Texas.
Mittheilung über die erste Expedition nach dem Grant des
Mainzer Vereins.
Nachdem ohngefähr eine Woche mit den erforderlichen Vor-
arbeiten hingegangen war, brach am 17. December 1846 eine
gut ausgerüstete Truppe von 15 Mann, unter Führung des
Directors von Friedrichsburg, auf, versehen mit Proviant für
etwa 3 Wochen, um das Vereinsland zwischen Llano und Co-
lorado zu besichtigen. Als Wegweiser und Jäger bei diesem
Zuge in die weite Wildniß des Westens waren zwei rüstige
Leute von dem befreundeten und gesitteten Jndianerstamme der
Schonies (Shawnees) gewonnen worden, deren gegenwärtige
Wohnstätte nicht weit entfernt von der Heimath aller in den
Westen verbannten Rothhäute ist, worunter man die weitläufigen
Gebiete von Missouri, den Osagen district und das westliche
Arcansas versteht. Jn letzterem Gebiete, zwischen den Flüssen
Washitta und Canadian haben die Schonies ihre Dörfer und
ziehen dort nothdürftig ihren Mais, Pataten, Kartoffeln, Kala-
bassen und dergl. mehr. Sie besitzen Schweine aber keine Rind-
viehheerden. Wegen der besseren Jagd durchstreifen sie alljähr-
lich mit dem ihnen eng verbrüderten Stamme der Delavaren
verbunden, einen großen Theil von Texas und treiben einen ausge-
dehnten Handel mit Fellen, besonders von Hirschen. Beider Stämme
frühere Heimath ist der Ohiostaat. Jn der Jagd sind sie und
der ebenfalls befreundete Kickapus (Kickapoos) ganz unübertrefflich,
und da sie nur der Häute wegen jagen, so nimmt das Wild in
den westlichen Gegenden, wo sie jährlich erscheinen, sichtlich ab.
Nicht selten begegnet man in den westlichen Gegenden des Landes
einzelnen Jndianern, die 20 bis 30 Hirschfelle auf ihren Pack-
pferden vor sich hertreiben.
Der ältere unserer beiden Begleiter nannte sich Wilh. War-
skine, der jüngere ließ sich stets mit seinem indianischen Namen
„weißer Leopard“ nennen. Das Gepäck und die Decken nebst
Proviant wurden auf einen mit 2 Maulthieren bespannten leichten
Wagen gelegt, 4 Maulthiere wurden vor eine 6 pfündige Kanone
spanischer Fabrik gespannt; zwei überzählige Maulthiere wurden
außerdem als Packthiere mitgenommen und gelegentlich mit frischem
Fleisch beladen, außerdem ein Paar Packsattel auf den Wagen gelegt.
Gegen Mittag wurde abgefahren, aber schon am ersten Bache
verursachte die Kanone einen unerwünschten Aufenthalt, wir fuhren
in südöstlicher Richtung am Steinbruche vorbei und fanden2 1 / 2
Meilen von Friedrichsburg die ersten frischen Büffelspuren. Hier
überschritten wir eine Hügelreihe an einer Stelle, wo sie eine Art
Pforte bilden.
Nachdem wir mit einigen Schwierigkeiten noch einige Bäche
passirt und etwa 4 Meilen zurückgelegt, kamen wir an den Buf-
falocreek. Unsere Jäger ritten zum Jagen ab, kamen aber ohne
Beute heim, sie hatten einen todten Büffel in der Nähe gefunden
und die Prairie brennend; da der Wind auf uns zu blies und
wir das Feuer fürchteten, passirten wir den Bach, um drüben das
Lager aufzuschlagen, wo das Gras bereits abgebrannt war. Am
Tage war die Witterung angenehm gewesen, die Nacht wurde es
kalt. Der Director theilte die Wache ab in 5 Abtheilungen, jede
zu 3 Posten.
Am 18. setzten wir den Marsch fort, passirten Posteichen-
waldungen mit lichten Stellen, Bäche und einige Hügel, die ganz
tafelförmige freie Flächen hatten, und ziemlich steil nach allen
Seiten abschüssig waren. Ein ziemlich steiler, felsiger Hügel,
den wir jetzt passirten, war die Wasserscheide zwischen Llano und
Piedernales, an welchem wir einen Jndianerpfad fanden und
nun diesen verfolgten. Wir fanden die Spuren der kürzlich durch-
gekommenen Jndianer. Auf der Anhöhe fanden wir einen aller-
liebsten Bach, und auf der Fläche viele von den kleinen Hasen.
Auf unserem heutigen Wege zeigen sich zuerst die uns noch nicht
vorgekommenen Gebirgsbildungen in Granit und Quarzfelsen mit
mancherlei Versteinerungen. Die sich hier viel durchkreuzenden
Pfade von Jndianern zeigen, daß dieselben oft hier gewesen.
Wir machten heute einen Weg von 8 Meilen und aßen Fleisch
von einem frisch erlegten jungen Panther; es schmeckte etwas nach
Katzenfleisch, aber zart und gut.
Am 19. December ward durch Posteichen und Pekan = Wald
weitergezogen; mußten wir, durch ein tiefes Thal voll der größten
Granitblöcke aufgehalten, unsern Weg mehr östlich nehmen, ge-
nossen an mehreren Punkten einer wunderschönen Aussicht, und
lagerten an einem schönen klaren Bache in einer Entfernung von
5 Meilen vom gestrigen Ruheplatze.
Am 20. Heute hatten wir einen halsbrechenden Weg durch
Schluchten und über felsige Höhen, passirten mehrere schöne Bäche;
besonders einen, der hier einen reizenden Fall von über 100 Fuß
Höhe hatte. Hier zeigten sich uns die ersten Büffel und unsere
Führer erlegten einen; am Abend zeigten sich wieder mehrere, die
Wilden zogen aus und waren wieder so glücklich einen zu erlegen.
Die schönen Aussichten wechseln, und einen ganz eigenthüm-
lichen Reiz gewähren die flachen Berge, auf denen mehrere einzelne
Granitblöcke stehen, so daß sie in der Ferne ganz den Eindruck
der Ruinen am Rhein machen; einer dagegen sah aus, wie von
Festungsmauern in den verschiedensten Richtungen eingeschlossen.
Heute fingen wir eine Tarantel, und sahen viele Rebhühner.
Unser Weg betrug 4 Meilen.
Den 21 Nach kalter Nacht, ein heißer Tag. Nachdem
wir die Felsen hinter uns hatten, kamen wir in ein reizendes
Thal, das sich gegen Norden erstreckt, und passirten den Weiden-
bach. Das sich bis zu 5 Meilen erweiternde Thal, hat sehr schönes
Meskitgras; wir passirten hier ein verlassenes Lager der Kiekapu-
Jndianer, und kamen an den Chimalfluß, den bedeutendsten süd-
lichen Zufluß des Llano. Dieser Fluß hatte ein sehr großes
Bett, aber wenig Wasser, einzelne stehende Stellen ausgenommen,
die voll Wasservögel waren. Wir rückten weiter, schlugen nach
einem 8 Meilen weiten Marsch unser Lager auf und hielten einen
großen Büffelschmaus.
Jn der Nacht kamen, nach Aussage der Schonies, 70 Kiekapus
an unserem Lager vorbei, ohne uns zu stören.
Am 22. Ruhetag, an welchem ich ein Peckari=Schwein von
70 P erlegte; die Puterjagd lieferte nichts. Einer von den
Fuhrleuten kam ins Lager gelaufen, mit der Doppelflinte in der
Hand, halb todt vor Schrecken, weil er einen kleinen Panther
aufgescheucht, der neben ihm weg auf einen Baum gesprungen
war. Der Tag war sehr schön, die Vögel in Unzahl sangen
herrlich, Blumen und Schmetterlinge in Menge. Eine Lebens-
eiche in der Nähe des Lagers hatte 15 Fuß im Umfange.
Unser Abendbrot wurde durch die Markknochen der Büffel,
die im Feuer geröstet wurden, noch um eine Delikatesse vermehrt.
Am 23. Nach 8 Meilen weitem Marsch über eine Hoch-
ebene, auf der sich noch eine Quelle fand, nach guter Büffeljagd,
( unsere Schonies brachten 2 Stück ) beim heitersten Wetter, lager-
ten wir auf guter Weide.
Am 24. Mehrere wilde Bienen wurden heute ihres Honigs
beraubt, sonst stieß uns nichts Ungewöhnliches auf.
Der 25. war ein glühend heißer Tag. Wir passirten 3 Bäche
und bemerkten hier eine auffallende Verschlechterung am Holz-
wuchs, der sich meistens auf unbrauchbare Lebenseichen beschränkt.
Gegen Mittag stießen wir auf einen großen Panie = Pfad ( Trail
of the Pawnees ) , der sich in südwestlicher Richtung vom Llano
wegzuziehen scheint.
Endlich, nach 8 Meilen langem Marsche, erreichten wir den
Llano. Jm vertieften Flußufer fanden wir mehr als fußhohen
wilden Roggen, worin unsere Pferde schwelgten. Die Entfernung
von hier bis Friedrichsburg, beträgt auf dem von uns gemachten
Wege 48 Meilen.
Am andern Tage, den 26., verlegten wir unser Lager eine
Meile flußaufwärts und gönnten unsern Pferden gutes Futter
und Ruhe; eine unangenehme Unruhe zeigten unsere Jndianer.
Wir hatten Besuch von einem Kiekapu = Jndianer, der uns an-
zeigte, daß am folgenden Tage ein Dutzend von seinen Leuten
zu uns stoßen würden. An Rebhühnern, Gänsen und Enten war
Ueberfluß, doch schossen wir wenig, da sie zu schen waren. Der
Llano ist hier sehr breit, fast wie der Rhein, voller Jnseln und
Riffe, fließt sehr hastig.
Am 27. gingen wir flußabwärts, um eine Furth zu suchen.
Die der Delawaren war gut, fand aber auf dem linken Ufer die
Auffahrt zu steil, somit für jetzt unbrauchbar. Holz ist hier wenig
und schlecht, das Gras schön.
Am 28. gingen wir wieder stromaufwärts, durchschnitten
unsern alten Weg, machten eine vergebliche Büffeljagd, passirten
drei kleine Gewässer; die Jndianer schossen 2 Hirsche auf der
Höhe der Gebirge, welche die Gewässer des Llano von den süd-
lich fließenden scheiden. Es war ein sehr schöner warmer Tag.
Am 29. Dec. Diesen Tag begrüßten wir mit einem Kanonen-
schuß. Als wir den Chimal ( oder Crub aple Creek ) über-
schritten, versuchte eben eine Heerde Büffel den Uebergang; durch
uns erschreckt, machten sie Kehrt und suchten das Weite. Die
Büffel machen einen eigenen fast possirlichen Eindruck, wenn man
sie, in kurzem Galopp dahin stolpernd, sich fortwälzen sieht. Wir
gelangten an diesem Tage bis ins Felsenthal bei sehr angenehmem
Wetter. Jn der Nähe fanden wir ein Stück sorgfältig ange-
grabenes Land. ( Unsere Jndianer waren auf der Bärenjagd. )
Kurz darauf fallen 10 Schüsse. Ein Nassauer früherer Wild-
dieb wird fortgeschickt, um zu untersuchen, kommt alsbald durchnäßt
zurückgerannt, und macht eine schreckliche Beschreibung von einem ge-
tödteten Jndianer, von sich fortsetzendem Kampfe, und geberdet sich
dabei so schrecklich, daß manches Heldenherz in unserem Kreise
zu klopfen anfing. Wir trafen einige Vorsichtsmaßregeln, ver-
doppelten die Posten, machten die Gewehre fertig und erwarteten
die Dinge, die da kommen sollten. Es erschienen aber nur unsere
Wilden; sie hatten einen Bären erlegt und beim Ausweiden sich
der Kleider entledigt, in dieser Position aber unserm Nassauer
so großen Schrecken eingeflößt. Die Jndianer hatten heute einen
großen Panther gesehen.
Am 30. folgte nach kühler Nacht ein warmer Tag; aber-
mals tödteten die Jndianer einen feisten Bären, der etwa 600 P
wiegen konnte. Ein Mann macht sich mit mir auf, das ganze
Thier aufzuladen. Unterwegs schießt der „weiße Leopard“ noch
einen Hirsch im Sprunge mitten durch's Herz. Mit Stricken
wurde der Bär aus der Höhle gehoben, in das Lager am süd-
lichen Abhange des Felsenthals gebracht und dort das faustdicke
Fett zerlassen. Die Jndianer haben einen eignen Glauben, wo-
durch sie stets fette Bären zu erhalten beabsichtigen; sie reiben
unter eigener Ceremonie dem todten Bären ein Opfer von Tabak
auf die Brust. Um Mitternacht wurde das neue Jahr mit 3
Kanonenschüssen gefeiert. Wir bemerkten unsern Jrrthum um
24 Stunden erst in Friedrichsburg. Wir setzten unsern Rück-
marsch fort.
Am 31. Büffeljagd, und unser Jndianer bringt einen ge-
fangenen Mustang.
Den 1. Januar 1847 erreichten wir Friedrichsburg, begeg-
neten auf dem Wege noch einer Abtheilung von 15 Schonies,
fingen 2 junge Peckarie = Schweine ein, und ruhten nun von unserer
Reise aus, um auf dem uns nun bekannten Wege, bald eine
zweite zu beginnen.V. B.
Correspondenz.
Mainz, den 27. August 1847.
Welcher Mißbrauch im Auswanderungswesen mit dem Agen-
turgeschäfte getrieben wird, davon kann ich Jhnen heute ein hübsches
Beispiel erzählen. Ein hiesiger junger Mann, Namens Kr--t,
der sich auf dem Bureau des Hrn. Paulsen dahier einige Kennt-
nisse in dem Emigrationsgeschäfte erworben hatte, treibt nun
nachdem er seinen Dienst bei Paulsen verlassen, als improvisirter
Agent das Geschäft auf eigene Faust, ohne von irgend jemandem
dazu autorisirt zu sein. Er geht von Dorf zu Dorf, wirbt un-
wissende Leute zur Auswanderung, zeigt ihnen eine in holländischer
Sprache geschriebene, mit großem Siegel versehene Vollmacht vor,
ausgestellt von einem ganz unbedeutenden Wirth in Rotterdam,
Namens Hartung, der wohl ebenso, wie Hr. Kr--t das Aus-
wanderungswesen ausbeutet, und eben so wenig wie sein An-
werber in irgend einem Besitz von Transportmitteln, noch in irgend
einer Verbindung mit Schiffsrhedern steht, sondern der die ge-
nannte Vollmacht für seinen Werber durch irgend eine notarielle
Mithülfe herbeigeschafft hat, ohne daß dieselbe von einer städtischen
Behörde oder irgend einem Consul beglaubigt wäre. Beiden ist
es nur um das Zusammentreiben einer Heerde Auswanderer und
um den dabei zu machenden Profit zu thun, ganz unbekümmert,
an welchen Schiffseigner sie später die Heerde überlassen, und ob
überhaupt die Angeworbenen gehörig befördert werden. Die
Klagen der Getäuschten werden freilich früher oder später laut,
doch meist erst, nachdem der Nachtheil für die Getäuschten nicht
mehr gut zu machen ist. Ein solcher Fall kam dieser Tage hier
vor, der sogar die Polizei beschäftigte. Genannter Hr. K--t
hatte einem Angeworbenen zwischen 80 und 100 fl. abgenommen
und ihm einen Schein gegeben, worauf bloß stand: „erhalten für
Passage und Seeproviant so und so viel“, doch nicht wohin die
Passage gerichtet ist, ob nach Amerika, oder nach Algier, oder
nach Neu = Seeland. Dem Getäuschten wurde endlich die Sache
verdächtig, und er suchte den Quasi = Agenten K--t auf, ohne
ihn finden zu können. Als ihm dieses endlich mit Hülfe der
Polizei gelang, kostete es große Mühe, das Geld wieder zurück-
zuerhalten und der Getäuschte mußte noch die Uhr des Pseudo-
Agenten an Zahlungsstatt annehmen, um nur wieder zu seinem
Geld zu kommen. Dieses Factum kann die hiesige Polizei be-
kräftigen. Ein solches Streben ist allerdings geeignet, das ganze
Emigrations= und Beförderungsgeschäft zu verdächtigen und selbst
auf die solidesten Agenturen ein ungünstiges Licht zu werfen.
Eben deßhalb aber ist es Aufgabe der respectiven Behörden, auf
solche Leute, die ohne alle Concession, ohne alle gültige Vollmacht,
ohne alle Garantieen, selbst ohne alle Mittel, unerfahrene Leute
zur Auswanderung überreden und ihre Beförderung übernehmen,
ein wachsames Auge zu haben, theils um die Unterthanen vor
Schaden zu bewahren, theils um die reellen und concessionirten
Beförderungsgeschäfte im Jnteresse der Auswanderung selbst, die
doch nun einmal eine Nothwendigkeit geworden ist, aufrecht zu
halten, und ihnen das wohlverdiente Vertrauen zu sichern. --
Noch ein Wort
über Auswanderungs=Vereine.
Die allgemeine Auswanderungs=Zeitung No. 41. vom 12. Juli
enthält meinen in dem in Braunschweig erscheinenden allgemeinen deut-
schen Volksfreunde aufgenommenen Aufsatz über die Auswanderung
und ihre Folgen zum Theil im Auszug, zum Theil ganz, und fällt
darüber ein Urtheil, welches in mehrerer Hinsicht richtig ist, aber mich
dennoch veranlaßt, meine Ansichten von dieser Sache näher zu erör-
tern! Leider hat der Verfasser dieser Beurtheilung Recht, wenn er
offen erklärt, daß die bis jetzt in Deutschland entstandenen Vereine
zum Schutze der Auswanderer für diese von keinem bedeutenden Nutzen
gewesen sind; allein die Behauptung, daß dieses traurige Verhältniß
auch fernerhin so fortbestehen werde, kann ich nicht theilen. Alle
diese Vereine, welche ich kenne, haben den lobenswerthen Zweck, für
das Wohl der so zahlreichen Auswanderer nach Kräften zu sorgen,
konnten aber nicht viel wirken, weil sie isolirt standen! Der in Mainz
bestehende achtungswerthe Verein zum Schutze deutscher Auswanderer
in Teras hofft in der Zukunft Ersatz für seine bis jetzt gemachten
und noch zu machenden Auslagen, sowie durch den Verkauf von Lände-
reien einen verhältnißmäßigen Nutzen zu finden. Diese Berechnung
mag wohl richtig sein, allein die Zeit, wann diese Erwartungen in
Erfüllung gehen werden, möchte sobald nicht zu bestimmen sein. Daß
die deutschen Regierungen, ja der hohe deutsche Bund die Auswande-
rung nach Amerika durch ihre Unterstützung befördern sollten, wie der
Verfasser meint, glaube ich, offen gesagt, nicht, so wünschenswerth
dieses auch wäre. Die Auswanderung ist die Sache des Einzelnen
und des Volkes. Die Regierungen werden sich schwerlich damit be-
fassen, für diesen Gegenstand durch ihre Beihulfe zu wirken, und wenn
dieses auch durch eine einfache Unterstützung zur Erbauung und Ein-
richtung der von dem Verfasser vorgeschlagenen Hospitäler in Amerika
geschehen sollte, so wird diese Beihülfe doch nicht von Dauer sein.
Die Summen, welche zu diesem wohlthätigen Zwecke nöthig
sein würden, müßten von den Landständen bewilligt werden, und so
viel ich weiß, ist kein Staat in Deutschland, der eine zu solchen
Zwecken bestimmte Casse unterhielte.
Der Einwendungen, welche gegen den so gut gemeinten Vor-
schlag des Verfassers möchten gemacht werden, würden wohl viele
sein und wir wissen bereits, daß in Preußen die Ansicht herrscht, es
sei besser, die in mehreren Provinzen dieses Landes entbehrlichen Be-
wohner derselben in andere nicht so bevölkerte Provinzen zu versetzen,
und ihnen da ein passendes Auskommen zu verschaffen, als ihre Aus-
wanderung nach Amerika zu befördern.
Wenn nun ein so bedeutender Staat, wie Preußen ist, solche
an sich auch richtige Ansichten hat, so wird derselbe schwerlich darein
willigen, fortwährend jährlich Summen in das Ausland zu senden,
von denen sich keine für den Staat günstige Rückwirkung erwarten
läßt. Dann würden diese Ausgaben auf andere deutsche Staaten
fallen und auch diese möchten dagegen Einwendungen machen, vorzüg-
lich da im Zollvereine die Einkünfte nach der Seelenzahl vertheilt
werden. Allein keine Regierung kann und wird den Fabrikanten und
Kaufmann hindern, sich durch eine für ihn unbedeutende jährliche
Zahlung von 3 Thlr. sowohl bei einem guten Werke zu betheiligen,
als sich dadurch Gelegenheit zu verschaffen, für seine Waaren einen
ausgedehnten Markt zu erhalten. Als Kaufmann kenne ich die Schwie-
rigkeiten, welche der Verkauf von Waaren in eine Gegend, wo es
dem Besitzer derselben an Bekanntschaften mangelt, verursacht. Manche
Waaren, welche in der Mitte von Deutschland verfertigt werden und
sich vielleicht sehr gut zur Ausführung nach Amerika eigneten, wer-
den entweder gar nicht oder doch nur in geringer Quantität dahin
versendet, da die Verfertiger davon in dieser Hinsicht ganz von der
Meinung und dem guten Willen der Kaufleute in den Hansestädten
abhängen. Daß ein solcher Fabrikant für seine eigene Rechnung
Probesendungen in überseeische Länder machen sollte, geschieht selten
oder gar nicht, da dieses mit vielen Schwierigkeiten verknüpft ist,
und er auch nur in seltenen Fällen Bekannte da hat, an welche er
solche Sendungen mit Sicherheit machen konnte, bei denen er doch
stets die Hülfe eines in einer Seestadt wohnenden Kaufmannes nöthig
hat. Hierin liegt der große und wichtige Vortheil, der, wenn mein
Vorschlag berücksichtigt werden sollte, daraus entstehen kann und
würde, daß nämlich jeder Fabrikant und Kaufmann, der in Deutsch-
land an irgend einem Platze wohnt, dann eine sichere Gelegenheit
erhält, seine Waaren direct nach Amerika senden zu können, ohne
genöthiget zu sein, solche erst an Kaufleute in Bremen und Hamburg
zu verkaufen, oder solche in letzterer Stadt in Auctionen loszuschlagen.
Daß mein Plan aus diesem Grunde in diesen Städten nicht sehr
begünstiget werden würde, habe ich erwartet; indeß würde sich die
Sache, selbst bei entstehendem Widerspruche der größern in diesen
Städten wohnenden Kaufleute, doch einrichten lassen, da mancher junge
Kaufmann die Gelegenheit ergreifen würde, sich durch die Besorgung
der zu versendenden und Annahme der eingehenden Waaren einen
wenn auch mäßigen, doch sichern Verdienst zu verschaffen. Allein das
hauptsächlichste Hinderniß möchte in Amerika selbst zu suchen sein, da
manche da wohnenden Kaufleute dann nicht mehr im Stande sein
würden, ihre Waaren zu so hohen Preisen anbringen zu können, wie
dieses wahrscheinlich jetzt geschieht. Jch hin überzeugt, daß viele
deutsche Fabrikanten und Kaufleute, welche meinen Vorschlag gelesen
haben, diese Ansicht theilen und daher erst abwarten werden, welche
Aufnahme derselbe in Amerika findet, bevor sie sich darüber erklären.
Doch mag geschehen, was da wolle, mag mein Vorschlag berücksichtiget
werden oder nicht, er war eben so gut gemeint, wie derjenige des
geehrten Verfassers, welcher, wie ich vermuthe, Herr Dr. Büttner
ist. Wir Beide, die wir gleichen Zweck verfolgen, wollen uns,
obgleich wir uns persönlich nicht kennen und weit von einander woh-
nen, freundlich die Hand reichen und die Sache Demjenigen überlassen,
der die Schicksale der Fürsten und der Völker lenkt. Er, der all-
mächtige, stets gütige und weise Gott, wird Mittel und Wege wissen,
wie diese Sache am Besten zum wahren Wohl der Menschen eingerichtet
werden kann. Bereits haben sich in New = Orleans ( St. Louisstraße
No. 23. ) und in Pernambuco in Brasilien neue Hülfsvereine unter
den dasigen Deutschen und Schweizern gebildet. Jn New = York ist
außer der deutschen Gesellschaft ein Volksverein zur Unterstützung der
armen Deutschen entstanden. Andre Städte werden diesen Beispielen
nachfolgen und bald wird es keine große Stadt in Nord= und Süd-
Amerika mehr geben, worin die da wohnenden bemittelten Deutschen
es nicht für eine Ehrensache halten werden, an solchen Vereinen
Antheil zu nehmen und durch Wort und That zu beweisen, daß sie
noch Anhänglichkeit an ihr Vaterland haben. Und sollte dann das
große schöne Deutschland, wenn seine Bewohner sehen, wie viel die
früher von ihnen geschiedenen Brüder und Schwestern für die armen
Landsleute thun, welche zu ihnen kommen, ferner in seinem Still-
schweigen verharren? Nein, ich kann dieses nicht glauben! Es wird
mit Gottes Hülfe anders werden. Die deutschen und die amerika-
nisch deutschen Vereine werden sich verständigen und aus dieser Ver-
einigung werden gute Folgen entstehen.
Altendorf bei Holzminden am 18. Juli 1847.
Friedrich Hühn. Süd=Afrika.
Dem „Eastern Star“ zufolge hat sich zu Kapstadt eine
Actiengesellschaft zum Baumwollenbau im südlichen Kaffernlande
gebildet. Diese Gesellschaft sieht aber ein, daß sie nur dann gute
Geschäfte machen kann, „wenn Arbeiter zu niederm Taglohne aufge-
trieben werden können.“ Wo gedenkt man nun diese Arbeiter zu
niederm Taglohne aufzutreiben? Jn England? Dort würden sich
schwerlich solche finden lassen. Jn Jrland? Arbeiter zu niederm Tag-
lohne gibt es dort genug; aber auch fleißige Arbeiter, die mit der
Kraft des Zugstieres auch dessen Ausdauer verbinden? Nein, die gibt
es nur auf einem Fleck der Erde, nur in Deutschland. „Mehrere
deutsche Familien,“ heißt es weiter, „sollen herbeigerufen werden, um
die Eingeborenen beim Baumwollenbau zu leiten.“ Man hofft die-
selben mit dem Anbieten von „kleinem“ Grundbesitze zu locken. --
Bald werden wir gewiß die glänzendsten Schilderungen der dortigen
Länder und Verhältnisse hören; Agenten werden keine Einrückungsge-
bühren sparen, und Michel wird sein Letztes verkaufen, um sich für
Kind und Kindeskind zum Sklaven Dessen zu machen, der sich mit
seiner Emancipation der Schwarzen so gewaltig brüstet. Denn auf
andere Absatzwege kann der Anbauer nicht rechnen, als auf die, welche
ihm die Actiengesellschaft erlaubt. Dieser wird er seine Erzeugnisse
zu dem Preise verkaufen müssen, die sie ihm bietet. So hat der Eng-
länder in günstigen Jahren den sichern, wohlfeilen Gewinn, ohne die
Ungunst der Ernte selbst zu tragen. Welch eine Zuchtruthe der Brite
in seinen Kolonien führte und führt, ist bekannt; und wie es am
Kap aussieht, erkennt man daraus, daß der dort eingeborene holländi-
sche Bauer sich auf die Gefahr hin, europäische Gesittung ganz einzu-
büßen, lieber zu den Hottentotten schlägt, als den Engländern gehorcht.
Zum Ueberfluß ist jene Gegend eine der ungesundesten ( ? ) ; Tausende
von deutschen Soldaten haben dort in holländischen Diensten ihr Grab
gefunden. Aus jener Zeit stammt das Lied: „Auf, auf, ihr Brüder,
und seid stark!“ Soll es wieder angestimmt werden? ( Deutsche Ztg. )
Auch von Bremen aus ist neuerdings an Auswanderungs-
lustige die Einladung ergangen, auf der Südostküste Afrika's eine
Muster=Kolonie gründen zu helfen; es stehen aber dieser Einladung
bei weitem weniger Bedenken entgegen, als der Uebersiedlung nach
dem Cap der guten Hoffnung. Das Klima der Kolonie Port
Natal zeichnet sich durch seine Gesundheit und verhältnißmäßige
Milde, die Vegetation in Folge reichlicher Bewässerung durch Ueppig-
keit, der Boden durch Fruchtbarkeit aus; reiche Savannen auf dem
Rücken der Terrassen wechseln mit anbaufähigem Boden in den Thä-
lern und dichten Wäldern an dem Abhange der Gebirge. Das Land
ist seit 1844 eine englische Kolonie unter besonderem Gouverneur;
allein es gibt auch bedeutende deutsche Grundbesitzer da, wozu nament-
lich Herr Johannes Bergtheil gehört, und sowohl die ausge-
zeichnete Lage als der Producten = Reichthum der Kolonie lassen ein
schnelles Aufblühen derselben nicht bezweifeln. Mit den unruhigen,
raubsüchtigen Kaffern haben es mehr die sogenannten Boers als
die Port=Natal=Kolonisten zu thun. Die Boers sind frühere Ansied-
ler, welche, um sich der Oberherrlichkeit Englands zu entziehen, die
Küstenstriche räumten, sich von den Kaffern nach dem Jnnern zu neues
Terrain erkämpften und nunmehr für die im Stich gelassenen Lände-
reien eine willkommene Schutzwehr bilden. Es leben aber auch eine
Menge friedliebender, etwas civilisirter Kaffern in den Kolonien, und
diese gehen bei Deutschen, die ihnen eine liebevolle Behandlung zu
Theil werden lassen, gern gegen geringen Lohn in Dienste. Das den
Einwanderern von Herrn Bergtheil zugesicherte Land ist nur eine
deutsche Meile von der Meeresküste entfernt.
Tennessee. Schreiben des Pastors Behr an Archidiakonus Körner in Schnee-
berg. Vgl. Nr. 43 dies. Z. S. 332, und Nr. 44. S. 341.
„ Endlich, endlich erhalten Sie die längst gern Jhnen gesandten
Zeilen, mein hochverehrter Herr und Freund, aber in ganz anderer
Form, als ich damals von meinem geliebten Schwarzenberg aus Jhnen
schrieb. Fortgesetztes Studium und Mittheilungen, welche mir glück-
licherweise schon in Dresden und wirksamer noch in Hamburg gemacht
wurden, schreckten mich gänzlich von Pennsylvanien ab, und, indem ich
dem Freundschaftsgefühle und den gedruckten Belehrungen mich anderweit
hingab, wählte ich das Erzgebirge Tennessee's zu meiner künftigen
Heimath. Eine Aufwartung, die ich in dieser Absicht zu New = York
dem Herrn Kaufmann Gerding -- durch den ich alle Briefe am
sichersten erhalte -- machte, war zu so guter Stund von mir geschehen,
daß er mir nach kurzer Erklärung meiner Absicht, zurief: „Sie
kommen wie gerufen! Herr Günther, mein Agent auf meinen Lände-
reien in Osttennessee, hat gestern resignirt, seine Resignation ist an-
genommen, und ich habe an seine Stelle hier Hrn. v. Kienbusch ( aus
der Gegend von Plauen im sächsischen Voigtlande ) , meinen bisherigen
Buchhalter, ernannt. Mit diesem können Sie in Kurzem nach Tennessee
reisen und das Land besehen. Sie bringen oder versprechen, was
uns fehlt, gute Kolonisten, und wir haben Landes genug für sie, ich
will Jhnen 50,000 Acres überlassen ec. “ -- Die Verhandlungen
wurden an diesem und mehr noch am folgenden Tage ziemlich warm,
indem über Nacht die Herren sich einige Beschränkungen für mich
ausgesonnen hatten, sich selbst aber immer obenauf schwimmen ließen;
allein ich dachte: hier gilt es! und sprach frei von der Leber weg,
und Das schien dem launigen Herrn Gerding gerade zu gefallen, und
so wurde ich denn bevollmächtigt, in Verbindung mit Herrn Otto
von Kienbusch den Verkauf sämmtlicher Ländereien des Hrn. Gerding
hier in Tennessee zu besorgen. Diese Ländereien dehnen sich zur Zeit
15 englische ( etwa 3 deutsche ) Meilen weit aus, sind wunderbar schön,
bald mild, bald wild romantisch, ähneln der Gegend unmittelbar um
den Milschauer herum, dessen Stellvertreter ich hier auch vor meinem
Fenster erblicke, und dem Thüringer Walde, wo ich denn auch schon
einen Stellvertreter des Jnselsbergs ( bei Gotha ) gefunden und bestiegen
und oft auf den von mir bestiegenen Bergspitzen mit Bewunderung
und Entzücken die freilich sehr öde Wildniß überschaut habe. Seit
drei Jahren etwa ist unter Herrn Günther diese Gegend von etwa
150 bis 200 Darmstädter und Schweizer Kolonisten angebaut worden,
sie verlieren sich wie Tropfen im Weltmeer ringsum. Oft erfüllt bei
Untersuchung des schönreizenden Gebirgslandes Jammer meine Seele,
daß solche Herrlichkeiten ganz unbenutzt von gebildeten Menschen Jahr-
tausende hindurch harren mußten -- aber die Stunde scheint geschlagen
zu haben, wo Cultur, sächsische Cultur in diese Gegenden dringen
soll -- denn das Land gewährt Alles, was man nur wünschen kann:
einen dankbaren Boden, Jn dem, in Nr. 22. d. Bl. gebrachten Artikel „die Ver. Staaten
von N. A., als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns“, haben wir,
bei Besprechung des Staates Tennessee, in Uebereinstimmung mit dem vor-
stehend Gesagten, uns dahin ausgesprochen, daß der hochgelegene Theil dieses
Staates, wenn auch nicht so fruchtbar wie seine ungesunden Niederungen,
so doch immer noch fruchtbar und durchaus gesund sei.D. Red. der beim ersten Pflügen kein Krankheits-
miasma aushaucht, die unvergleichlichste Gesundheit der Gegend, denn
krank angekommene Schweizer wurden bald wieder gesund, und alle
Ansiedler, die ich in dieser Hinsicht gewissenhaft, sorgfältig und in
verschiedenen Wendungen befragte und ausforschte, sind einstimmig voll
Lobes des herrlichen Klima's, das hier auch die Jndianer bis in die
neueste Zeit festgehalten, die aber jetzt jenseits des Mississippi jagen.
Jene versichern ferner, daß keine Mosquiten hier wären, was ich gleich-
falls von allen Seiten bestätigen hörte, und betheuern, die Hitze werde
nicht größer, als sie jetzt schon sei -- und sie ist noch sehr erträglich,
die Morgen sind wunderherrlich, die Nachmittage oft von Gewittern
abgekühlt, welche die schönen Gebirgskämme meist hinziehen -- und
alles dieß ist Folge von der hohen Lage, ( 1500 bis 2200 und viel-
leicht mehr Fuß Höhe ) und südlichen Breite, die auch den Schnee
selten aufkommen und den Winter nie angreifend werden läßt. --
Der Schooß der Berge enthält einen geheimnißvollen Reichthum, der
sichtbar zu Tage kommt in reichen Kohlenlagen, Andeutungen von
Kupfererzen und auch Brüchen von Silber und Gold -- ( die Gold-
region of Georgia ist ja nicht fern, und die hiesige Gegend verwandt
mit ihr! ) und so können Bergleute leicht, ja wahrscheinlich hier ihr
Paradies finden, wie denn, nach Herrn Günther, Osttennessee „das
Paradies Nordamerika's“ oft genannt werde. Von Sclaverei ist hier
keine Spur, und ich erinnere mich nicht, einen Schwarzen hier ge-
sehen zu haben; bloß einzelne Amerikaner haben kleine Farmen zer-
streut hier und da, sie verkaufen aber gern und räumen das Feld!
Warum strömt nun Alles nach Norden, Wisconsin, Jowa oder Missouri?
Weil die Verhältnisse bisher dieses herrliche Erzgebirge Tennessees der
Beachtung der Europäer verschlossen; ein Fatum deorum scheint hier
gewaltet zu haben. Führen Sie als Schriftsteller und Redacteur
den Götterspruch mit aus: Der Sterbliche erntet ja nur Segen
davon, wenn er dem Spruche der Götter folgt, und dieser lautet:
die Stunde ist da.
Der Preis des Landes übersteigt zur Zeit nicht den der Regie-
rungsländereien, und Zugführer erhalten Prämien, wie denn wahr-
scheinlich ein Theil des Kaufgeldes in die Koloniecasse fällt, zum mittel-
baren Besten der Käufer. Alles Mögliche werden wir thun, auch
durch Gestattung von Fristzahlung, um es den Ansiedlern zu erleichtern.
Es leben hier fast bloß Deutsche. -- Der Pastor heißt Wilken aus
dem Hildesheimischen; auch sind schon zwei Aerzte da, wovon der
eine bloß privatisirt. Der fungirende heißt Dr. Götz. Auch ein
Herr Schulze aus Leipzig ist hier, er hat jüngst 50,000 Acres gekauft;
ein lieber Mann.
Wenn man hierher den Weg über New=York einschlägt, den ich
nach dem Rathe des Capitän Wienholz einschlug, auf dessen Schiff:
„ Sir Isaac Newton,“ ich überfuhr, welches bis gegen Ende Septbr.
ohne Gefahr zur Benutzung offen steht, so kann man zwar zu Wasser
auf bekannten Canal= und Eisenbahnwegen bis zur Mündung des
Tennessee gelangen und da mit Dampfschiff bei gutem Wasser bis
Kingston, 5 deutsche Meilen von hier, kommen, allein der Weg ist
ein weiter Umweg; man muß daher lieber das mit jedem Sonnabende
von New = York abgehende Dampfschiff Southerner oder Northerner
benutzen, welche beide Schiffe mit einander abwechseln und regelmäßig
nach Charleston fahren, wo sie allemal Dienstags früh anlangen.
Das Zwischendeck ist für Passagiere recht gut -- wie sie nun einmal
sind, die Zwischendecke! -- und ich hörte auf dem Southerner durch-
aus keine Klage -- die Cajüte aber ist groß und prachtvoll! Den
Northerner habe ich gar nicht gesehen, er ist ganz neu erst jüngst
in See gelaufen. -- Dann stieg man vom Dampfschiffe sogleich auf
die wartende Eisenbahn, welche zwar noch nicht ganz fertig ist, später
aber wohl bis Kingston gehen wird. Dann geht die Reise noch ein
paar Tage zu Wagen oder zu Pferde oder sonst wie hierher nach
Tenessee, durch lauter schöne Gegenden, und zur Rechten immer die
Kette der Smoky mountains im Angesichte! Der Eintritt in Tennessee
ist sehr wohlthuend und befriedigend; gleich die erste Stadt Cleveland
ist nett, die Fluren sind nach Verhältniß gut gebaut, man sieht schöne
Pferde, findet gute Wirthshäuser, und überall sind die Deutschen,
zumal als Ansiedler, etwas Neues und sehr willkommen. So gelangt
man endlich bei Kingston an den Tennessee, und von da steigt man
ins Erzgebirge hinauf, bis hierher!
Doch ich breche ab. Alle zur Auswanderung Gedrängte oder
Entschlossene lade ich mit gutem Gewissen vor Gott ein, hierher zu
kommen ( wo möglich direct über Charleston zu allen Zeiten des
Jahres, weil im Sommer der Aufenthalt nur etwa eine Stunde
dauert -- ) und dann bei Fleiß und Geschick nicht nur eines vollkom-
men sorgenfreien Alters, sondern auch eines sich sichtbar mehrenden
Wohlstandes gewärtig zu sein. Die Bedingung der Aufnahme in die
Kolonie ist für Arme: die Bürgschaft eines Bemittelten für sie
während des ersten Jahres, späterhin wird sich alles von selbst
finden. Sämereien aller Art sind willkommen. Erdäpfel gedeihen
hier. Fabriken werden gewünscht.“