Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Wem, schon ein bloßes fortgesetztes Anschauen vortrefflicher Werke einen Jeden von dem Literatur. -- Wir erwähnen zunächst die gesammelten Werke des Grasen Grenzboten. III. -I8S2. no
Wem, schon ein bloßes fortgesetztes Anschauen vortrefflicher Werke einen Jeden von dem Literatur. — Wir erwähnen zunächst die gesammelten Werke des Grasen Grenzboten. III. -I8S2. no
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Wem, schon ein bloßes fortgesetztes Anschauen vortrefflicher Werke einen Jeden von dem
unbewußten Staunen endlich zu einer gewissen instinctartigen Sicherheit in der Erkennt¬
niß des Schönen führt, so wird ein planmäßiges Studium zur völligen Einsicht in die
Gründe bringen, durch welche jene Werke den hohen Grad künstlerischer Vollendung
^'reicht haben, durch den sie auch den Nohestcn in ein ehrfurchtsvolles Staunen ver¬
setzen, und wenn dann auch noch Vieles, vielleicht die größte Hälfte dieser Vorzüge
immerhin unaussprechbar bleibt, weil eben die Kunst da in ihr eigenstes Gebiet eintritt,
wo die Sprache verstummt, so lasse» sich doch die Principien, ohne welche diese un¬
aussprechbaren Vorzüge nicht zu erreichen gewesen wären, in Worte fasse» und zum
sichern Leitfaden eben so bei Erschaffung, wie bei Beurtheilung von Kunstwerken ver¬
einigen. Zur Unterstützung bei diesen Studie» empfehlen wir schließlich ein Werk, dessen
specielle Besprechung wir für ein anderes Mal ersparen: Das Wesen der Malerei von
M. Unger. —
Literatur. — Wir erwähnen zunächst die gesammelten Werke des Grasen
August v. Platen, 6. u»d 7. Band (Leipzig, Dyk). Sie sind zur Ergänzung der
^ottci'sehe» Gesammtausgabe bestimmt und werden allen Verehrern des Dichters eine
willkommene Zugabe sei». Daß wir zu diesen nicht gehören, haben wir in einer frühern
Nummer angedeutet; wir dürfen daher wol kaum noch bemerken, daß wir die Ansicht
des Herausgebers, Johannes Minckwitz, der in Platen die Spitze der lyrischen Poesie
sucht, nicht theilen. — Aus dem poetischen Nachlaß enthalten diese beiden Bände nament¬
lich eine schwache Jugendarbeit, „Marats Tod" und die „Polcnlieder", die zu dem
Jnteressanteste» gehöre», was er in der Lyrik geleistet hat, weniger ihres ästhetischen
Werths wegen, als wegen des lebhaften und wahren Gefühls, das sich in ihnen aus¬
spricht. Eins von diesen Gedichten ist anch in formeller Beziehung schön: „O kommt
im Verein, ihr Männer, o kommt" u. f. w. — Der Hauptinhalt ist der Briefwechsel
des Dichters mit seinem Jugendfreunde, dem Grafen Fugger, und einigen Anderen.
Die älteren Briefe, die während der Anwesenheit des Dichters in Deutschland geschrieben
sind, enthalten manche lehrreiche allgemeine Betrachtungen; in de» italienische» Briefen
dagegen, die den ganzen zweiten Band ausfüllen, herrscht das persönliche und geschäft¬
liche Interesse auf eine nicht gerade angenehme Weise vor. Einiges davon hätte der
Herausgeber wol im Interesse seines Helden auslassen sollen, z. B. die leidenschaftlichen
Ausfälle gegen Cotta, die doch kein cultnrhistorisches Interesse haben, und die zu
Recriminationen fuhren könnten. Ueberhaupt geht die Reizbarkeit des Dichters in'S
Grenzenlose. Wir führen hier einige Stellen an, die sich auf Heine beziehen. In einem
Briefe an Schelling vom December 1828 sagt er (Bd. 7, x. 1i3): „Noch kürzlich be¬
suchte der schamlose Jude Heine, ein armseliger Schmierer und Sansculotte, von dem
nur neulich el» Durchreisender 'ein Werkchen mittheilte, einen meiner Bekannten in
Florenz und äußerte, indem er behauptete, daß ich in Deutschland gar uicht bekannt
sei. daß Cotta von feinem letzten Werkche» i» drei Monaten 6000 Exemplare abgesetzt
habe .... Erlauben Sie mir, eine Nation, deren beliebteste Schriftsteller, wie doch
die egg» Exemplare beweisen, wahre Satanasse sind, zu verabscheuen. Ob es dieser
Mensch durch seine Intriguen bei Cotta nicht dahin bringt, daß dieser meinen Oedipus,
womit ich dem ganzen Lumpengesindel die Centnerlast meiner Überlegenheit fühlen lasse,
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