Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die Geilheit.

Auf der Wollust schandbahr Scherzen
Folgen Lähmung, Gicht und Schmerzen
Wie im Beispiel offt zu sehn:
Und was noch vor Wollustplagen,
Die recht schandbahr sind zu sagen.

Die dem liederlichen Leben
Schnöder Wollust, sich ergeben
Fühlen öffters viel zu spät,
Daß die Keuschheit stark erhalte,
Geilheit das Geblüt erkalte;
Dessen Feuerkrafft vergeht,
Wenn die Maden sich ausbrüten,
Und im faulen Fleische wüten.
Wo die Geilheit erst regieret,
Das Gedeien sich verliehret,
Und bei Venus, Bachus ist,
Wird das Erbtheil bald verschlungen,
Das ganz süsse auf der Zungen
Jn verwöhnten Magen fließt:
Da die Armut eh mans meinet,
Nakt und elend hier erscheinet.
Die in wilder Brunst auslauffen,
Pflegen alles zuverkauffen,
Um die Lust die Fleisch und Blut
Durchs verkehrte Blendglas siehet,
Das denn auch die Lust anglühet,
Die als eine rege Glut
Heiß ja brennend zu benennen,
Wie man sieht am geilen Rennen.
Geilheit bringet zum Verderben,
Und

Die Geilheit.

Auf der Wolluſt ſchandbahr Scherzen
Folgen Laͤhmung, Gicht und Schmerzen
Wie im Beiſpiel offt zu ſehn:
Und was noch vor Wolluſtplagen,
Die recht ſchandbahr ſind zu ſagen.

Die dem liederlichen Leben
Schnoͤder Wolluſt, ſich ergeben
Fuͤhlen oͤffters viel zu ſpaͤt,
Daß die Keuſchheit ſtark erhalte,
Geilheit das Gebluͤt erkalte;
Deſſen Feuerkrafft vergeht,
Wenn die Maden ſich ausbruͤten,
Und im faulen Fleiſche wuͤten.
Wo die Geilheit erſt regieret,
Das Gedeien ſich verliehret,
Und bei Venus, Bachus iſt,
Wird das Erbtheil bald verſchlungen,
Das ganz ſuͤſſe auf der Zungen
Jn verwoͤhnten Magen fließt:
Da die Armut eh mans meinet,
Nakt und elend hier erſcheinet.
Die in wilder Brunſt auslauffen,
Pflegen alles zuverkauffen,
Um die Luſt die Fleiſch und Blut
Durchs verkehrte Blendglas ſiehet,
Das denn auch die Luſt angluͤhet,
Die als eine rege Glut
Heiß ja brennend zu benennen,
Wie man ſieht am geilen Rennen.
Geilheit bringet zum Verderben,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="14">
            <l>
              <pb facs="#f0248" n="236"/>
              <fw place="top" type="header">Die Geilheit.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Auf der Wollu&#x017F;t &#x017F;chandbahr Scherzen</l><lb/>
            <l>Folgen La&#x0364;hmung, Gicht und Schmerzen</l><lb/>
            <l>Wie im Bei&#x017F;piel offt zu &#x017F;ehn:</l><lb/>
            <l>Und was noch vor Wollu&#x017F;tplagen,</l><lb/>
            <l>Die recht &#x017F;chandbahr &#x017F;ind zu &#x017F;agen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie dem liederlichen Leben</l><lb/>
            <l>Schno&#x0364;der Wollu&#x017F;t, &#x017F;ich ergeben</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;hlen o&#x0364;ffters viel zu &#x017F;pa&#x0364;t,</l><lb/>
            <l>Daß die Keu&#x017F;chheit &#x017F;tark erhalte,</l><lb/>
            <l>Geilheit das Geblu&#x0364;t erkalte;</l><lb/>
            <l>De&#x017F;&#x017F;en Feuerkrafft vergeht,</l><lb/>
            <l>Wenn die Maden &#x017F;ich ausbru&#x0364;ten,</l><lb/>
            <l>Und im faulen Flei&#x017F;che wu&#x0364;ten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>o die Geilheit er&#x017F;t regieret,</l><lb/>
            <l>Das Gedeien &#x017F;ich verliehret,</l><lb/>
            <l>Und bei Venus, Bachus i&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Wird das Erbtheil bald ver&#x017F;chlungen,</l><lb/>
            <l>Das ganz &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auf der Zungen</l><lb/>
            <l>Jn verwo&#x0364;hnten Magen fließt:</l><lb/>
            <l>Da die Armut eh mans meinet,</l><lb/>
            <l>Nakt und elend hier er&#x017F;cheinet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie in wilder Brun&#x017F;t auslauffen,</l><lb/>
            <l>Pflegen alles zuverkauffen,</l><lb/>
            <l>Um die Lu&#x017F;t die Flei&#x017F;ch und Blut</l><lb/>
            <l>Durchs verkehrte Blendglas &#x017F;iehet,</l><lb/>
            <l>Das denn auch die Lu&#x017F;t anglu&#x0364;het,</l><lb/>
            <l>Die als eine rege Glut</l><lb/>
            <l>Heiß ja brennend zu benennen,</l><lb/>
            <l>Wie man &#x017F;ieht am geilen Rennen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l><hi rendition="#in">G</hi>eilheit bringet zum Verderben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0248] Die Geilheit. Auf der Wolluſt ſchandbahr Scherzen Folgen Laͤhmung, Gicht und Schmerzen Wie im Beiſpiel offt zu ſehn: Und was noch vor Wolluſtplagen, Die recht ſchandbahr ſind zu ſagen. Die dem liederlichen Leben Schnoͤder Wolluſt, ſich ergeben Fuͤhlen oͤffters viel zu ſpaͤt, Daß die Keuſchheit ſtark erhalte, Geilheit das Gebluͤt erkalte; Deſſen Feuerkrafft vergeht, Wenn die Maden ſich ausbruͤten, Und im faulen Fleiſche wuͤten. Wo die Geilheit erſt regieret, Das Gedeien ſich verliehret, Und bei Venus, Bachus iſt, Wird das Erbtheil bald verſchlungen, Das ganz ſuͤſſe auf der Zungen Jn verwoͤhnten Magen fließt: Da die Armut eh mans meinet, Nakt und elend hier erſcheinet. Die in wilder Brunſt auslauffen, Pflegen alles zuverkauffen, Um die Luſt die Fleiſch und Blut Durchs verkehrte Blendglas ſiehet, Das denn auch die Luſt angluͤhet, Die als eine rege Glut Heiß ja brennend zu benennen, Wie man ſieht am geilen Rennen. Geilheit bringet zum Verderben, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/248
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/248>, abgerufen am 20.04.2024.