Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Man fängt jetzt in den französischen Provinzen
an, denjenigen Theil der Nationalgarde, der kleine
Flinten hat, nach Art der Polen mit Sensen zu
bewaffnen. Ich halte das für sehr wichtig, es ist
ein großer Fortschritt, den die Kriegskunst der Frei¬
heit macht. Die Sense ist dem Bauer eine ge¬
wohnte, dem Soldaten eine ungewohnte und darum
schreckbare Waffe, und nimmt diesem den Muth,
den er jenem gibt. Die Sense wird dem Lande
werden, was den Städten die Pflastersteine sind.

Casimir Perrier hat gestern in der Kammer
als Minister debütirt. Seine Anhänger und Claqueurs
haben voraus gejubelt, er werde die Revolution mit
Haut und Haar verschlingen. Aber so bestialisch ist
es nicht geworden. Die Minister sprachen einer nach
dem Andern vom Frieden, aber der trockne Frieden


Man fängt jetzt in den franzöſiſchen Provinzen
an, denjenigen Theil der Nationalgarde, der kleine
Flinten hat, nach Art der Polen mit Senſen zu
bewaffnen. Ich halte das für ſehr wichtig, es iſt
ein großer Fortſchritt, den die Kriegskunſt der Frei¬
heit macht. Die Senſe iſt dem Bauer eine ge¬
wohnte, dem Soldaten eine ungewohnte und darum
ſchreckbare Waffe, und nimmt dieſem den Muth,
den er jenem gibt. Die Senſe wird dem Lande
werden, was den Städten die Pflaſterſteine ſind.

Caſimir Perrier hat geſtern in der Kammer
als Miniſter debütirt. Seine Anhänger und Claqueurs
haben voraus gejubelt, er werde die Revolution mit
Haut und Haar verſchlingen. Aber ſo beſtialiſch iſt
es nicht geworden. Die Miniſter ſprachen einer nach
dem Andern vom Frieden, aber der trockne Frieden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0188" n="174"/>
        <div>
          <dateline> <hi rendition="#right">Sam&#x017F;tag, den 19. März.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Man fängt jetzt in den franzö&#x017F;i&#x017F;chen Provinzen<lb/>
an, denjenigen Theil der Nationalgarde, der kleine<lb/>
Flinten hat, nach Art der Polen mit Sen&#x017F;en zu<lb/>
bewaffnen. Ich halte das für &#x017F;ehr wichtig, es i&#x017F;t<lb/>
ein großer Fort&#x017F;chritt, den die Kriegskun&#x017F;t der Frei¬<lb/>
heit macht. Die Sen&#x017F;e i&#x017F;t dem Bauer eine ge¬<lb/>
wohnte, dem Soldaten eine ungewohnte und darum<lb/>
&#x017F;chreckbare Waffe, und nimmt die&#x017F;em den Muth,<lb/>
den er jenem gibt. Die Sen&#x017F;e wird dem Lande<lb/>
werden, was den Städten die Pfla&#x017F;ter&#x017F;teine &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Ca&#x017F;imir Perrier hat ge&#x017F;tern in der Kammer<lb/>
als Mini&#x017F;ter debütirt. Seine Anhänger und Claqueurs<lb/>
haben voraus gejubelt, er werde die Revolution mit<lb/>
Haut und Haar ver&#x017F;chlingen. Aber &#x017F;o be&#x017F;tiali&#x017F;ch i&#x017F;t<lb/>
es nicht geworden. Die Mini&#x017F;ter &#x017F;prachen einer nach<lb/>
dem Andern vom Frieden, aber der trockne Frieden<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0188] Samſtag, den 19. März. Man fängt jetzt in den franzöſiſchen Provinzen an, denjenigen Theil der Nationalgarde, der kleine Flinten hat, nach Art der Polen mit Senſen zu bewaffnen. Ich halte das für ſehr wichtig, es iſt ein großer Fortſchritt, den die Kriegskunſt der Frei¬ heit macht. Die Senſe iſt dem Bauer eine ge¬ wohnte, dem Soldaten eine ungewohnte und darum ſchreckbare Waffe, und nimmt dieſem den Muth, den er jenem gibt. Die Senſe wird dem Lande werden, was den Städten die Pflaſterſteine ſind. Caſimir Perrier hat geſtern in der Kammer als Miniſter debütirt. Seine Anhänger und Claqueurs haben voraus gejubelt, er werde die Revolution mit Haut und Haar verſchlingen. Aber ſo beſtialiſch iſt es nicht geworden. Die Miniſter ſprachen einer nach dem Andern vom Frieden, aber der trockne Frieden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/188
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/188>, abgerufen am 23.11.2024.