Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
Dusterer (setzt sich und trinkt aus). Is kein Kunst, denn es is
beispielmäßig zu verstehn. Wann du willst mit'm Himmel auf
gleich käma, dann mußt Du alles Weltwesen, um was Dich
noch sorgen und bekümmern könntst, von Dir thun, Du mußt
das Deine verschenken, mußt es an die Armen vertheilen.
Grillhofer. Da sein eahner doch z'viel, kam ja auf kein
was, wär schad um das schöne Anwesen.
Dusterer. Kannst es ja beinand laßen; wann'd ein einzigen
Armen a Gutthat derweist gilt's für Alle, schau Dich halt
um, vielleicht findst unter der Hand in einer einzigen Familie
a ganz Träuperl Arme beinander, die leicht noch z'neben der
christlich Nächstenlieb no a verwandtschäftliche Zuneigung für
Dich hätten -- ja -- ja -- brauchst etwa gar net weit
herumz'suchen, Schwoger -- ja -- hm -- ja, daß ich sag,
beispielmäßig, ich und mein Weib und meine fünf Kinder, wir
möchten Dich schon rechtschaffen pflegen, möchten Dir's im
Gebet gedenken, a nach Dein'n seligen End -- ja -- ja --
beispielmäßig.
Grillhofer. Schneid net so h'rum, s'hat ja All's a christ-
lich Abseh'n und hab' ich schon selber dran denkt. Aber in
d'Ausnahm gehn, wo Andere mit ihnere leiblichen Kinder
aften nix Gut's d'erleb'n, zu Fremde auf Gnoden und Un-
gnoden!? Net beklag'n könnt i mich, heißet's doch gleich: der
Narr, was hat er's Unnöthig' than, und von fruher her hots
mir nie taugt Dein Sippschaft z'weng'n engerer Duckmauserei
-- na es is nur, daß ma sich ausdischkarirt -- ja -- ja
-- därf dich net beleidingen. Jetzt stehts mer ja an, verwahrt
war ich schon, wie in ein Kloster, selb weiß ich. Wol, wol.
Aber ich denk' nur so, koan And'rer da h'rum that a so.
Dusterer. Grillhofer -- Schwoger -- laß dir sag'n, thu's
oder thu's net. Mir is net um mich. Aber nach die Andern
mußt net frag'n, na, na, nach dö mußt net frag'n. Mußt es
der Sippschaft net anthun, daß ma's d'erlebt, wir fahreten
am jüngsten Tag allz'samm in Himmel und müßten Dich
z'rucklaßen und für alle Ewigkeit voneinander. Sorg Di um
Di, laß du nur dö Andern in d'Höll abipurzeln. Hihi, laß
nur dö abipurzeln.
Grillhofer. Na jo -- selb' war schon recht, wann's nur
net Ein' oder der Andere etwa doch billiger richtet und rum-
Duſterer (ſetzt ſich und trinkt aus). Is kein Kunſt, denn es is
beiſpielmäßig zu verſtehn. Wann du willſt mit’m Himmel auf
gleich käma, dann mußt Du alles Weltweſen, um was Dich
noch ſorgen und bekümmern könntſt, von Dir thun, Du mußt
das Deine verſchenken, mußt es an die Armen vertheilen.
Grillhofer. Da ſein eahner doch z’viel, kam ja auf kein
was, wär ſchad um das ſchöne Anweſen.
Duſterer. Kannſt es ja beinand laßen; wann’d ein einzigen
Armen a Gutthat derweist gilt’s für Alle, ſchau Dich halt
um, vielleicht findſt unter der Hand in einer einzigen Familie
a ganz Träuperl Arme beinander, die leicht noch z’neben der
chriſtlich Nächſtenlieb no a verwandtſchäftliche Zuneigung für
Dich hätten — ja — ja — brauchſt etwa gar net weit
herumz’ſuchen, Schwoger — ja — hm — ja, daß ich ſag,
beiſpielmäßig, ich und mein Weib und meine fünf Kinder, wir
möchten Dich ſchon rechtſchaffen pflegen, möchten Dir’s im
Gebet gedenken, a nach Dein’n ſeligen End — ja — ja —
beiſpielmäßig.
Grillhofer. Schneid net ſo h’rum, s’hat ja All’s a chriſt-
lich Abſeh’n und hab’ ich ſchon ſelber dran denkt. Aber in
d’Ausnahm gehn, wo Andere mit ihnere leiblichen Kinder
aften nix Gut’s d’erleb’n, zu Fremde auf Gnoden und Un-
gnoden!? Net beklag’n könnt i mich, heißet’s doch gleich: der
Narr, was hat er’s Unnöthig’ than, und von fruher her hots
mir nie taugt Dein Sippſchaft z’weng’n engerer Duckmauſerei
— na es is nur, daß ma ſich ausdiſchkarirt — ja — ja
— därf dich net beleidingen. Jetzt ſtehts mer ja an, verwahrt
war ich ſchon, wie in ein Kloſter, ſelb weiß ich. Wol, wol.
Aber ich denk’ nur ſo, koan And’rer da h’rum that a ſo.
Duſterer. Grillhofer — Schwoger — laß dir ſag’n, thu’s
oder thu’s net. Mir is net um mich. Aber nach die Andern
mußt net frag’n, na, na, nach dö mußt net frag’n. Mußt es
der Sippſchaft net anthun, daß ma’s d’erlebt, wir fahreten
am jüngſten Tag allz’ſamm in Himmel und müßten Dich
z’rucklaßen und für alle Ewigkeit voneinander. Sorg Di um
Di, laß du nur dö Andern in d’Höll abipurzeln. Hihi, laß
nur dö abipurzeln.
Grillhofer. Na jo — ſelb’ war ſchon recht, wann’s nur
net Ein’ oder der Andere etwa doch billiger richtet und rum-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0023" n="15"/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;etzt &#x017F;ich und trinkt aus).</stage>
            <p>Is kein Kun&#x017F;t, denn es is<lb/>
bei&#x017F;pielmäßig zu ver&#x017F;tehn. Wann du will&#x017F;t mit&#x2019;m Himmel auf<lb/>
gleich käma, dann mußt Du alles Weltwe&#x017F;en, um was Dich<lb/>
noch &#x017F;orgen und bekümmern könnt&#x017F;t, von Dir thun, Du mußt<lb/>
das Deine ver&#x017F;chenken, mußt es an die Armen vertheilen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Da &#x017F;ein eahner doch z&#x2019;viel, kam ja auf kein<lb/>
was, wär &#x017F;chad um das &#x017F;chöne Anwe&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer.</hi> </speaker>
            <p>Kann&#x017F;t es ja beinand laßen; wann&#x2019;d ein einzigen<lb/>
Armen a Gutthat derweist gilt&#x2019;s für Alle, &#x017F;chau Dich halt<lb/>
um, vielleicht find&#x017F;t unter der Hand in einer einzigen Familie<lb/>
a ganz Träuperl Arme beinander, die leicht noch z&#x2019;neben der<lb/>
chri&#x017F;tlich Näch&#x017F;tenlieb no a verwandt&#x017F;chäftliche Zuneigung für<lb/>
Dich hätten &#x2014; ja &#x2014; ja &#x2014; brauch&#x017F;t etwa gar net weit<lb/>
herumz&#x2019;&#x017F;uchen, Schwoger &#x2014; ja &#x2014; hm &#x2014; ja, daß ich &#x017F;ag,<lb/>
bei&#x017F;pielmäßig, ich und mein Weib und meine fünf Kinder, wir<lb/>
möchten Dich &#x017F;chon recht&#x017F;chaffen pflegen, möchten Dir&#x2019;s im<lb/>
Gebet gedenken, a nach Dein&#x2019;n &#x017F;eligen End &#x2014; ja &#x2014; ja &#x2014;<lb/>
bei&#x017F;pielmäßig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Schneid net &#x017F;o h&#x2019;rum, s&#x2019;hat ja All&#x2019;s a chri&#x017F;t-<lb/>
lich Ab&#x017F;eh&#x2019;n und hab&#x2019; ich &#x017F;chon &#x017F;elber dran denkt. Aber in<lb/>
d&#x2019;Ausnahm gehn, wo Andere mit ihnere leiblichen Kinder<lb/>
aften nix Gut&#x2019;s d&#x2019;erleb&#x2019;n, zu Fremde auf Gnoden und Un-<lb/>
gnoden!? Net beklag&#x2019;n könnt i mich, heißet&#x2019;s doch gleich: der<lb/>
Narr, was hat er&#x2019;s Unnöthig&#x2019; than, und von fruher her hots<lb/>
mir nie taugt Dein Sipp&#x017F;chaft z&#x2019;weng&#x2019;n engerer Duckmau&#x017F;erei<lb/>
&#x2014; na es is nur, daß ma &#x017F;ich ausdi&#x017F;chkarirt &#x2014; ja &#x2014; ja<lb/>
&#x2014; därf dich net beleidingen. Jetzt &#x017F;tehts mer ja an, verwahrt<lb/>
war ich &#x017F;chon, wie in ein Klo&#x017F;ter, &#x017F;elb weiß ich. Wol, wol.<lb/>
Aber ich denk&#x2019; nur &#x017F;o, koan And&#x2019;rer da h&#x2019;rum that a &#x017F;o.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer.</hi> </speaker>
            <p>Grillhofer &#x2014; Schwoger &#x2014; laß dir &#x017F;ag&#x2019;n, thu&#x2019;s<lb/>
oder thu&#x2019;s net. Mir is net um mich. Aber nach die Andern<lb/>
mußt net frag&#x2019;n, na, na, nach dö mußt net frag&#x2019;n. Mußt es<lb/>
der Sipp&#x017F;chaft net anthun, daß ma&#x2019;s d&#x2019;erlebt, wir fahreten<lb/>
am jüng&#x017F;ten Tag allz&#x2019;&#x017F;amm in Himmel und müßten Dich<lb/>
z&#x2019;rucklaßen und für alle Ewigkeit voneinander. Sorg Di um<lb/>
Di, laß du nur dö Andern in d&#x2019;Höll abipurzeln. Hihi, laß<lb/>
nur dö abipurzeln.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Na jo &#x2014; &#x017F;elb&#x2019; war &#x017F;chon recht, wann&#x2019;s nur<lb/>
net Ein&#x2019; oder der Andere etwa doch billiger richtet und rum-<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0023] Duſterer (ſetzt ſich und trinkt aus). Is kein Kunſt, denn es is beiſpielmäßig zu verſtehn. Wann du willſt mit’m Himmel auf gleich käma, dann mußt Du alles Weltweſen, um was Dich noch ſorgen und bekümmern könntſt, von Dir thun, Du mußt das Deine verſchenken, mußt es an die Armen vertheilen. Grillhofer. Da ſein eahner doch z’viel, kam ja auf kein was, wär ſchad um das ſchöne Anweſen. Duſterer. Kannſt es ja beinand laßen; wann’d ein einzigen Armen a Gutthat derweist gilt’s für Alle, ſchau Dich halt um, vielleicht findſt unter der Hand in einer einzigen Familie a ganz Träuperl Arme beinander, die leicht noch z’neben der chriſtlich Nächſtenlieb no a verwandtſchäftliche Zuneigung für Dich hätten — ja — ja — brauchſt etwa gar net weit herumz’ſuchen, Schwoger — ja — hm — ja, daß ich ſag, beiſpielmäßig, ich und mein Weib und meine fünf Kinder, wir möchten Dich ſchon rechtſchaffen pflegen, möchten Dir’s im Gebet gedenken, a nach Dein’n ſeligen End — ja — ja — beiſpielmäßig. Grillhofer. Schneid net ſo h’rum, s’hat ja All’s a chriſt- lich Abſeh’n und hab’ ich ſchon ſelber dran denkt. Aber in d’Ausnahm gehn, wo Andere mit ihnere leiblichen Kinder aften nix Gut’s d’erleb’n, zu Fremde auf Gnoden und Un- gnoden!? Net beklag’n könnt i mich, heißet’s doch gleich: der Narr, was hat er’s Unnöthig’ than, und von fruher her hots mir nie taugt Dein Sippſchaft z’weng’n engerer Duckmauſerei — na es is nur, daß ma ſich ausdiſchkarirt — ja — ja — därf dich net beleidingen. Jetzt ſtehts mer ja an, verwahrt war ich ſchon, wie in ein Kloſter, ſelb weiß ich. Wol, wol. Aber ich denk’ nur ſo, koan And’rer da h’rum that a ſo. Duſterer. Grillhofer — Schwoger — laß dir ſag’n, thu’s oder thu’s net. Mir is net um mich. Aber nach die Andern mußt net frag’n, na, na, nach dö mußt net frag’n. Mußt es der Sippſchaft net anthun, daß ma’s d’erlebt, wir fahreten am jüngſten Tag allz’ſamm in Himmel und müßten Dich z’rucklaßen und für alle Ewigkeit voneinander. Sorg Di um Di, laß du nur dö Andern in d’Höll abipurzeln. Hihi, laß nur dö abipurzeln. Grillhofer. Na jo — ſelb’ war ſchon recht, wann’s nur net Ein’ oder der Andere etwa doch billiger richtet und rum-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/23
Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/23>, abgerufen am 23.11.2024.