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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
und ihnen dort durch Verschieben die richtige Lage geben, während bei
aufrechter Lage der Platten die Werkstücke von der Hebevorrichtung, oder
-- wenn eine solche nicht vorhanden ist -- von der Hand so lange getragen
werden müssen, bis die Befestigung erfolgt ist. Dieser Umstand entscheidet
nicht selten bei Wahl der Bauart der Werkzeugmaschine.



IV. Mittel, welche die gegensätzlichen Bewegungen
hervorbringen.

Zunächst sind zu unterscheiden: Bewegungen, welche einerseits Werk-
zeug und Werkstück bis zum Angriff einander nähern und demnächst von
einander entfernen, und Bewegungen, welche die eigentliche Arbeit als
Schalt- oder Arbeitsbewegungen herbeiführen.

Erstere Bewegungen schliessen sich so eng der Gesammtanordnung
der einzelnen Maschine an, bezw. beeinflussen sie in dem Grade, dass
zweckmässig erscheint, ihre Erörterung, soweit eine solche nöthig ist, in
den Abschnitt über die Gesammtanordnung zu verweisen.

Die dem eigentlichen Arbeiten angehörigen Bewegungen lassen sich
in Arbeits- und Schalt- oder Zuschiebungsbewegungen zerlegen.

Unter Arbeitsbewegung ist diejenige zu verstehen, welche in die
Richtung des Hauptwegs, unter Schalt- oder Zuschiebungsbewegung die-
jenige, welche in die Richtung des Schaltwegs (vergl. S. 32) fällt.

Beide unterscheiden sich im allgemeinen durch ihre Geschwindigkeit,
indem die Schaltbewegung regelmässig geringere Geschwindigkeit hat als
die Arbeitsbewegung. Dieser Unterschied ist aber nicht so wesentlich, dass
man hiernach die bewegenden Mittel ordnen könnte.

Für beide Bewegungen sind Zahnräder, Reibungsräder, Zahnstangen,
Schrauben, Kurbeln und Riemen gebräuchlich. Es sind beide Bewegungen
entweder stetig kreisend, im Bogen oder gerader Linie hin- und hergehend;
nur die ruckweisen Bewegungen gehören ausschliesslich der Schaltung an.

Daher sollen in dem Folgenden die Mittel für beide Bewegungen im
ganzen gemeinsam behandelt werden; unter gelegentlichem Hervorheben
der besonderen Umstände, welche den Zweck der Bewegungen begleiten.

A. Stetiges Drehen.

1. Solange die betreffenden Theile ihre gegensätzliche Lage nicht
ändern, sind die Mittel zur Uebertragung der stetigen Drehung von denen,
welche für diesen Zweck allgemein gebraucht werden, nicht verschieden.
Es verdient jedoch besonders hervorgehoben zu werden, dass man bei Be-
wegungsübertragungen durch Zahnräder für Werkzeugmaschinen oft höhere
Ansprüche hinsichtlich der Stossfreiheit des Betriebes stellt als sonst. Solche
ruhige Uebertragung gewähren die Räder mit sogen. Keil-, Pfeil- oder ge-
knickten Zähnen, aber nur dann, wenn die Mittelebenen der Räder genau
zusammenfallen. Wird dieser Vorbedingung nicht genügt, sei es infolge
ungenauer Ausführung, oder gelegentlich sich einstellender gegensätzlicher
Verschiebung der Räder, so liefern die in Rede stehenden Räder einen
unruhigeren Betrieb als gewöhnliche Zahnräder. Das veranlasst nicht selten
zur Anwendung einfach schräger, richtiger schraubenförmiger Zähne, ob-

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
und ihnen dort durch Verschieben die richtige Lage geben, während bei
aufrechter Lage der Platten die Werkstücke von der Hebevorrichtung, oder
— wenn eine solche nicht vorhanden ist — von der Hand so lange getragen
werden müssen, bis die Befestigung erfolgt ist. Dieser Umstand entscheidet
nicht selten bei Wahl der Bauart der Werkzeugmaschine.



IV. Mittel, welche die gegensätzlichen Bewegungen
hervorbringen.

Zunächst sind zu unterscheiden: Bewegungen, welche einerseits Werk-
zeug und Werkstück bis zum Angriff einander nähern und demnächst von
einander entfernen, und Bewegungen, welche die eigentliche Arbeit als
Schalt- oder Arbeitsbewegungen herbeiführen.

Erstere Bewegungen schliessen sich so eng der Gesammtanordnung
der einzelnen Maschine an, bezw. beeinflussen sie in dem Grade, dass
zweckmässig erscheint, ihre Erörterung, soweit eine solche nöthig ist, in
den Abschnitt über die Gesammtanordnung zu verweisen.

Die dem eigentlichen Arbeiten angehörigen Bewegungen lassen sich
in Arbeits- und Schalt- oder Zuschiebungsbewegungen zerlegen.

Unter Arbeitsbewegung ist diejenige zu verstehen, welche in die
Richtung des Hauptwegs, unter Schalt- oder Zuschiebungsbewegung die-
jenige, welche in die Richtung des Schaltwegs (vergl. S. 32) fällt.

Beide unterscheiden sich im allgemeinen durch ihre Geschwindigkeit,
indem die Schaltbewegung regelmässig geringere Geschwindigkeit hat als
die Arbeitsbewegung. Dieser Unterschied ist aber nicht so wesentlich, dass
man hiernach die bewegenden Mittel ordnen könnte.

Für beide Bewegungen sind Zahnräder, Reibungsräder, Zahnstangen,
Schrauben, Kurbeln und Riemen gebräuchlich. Es sind beide Bewegungen
entweder stetig kreisend, im Bogen oder gerader Linie hin- und hergehend;
nur die ruckweisen Bewegungen gehören ausschliesslich der Schaltung an.

Daher sollen in dem Folgenden die Mittel für beide Bewegungen im
ganzen gemeinsam behandelt werden; unter gelegentlichem Hervorheben
der besonderen Umstände, welche den Zweck der Bewegungen begleiten.

A. Stetiges Drehen.

1. Solange die betreffenden Theile ihre gegensätzliche Lage nicht
ändern, sind die Mittel zur Uebertragung der stetigen Drehung von denen,
welche für diesen Zweck allgemein gebraucht werden, nicht verschieden.
Es verdient jedoch besonders hervorgehoben zu werden, dass man bei Be-
wegungsübertragungen durch Zahnräder für Werkzeugmaschinen oft höhere
Ansprüche hinsichtlich der Stossfreiheit des Betriebes stellt als sonst. Solche
ruhige Uebertragung gewähren die Räder mit sogen. Keil-, Pfeil- oder ge-
knickten Zähnen, aber nur dann, wenn die Mittelebenen der Räder genau
zusammenfallen. Wird dieser Vorbedingung nicht genügt, sei es infolge
ungenauer Ausführung, oder gelegentlich sich einstellender gegensätzlicher
Verschiebung der Räder, so liefern die in Rede stehenden Räder einen
unruhigeren Betrieb als gewöhnliche Zahnräder. Das veranlasst nicht selten
zur Anwendung einfach schräger, richtiger schraubenförmiger Zähne, ob-

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[143/0157] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. und ihnen dort durch Verschieben die richtige Lage geben, während bei aufrechter Lage der Platten die Werkstücke von der Hebevorrichtung, oder — wenn eine solche nicht vorhanden ist — von der Hand so lange getragen werden müssen, bis die Befestigung erfolgt ist. Dieser Umstand entscheidet nicht selten bei Wahl der Bauart der Werkzeugmaschine. IV. Mittel, welche die gegensätzlichen Bewegungen hervorbringen. Zunächst sind zu unterscheiden: Bewegungen, welche einerseits Werk- zeug und Werkstück bis zum Angriff einander nähern und demnächst von einander entfernen, und Bewegungen, welche die eigentliche Arbeit als Schalt- oder Arbeitsbewegungen herbeiführen. Erstere Bewegungen schliessen sich so eng der Gesammtanordnung der einzelnen Maschine an, bezw. beeinflussen sie in dem Grade, dass zweckmässig erscheint, ihre Erörterung, soweit eine solche nöthig ist, in den Abschnitt über die Gesammtanordnung zu verweisen. Die dem eigentlichen Arbeiten angehörigen Bewegungen lassen sich in Arbeits- und Schalt- oder Zuschiebungsbewegungen zerlegen. Unter Arbeitsbewegung ist diejenige zu verstehen, welche in die Richtung des Hauptwegs, unter Schalt- oder Zuschiebungsbewegung die- jenige, welche in die Richtung des Schaltwegs (vergl. S. 32) fällt. Beide unterscheiden sich im allgemeinen durch ihre Geschwindigkeit, indem die Schaltbewegung regelmässig geringere Geschwindigkeit hat als die Arbeitsbewegung. Dieser Unterschied ist aber nicht so wesentlich, dass man hiernach die bewegenden Mittel ordnen könnte. Für beide Bewegungen sind Zahnräder, Reibungsräder, Zahnstangen, Schrauben, Kurbeln und Riemen gebräuchlich. Es sind beide Bewegungen entweder stetig kreisend, im Bogen oder gerader Linie hin- und hergehend; nur die ruckweisen Bewegungen gehören ausschliesslich der Schaltung an. Daher sollen in dem Folgenden die Mittel für beide Bewegungen im ganzen gemeinsam behandelt werden; unter gelegentlichem Hervorheben der besonderen Umstände, welche den Zweck der Bewegungen begleiten. A. Stetiges Drehen. 1. Solange die betreffenden Theile ihre gegensätzliche Lage nicht ändern, sind die Mittel zur Uebertragung der stetigen Drehung von denen, welche für diesen Zweck allgemein gebraucht werden, nicht verschieden. Es verdient jedoch besonders hervorgehoben zu werden, dass man bei Be- wegungsübertragungen durch Zahnräder für Werkzeugmaschinen oft höhere Ansprüche hinsichtlich der Stossfreiheit des Betriebes stellt als sonst. Solche ruhige Uebertragung gewähren die Räder mit sogen. Keil-, Pfeil- oder ge- knickten Zähnen, aber nur dann, wenn die Mittelebenen der Räder genau zusammenfallen. Wird dieser Vorbedingung nicht genügt, sei es infolge ungenauer Ausführung, oder gelegentlich sich einstellender gegensätzlicher Verschiebung der Räder, so liefern die in Rede stehenden Räder einen unruhigeren Betrieb als gewöhnliche Zahnräder. Das veranlasst nicht selten zur Anwendung einfach schräger, richtiger schraubenförmiger Zähne, ob-

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/157>, abgerufen am 19.04.2024.