kalkreuth, Krause
u. a. unter den Architekturbildern eins von A. Robert. Thierstücke haben
dort Verboekhoven, Folz, Staffeck u. A. Besonders groß ist, wie schon
bemerkt die Zahl der Portraits zu deuen Magnus, Begas, Amberg, Richter,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/504>, abgerufen am 21.12.2024.