Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Ein jeder der nur noch etwas Empfindung hat,Erkennt die reiche Güt, Barmherzigkeit und Gnad, Und sagt Verwundrungs-voll mit dankbahren Ge- müthe; O! GOtt wie gros bist du, und deine Wundergüte. Allein beschämter Mensch voll Unempfindligkeit! Da GOtt im Ueberflus die Wollthat ausgestreut, So rechne einmahl nach wie klein der Dank zu nen- nen, Denn wir dem HErrn der Welt vor so viel Gutes gönnen? Je mehr der Schöpfer giebt, je mehr verlangen wir, Der Mensch ist undankbahr ein unersätlich Thier. Er pflegt die Gaben nicht, die Dinge nur zu zäh- len, Die seiner Gierigkeit beim Ueberflusse fehlen. Er hat niemahls genug, die Unvergnügsamkeit, Die zeugt den Plagegeist die Unzufriedenheit, Die macht ihn undankbar, und scheucht ihn alle Morgen, Mit einem schwarzen Heer verbotner Nahrungssor- gen. Gesezt daß einem dies, dem andern jenes sehlt, Wie thörigt ist es nicht wenn man sich drüber quält, Mit Gram darüber murrt; die Weisheit weis was nüze, Der Vorsicht Auge schaut vom hohen Himmels Sizze; Wie sieht der Mensch so scheel das GOtt so gütig ist, Daß er die Nichtigkeit darüber gar vergißt: Ach laßt uns allemahl des Höchsten Gnadenzei- chen, Das
Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Ein jeder der nur noch etwas Empfindung hat,Erkennt die reiche Guͤt, Barmherzigkeit und Gnad, Und ſagt Verwundrungs-voll mit dankbahren Ge- muͤthe; O! GOtt wie gros biſt du, und deine Wunderguͤte. Allein beſchaͤmter Menſch voll Unempfindligkeit! Da GOtt im Ueberflus die Wollthat ausgeſtreut, So rechne einmahl nach wie klein der Dank zu nen- nen, Denn wir dem HErrn der Welt vor ſo viel Gutes goͤnnen? Je mehr der Schoͤpfer giebt, je mehr verlangen wir, Der Menſch iſt undankbahr ein unerſaͤtlich Thier. Er pflegt die Gaben nicht, die Dinge nur zu zaͤh- len, Die ſeiner Gierigkeit beim Ueberfluſſe fehlen. Er hat niemahls genug, die Unvergnuͤgſamkeit, Die zeugt den Plagegeiſt die Unzufriedenheit, Die macht ihn undankbar, und ſcheucht ihn alle Morgen, Mit einem ſchwarzen Heer verbotner Nahrungsſor- gen. Geſezt daß einem dies, dem andern jenes ſehlt, Wie thoͤrigt iſt es nicht wenn man ſich druͤber quaͤlt, Mit Gram daruͤber murrt; die Weisheit weis was nuͤze, Der Vorſicht Auge ſchaut vom hohen Himmels Sizze; Wie ſieht der Menſch ſo ſcheel das GOtt ſo guͤtig iſt, Daß er die Nichtigkeit daruͤber gar vergißt: Ach laßt uns allemahl des Hoͤchſten Gnadenzei- chen, Das
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Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes.
Ein jeder der nur noch etwas Empfindung hat,
Erkennt die reiche Guͤt, Barmherzigkeit und Gnad,
Und ſagt Verwundrungs-voll mit dankbahren Ge-
muͤthe;
O! GOtt wie gros biſt du, und deine
Wunderguͤte.
Allein beſchaͤmter Menſch voll Unempfindligkeit!
Da GOtt im Ueberflus die Wollthat ausgeſtreut,
So rechne einmahl nach wie klein der Dank zu nen-
nen,
Denn wir dem HErrn der Welt vor ſo viel Gutes
goͤnnen?
Je mehr der Schoͤpfer giebt, je mehr verlangen wir,
Der Menſch iſt undankbahr ein unerſaͤtlich Thier.
Er pflegt die Gaben nicht, die Dinge nur zu zaͤh-
len,
Die ſeiner Gierigkeit beim Ueberfluſſe fehlen.
Er hat niemahls genug, die Unvergnuͤgſamkeit,
Die zeugt den Plagegeiſt die Unzufriedenheit,
Die macht ihn undankbar, und ſcheucht ihn alle
Morgen,
Mit einem ſchwarzen Heer verbotner Nahrungsſor-
gen.
Geſezt daß einem dies, dem andern jenes ſehlt,
Wie thoͤrigt iſt es nicht wenn man ſich druͤber quaͤlt,
Mit Gram daruͤber murrt; die Weisheit weis was
nuͤze,
Der Vorſicht Auge ſchaut vom hohen Himmels
Sizze;
Wie ſieht der Menſch ſo ſcheel das GOtt ſo guͤtig
iſt,
Daß er die Nichtigkeit daruͤber gar vergißt:
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