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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] und Nieren-Stein; Eröffnet und rei-
niget Lung und Leber, anfänglich schme-
cket dieses Wasser gar süsse und ange-
nehm, jedoch von einer Bircke besser als
von der anderen, nachdem der Boden
oder Clima ist, sobald es aber etliche Ta-
ge älter geworden, oder die Blätter aus-
schlagen und es anfängt zu giehren oder
zu rauschen, (es sey dann vorhero ab-
gesotten,) verliehret es den Geschmack
und wird sauer, wie ein jeder bey sich
selbst leicht erachten kan.

Von der Errle.

Wie nützlich und unentbehrlich, ja
höchst nöthig die Errle sey, daß ohne der-
selben Hülffe kein Fundament zu dem ge-
ringsten Hause in sumpffigten Ländern
gebauet werden könne, ersehen wir nicht
alleine in gantz Holland, an denen da-
selbst befindlichen Städten, Palatien und
Gebäuden, sondern auch an der in der
See liegenden Republic Venedig, da
durch Hülffe des Errlen Holtzes und ein-
gerammleter Pfähle durch Menschen-
Hand der Grund dergestalt befestiget
wird, daß auf solchen Rosten die Häuser
und Wohnungen gebauet werden kön-
nen, und ist also die Errle in diesen wäs-
serichten Ländern fast so nöthig und nütz-
lich, als die Eiche, und gehet in denen
Wasserbauen allen andern Gehöltzen
weit vor; Maassen, so es von Wasser
oder Sumpff beständig überschwemmet
und bedecket bleibet, es immerwährend,
und undenckliche Jahre tauren, ja
in solcher Nässe sich so hart wie ein Stein
verwandlen und fast verewigen kan, wie
man denn in einigen Kunst-Kammern
zur Rarität der Natur solche Verwande-
lung zu sehen bekömmt, und wird gleich
dem eichenen Holtze von der Nässe so
schwartz, als eichen Holtz, bleibet auch in
solcher Nässe beständig frisch, so es aber
trocken, stocket und faulet es leichter, als
anderes Holtz. Es ist die Errle auch
zweyerley, schwartze und weisse Errle:
Die schwartze Errle, so im Wasser und
tieffen Morast wächset, hat roth Holtz
und dunckelgrün fett und klebricht Laub;
Die weisse Errle aber, so auf trockenem
Lande stehet, hat weißlicht Holtz und
lichtgrün Laub. Sonst wächset insge-
mein das Errlen-Holtz in denen sumpf-
figten Brüchen, an Ufern der Seen,
Flüßen und Teichen; Jm Wasser trei-
[Spaltenumbruch] bet es hohe Stämme, im trockenen aber
nicht. Es ist ein treffliches gutes Schlag-
Holtz, so man, nachdem der Boden feuch-
te und gut ist, alle vier biß fünff Jahr des
Herbsts oder Frühlings im zunehmen-
den Mond zu Küchen- und Brenn-Holtz
abhauen kan; wiewohl man nicht eher
an sie kömmt, als des Winters beym
harten Frost, wie allhier zu Lande im
Schraden- und Spree-Walde genung-
sam bekant. Die Errle bewächset die
Ufer des Wassers mit ihren Wurtzeln,
daß die Wellen des Wassers nicht scha-
den, und das Erdreich des Ufers nicht ab-
waschen können; Unter deren Wurtzeln
halten sich die Fisch und Krebse gerne auf:
Zu Brauen, Darren und Maltz ist dieses
ein vortrefflich Holtz: Die Kohlen wer-
den zu Schieß-Pulver gebrauchet, ihrer
Knospen bedienet man sich zur Din-
te im Mangel der Gall-Aeffel, und
die Rinde nehmen die Schwartz-Färber
zu ihrer Arbeit. Das Laub ist wegen
seiner Fettigkeit unter den Mist zum
Streuling zu gebrauchen: Die Brau-
Schauffeln und andere Geräthe werden
von diesem Holtz zubereitet; Jn Franck-
reich machen die Bauern sich Schuh von
Errlen-Holtz, wie auch in Braband zur
Menage. Es schlägt die Errle am aller-
liebsten vom Stamm aus, und hat eine
solche Geilheit, daß sie wegen ihrer fettig-
ten Erde offt jährlich Fingersdicke auff-
schiesset. Der Saame wächset an lan-
gen Stiehlen, daran die Zäpfflein Trau-
ben-weise hangen; Der gelblichte Saa-
men, welchen die Zeißig gerne fressen,
und deswegen über Winter da bleiben,
wird von dem Wind hin und her gewe-
het und mit dem Wasser an die Ufer ge-
trieben, daselbst er wurtzelt und aus-
wächset. Das Weiß-Errlen-Laub soll
denen Schaafen zur sonderlichen Artzney
dienen, das Schwartz-Errlene bittere
Laub aber unter dem Geträyde denen
Mäusen zuwider seyn, daß sie dem Korn
keinen Schaden zufügen. Die Blätter
sind auch heylsam, die hitzige Geschwulst
zu vertreiben: Der Saame wird zwi-
schen Michaelis und Martini reiff. Wann
der Stamm abgehauen, beläufft der
Hieb gantz roth, und schlagen aus der
Wurtzel junge Sprossen aus. Die
Brunnen-Quelle werden damit einge-
fasset: Jngleichen die Wasser-Röhren
daraus gemacht. Mit denen klebrichten
Blättern der schwartzen Errlen fängt
man die Flöhe.

Von
E

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] und Nieren-Stein; Eroͤffnet und rei-
niget Lung und Leber, anfaͤnglich ſchme-
cket dieſes Waſſer gar ſuͤſſe und ange-
nehm, jedoch von einer Bircke beſſer als
von der anderen, nachdem der Boden
oder Clima iſt, ſobald es aber etliche Ta-
ge aͤlter geworden, oder die Blaͤtter aus-
ſchlagen und es anfaͤngt zu giehren oder
zu rauſchen, (es ſey dann vorhero ab-
geſotten,) verliehret es den Geſchmack
und wird ſauer, wie ein jeder bey ſich
ſelbſt leicht erachten kan.

Von der Errle.

Wie nuͤtzlich und unentbehrlich, ja
hoͤchſt noͤthig die Errle ſey, daß ohne der-
ſelben Huͤlffe kein Fundament zu dem ge-
ringſten Hauſe in ſumpffigten Laͤndern
gebauet werden koͤnne, erſehen wir nicht
alleine in gantz Holland, an denen da-
ſelbſt befindlichen Staͤdten, Palatien und
Gebaͤuden, ſondern auch an der in der
See liegenden Republic Venedig, da
durch Huͤlffe des Errlen Holtzes und ein-
gerammleter Pfaͤhle durch Menſchen-
Hand der Grund dergeſtalt befeſtiget
wird, daß auf ſolchen Roſten die Haͤuſer
und Wohnungen gebauet werden koͤn-
nen, und iſt alſo die Errle in dieſen waͤſ-
ſerichten Laͤndern faſt ſo noͤthig und nuͤtz-
lich, als die Eiche, und gehet in denen
Waſſerbauen allen andern Gehoͤltzen
weit vor; Maaſſen, ſo es von Waſſer
oder Sumpff beſtaͤndig uͤberſchwemmet
und bedecket bleibet, es immerwaͤhrend,
und undenckliche Jahre tauren, ja
in ſolcher Naͤſſe ſich ſo hart wie ein Stein
verwandlen und faſt verewigen kan, wie
man denn in einigen Kunſt-Kammern
zur Raritaͤt der Natur ſolche Verwande-
lung zu ſehen bekoͤmmt, und wird gleich
dem eichenen Holtze von der Naͤſſe ſo
ſchwartz, als eichen Holtz, bleibet auch in
ſolcher Naͤſſe beſtaͤndig friſch, ſo es aber
trocken, ſtocket und faulet es leichter, als
anderes Holtz. Es iſt die Errle auch
zweyerley, ſchwartze und weiſſe Errle:
Die ſchwartze Errle, ſo im Waſſer und
tieffen Moraſt waͤchſet, hat roth Holtz
und dunckelgruͤn fett und klebricht Laub;
Die weiſſe Errle aber, ſo auf trockenem
Lande ſtehet, hat weißlicht Holtz und
lichtgruͤn Laub. Sonſt waͤchſet insge-
mein das Errlen-Holtz in denen ſumpf-
figten Bruͤchen, an Ufern der Seen,
Fluͤßen und Teichen; Jm Waſſer trei-
[Spaltenumbruch] bet es hohe Staͤmme, im trockenen aber
nicht. Es iſt ein treffliches gutes Schlag-
Holtz, ſo man, nachdem der Boden feuch-
te und gut iſt, alle vier biß fuͤnff Jahr des
Herbſts oder Fruͤhlings im zunehmen-
den Mond zu Kuͤchen- und Brenn-Holtz
abhauen kan; wiewohl man nicht eher
an ſie koͤmmt, als des Winters beym
harten Froſt, wie allhier zu Lande im
Schraden- und Spree-Walde genung-
ſam bekant. Die Errle bewaͤchſet die
Ufer des Waſſers mit ihren Wurtzeln,
daß die Wellen des Waſſers nicht ſcha-
den, und das Erdreich des Ufers nicht ab-
waſchen koͤnnen; Unter deren Wurtzeln
halten ſich die Fiſch und Krebſe gerne auf:
Zu Brauen, Darren und Maltz iſt dieſes
ein vortrefflich Holtz: Die Kohlen wer-
den zu Schieß-Pulver gebrauchet, ihrer
Knoſpen bedienet man ſich zur Din-
te im Mangel der Gall-Aeffel, und
die Rinde nehmen die Schwartz-Faͤrber
zu ihrer Arbeit. Das Laub iſt wegen
ſeiner Fettigkeit unter den Miſt zum
Streuling zu gebrauchen: Die Brau-
Schauffeln und andere Geraͤthe werden
von dieſem Holtz zubereitet; Jn Franck-
reich machen die Bauern ſich Schuh von
Errlen-Holtz, wie auch in Braband zur
Menage. Es ſchlaͤgt die Errle am aller-
liebſten vom Stamm aus, und hat eine
ſolche Geilheit, daß ſie wegen ihrer fettig-
ten Erde offt jaͤhrlich Fingersdicke auff-
ſchieſſet. Der Saame waͤchſet an lan-
gen Stiehlen, daran die Zaͤpfflein Trau-
ben-weiſe hangen; Der gelblichte Saa-
men, welchen die Zeißig gerne freſſen,
und deswegen uͤber Winter da bleiben,
wird von dem Wind hin und her gewe-
het und mit dem Waſſer an die Ufer ge-
trieben, daſelbſt er wurtzelt und aus-
waͤchſet. Das Weiß-Errlen-Laub ſoll
denen Schaafen zur ſonderlichen Artzney
dienen, das Schwartz-Errlene bittere
Laub aber unter dem Getraͤyde denen
Maͤuſen zuwider ſeyn, daß ſie dem Korn
keinen Schaden zufuͤgen. Die Blaͤtter
ſind auch heylſam, die hitzige Geſchwulſt
zu vertreiben: Der Saame wird zwi-
ſchen Michaelis und Martini reiff. Wann
der Stamm abgehauen, belaͤufft der
Hieb gantz roth, und ſchlagen aus der
Wurtzel junge Sproſſen aus. Die
Brunnen-Quelle werden damit einge-
faſſet: Jngleichen die Waſſer-Roͤhren
daraus gemacht. Mit denen klebrichten
Blaͤttern der ſchwartzen Errlen faͤngt
man die Floͤhe.

Von
E
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/99>, abgerufen am 23.11.2024.