Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.schnür für nachstrebende Geister sein sollten. In der Jnstrumentation hingegen steht Unter den Musikstücken, welche am meisten zünden und von dem Componisten Bei dem Düsseldorfer Musikfeste (1. bis 4. Aug.) erhielt den ersten Com- Reißig er's neues Oratorium "David", zum. ersten Male am Palmsvnn- Ju Florenz fand vor kurzem die Aufführung der Chöre von Rossini's 5vis, Das Archiv des Musikcollegiums zu Neapel ist in den Besitz einer werthvollen schnür für nachstrebende Geister sein sollten. In der Jnstrumentation hingegen steht Unter den Musikstücken, welche am meisten zünden und von dem Componisten Bei dem Düsseldorfer Musikfeste (1. bis 4. Aug.) erhielt den ersten Com- Reißig er's neues Oratorium „David", zum. ersten Male am Palmsvnn- Ju Florenz fand vor kurzem die Aufführung der Chöre von Rossini's 5vis, Das Archiv des Musikcollegiums zu Neapel ist in den Besitz einer werthvollen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0366" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94807"/> <p xml:id="ID_1103" prev="#ID_1102"> schnür für nachstrebende Geister sein sollten. In der Jnstrumentation hingegen steht<lb/> Weigi nicht gleich groß da, wiewol es ihm an einzelnen Feinheiten nicht mangelt;<lb/> doch entbehrt man bei ihm der Füllung, die in Mozart's Harmonien so wohlthätig ist.<lb/> Es erscheinen oft kahle Stellen, die an die dreistimmige Harmonie der Alten erinnern.<lb/> Am Meisten fällt bei ihm ans und verletzt sogar sein Gebrauch der ersten Violine bei<lb/> der Cantilene. Die Violine begleitet nämlich den Gesang in den höheren Octaven,<lb/> oft in ganz hohen Lagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1104"> Unter den Musikstücken, welche am meisten zünden und von dem Componisten<lb/> mit großer Genialität eingelegt und ausgeführt sind, steht oben an die Arie der Em-<lb/> meline: „Wer hörte wohl jemals mich klagen?" Ferner im Anfange des dritten Actes,<lb/> der durch die Klänge der Schalmei unterbrochene Wechselgesang zwischen Jacob und<lb/> Emmeline, dessen Schluß, als sich die Liebenden gesehen und wiedergefunden haben,<lb/> dem Duette zwischen Leonore und Florestan im Fidelio nicht viel nachsteht, wenigstens<lb/> in dem kleinen Rahmen dieser Oper von gleicher Wirkung erscheint. Rührend wirkt<lb/> das Duett zwischen Richard und. Jacob, besonders dessen Schluß: Es sind Thränen<lb/> der köstlichsten Wonne :c.; nicht minder schön und charakteristisch ist das erste Terzett<lb/> zwischen dem Grafen und dem alten Schweizcrpaare. Von Weigi's großer Kraft für<lb/> die Darstellung komischer Rollen zeugt die Rolle des Paul. Ein Duett zwischen Paul<lb/> und Emmeline vermißten wir bei der Aufführung aus unsrer Bühne; aus welchem<lb/> Grunde es wegblieb, vermögen wir nicht anzugeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1105"> Bei dem Düsseldorfer Musikfeste (1. bis 4. Aug.) erhielt den ersten Com-<lb/> positionspreis H. Bvnicke, Organist in Quedlinburg, den zweiten Dr. E. Faißt,<lb/> Muflkdir. des Vereins Licderkranz in Stuttgart, den dritten H. Veit in Prag.</p><lb/> <p xml:id="ID_1106"> Reißig er's neues Oratorium „David", zum. ersten Male am Palmsvnn-<lb/> tcige dieses Jahres in Dresden aufgeführt, soll nun auch in Berlin unter Leitung<lb/> des Componisten vorgeführt werden. Das Werk hat vieles Verdienstliche, am meisten<lb/> in seinen Chören, die ernst gearbeitet und aus charakteristische Motive gebaut sind.<lb/> Doch wird ihre Wirkung stark beeinträchtigt durch ihre große Ausdehnung und das<lb/> zu deutlich, hervortretende Streben des Componisten, sich als Contrapunktisten zu<lb/> zeigen. Den Arien darf dieser Vorwurf nicht gemacht werden: sie sind weich und sen¬<lb/> timental gehalten und dem Mangel an Entschiedenheit, Rcißiger's altem Fehler, ist auch<lb/> hier nicht abgeholfen. Von größeren Verdienste sind die für die katholische Kirche in<lb/> Dresden geschriebenen großen Messen, unter denen einzelne den besten Werken dieser<lb/> Gattung an die Seite gestellt werden dürfen. Früher waren die Dresdner Kapell¬<lb/> meister sehr fruchtbar in dieser heiligen Musik; es genügt auf Hasse, Schuster, Seydel-<lb/> mann und Naumann hinzuweisen. Unter ihren Nachfolgern ist Reißigcr der einzige,<lb/> der sich ihnen an die Seite stellen kann. Weber's Talent war auf eine andre Seite<lb/> gerichtet, und darum sind seine Versuche in dieser Art sehr dürstig ausgefallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1107"> Ju Florenz fand vor kurzem die Aufführung der Chöre von Rossini's 5vis,<lb/> 1'Lspergnes se ig LlwrUö, statt. Der Componist dirigirte selbst; die besten Kräfte<lb/> der Stadt hatten sich zu einer würdigen Aufführung vereinigt. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1108" next="#ID_1109"> Das Archiv des Musikcollegiums zu Neapel ist in den Besitz einer werthvollen<lb/> Autographcuscunmlung von' Cimarosa gelangt. Sie gehörte früher dem Cardinal<lb/> Gonsalvo, dem der Componist seine Kompositionen zu übersenden pflegte. Nach dessen<lb/> Tode kamen sie in die Hände von Paul Cimarosa, dem Sohne des Componisten.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0366]
schnür für nachstrebende Geister sein sollten. In der Jnstrumentation hingegen steht
Weigi nicht gleich groß da, wiewol es ihm an einzelnen Feinheiten nicht mangelt;
doch entbehrt man bei ihm der Füllung, die in Mozart's Harmonien so wohlthätig ist.
Es erscheinen oft kahle Stellen, die an die dreistimmige Harmonie der Alten erinnern.
Am Meisten fällt bei ihm ans und verletzt sogar sein Gebrauch der ersten Violine bei
der Cantilene. Die Violine begleitet nämlich den Gesang in den höheren Octaven,
oft in ganz hohen Lagen.
Unter den Musikstücken, welche am meisten zünden und von dem Componisten
mit großer Genialität eingelegt und ausgeführt sind, steht oben an die Arie der Em-
meline: „Wer hörte wohl jemals mich klagen?" Ferner im Anfange des dritten Actes,
der durch die Klänge der Schalmei unterbrochene Wechselgesang zwischen Jacob und
Emmeline, dessen Schluß, als sich die Liebenden gesehen und wiedergefunden haben,
dem Duette zwischen Leonore und Florestan im Fidelio nicht viel nachsteht, wenigstens
in dem kleinen Rahmen dieser Oper von gleicher Wirkung erscheint. Rührend wirkt
das Duett zwischen Richard und. Jacob, besonders dessen Schluß: Es sind Thränen
der köstlichsten Wonne :c.; nicht minder schön und charakteristisch ist das erste Terzett
zwischen dem Grafen und dem alten Schweizcrpaare. Von Weigi's großer Kraft für
die Darstellung komischer Rollen zeugt die Rolle des Paul. Ein Duett zwischen Paul
und Emmeline vermißten wir bei der Aufführung aus unsrer Bühne; aus welchem
Grunde es wegblieb, vermögen wir nicht anzugeben.
Bei dem Düsseldorfer Musikfeste (1. bis 4. Aug.) erhielt den ersten Com-
positionspreis H. Bvnicke, Organist in Quedlinburg, den zweiten Dr. E. Faißt,
Muflkdir. des Vereins Licderkranz in Stuttgart, den dritten H. Veit in Prag.
Reißig er's neues Oratorium „David", zum. ersten Male am Palmsvnn-
tcige dieses Jahres in Dresden aufgeführt, soll nun auch in Berlin unter Leitung
des Componisten vorgeführt werden. Das Werk hat vieles Verdienstliche, am meisten
in seinen Chören, die ernst gearbeitet und aus charakteristische Motive gebaut sind.
Doch wird ihre Wirkung stark beeinträchtigt durch ihre große Ausdehnung und das
zu deutlich, hervortretende Streben des Componisten, sich als Contrapunktisten zu
zeigen. Den Arien darf dieser Vorwurf nicht gemacht werden: sie sind weich und sen¬
timental gehalten und dem Mangel an Entschiedenheit, Rcißiger's altem Fehler, ist auch
hier nicht abgeholfen. Von größeren Verdienste sind die für die katholische Kirche in
Dresden geschriebenen großen Messen, unter denen einzelne den besten Werken dieser
Gattung an die Seite gestellt werden dürfen. Früher waren die Dresdner Kapell¬
meister sehr fruchtbar in dieser heiligen Musik; es genügt auf Hasse, Schuster, Seydel-
mann und Naumann hinzuweisen. Unter ihren Nachfolgern ist Reißigcr der einzige,
der sich ihnen an die Seite stellen kann. Weber's Talent war auf eine andre Seite
gerichtet, und darum sind seine Versuche in dieser Art sehr dürstig ausgefallen.
Ju Florenz fand vor kurzem die Aufführung der Chöre von Rossini's 5vis,
1'Lspergnes se ig LlwrUö, statt. Der Componist dirigirte selbst; die besten Kräfte
der Stadt hatten sich zu einer würdigen Aufführung vereinigt. —
Das Archiv des Musikcollegiums zu Neapel ist in den Besitz einer werthvollen
Autographcuscunmlung von' Cimarosa gelangt. Sie gehörte früher dem Cardinal
Gonsalvo, dem der Componist seine Kompositionen zu übersenden pflegte. Nach dessen
Tode kamen sie in die Hände von Paul Cimarosa, dem Sohne des Componisten.
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