Ein Predigt /
Gethan bey der Be-
grebniß Weiland des Durchleuchtt-
gen
Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn
Heinrich Julij des Jüngern / Hertzogen zu
Braunschweig vnd Lüneburg / so den 11. Julij
Anno 1606 . zu Wolffenbüttel Selig
ent-
schlaffen / vnd den 21. alda be-
graben ist .
Durch
Basilium Satler D. Hoffpredi-
gern daselbst .
Heinrichstadt /
Durch Julium Adolphum von Söhne /
ANNO M. DC. VI .
1. Pet : 4.
ES ist zeit / das anfahe das Gericht vom Hause GOttes . So aber zu erst an vns /
was wils für ein Ende nehmen mit denen die dem Euangelio GOTTES nicht gleuben ?
Vnd so der Gerechte kaum erhalten wird / wo wil der Gottlose vnd Sünder
erscheinen ?
Außlegung .
GEliebte im HErrn / Es sagt der König vnd Prophet Dauid im hundert vnd dritten
Psalm / Ein Mensch ist in seinem Leben wie Graß / er blühet wie ein Bluem auff
dem Feld / wenn der Wind darüber gehet / so ist sie nimmer da / vnd jhre Stet
kennet sie nicht mehr .
Des hat vns GOtt diese zeit ein fürtrefflich mercklich Exempel für die Augen
gestellet / in dem er für wenig Tagen / auß diesem Jammerthal abgefordert einen
jungen Herrn dieses Fürstlichen Hauses / Weilandt den Durchleuchtigen /
Hochgebornen / Fürsten vnd Herrn /
Herrn Heinrich Julium / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc . So wir
jtzund zu S. F. G. Ruegestette begleitet haben .
Vnd sehen wir jtzunder hie für Augen / das solcher Spruch Dauids von der
Gebrechligkeit vnd Vnbestendigkeit des Menschlichen Lebens / nicht alleine vber
gemeine Leute gehe / sondern auch vber die / die für andern von GOtt hoch
begabet sind . Darumb setzet GOtt hinzu Esaia 40 . Alles Fleisch ist Hew / vnd
alle seine Herrligkeit ( damit verstehet er alles was fürtrefflich ) ist wie die
Blumen auff dem Feld . Das Hew verdorret / die Blume fellet ab .
Es hat aber Hochgedachter Herr zuuor vnd ehe es mit S. F. G. so weit kommen ist /
vnd sie diß Leben geschlossen / einen harten Stand / vnd schwere Kranckheit
außgestanden / vnd hat GOtt S. F. G. hart mit genommen / das ist GOttes Werck /
welches man nicht verhalten sol . Wie der Engel Raphael zu Tobia sagt am 12. Cap.
König vnd Fürsten Raht vnd Heimligkeit sol man verschweigen / Aber GOttes Werck
sol man preisen vnd offenbarn .
Dieweil aber die Menschen gemeiniglich / wenn die Leute also gequelet werden /
mit dem besten nicht dazu komen / sondern vnrecht vnd vbel dauon vrtheilen / hab
ich dißmal den verlesenen Spruch S. Petri zuerklerẽ fürnemen
wollen / dieweil vns GOtt selber durch Petrum darin recht berichtet / wie wir
solche Exempel recht ansehen /
wes
wir vns trösten / vnd wie wirs zu vnser besserung seliglich gebrauchen
sollen .
Solcher Spruch dienet beides den Gottfürchtigen vnd Frommen zu Trost / vnd denn
auch den Gottlosen zur Warnung . Darumb wir alle jhn fleissig mercken sollen .
Es handelt aber Petrus in dem verlesenen Spruch zweyerley .
Erstlich berichtet er / wie hart vnser HErr GOTt die seinen in dieser Welt mit
nehme .
Zum Andern macht er daraus die Rechnung / was dermal eins die Gottlosen
zugewarten haben .
GOTT gebe dazu seine Gnade / das es zu vnser Lehr / Trost vnd besserung gereiche
/ Amen .
Der Erste Theil .
DER H. Apostel Petrus richtet seine gantze Epistel dahin / das die Christen an
die er schreibet / im Glauben an Christum gestercket / zu einem Gottseligen
Leben vnd Wandel / sonderlich aber zur Gedult im Creutz vermahnet werden .
Bey solcher Lehre von der Gedult im Creutz erinnert er die Christen / das sie
nicht leiden sollen als Vbeltheter / vnd sollen also dem Euangelio keinen
Schandflecken anhangen / sondern sie sollen als Christen vnschüldig leiden / vnd
ein guten Gewissen haben .
Da möchte nun als bald einer gedencken / sollen denn die Frommen vnd Vnschüldige
auch leiden ? dazu sagt Petrus ja . Es ist zeit das anfange das Gerichte vom Hauß
Gottes / als wolte ersagen / vnser HErr GOtt ist ein gerechter Richter / der mit
der Sünde durchauß nicht durch die Finger siehet / sondern sie hasset vnd
straffet / Das beweiset er auch zu erst an seinem Hause / das ist an den
Gleubigen / die zwar seine Haußgenossen / vnd liebe Kinder sind / aber nicht
destoweiniger müssen sie jhr Gerichte vnd Straff außstehen / nach GOttes
gerechtem vnd veterlichem Vrtheil / auff das sie erkennen vnd fülen / das GOtt
ein gerechter Richter vnd Sünden feind sey / vnd sie sich also von hertzen zu
GOtt bekehren . Sie sind aber nicht destoweiniger vnd bleiben GOttes Haußgesinde
vnd liebe Kinder .
Hieraus haben wir nu Lehr vnd Trost zu mercken .
Die Lehreist diese / das nicht alleine die Gottlosen in dieser Welt leiden müssen
/ wie Dauid im 32. Psalm saget / Der Gottlose hat viel Plage / sondern es müssen
für andern auch die Frommen herhalten / vnd viel Creutz vnd Jammer
außstehen .
Das kömpt nun vns zu malen frembd für / das GOtt nicht alleine die Gottlosen mit
nimmet / sondern auch mit seinen lieben Kindern also haußhelt . Wir lassen vns
bedüncken / ersol alleine bey den Gottlosen bleiben / vnd die straffen / die
seinen aber verschonen . Daher stossen sich die Leut daran / wenn sie sehen das
es auch den Frommen vbel gehet .
Assaph sagt Psalm 73. Sols den vmbsonst sein / das mein Hertz vnstre fflich lebet
/ vnd wasche meine Hende in Vnschuldt ?
Vnd Maleachi 3. sagen sie / es ist vmbsonst das man Gott dienet / vnd was nützets
das wir seine Gebot halten ?
Daraus folgen auch bey den Leuten verkerte Vrtheil / von denen die GOtt im leben
vnd sterben hart mit nimbe / das man sie wol des wegen verdammet / oder meinet /
sie haben solche Straff für andern mit sonderlichen Sünden verdienet .
Hiobs freunde stehenhart darauff / weil GOtt jhn aso plaget / so müste er auch
ein heimblich Stück auff sich haben .
Da Paulo / nach erlittenem Schiffbruch ein Otter vmb die Hand fehret / vrtheilen
die Malteser / dieser Mensch muß ein Mörder sein / den die Rache nicht leben
lesset / ob er gleich dem Meer entrunnen ist .
Vnd bey vns selber folget aus solchen falschen Gedancken vom Creutz / das wir
zaghafftig vnd kleinmütig / auch wol Gottloß werden / meinen es sey gleich viel
/ man sey fromb oder nicht .
Solchen gefehrlichen Gedancken nun zu begegnen / sollen wir mercken / da werde
nicht anderst aus / GOtt habe es also beschlossen / das er nicht alleine die
Gottlosen / sondern auch in dieser Welt / doch als ein Vater / die Gottseligen
richten wolle / die müssen auch nach seinem heiligen Gericht / beydes jnnerliche
schwere Anfechtung / vnd denn auch eusserliche Verfolgung außstehen . Dauon sagt
vnter andern Dauid im 34. Psalm / Der Gerecht muß viel leiden . Vnd im 38. Psalm
klaget er / Ich bin zu leiden gemacht / da er doch wie sonst die Schrifft redet
/ ein Man nach dem hertzen GOttes war .
Matth. 16. spricht Christus / Wer da wil mein Jünger sein / der verleugne
sich selber / vnd nehme sein Creutz auff / vnd folge mir nach .
Paulus vnd Barnadas stercken Act. 14. die Seelen der Jünger / vnd sagen jhnen /
wir müssen durch viel Trübsalins Reich GOttes gehen . Vnd 2. Tim. 3. spricht
Paulus / Alle die da Gottselig leben wollen in Christo / müssen Verfolgung
leiden . Solches zeugen die Historien der Heiligen .
Die Ertz Veter die GOtt so lieb vnd werd gehalten / das er selber mit jhnen
geredet / sind nicht allezeit in Rosen gesessen / sondern die aller grösseste
Merterer gewesen . Das ist auch begegnet den heiligen Königen / den Propheten /
den Aposteln / vnd andern Gleudigen . So gehet es noch heutiges Tages den
Frommen . Vnd hat GOtt dessen viel vrsach / dauon zu andern zeiten gesagt wird .
Aber vnter andern ist diß die fürnembste dauon Paulus 1. Cor. 11. schreibet /
Wenn wir gerichtet werden / so werden wir vom HErrn gezüchtiget / auff das wir
nicht mit der Welt verdambt werden .
Das sol vns nun dazu dienen / das wir vns daran nicht ergern / vnd von wegen
vieler Anfechtunge / Creutzes vnd leidens niemand freuentlich verdammen / denn
damit verdammen wir alle Kinder GOttes / wie Assaph im 73. Psalm sagt .
Vnd wir selber sollen deswegen nicht Gottloß werden / oder verzagen / sondern vns
mit Gedult in die sache ergeben / vnd gleich ein Sprichwort auß diesem Spruch
machen / das Gerichte fange an am Hause GOttes / wie denn Petrus diesen Spruch
auß dem Propheten genommen hat Jerem. 25 . An dem Hauß das nach meinem Namen
genennet ist / fange ich an zu plagen . Vnd Ezech. 9. Fang aber an ( zuschlagen /
spricht Gott ) an meinem Heiligthumb .
Zum Andern geben vns diese Wort Petri viel faltigen Trost .
Der Erste ist / wenn wir schon leiden / thue es vns doch keinen schaden / vnd sol
es vns keine schwere Gedancken machen / sondern wir sind einen weg als den
andern / das Hauß GOttes / Das ist / er helt vns für seine Haußgenossen vnd
liebe Kinder .
Darumb sagt Salom . Proverb . 3. welches auch die Epistel zun Hebr. 12. wiederholet
/ vnd noch weiter außstreichet . Mein Kind verwirff nicht die Zucht des HErrn /
vnd sey nicht vngedültig vber seiner Straff / denn welchen der HErr liebet den
straffet er / vnd hat wolgefallen an jhm / wie ein Vater am Sohn .
Vnd Item. 31 . Da GOtt den Ephraim gezüchtiget hat / wie ein geil Kalb / vnd er
sich bekeret spricht GOtt / Ist nicht Ephraim mein tewrer Sohn / vnd mein
trawtes Kind / darumb bricht mir mein Hertz gegen jhm / das ich mich seiner
erbarmen muß .
Bleibet also GOtt vnser Vater / vnd wir seine Haußgenossen vnd liebe Kinder einen
weg als den andern / ob er vns schon hart mit nimpt vnd plaget .
Zum Andern / haben die Wort auch diesen Trost hinder sich / das / weil wir GOttes
Hauß sind / so wil er auch in diesem Leben vber vns halten / wie sonsten ein
ehrlicher Man vber seinem Hause / Kinder vnd Gesinde helt / vnd sich jhrer
trewlich annimbt / also / das den Paulus erger helt / als einen Heyden der
solchs nicht thut . Also wil GOtt die seinen im Creutz vnd leiden nicht vbergeben
vnd verlassen / sondern sich jhrer als der seinen hertzlich vnd trewlich annemen
vnd für sie sorgen .
Dauon sagt er im 91. Psalmen / Er begeret mein / so wil ich jhm außhelffen / Er
kennet meinen Nahmen / so wil ich jhn schützen / Er rufft mich an / so wil ich
jhn erhören / Ich bin bey jhm in der Noht / ich wil jhn herauß reissen /
etc .
Vnd Jesai. 41. Fürchte dich nicht / ich bin mit dir / Weiche nicht / denn ich bin
dein GOtt / ich stercke dich / ich belffe dir auch / ich erhalte dich durch die
rechte Hand meiner Gerechtigkeit .
Vnd Jesai 49. Zion spricht / Der HErr hat mein vergessen / der HErr hat mich
verlassen / kan auch ein Weib jhres Kindes vergessen / das sie sich nicht
erbarme vber den Sohn jhres Leibess vnd ob sie sein vergesse / wil ich doch dein
nicht vergessen . Siehe / in die Hende habe ich dich gezeichnet / vnd deine
Mawren sind jmmerdar für mir .
Summa wir sind sein Hauß vnd seine Kinder / er ist vnser Haußherr vnd Vater / er
wird vns nicht verlassen / sondern vber vns halten / vnd vns wol versorgen .
Es folget auch auß den Worten Petri / das er vns auch GOttes Hauß heisset / Zum
dritten / der Trost / das insonderheit auch im Tod sich GOtt vnser annehmen wil
/ vnd vns nicht lassen vntergehen / Denn das hielte GOtt für eine schande / das
der Teuffel oder Todt jhm sein Hauß zerstören / oder seine Haußgenossen jhme
nehmen / vnd sie verderben solte / vnd er jhnen nicht herauß hülffe .
Darumb stehet Exod : 3. Das GOtt sich nennet den GOtt Abraham / Isaac / vnd Jacob
/ Nun ist er wie Christus Matth : 22. es erkleret / Nicht ein GOtt der Todten /
sondern der Lebendigen / so leben sie ja für jhm / ob sie schon zum theil
fürlengst verrottet / vnd verfaulet find .
Vnd Rom : 14. sagt Paulus von vns / die wir GOTtes Haußgenossen sind : Vnser keiner
lebet jhm selber / vnd keiner stirbet jhm selber / leben wir / so leben wir dem
HErrn sterben wir / so sterben wir dem HErrn / Darumb wir leben oder sterben /
so sind wir des HErrn / Denn dazu ist auch Christus gestorben / vnd wieder
lebendig worden von den Todten / das er vber Todte / vnd Lebendige ein HErr
sey .
Dabey bleibet es noch nicht / sondern zum vierden / nach diesem Leben wil GOtt /
denen / die zu seinem Hauß gehören / das ewige Leben geben / vnd da sie alles
Leids ergetzen / vnd da erst recht beweisen / das sie sein Eigenthumb vnd sein
Hauß sind . Dauon stehet Jesa : 66 . Ich wil sie trösten / wie einen seine Mutter
tröstet / etc .
Johan : 10 . Ich gebe meinen Schaffen das ewige Leben . Das sehen wir am armen
Lazaro / das sich GOtt nicht allein seiner in seinem Todt annimpt / sondern er
wird auch getragen in Abrahams Schoß / vnd getröstet .
Ein schön Fürbild dessen / wie die Gleubigen / die sich hie leiden müssen / jhres
Leides im ewigen Leben ergetzet werden / haben wir
Apoc : 7. Da spricht der Eltesten
einer zu Johanni / Wer sind diese mit den weissen Kleidern angethan ? vnd woher
sind sie kommen ? Johannes spricht zu jhm / HERR du weissests / Vnd der Elteste
spricht / Diese sinds / die da kommen sind auß grossem Trubsal / vnd haben jhre
Kleider gewaschen / vnd haben jhre Kleider hell gemacht im Bluth des Lambs .
Darumb sind sie für dem Stuel GOttes / vnd dienen jhm Tag vnd Nacht in seinem
Tempel / vnd der auff dem Stuel sitzet / wird vber jhnen wohnen . Sie wird nicht
mehr hungern noch dürsten / Es wird auch nicht auff sie fallen die Sonne oder
jrgent eine Hitze . Denn das Lamb mitten im Stuel / wird sie weiden vnd führen zu
den lebendigen Wasserbrunnen / Vnnd GOtt wird abwischen alle Threnen von jhren
Augen . So viel vom ersten Theil .
Der Ander Theil .
WEnn ein Mensch also höret predigen von den Frommen / das es jhnen so vbel gehe
in der Welt / so wird er bald auch dencken auff die Gottlosen / wie es denn
denen gehe / die sich so vbel halten .
Wenn er sich nun in der Welt vmbsichet / so befindet er / das / wie es den
Frommen vbel gehet / also / gehe es jhnen den Gottlosen wol .
Das kömpt nun einem wunder seltzam für . Darumb sagen sie Mal : 3. Es ist vmbsonst
/ das man GOtt dienet / vnd was nützets vns / das wir seine Gebot halten /
etc .
Darumb preisen wir die Verechter / denn die Gottlosen nehmen zu / Sie versuchen
GOtt / vnd gehet jhnen alles wol hinauß .
Da zeiget nun Petrus an / was es mit den Gottlosen für eine gelegenheit habe . Es
lasse jhnen ja GOtt eine zeitlang friede /
vnd thue jhnen noch vber das wol
guts / Als Luc : 13. den Gertner den vnfruchtbarn Feigenbaum dünget / aber man
sol auffs Ende sehen / da werdees sich anderst außweisen .
So aber erst an vns ? spricht er / was wils für ein ende werden / mit denen / die
dem Enangelio GOttes nicht gleuben ? Vnd so der Gerechte kaum erhalten wird / wo
wil der Gottloß vnd Sünder erscheinen ?
Er wil sagen / es gehet ja ein zeitlang den Gottlosen wol / das einer fast in die
Gedancken gerahten solte / GOtt were vngerecht / Aber es hat keine noth / es
wird nicht ewig also bleiben / sondern ein mahl anderst werden . Man sehe auff
das Ende / denn eben darauß das GOtt die Frommen also plaget / sollen wir vns
diese gewisse Rechnung machen / nimpt GOtt die Frommen / die Buß thun / vnd dem
Euangelio GOttes gleuben / in diesem Leben so hart mit / das sie schier verzagen
/ vnd mit nawer noth dauon kom̃en / das sie nicht verdampt werden
/ so wird es zu letzt gar ein schrecklich ende nehmen / mit denen / die nicht
Busse thun / oder in jhren Sünden verzagen .
Hilff GOtt wie vbel werden solche Leuthe an jenem Tage bestehen für GOttes Augen
/ die nach GOtt vnd seinem Wort nicht gefragt / vnd in allerley Sünden /
Schanden vnd Lastern jhr Leben zugebracht ?
Diesen andern Theil / sollen wir zur Lehr vnd Warnunge gebrauchen .
Die Lehr ist / das wir vns auch nicht sollen daran ergern / sondern das gewohnen
/ das es eine zeitlang den Gottlosen wol gehet .
Dieses ist nun der Vernunfft seltzam / wir meinen gentzlichen / den Gottlosen sol
es vbel in dieser Welt / vnd den Frommen wol gehen / vnd können vns vnser lebtag
solcher Gedancken nicht wol entschlahen . Darumb werden die Leut goltloß /
Eccles : 8. weil nicht bald geschiehet ein Vrtheil vber die bösen Werck / dadurch
wird das Hertz der Menschen voll böses zuthun .
Aber dahin meinets GOtt nicht / sondern hat des viel andere vrsachen . Er spricht
Jesai . 55 . Meine Gedancken / sind nicht ewre Gedancken / vnd ewre Weg / sind
nicht meine Wege . Sondern so viel der Himmel höher ist / denn die Erden / so
sind auch meine Wege höher denn ewre Wege / vnd meine Gedancken denn ewre
Gedancken .
Vnd ist nun das GOttes Ratzt vnd wille / das er die Gottlosen nicht also bald sie
es verdienen / in dieser Welt straffet / vnd vnter gehen lesset / Sondern nach
seiner grossen gůete / siehet er jhnen eine zeitlang zu / vnd lesset es jhnen
wol gehen / das sie sich bekehren / Oder da sie es nicht thun / nichts zu jhrer
entschůldigung / das sie etwa vbereilet / fürwenden können .
Dauon stehet Job 21 . Die Gottlosen leben vnd werden alt / vnd nehmen zu mit
Güttern / Ihr Saame ist sicher vmb sie her / vnd jhre Nachkömlinge sind bey
jhnen . Ihr Hauß hat friede für der Furcht / vnd GOttes Ruthen ist nicht vber
jhnen . Sein Ochsen lesset man zu / vnd mißrecht jhm nicht / seine Kueh kalbet /
vnd ist nicht vnfrucht bar / Ihre junge Kinder gehen auß wie eine Herde / vnd
jhre Kinder lecken . Sie jauchzen mit Paucken vnd Harpffen / vnd sind frölich mit
Pfeiffen / Sie werden alt bey guten Tagen / vnd erschrecken kaum ein Augenblick
für der Hellen / ( das ist fůrm Todt ) die doch sagen zu GOtt / hebe dich von vns
/ wir wollen von deinen Wegen nicht wissen / Wer ist der Allmechtige / das wir
jhm dienen sollen ? Oder was sind wirs gebessert / so wir jhn anruffen ?
Vnd Asaph sagt im 73. Psalmen / Sie sind in keiner Gefahrdes Todtes / sondern
stehen fest wie ein Pallast / Sie sind nicht in Vnglück wie andere Leuthe / vnd
werden nicht wie andere Menschen geplaget .
Darüber auch Jeremias am 12. klagt / Warumb gehets den Gottlosen so wol / vnd die
Verechter haben alles die fülle ?
Habacuc am 1 . Es gehet Gewalt für Recht / es gehet anderst denn Recht / vnd kan
keine rechte Sache gewinnen / denn der
Gottloß verfortheilet den Gerechten / darumb gehet verkehret Vrtheil . Daher
kömpt auch das gemeine Sprichwort / Je erger Mensch / je besser Glück .
Diese Lehre sollen wir dazu gebrauchen / das wir vns daran / das es den Gottlosen
eine zeitlang wol gehet / nicht ergern / Sondern weil es vns GOtt in seinem Wort
zuuor gesagt / vnd er des wichtige vrsache hat / das er an den Gottlosen seine
grosse güete beweise / vnd sie zur Busse leite / sollen wir vns zu frieden geben
/ vnd vns GOttes weise gefallen lassen / das er die Straffe biß zu seiner zeit /
vnd ans Ende sparet / des sollen wir fein abwarten .
Wir sollen aber dieses auch zur Warnunge gebrauchen / das wir vns in der
gnadenzeit bekehren zu Gott / von Vnbußfertigkeit / Vnglaubẽ /
Gottlosem wesen / Sünde / Schande / vnd Lastern abstehen . Denn hie hören wir /
das GOtt endlich solche Leute straffen werde / ob wol sie / vnd andere es nicht
meinen .
Da sollen wir vns erinnern / der ernstlichen Drewungen des Worts GOttes / die
endtlichen treffen / vnd nicht feilen werden .
Dauon stehet im 11. Psalmen / Er wird auff die Gottlosen regnen lassen / Fewr vnd
Schwefel ( wie zu Sodom vnd Gomorra ) vnd jhnen ein Vngewitter zu Lohn geben .
Psalm 37 . Wie das Graß werden sie bald abgehawen / Vnd wie das grüne Kraut werden
sie verwelcken .
Psalm 73 Dusetzest sie auffs schlůpfferig / vnd stürtzest zu boden / wie werden
sie so plötzlich zu nicht / vnd nehmen ein ende mit schrecken / Wie ein Traum /
wenn einer erwachet / so machestu jhr Bild in der Stadt verschmacht .
Jerem : 12. Dulessest sie gehen wie Schaffe / das sie geschlachtet werden / vnd
sparest sie / das sie gewürget werden .
Malach : 4. Siehe es kömpt ein Tag / der brennen sol wie ein Ofen / da werden alle
Verechter vnd Gottlosen Stro sein / vnd der künfftige Tag wird sie anzůnden /
vnd jhnen weder Wurtzel noch Zweig lassen .
Des stellet auch GOtt zu allen zeiten Exempel für / vnd beweiset es mit der that
/ das es nicht ledige Drew Wort sind .
So lesset er entlich den Pharao im roten Meer vmbkommen . Also gehets zu letzt
Saul . Jerobeam / Baesa / Ahab / werden mit jhrem gantzen Grschlecht vertilget /
vnd so rein außgefeget / als wenn mans mit Besem weg gekehret hette .
Dauid sagt im 37. Psalmen / Ich sahe einen Gottlosen / der war trotzig / vnd
breitet sich auch vnd grünet wie ein Lorbeerbaum . Da man fürvber gieng / da war
er dahin / Ich fragte nach jhm / da ward er nirgendt funden .
Haman kam hoch bey Ahasuero / hatte gleich des Königes Hertz in seinen Henden /
daher brachte er einen Befehl auß / das man alle Jůden tödten solte . Aber
endlich fellet er / vnd gehet schrecklich zu grunde .
Dauon prediget auch bißweilen den Gottlosen jhr eigen Gewissen / wenn es ein
wenig auffwachet / das sie selber gedencken / Gott wird dich entlich straffen /
Darüber Saul / Achitophel vnd Judas / vnd viel andere verzweiffeln .
Insonderheit aber beweiset es hie der Apostel Petrus herrlich vnd gewaltig darauß
/ das Gott ein gerechter Richter sey / dieweil er auch seiner eigenen
Haußgenossen nicht schone / Sondern lasse sie in dieser Welt also quelen vnd
plagen / das sie schier gar darauff gehen . Derowegen so sey nichts gewissers /
als das er zuseiner zeit die Gottlosen / als ein gerechter Richter / auch finden
vnd straffen werde .
Nicht alleine aber sol vns das zur Warnung dienen / vnd vns zur Buß vermahnen /
das GOtt zu seiner zeit / die Gottlosen finden werde / vnd straffen / Sondern es
sol auch die schwere der Straff vns erweichen vnd bekehren . Darumb brauchet
Petrus auch eine solche Rede / damit er anzeiget / GOtt werde sie nicht ein
wenig sondern sehr hart vnd schrecklich straffen / also / das es mit Worten
nicht könne außgesprochen werden / Ja wir können mit Gedancken nicht erreichen /
wie hart vnd schrecklich er sie entlich mitnehmen / vnd wie
vdel sie bestehen werden . Was wils
für ein Ende sein mit denen die dem Enangelio GOttes nicht gleuben ? Wo wil der
Gottloß vnd Sünder erscheinen ? spricht er : Als wolt er sagen / Man kan es mit
Gedancken nicht erreichen / mit Worten nicht außsprechen / wie grawsam sie
entlich gestrafft werden / vnd wie vbel sie am Jüngsten tag für GOtt vnd aller
Welt bestehen werden .
Von solcher grawsamen Straffe / stehet im 49. Psalm / Sie liegen in der Helle wie
Schaffe / der Todt naget sie . Item Sie fahren jhren Vätern nach / vnd sehen das
Liecht nimmermehr . Jesai : 66. Ihr Wurm wird nicht sterben / vnd jhr Fewr wird
nicht verleschen / vnd sie werden ein Grewel sein allem Fleisch .
Daniel am 12. Sie werden aufferstehen zur ewigen schmach vnd schande .
Augustinus zeuchet dahin / das Apoc : 9. stehet / Die Menschen werden den Todt
suchen / vnd nicht finden / Sie werden begehren zu sterben / vnd der Todt wird
von jhnen fliehen .
Vnd Apoc : 21 . Den Verzagten aber vnd Vngleubigen / vnd Grewlichen / vnd
Todtschlegern / vnd Hurern / vnd Zeuberern / vnd Abgöttischen / vnd allen
Lůgenern / der theil wird sein in dem Pfuel / der mit Fewer vnd Schwefel
brennet .
Welch ein Schmach vnd Schande / welch ein Angst vnd Noth ist es / wenn einer von
wegen seiner Mißhandlund / Abgötterey / Gotteslesterung / Todtschlag / Zauberey
/ oder dergleichen / offentlich für Gerichte gestellet wird / Welch ein Pein ist
es / wenn ein Mensch gehencket / geköpffet / geradbrechet / verbrennet / oder
geuierteilet wird . Aber das ist nichts gegen der Straffe / die entlichen den
Vngleubigen / vnd Gottlosen vbergehen wird / Da werden sie für GOtt vnd allen
Engeln vnd Menschen / in Schmach vnnd Schande stehen / Vnd dazu wie Paulus 2 .
Thess : 1. schreibet / Pein leiden / das ewige verderben / vom Angesicht des
HErrn / vnd von seiner herrlichen Macht .
Wir sehen vnd erfahren hie in dieser Welt / wie hardt GOtt die seinen mit nimpt /
in welche schwere Anfechtung sie gerahten / vnd für Angst nicht wissen / wo auß
oder ein / das sie auch die Hellen Angst fühlen / wie jhre jemmerliche Klagen
bezeugen .
Dauid sagt im 31. Psalmen / Mein ist vergessen im Hertzen / wie eines Todten /
Ich bin worden wie ein zerbrochen Gefeß .
Psalm 42. Deine Fluet rauschen daher / das hie eine Tieffe vnd da eine Tieffe ist
/ alleine deine Wasserwogen vnd Wellen gehen vber mich .
Im 77. Psalm klagt Assaph / Meine Seele wil sich nicht trösten lassen . Im 88.
singen die Kinder Korah / Ich leide deine Schrecken / das ich schier verzage /
dein Grim̃ gehet vber mich / dein Schrecken drůck et mich .
Neben den Geistlichen Anfechtungen / setzet man jhnen auch außwendig hart zu /
das sie vergehen möchten / Außwendig Streit / inwendig Furcht / sagt Paulus 2.
Cor 7 . Als da ist noch Gnade bey / das sind noch eitel Vater Streich . Was das
für ein Angst vnd Noth sein / wenn GOtt ohn alle Gnade / seinen vnendlichen Zorn
vber die Gottlosen ewig außschůtten wird ?
Der 75. Psalm sagt / Die Gottlosen müssen alle trincken / vnd die Hefen
außsauffen .
Ein solch Exempel / wie hart GOtt die seinen mit nehme in diesem Leben / hat vns
GOtt auch für die Augen gestellet / an diesem jungen Herrn / der Menschlicher
weise dauon zu reden / vnd gegen vns zu rechnen / gleich in seiner vnschuldt
abgefodert . Aber GOtt hat jhn also angegriffen / als vnter viel tausent alten
Menschen keinem wiederfehret . Da sagen wir nun billich mit Petro / So das
Gericht anfenget an solchen frommen Kindern / was wils für ein Ende werden mit
denen die dem Euangelio nicht gleuben ? Vnd so der Gerechte kaum erhalten wird /
wo wil der Gottloß vnd Sünder erscheinen ?
Hieher schicket sich etlicher massen der Spruch Christi / Luc : 23. da er zu den
Weibern sagt / die jhn beklagten / Weinet nicht vber mich / sondern vber euch /
vnd ewre Kinder / Denn geschicht das am grünen Holtz / was wil am dürren
werden ?
War ists ? Dieser Herr ist ein dürrer Baum von Natur / das ist ein armer Sůnder
gewesen / Er ist aber / wie wir / in der H. Tauffe Christo dem grůnen fruchtbarn
Weinstock einuerleibet / vnd ist also ein grünes fruchtbares Zweig worden / hat
auch angefangen schöne Frůchte zu bringen . Hat nun GOtt in diesem Leben / dieses
junge fromme Kindt so hart mit genommen / was wil den Leuten wieder fahren / die
solche Schande vnd Laster treiben / dauon dieses Herrlein noch nicht gewust hat ?
Freilich kan kein Mensch mit Worten außreden / was solchen Leuten ewig vbergehen
wird .
Dieses alles nun / sol vns wie gesagt dazu dienen / das wir vns für solcher
ewigen Pein vnd Quaal hüten / welchs gesehiehet / wenn wir von Hertzen
Bussethun : Denn so wir nicht Busse thun / werden wir alle vmbkommen / Luc :
13 .
Wir haben vns leider bißher / einer so wol als der ander / gegen GOtt vbel
geschicket / vnd verhalten / wir sind gottloß gewesen / haben GOttes Nahmen zu
fluchen vnd schweren mißbraucht / Die verachtung des Göttlichen Worts ist so
groß / das sie nicht wol grösser sein könte / Wir sind nachlessig vnd verseumig
in vnferm Beruff / warten des so trewlich / auch so fleissig nicht / wie wir
verpflichtet / vnd wol billich sein solte / sondern hangen andern Sachen nach /
Einer neidet / hasset vnd trucket den andern / Wir fressen / sauffen vnd sind
guter dinge / vnd bekümmern vns wenig vmb den schaden Joseph / Vnzucht wird mit
der zeit vnuerholen getrieben / man rühmet fast solche Boßheit / wie die zu
Sodoma / Die grewliche Schinderey / Seitz vnd Vnrecht / so hie getrieben wird /
lesset nicht nach / Das affterreden hat kein ende / Der Pracht vnd Hoffart nimpt
vberhandt / vnd wollen doch alle gute Christen sein .
Das alles müssen wir nun nachlassen / vnd vns bessern / oder GOtt wil solchen
seinen grawsamen vnd vnendtlichen Zorn vnd Grim̃ zeitlich vnd ewig
vber vns außgiessen .
GOtt hat vns eine zeitlang gnug gewarnet / denn nun fast zehen gantzer Jahr /
keine Plage der andern / wie zu Moisis zeiten in Egyptenlandt / reumen können .
Da kam Thewrung / darauff folgete die Pestilentz / darnach der Blutgang /
darauff ein Krieges wesen nach dem andern / vnd ist noch nicht gar zum ende /
vnd in dem stand / darin wir es gern sehen möchten / vnd es billig sein solte /
das vnsere liebe Obrigkeit von jhren wiedrigen Vnterthanen / wie sichs gebüret /
respectiret vnd geehret würde / Vnd der Gerechte kömpt vmb / vnd ( wie für Augen )
niemand achtet darauff . Es sind etliche feine Leute / newlicher zeit hie
nacheinander gestorben . Nun hat GOtt ein feines junges Herrlein weggenommen /
GOte gebe / das es damit ein ende habe / vnd nichts ergers folge . Vnd das sey
auch gesagt vom andern Theil .
Beschluß .
WIr haben / wie im Eingang gemeldet / jetzun der einen jungen Herrn auß dem
Fürstlichen Hause / mit Christlichen Ceremonien / an diesen Orth deduciret vnd
begleitet .
Diese Person ist von hohen Fürstlichen Stamme / Damit wil GOtt / sonderlich die
hohen Personen / auch aller ding / die im Ampt der Obrigkeit sein / erinnern /
das sie sterblich sein / so wol als gemeine Leute / vnd müssen denn / wenn sie
gestorben / fůr Gericht . Darumb sollen sie sich in jhrem Leben / vnd sonderlich
in jhrem Ampt wol fürsehen / GOtt für augen haben / vnd jhr Ampt trewlich vnd
fleissig verrichten . Solches wil ich nicht mit meinen Wor -
ten außreden / sondern alle
die in dem Ampt sind / hiemit in den 82. Psalmen gewiesen haben / GOtt stehet in
der Gemein GOttes / etc . Da der H. Geist selber auß diesem grund die Obrigkeit
jhres Ampts ernstlich erinnert / weil sie / wie alle vnd andere Menschen sind /
sterblich ist .
Dieses predigt GOtt mit diesem Todtfall / allen hohen Personen / vnd andern die
im Ampt der Obrigkeit sitzen / das mögen sie wol behertzigen .
Das GOtt aber eben einen jungen Herrn / der noch nicht gar neun Jahr alt / vnd
sonsten ein schöner / frischer / vnd gesunder Herr gewesen / auß diesem Leben
abgefodert / Damit wil er vns warnen / das wir vns nicht auff vnsere Jugendt /
Stercke oder Gesundheit verlassen . Denn der Mensch weiß seine zeit nicht /
Sondern wie die Fische ( klein vnd grosse durcheinander ) gefangen werden / mit
dem schedlichen Hammen / vnd wie die Vogel mit dem Strick gefangen werden / Also
werden auch die Menschen berůcket zur bösen zeit / wenn sie plötzlich vber sie
fellet Eccl . 9.
Das GOtt S. F. G. etliche Tage Sinn vnd Sprachloß liegen lassen / Damit predigt
vns GOtt / wir sollen vnsere Buß nicht auffschieben / vnd meinen / wenn wir erst
kranck werden / wollen wir mit GOtt vnser Sache richtig machen / wir wissen
nicht / ob vns GOtt so viel zeit lassen / oder bey Verstand vns erhalten wil . Es
heisset / heute so jhr seine Stimme höret / so verstocket ewre Hertzen nicht /
sonsten schweret GOtt in seinem Zorn / Wir sollen zu seiner Ruge nicht eingehen
/ Psalm 95. Darumb wachet vnd betet allezeit / denn jhr wisset weder Tag noch
Stunde / in welcher des Menschen Sohn kommen wird .
Das GOtt S. F. G. eben hart angegriffen / Das gilt vns andern / Geschiehet das am
grünen Holtz / an einem frommen Kind / was wilam dürren / an vns werden .
Es ist auch zubesorgen / es werde eine schwere allgemeine Straff verhanden sein /
weil GOtt dieses feine Herrlein weggeraf -
fet hat . Wenn die arme Leute
jhr Gůetlein / vnd was jhnen lieb ist / zusammen raffen / vnd in die Festungen
führen / so ist der Feind verhanden . So hat GOtt in kurtzer zeit auch sonst
etliche feine Leuthe durch den Todt abgefodert . GOtt gebe / das es fürm guten
sey .
Was aber diesen jungen Herrn / hochlöblicher Gedechtnis / selber belanget / haben
wir grosse vrsache / das wir vns darumb im geringsten nicht gremen / Denn wir
wissen / das S. F. G. mit gehöre zum Hause GOttes / nicht zwar daher / das S. F.
G. ohne Sůnde gewesen / Denn wir sind alle in Sůnden empfangen vnd geboren / vnd
von Natur Kinder des Zorns . Auch gründen wir vnsern Trost nicht darauff / das S.
F. G. von gleubigen Eltern geboren / Das hiesse sein Hauß auff einen Sand bawen
/ Denn was vom Fleisch geboren wird / das ist Fleisch / Sondern das wir S. F. G.
vnter die Gleubigen zehlen / rüret von vnserm HErrn JEsu Christo her / der die
Versühnung ist für vnsere vnnd der gantzen Welt Sůnde / 1. Joh : 2 .
Diesem seinem lieben Heiland / ist dieses Herrlein bald in der H. Tauffe
einuerleibt : Ja den haben S. F. G. als ein schönes Kleidt angezogen / Wie Galat :
3. stehet : So viel ewer getaufft sind / die haben Christum angezogen .
Dabey ist es nicht geblieben / sondern so bald seine F. G. reden können / sind
sie vnterwiesen / nicht allein in andern Sachen / sondern auch zu forderst /
daran am meisten gelegen / in der Christlichen Lehr / die in vnserm Catechismo
begriffen ist / den haben S. F. G. mit der Außlegung gefasset / vnd haben also
S. F. G. jhren Heilandt JEsum Christum recht erkandt / vnd an jhn in Kindtlicher
einfalt gegleubet . Auch haben S. F. G. viel außerlesene Sprüch vnd Psalmen
gelernet / den lieben GOtt teglich fleissig angeruffen . Wie denn auch in dieser
Schwacheit / S. F. G. das Gebet / vnangesehen / sie sich nicht recht bedencken
können / im Sinn gelegen . Ich hab außgebetet / sprach das liebe Herrlein
einsmahls .
Dazu ist auch ferner das kommen / das wir S. F. G. so wol sonsten / als auch in
dieser Schwacheit / durch ein hertzlich Gebet / Christo trewlich vorgetragen /
Von welchem Gebet Christus Matth : 18. sagt / Wo jhr zween auff Erden eins werden
/ warumb es ist / das sie bitten wollen / das sol jhnen wiederfahren von meinem
Vater im Himmel .
Auß diesen gewissen vrsachen / zehlen wir billich diesen Herrn vnter GOttes
Haußgenossen / die kommen sind auß grossem Trůbsal / vnd haben jhr Kleidt
gewaschen / vnd helle gemacht in dem Blut des Lambs .
Wir trösten vns bey dieser Leich / der schönen Histori Matth : 18 . Da die Apostel
sich nicht darůber vertragen können / wer der grösseste sey im Himmelreich / Da
rüffet Christus ein solch Kindt zu sich / vnd stollet es mitten vnter sie / vnd
spricht / Wo jhr nicht vmbkehret / vnd werdet wie diß Kindt / so werdet jhr
nicht ins Himmelreich kommen / Wer sich nu selbst demütiget / wie diß Kindt /
der ist der grössest im Himmelreich / Vnd wer ein solch Kindt auffnimpt / der
nimpt mich auff / etc . Sehet zu / das jhr dieser geringen einen nicht verachtet .
Denn ich sage euch / jhre Engel im Himmel / sehen allezeit das Angesicht meines
Vaters im Himmel / Denn des Menschen Sohn ist kommen / selig zu machen / das
verlohren ist . Item Es ist für ewrem Vater im Himmel nicht der wille / das
jemand von diesen kleinen verlohren werde .
Hieher ziehen wir auch billich die holdselige Histori von den Kindern / Marci am
10 . Da sie etliche zu Christo bringen / die Jünger aber dieselbige anfahren /
vnnd felschlich meinen / sie sein nicht nütz bey Christo / Da spricht Christus /
Lasset die Kindlein zu mir kommen / vnd wehret jhnen nicht / denn solcher ist
das Reich GOttes . Vnnd er hertzet sie / vnnd leget die Hende auff sie / vnd
segenet sie . So viel helt Christus von den Kindern / so lieb hat er sie .
Vnd hat also dieser junge S. Herr nun seinen Lauff vollendet / vnd einen guten
Kampff gekempffet . Nun ist jhm beygeleget die Kron der Gerechtigkeit / welche
jhm der HERR an jenem Tage / der gerechte Richter geben wird . Nicht alleine aber
jhme / sondern auch allen / die seine Erscheinung lieb haben . Das wir vnter
denen auch sein mügen / Dazu helffe vns GOTT Vater / Sohn / vnnd heiliger Geist
/ AMEN . .