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Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840.

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wird - die wahre Bedeutsamkeit des Festes, wohl wissend, was wir (neben dem Einflusse, den das Vorschreiten und die Vervielfältigung der Verkehrsmittel auf das allgemeine Wohl geübt) der großen Erfindung, namentlich und hauptsächlich in Bezug auf den Druck der heiligen Schrift, zu verdanken haben. Es wird demnach gewiß eine angemessene, zweckmäßige und allen Confessionen zusagende Feier gehalten werden. Daß aber so eifrig und schnell entgegengesetzte Nachrichten mit untergeschobenen Gründen und Verdächtigung der edelsten Charaktere und der gerechtesten Regierung in den öffentlichen Blättern verbreitet wurden, möchte man mit zu dem vielfältigen Unfug zählen, der mit der Presse noch immer getrieben wird, welche hierbei leider nicht die vermittelnde Rolle übernommen, um Verständigung und gegenseitige Achtung etwa verschiedener Ansichten zu erwirken. - Auch bei uns hat man mit Anerkennung die kleine Schrift von Fr. Giehne über die Pentarchie gelesen; sein vortrefflicher Aufsatz in der ausgezeichneten deutschen Vierteljahrsschrift über das deutsche Zeitungswesen hatte ihn uns schon empfohlen. *) Die Behauptung, der Graf Gurowsky habe die Pentarchie englisch geschrieben, findet hier eben so wenig Glauben als anderwärts. - Die Schrift von W. Menzel: "Europa im Jahre 1840#x201C;, verbreitet sich immer mehr. Der Verfasser gewinnt in weiteren Kreisen Ansehen und Autorität, einmal wegen seiner unverhehlten politischen Gesinnung, sodann und vorzüglich wegen des regen Nationalgefühls, das in allen seinen Schriften vorherrscht. Die Nachricht, als beschäftige sich unser Staatsrath mit neuen Entwürfen zu kirchlichen Gesetzen, dürfte sich nicht bestätigen. Das hiesige Publicum ist der Meinung, man müsse die völlige Ausgleichung der noch obwaltenden kirchlichen Differenzen der Zeit, der Gerechtigkeit und Weisheit des Königs, dem wohlverdienten Vertrauen seiner Unterthanen, weß christlichen Glaubens sie seyen, so wie der Macht des wahren Christenthums überlassen.

Dänemark.

Ein in der Frankfurter katholischen Kirchenzeitung abgedrucktes und an den Redacteur derselben, Hrn. Dr. Höninghaus, gerichtetes Schreiben von einem katholischen Geistlichen in Dänemark vom 9 Febr. besagt: "Ich beeile mich, Ihnen Kenntniß von der ungünstigen Entschließung zu geben, welche die königl. dänische Regierung in Betreff Sr. Gnaden, des Hrn. apostolischen Vicars, Bischof Laurent, gefaßt, und mir in diesen Tagen zur strengen Nachachtung zugefertigt hat. Es ist mir ausdrücklich und bei Strafe verboten worden, in irgend directe oder indirecte Verbindung oder Correspondenz mit Hrn. Laurent zu treten, und angezeigt worden, daß jede geistliche Jurisdiction innerhalb des Königreichs ihm gänzlich untersagt sey."

Schweden.

Am 5 d. wurde die königliche Proposition in Betreff des Zustandes und der Bedürfnisse des Staats (das Budget) dem Staatsausschusse übergeben. Bis jetzt erhellt daraus noch nichts weiter als eine Herabsetzung der Steuern um 750,000 Rthlr. Banco, aber ohne Verminderung der Staatsausgaben und ohne Aenderung der Disponibilität über den Ueberschuß im Reichsschuldcomptoir. - Gestern wurde der Eintritt eines Ministerwechsels kund. Die Staatstidning meldete amtlich, daß Se. Maj. den Grafen Rosenblad auf sein Ansuchen seiner Stelle als Justizminister in Gnaden entlassen und statt seiner den Reichsherrn Grafen H. G. Trolle-Wachtmeister ernannt hätten. Zugleich erfolgte die Entlassung (auf sein Ansuchen) des Justizrathes (Mitgliedes des höchsten Gerichts) v. Lindecrentz, statt dessen der bisherige Hofgerichtsrath Frhr. O. W. Stael von Holstein ernannt worden. Beide Maaßregeln finden großen Beifall im Publicum. Der entlassene Minister, Graf Rosenblad, ist 82 Jahr alt; sein Nachfolger ist auch ein bejahrter Mann, der schon vor 24 Jahren die Stelle als Justizkanzler niederlegte, jedoch allgemein geachtet, freilich am meisten als wissenschaftlicher Forscher. Noch mehr scheint der stattgefundene, und damit in Zusammenhang stehende Wechsel im höchsten Gericht die öffentliche Meinung dadurch für sich zu haben, daß der Nachfolger, Frhr. Stael, sehr beliebt ist. - Inwiefern die jüngsten Reichstagsereignisse, und zwar namentlich des Hrn. Petre in der Sprecher-Conferenz geäußerte Meynung, daß es noth seyn dürfte, ein Comite der öffentlichen Meinung einzusetzen, auf die Ministerialveränderung gewirkt, muß dahin gestellt bleiben. Es verbreitet sich das Gerücht, daß auch sämmtliche übrige Conseilsmitglieder ihren Abschied begehrt, der König aber, außer dem Grafen R., ihn nur dem Grafen Hard und den Freiherren Gyllenhaal und Akerhjelm ertheilen werde. Nach einer andern Version sollten nur die Freiherren Stjerneld, Lagerbjelke und v. Schulzenheim im Cabinet bleiben bis zur Organisation eines neuen; wiederum aber nach der jüngsten Angabe alle jetzigen Rathgeber noch im Amte beharren, bis die Vorschläge zu einer neuen Ministerialverwaltung vermittelst Abmachung der seit vorigem Reichstage auf der Tafel liegenden Anträge zu Aenderungen im Grundgesetze angenommen worden. (Schwed. Blätter.)

Die im vorigen Jahr so oft erwähnte Coalition, die damals von den hiesigen Oppositionszeitungen geläugnet wurde, deren Wirklichkeit jetzt aber nicht mehr bezweifelt werden kann, hatte durch die Ernennung ihrer vornehmsten Häupter, des Freiherrn Nordin, der Grafen Anckarswärd und Horn, und des Frhrn. Sprengtporten, zu Wortführern der Ausschüsse, den Gang des Reichstags in ihrer Hand. Vom Bürgerstand und Bauernstand unterstützt, wo die Opposition eine ausgemachte Ueberlegenheit hat, schien die Coalition nunmehr allgewaltig, und Niemand zweifelte, daß sie ihre Macht benutzen würde, um große Umwälzungen zu machen. Die Session des Ritterstandes am 5 Febr. hat aber Alles verändert. In dieser Session, die um 10 Uhr Vormittags begann, und ununterbrochen vierzehn Stunden bis Mitternacht dauerte, boten die Freunde der Regierung alle ihre Kräfte auf, um die Coalition zu bekämpfen. Hr. v. Hartmansdorf, vormals Hofkanzler, jetzt Landeshauptmann zu Calmar, und ein junger Gutsbesitzer aus Smaland, genannt Rääf, hielten vortreffliche Reden, die große Sensation machten. Viele andere redeten in derselben Tendenz. Die Grafen Anckarswärd und Horn und Frhr. Sprengtporten nebst mehreren anderen redeten im entgegengesetzten Sinn. Frhr. Nordin war zugegen, äußerte sich aber nicht. Man schritt endlich zum Votiren. Die Frage war, ob die verschiedenen Motionen Graf Anckarswärds an die gehörigen Ausschüssen verwiesen werden oder sogleich verworfen werden würden. Das erstemal gewann die Regierung durch 184 Stimmen gegen 153, das anderemal durch 200 gegen 164. Am folgenden Tage, d. h. gestern, nahm Graf Anckarswärd alle seine noch übrigen Motionen zurück, da er befürchten mußte, daß sie dasselbe Schicksal haben würden. - Obgleich durch dieses Resultat die Stellung der Regierung verändert worden, hat doch gestern der Justizminister Graf Rosenblad seine Dimission eingereicht, welche vom König angenommen worden. Alle Gerüchte von der Dimission der übrigen Mitglieder des Staatsraths sind ganz ungegründet. Se. Exc. Graf Rosenblad ist aber in hohem Alter,

*) Wir kommen wohl demnächst darauf zurück.

wird – die wahre Bedeutsamkeit des Festes, wohl wissend, was wir (neben dem Einflusse, den das Vorschreiten und die Vervielfältigung der Verkehrsmittel auf das allgemeine Wohl geübt) der großen Erfindung, namentlich und hauptsächlich in Bezug auf den Druck der heiligen Schrift, zu verdanken haben. Es wird demnach gewiß eine angemessene, zweckmäßige und allen Confessionen zusagende Feier gehalten werden. Daß aber so eifrig und schnell entgegengesetzte Nachrichten mit untergeschobenen Gründen und Verdächtigung der edelsten Charaktere und der gerechtesten Regierung in den öffentlichen Blättern verbreitet wurden, möchte man mit zu dem vielfältigen Unfug zählen, der mit der Presse noch immer getrieben wird, welche hierbei leider nicht die vermittelnde Rolle übernommen, um Verständigung und gegenseitige Achtung etwa verschiedener Ansichten zu erwirken. – Auch bei uns hat man mit Anerkennung die kleine Schrift von Fr. Giehne über die Pentarchie gelesen; sein vortrefflicher Aufsatz in der ausgezeichneten deutschen Vierteljahrsschrift über das deutsche Zeitungswesen hatte ihn uns schon empfohlen. *) Die Behauptung, der Graf Gurowsky habe die Pentarchie englisch geschrieben, findet hier eben so wenig Glauben als anderwärts. – Die Schrift von W. Menzel: „Europa im Jahre 1840#x201C;, verbreitet sich immer mehr. Der Verfasser gewinnt in weiteren Kreisen Ansehen und Autorität, einmal wegen seiner unverhehlten politischen Gesinnung, sodann und vorzüglich wegen des regen Nationalgefühls, das in allen seinen Schriften vorherrscht. Die Nachricht, als beschäftige sich unser Staatsrath mit neuen Entwürfen zu kirchlichen Gesetzen, dürfte sich nicht bestätigen. Das hiesige Publicum ist der Meinung, man müsse die völlige Ausgleichung der noch obwaltenden kirchlichen Differenzen der Zeit, der Gerechtigkeit und Weisheit des Königs, dem wohlverdienten Vertrauen seiner Unterthanen, weß christlichen Glaubens sie seyen, so wie der Macht des wahren Christenthums überlassen.

Dänemark.

Ein in der Frankfurter katholischen Kirchenzeitung abgedrucktes und an den Redacteur derselben, Hrn. Dr. Höninghaus, gerichtetes Schreiben von einem katholischen Geistlichen in Dänemark vom 9 Febr. besagt: „Ich beeile mich, Ihnen Kenntniß von der ungünstigen Entschließung zu geben, welche die königl. dänische Regierung in Betreff Sr. Gnaden, des Hrn. apostolischen Vicars, Bischof Laurent, gefaßt, und mir in diesen Tagen zur strengen Nachachtung zugefertigt hat. Es ist mir ausdrücklich und bei Strafe verboten worden, in irgend directe oder indirecte Verbindung oder Correspondenz mit Hrn. Laurent zu treten, und angezeigt worden, daß jede geistliche Jurisdiction innerhalb des Königreichs ihm gänzlich untersagt sey.“

Schweden.

Am 5 d. wurde die königliche Proposition in Betreff des Zustandes und der Bedürfnisse des Staats (das Budget) dem Staatsausschusse übergeben. Bis jetzt erhellt daraus noch nichts weiter als eine Herabsetzung der Steuern um 750,000 Rthlr. Banco, aber ohne Verminderung der Staatsausgaben und ohne Aenderung der Disponibilität über den Ueberschuß im Reichsschuldcomptoir. – Gestern wurde der Eintritt eines Ministerwechsels kund. Die Staatstidning meldete amtlich, daß Se. Maj. den Grafen Rosenblad auf sein Ansuchen seiner Stelle als Justizminister in Gnaden entlassen und statt seiner den Reichsherrn Grafen H. G. Trolle-Wachtmeister ernannt hätten. Zugleich erfolgte die Entlassung (auf sein Ansuchen) des Justizrathes (Mitgliedes des höchsten Gerichts) v. Lindecrentz, statt dessen der bisherige Hofgerichtsrath Frhr. O. W. Stael von Holstein ernannt worden. Beide Maaßregeln finden großen Beifall im Publicum. Der entlassene Minister, Graf Rosenblad, ist 82 Jahr alt; sein Nachfolger ist auch ein bejahrter Mann, der schon vor 24 Jahren die Stelle als Justizkanzler niederlegte, jedoch allgemein geachtet, freilich am meisten als wissenschaftlicher Forscher. Noch mehr scheint der stattgefundene, und damit in Zusammenhang stehende Wechsel im höchsten Gericht die öffentliche Meinung dadurch für sich zu haben, daß der Nachfolger, Frhr. Stael, sehr beliebt ist. – Inwiefern die jüngsten Reichstagsereignisse, und zwar namentlich des Hrn. Petré in der Sprecher-Conferenz geäußerte Meynung, daß es noth seyn dürfte, ein Comité der öffentlichen Meinung einzusetzen, auf die Ministerialveränderung gewirkt, muß dahin gestellt bleiben. Es verbreitet sich das Gerücht, daß auch sämmtliche übrige Conseilsmitglieder ihren Abschied begehrt, der König aber, außer dem Grafen R., ihn nur dem Grafen Hård und den Freiherren Gyllenhaal und Akerhjelm ertheilen werde. Nach einer andern Version sollten nur die Freiherren Stjerneld, Lagerbjelke und v. Schulzenheim im Cabinet bleiben bis zur Organisation eines neuen; wiederum aber nach der jüngsten Angabe alle jetzigen Rathgeber noch im Amte beharren, bis die Vorschläge zu einer neuen Ministerialverwaltung vermittelst Abmachung der seit vorigem Reichstage auf der Tafel liegenden Anträge zu Aenderungen im Grundgesetze angenommen worden. (Schwed. Blätter.)

Die im vorigen Jahr so oft erwähnte Coalition, die damals von den hiesigen Oppositionszeitungen geläugnet wurde, deren Wirklichkeit jetzt aber nicht mehr bezweifelt werden kann, hatte durch die Ernennung ihrer vornehmsten Häupter, des Freiherrn Nordin, der Grafen Anckarswärd und Horn, und des Frhrn. Sprengtporten, zu Wortführern der Ausschüsse, den Gang des Reichstags in ihrer Hand. Vom Bürgerstand und Bauernstand unterstützt, wo die Opposition eine ausgemachte Ueberlegenheit hat, schien die Coalition nunmehr allgewaltig, und Niemand zweifelte, daß sie ihre Macht benutzen würde, um große Umwälzungen zu machen. Die Session des Ritterstandes am 5 Febr. hat aber Alles verändert. In dieser Session, die um 10 Uhr Vormittags begann, und ununterbrochen vierzehn Stunden bis Mitternacht dauerte, boten die Freunde der Regierung alle ihre Kräfte auf, um die Coalition zu bekämpfen. Hr. v. Hartmansdorf, vormals Hofkanzler, jetzt Landeshauptmann zu Calmar, und ein junger Gutsbesitzer aus Småland, genannt Rääf, hielten vortreffliche Reden, die große Sensation machten. Viele andere redeten in derselben Tendenz. Die Grafen Anckarswärd und Horn und Frhr. Sprengtporten nebst mehreren anderen redeten im entgegengesetzten Sinn. Frhr. Nordin war zugegen, äußerte sich aber nicht. Man schritt endlich zum Votiren. Die Frage war, ob die verschiedenen Motionen Graf Anckarswärds an die gehörigen Ausschüssen verwiesen werden oder sogleich verworfen werden würden. Das erstemal gewann die Regierung durch 184 Stimmen gegen 153, das anderemal durch 200 gegen 164. Am folgenden Tage, d. h. gestern, nahm Graf Anckarswärd alle seine noch übrigen Motionen zurück, da er befürchten mußte, daß sie dasselbe Schicksal haben würden. – Obgleich durch dieses Resultat die Stellung der Regierung verändert worden, hat doch gestern der Justizminister Graf Rosenblad seine Dimission eingereicht, welche vom König angenommen worden. Alle Gerüchte von der Dimission der übrigen Mitglieder des Staatsraths sind ganz ungegründet. Se. Exc. Graf Rosenblad ist aber in hohem Alter,

*) Wir kommen wohl demnächst darauf zurück.
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[0415/0007] wird – die wahre Bedeutsamkeit des Festes, wohl wissend, was wir (neben dem Einflusse, den das Vorschreiten und die Vervielfältigung der Verkehrsmittel auf das allgemeine Wohl geübt) der großen Erfindung, namentlich und hauptsächlich in Bezug auf den Druck der heiligen Schrift, zu verdanken haben. Es wird demnach gewiß eine angemessene, zweckmäßige und allen Confessionen zusagende Feier gehalten werden. Daß aber so eifrig und schnell entgegengesetzte Nachrichten mit untergeschobenen Gründen und Verdächtigung der edelsten Charaktere und der gerechtesten Regierung in den öffentlichen Blättern verbreitet wurden, möchte man mit zu dem vielfältigen Unfug zählen, der mit der Presse noch immer getrieben wird, welche hierbei leider nicht die vermittelnde Rolle übernommen, um Verständigung und gegenseitige Achtung etwa verschiedener Ansichten zu erwirken. – Auch bei uns hat man mit Anerkennung die kleine Schrift von Fr. Giehne über die Pentarchie gelesen; sein vortrefflicher Aufsatz in der ausgezeichneten deutschen Vierteljahrsschrift über das deutsche Zeitungswesen hatte ihn uns schon empfohlen. *) Die Behauptung, der Graf Gurowsky habe die Pentarchie englisch geschrieben, findet hier eben so wenig Glauben als anderwärts. – Die Schrift von W. Menzel: „Europa im Jahre 1840#x201C;, verbreitet sich immer mehr. Der Verfasser gewinnt in weiteren Kreisen Ansehen und Autorität, einmal wegen seiner unverhehlten politischen Gesinnung, sodann und vorzüglich wegen des regen Nationalgefühls, das in allen seinen Schriften vorherrscht. Die Nachricht, als beschäftige sich unser Staatsrath mit neuen Entwürfen zu kirchlichen Gesetzen, dürfte sich nicht bestätigen. Das hiesige Publicum ist der Meinung, man müsse die völlige Ausgleichung der noch obwaltenden kirchlichen Differenzen der Zeit, der Gerechtigkeit und Weisheit des Königs, dem wohlverdienten Vertrauen seiner Unterthanen, weß christlichen Glaubens sie seyen, so wie der Macht des wahren Christenthums überlassen. Dänemark. Ein in der Frankfurter katholischen Kirchenzeitung abgedrucktes und an den Redacteur derselben, Hrn. Dr. Höninghaus, gerichtetes Schreiben von einem katholischen Geistlichen in Dänemark vom 9 Febr. besagt: „Ich beeile mich, Ihnen Kenntniß von der ungünstigen Entschließung zu geben, welche die königl. dänische Regierung in Betreff Sr. Gnaden, des Hrn. apostolischen Vicars, Bischof Laurent, gefaßt, und mir in diesen Tagen zur strengen Nachachtung zugefertigt hat. Es ist mir ausdrücklich und bei Strafe verboten worden, in irgend directe oder indirecte Verbindung oder Correspondenz mit Hrn. Laurent zu treten, und angezeigt worden, daß jede geistliche Jurisdiction innerhalb des Königreichs ihm gänzlich untersagt sey.“ Schweden. _ Stockholm, 7 Febr. Am 5 d. wurde die königliche Proposition in Betreff des Zustandes und der Bedürfnisse des Staats (das Budget) dem Staatsausschusse übergeben. Bis jetzt erhellt daraus noch nichts weiter als eine Herabsetzung der Steuern um 750,000 Rthlr. Banco, aber ohne Verminderung der Staatsausgaben und ohne Aenderung der Disponibilität über den Ueberschuß im Reichsschuldcomptoir. – Gestern wurde der Eintritt eines Ministerwechsels kund. Die Staatstidning meldete amtlich, daß Se. Maj. den Grafen Rosenblad auf sein Ansuchen seiner Stelle als Justizminister in Gnaden entlassen und statt seiner den Reichsherrn Grafen H. G. Trolle-Wachtmeister ernannt hätten. Zugleich erfolgte die Entlassung (auf sein Ansuchen) des Justizrathes (Mitgliedes des höchsten Gerichts) v. Lindecrentz, statt dessen der bisherige Hofgerichtsrath Frhr. O. W. Stael von Holstein ernannt worden. Beide Maaßregeln finden großen Beifall im Publicum. Der entlassene Minister, Graf Rosenblad, ist 82 Jahr alt; sein Nachfolger ist auch ein bejahrter Mann, der schon vor 24 Jahren die Stelle als Justizkanzler niederlegte, jedoch allgemein geachtet, freilich am meisten als wissenschaftlicher Forscher. Noch mehr scheint der stattgefundene, und damit in Zusammenhang stehende Wechsel im höchsten Gericht die öffentliche Meinung dadurch für sich zu haben, daß der Nachfolger, Frhr. Stael, sehr beliebt ist. – Inwiefern die jüngsten Reichstagsereignisse, und zwar namentlich des Hrn. Petré in der Sprecher-Conferenz geäußerte Meynung, daß es noth seyn dürfte, ein Comité der öffentlichen Meinung einzusetzen, auf die Ministerialveränderung gewirkt, muß dahin gestellt bleiben. Es verbreitet sich das Gerücht, daß auch sämmtliche übrige Conseilsmitglieder ihren Abschied begehrt, der König aber, außer dem Grafen R., ihn nur dem Grafen Hård und den Freiherren Gyllenhaal und Akerhjelm ertheilen werde. Nach einer andern Version sollten nur die Freiherren Stjerneld, Lagerbjelke und v. Schulzenheim im Cabinet bleiben bis zur Organisation eines neuen; wiederum aber nach der jüngsten Angabe alle jetzigen Rathgeber noch im Amte beharren, bis die Vorschläge zu einer neuen Ministerialverwaltung vermittelst Abmachung der seit vorigem Reichstage auf der Tafel liegenden Anträge zu Aenderungen im Grundgesetze angenommen worden. (Schwed. Blätter.) _ Stockholm, 7 Febr. Die im vorigen Jahr so oft erwähnte Coalition, die damals von den hiesigen Oppositionszeitungen geläugnet wurde, deren Wirklichkeit jetzt aber nicht mehr bezweifelt werden kann, hatte durch die Ernennung ihrer vornehmsten Häupter, des Freiherrn Nordin, der Grafen Anckarswärd und Horn, und des Frhrn. Sprengtporten, zu Wortführern der Ausschüsse, den Gang des Reichstags in ihrer Hand. Vom Bürgerstand und Bauernstand unterstützt, wo die Opposition eine ausgemachte Ueberlegenheit hat, schien die Coalition nunmehr allgewaltig, und Niemand zweifelte, daß sie ihre Macht benutzen würde, um große Umwälzungen zu machen. Die Session des Ritterstandes am 5 Febr. hat aber Alles verändert. In dieser Session, die um 10 Uhr Vormittags begann, und ununterbrochen vierzehn Stunden bis Mitternacht dauerte, boten die Freunde der Regierung alle ihre Kräfte auf, um die Coalition zu bekämpfen. Hr. v. Hartmansdorf, vormals Hofkanzler, jetzt Landeshauptmann zu Calmar, und ein junger Gutsbesitzer aus Småland, genannt Rääf, hielten vortreffliche Reden, die große Sensation machten. Viele andere redeten in derselben Tendenz. Die Grafen Anckarswärd und Horn und Frhr. Sprengtporten nebst mehreren anderen redeten im entgegengesetzten Sinn. Frhr. Nordin war zugegen, äußerte sich aber nicht. Man schritt endlich zum Votiren. Die Frage war, ob die verschiedenen Motionen Graf Anckarswärds an die gehörigen Ausschüssen verwiesen werden oder sogleich verworfen werden würden. Das erstemal gewann die Regierung durch 184 Stimmen gegen 153, das anderemal durch 200 gegen 164. Am folgenden Tage, d. h. gestern, nahm Graf Anckarswärd alle seine noch übrigen Motionen zurück, da er befürchten mußte, daß sie dasselbe Schicksal haben würden. – Obgleich durch dieses Resultat die Stellung der Regierung verändert worden, hat doch gestern der Justizminister Graf Rosenblad seine Dimission eingereicht, welche vom König angenommen worden. Alle Gerüchte von der Dimission der übrigen Mitglieder des Staatsraths sind ganz ungegründet. Se. Exc. Graf Rosenblad ist aber in hohem Alter, *) Wir kommen wohl demnächst darauf zurück.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840, S. 0415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_052_18400221/7>, abgerufen am 20.04.2024.