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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Endlich ist nicht nur durchs Brauen
Jn so manchem Bier allein
Dieses Weizens Kraft zu schauen,
Sondern auch am Brandtewein,
Den man häufig aus ihm brennet.
Ferner wird der Nutz erkennet,
Der durch ihn uns wiederfährt,
Da sein Stroh das Vieh ernährt.
Der
Ro-
cken.
Weiter müssen wir mit Freude
Auf des Rockens Nutzen sehn,
Und in dessen Unterscheide
Auch des Schöpfers Lieb erhöhn,
Der die Frucht am meisten mehret,
Weil sie meist die Armuth nähret,
Daß deswegen jedermann
Rocken wolfeil kaufen kann.
Und dabey sind seine Kräfte
Nahr- und hülfsam; er vermehrt
Unsers Körpers nöth'ge Säfte,
Der, wie die Erfahrung lehrt,
Aus dem Rocken Kräfte ziehet,
So, daß man bewundernd siehet,
Daß beym Rockenbrodt allein
Menschen stark und daurhaft seyn.
Auch wird man nicht leugnen können,
Daß, wie noch zu mehrerley,
Auch den Brandtewein zu brennen,
Uns der Rocken nützlich sey.
Jst, das Hornvieh zu ernähren,
Rockenstroh wohl zu entbehren?
Nein. Jst dieses denn nicht werth,
Daß man Gott deswegen ehrt?
Laßt
Betrachtungen
Endlich iſt nicht nur durchs Brauen
Jn ſo manchem Bier allein
Dieſes Weizens Kraft zu ſchauen,
Sondern auch am Brandtewein,
Den man haͤufig aus ihm brennet.
Ferner wird der Nutz erkennet,
Der durch ihn uns wiederfaͤhrt,
Da ſein Stroh das Vieh ernaͤhrt.
Der
Ro-
cken.
Weiter muͤſſen wir mit Freude
Auf des Rockens Nutzen ſehn,
Und in deſſen Unterſcheide
Auch des Schoͤpfers Lieb erhoͤhn,
Der die Frucht am meiſten mehret,
Weil ſie meiſt die Armuth naͤhret,
Daß deswegen jedermann
Rocken wolfeil kaufen kann.
Und dabey ſind ſeine Kraͤfte
Nahr- und huͤlfſam; er vermehrt
Unſers Koͤrpers noͤth’ge Saͤfte,
Der, wie die Erfahrung lehrt,
Aus dem Rocken Kraͤfte ziehet,
So, daß man bewundernd ſiehet,
Daß beym Rockenbrodt allein
Menſchen ſtark und daurhaft ſeyn.
Auch wird man nicht leugnen koͤnnen,
Daß, wie noch zu mehrerley,
Auch den Brandtewein zu brennen,
Uns der Rocken nuͤtzlich ſey.
Jſt, das Hornvieh zu ernaͤhren,
Rockenſtroh wohl zu entbehren?
Nein. Jſt dieſes denn nicht werth,
Daß man Gott deswegen ehrt?
Laßt
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[144/0164] Betrachtungen Endlich iſt nicht nur durchs Brauen Jn ſo manchem Bier allein Dieſes Weizens Kraft zu ſchauen, Sondern auch am Brandtewein, Den man haͤufig aus ihm brennet. Ferner wird der Nutz erkennet, Der durch ihn uns wiederfaͤhrt, Da ſein Stroh das Vieh ernaͤhrt. Weiter muͤſſen wir mit Freude Auf des Rockens Nutzen ſehn, Und in deſſen Unterſcheide Auch des Schoͤpfers Lieb erhoͤhn, Der die Frucht am meiſten mehret, Weil ſie meiſt die Armuth naͤhret, Daß deswegen jedermann Rocken wolfeil kaufen kann. Und dabey ſind ſeine Kraͤfte Nahr- und huͤlfſam; er vermehrt Unſers Koͤrpers noͤth’ge Saͤfte, Der, wie die Erfahrung lehrt, Aus dem Rocken Kraͤfte ziehet, So, daß man bewundernd ſiehet, Daß beym Rockenbrodt allein Menſchen ſtark und daurhaft ſeyn. Auch wird man nicht leugnen koͤnnen, Daß, wie noch zu mehrerley, Auch den Brandtewein zu brennen, Uns der Rocken nuͤtzlich ſey. Jſt, das Hornvieh zu ernaͤhren, Rockenſtroh wohl zu entbehren? Nein. Jſt dieſes denn nicht werth, Daß man Gott deswegen ehrt? Laßt

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/164>, abgerufen am 25.04.2024.