Ein Christliche Leichpredigt
Gethan zu Wolffenbüttel
Bey der Begrebnus
Weiland
des Edlen / Ehrnuesten vnd Er-
barn Carl Capaunen von Zwickaw/Heupt-
mans zu
Brunßrode / den 29.
Nouembris / Anno 89 .
Durch
Basilium Satler D. Fürstlichen Braun-
schweigischen Hoffprediger zu
Wolffenbüttel .
Juliusfriedenstedt
Gedruckt durch Conrad Horn . 1590 .
Psalm. 90. Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug
werden .
Außlegung .
GEliebte im HERRN / Es schreibet der Prediger Salomon am 7. Cap . Es ist besser in
das Klaghaus gehen / denn in das Trinck haus / in jenem ist das ende aller
Menschen . Damit er anzeiget / wir sollen nicht thun / wie die Weltkinder / die
nicht gern mit denen zuschaffen haben / so trawren / gehen auch nicht gern mit
der Leich / sondern schlagen die gedancken vom Todt aus dem sinn / vnd finden
sich lieber an die ende vnd örter / da man isset vnd trincket / vnd frölich ist
/ als da man trawret / Todten begrebt / oder vom Tod vnd dergleichen sachen
redet : Sondern wir sollen gern an solchen örtern vns finden lassen .
Vnd bringet der weise Man die wichtige vrsach / das da sonst ein Mensch offtmals
beym Trumck vnd eusserlichen frewden / Gottes vnd seines Worts / wie auch seiner
eignen Seligkeit vergisst / im Klaghaus man des endes aller Menschen / vnd also
auch seines eigenen Sterbstündleins erinnert werde / es zu hertzen neme / vnd
sich dazu schicke vnd bereite .
Darumb haben E. LL . wolgethan / das sie dieser Leich eines alten fürnhemen
Hoffdieners mit grosser anzal gefolgt sein / damit sie nicht allein jhren
Glauben von der Aufferstehung des Fleisches bezeugen / vnd die liebe gegẽ gemelter Person vom Adel in leistung dieses letzten diensts /
desgleichẽ jr Christlich mitleiden gegen der hinderlassenen
Widwen vnd Kndern beweisen / son-
dern
auch dabey jhres Sterbstündleins erinnert werden / vnd dazu sich schicken
lernen .
Das aber diese Begrebnis nicht ein vergeblich ledig Spectakel vnd Schawspiel sey
/ sondern einen nach druck haben / vnd ware besserung bey vns wircken möge /
habe ich diesen Spruch dißmal zuerkleren für mich genommen / vnd E. LL . verlesen
wöllen / vnd zweiffele nicht / die weil er von solchen sachen berichtet / die
vns allen zuwissen vnd zubetrachten zu vnser ewigen Seligkeit nütz vnd nötig
sein / ja rechte Geistliche klugheit vns lehret / dazu auch kurtz ist / vnd
leichtlich gefasset werden kan / jhr werdet mit fleis darauff achtung geben .
Damit wir nun diesen Spruch eigentlich vnd gründtlich verstehen / wöllen wir
erstlich mit gar wenig Wort berichten / was Mosen dazu verursachet habe / vnd
was die eigentliche meinung dieses Spruchs sey . Es hat Moses nicht allein andern
Leuten das Gesetz geprediget / sondern auch wie sichs gebüret / jm selber /
daher dann kömpt / das er in diesem Psalmen mit fleis betrachtet / behertziget
vnd beschreibet den elenden zustandt aller Menschen / das jhr leben vngewiß /
kurtz vnd bös ist / vnd sie entlich sterben müssen / vnd das von wegen der
Sünden / darüber GOtt so hefftig zürnet / vber sie dieser Fluch gehet /
sonderiich aber bedencket vnd beklaget er / das die Menschen ob sie wol
allenthalben mit jammer vnd noth vmbgeben sein / solches gleichwol nicht achten
/ jha er / Moses / erkennet auch / das er eben der Sündlichẽ art
/ vñ zu Fleischlicher sicherheit geneigt ist . Das nun solcher
bösen vnd schedlichen vnart bey jhm vnd andern gewehret werde / wendt er sich in
diesen Worten durch das Gebet zu GOtt dem Allmechtigen / bittet / GOtt wölle jhm
vnd dem Volck diese sicherheit vertreiben / vnd spricht : Lehre vns bedencken /
das wir sterben müssen etc . Das ist : Allmechtiger / Ewiger Gott / gib du doch /
das wir nicht sicher vnd verstockt sein / wie der grösseste
hauffe thut / sondern vnsern jammer vnd elend
/ darin wir stecken / wol betrachten / vnd zu Hertzen nehmen / das du von der
Sünden wegen so hefftig vber vns zürnest / vns das leben also versaltzest /
verkürtzest / vnd endlich abschneidest / damit wir nicht wie das Vihe dahin
fahren / das vns hernach solches ewig gereuwe / vnd schaden bringe / Sondern das
wir vns als die klugen fürsehen / bey dir zu gnaden kommen / vnd also zu vnserm
Sterbstündlein vns recht vnd wol bereiten / vnd gefasset sein .
Wir wöllen aber / damit E. LL . die Lehre / so dieser Spruch in sich begreiffet /
desto besser fassen / vnd jhnen einbilden mögen / diese Vier Puncten mit
einander erwegen .
Erstlich / das ein Mensch an sein ende / vnd das er sterben müsse gedencken
sol .
Zum Andern / was da heisse recht bedencken / das man sterben müsse .
Zum Dritten / worumb einer an sein ende solle gedencken / was es jhm nutze .
Zum Vierden / wie ein Mensch dazu kommen könne / das er stets in seinem leben
solches seines endes sich erinnere .
Von diesen Vier Puncten wöllen wir einen kurtzen bericht thun / GOtt gebe vns
allerseits dazu die gnad des heiligen Geistes / das solches auch bey vns nutz
schaffe zu vnser Seelen Seligkeit / Amen .
Der Erste Punct .
In dem Moses betet / Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir
klug werden / gibt er vns die Lehre an die Hand / das wir stets sollen bedencken
/ das vnser leben kurtz vnd vngewiß sey / vnd wir nichts gewissers haben / als
das wir einmal dauon müssen / vnd das wir nicht wissen / wie nahe vns vnser ende
sey / sondern müssen vns desselbigen alle tage / jha alle
Stund vnd augenblick vermuhten vnd
versehen .
Die Weltkinder dencken nicht daran / sondern setzen den Todt aus den augen / vnd
entschlagen sich der gedancken mit fleis / sagen / es sey noch zeit gnug daran
zugedencken / wenn mans keinen vmbgang haben kan / das man sich aber vorher vnd
zwar alle zeit mit solchen gedancken schleppen vnd bekümmern sol / stehe nicht
zu rathen / sonst würde ein Mensch nimmermehr recht frölich . Vnd begeben sich
auch etliche darumb auff das Sauffen / vnd andere zeitliche Wollust / das sie
des Todes vergessen . Es hilfft auch der Teuffel redlich darzu / denn es jhm
hernach grossen vorteil bringt / wenn die Leute auff den Todt nicht gedacht
haben / vnd also damit vnuersehens vberfallen werden / so sie sich dazu nicht
geschicket / vnd sterben also gemeinlich vbel . Aus dieser sicherheit erfolget /
das man wie die erfahrung zeuget / Gottes vnd seines Worts nicht achtet / das
man sich auff zeitliche ehr / wollust vnd güter gantz vnd gar begibt / vnd
sonsten in Sünden ohn allen schew fortfehret . Denn da bilden jhnen die Leute
gleich ein / sie wöllen gar nicht sterben / oder aber sie sein des gewiß vnd
versichert / das sie noch etliche viel Jar zu leben haben .
Wir aber sollen vns für solcher sicherheit hüten / vnd bedencken / das wir
sterben müssen . Das wil GOtt von vns haben . Darumb prediget er vns in seinem
Wort vom Tod / welches er nicht würde thun / wenn wir nicht solten an den Tod
gedencken . Denn das ists / das er baldt zu Adam / vnd vnter seiner Person zu
allen Menschen sagt / Gen. 3. Du bist Erden / vnd solt zur Erden werden . Ja
Syrach schreibet ausdrücklich / Cap. 7. Was du thust / so bedencke das ende / so
wirstu nimmemehr vbel thun . Es richtet auch vnser lieber HErr Jesus Christus
selber stets seine Predigten dahin / vnd erinnert die Leute jhres
Sterbstündleins / das sie daran gedencken / vnd dazu sich schicken sollen . Als
Matth 25. da er predigt von den Fünff klugen vnd
Fünff Thörichten Jungfrawen / vnd vermanet vns / wir sollen stets im Glauben
wacker sein / vnd vnsere Lampen brennen / vnd durch gute Werck leuchten lassen /
vnd also auff jhn warten / wenn er zu vns kömpt entweder durch den Tod / oder
durch das Jüngste Gericht / vnd Luc. 12. spricht er gleichsfals / Lasset ewre
Lenden vmbgürtet sein / vnd ewre Liechter brennen / vnd seid gleich den Menschen
/ die auff jhre Herrn warten . Eben dahin gehet auch das Gleichnis vom
vngerechten Haushalter . Denn da lehret Christus / wie der vngerechte Haushalter
/ als ein kluger Weltman sich darauff geschicket / das er zubleiben wüste /
nicht allein weil er beim Ampt were / sondern auch wenn er abgesetzt würde . Also
sollen wir auch nicht allein darauff gedencken / wo wir hie bleiben wöllen /
sondern auch wenn wir aller Güter dieser Welt entsetzt werden / vnd nu sterben /
wie wir in die Himlischen Hütten auffgenommen werden mögen .
Wenn wir auch sehen / als billig / wie die rechtgleubigen / der Historien in
GOttes Wort verzeichnet sein / sich dißfals gehalten haben / so befinden wir /
das sie jhren Todt vnd Sterbstündlein nicht aus den augen gesetzt / noch aus dem
sinn geschlagen / sondern sich stets daran erinnert haben . Daher auch kommen ist
/ das weil sie hierin jhre schwacheit gefühlet / sie Gott gebeten haben / er
wölle jhnen die gnad geben / das sie den Tod nicht aus den Augen setzen /
sondern stets vnd ohn vnterlas daran gedencken .
Es heisset darumb der heilige Abraham sich Staub vnd Aschen / Gen. 18 . Weil er
sich stets erinnert / das er nicht in dem Stande / darin er ist / ewig bleiben /
sondern dermalen eins sterben werde . Darumb heisset der Ertzvater Jacob sein
leben ein Walfart / dieweil er sich erinnert / er gehöre in dieser Welt nicht zu
haus / vnd habe da kein bleibende stedt / sondern er reise forth / bis bas er
das ende erreiche / vnd ins ewige Vaterland komme .
Der Königliche Prophet Dauid spricht eben also / Ersey ein Pilger vnd frembdling
/ Psalm. 39. er werde seinem Sönlein / so jhm gestorben war / dermalen eins
folgen / 2. Saw. 12 . Er gehe hin den weg alles Fleisches / 1. Reg. 2. Vnd da er
im 39. Psalm der Weltkinder grosse sicherheit beklaget / bittet er gar fleissig
/ GOtt wölle jhn lehren / das es ein ende mit jhm nemen werde / vnd sein leben
ein Ziel habe / vnd er dauon müsse . Paulus setzt in vielen seinen Episteln / das
er vnd alle Gleubigen warten auff die Zukunfft vnsers HErrn Jesu Christi .
Das es aber einen anfenglich etwas betrübet / wenn er an den Todt gedenckt / sol
vns dauon nicht abschrecken / das wir an vnser ende nicht gedencken wolten . Denn
es ist vns gut / das vns die Fleischliche Sicherheit vertrieben werde / vnd ist
das / wie Paulus 2. Corinth. 7. bezeuget / ein Göttliche Trawrigkeit / die da
wircket ein Rew / der niemand gerewet . Zu dem sol es auch bey der Trawrigkeit
nicht bleiben / sondern der Mensch sol durch die Lere des Euangelij von Christo
vnd seinen Wolthaten / sintemal er / der HErr Christus / dem Todt sein macht
genommen hat / wiederumb getröstet vnd erfrewet werden .
Derowegen / liebe Christen / wir sein wer wir wöllen / lasset vns stets vnd ohne
vnterlas / wir stehen auff / oder gehen zu Bette / wir essen oder trincken /
oder haben für vns was wir wöllen / gedencken / wir müssen gewißlich sterben /
vnd wissen nicht / wenn wir von Gott aus diesem leben abgefordert werden .
Der Ander Teil .
Wie sol denn ein Mensch seine Tag zelen ( wies in seiner Sprach klinget ) oder was
heisset hie eigentlich bedencken / das man sterben müsse ? Es heisset nicht
allein einen fliegenden gedancken vom Todt haben / Wie auch die Gottlosen des
Tods vnterweilen gedencken / aber jhnen ist gar dünn dabey / sie sehen
den Todt nicht recht an / wie er an sich
selber ist / sondern bilden jhnen ein / das sey es alles / das Leib vnd Seel
sich mit schmertzen von einander scheiden / daher sie verechtlich dauon reden /
es sey vmb ein bös Stündlein / vnd wie die ruchlosen Landsknechte sagen / vmb
ein Kappen vol Fleisch zuthun . Solcher verechter des Todes ist der König Agag 1.
Sam. 15. der den Todt für sich sihet / aber helt sich hart / vnd verbeisset die
eusserlichen schmertzen vnd sagt / Also mus man des Todts bitterkeit verachten .
Aber er gedencket nicht weiter / was der Todt mehr auff sich habe . Dergleichen
lesen wir von den sichern verechtern Gottes vnd seines Worts / Jesai. 22. 1.
Corinth. 15. Lasset vns essen / lasset vns trincken / denn morgen sind wir
Todt .
Das ist nicht die heilsame vnd selige betrachtung des Todes / dauon hie Moses
redet / vnd die er von Gott bittet . Sondern das hat es auff sich / das Moses
saget / Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / Das erstlich ein Mensch
wisse vnd bedencke / das er dem Todt nicht entgehen könne / vnd wie das am
gewissesten ist / also sey nichts vngewissers / als die Stund des Todes / also
das er bedencke des Morgens / er wisse nicht / ob er den Abend ableben werde /
vnd des Abends / er wisse nicht / ob er den Morgen ableben werde . Vnd das einer
nicht allein ansehe vnd bedencke die eusserlichen schmertzen / damit Leib vnd
Seel sich scheiden / Sondern das er auch bedencke / wo der Todt vnd schmertzen
des Todes herkommen / nemlich / das es nicht ohn gefchr geschehe / sondern Gott
lasse die Menschen sterben / vnd zürne also vber die Menschliche Natur von wegen
der Sünden / die einem Menschen angeboren ist / vnd die er selbs thut / Ja es
hören mit dem Tod die schmertzen nicht auff / sondern es müsse der mensch auch
vnter dem Zorn Gottes nach dem Todt vnd Jüngsten Gericht ewig liggen bleiben /
vnd ewige straff leiden / wo jhm nicht gerhaten vnd geholffen werde / heisset
also den Todt recht bedencken / jhn ansehen / als Gottes straff / das man
darunter sehe vnd
behertzige / den ewigen
vnendlichen Zorn Gottes / so jetzt vber die Sünde ergehet / vnd künfftiglich in
ewigkeit ergehen sol .
Also sihet Moses in diesem 90. Psalmen den Todt an / Er erzelet nicht allein /
wie kurtz vnd vngewiß das leben sey / vnd das wir plötzlich dauon müssen /
Sondern das betrübet jhn auch / vnd sicht jhn mit vnd zwar zum hefftigsten an /
das Gott aus gerechtem Zorn wieder die Sünde / solches den Menschen zuschicke /
wie er spricht / Das macht dein Zorn / das wir so vergehen / vnd dein grimm /
das wir so plötzlich dauon müssen / Denn vnser missethat stellestu für dich /
vnser vnerkandte Sünde ins Liecht für deinem Angesicht . Darumb ist sein gantze
bitte in diesem Psalmen fürnemlich dahin gerichtet / das GOtt gnade einwenden /
vnd seinen gefasten Zorn fallen lassen wölle . Also malet den Todt auch S. Paulus
1. Corinth. 15. da er spricht / Des Todes stachel oder spitzen sey die Sünde /
der sticht einen Menschen recht ins Hertz / vnd schmertzet jhm . Das ist das
allerschrecklichste am Todt / das jhn Gott von wegen der Sünden den menschen
auffleget / vnd also damit beweiset / das er der Sünden zuwieder vnd spinnen
feind sey . Wie denn auch vnderweilen die Gottlosen im Tode die Sünde mehr
ansicht / denn alle andere schmertzen .
Hiebey aber sol es nicht bleiben / sondern es sol ein fromes Hertz / wenn es an
den Tod gedenckt / auch betrachten / wie Gott aus grosser gnad vnd
barmhertzigkeit raht gefunden / vnd dem Menschen hülff verschaffet wieder den
Todt / nemlich / seinen Eingebornen Sohn lassen Mensch werden vnd sterben / auff
das er durch den Todt die macht nehme dem / der des Todes gewalt hatte . Wie
dauon vnter andern stehet Jesai . 25. Er wird den Todt verschlingen ewiglich . Vnd
Ose. 13. Todt ich wil dein giffe sein ( spricht Christus ) Hell ich wil dein
Pestilentz sein .
Mit diesen gedancken sol ein Mensch sich wiederumb auffrichten vnd trösten wieder
den schrecklichen anblick des Todes / also / das er nicht in zweiffel gerahte
wegen seiner Sünden mit
den vngleubigen / die
da sagen / Ich fahre vñ weis nicht wohin / oder gar verzage /
Sondern das er gleube / Gott wölle jhm vmb Christi willen / der für vns das
Gesetze erfüllet / vnd die Sünde gebüsset hat / gnedig sein / seine Sünde /
dauon der Todt her kömpt / vergeben / ja jn zu seinem Kind annemen / vñ von dẽ Tod wieder aufferwecken zum Ewigen leben /
auch aus gnaden alle mühe vnd arbeit belohnen . Wie denn solches allen Gleubigen
im alten vnd neuwen Testament bekant gewesen / derowegen sie durch den
verheissenen Messiam / in Kindlicher zuuersicht vnd vertrawen Gott vmb Vergebung
der Sünden embsiglich angeruffen / vnd das er sie vom Todt erlösen / vnd jhnen
nach diesem das Ewige leben geben würde / gegleubet haben / Daher sie denn für
dẽ Tod nicht mehr sich entsetzet / sondern mit der
verheissung der gnaden sich getröstet haben / vnd sein also willig vnd frölich
gewesen / das sie haben sterben sollen .
Dah er / aus solchem vertrawen zu Gott / kömpts / das die Schrifft von den
Ertzuätern sagt / sie sein des lebens satt gewesen / im frieden zu jhren Vätern
gefahren . Daher kömpts / das Moses / als jhn Gott Deuteronom . 32. anzeiget / er
solle auff dem Berg Nebo sterben / sich zum Todte willig einstellet / Deu. 34.
Daher kömpts / das Simeon saget / HERR / nun lessestu deinen Diener im Friede
fahren . Denn er bringt selbs die vrsach / Meine Augen haben deinen Heiland
gesehen . Daher kömpts / das die Propheten / Apostel vnd Merterer etc. die
verfolgung vnd den Todt nicht geachtet haben .
Also sollen wir auch den Todt nicht allein ansehen / wie er an vnd für sich
selber ist / sondern daneben vns erinnern / wie Christus vns zu gut den Todt
angegriffen / vnd vberwunden habe / das er also nun den Gleubigen nicht mehr ein
rechter Tod / sondern ein Schlaff sey . Wenn man also an den Todt gedencket / so
wird das schrecken des Todes gelindert / ja gar vertrieben .
Zum Dritten ist bey solcher betrachtung des Todes auch ein vorsatz das leben
zubessern / das ein Mensch GOtt für augen hat / vnd sich jm gehorsam zu sein
befleissiget / dem Nechsten gern dienet / seine gaben / die jhm Gott verliehen /
wol anleget / vnd in seinem Ampt vnd Beruff getrew vnd fleissig ist .
Denn gleich wie ein sicherer Mensch / der an den Tod nicht gedencket / sondern
jhn aus den augen setzet / weder nach GOtt / noch Gottes Zorn oder gnad etwas
fraget / auch GOtt vnd seinem Nechsten nichts zu willen weis / sondern in den
tag hinein lebet / vnd nur darauff sihet / das er seinen vorteil schaffe /
zeitliche Ehr / Güter vnd Wollust erlange . Also wer den Todt recht betrachtet /
vnd bedencket / das er dessen alle Stund vnd augenblick müsse gewertig sein / /
vnd wie der Bawm einmal falle / so bleibe er liggen / vnd werde auff den Todt
Ewiges Leben oder Verdamniß folgen / der sihet sich jmmerdar für / das er ja
Gott nicht erzürne / vnd zu nahe sey / sondern jhm gehörche vnd diene / auff das
/ wenn jhn der Todt vberfellt / er nicht als ein vngetrewer Knecht in Sünden
betretten / vnd ewig gestraffet / sondern im Stand guter Werck erfunden werde /
vnd des ewigen rhum vnd frewd habe . Wie denn Christus Matth. 25. bezeuget / das
er am Jüngsten tag aus gnaden die guten Werck rhümen vnd belohnen werde .
Das ists das Syrach 7. sagt / Bedenck das ende / so wirstu nimmermehr vbels thun .
Also vermanet Christus aus diesem grund / das wir mit vnsern Gütern dem Nechsten
guts thun Luc. 16. Machet euch Freund / spricht er / mit dem vngerechten Mammon
( Dadurch verstehet er die zeitliche Güter ) auff das wenn jhr nun darbet / sie
euch auffnemen in die Ewige Hütten . Dahin sihet er auch in dem Gleichnis von
einem Menschen / der vber land zoge / vnd seinen Knechten seine Güter austhete /
vnd dem einem fünff / dem andern zwen / dem dritten einen Centner gab / vnd
darnach wiederkam / vnd von jhnen Rechenschafft for-
dert / wie ein jeder das seine
angelegt . Auch gehöret hieher das Gleichnis vom fleissigen vnd getrewen Knecht /
der dem Gesinde zu rechter zeit jhr gebühr gibt / vnd der Herr kömpt / vnd
findet jhn also thun / vnd jhn vber alle seine Güter setzt / Luc. 12 .
Werden also aus dieser Lehre scharffe Vermanung genommen / dadurch die Leute in
allen Stenden jhres Ampts erinnert werden / Als das ein Prediger sein Ampt mit
lehren / trösten / vermahnen vnd straffen trewlich verrichte / sol jhn die
betrachtung des Todes vermanen / dieweil dermalen eins der Ertzhirt kommen wird
( welches im Todt angehet ) die vnuerwelckliche Kron der Ehren zugeben / denen /
die die Gemein GOttes wol geweidet haben . Das ein Oberkeit wol regiere / die
bösen ohne ansehen der Person straffe / die vnschüldigen aber / sonderlich auch
Widwen vnd Waysen schütze vnd vertheidige / wird sie eben aus diesem grund
vermanet / Psalm. 82 . Ich habe gesaget / jhr seid wol Götter / vnd allzumal
Kinder des Allerhöhesten / Aber jhr werdet sterben wie Menschen . Desgleichen im
Hausstand vnd sonsten muntert es einen Menschen auff / wenn er gedencket / das
er seines endes alle Stunde gewertig sein müsse / da klingen in seinen Ohren die
Wort des Sohns Gottes / Apoc. 2. Sey getrew bis an den Tod / so wil ich dir die
Kron des lebens geben . Item / S. Paulus Ephes . 6. Was ein jeglicher guts thun
wird / das wird er von dem HERRN empfangen / er sey ein Knecht oder ein
Freyer .
Dieses alles nun / wie man den Todt recht vnd seliglich betrachten sol / müssen
wir nicht allein hören vnd wissen / sondern auch ins Werck richten . Vnd sol ein
jeder sich selbs prüfen / ob er es auch bishero auch in acht gehabt / seine
Sünde / darumb vns Gott den Todt auffgelegt / bereuwet . Item / ob er sich
Christi vnd seiner Wolthaten von Hertzen getröstet / ob er auch jhm vorgesetzt
sich zubessern / vnd da er befindt das es nicht geschehen ist / vnd er also
nicht recht bedacht / das er sterben müste / wie wir
denn mehres theils befinden werden / sol ers
forthin endern / vnd sich bessern .
Der Dritte Theil .
Worumb sollen wir denn die Zal vnserer Tag mercken / das ist / bedencken / / das
wir nicht werden ewig hie bleiben / sondern müssen sterben / vnd das nichts
vngewissers sey denn die Stund des Todes / also das wir vns des Todes alle
augenblick versehen müssen ? Das lehret Moses mit den Worten / da er sagt / auff
das wir klug werden . Damit er anzeiget / daß das ein weiser kluger Mensch sey /
der recht vnd mit ernst bedenckt / das er sterben müsse / vnd sich dazu schicket
vnd gefast machet .
Denn das ist rechte klugheit / wenn ein Mensch nicht wie das vnuernünfftige Viehe
in den Tag hinein lebet / vnd allein darauff sihet / das er der gegenwertigen
Güter dieser Welt geniesse / vnd damit seinen Leib versorge / Sondern vber das
gedencket / das er die Seel / als das fürnemste stück des Menschen auch mit
ewigen Himlischen Gütern wol versorge / vnd also sein sach dermassen anstelle /
das es jhn hernacher nicht gereuwe / vnd er sich hinder den Ohren kratze / wie
man sagt / jha die Hende vber den Kopff zusammen schlage / sondern das er auch
künfftiglich vnd in ewigkeit ohne gefahr vnd sorgen sey .
Nun ist Klugheit vnd Weisheit fast das aller höchste Gut vnter allen zeitlichen
Gütern / dagegen Geld / Gut / Ehr vnd Wollust dieses lebens gar gering / jha für
nichts zuachten ist : Derowegen die vernünfftige Heiden es dafür gehalten / man
soll viel mehr nach weisheit vnd klugheit / als nach andern Gütern / streben /
Wie sie denn eins theils weisheit zuerlangen alle andere Güter / Ehr vnd Wollust
/ darumb sich der meiste hauffe so sehr bemühet / hindan gesetzt vnd verachtet
haben / Aber es hat jhnen gefeilet an Gottes Wort / Darumb sie der rechten
weisheit vnd Klugheit gefeilet haben . Derowegen die allerklügesten Leute /
die sich vmb die Weis heit für andern
bekümmert / auch derhalben gerhümet sein wöllen / zuletzt bekennen müssen / das
sie vnweislich vnd vnfürsichtig gelebet / wie an Socrake / Cicerone / Catone /
vnd vielen andern zusehen . Wir aber in der Christlichen Kirchen haben die rechte
Weisheit . Denn GOttes Wort vns nachweiset / wie wir vns zum Tod seliglich
schicken sollen / das wir vns in ewigkeit keines schadens vnd gefahr zubesorgen
haben / nemlich / wir sollen / mit einem Wort zusagen / GOtt fürchten / Das ist
/ wie im andern Theil angezeiget wird / die Sünde / als des Todes vrsach /
erkennen / vnd vns lassen leid sein / vns aber trösten der hülff / die vns GOtt
in seinem lieben Sohn Christo Jesu zugesaget hat / vnd in solchem Kindtlichem
vertrawen ein newes leben anfangen .
Wer nun also gesinnet ist / das ist ein kluger Mensch / der hat seine sachen auff
das trucken gebracht / dem kans nicht feilen / er weis das er einen gnedigen
GOtt hat / vnd derowegen jm kein schad widerfaren kan / Er ist des HErrn er lebe
oder sterbe / er wird nimmer mehr vmbkommen / niemand kan jhn aus des HERRN Hand
reissen / vnd wenn er schon stirbt / wird jhn doch Gott wieder am Jüngsten tag
auffwecken / jhm das ewige leben geben / jha auch sein leiden / mühe vnd arbeit
/ vnd was er guts gethan aus gnaden reichlich belohnen .
Darumb nennet Gottes Wort die rechte Gottsfurcht vnd Gottseligkeit / weisheit /
klugheit vnd verstandt in den Psalmen / als Psal. 49 . vnd sonderlich in den
Sprüchen Salomonis / dieweil ein Mensch der also Gott fürchtet / auff allen
zufall / der jm begegnen kan / ja auff den Tod / vnd darauff folgendes Jüngstes
Gericht wol gefast vnd verwaret ist .
Ein solcher kluger Mensch ist Dauid / denn dieweil er Gott fürchtet / seine Sünde
erkennet / dafür sorget / bey Gott jnniglich vmb gnad ansucht / sich der
gnedigen zusag vom Messia ( wie sein Testament ausweiset ) tröstet / ist er des
gewiß / das Gott jm vnd
allen gleubigen / auch
wenn sie schon Todt sein / jre Gebeine verware / vnd das auch jr Tod werd
gehalten sey für dem HERrn : Darumb spricht er im 23. Psalm : Ob ich schon wandert
im finstern Thal / oder schatten des Todes / fürchte ich doch kein vnglück /
denn du bist bey mir .
Sölche klugheit ist auch bey Paulo / der sich zu dem Tod also gefast macht / das
er begeret abzuscheiden / vñ bey Christo zusein . Denn weil er
seine Sünde erkennet / vnd an Christum gleubet / auch in seinem beruff getrew
ist / weis er / das jn weder Tod noch leben / weder gegenwertiges noch
zukünfftiges etc. von der liebe Gottes scheiden kan / Roman . 8. Sondern jhm die
Kron der Gerechtigkeit beygelegt ist / 2. Timoth. 4 .
Also sollen wir auch vns zum Todt schicken / so haben wir die rechte Himlische
Weisheit erlanget .
Die Weltkinder lassen sich gar klug gedüncken / dieweil sie sonst in Weltlichen
sachen so viel renck wissen vnd gebrauchen / zeitliche ehr vnd güter zuerlangen
/ vnd nicht allein sich selbs auff viel Jar / sondern auch jhre Kinder wol
zuuersorgen . Aber im grund sind sie rechte Thoren vnd grosse Narren . Denn sie
versorgen allein den armen Madensack den Leib / die Seele aber / welche das
fürnembste Stück am Menschen ist / verseumen sie gantz vnd gar / setzen sie
nicht allein in gefahr / sondern auch ins verderben / nehmen also Geld oder
einen Trunck / oder sonst vergengliche ehr vnd wollust für das ewig leben . Das
ist ein grosse Thorheit / eben als wenn einer an seinem Leibe allein die Hende
oder Finger verteidigen wolte / vnd liesse jhm den Kopff abschlagen . Sie samlen
zeitliche vnd vergengliche Güter / dauon Salomon in seinem Prediger recht vnd
wol saget / Es ist alles eitel / vnd verseumen die rechten Himlischen Güter /
deren Leib vnd Seel ewig zugeniessen / vnd sich zu erfrewen haben . Darumb wenn
sie sterben sollen / so bleiben sie stecken in Sünden / vnter Gottes Zorn vnd
dem ewigen verdamnis / da sehen sie auch erst /
was sie gethan haben / da rewet sies / da erkennen sie selber jhre Thorheit /
vnd beweinen sie / wie Sap. 5. stehet / Wir haben / sprechen sie / eitel
vnrechte schedliche wege gegangen . Was hilfft vns nun der pracht / was bringt
vns nun der Reichthumb sampt dem hochmuth ? Darumb Dauid recht von jhnen sagt
Psal. 49. Dis jr thun ist eitel Thorheit / Vnd Christus sagt Matth . 16. Was
hilffts den Menschen / wenn er die gantze Welt gewünne / vnd lidte einen schaden
an seiner Seelen / oder / was kan der Mensch geben / das er seine Seel
erlöse ?
Diese Thorheit ist grösser denn mit worten kan ausgesprochen werden . Es ist ein
viel zu gering gleichnis / wenn einer ein roth Epfflein / ich sage nicht für
einen rothen Gülden / sondern für einen Gülden Berg nehme . Denn was ist Gold vnd
aller Welt Gut gegen den ewigen Gütern ? Summa der aller albersten leute thorheit
auff der Welt ist nichts gegen dieser Thorheit zurechnen / das ein Mensch so
vnuorsichtig ist / Vnd seine Seele vnd Seligkeit so gantz vnd gar vergist / vnd
hindan setzt .
Der Thoren werden vns zur warnung sehr viel / nicht allein in andern Historien /
sondern auch in GOttes Wort fürgehalten / die zwar für der Welt so alber nicht /
sondern eben klug vnd verschlagen gewesen / Aber in dem fall haben sie sich
schendlich versehen / Vnd was jhnen künfftiglich begegnen würde / vnd wie sie
dem fürbawen möchten / so vbel bedacht / jha sie haben sich selber mit jhrer
listigkeit gefangen vnd gestürtzt / nach den Worten des heiligen Hiobs / Gott
fangt die klugen in jhrer schalckheit . Ein solcher Thor ist Dauids vngetrewer
Raht Achitophel gewesen / der so weis gehalten worden ist / das wenn er etwas
gerahten / es nicht anders geachtet ist / als wenn ein Engel vom Himmel den Raht
gegeben hette / Aber es gehen jm nicht allein sein Practiken nicht an / sondern
wird auch für der Welt zuschanden / vnd fürdert sich selber zum ewigen
verdamnis .
Eben solche vnuorsichtige thörichte Leute sein gewesen / Na-
bal / 1. Sam. 25. der Gott vnd seinem
Nechsten nichts zu willen gewust / sondern in den tag hinein gelebt hat /
geschlemmet vñ gesoffen / vnd also in seinen Sünden gestorben
ist . Baltasar Dan. 5. der bald darauff als er sich voll gesoffen getödtet
worden . Vnd Christus helt vns für ein Exempel von einem Reichen Man / Lu. 12.
des Feld wol getragen / der auch als ein Weltmensch den anschlag gemacht / Ich
wil meine Scheunen abbrechen / vnd grösser bawen / vnd wil darinsamlen alles /
was mir gewachsen ist / vnd meine güter / vnd wil sagen zu meiner Seelen : Liebe
Seel / du hast einen grossen vorrath auff viel Jar / habe nun ruhe / iß / trinck
/ vnd haben einen guten muth . Aber GOtt sprach zu jhm : Du Narr / diese Nacht
wird man deine Stele von dir fordern / vnd wes wirds sein / das du bereitet
hast ? Also mag der reiche schlemmer Luc. 16. sonst wol ein Weltweiser Man
gewesen sein / Aber in dem ist er ein grosser Thor gewesen / das er an sein ende
so gar nicht gedacht / daher es kommen / das er Mosen vnd die Propheten nichts
geachtet hat .
Dergleichen tregt sich noch teglich zu / vnd kommen sonderlich vns Predigern
deren viel zuhanden / die in jhrem leben sich haben gedüncken lassen / sie haben
jhre sache gar weislich vnd wol angeschlagen / in dem sie alles von zeitlichen
Gütern nach sich gerissen / was los werden wöllen / Item gefressen / gesoffen /
gespielet / vnzucht getrieben / aber denn / wenn sie Gott angreifft / vnd
hernieder legt / bekennen vnd beklagen sie selbs jhre Thorheit / Ach wer es
recht bedacht hette / Ach wie hab ich mich so vbel für gesehen / Ach solt ich
nun wieder von newem anfahen zu leben / so wolt ich mich besser fürsehen / vnd
viel anderst erzeigen . Vnd zwar so ists gut / wenns mit einem Menschen noch in
diesem leben so weit kömpt / wo er nicht verzweiffelt / wie etliche thun .
Ob auch schon jrer viel jre Thorheit nicht erkennen / sondern in jrer sicherheit
dahin sterben / so werden sies doch dorth in der that mit jrem
vnwiderbringlichen schaden erfahren / das sie grosse Thoren gewesen sein .
Das wir nun für der grossen Thorheit vns hüten / recht klug sein / vns wol
fürsehen / vnd also wandeln vnd leben / das es vns nimmermehr schaden thue noch
gerewe / sondern das wir vns des ewig erfrewen / sollen wir an vnser Ende
gedencken .
Der Vierde Theil .
Wie kömpt aber ein Mensch dazu / das er solches bedencke / vnd behertzige / vnd
in seinem gantzen leben stets sein Ende für augen habe / vnd sich dazu schicke .
Denn es werden ohn zweiffel doch etliche vnter vns sein / die jetzt gedencken
werden / es were ja gut vnd billig / das wir an vnser ende gedencken / vnd zwar
das wir also es behertzigen / das wir vns stets dazu schicken / vnd gefast
machen / wer es thun köndte / wie komme ich denn dazu / das ich solches in allem
meinem thun bedencke / vnd behertzige / vnd also mich zu GOtt bekere / vnd alle
augenblick darauff warte vnd bereit sey / wenn mich Gott abfordere ? es wird
sonst zumalen viel vnd offt vergessen . Antwort . Es stehet in vnsern krefften vnd
vermögen nicht / denn wir durch die Sünde dermassen verderbt sein / wie auch die
erfahrung zeuget / das wir vns einbilden / es habe dißfals kein noth mit vns .
Denn wir also vnser leben anstellen / als wenn wir gar nicht sterben würden /
oder als wenn wir auff etliche viel Jar / das wir die noch gewiß leben würden
versichert weren . Da hilfft auch nichts / vnd erweicht vns nicht / das wir für
augen sehen / wie man einen nach dem andern hinaus zu Grabe tregt / vnd der
Todte gleich vns die Lose thut / vnd wie Syrach redet / zu vns spricht / Gestern
war es an mir / heute ists an dir / Ja das noch mehr ist / wenn vns schon Gott
selbs angreiffet mit Leibes schwacheit / vnd wir kaum Athem holen konnen / noch
dencken wir nicht recht an den Todt / schicken vns nicht dazu / sondern hoffen
noch jmmer auff besserung / vnd das wir dauon kommen wöllen .
Von solcher Thorheit vnd bösen vnart vnd verderbung stehet im 14. vnd 53. Psal .
Die Thoren sprechen in jren Hertzen / es
ist
kein GOtt / der HErr schawet vom Himmel auff der Menschen Kinder / das er sehe /
ob er jemand klug sey / vnd nach Gott frage . Aber sie sind alle abgewichen / vnd
allesampt vntüchtig / da ist keiner der guts thue / auch nicht einer . Vnd Ezech.
11 . vnd 36. zeuget / wir haben Steinerne Hertzen . Es solte billig einen Menschen
bewegen / wenn Gott nicht allein jm predigen lest von seinem Todt / sondern auch
teglich etliche hinweg nimpt / vnd jm selbs Kranckheiten / die des Todes
Vorboten sein / zuschicket . Aber wir achtens nicht / seins gewonet / vnd wie man
sagt / durchgangen / wie ein alt Haus des rauchs / das wir vns daran nicht
keren . Eben wie Pharao so verstockt ist / das ob jm schon so viel vnglücks auff
einander begegnet / dazu sein erstgebarner Sohn getödtet ist / er es gleichwol
nicht achtet / vnd an den Todt nicht gedencket / bis jhm im rothen Meer das
Wasser vber dem Kopff zusammen schlecht . Das sehen wir an den Kindern Israel /
da schon auff einen tag Core / Dathan vnd Abiran / vnd jhre Rott von der Erden
lebendig verschlungen waren / versamlet sich doch bald den folgenden Tag die
gantze Gemein / vnd murret wieder Mosen vnd Aaron / Num. 16 . Ich meine ja das
heist den Todt aus den augen setzen .
Ebẽ der arth sein wir auch / das also dißfals an vns nicht nichts
zuthun ist / darumb hie Moses klaget : Wer gleubet aber das du so sehr zürnest /
vnd wer fürchtet sich sür solchem deinem grimm ?
Sollen wir aber an vnsern Todt gedencken / vnd denselbigen behertzigen / vnd vns
dazu schicken / vnd gefast machen / so mus es GOtt geben / vnd in vns wircken .
Darumb Jerem. 31. betet / HERR bekere mich / so werde ich bekeret . Vnd Gott
spricht Ezech . 11. er wölle ausschneiden das Steinerne Hertz / vnd wölle ein
Fleischern Hertz geben . Darumb da Moses in diesem Psalmen vber die sicherheit
vnd verstockung des Menschlichen Hertzen geklaget / wendet er sich durchs Gebet
zu Gott vnd spricht ( HErr ) lehre ( du ) vns bedencken / das wir sterben müssen .
Vnd Dauid
folget hierin Mose nach / da er im
39. Psalm sagt / HERR lehre mich doch / das es ein end mit mir haben wird .
Darumb wir dieses auch durch ein hertzlichs Gebet bey Gott suchen sollen .
Es ist aber mit dem Gebet allein nicht ausgericht / sondern es sein gewisse
mittel / dadurch GOtt vns solches lehret / vnd zuerkennen gibt / die müssen wir
nicht verseumen .
Das fürnembste mittel ist Gottes Wort / darinn GOtt vns für halten lest vnsere
Sünde / vnd seinen Zorn / vnd den Tod / der aus der Sünden folget / vnd wie er
nach dem Tod auch ewig die Sünde straffen wölle / vnd vermahnet vns / das wir
vns mit Gott versönen lassen / vnd also leben / das wirs auch nach diesem leben
/ wenn wir gestorben sein / vnd wiederumb von den Todten aufferweck et werden /
geniessen mögen .
Damit wir nun nicht so sicher vnd rüchlos sein vnd bleiben / sondern vnterrichtet
vnd geleret / auch erweichet werden / das wir gleuben / das wir sterben müssen /
so sollen wir in die Kirch gehen / vnd Gottes Wort fleissig hören / das ist
Gottes werck stat. Vnd Gottes Wort ist das Messer / dadurch er vnsere Steinerne
Hertzen ausschneidet . Denn gleich wie sonsten einer der was guts lernen wil /
sich in die Schul vnd Lehr begeben mus : Also müssen wir diese Schule des
heiligen Geistes nicht herseumen / sondern fleissig besuchen . Dadurch wil Gott
krefstig sein / vnd vns leren / das wir sterben müssen .
Dieweil aber offtmals die blosse Wort bey vns nicht hafften / so braucht auch
Gott vnterweilen die Ruthe / steupet andere / vnd nimpt sie vns von der seiten
hinweg / das er vns also einbilde / das wir sterben müssen . Iha das die Predigt
desto mehr nachdruck bey vns habe / belegt vns selber GOtt mit viel vnd
mancherley Creutz / welches als des Todes Vorboten sein . Dadurch wird mancher zu
recht gebracht / der sonst gar nicht bedenckt / das er sterben müsse / vnd sich
gar nicht schicket / das er der Sünden / die des Todes Stachel ist / quit werde .
So kömpt der grewliche gro-
sse Sünder
Manasses in seiner schweren Gefengnis zu recht / da fühlet er seine Sünde / die
des Todes stachel ist / bittet Gott vmb verzethung / wird mit jhm versünet / vnd
ist also zum Tod bereit . Fast eben also kömptder Schecher zu recht / der hat
sein lebenlang nicht gut thun wöllen / vnd also wenig / ja gar nicht gedacht /
das er sterben müste . Darumb lest jn Gott anlauffen / das er gefenglich
eingezogen / vnd ans Creutz geschlagen werden mus / da fühlet er den Todt / vnd
sonderlich des Todes stachel / die Sünde / vnd nimpt es zu Hertzen / da trachtet
er darnach / das er mit Gott möge versönet werden . HErr gedenck mein / spricht
er / wenn du in dein Reich kömpst / vnd das er je seliglich im Stand guter Werck
sterbe / fangt er albereit an sein leben zubessern / vnd dem andern Schecher
zupredigen / das er sich auch bessere .
Wer nun also Gottes Wort mit fleis höret / dazu auch das Creutz mit gedult auff
sich nimpt / sich recht darein schicket / vnd betet von Hertzen / das jhn GOtt
lehre bedencken / das er sterben müsse / den wil GOtt erhören / vnd durch sein
Wort vnd das Creutz so weit bringen / das er sich zum Todt bereitet / vnd ob er
schon bißweilen / wie auch die klugen Jungfrawen ein wenig einschlummert / sich
aber gleichwol ermuntert / wil jhn GOtt nicht verwerffen / Matth. 25 .
Beschluß .
Wir haben nun auch ein Person zur Erden bestatet / einen Man vom Adel / so
weiland vnserm gnedigen Fürsten vñ Herrn vber die 30. Jar
auffrichtig / redlich / vnd trewlich gedienet hat . Nun wöllen wir von seinem
fürnemen Geschlecht vnd herkommen / Item / wie seine Eltern vnd verwandten in
Böheim Königen vnd Keysern mit rhum gedienet / nichts sagen . Denn solches hieher
nicht gehöret . Sondern allein das berichten / was andern zur besserung durch
Gottes gnad dienlich sein mag . Denn wir zur Begrebnis eigentlich nicht kommen /
der Leute Laudes zulesen / sondern das wir lebeudigen aus Gottes Wort
vnterrichtet vnd gebessert werden .
Es ist dieser vom Adel ein Sünder gewesen / wie wir all sein / vnd hat zwar / wie
ein jeder vnter vns / auch seine sonderliche feil vñ mengel
gehabt . Darunter das mit gewesen / das er sich wie leider diese zeit fast
gebreuchlich ist / vnterweilen mit dem Trunck vbernommen hat / dadurch
vielleicht wol köndte kommen sein / das er etwas ehe gestorben / vnd so lang
nicht gelebt / als er sonst natürlicher weise leben können / vnd hat also nicht
allwege recht bedacht / das er sterben müste .
Es hat aber Gott jm nicht allein mit Worten lassen predigen / das er sterben
müste / sondern auch jn mit Creutz / vñ entlich mit Kranck heit
belegt / welches dann bey jm auch gewircket hat / sintemal er sich fleissig zu
GOttes Wort gehalten / Wie er denn sonsten / vnd zwar newlich juner halben
Monats frist zu Hause zum hochwirdigen Sacrament sich gefunden .
In dieser Kranckheit aber hat er insonderheit recht wol bedacht / das er sterben
müste . Denn er seine Sünde erkant vnd bekant / vnd zwar mit solcher demut / als
ich fast die zeit meines lebens jemand gehöret . Denn er sich nicht schlecht
vnter die Sünder / sondern auch vnter die allergröste vnd fürnembste Sünder für
Gott gerechnet . Er hat auch seinen Glauben vnd vertrawen zu Gott durch Christum
bekant / vnd wenn jhm ein Trostspruch fürgesagt / denselbigen gewust / vnd dem
Prediger gleich aus dem Munde genommen / vnd gesagt / Ach GOtt du hast mir
zugesaget / du wöllest mir helffen / das wirstu thun / das weis ich etc . Item
HErr Jesu Christ war Mensch vnd Gott / in deine Hende befehl ich meinen Geist /
du hast mich erlöset du getrewer GOtt . Dabey ist er bis an sein ende
verharret .
Er hat auch zugesaget sein leben / wenn jhn Gott fristete zubessern / vnd
sonderlich des Truncks sich zuentschlahen / vñ wenn jn schon
fürneme Leute / oder seine besten Freund nötigẽ würden / wolte er
doch / was er jetzt GOtt zusagte / mehr in acht haben / es möcht ihm darüber
gehen / wie der liebe Gott wolte .
Er hat auch andere seines gleichen zur besserung in solchem seinem Todbett
vermanet . Vnd das heisset recht bedenckẽ / das man sterben müsse
/ vud recht klug sein / Darumb wir billig es dafür haltẽ sollen /
das er sein Seel er halten / vñ das ewig leben erlangt .
Vnd wil ich nun Amptshalben seines gleichen / vnd sönderlich vnser Hoffgesind
vermanet haben / sie wöllen gedencken / das jnen Gott jetzt durch sein Wort vnd
diese Leich / so hie für Augen stehet / predige / das sie sterben müssen / das
wollen sie wol in acht haben / vnd abstehen von dem ruchlosen leben / da sie
GOtt vnd sein Wort schier gar nicht achtẽ / sondern gleich nur
zur kurtzweil brauchen / vnd schier ein jeder thut was er selber wil / des
Fressens vnd Sauffens hin vnd wieder in allen winckeln ist kein ende / Auff die
/ so darein reden wil man nichts geben / Vnzucht wird mit der zeit schier
vnuerholen getrieben etc . Da man sich nu nicht bessern wird / so wird vns Gott
straffen mit dem vntergang . Diese Person ist nicht für allen ein Sünder gewesen
/ sondern da wir nicht werden Busse thun / werden wir alle vmbkommen / ob schon
Gott noch dem vnfruchtbaren Feigenbaum zeit gegeben / vnd damit gedult hat /
Luc. 13. Vnd hat vns Gott hie ein Exempel angestellet / vnd ohne zweiffel gegen
diesen Martini diesen vom Adel darumb anhero gleich citirt / das vns sein
Exempel ein Bußpredigt were .
Bekeren wir vns / so hat vns Gott eben an diesem Man ein Exempel der gnaden
gestellet / vnd mit einem lebendigen Exempel bewiesen / das er denen / die sich
bekeren / wenn sie auch schon grosse Sünder sein / gnade erzeigen wölle .
GOtt gebe gnad / das wirs vns ein warnung sein lassen / Er lehre vns / vnd gebe
vns ins Hertze / das wir sterben müssen / auff das wir klug werden / vnd es
nicht also anschlagen / das es vns ewig gerewe / sandern dis leben seliglich
zubeschliessen bereit sein .
Gott lasse jm auch diese Adeliche Widwe vnd Kinder in gnadẽ
befolen sein / vmb seines lieben Sons vnsers HErrn Jesu Christi willen /
Amen .