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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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hochgestellte Diener seines Fürsten, starb in Armuth. Die Leichen-
predigt, die Probst Andreas Müller hielt, konnte wegen Mangels
an Geld nicht gedruckt werden und noch 1675, also 7 Jahre nach
seinem Tode, bat der Probst bei den Sparr'schen Erben um Zah-
lung gehabter Unkosten und Auslagen. Die Beisetzung der Leiche
erfolgte, wie das alte Kirchenbuch von St. Marien besagt, "am
12. Mai, Abends in der Still', im Beisein vornehmer Leute."
Thurm und Erbbegräbniß, die beiden Denkmale, die sich der Feld-
marschall bei Lebzeiten gesetzt, hatten ihn zum armen Manne ge-
macht. Aber was ihn erniedrigte, hat ihn auch erhöht: Thurm
und Erbbegräbniß sind es, die seinen Namen in der Erinnerung
der Nachwelt festgehalten haben und bis diesen Tag von einem
Ruhme erzählen, der ohne das ernste, halb räthselvolle Steinbild
des Artus Quellinus vergessener wäre, als er es ist.



Die Geschichte vom alten Sparr hatte, seit ich zuerst von ihm
hörte, immer den Zauber jener unbestimmten Linien für mich ge-
habt, die mehr ahnen lassen als geben, und, so seltsam es klingen
mag, ich machte mich auf den Weg nach Prenden mit einer ge-
wissen Gehobenheit der Stimmung, als wanderte ich in altes
romantisches Land.

Es ist auch ein romantisches Land, märkisch-romantisch.
Ich begann meine Wanderung von dem Städtchen Biesenthal aus,
das seinerseits wie eine holprige Idylle in der Thalrinne des
Finow-Flusses liegt. Von Biesenthal bis Prenden ist noch eine
halbe Meile und diese halbe Meile führt durch eine Art Muster-
stück märkischer Landschaft. Wie Linien, die über ein Blatt gezogen
sind, laufen zahlreiche Hügelreihen von Ost nach West, und da
unser Weg uns in senkrechter Linie nach Norden führt, so haben
wir in vollkommener Wellenbewegung das Hügel- und Thalland
zu durchschreiten. Die Hügel sind von einer äußersten Sterilität,
kaum eine Moosschicht hat sich darauf niedergelassen und ihre
ganze Erscheinung erinnert lebhaft an die Sanddünen der Ostsee;

hochgeſtellte Diener ſeines Fürſten, ſtarb in Armuth. Die Leichen-
predigt, die Probſt Andreas Müller hielt, konnte wegen Mangels
an Geld nicht gedruckt werden und noch 1675, alſo 7 Jahre nach
ſeinem Tode, bat der Probſt bei den Sparr’ſchen Erben um Zah-
lung gehabter Unkoſten und Auslagen. Die Beiſetzung der Leiche
erfolgte, wie das alte Kirchenbuch von St. Marien beſagt, „am
12. Mai, Abends in der Still’, im Beiſein vornehmer Leute.“
Thurm und Erbbegräbniß, die beiden Denkmale, die ſich der Feld-
marſchall bei Lebzeiten geſetzt, hatten ihn zum armen Manne ge-
macht. Aber was ihn erniedrigte, hat ihn auch erhöht: Thurm
und Erbbegräbniß ſind es, die ſeinen Namen in der Erinnerung
der Nachwelt feſtgehalten haben und bis dieſen Tag von einem
Ruhme erzählen, der ohne das ernſte, halb räthſelvolle Steinbild
des Artus Quellinus vergeſſener wäre, als er es iſt.



Die Geſchichte vom alten Sparr hatte, ſeit ich zuerſt von ihm
hörte, immer den Zauber jener unbeſtimmten Linien für mich ge-
habt, die mehr ahnen laſſen als geben, und, ſo ſeltſam es klingen
mag, ich machte mich auf den Weg nach Prenden mit einer ge-
wiſſen Gehobenheit der Stimmung, als wanderte ich in altes
romantiſches Land.

Es iſt auch ein romantiſches Land, märkiſch-romantiſch.
Ich begann meine Wanderung von dem Städtchen Bieſenthal aus,
das ſeinerſeits wie eine holprige Idylle in der Thalrinne des
Finow-Fluſſes liegt. Von Bieſenthal bis Prenden iſt noch eine
halbe Meile und dieſe halbe Meile führt durch eine Art Muſter-
ſtück märkiſcher Landſchaft. Wie Linien, die über ein Blatt gezogen
ſind, laufen zahlreiche Hügelreihen von Oſt nach Weſt, und da
unſer Weg uns in ſenkrechter Linie nach Norden führt, ſo haben
wir in vollkommener Wellenbewegung das Hügel- und Thalland
zu durchſchreiten. Die Hügel ſind von einer äußerſten Sterilität,
kaum eine Moosſchicht hat ſich darauf niedergelaſſen und ihre
ganze Erſcheinung erinnert lebhaft an die Sanddünen der Oſtſee;

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[310/0328] hochgeſtellte Diener ſeines Fürſten, ſtarb in Armuth. Die Leichen- predigt, die Probſt Andreas Müller hielt, konnte wegen Mangels an Geld nicht gedruckt werden und noch 1675, alſo 7 Jahre nach ſeinem Tode, bat der Probſt bei den Sparr’ſchen Erben um Zah- lung gehabter Unkoſten und Auslagen. Die Beiſetzung der Leiche erfolgte, wie das alte Kirchenbuch von St. Marien beſagt, „am 12. Mai, Abends in der Still’, im Beiſein vornehmer Leute.“ Thurm und Erbbegräbniß, die beiden Denkmale, die ſich der Feld- marſchall bei Lebzeiten geſetzt, hatten ihn zum armen Manne ge- macht. Aber was ihn erniedrigte, hat ihn auch erhöht: Thurm und Erbbegräbniß ſind es, die ſeinen Namen in der Erinnerung der Nachwelt feſtgehalten haben und bis dieſen Tag von einem Ruhme erzählen, der ohne das ernſte, halb räthſelvolle Steinbild des Artus Quellinus vergeſſener wäre, als er es iſt. Die Geſchichte vom alten Sparr hatte, ſeit ich zuerſt von ihm hörte, immer den Zauber jener unbeſtimmten Linien für mich ge- habt, die mehr ahnen laſſen als geben, und, ſo ſeltſam es klingen mag, ich machte mich auf den Weg nach Prenden mit einer ge- wiſſen Gehobenheit der Stimmung, als wanderte ich in altes romantiſches Land. Es iſt auch ein romantiſches Land, märkiſch-romantiſch. Ich begann meine Wanderung von dem Städtchen Bieſenthal aus, das ſeinerſeits wie eine holprige Idylle in der Thalrinne des Finow-Fluſſes liegt. Von Bieſenthal bis Prenden iſt noch eine halbe Meile und dieſe halbe Meile führt durch eine Art Muſter- ſtück märkiſcher Landſchaft. Wie Linien, die über ein Blatt gezogen ſind, laufen zahlreiche Hügelreihen von Oſt nach Weſt, und da unſer Weg uns in ſenkrechter Linie nach Norden führt, ſo haben wir in vollkommener Wellenbewegung das Hügel- und Thalland zu durchſchreiten. Die Hügel ſind von einer äußerſten Sterilität, kaum eine Moosſchicht hat ſich darauf niedergelaſſen und ihre ganze Erſcheinung erinnert lebhaft an die Sanddünen der Oſtſee;

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/328>, abgerufen am 23.11.2024.