Das I. Capitel.
Von den nothwendigſten Stuͤcken ſo
zur Feuer-Wehr gehoͤren. Und was dabey
bißher vor Maͤngel vorgefallen.
I.
WEil das Feuer von einer ſo gar ge-
ſchwinden Wuͤrckung iſt/ ſo ſcheinet
das aller vornehmſte Stuͤck zur Ret-
tung in Feuers Gefahr zu ſeyn/ daß
man das Waſſer/ als welches dem Feuer am nechſten
zu wieder/ uͤberall/ da es von noͤthen/ in Bereit-
ſchafft habe.
II.
Nun iſt das Waſſer in allen wohlbeſtalten Or-
ten zwar mit geringer Muͤhe in den Gaſſen darzu-
Aſtellen
ſtellen/ und unten in die Haͤuſer zubringen. Allein
oben hinauf in die Gemaͤcher/ und uͤber das Dach/
wie mehrentheils von noͤthen/ wird es nach ge-
meiner Art gar ſchwerlich gebracht.
III.
Denn ehe man entweder von auſſen die Feu-
er Leitern anbringet/ und ſo viel Leute hinauf ſtel-
let/ welche einander zulangen/ oder ehe man ſolche
innerhalb des Hauſes in Ordnung bringet/ gehet
viel Zeit weg.
IV.
So ſtehen uͤber das die Perſonen auf den Lei-
tern/ oder innerhalb/ in groſſer Gefahr des Bre-
chens und Fallens.
V.
Und wenn ihrer gleich 20. oder 30. zuſammen
gebracht/ daß einer dem andern zulange/ ſo thut doch
nur ein einiger/ nemlich der letzte/ einige Rettung.
VI.
Und zwar nur mit halber Staͤrcke/ weil Er
ſich mehrentheils mit einer Hand anhalten muß/
und nur mit der andern gieſen kan.
VII.
So wird auch unterwegs im zulangen viel ver-
ſchuͤttet/ und werden die Leute gar naß/ welches im
Winter ſehr ſchaͤdlich und hinderlich.
VIII.
VIII.
Auch das Gefaͤß wird von oben wieder herab
geworffen/ welches entweder ſchaden nimmet/ oder
verurſachet.
IX.
Und ob zwar die groſſen Feuer-Spruͤtzen/
wenn ſie an der Hand ſind/ und wohl ſteigen/ ohne
vorbeſchriebene Gefahr groſſe Rettung thun koͤn-
nen/ ſo iſt doch nachfolgendes dabey zu deſideri-
ren.
X.
(1.) So ſind ſie ſehr koſtbar/ daß man ih-
rer an den meiſten Orten gar wenig ſchaffen kan/
da ihrer doch zum wenigſten 5. oder 6. Stuͤck ſeyn
muͤſſen/ wenn kraͤfftige Rettung geſchehen ſolle.
XI.
(2) So ſind ſie ſchwerlich fort zubringen/
auch nicht leicht in ein Hauß oder in den Hof zu-
fuͤhren: in den engen Gaͤßlein verhindern ſie mehr
als ſie nutzen.
(3) Die nach gemeiner Art gemachten ha-
ben viel Unvollkommenheiten: Der Druck gehet
im Bogen und weiffet/ dahero bisweiln mehr Waſ-
ſer beym Stieffel als durch das Wende Rohr her-
ausfaͤhret. Wird auch dadurch leichtlich etwas
zubrochen/ ja/ wie nur neulich geſchehen/ dem
A 2der
der das Rohr wendet/ wird bisweilen ein Arm oder
ein Bein verletzet. Der mit ſo vielen Schrauben
und Wendungen eingerichtete Kropf am Wende-
Rohr iſt leichtlich zerſtoſen: Die Ventil werden
durch Unreinigkeit leichtlich verſtopfet: Jm Win-
ter zerſpringet das Metall gar gern/ wenn es nur
wenige Gewalt auszuſtehen hat: Der Kaſten be-
komt durch unvorſichtig ſtoſen/ ſchlagen/ fallen/
leichtlich ein Loch: Da iſt denn alle Rettung aus/
wann ſie am beſten ſeyn ſoll.
XII.
Weil von der nechſten Nachtbarſchafft/ wenn
ein Hauß brennet/ die beſte Rettung geſchehen kan/
ſo hat man keinen gewiſſen Platz uͤber dem Dach:
und ehe man hier oder da durchſchlaͤget/ gehet die
Zeit weg/ und iſt doch unbequem und unbekant da-
ſelbſt Rettung zu thun.
XIII.
Kan man nicht wohl von einem Dach auf
das andere kommen/ und den ausbrechenden Feu-
er ausweichen.