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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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durch den Stoß über Bord fielen. Durch das Herbeieilen der
Fischer wurden diese glücklich wieder herausgefischt.

Nachdem das Gefecht 2 Stunden gedauert hatte und es,
trotz der Brustharnische und der Helme, manchen blauen Fleck
und Beulen gegeben hatte, auch auf keiner Seite nur ein Haar
breit der Sieg gewichen war, wurde das Zeichen zum Abbruch
des Gefechts gegeben und die Schiffe zogen sich unter gegen-
seitigen Drohungen und Neckereien (Leutinger: "Spottereien")
der Mannschaften in ihre vorigen Stellungen zurück. Zugleich
kam der Befehl, daß der Sieg auf dem Nachmittage zu Lande
entschieden werden sollte. Die Berliner verließen ihre Schiffe
und lagerten sich dort auf dem Felde, "der Plan" genannt;
die Spandower gingen, um sich ihre Beulen zu besehen, einst-
weilen nach Hause, und die Anführer, um sich zu berathen,
wie sie den Nachmittagskampf mit Ehren bestünden. Denn sie
verhehlten sich nicht, daß sie, bei ihrer geringeren Zahl, es nur
der großen Geschicklichkeit ihrer Steuerleute und Ruderer zu ver-
danken gehabt hätten, daß sie nicht besiegt worden wären. Auch
war gewiß, daß sich die Zahl der Streiter ihrer Feinde aus
der Zahl der Schaulustigen aus Berlin noch erheblich vermeh-
ren würde. Sie entschlossen sich also, einen Succurs aus dem
städtischen Kämmereidorfe Staaken nebst den zur Stadt gehö-
rigen Weinbergen und was sie sonst noch aufzutreiben wußten,
herbeiholen zu lassen.

Die Anzahl der Berliner war, wie Leutinger versichert,
über 1500 Mann. Die Spandower dagegen waren höchstens
800 Mann.

Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stille
beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach Staaken zu
reiten, um dort die Bauern und Knechte, so viel wie anwesend
wären und einen guten Knüppel führen könnten, zusammen zu
nehmen, solche quer übers Feld und nach der Gegend der
Valentins-Insel zu führen, um von dort auf Kähnen nach
dem Saatwinkel geführt zu werden. Dann sollte Schönicke
während des Gefechts, unter Begünstigung der vielen Ge-

durch den Stoß über Bord fielen. Durch das Herbeieilen der
Fiſcher wurden dieſe glücklich wieder herausgefiſcht.

Nachdem das Gefecht 2 Stunden gedauert hatte und es,
trotz der Bruſtharniſche und der Helme, manchen blauen Fleck
und Beulen gegeben hatte, auch auf keiner Seite nur ein Haar
breit der Sieg gewichen war, wurde das Zeichen zum Abbruch
des Gefechts gegeben und die Schiffe zogen ſich unter gegen-
ſeitigen Drohungen und Neckereien (Leutinger: „Spottereien“)
der Mannſchaften in ihre vorigen Stellungen zurück. Zugleich
kam der Befehl, daß der Sieg auf dem Nachmittage zu Lande
entſchieden werden ſollte. Die Berliner verließen ihre Schiffe
und lagerten ſich dort auf dem Felde, „der Plan“ genannt;
die Spandower gingen, um ſich ihre Beulen zu beſehen, einſt-
weilen nach Hauſe, und die Anführer, um ſich zu berathen,
wie ſie den Nachmittagskampf mit Ehren beſtünden. Denn ſie
verhehlten ſich nicht, daß ſie, bei ihrer geringeren Zahl, es nur
der großen Geſchicklichkeit ihrer Steuerleute und Ruderer zu ver-
danken gehabt hätten, daß ſie nicht beſiegt worden wären. Auch
war gewiß, daß ſich die Zahl der Streiter ihrer Feinde aus
der Zahl der Schauluſtigen aus Berlin noch erheblich vermeh-
ren würde. Sie entſchloſſen ſich alſo, einen Succurs aus dem
ſtädtiſchen Kämmereidorfe Staaken nebſt den zur Stadt gehö-
rigen Weinbergen und was ſie ſonſt noch aufzutreiben wußten,
herbeiholen zu laſſen.

Die Anzahl der Berliner war, wie Leutinger verſichert,
über 1500 Mann. Die Spandower dagegen waren höchſtens
800 Mann.

Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stille
beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach Staaken zu
reiten, um dort die Bauern und Knechte, ſo viel wie anweſend
wären und einen guten Knüppel führen könnten, zuſammen zu
nehmen, ſolche quer übers Feld und nach der Gegend der
Valentins-Inſel zu führen, um von dort auf Kähnen nach
dem Saatwinkel geführt zu werden. Dann ſollte Schönicke
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[134/0152] durch den Stoß über Bord fielen. Durch das Herbeieilen der Fiſcher wurden dieſe glücklich wieder herausgefiſcht. Nachdem das Gefecht 2 Stunden gedauert hatte und es, trotz der Bruſtharniſche und der Helme, manchen blauen Fleck und Beulen gegeben hatte, auch auf keiner Seite nur ein Haar breit der Sieg gewichen war, wurde das Zeichen zum Abbruch des Gefechts gegeben und die Schiffe zogen ſich unter gegen- ſeitigen Drohungen und Neckereien (Leutinger: „Spottereien“) der Mannſchaften in ihre vorigen Stellungen zurück. Zugleich kam der Befehl, daß der Sieg auf dem Nachmittage zu Lande entſchieden werden ſollte. Die Berliner verließen ihre Schiffe und lagerten ſich dort auf dem Felde, „der Plan“ genannt; die Spandower gingen, um ſich ihre Beulen zu beſehen, einſt- weilen nach Hauſe, und die Anführer, um ſich zu berathen, wie ſie den Nachmittagskampf mit Ehren beſtünden. Denn ſie verhehlten ſich nicht, daß ſie, bei ihrer geringeren Zahl, es nur der großen Geſchicklichkeit ihrer Steuerleute und Ruderer zu ver- danken gehabt hätten, daß ſie nicht beſiegt worden wären. Auch war gewiß, daß ſich die Zahl der Streiter ihrer Feinde aus der Zahl der Schauluſtigen aus Berlin noch erheblich vermeh- ren würde. Sie entſchloſſen ſich alſo, einen Succurs aus dem ſtädtiſchen Kämmereidorfe Staaken nebſt den zur Stadt gehö- rigen Weinbergen und was ſie ſonſt noch aufzutreiben wußten, herbeiholen zu laſſen. Die Anzahl der Berliner war, wie Leutinger verſichert, über 1500 Mann. Die Spandower dagegen waren höchſtens 800 Mann. Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stille beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach Staaken zu reiten, um dort die Bauern und Knechte, ſo viel wie anweſend wären und einen guten Knüppel führen könnten, zuſammen zu nehmen, ſolche quer übers Feld und nach der Gegend der Valentins-Inſel zu führen, um von dort auf Kähnen nach dem Saatwinkel geführt zu werden. Dann ſollte Schönicke während des Gefechts, unter Begünſtigung der vielen Ge-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/152>, abgerufen am 30.11.2024.