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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
bringende Querkraftsumme die an der andern Spitze wirkende überwiegt,
so tritt der durch Fig. 540 in stark übertriebenem Grade dargestellte Zu-
stand ein, wenn das die erwähnte ergänzende Kraft nicht hindert: es gleitet
das Werkstück auf der linksseitigen Spitze aus, bis die rechtsseitige Spitze
einen dem D2 gleichenden Gegendruck leistet. Um nicht den durch Fig. 540
versinnlichten Zustand eintreten zu lassen, muss die rechtsseitige Spitze von
vornherein -- vor dem Arbeiten, mit dem die D1 und D2 hervorbringenden
Querkräfte zum Theil erst auftreten -- den Druck D2 -- D1 oder einen
grösseren in der Richtung nach links ausüben. Dieser Druck wirkt selbst-
verständlich vor dem Arbeiten auch auf die andere Spitze. Wenn D1 > D2
ist, so beträgt der von vornherein hervorzubringende Druck D1 -- D2, andern-
falls D2 -- D1. Demnach ist der grösste Unterschied der beiden Drücke D1
und D2 wegen der soeben erörterten Gründe als Anfangsdruck anzusetzen.
Man kann den Werth dieses grössten Unterschiedes rechnerisch bestimmen;
ich verzichte darauf, weil der fragliche Druck nicht auf Grund des Rech-
nungsergebnisses, sondern nach dem Gefühl, bezw. der Schätzung des
Arbeiters bemessen wird.

Es ist der hier erwähnte Druck nur ein Theil des von vornherein
anzuwendenden Ergänzungsdruckes E.

Es sei -- nach Fig. 539 -- angenommen, dass von rechts nach links
gearbeitet werden soll, also der Zweig C des zwischen Stichel und Werk-

[Abbildung] Fig. 540.
stück auftretenden Druckes auf den Stichel nach rechts, auf das Werkstück
nach links wirkt. In dem Augenblicke, in welchem der Stichel zu arbeiten
beginnt, also C zur Geltung kommt, wird die Reitstockspitze um diesen
Betrag entlastet, oder, wenn eine genügende Belastung nicht vorliegt, das
Werkstück auf der Reitstockspitze locker. Letzteres ist selbstverständlich
unzulässig, und wird vermieden, indem man vor Beginn der Arbeit die
Spitzen mit mindestens C andrückt. Der Ergänzungsdruck E setzt sich
hiernach aus zwei Theilen zusammen, deren absolute Werthe in der Regel
zusammenzuzählen sind, da, wenn C gegen die linksliegende Spitze drückt,
mit seltenen Ausnahmen auch D2 den grösseren Werth hat, also beide Be-
träge die rechts liegende Spitze entlasten; ebenso umgekehrt.

Der Arbeiter hat den Druck nach Schätzung hervorzubringen, wes-
halb die von ihm herrührende Beanspruchung der Maschine nicht mit
Sicherheit festgestellt werden kann. Um ihn in den folgenden Rechnungen
überhaupt einstellen zu können, sei
E = 2 C . . . . . . . . . (80)
angenommen, so dass während des Arbeitens in der Axenrichtung die
Drücke stattfinden:
gegen die Spindelstockspitze:
D2 + E = D2 + 2 C . . . . . . . (81)

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
bringende Querkraftsumme die an der andern Spitze wirkende überwiegt,
so tritt der durch Fig. 540 in stark übertriebenem Grade dargestellte Zu-
stand ein, wenn das die erwähnte ergänzende Kraft nicht hindert: es gleitet
das Werkstück auf der linksseitigen Spitze aus, bis die rechtsseitige Spitze
einen dem D2 gleichenden Gegendruck leistet. Um nicht den durch Fig. 540
versinnlichten Zustand eintreten zu lassen, muss die rechtsseitige Spitze von
vornherein — vor dem Arbeiten, mit dem die D1 und D2 hervorbringenden
Querkräfte zum Theil erst auftreten — den Druck D2D1 oder einen
grösseren in der Richtung nach links ausüben. Dieser Druck wirkt selbst-
verständlich vor dem Arbeiten auch auf die andere Spitze. Wenn D1 > D2
ist, so beträgt der von vornherein hervorzubringende Druck D1D2, andern-
falls D2D1. Demnach ist der grösste Unterschied der beiden Drücke D1
und D2 wegen der soeben erörterten Gründe als Anfangsdruck anzusetzen.
Man kann den Werth dieses grössten Unterschiedes rechnerisch bestimmen;
ich verzichte darauf, weil der fragliche Druck nicht auf Grund des Rech-
nungsergebnisses, sondern nach dem Gefühl, bezw. der Schätzung des
Arbeiters bemessen wird.

Es ist der hier erwähnte Druck nur ein Theil des von vornherein
anzuwendenden Ergänzungsdruckes E.

Es sei — nach Fig. 539 — angenommen, dass von rechts nach links
gearbeitet werden soll, also der Zweig C des zwischen Stichel und Werk-

[Abbildung] Fig. 540.
stück auftretenden Druckes auf den Stichel nach rechts, auf das Werkstück
nach links wirkt. In dem Augenblicke, in welchem der Stichel zu arbeiten
beginnt, also C zur Geltung kommt, wird die Reitstockspitze um diesen
Betrag entlastet, oder, wenn eine genügende Belastung nicht vorliegt, das
Werkstück auf der Reitstockspitze locker. Letzteres ist selbstverständlich
unzulässig, und wird vermieden, indem man vor Beginn der Arbeit die
Spitzen mit mindestens C andrückt. Der Ergänzungsdruck E setzt sich
hiernach aus zwei Theilen zusammen, deren absolute Werthe in der Regel
zusammenzuzählen sind, da, wenn C gegen die linksliegende Spitze drückt,
mit seltenen Ausnahmen auch D2 den grösseren Werth hat, also beide Be-
träge die rechts liegende Spitze entlasten; ebenso umgekehrt.

Der Arbeiter hat den Druck nach Schätzung hervorzubringen, wes-
halb die von ihm herrührende Beanspruchung der Maschine nicht mit
Sicherheit festgestellt werden kann. Um ihn in den folgenden Rechnungen
überhaupt einstellen zu können, sei
E = 2 C . . . . . . . . . (80)
angenommen, so dass während des Arbeitens in der Axenrichtung die
Drücke stattfinden:
gegen die Spindelstockspitze:
D2 + E = D2 + 2 C . . . . . . . (81)

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[281/0295] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. bringende Querkraftsumme die an der andern Spitze wirkende überwiegt, so tritt der durch Fig. 540 in stark übertriebenem Grade dargestellte Zu- stand ein, wenn das die erwähnte ergänzende Kraft nicht hindert: es gleitet das Werkstück auf der linksseitigen Spitze aus, bis die rechtsseitige Spitze einen dem D2 gleichenden Gegendruck leistet. Um nicht den durch Fig. 540 versinnlichten Zustand eintreten zu lassen, muss die rechtsseitige Spitze von vornherein — vor dem Arbeiten, mit dem die D1 und D2 hervorbringenden Querkräfte zum Theil erst auftreten — den Druck D2 — D1 oder einen grösseren in der Richtung nach links ausüben. Dieser Druck wirkt selbst- verständlich vor dem Arbeiten auch auf die andere Spitze. Wenn D1 > D2 ist, so beträgt der von vornherein hervorzubringende Druck D1 — D2, andern- falls D2 — D1. Demnach ist der grösste Unterschied der beiden Drücke D1 und D2 wegen der soeben erörterten Gründe als Anfangsdruck anzusetzen. Man kann den Werth dieses grössten Unterschiedes rechnerisch bestimmen; ich verzichte darauf, weil der fragliche Druck nicht auf Grund des Rech- nungsergebnisses, sondern nach dem Gefühl, bezw. der Schätzung des Arbeiters bemessen wird. Es ist der hier erwähnte Druck nur ein Theil des von vornherein anzuwendenden Ergänzungsdruckes E. Es sei — nach Fig. 539 — angenommen, dass von rechts nach links gearbeitet werden soll, also der Zweig C des zwischen Stichel und Werk- [Abbildung Fig. 540.] stück auftretenden Druckes auf den Stichel nach rechts, auf das Werkstück nach links wirkt. In dem Augenblicke, in welchem der Stichel zu arbeiten beginnt, also C zur Geltung kommt, wird die Reitstockspitze um diesen Betrag entlastet, oder, wenn eine genügende Belastung nicht vorliegt, das Werkstück auf der Reitstockspitze locker. Letzteres ist selbstverständlich unzulässig, und wird vermieden, indem man vor Beginn der Arbeit die Spitzen mit mindestens C andrückt. Der Ergänzungsdruck E setzt sich hiernach aus zwei Theilen zusammen, deren absolute Werthe in der Regel zusammenzuzählen sind, da, wenn C gegen die linksliegende Spitze drückt, mit seltenen Ausnahmen auch D2 den grösseren Werth hat, also beide Be- träge die rechts liegende Spitze entlasten; ebenso umgekehrt. Der Arbeiter hat den Druck nach Schätzung hervorzubringen, wes- halb die von ihm herrührende Beanspruchung der Maschine nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann. Um ihn in den folgenden Rechnungen überhaupt einstellen zu können, sei E = 2 C . . . . . . . . . (80) angenommen, so dass während des Arbeitens in der Axenrichtung die Drücke stattfinden: gegen die Spindelstockspitze: D2 + E = D2 + 2 C . . . . . . . (81)

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/295>, abgerufen am 23.04.2024.