Hochgeehrter Herr Archivar,
Als ich in der mir zu meinem 70. Geburtstag dargebrachten Festschrift
Ihr schönes und geistreiches Verszeil auf S. 36 las, fühlte ich neben der
herzlichsten, iñigsten Freunde auch eine gewisse Beschämung, in der Eriñerung
daran, daß Sie mir, der ich mit meinem Glückwunsch zu Ihrem 70. Geburts-
tag etwas verspätet an Ihnen erschienen, damals sofort einen etwas vorzei-
tigen Geburtstagswunsch gesandt und dazu auch noch – was ich kaum
zu hoffen gewagt – zu meinem Geburtstage rechtzeitig auch diese mich so hoch
erfreunende öffentliche Anerkeñung. Nun, die Kohlen, die ein so wohlwol-
lender Freund auf solche Weise uns aufs Haupt sam̃elt, lässt man sich schon gern
gefallen!
Ich nahm mir sofort vor, Ihnen außer dem umstehenden gedruckten „Ge-
sam̃tdank“, der natürlich für Sie doppelt und dreifach und in doppeltem und
dreifachen Maße gilt, als Zeichen meines besonderen Danks meine beiden jüngsten
Schriften zugehen zu lassen, sobald sie aus der Presse hervorgegangen. Den
Auftrag dazu habe ich meinem Verleger, Hr.Herrn Hans Lustenröder in Berlin
ertheilt und er hat ihn, wie er mir gestern schrieb, ausgeführt. Ich bitte
Sie freundlichst, die beiden Bücher: „Aus der Werkstatt ppp.“Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin 1889.[ Online verfügbar: Deutsches Textarchiv (DTA), abgerufen am 10.12.2017.](http://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889) und „Bausteine ppp.“Sanders, Daniel: Bausteine zu einem Wörterbuch der sinnverwandten Ausdrücke im Deutschen : ein Vermächtnis an das deutsche Volk. Berlin 1889.[ Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 10.12.2017.](http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11023544-7)
gütigst von mir anzunehmen. Eine öffentliche Besprechung von einem
so wohlwollenden und so berufenen Buchfeiler würde mich zu leb-
haftem Dank verpflichten. Darf ich nach so vielen Beweisen Ihres
Wohlwollens, um dessen Fortdauer ich dringendst bitte, auch auf
diesen
diesen neuen nehmen?
Ich wünsche und hoffe es und in dieser Hoff-
nung, mit wiederholtem iñigen Dank und den besten Grüßen
bin ich in vorzüglicher Hochachtung
Ihr getreulich ergebenster
Dan. Sanders
Altstrelitz (Meklbg), 2 12, 89
„Mit siebzig Jahren
Hast du so Manches doch erfahren,
Was Jüngern kann als Richtschnur dienen.
Das Nützlichste verkünd‘ es ihnen,
Was dich gelerht hat Jahr und Tag.“
Vor Allem Ein: Das, was man heut zu thun vermag,
Soll man gleich heut auch frisch besorgen
Und nicht verschieben bis auf morgen.
Dieser meiner Lehre getreu, schreibe ich gleich noch heute am
Abend meines siebzigsten Geburtstages zur Vervielfältigung und zur
Veröffentlichung für alle Die, welche mich durch Glückwünsche, Auf-
merksamkeiten und Spenden so herzinnig erfreut und beglückt haben,
diesen Gesammtdank nieder. Jedem Einzelnen insbesondere zu danken,
ist unmöglich; aber ich bitte und wünsche, daß jeder Einzelne das hier
Ausgesprochene als auch an ihn besonders gerichtet ansehen und
annehmen möge.
Alle die mir heute zugegangenen guten Wünsche, erwiedere ich
mit den zwei kurzen, Alles ind sich fassenden Worten:
Alles Gute!
und ich schließe mit der herzlichen Bitte, die mir heute in so reichem
Maße bekundete freundliche und wohlwollende Gesinnung mir bis an
mein Lebensende und darüber hinaus zu bewahren.
Dankbarst ergeben
Daniel Sanders
Altstrelitz, 12. November 1889.