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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von Betrügereyen einiger Leute/ die auf dem Wasser zu thun haben.
[Spaltenumbruch] hauen, und nach Hause schaffen dürffen.
19) Wenn sie die Erb-Zinsen und jährli-
chen Gefälle nicht zu behöriger Zeit ein-
treiben, sondern solche um ihres Vorthels
wegen mit Fleiß anwachsen und stehen
lassen. 20) Wenn sie, um nicht das An-
sehen zu haben, als ob sie Geschencke näh-
men, diejenigen, so ihnen dergleichen brin-
gen, abweisen, dennoch aber geschehen
lassen, daß man der Frau Verwalterin
etwas in die Küche spendiret. 21) Wenn
sie um Eigennutzes willen so wohl der
Unterthanen, als ihrer Herren herge-
brachte Gerechtigkeiten, Gerichte, Frey-
heiten, Grentzen, Jagden, Gehöltze, Ren-
ten, Zinsen, Gülden, Zehenden, Leh-
nen, u. d. g. steigende und fallende Nu-
tzungen schmählern lassen, und nicht steif
und fest darüber halten, auch da solche an-
gefochten werden, ihren Herren nicht zu
behöriger Zeit kund machen. 22) Wenn
sie sich ihr Deputat am Salario, Korn,
Saltz und Schmaltz, und dergleichen, a
part
geben lassen, nichts desto weniger
aber hernach von dem Gesinde-Brod es-
sen, und auch von des Herrn Vieh ge-
machter Butter schmeltzen. 23) Wenn
sie vor sich ohne der Herren Vorbewust
viel Flügel- und Feder-Vieh halten, und
solches mit ihrer Herren Körnern mä-
sten. 24) Wenn sie von dem erzeugten
jungen Feder-Vieh einige abwürgen, und
vor sich verzehren, gleichwohl aber nicht
berechnen, sondern vorgeben, es seyn nur
so und so viel Stücke von diesen oder je-
nen erzeuget worden.

Die Mittel hierwider sind, daß man 1)
in Erwehlung eines zu solchen Diensten
erforderten geschickten, und auf GOtt se-
henden Subjecti behutsam gehet. 2) Sol-
che Personen mit besonderen Eydes-
Pflichten beleget, und mit einer schrifftli-
chen Instruction, wie sie ihr Amt zu füh-
ren, und sich allenthalben zu verhalten.
3) Nicht nur selbst, wo möglich, fleißig nach-
siehet, sondern auch durch in geheim be-
stellte Observatores auf des Verwalters
Thun und Lassen sorgfältige Acht haben
lässet.

Brunnen-Gräber / Röhr-Meister.
§. 9.

Diese betrügen, 1) wenn sie vor-
geben, die Wasser lägen nicht tief, und wä-
ren bald zu erlangen, damit sie solches der
Herrschafft fein leicht machen. 2) Wenn
sie untüchtige Arbeit verfertigen. 3)
Wenn sie von dem Wercke, damit es ih-
[Spaltenumbruch] nen nur nicht aus den Händen gehe, an-
fangs wenig fordern, sich aber so gleich die
Helffte voraus zahlen lassen, und her-
nach, wenn sie mitten in der Arbeit seyn,
zu lamentiren anfangen, daß sie es un-
möglich um den getroffenen Accord thun
könten, müsten eher den Bau liegen las-
sen, und einem andern cediren, damit der
Bau-Herr, falls er anders das Gebäu-
de bald fertig haben will, über dem Ac-
cord
noch etwas nachgeben möge. 4)
Wenn sie sich eines Baues unterfangen,
wovon sie schlechten, oder gar keinen Ver-
stand haben, folglich bey Vollführung des-
selben den Bau-Herrn, als der mehr Un-
beqvemlichkeit, als Beqvemlichkeit dabey
findet, leichtfertig ums Geld, und um die
Materialien bringen. 5) Wenn sie fein
langsam umgehen, damit ihnen desto
mehr Tage verlohnet werden. 6) Wenn
sie die Röhren selbst herbey zu schaffen ver-
sprechen, nachgehends aber untüchtiges,
und bald faulendes Holtz dazu nehmen.
7) Wenn sie etwan altes Eisenwerck und
dergleichen Materialien aufkauffen um
einen geringen Preiß, und solches her-
nach dem Bau-Herrn vor neues ver-
kauffen, und sich auf das theuerste bezah-
len lassen. 8) Wenn sie die Grund-Mau-
ern der Brunnen, so sie durchaus mit
grossen Steinen verwahren solten, in der
Mitten mit Sand, Koth, kleinen Stei-
nen, u. d. g. mehr, ausfüllen.

Das 43. Capitel/
Vom Fisch-Calender/ oder
von den Verrichtungen/ die ein
Hauswirth bey der Fischerey und
den Teichen durch alle Monate
des Jahres zu verrich-
ten hat.
§. 1.
Jm Januario

Soll er die Teiche, wie auch in dem nach-
kommenden Monat, sonderlich vor
dem Ablaß, wo das Wasser ausfleust,
fleißig aufeysen, es wäre denn, daß Qvel-
len, die das Wasser an gewissen Orten
beständig offen hielten, vorhanden wären;
Bey Behältern und Fisch-Gruben, die
auch zu Zeiten zugefrieren, dergleichen
Aufsicht tragen; Unter dem Eyse fleißig
fischen lassen.

Jm
O o o 2

Von Betruͤgereyen einiger Leute/ die auf dem Waſſer zu thun haben.
[Spaltenumbruch] hauen, und nach Hauſe ſchaffen duͤrffen.
19) Wenn ſie die Erb-Zinſen und jaͤhrli-
chen Gefaͤlle nicht zu behoͤriger Zeit ein-
treiben, ſondern ſolche um ihres Vorthels
wegen mit Fleiß anwachſen und ſtehen
laſſen. 20) Wenn ſie, um nicht das An-
ſehen zu haben, als ob ſie Geſchencke naͤh-
men, diejenigen, ſo ihnen dergleichen brin-
gen, abweiſen, dennoch aber geſchehen
laſſen, daß man der Frau Verwalterin
etwas in die Kuͤche ſpendiret. 21) Wenn
ſie um Eigennutzes willen ſo wohl der
Unterthanen, als ihrer Herren herge-
brachte Gerechtigkeiten, Gerichte, Frey-
heiten, Grentzen, Jagden, Gehoͤltze, Ren-
ten, Zinſen, Guͤlden, Zehenden, Leh-
nen, u. d. g. ſteigende und fallende Nu-
tzungen ſchmaͤhlern laſſen, und nicht ſteif
und feſt daruͤber halten, auch da ſolche an-
gefochten werden, ihren Herren nicht zu
behoͤriger Zeit kund machen. 22) Wenn
ſie ſich ihr Deputat am Salario, Korn,
Saltz und Schmaltz, und dergleichen, a
part
geben laſſen, nichts deſto weniger
aber hernach von dem Geſinde-Brod eſ-
ſen, und auch von des Herrn Vieh ge-
machter Butter ſchmeltzen. 23) Wenn
ſie vor ſich ohne der Herren Vorbewuſt
viel Fluͤgel- und Feder-Vieh halten, und
ſolches mit ihrer Herren Koͤrnern maͤ-
ſten. 24) Wenn ſie von dem erzeugten
jungen Feder-Vieh einige abwuͤrgen, und
vor ſich verzehren, gleichwohl aber nicht
berechnen, ſondern vorgeben, es ſeyn nur
ſo und ſo viel Stuͤcke von dieſen oder je-
nen erzeuget worden.

Die Mittel hierwider ſind, daß man 1)
in Erwehlung eines zu ſolchen Dienſten
erforderten geſchickten, und auf GOtt ſe-
henden Subjecti behutſam gehet. 2) Sol-
che Perſonen mit beſonderen Eydes-
Pflichten beleget, und mit einer ſchrifftli-
chen Inſtruction, wie ſie ihr Amt zu fuͤh-
ren, und ſich allenthalben zu verhalten.
3) Nicht nur ſelbſt, wo moͤglich, fleißig nach-
ſiehet, ſondern auch durch in geheim be-
ſtellte Obſervatores auf des Verwalters
Thun und Laſſen ſorgfaͤltige Acht haben
laͤſſet.

Brunnen-Graͤber / Roͤhr-Meiſter.
§. 9.

Dieſe betruͤgen, 1) wenn ſie vor-
geben, die Waſſer laͤgen nicht tief, und waͤ-
ren bald zu erlangen, damit ſie ſolches der
Herrſchafft fein leicht machen. 2) Wenn
ſie untuͤchtige Arbeit verfertigen. 3)
Wenn ſie von dem Wercke, damit es ih-
[Spaltenumbruch] nen nur nicht aus den Haͤnden gehe, an-
fangs wenig fordern, ſich aber ſo gleich die
Helffte voraus zahlen laſſen, und her-
nach, wenn ſie mitten in der Arbeit ſeyn,
zu lamentiren anfangen, daß ſie es un-
moͤglich um den getroffenen Accord thun
koͤnten, muͤſten eher den Bau liegen laſ-
ſen, und einem andern cediren, damit der
Bau-Herr, falls er anders das Gebaͤu-
de bald fertig haben will, uͤber dem Ac-
cord
noch etwas nachgeben moͤge. 4)
Wenn ſie ſich eines Baues unterfangen,
wovon ſie ſchlechten, oder gar keinen Ver-
ſtand haben, folglich bey Vollfuͤhrung deſ-
ſelben den Bau-Herrn, als der mehr Un-
beqvemlichkeit, als Beqvemlichkeit dabey
findet, leichtfertig ums Geld, und um die
Materialien bringen. 5) Wenn ſie fein
langſam umgehen, damit ihnen deſto
mehr Tage verlohnet werden. 6) Wenn
ſie die Roͤhren ſelbſt herbey zu ſchaffen ver-
ſprechen, nachgehends aber untuͤchtiges,
und bald faulendes Holtz dazu nehmen.
7) Wenn ſie etwan altes Eiſenwerck und
dergleichen Materialien aufkauffen um
einen geringen Preiß, und ſolches her-
nach dem Bau-Herrn vor neues ver-
kauffen, und ſich auf das theuerſte bezah-
len laſſen. 8) Wenn ſie die Grund-Mau-
ern der Brunnen, ſo ſie durchaus mit
groſſen Steinen verwahren ſolten, in der
Mitten mit Sand, Koth, kleinen Stei-
nen, u. d. g. mehr, ausfuͤllen.

Das 43. Capitel/
Vom Fiſch-Calender/ oder
von den Verrichtungen/ die ein
Hauswirth bey der Fiſcherey und
den Teichen durch alle Monate
des Jahres zu verrich-
ten hat.
§. 1.
Jm Januario

Soll er die Teiche, wie auch in dem nach-
kommenden Monat, ſonderlich vor
dem Ablaß, wo das Waſſer ausfleuſt,
fleißig aufeyſen, es waͤre denn, daß Qvel-
len, die das Waſſer an gewiſſen Orten
beſtaͤndig offen hielten, vorhanden waͤren;
Bey Behaͤltern und Fiſch-Gruben, die
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Jm
O o o 2
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[471/0639] Von Betruͤgereyen einiger Leute/ die auf dem Waſſer zu thun haben. hauen, und nach Hauſe ſchaffen duͤrffen. 19) Wenn ſie die Erb-Zinſen und jaͤhrli- chen Gefaͤlle nicht zu behoͤriger Zeit ein- treiben, ſondern ſolche um ihres Vorthels wegen mit Fleiß anwachſen und ſtehen laſſen. 20) Wenn ſie, um nicht das An- ſehen zu haben, als ob ſie Geſchencke naͤh- men, diejenigen, ſo ihnen dergleichen brin- gen, abweiſen, dennoch aber geſchehen laſſen, daß man der Frau Verwalterin etwas in die Kuͤche ſpendiret. 21) Wenn ſie um Eigennutzes willen ſo wohl der Unterthanen, als ihrer Herren herge- brachte Gerechtigkeiten, Gerichte, Frey- heiten, Grentzen, Jagden, Gehoͤltze, Ren- ten, Zinſen, Guͤlden, Zehenden, Leh- nen, u. d. g. ſteigende und fallende Nu- tzungen ſchmaͤhlern laſſen, und nicht ſteif und feſt daruͤber halten, auch da ſolche an- gefochten werden, ihren Herren nicht zu behoͤriger Zeit kund machen. 22) Wenn ſie ſich ihr Deputat am Salario, Korn, Saltz und Schmaltz, und dergleichen, a part geben laſſen, nichts deſto weniger aber hernach von dem Geſinde-Brod eſ- ſen, und auch von des Herrn Vieh ge- machter Butter ſchmeltzen. 23) Wenn ſie vor ſich ohne der Herren Vorbewuſt viel Fluͤgel- und Feder-Vieh halten, und ſolches mit ihrer Herren Koͤrnern maͤ- ſten. 24) Wenn ſie von dem erzeugten jungen Feder-Vieh einige abwuͤrgen, und vor ſich verzehren, gleichwohl aber nicht berechnen, ſondern vorgeben, es ſeyn nur ſo und ſo viel Stuͤcke von dieſen oder je- nen erzeuget worden. Die Mittel hierwider ſind, daß man 1) in Erwehlung eines zu ſolchen Dienſten erforderten geſchickten, und auf GOtt ſe- henden Subjecti behutſam gehet. 2) Sol- che Perſonen mit beſonderen Eydes- Pflichten beleget, und mit einer ſchrifftli- chen Inſtruction, wie ſie ihr Amt zu fuͤh- ren, und ſich allenthalben zu verhalten. 3) Nicht nur ſelbſt, wo moͤglich, fleißig nach- ſiehet, ſondern auch durch in geheim be- ſtellte Obſervatores auf des Verwalters Thun und Laſſen ſorgfaͤltige Acht haben laͤſſet. Brunnen-Graͤber / Roͤhr-Meiſter. §. 9. Dieſe betruͤgen, 1) wenn ſie vor- geben, die Waſſer laͤgen nicht tief, und waͤ- ren bald zu erlangen, damit ſie ſolches der Herrſchafft fein leicht machen. 2) Wenn ſie untuͤchtige Arbeit verfertigen. 3) Wenn ſie von dem Wercke, damit es ih- nen nur nicht aus den Haͤnden gehe, an- fangs wenig fordern, ſich aber ſo gleich die Helffte voraus zahlen laſſen, und her- nach, wenn ſie mitten in der Arbeit ſeyn, zu lamentiren anfangen, daß ſie es un- moͤglich um den getroffenen Accord thun koͤnten, muͤſten eher den Bau liegen laſ- ſen, und einem andern cediren, damit der Bau-Herr, falls er anders das Gebaͤu- de bald fertig haben will, uͤber dem Ac- cord noch etwas nachgeben moͤge. 4) Wenn ſie ſich eines Baues unterfangen, wovon ſie ſchlechten, oder gar keinen Ver- ſtand haben, folglich bey Vollfuͤhrung deſ- ſelben den Bau-Herrn, als der mehr Un- beqvemlichkeit, als Beqvemlichkeit dabey findet, leichtfertig ums Geld, und um die Materialien bringen. 5) Wenn ſie fein langſam umgehen, damit ihnen deſto mehr Tage verlohnet werden. 6) Wenn ſie die Roͤhren ſelbſt herbey zu ſchaffen ver- ſprechen, nachgehends aber untuͤchtiges, und bald faulendes Holtz dazu nehmen. 7) Wenn ſie etwan altes Eiſenwerck und dergleichen Materialien aufkauffen um einen geringen Preiß, und ſolches her- nach dem Bau-Herrn vor neues ver- kauffen, und ſich auf das theuerſte bezah- len laſſen. 8) Wenn ſie die Grund-Mau- ern der Brunnen, ſo ſie durchaus mit groſſen Steinen verwahren ſolten, in der Mitten mit Sand, Koth, kleinen Stei- nen, u. d. g. mehr, ausfuͤllen. Das 43. Capitel/ Vom Fiſch-Calender/ oder von den Verrichtungen/ die ein Hauswirth bey der Fiſcherey und den Teichen durch alle Monate des Jahres zu verrich- ten hat. §. 1. Jm Januario Soll er die Teiche, wie auch in dem nach- kommenden Monat, ſonderlich vor dem Ablaß, wo das Waſſer ausfleuſt, fleißig aufeyſen, es waͤre denn, daß Qvel- len, die das Waſſer an gewiſſen Orten beſtaͤndig offen hielten, vorhanden waͤren; Bey Behaͤltern und Fiſch-Gruben, die auch zu Zeiten zugefrieren, dergleichen Aufſicht tragen; Unter dem Eyſe fleißig fiſchen laſſen. Jm O o o 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/639>, abgerufen am 23.11.2024.