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Finen, Eberhard: Der Gläubigen Nicht untergehende Lebens-Sonne. Braunschweig, 1710.

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ist an dem / daß alle die in den Gräbern sind werden die Stimme des Sohnes GOttes hören / und hervor gehen so wol die / so gutes / als die / so übels gethan haben Joh. V, 28. 29; Was aber diese letztere betrifft / so wird derselben ihr Leben kein Leben seyn; Sie werden von JEsu / der alsdenn nicht mehr ihr Erlöser / sondern ihr gerechter Richter / verstossen werden in den Pfuhl der mit Pech und Schweffel brennt / welches ist der andere Tod Apoc. XXI, 8. Von solchen kans denn nicht heissen: Sie sollen leben ob sie gleich sterben; sondern vielmehr: Sie sollen todt seyn / ob sie gleich wieder leben. Nur die an JEsum gläuben / sollen zum Leben leben / ob sie gleich gestorben sind.

Der Glaube ist es also an unser Seiten / der es macht daß unsere Lebens-Sonne nicht untergehe / daß wir leben ob wir gleich sterben. Ich sage / der Glaube ist es: Hier wil es aber mit einer von Göttlicher Barmhertzigkeit und dem Genuß des Verdienstes JEsu CHristi gemachten Einbildung nicht ausgemacht seyn; Denn was solte doch dasjenige / was der ihm selbst gelassene menschliche Verstand und Gedancke ihm ohne gnugsamen Grund vorstellet / vor Krafft haben / uns eine gewisse Lebens-Versicherung im Tode zu geben? Nein der Glaube / der dieses thut / ist ein Licht / welches der Heil. Geist in einer zu sorderst zur Erkäntniß und schmertzlichen Empfindung ihres sündlichen Zustandes und folglich zur wahren Busse und sehnlichen Verlangen nach der Gnade GOttes gebrachten Seelen durch das ins Hertz gedruckte Göttliche Wort anzündet / krafft dessen sie zugleich erkennet was ihr in Christo JEsu und dessen Verdienst angeboten werde / solche Anerbietung als etwas untriegliches annimmt / und ihr in festen Vetrauen zueignet. Diese letztere Eigenschafft des Glaubens ist wol die beste; Massen unser Heyland nicht saget: Wer mir gläubet / sondern wer an mich gläubet. Mercket M. A. dieses an mich verwirfft nicht den Glauben an GOTT / als einen gnädigen liebreichen Vater / und das Vertrauen auf seine Barmhertzigkeit / sondern legt vielmehr den festen Grund zu solchen Vertrauen. Denn zu GOtt als einen durch die Sünde erzürnten Richter darff ja der Sünder sich nicht wagen / es sey denn / daß er zuvor die Versicherung habe / es sey demselben Satisfaction und Gnüge geschehen / und folglich eine Versöhnug hergestellet. Nun solche Versöhnug haben wir in Christo JEsu / da heist es 1. Joh. II, 1. 2. Ob jemand sün-

ist an dem / daß alle die in den Gräbern sind werden die Stimme des Sohnes GOttes hören / und hervor gehen so wol die / so gutes / als die / so übels gethan haben Joh. V, 28. 29; Was aber diese letztere betrifft / so wird derselben ihr Leben kein Leben seyn; Sie werden von JEsu / der alsdenn nicht mehr ihr Erlöser / sondern ihr gerechter Richter / verstossen werden in den Pfuhl der mit Pech und Schweffel brennt / welches ist der andere Tod Apoc. XXI, 8. Von solchen kans denn nicht heissen: Sie sollen leben ob sie gleich sterben; sondern vielmehr: Sie sollen todt seyn / ob sie gleich wieder leben. Nur die an JEsum gläuben / sollen zum Leben leben / ob sie gleich gestorben sind.

Der Glaube ist es also an unser Seiten / der es macht daß unsere Lebens-Sonne nicht untergehe / daß wir leben ob wir gleich sterben. Ich sage / der Glaube ist es: Hier wil es aber mit einer von Göttlicher Barmhertzigkeit und dem Genuß des Verdienstes JEsu CHristi gemachten Einbildung nicht ausgemacht seyn; Denn was solte doch dasjenige / was der ihm selbst gelassene menschliche Verstand und Gedancke ihm ohne gnugsamen Grund vorstellet / vor Krafft haben / uns eine gewisse Lebens-Versicherung im Tode zu geben? Nein der Glaube / der dieses thut / ist ein Licht / welches der Heil. Geist in einer zu sorderst zur Erkäntniß und schmertzlichen Empfindung ihres sündlichen Zustandes und folglich zur wahren Busse und sehnlichen Verlangen nach der Gnade GOttes gebrachten Seelen durch das ins Hertz gedruckte Göttliche Wort anzündet / krafft dessen sie zugleich erkennet was ihr in Christo JEsu und dessen Verdienst angeboten werde / solche Anerbietung als etwas untriegliches annimmt / und ihr in festen Vetrauen zueignet. Diese letztere Eigenschafft des Glaubens ist wol die beste; Massen unser Heyland nicht saget: Wer mir gläubet / sondern wer an mich gläubet. Mercket M. A. dieses an mich verwirfft nicht den Glauben an GOTT / als einen gnädigen liebreichen Vater / und das Vertrauen auf seine Barmhertzigkeit / sondern legt vielmehr den festen Grund zu solchen Vertrauen. Denn zu GOtt als einen durch die Sünde erzürnten Richter darff ja der Sünder sich nicht wagen / es sey denn / daß er zuvor die Versicherung habe / es sey demselben Satisfaction und Gnüge geschehen / und folglich eine Versöhnug hergestellet. Nun solche Versöhnug haben wir in Christo JEsu / da heist es 1. Joh. II, 1. 2. Ob jemand sün-

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                     Richter / verstossen werden in den Pfuhl der mit Pech und Schweffel brennt /
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                     Mercket M. A. dieses an mich verwirfft nicht den Glauben an GOTT / als einen
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                     einen durch die Sünde erzürnten Richter darff ja der Sünder sich nicht wagen /
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[9/0013] ist an dem / daß alle die in den Gräbern sind werden die Stimme des Sohnes GOttes hören / und hervor gehen so wol die / so gutes / als die / so übels gethan haben Joh. V, 28. 29; Was aber diese letztere betrifft / so wird derselben ihr Leben kein Leben seyn; Sie werden von JEsu / der alsdenn nicht mehr ihr Erlöser / sondern ihr gerechter Richter / verstossen werden in den Pfuhl der mit Pech und Schweffel brennt / welches ist der andere Tod Apoc. XXI, 8. Von solchen kans denn nicht heissen: Sie sollen leben ob sie gleich sterben; sondern vielmehr: Sie sollen todt seyn / ob sie gleich wieder leben. Nur die an JEsum gläuben / sollen zum Leben leben / ob sie gleich gestorben sind. Der Glaube ist es also an unser Seiten / der es macht daß unsere Lebens-Sonne nicht untergehe / daß wir leben ob wir gleich sterben. Ich sage / der Glaube ist es: Hier wil es aber mit einer von Göttlicher Barmhertzigkeit und dem Genuß des Verdienstes JEsu CHristi gemachten Einbildung nicht ausgemacht seyn; Denn was solte doch dasjenige / was der ihm selbst gelassene menschliche Verstand und Gedancke ihm ohne gnugsamen Grund vorstellet / vor Krafft haben / uns eine gewisse Lebens-Versicherung im Tode zu geben? Nein der Glaube / der dieses thut / ist ein Licht / welches der Heil. Geist in einer zu sorderst zur Erkäntniß und schmertzlichen Empfindung ihres sündlichen Zustandes und folglich zur wahren Busse und sehnlichen Verlangen nach der Gnade GOttes gebrachten Seelen durch das ins Hertz gedruckte Göttliche Wort anzündet / krafft dessen sie zugleich erkennet was ihr in Christo JEsu und dessen Verdienst angeboten werde / solche Anerbietung als etwas untriegliches annimmt / und ihr in festen Vetrauen zueignet. Diese letztere Eigenschafft des Glaubens ist wol die beste; Massen unser Heyland nicht saget: Wer mir gläubet / sondern wer an mich gläubet. Mercket M. A. dieses an mich verwirfft nicht den Glauben an GOTT / als einen gnädigen liebreichen Vater / und das Vertrauen auf seine Barmhertzigkeit / sondern legt vielmehr den festen Grund zu solchen Vertrauen. Denn zu GOtt als einen durch die Sünde erzürnten Richter darff ja der Sünder sich nicht wagen / es sey denn / daß er zuvor die Versicherung habe / es sey demselben Satisfaction und Gnüge geschehen / und folglich eine Versöhnug hergestellet. Nun solche Versöhnug haben wir in Christo JEsu / da heist es 1. Joh. II, 1. 2. Ob jemand sün-

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gläubigen Nicht untergehende Lebens-Sonne. Braunschweig, 1710, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_lebenssonne_1710/13>, abgerufen am 29.03.2024.