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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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gerne damit zufrieden, der Fischer nöthigte ihn
auf den ledigen Ehrenplatz der schlafen gegang-
nen Hausfrau, und beide tranken und sprachen
miteinander, wie es zwei wackern und zutrauli-
chen Männern geziemt. Freilich, so oft sich vor
den Fenstern das Geringste regte, oder auch bis-
weilen, wenn sich gar nichts regte, sah Eines
von beiden in die Höhe, sprechend: sie kommt. --
Dann wurden sie ein Paar Augenblicke stille,
und fuhren nachher, da nichts erschien, kopfschüt-
telnd und seufzend in ihren Reden fort.

Weil aber nun Beide an fast gar nichts
andres zu denken vermochten, als an Undinen,
so wußten sie auch nichts beßres, als, der Rit-
ter, zu hören, welchergestalt Undine zu dem
alten Fischer gekommen sei, der alte Fischer, eben
diese Geschichte zu erzählen. Deshalben hub er
folgendermaßen an.

Es sind nun wohl funfzehn Jahre vergan-
gen, da zog ich einmal durch den wüsten Wald
mit meiner Waare nach der Stadt. Meine
Frau war daheim geblieben, wie gewöhnlich;

B 2

gerne damit zufrieden, der Fiſcher noͤthigte ihn
auf den ledigen Ehrenplatz der ſchlafen gegang-
nen Hausfrau, und beide tranken und ſprachen
miteinander, wie es zwei wackern und zutrauli-
chen Maͤnnern geziemt. Freilich, ſo oft ſich vor
den Fenſtern das Geringſte regte, oder auch bis-
weilen, wenn ſich gar nichts regte, ſah Eines
von beiden in die Hoͤhe, ſprechend: ſie kommt. —
Dann wurden ſie ein Paar Augenblicke ſtille,
und fuhren nachher, da nichts erſchien, kopfſchuͤt-
telnd und ſeufzend in ihren Reden fort.

Weil aber nun Beide an faſt gar nichts
andres zu denken vermochten, als an Undinen,
ſo wußten ſie auch nichts beßres, als, der Rit-
ter, zu hoͤren, welchergeſtalt Undine zu dem
alten Fiſcher gekommen ſei, der alte Fiſcher, eben
dieſe Geſchichte zu erzaͤhlen. Deshalben hub er
folgendermaßen an.

Es ſind nun wohl funfzehn Jahre vergan-
gen, da zog ich einmal durch den wuͤſten Wald
mit meiner Waare nach der Stadt. Meine
Frau war daheim geblieben, wie gewoͤhnlich;

B 2
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[19/0033] gerne damit zufrieden, der Fiſcher noͤthigte ihn auf den ledigen Ehrenplatz der ſchlafen gegang- nen Hausfrau, und beide tranken und ſprachen miteinander, wie es zwei wackern und zutrauli- chen Maͤnnern geziemt. Freilich, ſo oft ſich vor den Fenſtern das Geringſte regte, oder auch bis- weilen, wenn ſich gar nichts regte, ſah Eines von beiden in die Hoͤhe, ſprechend: ſie kommt. — Dann wurden ſie ein Paar Augenblicke ſtille, und fuhren nachher, da nichts erſchien, kopfſchuͤt- telnd und ſeufzend in ihren Reden fort. Weil aber nun Beide an faſt gar nichts andres zu denken vermochten, als an Undinen, ſo wußten ſie auch nichts beßres, als, der Rit- ter, zu hoͤren, welchergeſtalt Undine zu dem alten Fiſcher gekommen ſei, der alte Fiſcher, eben dieſe Geſchichte zu erzaͤhlen. Deshalben hub er folgendermaßen an. Es ſind nun wohl funfzehn Jahre vergan- gen, da zog ich einmal durch den wuͤſten Wald mit meiner Waare nach der Stadt. Meine Frau war daheim geblieben, wie gewoͤhnlich; B 2

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/33>, abgerufen am 28.03.2024.