Und Jhm, von Andachts-Flammen heiß, Zum Opfer, meine Lust zu schenken; Weil ich nichts bessers Dem zu schenken weiß, Der alles bloß aus Gnad' erschaffen, Den die Liebe Allein, so mancherley hervor zu bringen, triebe. Jch roch darauf den Ambra-Duft, Womit der Bluhmen Heer die laue Luft So lieblich füllete. Der säurlich süsse Saft Erfüllte mich mit neuer Kraft, Daß ich dem Schöpfer dieser Bluhme, Durch die er mein Gehirn erqvickte, Zum Dank und Ruhme Den Othem, der, da ich ihn in mich zog, Mich zur Erkenntlichkeit mit höchstem Recht bewog, Jn Seufzern voller Dank zurücke schickte, Und GOtt, der mir so viele Gnad' erwiese, Jm innersten von meiner Sele priese, Mit diesem Wunsch: Laß mich, o Geber aller Gaben, An Deinen Gaben stets zu Deinem Ruhm mich laben!
Noch fand ich mich aufs neu gerühret, Und ward durchs grüne Laub so gar, Das diese Bluhm' umgiebt und zieret, Aufs neu' ergetzt, aufs neu zu GOtt geführet. Jch ward recht eigentlich gewahr, Wie an der Bluhme Fuß sechs grüne Ecken Sich rings, so üm als von dem Stengel strecken, Und einen grünen Stern formiren, Wodurch sie das sonst nackte Land Mit einem eig'nen Bilde zieren. Jch sahe jedes Blat aufmerksam an, und fand, Daß jedes etwas hol; daher vermutet' ich, Daß sie absonderlich gleich einer Hand Sey ausgespannt,
Damit
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Und Jhm, von Andachts-Flammen heiß, Zum Opfer, meine Luſt zu ſchenken; Weil ich nichts beſſers Dem zu ſchenken weiß, Der alles bloß aus Gnad’ erſchaffen, Den die Liebe Allein, ſo mancherley hervor zu bringen, triebe. Jch roch darauf den Ambra-Duft, Womit der Bluhmen Heer die laue Luft So lieblich fuͤllete. Der ſaͤurlich ſuͤſſe Saft Erfuͤllte mich mit neuer Kraft, Daß ich dem Schoͤpfer dieſer Bluhme, Durch die er mein Gehirn erqvickte, Zum Dank und Ruhme Den Othem, der, da ich ihn in mich zog, Mich zur Erkenntlichkeit mit hoͤchſtem Recht bewog, Jn Seufzern voller Dank zuruͤcke ſchickte, Und GOtt, der mir ſo viele Gnad’ erwieſe, Jm innerſten von meiner Sele prieſe, Mit dieſem Wunſch: Laß mich, o Geber aller Gaben, An Deinen Gaben ſtets zu Deinem Ruhm mich laben!
Noch fand ich mich aufs neu geruͤhret, Und ward durchs gruͤne Laub ſo gar, Das dieſe Bluhm’ umgiebt und zieret, Aufs neu’ ergetzt, aufs neu zu GOtt gefuͤhret. Jch ward recht eigentlich gewahr, Wie an der Bluhme Fuß ſechs gruͤne Ecken Sich rings, ſo uͤm als von dem Stengel ſtrecken, Und einen gruͤnen Stern formiren, Wodurch ſie das ſonſt nackte Land Mit einem eig’nen Bilde zieren. Jch ſahe jedes Blat aufmerkſam an, und fand, Daß jedes etwas hol; daher vermutet’ ich, Daß ſie abſonderlich gleich einer Hand Sey ausgeſpannt,
Damit
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Und Jhm, von Andachts-Flammen heiß,
Zum Opfer, meine Luſt zu ſchenken;
Weil ich nichts beſſers Dem zu ſchenken weiß,
Der alles bloß aus Gnad’ erſchaffen, Den die Liebe
Allein, ſo mancherley hervor zu bringen, triebe.
Jch roch darauf den Ambra-Duft,
Womit der Bluhmen Heer die laue Luft
So lieblich fuͤllete. Der ſaͤurlich ſuͤſſe Saft
Erfuͤllte mich mit neuer Kraft,
Daß ich dem Schoͤpfer dieſer Bluhme,
Durch die er mein Gehirn erqvickte,
Zum Dank und Ruhme
Den Othem, der, da ich ihn in mich zog,
Mich zur Erkenntlichkeit mit hoͤchſtem Recht bewog,
Jn Seufzern voller Dank zuruͤcke ſchickte,
Und GOtt, der mir ſo viele Gnad’ erwieſe,
Jm innerſten von meiner Sele prieſe,
Mit dieſem Wunſch: Laß mich, o Geber aller Gaben,
An Deinen Gaben ſtets zu Deinem Ruhm mich laben!
Noch fand ich mich aufs neu geruͤhret,
Und ward durchs gruͤne Laub ſo gar,
Das dieſe Bluhm’ umgiebt und zieret,
Aufs neu’ ergetzt, aufs neu zu GOtt gefuͤhret.
Jch ward recht eigentlich gewahr,
Wie an der Bluhme Fuß ſechs gruͤne Ecken
Sich rings, ſo uͤm als von dem Stengel ſtrecken,
Und einen gruͤnen Stern formiren,
Wodurch ſie das ſonſt nackte Land
Mit einem eig’nen Bilde zieren.
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Daß jedes etwas hol; daher vermutet’ ich,
Daß ſie abſonderlich gleich einer Hand
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/55>, abgerufen am 23.11.2024.
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