Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886.von solchen in Betreff der Pflicht und Bestimmung des Jmmerhin hat der englische den französischen Denker *) p. 92.
von ſolchen in Betreff der Pflicht und Beſtimmung des Jmmerhin hat der engliſche den franzöſiſchen Denker *) p. 92.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="28"/> von ſolchen in Betreff der Pflicht und Beſtimmung des<lb/> Menſchen, denen alle Handlungen des Gläubigen, wie<lb/> dieſer in ſeinem Jnnern anerkennt, untergeordnet ſein ſollten;<lb/> und ferner muß es ein Gefühl geben, das mit diefem Glau-<lb/> ben verbunden iſt, oder an das er appelliren kann und das<lb/> ſtark genug iſt, um demſelben thatſächlich jene Autorität über<lb/> die Handlungen der Menſchen zu verleihen, welche er in der<lb/> Theorie beanſprucht.“ Wenn Mill ferner in dem ſchon ge-<lb/> nannten Aufſatze „Die Nützlichkeit der Religion“ bemerkt<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 92.</note>:<lb/> „Das Weſen der Religion iſt die ſtarke und concentrirte<lb/> Richtung unſerer inneren Regungen und Wünſche auf einen<lb/> idealen Gegenſtand von anerkannt höchſter Vortrefflichkeit,<lb/> welcher mit Recht über allen Gegenſtänden unſerer ſelbſtiſchen<lb/> Wünſche ſteht. Dieſe Bedingungen erfüllt die Religion der<lb/> Menſchheit in ebenſo hohem Grade, in einem ebenſo hohen<lb/> Sinne wie die übernatürliche Religion ſelbſt in ihren beſten<lb/> und weit beſſer als in einer ihrer anderen Manifeſtationen,“<lb/> ſo wird der Leſer aus dieſer Aufſaſſung des Weſens der<lb/> Religion begreifen, weßhalb Mill in der Frage eines höheren<lb/> Erſatzes der übernatürlichen Religion nicht über Comte<lb/> hinauskam.</p><lb/> <p>Jmmerhin hat der engliſche den franzöſiſchen Denker<lb/> in einigen Punkten corrigirt. So ſagt Mill in Bezug auf<lb/> Comtes zuweit getriebenen Altruismus ſehr richtig: „Comte hat,<lb/> wie wir denken, die eigentliche Auſgabe einer <hi rendition="#g">Lebensregel<lb/> ganz und gar mißverſtanden</hi>. Er verfiel in jenen<lb/> Jrrthum, den man häufig, wiewohl mit Unrecht, der ganzen<lb/> Klaſſe der Utilitarier vorwirft; er wollte nämlich, <hi rendition="#g">daß der<lb/> Prüfſte in des Verhaltens zugleich auch der ein-<lb/> zige Beweggrund deſſelben ſei</hi>“. Mit Recht hebt Mill<lb/> ferner hervor, daß das altruiſtiſche Handeln nur dann die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0037]
von ſolchen in Betreff der Pflicht und Beſtimmung des
Menſchen, denen alle Handlungen des Gläubigen, wie
dieſer in ſeinem Jnnern anerkennt, untergeordnet ſein ſollten;
und ferner muß es ein Gefühl geben, das mit diefem Glau-
ben verbunden iſt, oder an das er appelliren kann und das
ſtark genug iſt, um demſelben thatſächlich jene Autorität über
die Handlungen der Menſchen zu verleihen, welche er in der
Theorie beanſprucht.“ Wenn Mill ferner in dem ſchon ge-
nannten Aufſatze „Die Nützlichkeit der Religion“ bemerkt *):
„Das Weſen der Religion iſt die ſtarke und concentrirte
Richtung unſerer inneren Regungen und Wünſche auf einen
idealen Gegenſtand von anerkannt höchſter Vortrefflichkeit,
welcher mit Recht über allen Gegenſtänden unſerer ſelbſtiſchen
Wünſche ſteht. Dieſe Bedingungen erfüllt die Religion der
Menſchheit in ebenſo hohem Grade, in einem ebenſo hohen
Sinne wie die übernatürliche Religion ſelbſt in ihren beſten
und weit beſſer als in einer ihrer anderen Manifeſtationen,“
ſo wird der Leſer aus dieſer Aufſaſſung des Weſens der
Religion begreifen, weßhalb Mill in der Frage eines höheren
Erſatzes der übernatürlichen Religion nicht über Comte
hinauskam.
Jmmerhin hat der engliſche den franzöſiſchen Denker
in einigen Punkten corrigirt. So ſagt Mill in Bezug auf
Comtes zuweit getriebenen Altruismus ſehr richtig: „Comte hat,
wie wir denken, die eigentliche Auſgabe einer Lebensregel
ganz und gar mißverſtanden. Er verfiel in jenen
Jrrthum, den man häufig, wiewohl mit Unrecht, der ganzen
Klaſſe der Utilitarier vorwirft; er wollte nämlich, daß der
Prüfſte in des Verhaltens zugleich auch der ein-
zige Beweggrund deſſelben ſei“. Mit Recht hebt Mill
ferner hervor, daß das altruiſtiſche Handeln nur dann die
*) p. 92.
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