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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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Vier und vierzigster Brief.

Ich habe Lord Byrons Denkwürdigkeiten von
Thomas Moore zu lesen angefangen. Das ist Glüh¬
wein für einen armen deutschen Reisenden, der auf
der Lebensnacht-Station zwischen Treuenbriezen und
Kroppenstädt im schlechtverwahrten Postwagen ganz
jämmerlich friert. Er aber war ein reicher und vor¬
nehmer Herr; ihn trugen die weichsten Stahlfedern
der Phantasie ohne Stoß über alle holperigen Wege
und er trank Johannisberger des Lebens den ganzen

II. 12
Vier und vierzigſter Brief.

Ich habe Lord Byrons Denkwürdigkeiten von
Thomas Moore zu leſen angefangen. Das iſt Glüh¬
wein für einen armen deutſchen Reiſenden, der auf
der Lebensnacht-Station zwiſchen Treuenbriezen und
Kroppenſtädt im ſchlechtverwahrten Poſtwagen ganz
jämmerlich friert. Er aber war ein reicher und vor¬
nehmer Herr; ihn trugen die weichſten Stahlfedern
der Phantaſie ohne Stoß über alle holperigen Wege
und er trank Johannisberger des Lebens den ganzen

II. 12
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[[177]/0191] Vier und vierzigſter Brief. Paris, Sonntag, den 20. März 1831. Ich habe Lord Byrons Denkwürdigkeiten von Thomas Moore zu leſen angefangen. Das iſt Glüh¬ wein für einen armen deutſchen Reiſenden, der auf der Lebensnacht-Station zwiſchen Treuenbriezen und Kroppenſtädt im ſchlechtverwahrten Poſtwagen ganz jämmerlich friert. Er aber war ein reicher und vor¬ nehmer Herr; ihn trugen die weichſten Stahlfedern der Phantaſie ohne Stoß über alle holperigen Wege und er trank Johannisberger des Lebens den ganzen II. 12

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. [177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/191>, abgerufen am 23.11.2024.