Summa warer vnd einfeltiger Lehr / von dem Hochwirdigen Sacrament des Leibs vnd Bluts Jesu Christi.
Also schreiben die heiligen Euangelisten / Mattheus / Marcus / Lucas / vnd der Apostel Paulus /
I. Corinth. XI.
ICH habe es von dem HERrn empfangen / das ich euch gegeben habe / deñ der Herr IHEsus / in der Nacht / da er verrathen war / nam er das Brot / dancket vnd brachs
vnd sprach / Nemet / Esset / das ist mein Leib / der für euch gebrochen (gegeben) wird / solchs thut zu meinem gedechtniss.
Desselben gleichen auch den Kelch nach dein Abendmal / danckt / vnd sprach (Trincket alle daraus) Vnd sie truncken alle daraus / vnd er sagt: Dieser Kelch ist das Newe Testament in meinem Blut / welches für euch / vnd für viel vergossen wird zur vergebung der Sünden / Solchs thut / so offt jrs trincket / zu meinem gedechtniss.
Denn so offt jhr von diesem Brodt esset / vnd trincket von diesem Kelch / solt jr des HERRN Todt verkündigen / biss das er kümpt. Welcher nun vnwirdig von diesem Brodt isset / oder von
diesem Kelch des HErrn trincket / der ist schüldig an dem Leib vnd Bluth des HERrn. Der Mensch prüfe aber sich selbes / vnd also esse er von diesem Brodt / vnd trincke von diesem Kelch. Denn welcher vnwirdig isset vnd trincket / der isset vnd trincket jhm selber das gerichte / Damit das er nicht vnterscheidet den Leib des HERrn.
WAS nun jetzt den gantzen handel / vnd Artickel vom heiligen Abendmal belanget / sagen wir rund vnd außdrucklich / das derselbig in den worten des Herrn Christi / vnd in der rechten waren erklerung des Apostels Pauli / also gegründet vd verfasset ist / Das erstlich alle menschen / die nur vernunfft haben / vnd reden können / sagen müssen / das es also geredt sey / das nichts deutlichers von der waren gegen-
werth / vnd wahren niessung des Leibs vnd Bluts vnsers HErrn Jesu Christi könte geredt werden. Darnach das auch alle rechte Christen / in welchen der heilig Geist waren Glauben angezündet / vnd bekrefftiget hat / bekennen müssen / das sie alhier in diesem Artickel alle jre vernunfft / Ratiocination / vnd kunst dem heiligen Geist gefangen geben / vnd schlecht vnnd recht gleuben / was jnen jr HErr vnd Heiland warer Allmechtiger GOtt vnd Mensch / Christus Jesus saget / Das es also sey / wie ers redet / ob sie es gleich mit jhrer Menschlichen vernunfft nicht begreiffen / noch wissen können / wie es zugehet / noch dieses erforschen / wie es müglich sey / das Christus vns sein Leib / vnd sein Blut im Abendmal gibt vnd darreicht / vnd er doch gen Himel auffgefahren / vnd sitzet zur rechten GOttes Vaters des Allmechtigen.
Darauff bekennen wir nun / wissen / vnd gleuben / das wir im heiligen Abendmal nach der einsetzung des Herrn Christi / in rechtem brauch / so offt vns das ge-
segnete Brodt / vnd der gesegnete Kelch / oder Wein / dargereichet vnd gegeben wird / warhafftig zu vns nehmen vnd empfahen den waren / wesentlichen Leib / vnd das ware / wesentliche Blut vnsers Herrn vnd Heilands Jesu Christi / wie er selbst sagt: Das ist mein leib / der für euch gegeben wird / vnd mein Blut das für euch vergossen wird / vnd thut dazu noch diese wort / Nemet hin / esset / trincket / etc.
Wer nun wieder die meinung dieser wort ein frembden verstand wil einfüren / der handelt nicht allein wider des Christlichen glaubens art / Sondern / so man jhm recht wil nachdencken / so hat er in Göttlichen sachen auch keinen sensum communem, der doch GOtt bey seiner sprach bleiben ließ / vnd gleubet wahr sein / das er redet.
Dieses ist das fürnembst / darauff der gantze streit stehet / nemlich / auff das wirs wiederholen / vnd kurtz reden / Das im heiligen Abendmal allen Christen nach der
Einsetzung des HERrn Christi / in rechtem brauch / Wo / wenn / vnd wie offt jnen das gesegnete Brodt / vnd der gesegnete Kelch oder Wein gegeben wird / zugleich allwegen der wahre Leib des Herrn Christi / den er für vns gegeben / vnd auffgeopffert hat / vnd sein wares Blut / das er für vnsere Sünde vergossen hat / dargereicht / gegeben / von jnen empfangen / gegessen / vnd getruncken werde / nicht allein im glauben / geistlicher weise / Sondern warhafftig vnd leiblich / ein leib / wie ein leib / ein blut / wie ein blut / soll es anderst rechter leib / vnd ein rechtes bluth sein / denn sonst köndtees kein rechter menschlicher leib / viel weniger des Herrn Christi leib sein / den er für vns gegeben / vnd auffgeopffert hat.
Wie aber solches zugehe / vnd wie es jmmermehr müglich sey / wie das gesegnete Brodt sey der Leib des Herrn Christi / vnd der gesegnete Kelch oder Wein sein Blut / oder / wie in / mit / vnter / oder neben dem Brodt vns der wahre Leib / vnd mit dem Kelch das ware Blut dargereicht /
gegeben / vnd von vns allen / die wir gliedmaß der Kirchen Christi sind / warhafftig empfangen werde / Da wöllen / können / vnd sollen wir nicht grubeln / noch disputiren. Wir bleiben schlecht vnd einfeltig / als gleubige gehorsame Schefflein / bey den Worten vnsers einigen Ertzhirtens Christi Jesu / die also lauten / das sie auch kein Mensch anderst verstehen kan / dann wie sie lauten / nemlich / Nemet / Esset / Das ist mein leib / der für euch gegeben wird.
Hiegegen wieder solchen rechten vnd einfeltigen Glauben / vnd wieder die außdrucklichẽ klaren vñ hellẽ Wort des Herrn Christi (die doch so artig / rundt vnd lauter sind / das es Sünde vnd schande ist / das man daran zweiffeln sol / sonderlich weil sie sein letzten willen / vnd einsetzung begreiffen / vnd sein gewisses Testament sind) findet man entweder schwachgleubige leut / oder vngleubige / oder vnrühige Köpff vnd zencker / die nur nach jhrer ver-
nunfft Disputiren / vnd diesen Worten Christi entgegen sind.
Was die schwachgleubigen belangt / sol vnd muß man solchs Gott dem Herrn beuehlen / Vnd jhn bitten / er wölle rechten Glauben in diesem / vnd andern Artickeln in den hertzen der from̃en vnd einfeltigen / durch seinen heiligen Geist anzünden / meren / stercken vnd bekrefftigen. Wir sollen auch alle billich gedult haben mit guthertzigen Gottsfürchtigen leuten / die etwa verführet worden / vnd derowegen die Wort Christi / gemeinem brauch nach / anders verstehn / deñ sie an jnen selbs lauten. Doch müssen wir solchs auch sagen / das es eben schweer ist / so jemandt vnter den Christen gefunden wird / der diesen artickel vom H. Nachtmal / nach den worten Christi / nicht verstehen / annehmen vnd gleuben wil / das derselbig Christenmensch andere Artickel des Glaubens mit ernst / vnd von hertzen fassen / annemen vnd gleuben köndte. Deñ es sind ja alle andere Artickel des Glaubens / man nehme auch welchen man wöl-
le / viel schwerer vnd höher / vnd der menschlichen vernunfft weit mehr zuwieder / denn diese wort des HErrn Christi von seinem Abendmal sind. Ich wil niemand richten / Sondern sage allein / das es schweer sey / GOtt bekehre die zubekeren sind / vnd stercke rechten wahren Glauben inn den hertzen der frommen.
Was die vngleubigen belangt (derer wir auch in der Christen zaal jetziger zeit nur zuuiel haben / die weder von GOtt noch seinem Wort etwas halten / wie die erfahrung beide an grosser Herrn Höfen / vnd in gemeinem leben (leider) bezeuget / dauon vielleicht nicht jederman weiß) lassen wir die fahren / vnd vbergeben sie der handt / vnd dem Vrtheil Gottes.
Was aber die Disputirer anlanget / sagen wir kurtz rundt / das sie die Wort Christi nicht allein deuten / lencken / vnd jhres gefallens drehen / sondern das / wenn mans bey dem liecht besiehet / vnd alle jre schrifften vnd gloß betrachtet / jre Predig-
ten vnd reden höret / vnd womit sie vmbgehen / vnd wo sie hinauß wöllen / mercket / sie die wort Christi gantz vnd gar verleugnen / vnd lügenstraffen. Denn da Christus sagt / Nemet / esset / das ist mein Leib / etc. sagen sie dagegen / Nemet / esset / das ist schlecht Brodt / vnd ist nicht der Leib Christi / er kan es auch nicht sein / Denn er ist mit seinem Leib droben im himel / vnd nicht auff Erden / oder im Abendmal.
Das ist die gantze meinung aller derer / die man jetzt Sacramentirer nennet / nemlich / das sie den HERrn Christum nicht wöllen lassen wahr haben / Sondern dichten jetzt dieses / bald ein anders / damit sie gerne die wort Christi wolten verleugnen / vnd doch nicht das ansehen haben / als hielten sie so wenig / oder vielleicht gar nichts von der Allmacht vnd Warheit Christi.
Ich zweiffel auch gar nicht / wenn diese leute jhr eigen gewissen wolten zu rath
nehmen / vnd bedechten / wer / vnd was sie weren gegen dem Wort GOttes / Oder hetten bißweilen Creutz / vnd sonderlich des gewissens angst / vnd weren nicht Theorici, schwetzer vnd Disputirer / pro & contra, die von solchen sachen plaudern können / wenn gleich keine Gottesfurcht / vnd anruffung / noch Gottseliges leben / bey jnen zuspüren ist / Sondern weren auch Practici, Prediger / Seelsorger / nachuölger / vnd thetter des Worts Gottes / die nicht auff jhr eigen nahmen vnd ehr acht geben / noch jr vernunfft in Göttlichen sachen gar zuuiel liessen einwurtzeln / so solte es mit GOttes hülff keine noth haben / Vnd würden die Personen auch wol zuuertragen sein / vnd die sachen wol erörtert werden.
Wir wöllens aber jetzt bey diesem kurtzen bericht wenden lassen / vnd dancken GOtt von hertzen / das wir GOTtes wort vor vns haben / da sie (ob sie es gleich seer leugnen) in der warheit nichts anders haben / noch fürwenden / denn jr ei-
gene gloß / deutung / vnd menschen gedancken / wie solchs auch der gelerte vnd frome Oecolampadius wol gesehen vnd bekant / da er von einer hohen Person angeredt worden / vnd auff diese weise gefragt: Wie meinet jr? Mich deucht / Luther habe das Wort Christi / vnd bleibe dabey / Ihr aber habet nur ein Gloß? Darauff dann gemelter Oecolampadius geantwortet: Ja / es ist wahr / vnd ich / für mein Person / wolte / das mir zuuor die rechte Handt were abgehawen gewest / ehe dann ich einen Buchstaben von diesem handel geschrieben hette. Aber dauon sey jetzt gnug.
Nun wöllen wir eine gar kurtze meldung thun / von der weiß zureden. wiewol aber der streit fürnemlich nicht ist / von der weiß zureden / Sondern allein vom handel an jhme selbs / Das ist / Von den worten der Einsetzung dieses Sacramentes / das wir in Christlicher Gemein nennen / Des HERrn Abendmal / Jedoch muß man auch von der weiß zureden
einig sein / darzu denn dieses gehöret / das GOtt von vns trewlich werde angeruffen / vnd gebeten / Das er vmb seines Sons willen / durch seinen heiligen Geist / beide der Lehrer vnd Oberigkeit hertzen / vnd gemühter erleuchten / regieren / leiten / vnd führen wölle / das sie doch nicht also lauiren vnd hincken / sondern sich des handels / vmb der ehr Gottes / vnd jrer seelen seligkeit willen mit ernst annehmen / vnd in einer Christlichen versamblung die allmacht vnd warheit des HERrn Christi vertheidigen helffen / vnd rechte einigkeit / souiel müglich / erhalten.
Die alten Lehrer / vnd andere zu vnsern zeiten / haben nicht auff eine weiß geredt. Etliche brauchen die wort / Zeichen vnd Figur / nicht derwegen / das sie von der gegenwertigkeit / vnd wahren niessung des Menschlichen Leibs Christi nichts hielten / Sondern allein darumb / das sie anzeigten / daß das Brodt in den Leib Christi nicht verwandelt würde / Noch der Wein in das Blut Christi.
Etliche verwerffen die wörtlein / Zeichen vnd Figuren / dieweil sie also lauten / alß redeten sie von einem abwesenden / vnd nicht gegenwertigen leib. Etliche brauchen die wörtlein / Warhafftig / Wesentlich / Leiblich / vnd dergleichen / allein zur bestettigung der gegenwertigkeit vnd niessung des wahren Leibs Christi. Etliche brauchen das wörtlein Geistlich / vnd doch nicht auff eine weiß. Denn etlich reden von dem Leib Christi / den wir im Nachtmal essen / vnd doch mit leiblichen Augen nicht sehen / fülen / oder greiffen / Welches denn billich ein Geistliche weiß zuessen vnd zutrincken kan genennet werden. Etliche aber reden von dem nutz / vnd der frucht dieses essens vnd trinckens / Nemblich / wie wir im Glauben den Leib Christi essen müssen / das ist alle wolthat des Herrn / vñ den Herrn selbst zu vns bringen / mit gleubigem hertzen fassen / vnd vns auff sein gehorsam vnd verdienst verlassen / seines leidens vnd sterbens trösten / vnd darauff leben / gerecht vnd selig werden sollen. Etliche brauchen auch das wort Sacrament-
tirlicher weiß / welchs wir in diesem handel bill ich verstehen vnd annehmen / beide wieder die wiedersacher / die da eine verwandlung des Brodts in den Leib fürgeben / vnd wieder die Sacramentierer / welche ein abwesenden leib haben wöllen / so wir doch alhie ein solches Sacramene haben / darin keine verwandlung der eusserlichen Element des Brodts in den leib Christi / vnd des Kelchs in das Blut des HErrn Christi geschicht / vnnd doch der Leib vnd das Blut Christi / warhafftig gegenwertig ist / Vnd so offt das gesegnete Brodt gereichet / gegeben / vnd mit dem Mundt empfangen wirdt / so baldt auch vnd zugleich der ware Leib des HErrn / der für vns gegeben / vnd auffgeopffert worden / genommen vnd gegessen wird. Gleicher weiß auch der Kelch vnd das blut des HErrn / vnd solchs auff Sacramentirliche weiß / das ist / sichtbarlich vnd empfindlich / was die eusserlichen Element Brod vnd Wein anlanget / vnsichtbarlich vnd vnempfindlich / was den waren Leib / vnd das ware Blut des Herrn betrifft.
Aber dauon nach notturfft zuhandlen gehöret in die Schulen viel mehr / denn für den gemeinen Mann / darumb wir auch desto kurtzer damit vmbgehen / vnd allein vermelden / worauff fürnemlich dieser handelt ruhet / vnd wer des Herrn Christi Wort behalte / oder verwerffe.
Weil wir aber nun angezeiget / was die richtige / wahre lehre vom Abendmal sey / so sollen wir jetzt nach den worten der Einsetzung des Abendmals vnsers HErrn Christi JESV / alle gedancken / zweyspalt / vnd Disputationes / so von solchem Abendmal gefasset vnd erreget werden / allzeit örtern vnd schlichten / vnd jmmerdar dahin sehen / das kein menschlich vernunfft / kunst oder weißheit sich vber diese wort erhebe / Sondern sich stetigs diesen worten willig vnd gern vnderwerffe / welches so es geschicht / wie es dann von allen / so nur Christen sein wöllen / geschehen sol vnd muß / So fallen mit hauffen hinweg alle Irthümb / die wieder
diese Wort der Einsetzung des Abendmals / vnd wider den rechten verstandt derselbigen streiten wöllen / Als da sind / erstlich derer / so nur ein bloß zeichen darauß machen / ohne wahre wesentliche gegenwertigkeit / darreichung vnd niessung des rechten wahren menschlichen Leibs / vnd Bluts Christi / Sintemal in diesen worten außdrucklich / nicht Paulus / noch Petrus / noch andere Heilige / Sondern der Sohn GOttes / in seinem letzten Testament / selbs saget: Das ist mein leib / der für euch gebrochen / oder gegeben wird. Item: Mein Blut / welchs für euch / vnd für viel vergossen wirdt. Denn diese wort sind der grund vnd das Fundament / darauff der gantze handel vom heiligen Abendmal stehet / die auch noch fest vnd vnuerrückt bißher geblieben / vnd biß zu ende der Welt bleiben werden.
Zum andern / fallen hinweg alle die
so ein Transsubstantiation oder verwandlung des Brodts in den Leib Christi einführen / als ob Brodt nicht Brodt bliebe / vnd Wein nicht Wein were / Sondern das gesegnete Brod in den Leib des Herren / vnd der gesegnete Kelch in das Bluth Christi / gantz vnd gar verwandelt würde / wie die Münche vnd Pfaffen geleret / vnd dardurch viel Abgötterey vnd jrtumb bestettiget haben / So doch Paulus mit klaren worten / das Brodt vor vnd nach der Consecration ein Brodt nennet / vnd es mit den Worten des HERrn Christi nicht kan erzwungen werden / das im Abendmal einige verwandlung des brodts in dem Leibe geschehe / Sondern der Herr Christus vns allein diß leren vnd anzeigen wil / das ein jeder Christ im Abendmal / nach der einsetzung des HErrn / in rechtem brauch / so offt er das gesegnete brodt isset / warhafftig des HErrn Leib zu sich neme / ob gleich keiner wissen kan / auch in diesem leben nicht wissen sol / wie das zugehe / oder wie der Leib Christi im brodt sey vnd emfangen werde.
Zum Dritten fallen hinweg alle die / so da schliessen / das allein den gleubigen in der Christenheit / vnd nicht den vngleubigen / todten gliedmassen der Kirchen / der ware Leib / vnd das ware blut Christi gereicht / vnd in Mundt gelegt / vnd gegeben werde. Welche meinung der lehr von den Sacramenten gar zuwieder ist / sintemal einjeder Christ weiß / oder ja wissen sol / das vnser Glaub vnd vnglaub / die Wort der einsetzung weder bekrefftiget noch verhindert / Sondern / was GOtt einmal sagt vnd befihlt / das bleibt in seinem wesen / vnd in rechter ordnung steth vnd fest / es gleube es gleich wer da wil. So stehen auch die wort des Apostels Pauli lauter vnd klar alhie / Das die vnwirdigen schüldig sind an dem Leib vnd blut des Herrn / vnd essen vnd trincken jnen selber das gericht / damit das sie nicht vnderscheiden den Leib des HErrn / sondern halten es dafür / sie essen vnd trincken allein schlecht brodt vnd wein / daran nicht viel gelegen sey / Vnd mügen demnach leben / vnd in jren Sünden fortfaren / wie sie wöllen.
Zum Vierdten / fallen hinweg alle die / so da fürgeben / das wol wahrer Leib des HERrn im Abendmal empfangen werde / doch allein durch sonderliche andechtige gedancken / welche gen Himel steigen / vnd zu dem Leib des HERRN Christi / der an einem sonderlichen ort im Himel sitze / gerichtet sind / so doch der HErr Christus selbst diesem Irthumb begegnet / vnd schlecht spricht: Nemet / esset / Das ist mein Leib: Item / Trincket alle daraus.
Hierauß sehen wir nun abermal / das Christus selbs / die Euangelisten / der Apostel Paulus / vnd alle rechtschaffene lerer vnd Christen / allweg von anfang der einsetzung / geleret vnd gegleubet haben / vñ noch leren vñ gleuben / vnd biß zu ende der Welt lehren vnd gleuben werden / das im Abendmal des HErrn sey der wahre wesentliche Leib / vnd das ware werde Blut vnsers HErrn JESV Christi / vnder dem Brodt vnd Wein / vns Christen zuessen vnd zutrincken von Christo selbst eingesetzt.
Darauff stehen / gleuben vnd lehren wir auch / das man im Abendmal warhafftig vnd leiblich Christi leib isset / vñ zu sich nimpt. Wie aber das zugehe / oder wie er im Brodt sey / wissen wir nicht / sollens auch nicht wissen / GOttes wort sollen wir gleuben / vnd jme nicht weiß noch maß setzen. Brodt sehen wir mit den augen / aber wir hören mit den ohren / das der Leib da sey / nicht wie Brodt im korbe / oder / wie Wein im Becher / sondern wie Christi Wort lauten / Das ist mein Leib / Das ist / Das wir im Abendmal Christi nicht schlecht Brodt essen / Sondern den leib Christi / der für vns gegeben ist.
Vnd ist alhie (auff das wirs widerholen) kein zanck vber den worten / als wenn man sagt / Das Brodt sey der leib Christi / oder / der leib sey im brodt / werde gegeben vnd empfangen / mit / vnter / oder neben dem brodt / oder / Christus sey da / da das brodt ist / oder / wie man wil / allein das der sinn da bleibe / das nicht schlecht brodt sey / das wir im Abendmal Christi /
essen / sondern der wahre wesentliche Leib Christi / welchen wir mit dem brodt leiblich essen / vnd im hertzen zugleich gleuben / das es sey der Leib / der für vns gegeben wird / zur vergebung der Sünden / wie die wort lauten / Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird.
Sind also im Abendtmal / wie obgemelt / zwey stück: Eines / das allerhöhest vnd nötigst / das sind die wort / Nemet / esset / Das ist mein Leib / etc. Das ander ist das Sacrament / oder leiblich essen / des Leibs Christi. Nun die wort muß man jha allein durch die Ohren ins hertz bringen / wie sie lauten / Für euch gegeben: vnd das ist das Geistlich essen. Das aber / was gegeben vnd empfangen wird / das ist / vnd heißt leiblich / nemlich / Nemet / Esset / Das ist mein Leib. Wer nun das Sacrament leiblich isset / ohne solche wort / oder ohne solch Geistlich essen / dem ists nicht allein kein nutz /
sondern ist jm auch schedlich / wie Paulus saget: Wer das brodt vnwirdig isset / der ist schüldig an dem Leibe des Herrn. Vnd also behalten wir beides / leiblich vnd geistlich essen. Der Mundt isset den Leib Christi leiblich / denn er kan die wort nicht fassen noch essen / vnd weiß nicht / was er isset / schmecket jm gleich / als esse er etwas anders / denn Christi Leib. Aber das hertz fasset die wort im Glauben / vnd isset eben dasselbig im Glauben Geistlich / das der Mundt leiblich isset.
So lehren nun / vnd gleuben wir / das der leib / vnd das bluth Christi für vns gegeben vnd vergossen / nicht allein gegenwertig im Sacrament vorhanden sey / sondern auch in dem brodt / oder mit / oder vnter dem brodt außgetheilet / vnd leiblich gessen vnd getruncken werde / von wirdigen vnd vnwirdigen Menschen. Vnd solches Glaubens grundt vnd Fundament sind die Wort Christi / Nemet hin / esset / das ist mein Leib / Trincket / das ist mein Bluth / bleibet aber doch
gleichwol Brodt / Brodt / Wein / Wein / vnd wird das Brodt nicht verwandelt / in ein andere Natur oder wesen / wie die Papisten lehren / Sondern behelt sein eigenschafft / vnd ist vnd bleibt brodt. Darumb sagt man nicht / das solchs brodt in den leib Christi verwandelt werde / sondern das mit dem brodt / oder vnter / oder inn dem brodt warhafftiglich der leib Christi / gegenwertig ausgeteilet vnd gessen werde / vnd solchs Glaubens grundt vnd Fundament / sind die wort Pauli / 1. Co. 10. Der gesegnete Kelch / welchen wir segenen / ist der nicht die gemeinschafft des bluts Christi? Das brodt / das wir brechen / ist das nicht die gemeinschafft des Leibs Christi? Die gemeinschafft aber wird genennet / die außteilung vnd niessung / das wir alda Christo eingeleibet werden / vnd er in vns / vnd wir in jme sind.
Dieweil man aber nicht kan / noch sol wissen / auff was weise solches zugehe / Darumb mag man reden / vnder dem Brodt / oder mit dem Brodt / Das
allein damit angezeigt werde / das man nicht wissen könne / wie es zugehe / vnd doch warhafftiglich der Leib Christi gegenwertig außgetheilet vnd genossen werde.
Was die gleubigen anlanget / niessen dieselben den Leib Christi leiblich vnd Geistlich / mit Mundt vnd hertzen. Die vngleubigen aber allein leiblich / mit dem Munde ohne glauben / Darumb spricht Paulus / 1. Cor. 11. Welcher vnwirdig von diesem Brodt isset / oder von dem Kelch des HERrrn trincket / der ist schüldig an dem leib vnd blut des HErrn / vnd isset / vnd trincket jm selber das Gericht.
Hiegegen leren andere / daß das brod vnd der wein allein ein zeichen sey des leibs vnd bluts Christi / ohne gegenwertigkeit / vnd one ware leibliche niessung des leibs vnd bluts.
Item / das es allein geistlich empfangen werde / mit dem Glauben / als sey der Leib da / so er doch nicht alda ist / sondern sitzt oben im Himel an einem gewissen
orth. Item / das die vngleubigen nicht den leib vnd das bluth Christi empfahen.
Diese alle haben keinen grund auß dem Euangelio / sondern allein auß menschlicher vernunfft vrtheilen sie von den worten Christi. Er ist gen Himel gefahren / sitzet zur rechten seines Vaters. Darumb sprechen sie / ist er nicht leiblich im Abendmal / gleich / als were die rechte handt Gottes an einem gewissen ort im himel / neben welcher Christus sitzet / so doch die rechte Gottes vberall / im himel vnd erden ist.
Also bleiben nun bestehen die wort / Das ist mein Leib / wieder alle Pforten der Hellen / Vnd wer bey diesem Wort bleibet / der jrret nicht / Die andern grübeln vnd disputiren stettigs / vnd können doch nichts gewisses haben / vnd ist gewißlich war / welchs auch alle miteinander müssen sagen / vnd bekennen / auch die jenigen / so die wort Christi jetzund anders deuten / vnd außlegen / denn sie an jnen selbst lauten / vnd von dem Apostel Pau-
lo erkleret werden / das man nichts gründlichs noch gewiß kan haben / behaltẽ / schliessen / gleuben / lernen / noch wissen / wo man nicht bey den worten bleibet / Das ist mein Leib / Vnd wenn man gleich durch vnd durch mit vernunfft vnd kunst / klugheit vnd außlegung / grübelt vnd meistert / vnd alle Gloß vnd meinung höret / vnd verstehet / so muß man doch sagen / das man zu letzt / so wenig wisse / als da man habe angefangen / Vnd wer dieses nicht wil gleuben / / der begebe sich ein weil in die Disputationes / so wird ers befinden vnd erfahren / Ja er wird frey sagen / das es am sichersten vnd besten sey / Die wort Christi / wie sie lauten / in dem verstandt / den vns Paulus angezeigt hat / zubehalten / vnd denselbigen schlecht / ohne alles grübeln zugleuben. Darzu helffe vns auch Christus vnser HErr vnd heilandt / der sein Abendmal deutlich vnd klar hat eingesetzt / vns allen zum trost / vnd sterckung vnsers glaubens / Amen.