Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über einem Weinstok.
Wie wunderbar wird durch die Sonnen,
Der Trauben Safft zu Wein gemacht,
Der als ein Wasser erst geronnen,
Und in die Reben eingebracht.
Der Lichtes Born, das Höchste Wesen
Läßt uns darinnen deutlich lesen,
Was es vor grosse Wunder thut;
Es schafft zum Zeugnis seiner Grösse,
Den Wein, verwandelt Wasser-Nässe
Jns feuerreiche Trauben-Blut.
Wie manigfalt sind die Getränke,
Die durch die schlanken Reben gehn
Wenn ich dies Ehrfurchts-voll bedenke
So kan ich GOttes Allmacht sehn.
Die Stökke, die an äusren Zeichen,
Sich fast in allen Ländern gleichen,
Sind doch an Früchten mannigfalt;
Der Weine Arten die wir haben,
Sind mannigfaltge Wunder-Gaben,
Dies lehrt Geschmak, die Krafft, Gestalt.
Die Art schmekt säurlich, jene süsse,
Die bitter wie der Alicant,
Und sind doch alle blosse Flüsse
Der safftgen Erde, wie bekandt:
Wenn wir dies achtsam überdenken,
Dabei das Herz zum Schöpfer lenken,
Der diesen Unterscheid formirt;
So müssen wir gerührt bekennen,
GOtt sey ein weiser GOtt zu nennen,

Davon uns alles überführt.
Die
Gedanken uͤber einem Weinſtok.
Wie wunderbar wird durch die Sonnen,
Der Trauben Safft zu Wein gemacht,
Der als ein Waſſer erſt geronnen,
Und in die Reben eingebracht.
Der Lichtes Born, das Hoͤchſte Weſen
Laͤßt uns darinnen deutlich leſen,
Was es vor groſſe Wunder thut;
Es ſchafft zum Zeugnis ſeiner Groͤſſe,
Den Wein, verwandelt Waſſer-Naͤſſe
Jns feuerreiche Trauben-Blut.
Wie manigfalt ſind die Getraͤnke,
Die durch die ſchlanken Reben gehn
Wenn ich dies Ehrfurchts-voll bedenke
So kan ich GOttes Allmacht ſehn.
Die Stoͤkke, die an aͤuſren Zeichen,
Sich faſt in allen Laͤndern gleichen,
Sind doch an Fruͤchten mannigfalt;
Der Weine Arten die wir haben,
Sind mannigfaltge Wunder-Gaben,
Dies lehrt Geſchmak, die Krafft, Geſtalt.
Die Art ſchmekt ſaͤurlich, jene ſuͤſſe,
Die bitter wie der Alicant,
Und ſind doch alle bloſſe Fluͤſſe
Der ſafftgen Erde, wie bekandt:
Wenn wir dies achtſam uͤberdenken,
Dabei das Herz zum Schoͤpfer lenken,
Der dieſen Unterſcheid formirt;
So muͤſſen wir geruͤhrt bekennen,
GOtt ſey ein weiſer GOtt zu nennen,

Davon uns alles uͤberfuͤhrt.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0190" n="178"/>
          <fw place="top" type="header">Gedanken u&#x0364;ber einem Wein&#x017F;tok.</fw><lb/>
          <lg n="9">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie wunderbar wird durch die Sonnen,</l><lb/>
            <l>Der Trauben Safft zu Wein gemacht,</l><lb/>
            <l>Der als ein Wa&#x017F;&#x017F;er er&#x017F;t geronnen,</l><lb/>
            <l>Und in die Reben eingebracht.</l><lb/>
            <l>Der Lichtes Born, das Ho&#x0364;ch&#x017F;te We&#x017F;en</l><lb/>
            <l>La&#x0364;ßt uns darinnen deutlich le&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Was es vor gro&#x017F;&#x017F;e Wunder thut;</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;chafft zum Zeugnis &#x017F;einer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Den Wein, verwandelt Wa&#x017F;&#x017F;er-Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Jns feuerreiche Trauben-Blut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie manigfalt &#x017F;ind die Getra&#x0364;nke,</l><lb/>
            <l>Die durch die &#x017F;chlanken Reben gehn</l><lb/>
            <l>Wenn ich dies Ehrfurchts-voll bedenke</l><lb/>
            <l>So kan ich <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Allmacht &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Die Sto&#x0364;kke, die an a&#x0364;u&#x017F;ren Zeichen,</l><lb/>
            <l>Sich fa&#x017F;t in allen La&#x0364;ndern gleichen,</l><lb/>
            <l>Sind doch an Fru&#x0364;chten mannigfalt;</l><lb/>
            <l>Der Weine Arten die wir haben,</l><lb/>
            <l>Sind mannigfaltge Wunder-Gaben,</l><lb/>
            <l>Dies lehrt Ge&#x017F;chmak, die Krafft, Ge&#x017F;talt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Art &#x017F;chmekt &#x017F;a&#x0364;urlich, jene &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Die bitter wie der Alicant,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ind doch alle blo&#x017F;&#x017F;e Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;afftgen Erde, wie bekandt:</l><lb/>
            <l>Wenn wir dies acht&#x017F;am u&#x0364;berdenken,</l><lb/>
            <l>Dabei das Herz zum Scho&#x0364;pfer lenken,</l><lb/>
            <l>Der die&#x017F;en Unter&#x017F;cheid formirt;</l><lb/>
            <l>So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir geru&#x0364;hrt bekennen,<lb/><hi rendition="#fr">GOtt</hi> &#x017F;ey ein wei&#x017F;er <hi rendition="#fr">GOtt</hi> zu nennen,</l><lb/>
            <l>Davon uns alles u&#x0364;berfu&#x0364;hrt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0190] Gedanken uͤber einem Weinſtok. Wie wunderbar wird durch die Sonnen, Der Trauben Safft zu Wein gemacht, Der als ein Waſſer erſt geronnen, Und in die Reben eingebracht. Der Lichtes Born, das Hoͤchſte Weſen Laͤßt uns darinnen deutlich leſen, Was es vor groſſe Wunder thut; Es ſchafft zum Zeugnis ſeiner Groͤſſe, Den Wein, verwandelt Waſſer-Naͤſſe Jns feuerreiche Trauben-Blut. Wie manigfalt ſind die Getraͤnke, Die durch die ſchlanken Reben gehn Wenn ich dies Ehrfurchts-voll bedenke So kan ich GOttes Allmacht ſehn. Die Stoͤkke, die an aͤuſren Zeichen, Sich faſt in allen Laͤndern gleichen, Sind doch an Fruͤchten mannigfalt; Der Weine Arten die wir haben, Sind mannigfaltge Wunder-Gaben, Dies lehrt Geſchmak, die Krafft, Geſtalt. Die Art ſchmekt ſaͤurlich, jene ſuͤſſe, Die bitter wie der Alicant, Und ſind doch alle bloſſe Fluͤſſe Der ſafftgen Erde, wie bekandt: Wenn wir dies achtſam uͤberdenken, Dabei das Herz zum Schoͤpfer lenken, Der dieſen Unterſcheid formirt; So muͤſſen wir geruͤhrt bekennen, GOtt ſey ein weiſer GOtt zu nennen, Davon uns alles uͤberfuͤhrt. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/190
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/190>, abgerufen am 23.11.2024.