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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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gebildeten Brüdern wirkte unver-
merkt auf die Belebung ihrer geistigen
Anlagen. Nach längerem Brautstande
vermählte sie sich mit dem Assessor
Reinhardt in Stendal, nachmali-
gem Stadt- und Kreisgerichtsrat in
Magdeburg, den sie nach langer glück-
licher Ehe 1870 durch den Tod ver-
lor. Durch die Verbindung mit die-
sem geistig bedeutenden und talent-
vollen Manne gewann sie bald ein
Verständnis aller Weltverhältnisse
und lebte sich in die Anschauungen
ein, die von ihrem Gatten als Norm
aufgestellt wurden. Vor allen Din-
gen war es von großer Einwirkung
auf ihre spätere Geistestätigkeit, daß
ihr Gatte mit Leib und Seele Krimi-
nalist war und seine Untersuchungen
mit großem Glück führte. Geistig u.
eng harmonisch verbunden, lebte sich
auch hier die Gattin mit ihm ein und
lernte dabei die Entwicklung der Cha-
raktere, die Veränderungen des See-
lenzustandes und die wunderbaren
Fügungen des Zufalls beurteilen. So
ausgerüstet, faßte Luise R. endlich den
Entschluß, ganz in aller Stille die
Schriftstellerlaufbahn zu betreten.
Jn neckischer Laune wählte sie den
Namen "Ernst Fritze" zum Pseudo-
nym, um dadurch den Verdacht der
Autorschaft auf einen jungen poeti-
schen Referendar, namens Friedrich
Ernst (s. d.!) zu lenken, der unter Lei-
tung ihres Gatten seine juristische
Laufbahn begann. Seit 1873 lebte
die Witwe in stiller Zurückgezogenheit
in Merseburg und ist hier am 24. Okt.
1878 gestorben.

S:

Der kleine Gene-
ral (E.), 1845. - Die Wollenweber
von Stendal (E.), 1846. - Justus
Winter (E.), 1847. - Bernhard von
Bellinghausen (R.), 1848. - Die drei
Handwerker (R.); II, 1851. - Groß-
Borne (N.), 1852. - Erinnerungs-
blätter aus dem Leben eines Krimi-
nalisten, 1854. Neue Folge, 1857. -
Caritas (R.); III, 1857. - Vorwärts!
(N.); II, 1858. - Ernest Oktav (N.);
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Rei
III, 1859. - Gertrud (R.); IV, 1860.
- Die Erben von Wollun (N.), 1861.
- Jdalium (N.), 1862. - Solitude
(N.); II, 1863. - Novellen; IV,
1863. (Jnhalt: Die Maske des
Reichtums. - Berg oder Burg. -
Deutsches Leben vor 50 Jahren. -
Zug um Zug). - Des Geheimrats
Sohn (R.), 1863. - Schein und Sein
(N.), 1864. - Die Herren von Etters-
haiden (R.); II, 1864. - Ebbe u. Flut
(En.); II, 1864. - Die Gebrüder Kol-
trum (N.); II, 1865. - Ein Stückchen
Papier (N.), 1865. - Aus dem Strome
der Gegenwart (N.), 1865. - Schloß
Bärenberg (R.); III. 1867. - Ver-
dächtig! (E.), 1868. - Der Sohn des
Neffen (E.), 1869. - Der Major (E.),
1869. - Freigesprochen (N.), 1870. -
Der stille Spekulant (N.), 1870. -
Verkauft (N.), 1870. - Jm Kerker ge-
boren (N.), 1871. - Fräulein Sophie
(N.), 1872. - Von Stufe zu Stufe (N.),
1873. - Ungelöste Rätsel (N.), 1874.
- Kampf überall (N.), 1874. - Schick-
sals Tücke (N.), 1875. - Die Macht
des Augenblicks (N.), 1875. - Zwei
Mütter (R.), 1878. - Dunkle Punkte
(E.), 1876. - Am Scheidewege (E.),
1877. - F. A. Tscherniczek (N.), 1879.
- Jm Sturm der Eifersucht (E.), 1880.

Reinhardt, Karl August,

wurde
am 25. April 1818 zu Leipzig geboren
und zum Studium der Theologie be-
stimmt. Da er indes Beruf zum
Landschaftsmaler in sich fühlte, so
folgte er diesem inneren Rufe und
unternahm zu seiner Ausbildung
Reisen nach Norwegen, Tirol und
Jtalien. Da er ziemlich mittellos
war, mußte er sich manche Strapazen
auferlegen und wurde dadurch an
seiner Gesundheit so geschädigt, daß
er, gänzlich gelähmt, seit Jahren an
den Fahrstuhl gefesselt war. Er lebte
zuletzt als Privatgelehrter in Dres-
den, wo er seit 1874 auch das Lokal-
blatt "Der Kalkulator an der Elbe"
herausgab und am 11. Aug. 1877 +

S:

Der fünfte Mai. Ein Lebensbild

*


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Rei
gebildeten Brüdern wirkte unver-
merkt auf die Belebung ihrer geiſtigen
Anlagen. Nach längerem Brautſtande
vermählte ſie ſich mit dem Aſſeſſor
Reinhardt in Stendal, nachmali-
gem Stadt- und Kreisgerichtsrat in
Magdeburg, den ſie nach langer glück-
licher Ehe 1870 durch den Tod ver-
lor. Durch die Verbindung mit die-
ſem geiſtig bedeutenden und talent-
vollen Manne gewann ſie bald ein
Verſtändnis aller Weltverhältniſſe
und lebte ſich in die Anſchauungen
ein, die von ihrem Gatten als Norm
aufgeſtellt wurden. Vor allen Din-
gen war es von großer Einwirkung
auf ihre ſpätere Geiſtestätigkeit, daß
ihr Gatte mit Leib und Seele Krimi-
naliſt war und ſeine Unterſuchungen
mit großem Glück führte. Geiſtig u.
eng harmoniſch verbunden, lebte ſich
auch hier die Gattin mit ihm ein und
lernte dabei die Entwicklung der Cha-
raktere, die Veränderungen des See-
lenzuſtandes und die wunderbaren
Fügungen des Zufalls beurteilen. So
ausgerüſtet, faßte Luiſe R. endlich den
Entſchluß, ganz in aller Stille die
Schriftſtellerlaufbahn zu betreten.
Jn neckiſcher Laune wählte ſie den
Namen „Ernſt Fritze“ zum Pſeudo-
nym, um dadurch den Verdacht der
Autorſchaft auf einen jungen poeti-
ſchen Referendar, namens Friedrich
Ernſt (ſ. d.!) zu lenken, der unter Lei-
tung ihres Gatten ſeine juriſtiſche
Laufbahn begann. Seit 1873 lebte
die Witwe in ſtiller Zurückgezogenheit
in Merſeburg und iſt hier am 24. Okt.
1878 geſtorben.

S:

Der kleine Gene-
ral (E.), 1845. ‒ Die Wollenweber
von Stendal (E.), 1846. ‒ Juſtus
Winter (E.), 1847. ‒ Bernhard von
Bellinghauſen (R.), 1848. ‒ Die drei
Handwerker (R.); II, 1851. ‒ Groß-
Borne (N.), 1852. ‒ Erinnerungs-
blätter aus dem Leben eines Krimi-
naliſten, 1854. Neue Folge, 1857. ‒
Caritas (R.); III, 1857. ‒ Vorwärts!
(N.); II, 1858. ‒ Erneſt Oktav (N.);
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Rei
III, 1859. ‒ Gertrud (R.); IV, 1860.
‒ Die Erben von Wollun (N.), 1861.
‒ Jdalium (N.), 1862. ‒ Solitude
(N.); II, 1863. ‒ Novellen; IV,
1863. (Jnhalt: Die Maske des
Reichtums. ‒ Berg oder Burg. ‒
Deutſches Leben vor 50 Jahren. ‒
Zug um Zug). ‒ Des Geheimrats
Sohn (R.), 1863. ‒ Schein und Sein
(N.), 1864. ‒ Die Herren von Etters-
haiden (R.); II, 1864. ‒ Ebbe u. Flut
(En.); II, 1864. ‒ Die Gebrüder Kol-
trum (N.); II, 1865. ‒ Ein Stückchen
Papier (N.), 1865. ‒ Aus dem Strome
der Gegenwart (N.), 1865. ‒ Schloß
Bärenberg (R.); III. 1867. ‒ Ver-
dächtig! (E.), 1868. ‒ Der Sohn des
Neffen (E.), 1869. ‒ Der Major (E.),
1869. ‒ Freigeſprochen (N.), 1870. ‒
Der ſtille Spekulant (N.), 1870. ‒
Verkauft (N.), 1870. ‒ Jm Kerker ge-
boren (N.), 1871. ‒ Fräulein Sophie
(N.), 1872. ‒ Von Stufe zu Stufe (N.),
1873. ‒ Ungelöſte Rätſel (N.), 1874.
‒ Kampf überall (N.), 1874. ‒ Schick-
ſals Tücke (N.), 1875. ‒ Die Macht
des Augenblicks (N.), 1875. ‒ Zwei
Mütter (R.), 1878. ‒ Dunkle Punkte
(E.), 1876. ‒ Am Scheidewege (E.),
1877. ‒ F. A. Tſcherniczek (N.), 1879.
‒ Jm Sturm der Eiferſucht (E.), 1880.

Reinhardt, Karl Auguſt,

wurde
am 25. April 1818 zu Leipzig geboren
und zum Studium der Theologie be-
ſtimmt. Da er indes Beruf zum
Landſchaftsmaler in ſich fühlte, ſo
folgte er dieſem inneren Rufe und
unternahm zu ſeiner Ausbildung
Reiſen nach Norwegen, Tirol und
Jtalien. Da er ziemlich mittellos
war, mußte er ſich manche Strapazen
auferlegen und wurde dadurch an
ſeiner Geſundheit ſo geſchädigt, daß
er, gänzlich gelähmt, ſeit Jahren an
den Fahrſtuhl gefeſſelt war. Er lebte
zuletzt als Privatgelehrter in Dres-
den, wo er ſeit 1874 auch das Lokal-
blatt „Der Kalkulator an der Elbe“
herausgab und am 11. Aug. 1877 †

S:

Der fünfte Mai. Ein Lebensbild

*
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[420/0424] Rei Rei gebildeten Brüdern wirkte unver- merkt auf die Belebung ihrer geiſtigen Anlagen. Nach längerem Brautſtande vermählte ſie ſich mit dem Aſſeſſor Reinhardt in Stendal, nachmali- gem Stadt- und Kreisgerichtsrat in Magdeburg, den ſie nach langer glück- licher Ehe 1870 durch den Tod ver- lor. Durch die Verbindung mit die- ſem geiſtig bedeutenden und talent- vollen Manne gewann ſie bald ein Verſtändnis aller Weltverhältniſſe und lebte ſich in die Anſchauungen ein, die von ihrem Gatten als Norm aufgeſtellt wurden. Vor allen Din- gen war es von großer Einwirkung auf ihre ſpätere Geiſtestätigkeit, daß ihr Gatte mit Leib und Seele Krimi- naliſt war und ſeine Unterſuchungen mit großem Glück führte. Geiſtig u. eng harmoniſch verbunden, lebte ſich auch hier die Gattin mit ihm ein und lernte dabei die Entwicklung der Cha- raktere, die Veränderungen des See- lenzuſtandes und die wunderbaren Fügungen des Zufalls beurteilen. So ausgerüſtet, faßte Luiſe R. endlich den Entſchluß, ganz in aller Stille die Schriftſtellerlaufbahn zu betreten. Jn neckiſcher Laune wählte ſie den Namen „Ernſt Fritze“ zum Pſeudo- nym, um dadurch den Verdacht der Autorſchaft auf einen jungen poeti- ſchen Referendar, namens Friedrich Ernſt (ſ. d.!) zu lenken, der unter Lei- tung ihres Gatten ſeine juriſtiſche Laufbahn begann. Seit 1873 lebte die Witwe in ſtiller Zurückgezogenheit in Merſeburg und iſt hier am 24. Okt. 1878 geſtorben. S: Der kleine Gene- ral (E.), 1845. ‒ Die Wollenweber von Stendal (E.), 1846. ‒ Juſtus Winter (E.), 1847. ‒ Bernhard von Bellinghauſen (R.), 1848. ‒ Die drei Handwerker (R.); II, 1851. ‒ Groß- Borne (N.), 1852. ‒ Erinnerungs- blätter aus dem Leben eines Krimi- naliſten, 1854. Neue Folge, 1857. ‒ Caritas (R.); III, 1857. ‒ Vorwärts! (N.); II, 1858. ‒ Erneſt Oktav (N.); III, 1859. ‒ Gertrud (R.); IV, 1860. ‒ Die Erben von Wollun (N.), 1861. ‒ Jdalium (N.), 1862. ‒ Solitude (N.); II, 1863. ‒ Novellen; IV, 1863. (Jnhalt: Die Maske des Reichtums. ‒ Berg oder Burg. ‒ Deutſches Leben vor 50 Jahren. ‒ Zug um Zug). ‒ Des Geheimrats Sohn (R.), 1863. ‒ Schein und Sein (N.), 1864. ‒ Die Herren von Etters- haiden (R.); II, 1864. ‒ Ebbe u. Flut (En.); II, 1864. ‒ Die Gebrüder Kol- trum (N.); II, 1865. ‒ Ein Stückchen Papier (N.), 1865. ‒ Aus dem Strome der Gegenwart (N.), 1865. ‒ Schloß Bärenberg (R.); III. 1867. ‒ Ver- dächtig! (E.), 1868. ‒ Der Sohn des Neffen (E.), 1869. ‒ Der Major (E.), 1869. ‒ Freigeſprochen (N.), 1870. ‒ Der ſtille Spekulant (N.), 1870. ‒ Verkauft (N.), 1870. ‒ Jm Kerker ge- boren (N.), 1871. ‒ Fräulein Sophie (N.), 1872. ‒ Von Stufe zu Stufe (N.), 1873. ‒ Ungelöſte Rätſel (N.), 1874. ‒ Kampf überall (N.), 1874. ‒ Schick- ſals Tücke (N.), 1875. ‒ Die Macht des Augenblicks (N.), 1875. ‒ Zwei Mütter (R.), 1878. ‒ Dunkle Punkte (E.), 1876. ‒ Am Scheidewege (E.), 1877. ‒ F. A. Tſcherniczek (N.), 1879. ‒ Jm Sturm der Eiferſucht (E.), 1880. Reinhardt, Karl Auguſt, wurde am 25. April 1818 zu Leipzig geboren und zum Studium der Theologie be- ſtimmt. Da er indes Beruf zum Landſchaftsmaler in ſich fühlte, ſo folgte er dieſem inneren Rufe und unternahm zu ſeiner Ausbildung Reiſen nach Norwegen, Tirol und Jtalien. Da er ziemlich mittellos war, mußte er ſich manche Strapazen auferlegen und wurde dadurch an ſeiner Geſundheit ſo geſchädigt, daß er, gänzlich gelähmt, ſeit Jahren an den Fahrſtuhl gefeſſelt war. Er lebte zuletzt als Privatgelehrter in Dres- den, wo er ſeit 1874 auch das Lokal- blatt „Der Kalkulator an der Elbe“ herausgab und am 11. Aug. 1877 † S: Der fünfte Mai. Ein Lebensbild *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/424>, abgerufen am 29.11.2024.