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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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machen, so bedarf er kein Geld; kann er solches aber nicht,
warum sollte man ihm Geld geben?"

Die Verlegenheiten, die ihm daraus erwuchsen, veranlaßten
ihn, einen Ruf an den brandenburgischen Hof anzunehmen, frei-
lich unter bescheideneren Bedingungen, die aber das Gute hatten,
daß sie gehalten wurden. Der große Kurfürst sagte ihm in einer
ersten Unterredung, in der diese Dinge zur Sprache kamen:
"Ich kann Euch 1000 Thlr. nicht geben, denn ich gebe mei-
nen Geheimen Räthen nicht mehr; um keine Jalousie zu machen,
so will ich Euch geben, was ich meinen Geheimen Kammerdie-
nern gebe." So erhielt Kunkel ein Jahresgehalt von 500 Thlr.
Er nahm erst die Drewitzer Glashütte in Pacht, wurde dann
Compagnon der Glashütte auf dem Hakendamm bei Potsdam,
erfand hier das Rubinglas, das zu schönen Pokalen ver-
arbeitet wurde, und erhielt endlich, da es ihm um ein möglichst
abgelegenes, schwer zugängliches Plätzchen für seine Arbeiten zu
thun war, in dem schon genannten Jahre 1685 den ganzen
Kaninchenwerder (Pfaueninsel) zum Geschenk. Die Schenkungs-
urkunde besagte, daß ihm, unter Befreiung von allen Abgaben,
die ganze Insel erb- und eigenthümlich übereignet, das Recht
des freien Brauens, Backens und Branntweinbrennens zuerkannt
und der Bau einer Windmühle gestattet werden solle, "damit
seine Leute nicht gezwungen seien, des Backens und Brauens,
des Mahlens und Schrotens halber, die Insel zu verlassen."
Gleichzeitig wurde er in seiner Rubinglas-Fabrikation durch ein
Privilegium geschützt, wogegen er es übernahm "alljährlich für
50 Thaler Krystallgläser an die Kurfürstliche Kellerei abzuliefern
und seine Glaskorallen nur an die Guinea'sche Compagnie zu
verkaufen."

Die Errichtung der Glashütte erfolgte bald darauf an der
nordöstlichen Seite der Insel dicht am Ufer. Er erbaute beson-
dere Oefen, um die beste Art der Condensirung des Feuers zu
ermitteln, kein Fremder durfte die Insel betreten, nur der Kur-
fürst besuchte ihn wiederholt, um die Anlage des Ganzen, so

machen, ſo bedarf er kein Geld; kann er ſolches aber nicht,
warum ſollte man ihm Geld geben?“

Die Verlegenheiten, die ihm daraus erwuchſen, veranlaßten
ihn, einen Ruf an den brandenburgiſchen Hof anzunehmen, frei-
lich unter beſcheideneren Bedingungen, die aber das Gute hatten,
daß ſie gehalten wurden. Der große Kurfürſt ſagte ihm in einer
erſten Unterredung, in der dieſe Dinge zur Sprache kamen:
„Ich kann Euch 1000 Thlr. nicht geben, denn ich gebe mei-
nen Geheimen Räthen nicht mehr; um keine Jalousie zu machen,
ſo will ich Euch geben, was ich meinen Geheimen Kammerdie-
nern gebe.“ So erhielt Kunkel ein Jahresgehalt von 500 Thlr.
Er nahm erſt die Drewitzer Glashütte in Pacht, wurde dann
Compagnon der Glashütte auf dem Hakendamm bei Potsdam,
erfand hier das Rubinglas, das zu ſchönen Pokalen ver-
arbeitet wurde, und erhielt endlich, da es ihm um ein möglichſt
abgelegenes, ſchwer zugängliches Plätzchen für ſeine Arbeiten zu
thun war, in dem ſchon genannten Jahre 1685 den ganzen
Kaninchenwerder (Pfaueninſel) zum Geſchenk. Die Schenkungs-
urkunde beſagte, daß ihm, unter Befreiung von allen Abgaben,
die ganze Inſel erb- und eigenthümlich übereignet, das Recht
des freien Brauens, Backens und Branntweinbrennens zuerkannt
und der Bau einer Windmühle geſtattet werden ſolle, „damit
ſeine Leute nicht gezwungen ſeien, des Backens und Brauens,
des Mahlens und Schrotens halber, die Inſel zu verlaſſen.“
Gleichzeitig wurde er in ſeiner Rubinglas-Fabrikation durch ein
Privilegium geſchützt, wogegen er es übernahm „alljährlich für
50 Thaler Kryſtallgläſer an die Kurfürſtliche Kellerei abzuliefern
und ſeine Glaskorallen nur an die Guinea’ſche Compagnie zu
verkaufen.“

Die Errichtung der Glashütte erfolgte bald darauf an der
nordöſtlichen Seite der Inſel dicht am Ufer. Er erbaute beſon-
dere Oefen, um die beſte Art der Condenſirung des Feuers zu
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fürſt beſuchte ihn wiederholt, um die Anlage des Ganzen, ſo

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[146/0164] machen, ſo bedarf er kein Geld; kann er ſolches aber nicht, warum ſollte man ihm Geld geben?“ Die Verlegenheiten, die ihm daraus erwuchſen, veranlaßten ihn, einen Ruf an den brandenburgiſchen Hof anzunehmen, frei- lich unter beſcheideneren Bedingungen, die aber das Gute hatten, daß ſie gehalten wurden. Der große Kurfürſt ſagte ihm in einer erſten Unterredung, in der dieſe Dinge zur Sprache kamen: „Ich kann Euch 1000 Thlr. nicht geben, denn ich gebe mei- nen Geheimen Räthen nicht mehr; um keine Jalousie zu machen, ſo will ich Euch geben, was ich meinen Geheimen Kammerdie- nern gebe.“ So erhielt Kunkel ein Jahresgehalt von 500 Thlr. Er nahm erſt die Drewitzer Glashütte in Pacht, wurde dann Compagnon der Glashütte auf dem Hakendamm bei Potsdam, erfand hier das Rubinglas, das zu ſchönen Pokalen ver- arbeitet wurde, und erhielt endlich, da es ihm um ein möglichſt abgelegenes, ſchwer zugängliches Plätzchen für ſeine Arbeiten zu thun war, in dem ſchon genannten Jahre 1685 den ganzen Kaninchenwerder (Pfaueninſel) zum Geſchenk. Die Schenkungs- urkunde beſagte, daß ihm, unter Befreiung von allen Abgaben, die ganze Inſel erb- und eigenthümlich übereignet, das Recht des freien Brauens, Backens und Branntweinbrennens zuerkannt und der Bau einer Windmühle geſtattet werden ſolle, „damit ſeine Leute nicht gezwungen ſeien, des Backens und Brauens, des Mahlens und Schrotens halber, die Inſel zu verlaſſen.“ Gleichzeitig wurde er in ſeiner Rubinglas-Fabrikation durch ein Privilegium geſchützt, wogegen er es übernahm „alljährlich für 50 Thaler Kryſtallgläſer an die Kurfürſtliche Kellerei abzuliefern und ſeine Glaskorallen nur an die Guinea’ſche Compagnie zu verkaufen.“ Die Errichtung der Glashütte erfolgte bald darauf an der nordöſtlichen Seite der Inſel dicht am Ufer. Er erbaute beſon- dere Oefen, um die beſte Art der Condenſirung des Feuers zu ermitteln, kein Fremder durfte die Inſel betreten, nur der Kur- fürſt beſuchte ihn wiederholt, um die Anlage des Ganzen, ſo

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/164>, abgerufen am 29.11.2024.