[Spaltenumbruch]
Wann der Besuch ziemlich weit abgele- gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er an Ort und Stelle komme, müde wer- de, daß man hernach nichts machen kan, [Spaltenumbruch]
auch man sich vielerley Gefährde des Wildpräths unterwegens zu besorgen hat, über vielen Spuhren aber densel- ben zu schleppen, verdrießlich fället.
Von Auffbrechen/ Zerwürcken/ und Zerlegen eines Hirsches.
[Spaltenumbruch]
Hier muß nun der Jäger die Rein- ligkeiten billig in acht nehmen, und wer- den frischeichene Brüche erstlich auf den Rasen geleget, und der Hirsch darauff mit seinem Gehörn unter den Schul- dern und auff den Rückgrad gebreitet. Darauff muß man unter dem Kiehn am Halse hierunter auffschürffen, die Dros- sel oder Gurgel unter dem Knorpel ab- schneiden und mit dem Schlund heraus reissen, alsdann beydes von ein ander thei- len, den Schlund aber mit dem Messer etwa Fingerslang fein sauber durchste- chen, und durch den Stich drey oder vier mahl durchschlingen, damit das Geäß beym hineinziehen nicht heraus gehe, und Unreinigkeit verursache: Darauff steckt man die Gurgel und den Schlund, nachdem man dasselbe nach der Hertz- Cammer zu mit der Hand wohl gestos- sen hat, mit aller Gewalt in gedachte Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt man dem Hirsch zwischen die Hinterläuf- te, schürfft ihn erstlich zwischen dem Kurtz-Wildpräth hinunter, zwischen de- nen Käulen, nach dem Weyde-Loche zu biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen auff; Dann schneidet man subtil an dem dünnen Leib in diesem Schnitte hinauff- wärts die Haut biß an den Brust-Kern auff, öffnet alsdenn den Leib mit guter Vorsicht, daß der Wanst nicht mit zer- schnitten werde. Wann es nun ein Loch giebet, setzet man die zwey Finger der lin- cken Hand hinein und hält mit der rech- ten Hand das Messer, zwischen die Fin- der, drücket also mit selbigen das Mes- ser vorsicht fort, biß hinauff an gedach- ten Brustkern, darauff man denn, nach- dem man das Netz herausgerissen, den Wanst samt dem Gescheide ziehet, wel- ches man nach denen Nieren zu, allwo es angewachsen, dergestalt, daß mans nicht auffreisset, untergreiffet, wann man vorhero zwischen dem Zwerg-Fell und Wanst hinein greiffend sich des Schlundes (denn man erstlich durch und heraus ziehen muß,) versichert hat: Nach diesem spaltet man hinten das Schloß [Spaltenumbruch]
auff, schneidet den Mastdarm biß zum Weydeloch fein gantz heraus: Weiter reisset man das Unschlit und die Nieren heraus, schneidet darnach das Zwerg- Fell an den Ribben herumb loß, ergreif- fet die Gurgel, und reisset alsodann das Geräusche oder Luntze heraus, letzlich schneidet man die Lenden-Brathen her- aus, drücket die Käulen wohl von ein- ander, so ist es alsdenn auffgebrochen. Soll es dann nun zerwürcket wer- den, so wird vornehmlich das Gehörn mit drey Hieben ausgeschlagen, am rech- ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin- ter dem Ober-Rück umbher abzulösen angefangen, und vorne auff dem Kiehne hinunter auffgeschärffet, biß auf dem Brust-Kern: Jn dem beym Auffbre- chen gethanen Schnitt fängt man an nachmahls an die Haut herunter zu stos- sen, und thut mit den andern Läufften gleich also, aber die Blume am Zimmel und die Haut am Kopffe, biß an die Augen, Maul und Ohren werden gelassen. Hier- nechst zerlegt dann der Jäger solches fol- gender Maassen: Er schneidet erstlich, wann die beyden Büge abgelöser sind, von de- nen Käulen an, das dünne Wildpräth, biß an die Ribben entzwey. Greifft her- nach innewendig mit der Hand hinein, und zehlet die dem Jäger zu seinem Jä- ger-Recht nach dem Halse zugeordnete drey Ribben ab: Sticht so dann mit dem Messer von aussen durch, schneidet solche hinunter, biß zum Rückgrad, und her- auf zum Brustkern zu beyden Seiten ab; Schläget hernach mit dem Weyde-Mes- ser erstlich den Brustkern, und dann den Rückgrad durch, und leget also den Halß, samt denen drey Ribben als Jä- ger-Recht a parte. Nach diesem schnei- det er auf dem Ribben-Weg im Mittel zu beyden Seiten vorwärts das Wild entzwey, und schläget mit dem Blatt o- der Weyde-Messer die Ribben zu beyden Seiten vorwärts mit Gewalt entzwey, und nimmt den Brust-Knochen herab. Weiter schneidet er an dem Eiß-Knochen etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch]
Wann der Beſuch ziemlich weit abgele- gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er an Ort und Stelle komme, muͤde wer- de, daß man hernach nichts machen kan, [Spaltenumbruch]
auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel- ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.
Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines Hirſches.
[Spaltenumbruch]
Hier muß nun der Jaͤger die Rein- ligkeiten billig in acht nehmen, und wer- den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den Raſen geleget, und der Hirſch darauff mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul- dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet. Darauff muß man unter dem Kiehn am Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ- ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab- ſchneiden und mit dem Schlund heraus reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei- len, den Schlund aber mit dem Meſſer etwa Fingerslang fein ſauber durchſte- chen, und durch den Stich drey oder vier mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß beym hineinziehen nicht heraus gehe, und Unreinigkeit verurſache: Darauff ſteckt man die Gurgel und den Schlund, nachdem man daſſelbe nach der Hertz- Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ- ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf- te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de- nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen auff; Dann ſchneidet man ſubtil an dem duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff- waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer- ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin- cken Hand hinein und haͤlt mit der rech- ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin- der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ- ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach- ten Bruſtkern, darauff man denn, nach- dem man das Netz herausgeriſſen, den Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel- ches man nach denen Nieren zu, allwo es angewachſen, dergeſtalt, daß mans nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell und Wanſt hinein greiffend ſich des Schlundes (denn man erſtlich durch und heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach dieſem ſpaltet man hinten das Schloß [Spaltenumbruch]
auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum Weydeloch fein gantz heraus: Weiter reiſſet man das Unſchlit und die Nieren heraus, ſchneidet darnach das Zwerg- Fell an den Ribben herumb loß, ergreif- fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich ſchneidet man die Lenden-Brathen her- aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein- ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen. Soll es dann nun zerwuͤrcket wer- den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech- ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin- ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen angefangen, und vorne auff dem Kiehne hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre- chen gethanen Schnitt faͤngt man an nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ- ſen, und thut mit den andern Laͤufften gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und die Haut am Kopffe, biß an die Augen, Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier- nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol- gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de- nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth, biß an die Ribben entzwey. Greifft her- nach innewendig mit der Hand hinein, und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ- ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her- auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab; Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ- ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ- ger-Recht a parte. Nach dieſem ſchnei- det er auf dem Ribben-Weg im Mittel zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o- der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey, und nimmt den Bruſt-Knochen herab. Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
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[263/0403]
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Wann der Beſuch ziemlich weit abgele-
gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er
an Ort und Stelle komme, muͤde wer-
de, daß man hernach nichts machen kan,
auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des
Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen
hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel-
ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.
Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines
Hirſches.
Hier muß nun der Jaͤger die Rein-
ligkeiten billig in acht nehmen, und wer-
den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den
Raſen geleget, und der Hirſch darauff
mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul-
dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet.
Darauff muß man unter dem Kiehn am
Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ-
ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab-
ſchneiden und mit dem Schlund heraus
reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei-
len, den Schlund aber mit dem Meſſer
etwa Fingerslang fein ſauber durchſte-
chen, und durch den Stich drey oder vier
mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß
beym hineinziehen nicht heraus gehe,
und Unreinigkeit verurſache: Darauff
ſteckt man die Gurgel und den Schlund,
nachdem man daſſelbe nach der Hertz-
Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ-
ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte
Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt
man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf-
te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem
Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de-
nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu
biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen
auff; Dann ſchneidet man ſubtil an dem
duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff-
waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern
auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter
Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer-
ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch
giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin-
cken Hand hinein und haͤlt mit der rech-
ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin-
der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ-
ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach-
ten Bruſtkern, darauff man denn, nach-
dem man das Netz herausgeriſſen, den
Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel-
ches man nach denen Nieren zu, allwo
es angewachſen, dergeſtalt, daß mans
nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann
man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell
und Wanſt hinein greiffend ſich des
Schlundes (denn man erſtlich durch und
heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach
dieſem ſpaltet man hinten das Schloß
auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum
Weydeloch fein gantz heraus: Weiter
reiſſet man das Unſchlit und die Nieren
heraus, ſchneidet darnach das Zwerg-
Fell an den Ribben herumb loß, ergreif-
fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das
Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich
ſchneidet man die Lenden-Brathen her-
aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein-
ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen.
Soll es dann nun zerwuͤrcket wer-
den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn
mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech-
ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin-
ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen
angefangen, und vorne auff dem Kiehne
hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem
Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre-
chen gethanen Schnitt faͤngt man an
nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ-
ſen, und thut mit den andern Laͤufften
gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und
die Haut am Kopffe, biß an die Augen,
Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier-
nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol-
gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ
die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de-
nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth,
biß an die Ribben entzwey. Greifft her-
nach innewendig mit der Hand hinein,
und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ-
ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete
drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem
Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche
hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her-
auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab;
Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ-
ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann
den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den
Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ-
ger-Recht a parte. Nach dieſem ſchnei-
det er auf dem Ribben-Weg im Mittel
zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild
entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o-
der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden
Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey,
und nimmt den Bruſt-Knochen herab.
Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen
etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/403>, abgerufen am 23.11.2024.
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