François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Er überblickt das Zimmer, das gestern noch einem In dem nämlichen Augenblicke aber bringt trium¬ Nach einer Stunde hielten die Wagen vor einer Er überblickt das Zimmer, das geſtern noch einem In dem nämlichen Augenblicke aber bringt trium¬ Nach einer Stunde hielten die Wagen vor einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="104"/> Er überblickt das Zimmer, das geſtern noch einem<lb/> Garten geglichen hatte. Sämmtliche Töpfe jedoch ſind<lb/> heute in der Frühe hinaus zum Schmucke der elter¬<lb/> lichen Gräber getragen worden; nur in einem Waſſer¬<lb/> glaſe ſieht er ein paar Zweige, die er achtlos ergreift<lb/> und der Geliebten reicht. Die Mutter unterdrückt<lb/> einen Schauder; mit einem herzzerreißenden Lächeln<lb/> flicht ſie dieſelben Dorothee in ihr goldenes Haar: es iſt ein<lb/> Strauß Rosmarin, auf eben jenen Gräbern geſtern<lb/> zum Andenken von der Tochter Hand gepflückt.</p><lb/> <p>In dem nämlichen Augenblicke aber bringt trium¬<lb/> phirend der gute Papa, der in ſeinem Eifer in den<lb/> Garten gelaufen iſt, eine Handvoll weißer Tauſend¬<lb/> ſchön, an denen noch der Morgenthau perlt. Sie<lb/> werden zwiſchen die Zweige gewunden und ſo mit<lb/> Frühlingsblumen und Grabesgrün iſt der bräutliche<lb/> Schmuck vollendet. Siegmund Faber legt einen koſt¬<lb/> baren türkiſchen Shawl um die Schultern ſeiner Ver¬<lb/> lobten, er führt ſie zum Wagen, die Eltern folgen.<lb/> Unter den Grüßen und Winken ihrer Mitbürger, die<lb/> eben dem Gotteshauſe entſtrömen, fährt das ſchöne<lb/> Kind der Stadt aus ſeiner dunklen Heimath in den<lb/> blendenden Glanz der Welt.</p><lb/> <p>Nach einer Stunde hielten die Wagen vor einer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0108]
Er überblickt das Zimmer, das geſtern noch einem
Garten geglichen hatte. Sämmtliche Töpfe jedoch ſind
heute in der Frühe hinaus zum Schmucke der elter¬
lichen Gräber getragen worden; nur in einem Waſſer¬
glaſe ſieht er ein paar Zweige, die er achtlos ergreift
und der Geliebten reicht. Die Mutter unterdrückt
einen Schauder; mit einem herzzerreißenden Lächeln
flicht ſie dieſelben Dorothee in ihr goldenes Haar: es iſt ein
Strauß Rosmarin, auf eben jenen Gräbern geſtern
zum Andenken von der Tochter Hand gepflückt.
In dem nämlichen Augenblicke aber bringt trium¬
phirend der gute Papa, der in ſeinem Eifer in den
Garten gelaufen iſt, eine Handvoll weißer Tauſend¬
ſchön, an denen noch der Morgenthau perlt. Sie
werden zwiſchen die Zweige gewunden und ſo mit
Frühlingsblumen und Grabesgrün iſt der bräutliche
Schmuck vollendet. Siegmund Faber legt einen koſt¬
baren türkiſchen Shawl um die Schultern ſeiner Ver¬
lobten, er führt ſie zum Wagen, die Eltern folgen.
Unter den Grüßen und Winken ihrer Mitbürger, die
eben dem Gotteshauſe entſtrömen, fährt das ſchöne
Kind der Stadt aus ſeiner dunklen Heimath in den
blendenden Glanz der Welt.
Nach einer Stunde hielten die Wagen vor einer
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