Eine Christliche
Leichpredigt .
Gethan bey der Be-
grebnis eines Pastoris .
Allen armen Predigern / vnd derselben wie auch
anderen Witwen vnnd Weisen zu trost in den
Druck verfertiget .
Durch Basilium Satler D. Braun-
schweigischen Hoffprediger zu
Wolffenbüttel .
Gedruckt zur Heinrichstadt durch
Conradt Horn / Anno
M. D. XCVII .
Dem Christlichen Leser . Insonderheit aber armen Predigern / vnd derselben / wie auch andern Witwen vnd Weisen / wünsche ich Basilius Satler D. Gottes gnad / fried / trost vnd ewigen segen / durch JEsum Christum / Amen .
ES hat GOtt der Allmechtige diesen Sommer vber / neben der plötzlichen vnnd vnerhörten tewrung vnd noch werenden Türcken Krieg / auch eine geschwinde vnnd fast durchgehende Pestilentz ins Landt geschicket / vnd beut also vns Predigern die hand / vnd weil die leute / wenn wir sie schon straffen / sich nichts daran keren / sondern meinen vnd geben für / eß sein nur blosse dreuwort / so gibt GOtt jhnen jetzt den glauben in die hand / wie wir vns lang besorget vnd es jnen zuvor gesagt haben . Denn so gering die Welt daß Predigambt helt / predigen sie doch manchen / ja alle Vnbußfertige zuhörer endlich zu todt vnd in die Hell . Denn die wort haben einen nachtruck / wenn Christus Luc. 10. sagt / wer
euch verachtet der verachtet mich . Vnnd Joh. 20 . Welchem jhr die Sünde behaltet / dem sind sie behalten . Ich setze dich heutiges tags ( spricht Gott Jer. 1. ) vber Völcker vnd Königreich / das du außreissen / zurbrechen / verstören / vnd verderben solt / vnd bawen vnd pflantzen . Da man sich den Geist Gottes nicht straffen lest Gen. 6 . Da kömbt die Sündflut . Wie die Jüden 2. Paralip. 36 . Die Propheten effen / folget die Babilonische gefengnis / wollen es die weltkinder nicht gleuben / so mügen sie es jetzund fülen .
Dieweil aber viel frommer leut / darunder auch arme Prediger sein / mit hin gerafft werden / denn daß Gericht fanget vom hauß des HEren an / vnd viel betrübte Witwen vnnd Waisen werden / darauß den beydes bey den sterbenden vnnd denen so nach bleiben / nicht geringe anfechtung entstehen / wie vns die erfahrung lehret / denn es die sterbenden / das sie jhr weib vnd kinder / vnd offtmals vnerzogen vnd in grossen anzahl verlassen / nicht wenig die so noch betrübet / bleibẽ gleichsfals in solcher betrübnuß stercken / das sie nichts liebers wolten / als das sie den verstorbenen bald folgen möchten / hab ich vns Predigern / vñ den vnsern / wie auch andern Witwen vnd Waisen zu trost diese predigt / die ich für etlichen Jaren bey eines Pastoris begrebnus
gethan / wieder auffgesucht reuidiret , vnd sie / mir vnd anderen / zu tröstlicher erinnerung in den druck verfertigen wollen .
Vnd hab das vertrawen zu Gott / es werde diese geringe vnd schlechte Predigt / weil sie gleichwol auß Gottes wort genomen / vnd darin gegründet / vnnd zu Christlicher vermanung vnd trost gerichtet ist / nicht allein niemand schaden / sondern auch wo nicht bey allen / doch bey etlichen / glauben / trost vnnd besserung wircken / darumb dann auch / vnd das es nicht bey etlichen ein ander ansehen haben möchte / ich des verstorbenen Predigers mit namen nicht gedencken wollen .
GOtt von Himel gebe vns allen die gnade seines H. Geistes / das wir jhn / wie diese histori mitbringet / in vnserm gantzem leben fürchten vnd für augen haben / allerley Creutz vnnd sonderlich die Armut mit gedult erdragen / für vns vnnd die vnsern / im leben vnd sterben / nicht Vnchristlich sorgen / sonder sie durch ein starck glaubig gebet / dem Allmechtigen Gott befehlen / vnnd nicht allein in diesem leben Gottes beystand befinden / sondern auch mit allen Gottfürchtigen aufferstehen zum ewigen leben / vnd die vnuerwelckliche Kron der ehren empfahen .
Basilius Satler D .
Also stehet geschrieben im Andern Buch von den Königen am Vierden Capittel .
VND es schrey ein Weib vnder den weibern der kinder der Propheten zu Elisa / vnnd sprach / dein Knecht mein Man ist gestorben . So weistu / daß er dein Knecht den HErren fürchtet . Nun kömmet der Schuldherr / vnnd wil meine beyde kinder nemen zu eigen knechten . Elisa sprach zu jhr / waß sol ich dir thun ? Sage mir / was hastu im hause ? Sie sprach deine Magt hat nichts im hause / denn einen Olekrug . Er sprach gehe hin vnnd bitte von allen deinen Nachbawrinnen lere gefeß / vnd derselben nicht wenig / vnd gehe hinein / vnnd schleuß die thür hinder dir zu mit
deinen Sönen / vnd geuß in alle gefeß / vnd wenn du sie gefüllet hast / so gibt sie hin .
Sie gieng hin vnd schloß die thür hinder jhr zu sambt jhren Sönen / die brachten jhr die gefeß zu / so goß sie ein / vnd da die gefeß vol waren / sprach sie zu jhren Sönen : Lange mir noch ein gefeß her . Er spach zu jhr : es ist kein gefeß mehr hie . Da stund das Ole : vnnd sie ging hin / vnd sagts dem Man Gottes an . Er sprach gehe hin / verkauffe das öle / vnd bezale deinen Schuldherrn . Du aber vnd deine Söne / neret euch von dem vbrigen .
Predigt .
GEliebte im HErrn / dieweil wir jetzund ein Mitglied / ja den Pastor vnnd Seelsorger dieser Christlichen gemein / zur Erden bestattet / wollen wir nicht dem todten / der das nicht bedarff / dem auch damit nicht gedienet ist / sonder vns lebendigen ein Predigt thun .
Wie denn der Sohn Gottes selber vnnd die Apostel / weñ sie solche gelegenheit gehabt / das leute gestorben sind / bißweilen ernsthaffte Leichpredigt / wie wirs jetz nennen gethan .
Als da Lazarus gestorben / thut Christus die kurtze / aber tröstliche Predigt / Ich bin die aufferstehung vnd das leben / wer an mich gleubet / der wird leben / ob er gleich stürbe / vnd wer da lebt vnnd gleubet an mich / der wird nimmermehr sterben .
Da er von dem plötzlichen vnnatürlicheu todt / vnnd vndergang der Galileer berichtet wird / deren blut Pilatus mit dem Opffer vermischet hat / thut er die scharffe bußpredigt / Meinet jhr / das diese Galileer für allen Galileern Sünder gewewesen sind ? Ich sage nein / sonder so jhr euch nicht bessert / werdet jhr alle auch also vmbkommen .
Da die Thessalonicher von wegen der Todten sich all zu sehr betrübten / vnnd trawrig waren / thut Paulus eine schöne Leichpredigt / die er jhnen schrifftlich zuschicket / von der aufferstehung der todten / vom Jüngsten tag vnnd ewigen leben . 1. Thes. 4.
Dieweil man sich aber im predigen billich in die Leut vnnd zeit schicken sol / hab ich für dißmal diese histori / die jetz verlesen ist / zu handelen für mich nemen wollen / dieweil sie sich auff des Begrebnuß eines Predigers wol schicket .
Das wir aber desto besser etwas nützliches fassen vnnd behalten mügen / wollen wir die predigt in diese vier puncten abteilen .
Erstlich / Was das für ein man gewesen sey / des todt hie beschrieben wird / vnd wie er sich in seinem beruff gehalten .
Zum Andern / wie es jhm gangen / vnnd was er für glück in dieser Welt gehabt .
Zum Dritten / Was seine arme Witwe vnnd Kinder nach seinem todt leiden müssen .
Zum Vierden / Wie wünderlich GOtt sich dieser Witwen vnd Weisen angenommen vnd sie versorget habe .
Dauon wollen wir ein kurtze errinnerung thun / Gott verleihe vns allerseits dazu die gnade seines heiligen Geistes / Amen .
Der Erste Punct .
DIeser Man von dessen todt / auch Witwen vnnd Kinder inden verlesenen worten gehandelt wird / ist einer gewesen von der Propheten kindern / das ist ein Prediger / der die Propheten / vnd sonderlich den grossen Propheten Elisa gehöret hat / vnd in seiner Schul die er gehalten / erzogen ist / vnd von jm Gottes Wort gelernet hat . Denn die Propheten könten jhm allein mit predigen allendhalben nicht rhaden / derwegen das gleichwol daran kein mangel were / vnd Gottes Wort auch durch andere der sachen verstendige leut fleissig getrieben würde / erzogen sie andere / die neben jhnen Gottes Wort lehreten . Wie denn Samuel / Elia vnnd Elisa jhre Schul hatten . Derselben Propheten Kinder / das ist von den Propheten erzogenen Prediger einer / ist dieser Man gewesen / von des todt alhie gehandolt wird .
Wie er sich aber in seiner lehr / ambt vnd gantzem leben gehalten habe / wird mit einem wort angedeutet / da seine eigene Fraw zum Propheten Elisa sagt / du weist / daß er dein knecht den HErrn fürchtete / damit angezeiget wird / das er nicht sey aus deren zahl gewesen / wie man auch wol vnter den Predigern bißweilen findet / die Gottlos sein / vnd ob sie sich wol mit worsen nicht eben bloß geben / doch in jhzem hertzen rechte Epicurer sind / vnd mit den Thoren / das ist /
den Gottlosen Weltkindern sagen / es ist kein Gott / dieweil sie weder in jhrer lehr noch leben / mit ernst an GOTT gedencken / auff jhn sehen oder nach jhm sich richten . Sonder er ( dieser Prediger ) hab Gott gefürchtet / das ist / er habt in seinem hertzen bedacht / das ein Gott im Himel sey / denselben für augen gehabt / sein wort geprediget / vnd im Predigen dahin gesehen / daß Gott recht etkandt / geehret vnd angeruffen / die gemein Gottes erbauwet / vnd die leut zur seligkeit gebracht wurden . Wie er den auch in seinem eigen privat leben vnd wandel darauff gesehen / daser Gott nicht erzürnete / sondern im zu willen were / vnd sich für ergernüß hütete . Denn das ist die art eines Gottfürchtigen Predigers .
Dieses Mans fustapffen sollen alle Prediger nachfolgen / beides lehr / vnd leben / vnd denn auch in verwaltung jhres ambts / vnd sehen / das sie Gott fürchten vnd für augen haben . Diese lehr ist sehr nötig . Denn es feylet leider in diesen letzten zeiten wol so bald an Predigern / als an andern leuten / vnd ist es noch viel erger / wenn bey den Predigern der mangel ist . Denn wenn sie sich in jrer lehr / / leben oder in jrem ampt vbel halten / so werden sie nicht allein für sich selber verdambt / sondern ergern auch andere sehr / vnnd füren sie mit sich haufsen weise ins verderben . Wann das Saltz dumm ist / spricht Christus Matth. 5. Warmit sol man saltzen ? vnnd Matth . 6. Wenn das Licht finsternuß ist / wie groß wird denn die finsternuß selber sein ? Derwegen sonderlich wir Prediger darauff sehen sollen / das wir vns wol halten .
Warin aber solch wolthalteu stehe / lehret hie der heilige Geist mit einem wort / wir sollen den HEren fürchten / das ist / wir sollen ja Gott nicht auß den augen setzen / vnnd nicht mit den Gottlosen Epieurern vnd weltkindern sagen / es ist kein Gott / sonder wissen vnnd bedencken das
wir einen Gott im Himel haben / dessen Diener wir sein vnd sein sollen / vns fürsehen / das wir vns nach Gott vnnd seinem Wort richten / vnd jhn nicht erzürnen / vnd zuvor aus in vnserm Ambt / sollen wir Prediger wol zusehen / Erstlich / das wir nicht vnsere eigene trewme predigen / sondern was in Gottes wort gewissen grund hat : Wie Petrus sagt 1. Cap. 4 . So jemond redet / das ers rede als Gottes wort . Vnd Paulus sagt / Rom. 14 . Ich kan mich rühmen in Christo JEsu / das ich Gott diene / denn ich durfte nicht etwas reden / wo es nicht Christus durch mich wircket / vnd gehöret nun hierzu / das man die schrifft wisse / vnnd lerne von jugend auff / wie Paulus Timotheum ruhmet 2. Tim- 3. Vnnd das man so lang man lebet / mit lesen der schrifft anhalte / 1. Tim. 4 . Denn man kan sie nicht außlernen / wer das nicht bedenckt der hat Gottnicht für augen .
Zum Andern / Sollen die Prediger auch in verrichtung solchs jhres lehr ambts Gott also fürchten vnnd für augen haben / das sie solch jhr ambt fleissig vnnd trewlich verrichten / nicht das jhre suchen / sonder Gottes ehr / vnd der leut seiligkeit / vnd richten all jhr thun vnnd lassen dahin / das sie jhre viel Christo gewinnen / das die zuhörer Gott recht erkennen / sich bekeren / an Christum gleuben / vnnd jhr leben besseren .
O deß wird viel vergessen . Denn jhre etliche auff Gott nicht viel gedencken im predigen / sondern predigen so aus gewonheit hin / das sie mit gutem Titel jhre Besoldung auffnemen / vnnd bekümmern sich darumb weinig / was jhrer zuhörer notturfft erfordere oder nicht / viel richten jhre predigten dahin / das sie ehr vnnd rhum daran haben / vnd man sagt / der kan woll predigen / hat feine gaben / ist wol beredt / etc . Etliche wetzen auff der Cantzel jhre scharten auß / vnd weil man jhnen nicht darff wiedersprechen / rechen sie sich da an
denen / die sie beleidiget / Etliche trachten allein nach reichtumb vnnd guten tagen / diese alle aber furchten Gott nicht in jhrem ambt / sonder setzen jhnen gar aus den augen / vnd bedencken nicht / das sie wie Paulus / 1. Cor. 4. Lehret / Christi Diener vnd Haußhalter vber Gottes geheimnis sein / vnd das sie sollen trew sein / nicht das jhre suchen / sonder was Christi ist .
Aber ein lebendig exempel eines gotsfürchtigen Predigers gibt vns Paulus 2. Cor. 2. Wir sein nicht wie etliche / die mit Gottes wort Kramerey treiben / sonder aus lauterkeit / vnd als auß Gott für GOTT reden wir in Christo / das ist / wir bleiben bey Gottes wort / meinen es trewlich / suchen nicht das vnser sonder Gottes ehr / vnd haben in vnserm gantzen ampt Gott für augen / vnd 1. Thes. 2. Wir sind nicht mit schmeichel worten vmbgangen / wie ihr wisset / noch dem geitz gestellet / Gott ist daß zeuge / haben auch nicht ehr gesucht von den leuten / weder von euch noch von den andern / sonder wir sind müterlich bey euch gewesen / gleich wie ein Ammen ire Kinder pflegt .
Also zeuget die that selber / das der Prediger des in der verlesene histori gedacht wird / das sein nicht gesucht / sonder seinen nutzen gar hindan gesetzt .
Zum Dritten soll auch sonsten in seinem privat leben ein Prediger Gott fürchten / das er in worten / wercken / vnd geberden nicht ruhloß vnd wild sey / wie viel thun / welche ob man jhnen schon in der lehr kein schuld geben kan / so sein sie doch im reden so leichtfertig / ligen im luder / fressen / sauffen / geitzen / wuchern / spielen / treiben narrentei ding / liegen / lastern andere / Bey solchen ist kein Gottesfurcht / vnd ist solchs desto grossere sünde / weil mann sich sonderlich an der Prediger sünden mehr ergert / als wenn es andere gemeine leute sein . Da mann billich in acht nemen solle die Predigt Christi
Matt . 18. Wehe dem Menschen durch welchen ergernüß kömpt / es were besser das ein Mülstein an seinen hals gehengt würde / vnd lege im Meer da es am tieffsten ist .
Da solten die Prediger billich bedencken / das Paul . 2. Tim 2. schreibet / Es sol aber der Ackerman der den acker bawet der früchtee am ersten geniesen / vnd stehet sehr vbel / weñ einer andern prediget vnd selbst verwerfflich wird / darumb fordert Paulus 1. Tim. 3. Wie im gleichen Tit. 1. Ein Bischoff sol vnsirefflich sein / eines Weibes Man / sittig / gasifrey / nicht haderhafftig / nicht geitzig / der seinem eigen hauß wol fürstehe / vnd er selber sagt Act : 24 . Ich vbe mich zu haben , ein vnuerletzt Gewissen allenthalben / daß heist den HERren fürchten .
Eben das begreifft diese fraw auch / berufft sich auff andereleut vnd insonderheit den Propheten Elisa / das jhr man selig / Gott gefürchtet habe / wie man denn auch sihet / daser seine frawen vnd kinder wol erzogen / die Mutter ehret daß Predigambt / vnd gleubet Gottes wort / vnd die kinder sind jhr gehorsam .
Dessen fustapffen sollen alle Prediger nach folgen vnd Gott bitten / das er sie in seiner fürchterhalten wölle .
Der Ander Punct .
WIr haben gehört / wie wol sich dieser Prediger gehalten / Nun müssen wir auch sehen / wie es jhm in dieser Welt gegangen sey / vnd was er für glück gehabt .
Es solte einer wol meinen / dieweil er Gott für augen gehabt / er solte nicht allein be y den leuten wol enthalten gewesen sein / sonder auch gute tag gehabt / vnd seinem Weib vnd Kinder zu gut auch wol etwas für sich gebracht haben . Aber wir verstehen aus den verlesenen worten das er der guten tag
nicht viel gehabt . Denn zugeschweigen / das wol vermutlich / er werde zimlichen Wiederstandt / wie Prediger pflegen / gehabt haben / so gibt die verlesene Histori vns diese nachrichtung / das es jhm so viel die Narung belanget / eben hart vorgestanden / vnnd hab er kaum auß der hand in den Mund gehabt / ja das noch erger ist hinder sich beuten vnnd borgen müssen / das er sich / sein Weib vnnd seine Kinder ernerete . Denn der Text sagt außdrücklich / er sey schüldig gewesen / vnd hab in hauß vnd hoff so viel nicht gehabt / das er hette bezalen können / sonder sey der Man dem er schüldig gewesen / hart darauff gestandlen / weil er sie nicht hat könne außpfenden lassen / denn da war nichts zum besten / er wolte jhre beyde Kinder an stadt der bezalung für leib eigene knechte annemen .
Was das für ein leiden sey / wenn man schüldig ist vnd nicht zu zalen hat / ist nicht außzusprechen . Es frist sich ein Mensch für brot / vnn kan dafür nicht schlaffen . Derwegen Christus in der Fünfften Bitte des Vater vnsers / die Sünde damit vergleichet vnnd schulden nennet . Darumb wol vermuelich / weil dieser gute Man gleichwol ein Mensch gewesen / vnd Fleisch vnd Blut gehabt / es werde jhn solches nicht weinig bekümmert haben .
Aber da bey bleibt es nicht / sondern wie er sich lange kümmerlich beholffen / vnnd mit Gremen geschlagen / vnd von einem tage in den andern hoffet / er wolle sich einmal herauß wircken / da kombt Gott vnnd gebeut vber jhn / vnnd muß also sein Weib vnnd Kinder / in grosser beschwernis hinder sich verlassen . Welches jhm sonder zweiffel sehr zu hertzen gangen ist . Doch wie alle vmbstend geben / verzagt er nicht / sonder hat das vertrawen zu GOtt / er werde vermög seiner zusag / jhm sein arm Weib vnnd Kinder ( die er jhm ohn zweiffel trewlich durch das gebet befohlen ) auch nach seinem Todt lassen befolen sein .
Also gehet es gemeniglich den fromen Christen / besondersaber den Predigern / in dieser Welt / das sie allerley Creutz vnnd Leiden vnderworffen sein / Insonderheit aber der armut / da sehen die leute wol zu / das sie nicht viel zum besten haben . Denn da ist niemand der mehr etwas wende zu erhaltung Kirchen vnd Schuldiener / sonder der leut findet man noch wol viel / da einer hie / der ander dort den Pfarherrn etwas entzeucht vnnd abzwacket . Daraus den folget / das sie in hunger / Frost vnnd blösse / vnnd also mit seufftzen jhr ambt verrichten müssen / vnd wenn sie sterben / wie man gleich sprichworts weise zu sagen pfleget / nichts lassen als einen hauffen Kinter / vnnd wenn das glück gut / etliche Bücher / vnnd müssen nach vieler mühe vnnd arbeit entlich nicht weiniger den ander leut sterben .
Wie kombt es denn ? Ist denn Gott so vngetrew / weil er verhenget vnnd zusihet / das jhnen jhr getrewer dienst so vbel in der Welt belohnet wird ? Oder jammerts jhn nicht ? Oder weiß er den Sachen nicht anders fürzukommen / vnd seine getrewe Diener besser zuversorgen ? Nein die meinung hat es gar nicht / sonder er thut dieses alles vnnd verhenget es aus gutem wolbedachten rhat . Denn ob wol geschrieben stehet / wol dem der den HERren furchtet / so ist es doch nicht dahin zu verstehen als wenn Gott wolte die Gottfrüchtigen des Creutzes vberheben / sondern das behelt er sich mit allen gleubigen vor / vnnd sind Gottes gnedige verheissung nicht eben auff dieses sondern fürnemlich auff das zukünfftige leben gerichtet .
Warumb aber Gott seine getrewe Diener vnder das Creutz stelle / dauon wird E. L. sonsten offt durchs ganze Jahr berichtet / wollen derselben vrsach allein etliche weinig nach gelegenheit dieser zeit andeuten .
Denn Erstlich weil er / das seine Diener vnnd gleubigen dem ebenbilt jhres HErrn vnd Heilandes JEsu Christi gleich werden / wie Paulus Rom. 8. schreibet / die er zuuor ersehen hat / die hat er auch verordtnet / das sie gleich sein solten dem ebenbild seines Sohns . Vnd Christus selber sagt Matth . 10. Der Jünger ist nicht vber seinen Meister / noch der knecht vber seinen herrn . Es ist dem Jüngergnug / das er sey wie sein Meister / vnd der knecht wie sein Herr .
Nun ist Christus in dieser Welt nicht reich gewesen / sonder arm / wie Zacharias . 9. Von jhm geweissaget / Sihe dein König kömbt zu dir ein Gerechter / vnd ein Helffer / arm vnd reitet auff einem Esel / vnd auff einem Jungen füllen der Eselin . Vnd er selber Christus spricht Matth . 8. Die Füchsse haben Gruben / vnd die Vogel Nester / aber des Menschen Sohn / hat nicht da er sein Heupt hin neige vnd Paul . 2. Cor 8. schreibt : jhr wisset die gnade vnsers Herrn Jesu Christi / welcher ob er wol reich war / würd er doch arm vmb ewer willen .
Eben also gehets gemeinlich den gleubigen / vnd sonderlich den Dienern Christi auch in dieser Welt / wie den Gott Zephan . 3. sagt : Ich wil in dir lassen vberbleiben ein armes geringes Volck / die werden auff des Herrn Namen trawen / vnd Luce. 22. sagt Christus / Ich habe euch gesand ohne Beutel vnd Taschen . Daher Paulus sagt Phil. 4 . Er sey geschicket / beyde sat zu sein vnnd zu hungern / vbrig zu haben vnd mangel zu leiden .
Vnnd sol da ein Christ fein sein Seel mit gedult fassen / vnnd gedencken / hat der Allmechtige Sohn Gottes armut gelitten / warumb wolte ich mich des beschweren ? Warumb wolte ich es besser haben / denn andere Diener vnnd Jünger Christi ? Wir müssen je auch dißfals erstadten an vnserm Fleisch / was noch mangelt an Trübsal in Christo
Col. 1. Vnd es ist ein gut zeichen / des ich ein Mitglied Christi sey / vnnd wie ich mit jhm leide / aso auch mit jhm herschen werde .
Zum Andern thut es GOtt / lest die seinen an zeitlichen Gütern mangel leiden / das man augenscheinlich sehe / das Christi Reich nicht von dieser Welt sey / Johan. 18. Vnd stehe nicht in essen vnd trincken / Silber vnd Golt vnd zeitlichen gütern / Rom. 14. sondern in Geistlichẽ gütern / vergebung der Sündẽ fried / vnd freud im heiligen Geist . Wer also in Gott reich ist / der ist ein seliger Mensch / ob er sonstblut arm ist .
Die Weltkinder sagen Psal. 144 . Das vnsere Kammern voll sein / die herauß geben können einen vorraht nach dem andern / das vnsere Schaff tragen Tausent vnd Hundert tausent auff vnsern Dörffern / das vnsere Ochsen viel arbeiten / das kein schad / kein verlust noch klag auff vnsern Gassen sein . Wol dem Volck dem es also gehet . Aber der heilige Geist spricht daselbst / wol dem volck des der HErr ein Gott ist Wie denn auch im Vierden Psalm Dauid saget / du ( HErr ) erfrewest mein hertz / ob jene gleich viel Wein vnnd Korn haben . Also ist Lazarns in GOtt reich bey seiner grossen armut / denn er hat einen gnedigen Gott . Dagegen ist der reiche Man arm bey seinem grossen gut / denn das mangelt jhm / das er einen gnedigen Gott hat .
Also wil es Gott mit vns durch die armut dahin bringen / das wir nicht so viel von den zeitlichen gütern haben sollen / wie wir sonst thun / sonder wissen / Es sey alles Eytel . Denn man geneust der nicht mehr als man dauon Isset / trincket vnnd sich bekleidet / Wazu nützt das vbrige ? Nichts / als das mans mit augen ansihet / es möchte so viel daran zuthun sein / GOTT würde solche güter seinen Kindern auch geben .
Zum Dritten / Wie alles auch das Creutz / denen die
Gott lieben / zum besten dienen müsse / vnd wenn sie schon gerichtet vnnd gestrafft werden / so werden sie von dem HErrn gezüchtiget / auff das sie nicht mit der Welt verdambt werden . Syr. 20. spricht : Manchem wehret sein armut das er nicht böses thut . Denn es ist sonst des Menschen hertz / wens wolgehet / vnd sonderlich / wenn man viel güter hat / ein trotzig ding / vnd geret man gar leichtlich in sicherheit . Daher Christus selber zeuget / das Reichthumb einen Menschen nicht wenig an seiner Seligkeit hindere . Matth. 19. zeuget er / es sey schwer / das ein Reicher ins Himmelreich komme / Ja so schwer / das es auch leichter sey / das ein Camel durch ein nadelör gehe . Matth. 6. spricht er / jhr könnet nicht Gott dienen vnd den Mammon Luc : 8. Vergleicht er die reichtumb den Dornen / darunder das Wort Gottes ersticke . Luc. 21. Lehre ehr / es werde damit das hertz beschweret / daß es nicht wackersey / vnnd sich zum Jüngsten tag nicht gefasset machen könne . Paul . 1. Tim. 6. schreibet / Die da Reich werden wollen die fallen in versuchung vnnd strick / vnnd viel törichter vnd schädlicher list / die einen Menschen sencken ins verderben vnd verdamnuß .
Damit nun die Prediger vnd andere fromen Christen für solchen Sünden sich desto besser hüten / das hertz nicht an zeitliche güter hengen / darauff sich nicht verlassen / von Gott vnnd seinem Wort / wie sonst vielmal geschicht / das hertz nicht abwenden / vnnd die Welt lieb gewinnen / sonder jhr vertrawen allein auff Gott setzen / vnd nach den ewigen Himlischen gütern trachten / darumb lest sie Gott in dieser Welt armut leiden vnd schneidet jhnen damit ab allerley gelegenheit zusündigen .
Was sie aber für trost haben / dauon wird etwas im letzten theil gehandelt werden / das aber muß ich erinneren / welches freylich das fürnembste ist / das wie Gott jhnen offt die zeit -
lichen güter versagt / also verheist er jhnen die ewige Himlische güter Matth. 19. spricht Christus / Wer verlest heuser oder acker / vmb meines Namens willen / der wirds hundertfeltig nemen / vnnd das ewige leben ererben . Vnd Luc. 22. Ir aber seits / die jr bey mir beharret habt in meinen anfechtungẽ / vñ ich wil euch dz reich bescheidẽ / wie mir mein Vater bescheiden hat / das jhr mit mir essen vnnd trincken sollet vber meinẽ tisch / vnd Dan. 12. Die lehrer werden leuchten wie des Himels glantz / vnd die so viel zur Gerechtigkeit weisen / wie die Stern jmmer vñ ewiglich / vnd Pet. 1. Cap. 5 . So werdet jr weñ der Ertzhirt erscheinen wird / die vnuergengliche Kron der ehren empfahen . Da wird es sich mit jhnen vnnd der Gottlosen Welt wenden vnd vmbkeren / wie mit dem Reichen Man vnd Lazaro / gedencke sohn / sagt Abraham / das du dein guts empfangen hast / vnd Lazarus dagegen böses / Nu aber wird er getrostet / vnd du wirst gepeiniget .
Das sagt man aber nicht zu dem ende / das man billiche etlicher leut / sonderlich der Prediger nachlessigkeit / die Gottes segen vergeuden oder verschwenden / denn Paulus sagt von einem Prediger / er sol seinem hauß wol fürstehen / sonder zu trost denen / die das jhre thun / vnd können es doch nirgent hin bringen / die sollen sich zu frieden geben vnd der ewigen Himlischen güter trösten .
Der Dritte Punct .
DIeser fromme getrewe Prediger / muß sich nicht allein leiden bey seinem leben / sonder entlich stirbt er / vnd lest nichts als ein Fraw vnd zwey Kinder / ja das noch beschwerlicher ein hauffen schulden . Welchs denn ohne zweiffel jhme / weil er ein Mensch gewesen / wehe gethan vnd schwere gedancken gemacht . Aber weil er GOTt
gefürchtet / hat er sich des getröstet / Gott als der reiche Vater der Waisen vnd richter der Witwen / würde jhm sein armes Weib vnnd Kinder vermog seiner zusage lassen befohlen sein / wie er dann auch als ein Allmechtiger GOtt sie wol ernehren könte- Vnnd wird ohne zweiffel gedacht haben an den 37. Psalm / Ich bin Jung gewesen vnd alt worden / vnd hab nicht gesehen den Gerechten verlassen noch seinen Samen nach brot gehen / Item Psal. 55. Wirffdein ahnliegen auff den HERREN / der wirds wol machen / damit er denn ohne zweiffel diese anfechtung vberwunden vnd sich zufrieden geben hat .
Wie er aber tod ist / da wachen die Schüldener auff / vnd lassen sich gedüncken / mit der armen Witwen vnnd Waisen wollen sie wol zu rechte komen / es sind eiende personen / köñen sich nicht behelffen / ob nun wol fürgewand wird / da sey nichts verhanden / wil doch der Schuldherr sich damit nicht abweisen lassen / sonder dringet in die arme Frawen / wil kein Heller schwinden lassen / noch mit jhr stunden / sonder sie sol stracks bezalen . Vnnd weil sie sonst nichts zum besten hat / fordert er / sie sol wie da gebreuchlich war / jm jhr beyde kinder lassen / die wölle er hernach zu seiner arbeit gebrauchen / vñ jhnen keinẽ lohn geben / vnd also seinem schadẽ wol nach kom̃en .
Daran deñ dieser Schüldener vnrecht thut / denn er solte mit der armen Frawen haben gedult gehabt / jhr etwas auffs wenigst nachlassen / vnd zum vbrigen leidtliche Termin vnnd frist jhr gegeben haben / das hette Gott wolgefallen / der würde es jhm reichlich vergolten haben . Aber da wil er nicht an / sonder stracks bezalet sein / dadurch er verursachet das die Witwe vnd Ire arme kinder wieder jhn gen Himel geschrien / welchs jhm ohn zweifel nicht wol bekomen ist . Aber der heilige Prophet Elisa wie wir hören werden / erzeigt sich anderst / vnnd nimht sich der trewlich an .
Aber also pfleget es gemeiniglich in der Welt herzugehen / das man mit den Witwen vnnd Waisen kein mit leiden hat / sonder gar Vnbarmhertzig mit jhnen fert / man weiß jhnen nichts zu willen vnnd dienet jhnen nicht sonder man brauch stracks das Scharffe Recht wieder sie / Wo es anderst dabey bleibet . Denn man meinet es sein Arme vnnd Elende Leut / wenn man jhnen schon etwas zu gut thut / so können sie es nicht wieder vergelten / vnd ob man jhnen gleich vnrecht thue / so können sie sich nicht behelffen oder wehren / vnnd der sie vertheitiget ist nicht mehr verhanden . Denn da der Zaun am seytesten ist da steigt man vber / vnd wil gemeinlich an solchen leuten jederman Ritter werden . Dazu kömbt auch offtmals / das man einen Grollen wieder den Man / vnd sonderlich einen Prediger gehabt / vnd man sich an jhm nicht hat rechen künnen bey seinem leben / so müssen es hernacher Weib vnd Kinder entgelten / beuorab wenn er etwa sein ambt trewlich gefüret vnd die Sünde mit gebürlichem ernst gestraffet hat .
Es sollen aber fromme Christen für sölcher Sünd sich hüten vnd an keinen Witwen vnnd Waisen / beuorab / die Prediger hinderlassen haben / sich vergreiffen / vnnd gedencken / das Gott solches ernstlich verboten / wie denn kein volck ist daran man sich so schwerlich versündigen vnd Gott erzürnen kan als eben Witwen vnd Waisen . Denn ja verlassener vnd elender die leut sein / Ja trewlicher sich Gott jhrer annimbt . Wer ist wie der HErr vnser Gott der sich so hoch gesetzet hat vnd das Niedrige ansihet im Himmel vnd auff Erden sagt / der 113. Psal. Darumb nennet sich GOtt einen Vater der Waisen vnd Richter der Witwen : vnnd verbeut ernstlich Exod . 22. das man sich an jhnen nicht vergreiffen sol . Ir solt / spricht er / keine Witwen vnd Waisen beleidigen / wirstu sie beleidigen / so werden sie zu mir schreyen / so
wird mein Zorn ergrimmen / das ich euch mit dem Schwert tödte vnd ewere Weiber Witwen vnd ewere Kinder Waisen werden . Daher sagt Syrach . 35. Die Trenen der Witwen fliessen wol die backen herab / aber sie schreyen vber sich wieder den der sie heraüß dringet / vnd wo man sich an solche Warnung nicht keret / müssen wie in 82. Psalm . stehet die grundfeste des landes fallen .
Derwegen sol sich ein jeder hüten / das er sich an solchen leuten ja nicht vergreiffe / damit er nicht solchen grausamen Fluch vnd schwere straff Gottes auff sich vnd die seinen lade / wie ohne zweiffel dieser Schuldherr auch gethan hat .
Viel mehr aber sol ein Christ sich Witwen vnd Waisen trewlich vnd mit ernst ahnnemen / sie fürdern vnd jhnen dienen / wo er kan vnd mag . Also befilch Gott Deu . 10. Schaffe recht den Waisen vnd Witwen / vnd Deut. 14. Vber drey Jar soltu außsonderen alle zehenden deines einkommens desselben Jars / vnd solts lassen in deinem thor / so sol kommen der Leuit / der kein theil mit dir hat / vnd der Frembling / vnd der Waise / vnd die Witwen die in deinem thor sind / vnnd essen vnd sich settigen / auff das dich der Herr dein Gott segene in allen wercken deiner händ die du thust / vnnd Deut. 16. befilch er auffs Pfingst : vnd Lauberhütten Fest / du solt frölich sein / der Frembtling / der Waise vnd die Witwen / vnd Jes. 1. Schaffet den Waisen recht vnd helffet der Witwen sachen / vnd Jacob . 1. schreibt : Ein reiner vnbeflechter Gottes dienst für Gott dem Vater ist der / die Witwen vnd Waisen in jhrem trübsal besuchen .
Also rhümet sich Hiob mit der that 31 . Er habe dem dürfftigen nicht sein begierde versagt / vnd die augen der Witwen nicht lassen verschmachten / Er habe seinen bissen nicht allein gessen / sonder der Waise hab auch davon gessen . So nimbt sich Elia der Witwen zu Zarpath an / vnd Christus
da er wil einen todten erwecken / thut er solch zeichen an einer Witwen sohn . An solchen leuten kan man ( wie man zu reden pfleget ) ein Gottes lohn verdienen .
Derwegen lieben Christen / seyt dafür trewlich gewarnet / folget jhr hierinnen den Weltkindern nicht nach / die den Witwen vnd Waisen nichts zu willen wissen / sonder vielmehr jhnen schaden zufügen / denn Christus der jhr Vater vnd Richter ist / kan es nicht vertragen / sondern straffets mit grossem ernst / viel mehr aber sehet zu / daß jhr jhnen gleich vnd recht thut / Ja fürdert sie / vnd dienet jhnen / vnd seyt jhnen behülfflich / haben sie hie niemand / der es vergelten kan / so wirds euch der Sohn Gottes vergelten in der aufferstehung der Gerechten / als wenn jhm selber solche Wolthaten von euch wiederfahren weren .
Der Vierde Punct .
DIese arme Fraw weiß auff der weiten Welt nicht / wo zu sie greiffen sol / das sie diesen jhren gleubiger zu frieden stelle . Derwegen suchet sie raht bey Gott durch seinen diener den Propheten Elisa . Denn bey Gott vnd seinem Wort findet man hülff vnd trost / wie sie auch dem Propheten Elisa / jhre grosse noth klagt / nimbt er sich jhrer gar trewlich an / fraget wo mit jhr zu helffen stehe / den er hat das vertrawen zu GOTT / er werde jhr das jenige / was sie etwa noch zum besten habe / auff sein hertzlich Gebet vermehren / Aber sie gibt zur antwort es / sey nichts zum besten / als ein wenig öle im Olkrug / des sie der örter pflegen viel im backen vnd sonsten zu gebrauchen .
Er heist sie gefeß leihen / so viel als sie könne zu wege bringen / vnd sol derselbigen nur viel zusamen holen / fordert von
jhr also den glauben : denn sol vns geholffen werden / so müssen wir Gott vertrawen / wie offt in der Euangelischen Histori steht / dein Glaub hat dir geholffen . Die Fraw vertrawet auch den Propheten / nimbt jhr Vernunfft wie des glaubens art ist / gefangen / vnnd borget so viel Gefeß / als sie zu wege bringen kan / vnd wie der Prophet befohlen hat / schleust sie die Thür hinder jhr zu vnd geust auß dem Olekrug / so lange biß alle gefeß voll sein / vnd mangelt jhr so gar nichts / das auch das Ol nicht ehe auffhöret zu lauffen auß dem Krug / biß jhr gesagt wirdt / es sey kein gefeß mehr da . Wie sie es nun den Propheten ohn zweiffel mit grosser freud vnnd danck sagung berichtet / heisset er dz Ole alles zu Gelt machen / da bezalet sie nicht allein die schulden / sonder erobert auch so viel noch / das sie sich vnd jhre Kinder damit ernehren kan / vnd siehet also / das zuverwunderen / die gute Fraw besser nach jhres Mannes Tod / als da er noch lebte . Vnd das kombt daher / das Gott auch dar zu kömbt / der ist gütig / das er jhres Mannes Gottseligkeit auch nach seinem tod belohnen wil / vnd desselben sein Weib vnd Kind geniessen lassen / wie denn jhn auch der armen Witwen vnd Kinder jammert / vnd jhr nhot vnd erhenen / so sie vergeust jhm zu hertzen gehen . So war auch der Prophet Elisa mit seinem starcken Gebet etwas bey Gott mechtig vnd könte er jhm solche bitte nicht versagen .
Das gibt nun nicht allein der Prediger Witwen vnd hinderlassenen kindern / sonder auch in gemein allen armen Gottfürchtigen Christen vnnd jhren Witwen vnd Waisen lebendigen vnd bestendigen trost / das wo man nur Gottfürchtig ist / wolle sie Gott nicht gar vbergeben vnnd verlassen / wie sie sich einbilden vnd der Teuffel auch gewaltig zuschiert / die Welt auch nicht anders meinet / als es sey gar auß mit jhnen . Nein / Nein / die meinung hat es gar nicht / sonder Gott wil sich auch der Witwen kinder vnd nachkommen fromer Pre -
diger vnd anderer Gottseligen trewlich vnd als ein Vater / ja das mehr ist / als jhr Gott ahnnemen / jhnen guts thun / vnd sie versorgen .
Solchs bezeuget nicht allein / der scharffe befehl Gottes dauon zuuor gesagt / das er vns Witwen vnd Waisen so hart befohlen / vnd sie ja nicht zu beleidigen so ernstlich verboten hat / darauß abzunemen / das er viel von jhnen halten müsse / vnd sie jhm lieb sein / sonder dz auch der heilige Geist im 68. Psal. da er den Triumph Christi berscheibet jhm diesen ehren Tittel gibt / das er sey ein Vater der Waisen vnd Richter der Witwen / vnd im 146. spricht Dauid / Der HErr behütet die Fremblingen vnd Waisen / vnd erhelt die Witwen Denn arme Witwe vnd Waisen sollen ja nicht gedencken / das Gott gesinnet sey wie die Menschen / da sie waß von zu hoffen vnd zugewarten haben / denen thun sie guts / da aber das mangelt / da ziehen sie die hand ab . Nein keines weges nicht / sonder was arm vnd elend vnd von jederman verlassen ist / des nimbe sich Gott an / da verdienet er danck / da legt er Ehre ein . Ich sehe an den Elenden vnd der zerbrochens Geists ist / spricht er Jes. 66 . vnd Dauid Psal . 10. Du schauwest das elend vnd jammer / es stehet in den henden / die Elenden befehlens dir / du bist der Waisen helffer / vnd verheist er / das er sich nicht allein der Gottfürchtigen / sonder auch jhrer Kinder vnd nachkommen annemen wölle vnd sie versorgen . Darümb sagt er zum Abraham / Ich bin dein Gott vnnd deines Samen nach dir Gen. 17. vnnd Exod. 20. Denen so mich lieben vnnd meine Gebot halten thu ich wol ins tausend glied . Vnd ob wol niemand Gottes gebot volkommen helt / so ist doch auch diese / wie alle andere verheissungen in Christo Ja vnnd Amen 2. Cor. 1. Darumd sagt Dauit im 112. Psal. gar trostlich / wol dem der den HErrn fürchtet / der grosse lust hat zu seinen geboten / deß Same wird gewaltig sein auff Erden das geschlecht
der frommen wird gesegnet sein . Wie er denn im 37. Psalm . sagt / er hab in seinem leben achtung darauff gegeben vnnd es in der that also befunden . Ich bin Jung gewesen / spricht er / vnd Alt worden / vnd hab noch nie gesehen den Gerechten verlassen / noch seinen Samen nach Brot gehen .
Hie möcht aber einer sagen / wenn schon Gott mir also gutes gönnet / vnd mir grosse zusage thut / Was hülffts ? Was bin ich des gebessert ? Das wil es nicht außmachen . Antwort / da haben wir gnug an . Denn wes sich Gott annimbt / dem er gut vnnd geneiget ist / vnd der seine zusag binweg hat / der ist schon genesen / vnd reich gnung . Wol dem deß hülff der Gott Jacob ist / des hoffnung auff den HErrn sein n Gott stehet / spricht der 146. Psal . Denn wie Salomo Proverb . 10. zeugt / der Segen des HErrn macht rerch ohnemühe . Denn er helt glauben ewiglich . Er kan vberschwengklich thun vber alles waß wir bitten oder verstehen . Da ist einer des so gewiß / das jhnen Gott vnd die seinen ernehren wird / Ja noch gewisser / als wenn er es für augen sehe vnd albereit alle notturff für sich vnd die seinen / in seinen henden vnd in besitz hette .
Solchs sehen wir im werck an den heiligen Ertzvettern / was Gott beydes bey jhnen vnd denn auch bey jhren Kindern vnd Nachkommen thut . Abraham muß alles verlassen vnnd auß seinem Vaterland ziehen / vnd hat im getobten Land nicht eines Fuß breyt / aber weil Gott zu jhm sagt / Ich bin dein schild vnd dein sehr grosser lohn / Gen. 15 hat er kein mangel / sonder der HErr segenet jhn reichlich vnd macht jhn groß / gibt jhm Schaff vnd Ochssen Silber vnd Golt / Knecht vnd Megde / Camel vnd Esel Gen. 24. Ja noch seinem Tod segnet Gott seinen sohn Isaac / Ja auch seines sohns sohn / den Jacob / vnangesehen / das er mit lediger hand ins Elend geschickt wird / Gen. 25 . vnd 32. Ja lang nach jrem tod kriegen jhre Nachkomen / das gelobte Land / ein schön herrlich König -
reich / da Milch vnd Honig innenfleust / vnnd das ein rechte schmaltz grube ist .
Eben das sehen wir an der Esther / die hat wedder Vater noch Mutter / vnd wird dazu neben andern / auß dem Land Israel gefenglich weggefüret / weil sie aber Gott fürchte / schicket es Gott wunderbarlich / das sie ein gewaltige Königin wird . Wie wunderlich erhelt Gott die Witwen zu Zarpath / die noch nur ein hand vol Mel vnd ein weinig Ol hat / 1. Reg. 17 . In der verlesenen Histori vermehret er der Witwen das öl also / das sie damit jhren Schuldherrn zu frieden stellet vnd mit jhren Kindern jhr narung haben kan . Denn er kan mit wenig viel außrichten / vnd hat nicht ein solch rechnung wie wir / auff ein person gehet so viel / auff zehen zehen mal so viel / sonder er kan das ver mehren / mit 5 Broten vnd 2 Fisch 5000 . Menschen / mit 7 Broten vnd wenig Fischlin 4000 speysen .
Hie möchte aber elmer / für wenden / das sein wunderwerck dienun nicht mehr im schwang gehen . Antwort / s geschehen in der that / ob es schon nicht sichbarlicher weise zugehet / noch heutigs tags solche wunderwerck / vnd ist gantz falsch / das etliche fürgeben es geschehen keine wunderwerck mehr . Denn die erfahrung zeuget / das Gott vns ( wie dieses Jar geschehen ) erhelt / da wir keine Mittel sehen / wie vns geholffen werden könne / vnd wir vns selber auffgeben . Wie offt tregt sichs zu / das kindern Vater vnd Mutter abgehen / das sie dieselbigen noch nicht haben gekand / vnnd werden gleichwol nicht allein erhalten / sonder kommen auch zu grossen dingen ? das geschicht nicht vngefehr sonder es ist GOttes fürsorg vnnd vberzeugt vns die erfahrung / das wir vnrecht daran sein / in dem wir vns besorgen / die vnsern müssen noht leiden . Denn wo liegen die Witwen vnnd Waisen tod die hungers gestorben / ich glaube nicht / das einer in dieser Gemein sein lebtagt / einen Menschen gekand habe / der hungers gerstorben sey .
Das man aber nicht allezeit den vberfluß hat / das ist auch vnnötig . Denn wenn wir haben Narung vnd Kleider oder / wie wir zu reden pflegen / hülle vnd fülle / lassen wir vns billich genügen . 1. Tim. 6 .
Gehet es vns auch schon oder den vnsern etwz hart / so sollen wir gedencken / das niemand des Creutzes kan vberhaben sein / hastu daß / so hat ein ander ein anders / dz doch alles nach Gottes wünderbarlichem rhat vns zum besten dienen muß .
Darumb wenn wir nicht viel haben an gütern / vnd gleichwol viel kinder zuversorgen / sollen wir nicht kleinmütig werden vnd vngedültig / viel weniger des wegen verzagen / sonder mit Gott vnd seinem gnedigen willen zu frieden sein / vnnd gleuben vnd vertrawen / er werde nicht allein vns / sonder auch die vnsern versorgen . Sintemal der auch dem Viehe sein futter gibt / den jungen Raben / Sperling / etc . So gütig so reich ist er / warumb wollen den die Menschen vnd zwar die gleubigen verzagen ? viel tausentmal besser ist es / das wir vns vnd die vnsern Gott befehlen / so wird er vns vnd sie wol versorgen .
ALso haben wir jetzt dem Pastor dieses orts zur erden bestatet / das er in seinem Ambt GOtt gefürchtet / müssen die Zuhörer bezeugen . Es ist aber gangen / wie es solchen pflegt zu gehen / Er ist ein zeitlang kranck gewesen vnd darüber schaden gelitten / auchan der Narung / wie zugeschehen pflegt / da er gleich wol sein Seel mit gedult gefasset / Gott vertrawet / auch die seinen dazu vermanet / vnd sie Gott / durch ein ernstlich gebet befohlen . Derwegen seine Witwen vnd Waisen den trost haben / das sie Gott wol versorgen wird / wie man sich den auch zu der gemein alhie alles guten versehen thut .
GOtt gebe vns allen die Gnad / das wir jhn fürchten / jhme vertrawen / vnd nach diesem arm seligen leben mit diesem vneserm Mitbrüder aufferstehen zum Ewigen Leben / Amen .
ENDE .