Christliche Leichpredigt/
Bey der Begräbnus
des Ehrwürdigen / Hochgelehrten
Herren / Lucae Osiandri, der H. Schrifft
Doctoris, so Montags den 17.
Septembris,
Anno 1604. in Christo seliglich entschlaf-
fen/vnd Mitwochs/den
19. hernach
zur Erden bestattet
worden.
Gehalten zu Stutgarten in der
Stifftkirchen/
Durch
M. Iohannem Magirum, Probst
daselbsten.
Tübingen/
Bey Georgen Gruppenbach/
Anno/1604.
2. TIMOTH. 4.
Ich werde schon geopffert / vnd die zeit meines Abscheidens ist fürhanden. Ich
hab einen guten Kampff gekämpffet / ich hab den Lauff vollendet / ich hab
Glauben gehalten. Hinfurt ist mir beygelegt die Kron der Gerechtigkeit / welche
mir der HERR an jenem Tag / der gerechte Richter geben würdt. Nicht mir allein /
sondern auch allen / die seine Erscheinung lieb haben.
Außlegung.
GEliebte im HERREN Christo. Es vermanet die Epistel zu den Hebrçern /Hebr. 11. alle Christliche Zuhörer: Sie sollen
gedencken an jhre Lehrer / die jnen das Wort Gottes gesagt haben: deren end
sollen sie anschawen / vnnd jhrem Glauben nachfolgen. Nun ist der heilige
Apostel Paulus auch ein Lehrer des Göttlichen Worts / vnnd nicht ein geringer /
sondern vom heiligen Geist Hocherleuchter Lehrer gewesen / von welchem der HERR
Christus selbs zeuget: Er sey jm ein AußerwöhlterActor 9. Rüstzeug / daß er seinen Namen trage für den Heiden / vnd
für den Königen. Vnd ist ein solcher Lehrer / der nicht allein denen / so zu
seiner zeit gelebt / das Wort Gottes gesagt / sondern durch seine vom heiligen
Geist selbs dictierte Schrifften (die er vns als ein thewre Beylag vnd him̃lischen Schatz hinderlassen) lehret vnnd predigt er noch
heutigs tags / vnd würdt predigen /
biß ans end der Welt. Actor. 20.Darinn er auch
vnser Lehrer ist / der in bemelten seinen Schrifften vns allen Rath Gottes
offenbart / vnd bezeuget (als die Summam seiner Lehr) die Buß zu Gott / vnd den
Glauben an vnsern HERREN Jesum.
Derwegen wir / seine Zuhörer vnd Discipul / Krafft ob angezogner Vermahnũg / schuldig seind / seiner danckbarlich zugedencken / sein
seliges end (welches er in jetz abgelesenen 1. Cor.
10.worten vns entwürfft vnnd fürmahlet) anzuschawen / vnnd seinem
Glauben nachzufolgen. Solches fordert er selbs von vns: Seidt meine Nachfolger /
spricht er / wie ich Christi. Darneben will er / daß wir nicht nur auff jhn
allein / vnnd auff seinen Wandel achtung geben / Phil.
3.sondern auch auff die jenige Lehrer / die nach seinem Fürbild
einher gehen. Folget mir / sagt er / liebe Brüder / vnd sehet auff die / die
also wandlen / wie jhr vns habt zum Fürbild.
Weil wir dann jetzo einen fürtrefflichen wolbetagten Lehrer des Göttlichen Worts
/ zu seinem Ruhebethlin beleittet / nämlich / den weiland Ehrwürdigen
Hochgelehrten Herren Doctorn Lucam Osiandrum, der nach angedeuttem Fürbild
einher gewandlet / vnnd das heilig Wort Gottes der Kirchen Christi vil Jar /
getrewlich / rein vnd lauter fürgetragen: vnd wir / nach Christlichem Gebrauch /
one Lehr vnd Trost / nit sollen wider zu Hauß gehen: So wöllen wir neben
Erklärung der wort des heiligen Apostels Pauli / vnd Anzeigung / was nutzlichs
darauß gemerckt werden solle / auch sein / D. Osianders seligen / end anschawen
/ vnnd seinem beständigen Glauben nachzufolgen lehrnen.
Wir wöllen aber bey färgenommenem Text / auffdise drey Puncten achtung geben.
Erstlich / was vnnd wie der Apostel von dem herzunahenden end seines Lebens
rede. Darnach / wie er seinen volbrachten Lauff / vnd was er darinnen
außgerichtet / erzehle. Fürs dritt / was er dargegen für ein Belohnung von Gott
entpfangen werde. Von disen Stucken / vnd auch von gegenwertiger Leich / ettwas
nutzlichs vnd erbawlichs zureden / wölle der barmhertzig getrewe Gott vnnd
Vatter vnsers HERRN Jesu Christi / die Gnad seines heiligen Geists verleihen /
Amen.
Erster Theil.
DIe verlesene wort hat der Apostel zu Rom in seiner letsten Gefängnuß / kurtz vor
seinem end geschriben / an seinen Jünger Timotheum / welchen er berichtet (one
Zweiffel auß sonderbarer Offenbarung Gottes) sein Sterbstündlin sey nahe herbey
kommen / daß es nunmehr an dem / daß er auß dieser Welt abscheiden müsse: Ich
werde / spricht er / schon geopffert / vnnd die zeit meines Abscheidens (oder /
wie es die Griechisch original Sprach gibt / die zeit meiner Aufflösung) ist
fürhanden.
Mit welchen worten er seinem Tod zwen Namen gibt. Ersilich / nennet er jhne ein
Opffer / darmit er andeuttet / er werde nicht eines natürlichen Tods sterben /
sondern wie im alten Testament das Opffervieh geschlachtet wur de / wann mans
wolte auffopffern: also werde er auch vmb des Namens Christi willen getödtet
vnnd auffgeopffert werden: wie bald hernach geschehen / daß er vnter dem
Wütrich Nerone / vmb seiner
Christlichen Bekanninuß vnd Glaubens willen enthauptet worden sein solle. Wiewol
nun dieses in den Augen der Gottlosen vnuerständigen Welt ein schmählicher Tod
ware: Ist er doch vor Gott ein süsses wolrüchendes Opffer gewesen / wie
geschriben Psalm. 116.steht: Der Tod seiner
Heiligen ist werth geachtet / für dem HERRN.
Darnach nennet er den Tod / , resolutionem, ein
Aufflösung. Weil durch denselben die Seel von dem Leib abgelößt vnnd getrennet
würdt / welche der Allmächtig Gott in jhrer Erschaffung nach seiner wunderbaren
Weißheit / auffs aller genawest zusamen verbunden / daß sie in holdseliger
Einigkeit / jhme jhrem Schöpffer dieneten / vnd nach volbrachtem Lauff diß
natürlichen Lebens / one zertrent vnnd one Schmertzen / verwandlet / vnd in das
ewige Leben versetzt werden solten. Weil aber Gen.
3.der leidige Sündenfall darzwischen kommen: muß jetz auß gerechtem
Vrtheil Gottes / vnnd zu auffgesetzter Rom.
6.Straff der Sünden (deren Besoldung der Tod ist) die Seel von dem Leib
durch den zeitlichen Tod / vnnd nit one Schmertzen abgelöset vnd getrennet
werden. Darumb er billich ein Aufflösung genent würdt.
Wir werden aber auß disem ersten Stuck erinnert / ob wir schon nicht wissen (wie
Paulus) wie bald wir auffgelöset / vnnd auß disem Leben abscheiden werden
müssen: daß wir doch nichts gewissers haben / dann daß es einmal / auff zeit
vnnd zihl / wie es Gott vns bestimpt / geschehen müsse. Dann es ist den Menschen
gesetzt einmal zusterben. Hebr. 9.Vnd wissen
wir ja wol / was für ein alten vnwiderrüfflichen Bund (im Paradeiß nach dem Fall
auffgerich-
tet) wir
mit dem Tod haben / nämlich / wir müssen sterben /Syr. 14. daher der königlich Prophet Dauid den Tod nennet / einReg. 2. Weg aller Welt.
Darum̃ sollen wir auff solchen vnsern Abschid (weil die Stund
desselben vns verborgen vnnd vngewiß) mit wahrhaffter ernstlicher Buß vnnd
hertzlicher Rew vnserer Sünden: mit steiffem Glauben an vnsern HERREN Christum:
vnd mit Christlichem Gottseligem Wandel / stättigs gefasset sein / darmit / wann
vnser HERR Christus mit dem letsten Stündlin kompt / vnnd die Seel abfordert /
wir fertig vnnd bereit seyen Christlich vnnd mit Frewden abzuscheiden. Vnd
sollen deren Aufflösung nit erschrecken. Dann sie vns kein schädliche Trennung /
sondern ein selige Entbindung von allem Jam̃er diser Welt / vnd
ein Abledigung von dem sündlichen Leib / welcher der Glaubigen Seel ein sehr
beschwerlicher Last ist / dessen sie gern / je eh / je lieber wölten entlediget
werden / nach welchem Paulus so sehnlich seufftzet / da er spricht: Ich
elenderRom. 7. Mensch / wer will mich
erlösen von dem Leib dieses Tods? Vnd abermal: Ich hab Lust abzuscheiden
(,Philip. 2.
auffgelößt zu werden) vnd bey Christo zusein. Wie auch dise Trennung nicht ewig
währen würdt. Dann in der Aufferstehung der Todten / werden die Seelen der
Gerechten mit jhren aufferweckten herrlichen Leibern widerumb vnzertrennlich
vereinbart / vnnd der him̃lischen ewigen Frewden mit einander
geniessen.
Ob vns wol auch (wie dem H. Paulo) vmb des heiligen Namens Christi / vnd seines
Worts willen / allerley Schmach vnd Vnehr an Leib vñ Leben
angelegt würdt:1. Pet. 4. sollen wir doch vns
desselben nicht schämen / sondern es
für vnser höchste Ehr / für Gott vnd seinen lieben Engeln halten / wie der
Apostel Petrus vermahnet: Niemand vnter euch leide / als ein Mörder oder Dieb /
oder Vbelthäter / oder der in ein frembd Ampt greiffet. Leidet er aber als Rom. 12.ein Christ / so schämpt er sich nicht /
er ehre aber Gott in solchem fall. Vnnd der HERR Christus tröstet vns in
dergleichen Zuständen mit disen worten: Selig seidt jhr / wann euch die Menschen
vmb meinet willen schmähen vnd verfolgen / vnd reden allerley vbels wider euch /
so sie daran liegen / seidt frölich vnd getrost. Es würdt euch im Himmel wol
belohnet werden.
Wann dann vnser getrewer Gott / vnser vmb so vil vätterlich verschonet / daß wir
nicht (wie Paulus) jhme durch ein schmählichen Tod auffgeopffert dörffen
werdẽ: Sollen wir doch selbs vnsere Leib jhme begeben zu
einem Opffer / das da lebendig / heilig / Gott wolgefällig / vnd ein
vernünfftiger Gottesdienst seye / vnnd vns stehts befleissen / vnd bereit sein /
nach seinem willen jhme zuleben / jhme zuleiden / vnd jhme zusterben / wie vnd
wann er will. Vnd diß sey vom ersten Puncten geredt.
Ander Theil.
FVrs ander / meldet der Apostel Paulus / wie er sein Leben biß daher hab
zugebracht / vnd erzehlt drey Stücklein / die zu vnserer nachfolg wol zumercken
sein werden.
Das erst ist / das er sagt: Er hab gekämpfft in seinem Leben / vñ
hab einen guten Kampff gekämpffet / das ist / er hab in dem Kampff obgesiget.
Dann das heißt ein guter
Kampff /
wann man den Feinden obligt / vnnd die Victori erhelt. Nun hat Paulus in zeit
seines Apostelampts vil vnd mancherley schwehre Kämpff vnd Streit außstehen
müssen. Wie der HERR Christus gleich anfang seines Beruffs jme zeigt / wie vil
er leiden müsse vmb seines NamensActor. 9.
willen. Er hat gekämpfft mit den Juden / mit den Heiden / mit falschen Brüdern /
mit Ketzern / mit den wilden1. Cor. 15.
Thieren / denen er zu Epheso ist fürgeworffen worden2. Cor. 12. / mit dem Teuffel selbs / dessen Engel jhne mit
FeustenRom. 7. geschlagen / mit seinem
eignen Fleisch / das jne jmmer gefangen wöllen nemen vnter das Gesetz der
Sünden. Vnnd erzehlet er selbs seine vilfältige volbrachte Kämpff nach längs:
Ich bin / spricht er / offt in Todsnöten gewesen:2.
Cor. 11. Von den Juden hab ich fünffmal entpfangen viertzig Streich /
weniger eins: Ich bin dreymal gesteupt: einmal gesteinigt: dreymal hab ich
Schiffbruch erlitten: TagAct. 14. 16. 17. vnd
Nacht hab ich zubracht in der Tieffe des Meers: Ich hab offt gereiset: Ich bin
in Gefährligkeit gewesen zu Wasser: in Gefährligkeit vnter den Mördern: in
Gefährligkeit vnter den Juden: in Gefährligkeit vnter den Heiden: in
Gefährligkeit in den Stätten: in Gefährligkeit in den Wüsten: in Gefährligkeit
auff dem Meer: in Gefährligkeit vnter den falschen Brüdern: in Müh vnd Arbeit /
in vil Wachen / in Hunger vnnd Durst / in vil Fasten / in Frost vnd Blösse /
etc. Diß seind freylich mancherley grosse vñ schwehre Kämpff
gewesen / die der Apostel außgestanden.
Aber in disem allem hat er ritterlich gerungen / vnnd endtlich den Sig von allen
oberzehlten Feinden erhalten. Zwar nicht auß eigner Krafft / da er vil zuschwach
darzu
3. Cor. 12.gewesen / sondern durch gnädigen
Beystand vnnd Hülff Gottes / dessen Krafft in den Schwachen mächtig ist / dem
auch Paulus hierinnen (wie sich gebürt) alle Ehr allein Philip. 1.zuschreibt: Ich vermag alles / spricht
er / durch den / der mich mächtig macht / Christus. Vnd abermal: Wir werden
Rom. 8.getödtet den gantzen Tag / wir seind
geachtet für Schlachtschaafe / aber in dem allẽ vberwünden wir
weit / vmb des willen / der vns geliebt hat. Vnnd widerumb: Gott sey Danck / der
vns den Sieg gibt / durch vnsern 1. Cor.
15.HERREN Jesum Christum. Hat also Paulus mit Warheit sagen können: Ich
hab einen guten Kampff gekämpfft.
Wolan / wir sollen sein end anschawen / vnnd seinem Glauben nachfolgen / vnd von
jm lehrnen auch also streitten / daß wir einen guten Kampff kämpffen / vnnd die
Victori erhalten. Dann wir haben auch vil vnd grausame Feind / die vns nicht nur
den Kampff anbieten / vnd es bey vns stünde / jnen zuwilfahren oder nicht:
sondern sie greiffen vns mit solcher Macht an / daß wir vns wöhren müssen / so
starck wir können / wöllen wir anders nicht von jnen schandtlich vberwunden
werden. Der Mensch / spricht Hiob. 7.Hiob / muß
jmmer im Streit sein auff Erden.
Der erst vnd ärgste Feind ist der Satan / dessen (wie wir im Psalmen singen)
grosse Macht vnd vil List / sein grausame Rüstung ist / auff Erden ist nicht
seins gleichen: Matth. 4.Der auch des Sohns
Gottes vnsers HERREN Ihesu Christi selbs / mit seinen Versuchungen nicht
verschonet Apoc. 12.hat: Der hat einen grossen
Zorn wider die Kinder Gottes / vnd streittet mit denen / die das Zeugnus Jesu
haben. Dañ
1. Pet. 5.also sagt der H. Apostel Petrus: Ewer
Widersächer der Teuffel gehet vmbher / wie ein brüllender Löw / vnd suchet /
wen er verschlünge. Deßwegen
befihlet Petrus am selbigen ort: Wir sollen nüchtern sein / vnd wachen / vnd
disem Feind widerstehn / vest im Glauben. Der Apostel PaulusEphes. 6. warnet vns auch vor disem Feind. Vnd
darmit wir jhme Widerstand thun können / führet er vns in des H. Geists
Rüstkammer / zeucht vns an den Harnisch Gottes / vnnd wapnet vns mit allerley
geistlichen Wöhren vnnd Waffen: mit dem Gürtel der Warheit: mit dem Kreps der
Gerechtigkeit: mit dem Helm des Heils: mit dem Schilt des Glaubens: mit dem
Schwert des Göttlichen Worts / vñ mit dem Gebet / als einem
langen Spieß / der biß an die Wolcken reicht / mit welchen Waffen wir disen
Kampff wol außrichten / vnd den Sieg behalten werden mögen.
Darnach haben wir zustreitten mit der Gottlosen Welt / des Satans lieben vnnd
getrewen Vnderthonen / die ist Christo / vnd seinen Glaubigen frommen Gliedern
spinnen feind / wie Christus seinen Jüngern solches vorSap. 1. gesagt: Weret jhr / spricht er / von der
Welt / so hette dieJoan. 15. Weit das jhr lieb
/ dieweil jr aber nicht von der Welt seidt / sondern ich hab euch von der Welt
erwöhlt / darumb hasset euch die Welt. In solcher Welt / die gantz im argen ligt
/ seind vil listige verschlagene Schlangen / die vnterm1. Joan. 5. Graß daher kriechen / das ist / vil
falsche Lehrer / die das Gifft jhrer verführischen Lehr vnuermerckt / vnnd vnter
fürgegebnem gutem schein / allenthalben einzuschleichen vnnd außzugiessen sich
vnterstehen / deren wort vmb sich frisset wie der Kreps / denen reine Lehrer
kein Stund weichen2. Tim. 2. / sondern sie
ernsilich straffen / vnd vor jhnen dem ExempelGal.
2. Pauli nach / Rom. 16. Ephes. 4. 1. Tim. 6. trewlich warnen sollen.
Es seind da in der Welt bissige Hund / Conuiciatores vnnd Calumniatores, die
fromme vn-
schuldige Leut /
sonderlich aber reine Lehrer mit allerley Schmachworten vnd ertichten
Lästerungen anbellen / der reinen Lehr widersprechen / vnnd sie auffs eusserst
verlästern / wie zuuorderst die außgangne Lästerschrifften / Bruder Nassen / des
Apostatae Doctoris Pistorij, Conrad Vetters / vnd anderer Jesuiten / vberflüssig
bezeugen. Denen muß man mit grundtlicher Erweisung vnserer Lehr / vnd Vnschuld
das Maul stopffen / vnd sie scharpff Tit.
1.straffen. Es seind grimmige Löwen in der Welt / die die Warheit
Göttlichs Worts mit eusserlichem Gewalt verfolgen / vnd auß jhren Herrschafften
außtreiben / welche müssen mit leiden vnd gedulden / vberwunden werden / wie
Paulus den Timotheum vermahnet: Leide dich als 2. Tim.
2.ein guter Streitter Jesu Christi. Summa / es hat der HERR Christus
seinen Jüngern gesagt: Sihe ich sende euch wie Schaaff mitten vnter die Wölff /
da wir vns keines andern Trosts zubehelffen / dann den vns der Joan. 16.HERR selbs geben: In der Welt / spricht
er / habt jhr Angst / aber seidt getrost / ich hab die Welt vberwunden.
Wir haben auch zukämpffen wider einen jnnerlichen Haußfeind / der vnser
geheimester Haußgnoß ist / nämlich / wider vnser eigen Fleisch / vnnd wider die
Sünd / die Rom. 7.im Fleisch wohnet. Dañ in vnserm Fleisch wohnet nichts Gal.
5.guts: Das Fleisch gelüstet jmmer wider den Geist / will jmmer auß
dem Geschirr schlagen / vnnd vns gefangen Rom. 7.
6.nem̃en vnter das Gesetz der Sünden. Da muß ein Christ
starcken Widerstand thun / vnd die Sünd nicht herrschen 1. Cor. 9.lassen in seinem sterblichen Leib:
sondern denselben betäuben Rom. 8.vnd zämen:
Die Geschäfft des Fleisches durch den Gal.
5.Geist tödten: Die Gelüst des Fleisches nicht volbringen /
sondern / die wir Christum
angehören / sollen vnser Fleisch sampt den Gelüsten vñ Begierden
creutzigen / darmit wir nach der Vermahnung Pauli / ein gute Ritterschafft1. Tim. 1. vben / vnd haben den Glauben / vnd
ein guts Gewissen.
Endtlich haben wir auch einen herben Kampff außzustehen mit dem Tod / vnnd
Schrecken der Hell / die vns manchmal so bang machen / daß sie vns den Not vnnd
Todschweiß außtreiben. Darmit wir nun in disem letsten allergefährlichsten
Kampff nicht vnterligen / sollen wir vns mit vestem Glauben vnd Vertrawen
trösten des bittern Todkampffs vnsers HERRN vnd Heilands ChristiLuc. 22. / den er für vns am Oelberg
außgestanden / durch welchenHos. 13. er vns /
laut seiner Trostreichen Zusagung / auß der Hell erlöset / vnd vom Tod errettet.
Den sollen wir mit vngezweiffeltem Glauben in vnsere Hertzen fassen / so werden
wir den guten Kampff des Glaubens kämpffen /1. Tim.
6. vnd ergreiffen das ewige Leben / darzu wir beruffen seind.
Das ander / so der Apostel Paulus erzehlt von seinem zugebrachten Leben / ist /
daß er sagt: Er hab den Lauff vollendet / welchen Lauff / jhme GOTT assigniert
vnnd auffgecirckelt hat / wie lang er leben / wie weit er mit seinem Apostolat
vnd Predigampt reichen / vnnd wie vil nutz vnd guts er in der Kirch Christi
schaffen soll. Vnd zwar ist Paulus in seiner Jugend ausser dem rechten
Schrancken geloffen / im Pharisaischen Irrweg vnnd Vnglauben / vnnd sich von den
Hohenpriestern / für ein Inquisitor, Außspäher vnnd Verfolger der Christen
gebrauchenActor. 9. 26. lassen / wie er
selbs vor dem Römischen Landpfleger Festo bekennt / daß er vber auß vnsinnig
auff die Christen geweßt sey.
Gal. 1.
Aber der HERR Christus / der jhne von Mutterleib hatte außgesöndert das
Euangelium zuuerkündigen vnter die Heiden / hat jhne auff den rechten Weg / vnd
in die Schrancken seines Apostolats geruckt / darinnen er nicht müssig gewesen /
sondern in die siben vnnd dreissig Jar (dann so lang / wie es die Gelehrte
berechnen / solle er nach seiner Bekehrung das Euangeligum gepredigt haben) vil
vnterschidliche lange vnnd weitte Reisen volbracht / vil Königreich vnd
Landschafften / vñ derselben ettliche nicht nur einmal / sondern
zum zweiten vnnd drittenmal durchzogen / vnd / wie er selbs schreibt / alles von
Hierusalem an Rom. 15.vnd vmbher / biß an
Illyricum (das ist / Sclauonia oder Windischland / so neben Vngern / vñ schier mit Teutschland gräntzet) mit dem Euangelio Christi
erfüllet hat. Wie solche Reisen in der Apostel Geschicht vm̃ständtlich M. Heinr. Bunting in seinem Itinerario N.
T. pag 90.beschriben seind. Vnd berechnet man / daß diser Apostel in
disem seinem Lauff vber die 3000. Meilen in Pflantzung der Kirchen Christi / in
der Heidenschafft (deren Apostel Rom. 11.er
sich selbs nennt) vñ Visitierung derselben gereiset hab. Das
heißt freylich ein grossen langen vnd weitten Lauff wol vollendet / daher er
auch schreibt / er hab vil mehr gearbeittet 1. Cor.
15./ dann jemand vnter allen Aposteln.
Wolan / wir sollen abermal an disen vnsern Lehrer gedencken / vnd jm nachfolgen.
Dann vnser jedem würdt auch sein sonderer Lauff / beede des Lebens vnnd des
Beruffs assigniert vnd auffgelegt. Gott der HERR steckt Hiob. 14. Psal. 139.jedem das Zil seines Lebens /
welches keiner würdt vbergehn können. Er bestimpt jm die Zaal seiner Monat / vnd
schreibt auff sein Buch alle tag / wie lang dieselben weren sollen. Also
bestimpt er auch jedem sein gewissen Beruff
vnnd Stand / darinnen er seinen Lauff volbringen solle / auff Weiß
vnnd Maß / wie jedem sein Staat in Gottes Wort fürgeschriben / vnnd wir dessen
in Erklärung der Haußtafel erinnert werden.
Der weltlichen Herrschafft / jrer Räth vnd Beampten Lauff ist / daß sie jr
Regiment / Rathschläg vnd Verrichtung / zu Fürderung der Ehr Gottes / vnnd
gedeylicher Wolfahrt jrer Vnderthonen anrichten / daß dardurch die From̃en geschützt / vñ die Boßhafftigen gestrafft
werden.Rom. 13.
Der Kirchendiener stäter Lauff soll sein / daß sie Gottes Wort jm̃er forttreiben / darinnen den rechten einigen Weg zum ewigen Leben weisen / im
Namen Christi BußLuc. 24. vnd vergebung der
Sünden jederman verkündigen / vnd2. Tim. 4.
mit predigen des Worts anhalten / es sey zu rechter zeit oder zur vnzeit /
straffen / drawen / vermahnen mit aller Gedult vnd Lehr.
Die Haußuätter vnd Haußmütter haben auch jhren verordneten Lauff / daß sie sollen
jhrer Haußhaltung wol fürstehn / Kinder vnd Gesind zur Forcht Gottes vnd
allerleyEphef. 6. Christlichen Tugenden
gewöhnen vnd ernstlich anhalten.
Ins gemein / soll aller Christen / Junger vnnd Alten / Herrn vnd Knecht / Reicher
vnd Armer Lauff sein / dz sie1. Tim. 6.
nachjagẽ der Gerechtigkeit / der Gottseligkeit / dem Glauben
/ der Liebe / der Gedult / der Sanfftmut. Daß sie auch nachjagen dem Friden
gegen jederman / vnnd der HeiligungHebr. 12. /
on welche niemand würdt den HERRN sehen.
Sollen demnach wir alle vnnd jede / sondern Fleiß anwenden / daß wir den Lauff
vnsers Lebens / jeder in seinem Beruff / wol anlegen. Sollen nit wandlen auff
dem Weg
Psalm. 1.der Gottlosen / dann jhre Füß lauffen
zum Bösen / vnnd Prou. 1.seind schnell
vnschuldig Blut zuuergiessen. Sollen nicht Esa.
59.zu ruck sehen / wie des Loths Weib / welche drüber in ein Gen. 19.Saltzsaul verwandelt ward: Sondern sollen
vergessen Phil. 1.das dahinden ist / vnnd vns
strecken zu dem / das da fornen ist. Dann wer sein Hand an den Pflug legt / vnd
sihet zuruck Luc. 9./ der ist nicht geschickt
zum Reich Gottes. Wir sollen vns auch nicht auffhalten oder von disem Lauff
abwendig lassen machen / daß wir ausser den Schrancken des Göttlichen Worts auff
ein Irrban vns abführen lassen. Gal. 5.Wie den
Galatern beschehen / denen Paulus schreibt: Ir lieffet fein / wer hat euch
auffgehalten der Thorheit nicht zugehorchen? Oder da es je geschehen / daß wir
zeitlich wider vmbkehren / vnnd mit dem Königlichen Propheten Psalm. 139.Dauid beten. HERR / sihe ob ich auff
bösem Weg bin / vnd leitte mich auff ewigem Weg. Wir sollen vns hüten vor
glitschen in disem Lauff / oder gar in das Kaat der Sünden fallen (dann wer in
eim Wettlauff fält / der hindert sich vil an Erlangung des auffgethonen
Kleinots) Gal. 6.vnnd da je jemand gefallen /
vnnd mit einem Fehl vbereilt Hier. 8.were /
nicht in der Sünd ligen bleiben / sondern gern vnnd bald wider auffstehen / oder
jhme wider zu recht helffen lassen. Sollen endlich in dem Lauff nicht mat oder
müd werden Hebr. 12./ sondern ablegen die Sünd
/ die vns jmmer anklebt vnd träg macht / vnd sollen lauffen durch Gedult in dem
Kampff der vns verordnet ist / vnd auffsehen auff Jesum den Anfänger vnd
Vollender des Glaubens: auch auffmercken / auff das tröstliche zusprechen des
heiligẽ Geists Hebr. 12.in
seinem Wort / da er vns lauffender zurüfft: Thut gewisse Trit mit ewern Füssen /
daß nicht jemand strauchle
wie ein
Lamer / sondern vil mehr gesund werde / jaget nach dem Friden gegen jederman /
vnd der Heiligung / one welche niemand würdt den HERREN sehen. Von solchem
tröstlichen zusprechen sagt Dauid: HERR / wann duPsalm 113. mein Hertz tröstest / so lauffe ich den Weg deiner Gebott
/ vnd abermal: Ich eile vnd saume mich nicht zuhalten deine Gebott. Wann wir der
gestalt werden lauffen / vnnd jagen nach dem fürgesteckten Zil / so werden wir
vnsernPhil. 3. Lauff nach dem wolgefallen
Gottes wol vollenden / vnnd erlangen das selige Kleinot / welches vns fürhelt
die him̃lische Beruffung Gottes in Christo Jesu.
Es erzehlt Paulus noch eins: Er hab Glauben gehalten / das ist / er hab bey
seinem himmelischen Feldobersten / vnserm HERREN Jesu Christo / in allerley
Trübsal vnd Nöten / durch Ehr vnd Schand / durch böß vnd gut Gerücht beständig
verharret / vnd sich von jhme kein Gefahr oder Elend abschrecken lassen / auch
wider die Sünd vnnd seine noch vbrige Schwachheiten allein der Gnaden Christi
durch den Glauben sich vertröstet / alles ander für Schaden gerechnet / auff daß
er nur ChristumPhil. 3. gewinne / vnnd in jhm
erfunden werde / daß er nicht habe sein Gerechtigkeit / die auß dem Gesetz /
sondern die durch den Glauben an Christum kompt / nämlich / die Gerechtigkeit /
die von Gott dem Glauben zugerechnet würdt.
Da wir abermals auff Paulum zusehen / vnd seinem Glauben nachzufolgen haben / daß
wir an vnserm HERREN Christo / welchem sampt dem Vatter vnd heiligem Geist / wir
in der heiligen Tauff gehuldet / vnnd vnter sein Fähnlin geschworen haben / nit
trewlos werden / sondern durch alle Anfechtung beständig bey jm außhalten.
Dañ
Matth. 10.wer beharret biß ans end / der würdt
selig. Wir seind (steth Hebr. 3.in der Epistel
an die Hebreer) Christus theilhafftig worden / so wir anders das angefangen
Wesen / biß ans end vest behalten. Dahin auch der HERR Christus den Engel (oder
Bischoff) der Gemein zu Schmyrnen vermahnet: Apoc
2.Sey getrew biß an den Tod / so will ich dir die Kron des Lebens
geben.
Sonderlich aber sollen wir das veste Vertrawen vnd Glauben an vnsern HERRN
Christum / daß wir durch jhne allein / gnädige vergebung aller vnserer Sünden /
Schwachheit vnnd Vnuolkommenheit haben / nimmermehr fallen lassen. Dann ob wir
es schon mit vnserm kämpffen vnnd lauffen vns lassen ernst sein: dannoch
befinden sich manchmal allerley Schwachheiten an vnnd Jac 3.vnter vns / wie Jacobus sagt: Wir fehlen alle manigfältiglich.
Jetzt vbereilt vns der Zorn / dann falt da ein Mißverstand ein auß vngenugsamem
Bericht / jetzt zweyet man sich da / dann dort / ettwa vmb ringfüger Vrsachen
willen. Vnd das widerfährt nicht nur geringen vnuerständigen / sondern auch
bißweilen ansehenlichen Leuten vnnd eiferigen Christen / wie es die Exempel der
heiligen Gal 2.Apostel selbs geben. Als auff
ein zeit der Apostel Petrus zu Antiochia / da ettliche von Hierusalem herab /
von Jacobo zu jhm kamen / sich der Heiden / mit welchen er doch zuuor geessen
hatte / entzog / vnd sich absönderte / darumb daß er die von der Beschneidung
furchte. Da haltet Paulus darfür / er wandle nicht richtig nach der Warheit des
Euangelij / vnnd mache / daß andere mit jhme heucheln / zeucht deßwegen jhme
solches hoch an / widerstehet jm vnter Augen / vnd strafft jhne offentlich.
Hingegen zerfallt
Paulus mit
seinem vertrawtesten Bruder vnd getrewestenActor.
15. Reißgeferten / dem Barnaba / vmb nichtwichtiger Vrsachen willen /
daß sie scharpff aneinander kommen / vnd damal von einander ziehen. Derwegen
auch sie / die Apostel vnd alle Heilige jederzeit beten müssen / RemittePsalm. 32. nobis debita nostra, Ach HERR /
vergib vns vnser Schuld. Dann ob es wol ein grosser Trost ist / vmb ein gut
Gewissen / wie Syrach schreibt: Wol dem / der keinSyr. 13. böß Gewissen hat / vnd dem sein Zuuersicht nicht entpfallen
ist. Vnd zu den Hebraeern stehet: Vnser Trost ist der /Hebr. 13. daß wir ein gut Gewissen haben / vnd
fleissigen vns guten Wandel zuführen bey allen: So seind wir doch vor Gott durch
solches nicht gerechtfertiget / sondern allein derRom. 10. Glaub an Christum muß es thun. Dann wer an jhn glaubt / der
ist gerecht. Darumb wir nicht allein ritterlichActor.
13. kämpffen / vnnd eiferig lauffen sollen / sondern auch / vnd
zuuorderst den Glauben an vnsern HERRN Christum / von gewisser vergebung vnserer
Sünden / als ein sichern vesten Ancker vnserer Seel / biß ans end vnuerruckt
behalten sollen.
Dahin vermahnet vns die Epistel an die Hebręer:Hebr.
13. Werffet ewer Vertrawen nicht weg / welches ein grosse Belohnung
hat. Vnd bald hernach: Der Gerecht würdt des Glaubens leben / wer aber weichen
würdt / an dem würdt mein (des HERRN) Seel kein Gefallen haben. Wir aber seind
nicht von denen / die da weichen / vnd verdampt werden / sondern von denen / die
da glauben / vnnd die Seel erretten. Dann der Glaub ist vnser Sieg / der
die1. Joan. 5. Ephes. 6. Welt vberwündet.
Der Glaub ist der Schilt / mit wel-
chem wir außlöschen können alle fewrige Pfeil des Satans. Sollen
derwegen neben fleissiger Betrachtung vnd Gebrauch des Göttlichen Worts / vnd
der heiligen Sacrament (durch welche Mittel der heilige Geist wahren Rom. 10.lebendigen Glauben in vns würckt vnnd
anzündet) vmb Luc. 17.Erhaltung / Stärckung
vnnd Mehrung des Glaubens 2. Tim. 1.ernstlich
zu Gott rüffen / darmit wir mit dem Apostel Paulo sagen können: Ich weiß an
welchen ich glaube / vnd bins gewiß / daß er mir kan mein Beylag bewahren Rom. 3.biß an jenen tag. Vnd abermal: Ich bin
gewiß / daß weder Tod noch Leben / weder Engel noch Fürstenthumb / noch Gewalt /
weder Gegenwertigs noch Zukünfftigs / weder Hohes noch Tieffes / noch kein
andere Creatur / mag vns scheiden von der Liebe Gottes / die da ist in Christo
Jesu vnserm HERRN. Vnd diß sey für das ander.
Dritter Theil.
ZVm drittẽ / zeigt Paulus auch an / was für ein Ergötzung vñ Vergeltũg er hingegen hoffe. Der H. Apostel
Petrus hette auff ein zeit gern gewüßt / was sein vnd der andern Apostel
Belohnung sein würde. Matth. 19.Dann als er
sahe / daß ein reicher Jüngling seine zeitliche Güter (deren er vil hatte) vmb
des HERREN Christi willen / vnd auff seinen Befeleh nicht wolte verlassen /
sondern betrübt von Christo gieng: sprach Petrus zum HERREN: Sihe / wir haben
alles verlassen / vnnd seind dir nachgefolgt / was würdt vns darfür? Antwort /
hie in diser Welt zwar hat weder Petrus noch Paulus einer
zeitlichen leiblichen Ergötzung
sich versehen dörffen. Dann der Welt Lohn ist des Teuffels Danck. Vnd hat Paulus
solchen Danck der Welt / vnnd jhr Trinckgelt reichlich entpfangen / wie er selbs
erzehlt mit disen worten: Wir seind ein Schawspil worden für der Welt / vnd
den1. Cor. 4. Engeln / vnd den Menschen.
Biß auff die Stund leiden wir Hunger vnnd Durst / vnd seind nacket / vnnd werden
geschlagen. Man schilt vns / man verfolgt vns / man löstert vns / wir seind
steths als ein Fluch der Welt / vnd ein Fegopffer aller Leut. Also hat die
Gottlos Welt / den lieben Aposteln (deren thewren Leut sie nicht werth
gewesen)Hebr. 11. abgedanckt vnd
gelohnet.
Aber es tröstet sich Paulus einer andern Belohnung / die lautet also: Hinfort ist
mir beygelegt die Kron der Gerechtigkeit / welche mir der HERR an jenem tag /
der gerechte Richter geben würdt / etc. Darmit er anzeigt: gleich wie sonst den
jenigen / so wol lauffen / das Gewinnen oder Kleinot würdt zugestelt / vnd denen
/ so im kämpffen den Preiß behalten / ein Ehrenkrantz oder Kron würdt auff
gesetzt: Also seye auch jm dort in jenem Leben ein Kron vorbehalten / die auff
jhn warte: vnd nicht ein schlechte geringschätzige Kron / sondern die Kron der
Gerechtigkeit / die also genennt würdt / weil sie allein denen widerfährt / die
durch den Glauben an Christum gerecht worden seind. Welche auch sonst andere
herrliche Namen in der H.1. Pet 5. Schrifft
hat / daß sie würdt genennt ein vnuerwelcklicheApoc.
2. Kron: Ein Kron der Ehren: die Kron des Lebens / etc. DieJac. 1. werde jm geben nit ein weltlicher
Potentat (welche in außtheilung jhrer gnaden verehrungen vilmals grosse Mißgriff
thun / ettwan die vnwürdigen hoch begaben / hinge-
gen guthertzige
woluerdiente Leut ettwan vbersehen / oder wol auch mit eim guten Gruß nit
erfreweten) sondern es werds jhm geben / der HERR / der gerechte Richter / der
da Rom 2.weist / was ein jeder werth ist / vnnd
eim jeden vergelten Hier. 32.würdt nach seinem
Wesen vnnd Wandel / wie geschriben 2. Thes.
1.stehet: Es ist recht bey Gott zuuer gelten Trübsal / denen die euch
Trübsal anlegen: Euch aber / die jhr Trübsal leiden / rhue mit vns.
Diser Trost gilt allen denen / beedes Lehrern vnnd Zuhörern auch / die alhie
ritterlich kämpffen / jhren Lauff vollenden / vnd den Glauben behalten. Dañ Paulus sagt in verlesenen worten: Der HERR werde solche Kron der
Gerechtigkeit / nicht allein jme geben / sondern auch allen / die sein
Erscheinung lieb haben / das ist / die mit hertzlichem verlangen seiner
herrlichen Zuk unfft warten / auff dieselb sich frewen / gern bey jm weren / vnd
vmb seintwillen alles Jac. 1.erdulden. Also
spricht Jacobus: Selig ist der Mann / der die Anfechtung erduldet. Dann nach dem
er bewehrt ist / 1. Pet. 5.würdt er die Kron
des Lebens entpfahen. Vnd Petrus spricht den Eltisten oder Lehrern also zu:
Weidet die Herd Christi / so euch befohlen ist / vnd sehet wol zu / etc. So
werdet jr (wann erscheinen würdt der Ertzhirt) die vnuerwelckliche Kron der
Ehren entpfahen. Also steht auch im Buch Sap.
5.der Weißheit: Die Gerechten werden ewiglich leben / vnd der HERR
ist jhr Lohn / vnd der Höchste sorgt für sie / darumb werden sie entpfahen ein
herrlichs Reich / vnnd ein schöne Kron von der Hand des HERRN. Nun gehören
Kronen den Königen / so folgt / daß wir vor Gott König Apoc. 1.sein werden vnd seyen / wie geschriben steht: Er (Christus)
hat vns zu Königen vnnd Priestern gemacht für Gott.
Weltliche Kronen / die glantzen
võ Gold / vñ seind mit kostlichen Perlen vnd
Edelgesteinen versetzt: seind aber nichts gegen dem vnaußsprechlichen Glantz
diser himmelischen Kron vnd Herrligkeit / da vnser HERR Christus würdt vnsere
nichtige Leib verklären / daß sie ähnlich werden seinemPhil. 1. verklärten Leib. Da die Lehrer werden
leuchten wieDan. 12. des Him̃els
Glantz / vnnd die vil zur Gerechtigkeit gewisen haben / wie die Stern in alle
ewigkeit. Ja / da die GerechtenMatth. 13.
werden leuchten / wie die Sonn in jhres VattersProner. 27. Reich. Weltliche Kronen seind vergäncklich. Dann Gut
wehret nit ewig / vnd die Kron nicht für vnd für. Vnd der /Syr. 40. so Seiden vnd Kron trägt / muß so wol
sterben / als der ein groben Kittel an hat. Dise Kron aber / die der HERR geben
würdt / ist vnuer gäncklich vnd ewig. Vnd ob wol dise1. Pet. 5. Kron allen Außerwöhlten in gemein würdt auffgesetzt /
jedoch würdt sie an einem vil heller glantzen / weder an dem andern / nach dem
einer mehr Kampffs vnnd Elends in disem Leben außgestanden / eiferiger in seinem
Beruff geloffen / vnnd mehr guts in der Kirchen geschaffen. Ein andere Klarheit
/ spricht Paulus / hat die Sonn / ein andere1. Cor.
15. Klarheit hat der Mond / ein andere Klarheit haben die Stern /
dann ein Stern vbertrifft den andern nach der Klarheit / also würdt auch sein
die Anfferstehung der Todten. Gleich wie auch die Verdampten in der hellischen
Pein vnnd Qual / einer tieffer sitzen würdt / dann der ander / wie Christus
bezeugt: Es werde Tyro vnd Sydon /Matth. 11.
vnnd der Sodomiter Land am Jüngsten Gericht träglicher ergehen / dann den
Galileischen Stätten / Capernaum / Corazim vnd Bethsaida / die den Sohn Gottes
selbs hörten predigen / vñ seine wunderthaten sachen / vnd
dannoch sich nitbessern / noch an jne glaubten.
Dieser hohe Trost von künfftiger himmelischer ewiger Belohnung / solle billich
vns alles Creutz / Müh vnd Arbeit leicht machen / daß wir mit dem Apostel Paulo
desto frewdiger vnnd stärcker im Glauben kämpffen: In vnserm Lauff desto
hurtiger vnd vnuerdrossener seyen. Dañ
Rom. 8.alles Leiden diser zeit / sagt Paulus /
ist nicht werth deren Herrligkeit / die an vns soll offenbar werden. Vnd
abermal: 2. Cor. 4.Vnser Trübsal / die zeitlich
vnd leicht ist / schafft ein ewige vnd vberauß wichtige Herrligkeit / vns die
wir nicht sehen auff das sichtbare / sondern auff das vnsichtbare. Dann was
sichtbar ist / das ist zeitlich / was aber vnsichtbar ist / das ist ewig.
Vnd diß sey gnug gesagt von dem End vnnd Abschid auß dieser Welt / des thewren
Werckzeugs vnd Apostels Christi / des heiligen Pauli / wessen er sich darinnen
erinnert vnd getröstet / welchen wir anschawen / vnnd seinem Glauben vnd Wandel
nachfolgen sollen.
Nun müssen wir zum Beschluß auch von gegenwertiger Leich ettwas reden / vnd
können wir mit seiner Maß / alles was bißher gesagt worden / in Wahrheit auff
dieselb appliciern vnd ziehen. Dann wir bestatten jetz zur Erden / nicht einen
schlechten gemeinen Theologum, sondern einen fürtrefflichen vnnd seiner vilen
lehrhafften nutzlichen publicierten Schrifften wegen / in der Kirch Gottes
weitbekannten vñ wolberhümbten Mann / den Weilund Ehrwürdigen /
Hochgelehrten Lucam Osiandrum, der heiligen Schrifft Doctorn / welcher von Gott
mit vilen herrlichen Gaben / fürtrefflicher Lehr vnnd hohen Verstand ist
gezieret gewesen. Vnnd ob wir wol nicht den Apostel Paulum selbs auß jhm machen
/ oder demselben durchauß
vergleichen (der one Mittel von Christo zum ApostolatActor. 9. beruffen / biß in den dritten Himmel / vnnd ins
Paradeiß2. Cor. 12. entzuckt / vnd
daselbsten sein Theologj studiert / auch seine Predigten mit sichtbarn
Göttlichen Wunderzeichen bestättiget) dannoch können wir mit Warheit auch von jm
sagen / er hab einen guten Kampff gekämpfft / er hab den Lauff vollendet / er
hab Glauben gehalten.
Dann nachdem er in seiner Kindtheit / durch die H. Tauffdem HERREN Christo
eingeleibt / vnnd zu einem Kind Gottes wider geborn worden / vnd sich schon
damalen (wie wir bey der Handlung des Tauffs auß vnserer Kirchenordnung / jedes
mals erinnert werden) in einen geistlichen Streit begeben: Ist er bald von
Jugend auff / von seinen lieben Eltern / erstlich zu Nürnberg / hernach zu
Königsperg in Preussen zu den studijs, erlehrnung freyer Künsten / ergreiffung
der 3. Hauptsprachen / Lateinisch / Griechisch vnnd Hebraisch / sonderlich aber
zum studio Theologiae, vnd rechtem grundtlichen Verstand der H. Schrifft erzogen
worden: denen er auch mit sondern Fleiß obgelegen / darmit er zu heilsamer
sieghaffter Außführung ob angedeuten geistlichen Streits / sich mit notwendigen
Waffen / durch Beystand des heiligen Geists / wol gefaßt machete.
Darauff hat er durch Gottes gnädige Anschickung / Anno Christi Seruatoris, 1555.
im ein vnd zweintzigsten Jar seines Alters / den Lauff seines Predigampts
angefangen / bey der Kirchen zu Göppingen / dahin er durch ordenlichen Beruff /
auffs Diaconat verordnet / vnnd des fürtrefflichen Theologi, D. lacobi Andreae
seliger Gedächtnus / damalen Pfarrers daselbsten / Collega wor-
den / der jhne vmb seiner
Gaben willen / die sich schon danzumal an jhm spüren lassen / hertzlich geliebt
/ bey dem er auch wol ettwas proficiert / welches jhme hernach zu mehrern vnd
höhern Kirchendiensten an vnterschidlichen fürnemen orten dises hochlöblichen
Hertzogthumbs / sonders befürderlich gewesen. Dann er gleich jnner zweyen Jaren
von Göppingen / zur Pfarr vnd Superintendentz Blawbeuren: hernach / von dannen
allher gen Stutgarten / erstlich zur Prędicatur vnd Superintendentz / zu Sanct
Lienhart: darnach / zur Fürstlichen Würtembergischen Hofpraedicatur / vnnd
Assessore des Ecclesiastici Consistorij: vnd daselbsten zur Stifftspraedicatur
allhie / vnnd von dannen auff die Abbtey zu Adelberg transferiert / biß er
endtlich Prediger in des heiligen Reichs Statt Eßlingen worden.
Diß seind die Schrancken vnd der Bezürck / so jme Gott in seinem Leben vnd
Ministerio assigniert vnd zugetheilt / darinnen er lang / vnd biß in das
sibentzigste Jar seines Alters (welches er in nächst künfftigem Decembri würde
compliert haben) vnd vber das achtvnd viertzigste Jar seines Predigampts mit
grossem Ernst vnnd Eifer geloffen / vnd sein gantzes Ministerium mit lesen /
meditirn, predigen / vilem schreiben / vnnd andern Vbungen dahin gerichtet / daß
die Ehr Gottes gefördert / desselben rechtes Erkanntnus vnd wahre Gottseligkeit
jmmer fortgepflantzet / vnd die gute Beylag der Göttlichen himmelischen Lehr
rein vnd vnuerfälscht behalten werde.
Diß hat er getriben durch seine mündtliche Predigen / bey seinen Zuhörern / die
er mit reiner Lehr des Göttlichen Worts fleissig vnterrichtet / vnd denen er /
seiner gu-
ten Trostreichen
Lehren / vnnd anmütigen Außsprechens wegen / lieb vnnd angenem gewesen: welchen
er die Buß zu Gott / vnd den Glauben an vnsern HERREN Jesum Christum wol
eingebildet: vnnd sie vor einschleichenden Irrthumben vnd Lastern ernstlich
gewahrnet.
Für diese Beylag hat er mit den Widersachern der Warheit ernstlich gestritten /
nicht als ein gregarius miles, vnd anderer gemeiner Kirchendiener / sondern
neben andern Fürnemen dieser zeit Theologis vornen an der Spitz gestanden: die
reine Lehr mit vilen in Truck verfertigten Streitschrifften / wider die
Bäpstische Scribenten / Sacramentirer / Caluinisten / Schwenckfelder / Puccium,
Huberum, &c. vertheidingt / jhre Irrthumb widerlegt / vnd trewlich für jhnen
/ menniglich gewahrnet. Hat also für die Warheit / wider Irrthumb vnd Lügen
dapfer gekämpfft / neben dem er auch sonsten allerley Anstöß vnd Kämpff
außstehen müssen.
Vnd nach dem er in seinem Beruff gar laboriosus, arbeitsam vnnd vnuerdrossen
geweßt / hater auch neben seinen ordenlichen Predigten / angeregten
Streitschrifften / vnd vilfältigen Consistorial Geschäfften (denen er in die 28.
Jar beygewohnet) auch vil heilsame nutzliche Lehrschrifften in Truck kommen
lassen / mit welchen er nicht allein den jetzlebenden from̃en
Christen / studiosis Theologiae, vnnd auch vilen Kirchendienern selbs / dienen
wöllen / vnnd wol gedienet / sondern auch der lieben Posteritet nutzlich dienen
würdt.
Als da seind erstlich / sein Commentarius vnnd Erklärung vber die gantze Bibel /
opus verè aureum, da er sonderlich die alt Lateinisch Version / welche in den
Schrifften des alten Testaments / an vilen orten mit dem Hebraischen Text
(darinnen sie anfänglichs beschriben) nicht vberein stimmet / nach eigentlichem
Verstand gedachter Hebraischer Sprach (deren er / wie auch der Chaldeischen /
wol erfahrn gewesen) corrigiert vnnd verbessert / sampt jedes orts kurtzen
Andeutungen / auff die fürnembste / nutzlichste Doctrinas, so daselbsther zu
vnserer Lehr / Wahrnung / Besserung vnnd Trost zumercken seind. Sein Institutio
Christianae Religionis, oder Loci Communes von allen Articuln der Christlichen
Religion / so in dreyen Sprachen / Lateinisch / Frantzösisch vnd Teutsch in
Truck außgangen. Sein Epitome Historiae Ecclesiasticae, kurtze Erzehlung
allerley denckwürdiger Sachen / so sich bey der Kirchen vnsers HERRN Christi /
von seiner Geburt an / durch die gantze 1600. Jar biß auff gegenwertige zeit /
zugetragen. Sein Postill / darinnen er dem gemeinen einfältigen Mann zu gut /
alle Sontags Euangelia durchs gantz Jar / auffs deutlichest erkläret / vnnd
daher sie intituliert hat: Bawrenpostill. Seine außführliche Predigen vber den
Catechismum / vnnd die Haußtafel. Neben andern sehr vilen eintzelen Leich vnd
andern Predigten / also daß / wann einer alle seine meditierte / mit eigner Hand
geschribne / vnd in Truck verfertigte Schrifften nur abschreiben solte / vil Jar
darmit zuthun haben würde. Darauß zusehen / daß er in seinem Lauff nicht still
gestanden / oder die Händ in die Schoß gelegt. Sondern jmmer fort gearbeitet /
also / daß
er auch in diser seiner
letsten Kranckheit nicht gefeyret / sondern weil er selbs nicht mehr schreiben
können / er ettliches einem bestellten Amanuensi, theils seiner lieben
Haußfrawen / in die Feder dictiert / daß hernach getruckt worden / zum theil
noch getruckt werden solle. Der heilig Apostel Paulus schreibt: Er hab mehr
gearbeitet / dann jemand der andern Aposteln: also hat vnser D. Osiander seliger
/ mehr gearbittet / dann noch ettliche hundert Kirchendiener / die da vermeinen
/ sie gehen auch nit müssig. Er hat ettlichen Colloquijs de Religione
beygewohnet. Als Anno / etc. 64 in dem Maulbronnischen: da er als ein Notarius
gebraucht worden. Anno / etc. 86. dem Mümpelgartischen / da er neben Doctore
Iacobo Andreae seliger Gedächtnus / mit Theodoro Beza vnnd seinen Consorten
gehandlet / vnnd vnser reine Lehr ernstlich helffen vertheidigen. Anno / 94. zu
Regenspurg / neben Herren Doctor Jacob Heilbrunnern vnnd andern / mit D. Samuel
Hubern / tractiert / vnd vnterred gepflogen.
In dem heilsamen Werck der Concordiformul / hat er auch sein theil laboriert /
vñ gleichsam den ersten Stein daran helffen legen / wie er
solches selbs in seiner letsten Centuria mit guten Vmbständen erzehlt. Ist auch
außPag. 866. Befelch Weilund des
Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnnd Herren / Herren Ludwigen Hertzogen
zu Würtemberg / etc. eben jetzgedachten hochnutzlichen Wercks wegen / zu vilen
Reichsständen gereiset / da denselben / gemeltes Buch zuvnterschreiben / ist
zugeschickt worden.
Sonderlich würdt sein Eifer zu fortpflantzung der reinen Lehr des heiligen
Euangelij auch darauß gespürt /
daß er seine geliebte Söhne alle zum studio Theologiae gezogen / darzu der
getrewe Gott seinen gnädigen Segen so miltiglich verlihen / daß dieselbige vasa
salutaria vnnd nutzliche Werckzeug Gottes worden / die der Kirchen Christi / mit
sonderm Lob vnd Nutz dienen. Als Herr D. Polycarpus Leiser / dieser zeit /
Churfürstlicher Sächsischer Kirchenrath vnnd Hofprediger / den jhme sein erste
liebe Haußfraw in die Ehe zugebracht: vnnd Herr Doctor Andreas Osiander /
jetziger Abbte zu Adelberg vnnd Generalis Superintendens / welche beyde durch
jhre Schrifften der Kirchen Gottes wol bekannt seind. Auch M. Johannes vnnd M.
Lucas / Osiandri / der ein zu Marppach / der ander zu Lewenberg / Pfarrer vnnd
Superintendens. Also hat er alle seine liebe Töchtern gegen feinen gelehrten
Ministris verheuratet / darunder auch Superintendenten / vnd die mit fleiß vnd
Eifer jhren anbefolhenen Kirchen vorstehen.
Er hat aber auch (wie die wort des Apostels lauten) Glauben gehalten / vnd in
seiner Christlichen Confession biß ans end beständig verharret / wie er sich
dessen / nicht nur mündtlich / sondern auch schrifftlich erklärt. Dann als er
Anno / etc. 97. im Octobri sein Testament vnnd letsten Willen verfertigt / vnd
neben anderm sich erinnert / daß mehrmal getrewen Lehrern / erst nach jhrem Tod
/ durch falsche Lugenmäuler allerley auffgetichtet worden / als ob sie vor jhrem
end jhr Confession geändert hetten / (welche auch noch bey sein / Doctor
Osianders / lebzeiten der verstürtzte Mann / Doctor Samuel Huber / zuthun / vnd
jhne zu eim Caluinisten zumachen sich vnterstanden) hat er Doctor Osiander in
gedachtem seinem Testa-
ment /
allen dergleichen künfftigen Lästerungen zufürkommen / seines Glaubens
Bekanntnus thun wöllen / vnnd selbige mit diesen worten verfasset / die ich jetz
von wort zu wort / auß berhürtem Testament ablesen will / vnd lauten dieselben
also:
WAs dann mein Glauben vnd Bekañtnuß von allen vnnd jeden Artickeln
vnser gantzen Christlichen Religion belanget / ist selbige in meinem Büchlin /
genannt Institutio Christianae Religionis (welches Lateinisch / Frantzösisch
vnnd Teutsch getruckt worden) genugsam erklärt. Vnnd will mich hiemit zum
Vberfluß / auch auff das Christliche Concordi Buch / welches von den
Christlichen (vnser Religion Zugewandten) Chur vnnd Fürsten / etc. Anno achtzig
publiciert worden / referiert vnnd gezogen haben: welches Buch ich mit Hertz
vnnd Hand vnterschrieben. Vnnd ich verwürff von Hertzen alle falsche Lehr vnnd
Ketzereyen / welche in jetztgemeltem Christlichen Concordi Buch verworffen. Vnd
ist mein ernstlicher Will vnd Meinung / daß alle meine Schrifften nach
Anleittung der heiligen Göttlichen Schrifft / vnnd der Christlichen
Augspurgischen Confession / wie selbige Anno dreissig / dem Keiser Carolo
vbergeben worden / auch nach jetzgedachter Formula Concordiae sollen verstanden
werden. Vnd da in meinen Schrifften solte ettwas gefunden werden / welches das
ansehen haben möchte / als ob es mit gedachten Büchern nicht vberein stimmete /
(dessen ich mich doch nicht weiß zuberichten) so soll doch
selbigs nicht in solchem Verstand
auffgenommen / sondern nach der heiligen Schrifft / vnnd der vngeenderten
Augspurgischen Confession / vnnd der Christlichen Formula Concordiae reguliert
werden / etc.
Bißhieher Doctoris Lucae Osiandri seligen Testamentliche Erklärung seiner
Confession vnd Bekanntnus halben in Glaubens sachen.
Bey dieser Confession ist er biß in seinen letsten Seufftzen vnd seliges End
geblieben. Dann nach dem er in seinen letsten Jaren der Kirchen in der löblicher
des heiligen Reichs Statt Eßlingen seinen Dienst / als ein Prediger geleistet:
vnnd aber in verschinem Decembri / sich sehr mat befunden / daß er seine
gewohnliche Predigen (augenscheinlich abgehender Leibskräfften wegen) nicht
länger zuuerichten getrawet: hat er bey einem Erbarn / Wolweisen Rath daselbsten
/ günstige Dimission vnd Erlassung seines Kirchendiensts dienstlich gebeten /
die er auch erlangt / vnnd wolgedachter Rath jhne nicht allein mit einem
stattlichen honorario zur Letz verehret / sondern auch sampt allem seinem
Haußrath / mit jhrer eignen Fuhr allher in sein eigen Haußwesen führen lassen /
da inner wenig tagen hernach Apoplexia (der Schlag oder Gewalt Gottes) jhne
getroffen / daß er auff der rechten Seitten allerdings erlamet / stättig des
Beths hütten müssen / vnnd per interualla grosse Schmertzen in den erlamten
Gliedern erlitten. Der Verstand aber vnd Spraach ist auß sonderer Gnad Gottes /
richtig vnd fertig gebliben. In solcher langwiriger schmertzlicher Kranckheit
hat er nicht allein grosse Gedult erzeigt / vnnd seinem getrewen lieben Gott /
den er one vnderlaß ange-
ruffen / gehorsamlich still gehalten: sondern auch / so offt er
communiciert (welches in wehrender diser Kranckheit / dreymal / allwegen mit
vorgehender hertzlicher Erkanntnus / Bekanntnus / vnnd Rew seiner Sünden / vnnd
entpfangner Absolution / vnnd jüngsten Freytag das letste mal beschehen)
vorgemelte seine Confession vnnd Glaubens Bekanntnus repetirt vnd widerholt /
vnd neben denen / in seinem Testament angeregten Schrifften auff sein
Institutionem Christianae Religionis, auff sein Bawrenpostill / vnnd auff sein
Erklärung des Catechismi sich referiert vnnd gezogen / darbey er mit Gottes
Hülff vnnd Beystand biß in sein end beharren wölle.
Den tag vor seim seligen Abschid / als er offtgemelter seiner Confession vnd
Glaubens an vnsern HERREN Ihesum Christum erinnert / vnnd darbey durch Gottes
Gnad beständig zubleiben vermahnet ward: antwortet er Lateinisch (wie die damals
beywesende / vnter denen auch eine Gottselige Adelsperson / wissen) Dominus hoc
bonum opus, quod in me coepit, perficiet vsque in diem Iesu Christi, der HERR
würdt das gut Werck / so er in mir angefangen / vollführen / biß auff den tag
Jesu Christi. Folgenden vnnd letsten tags seines zeitlichen Lebens / als jme
neben anderm Trost / auch diser fürgehalten ward: Christus ist vnser Leben /
sagt er drauff: Er ist alles. Auff den Abend wurden jhme die Articul vnsers
Christlichen Glaubens kurtz erzehlt / vnd drauff gefraget: ob er solche
vestiglich glaube / hat er mit Hauptneigen (weil jme die Red schon verfallen
war) solches bejachtzet / vnd als er drüber vermahnet warde / mit dem H.
Stephano zuruffen vnd beten: HERR Jesu nimme meinen Geist auff:
hat er abermal (wie alle
vmbstehende klärlich gesehen) mit neigung des Haupts Vrkund geben: vnd jnner
anderhalb stunden hernach / vnter dem zusprechen vnd beten der genwertigen
Personen / still vñ sanfft (wie ein Liechtlin außlöschet) in
Christo seliglich entschlaffen.
Weil er dann in disem Jam̃erthal manchen Kampff außstehen müssen /
vnd ein guten Kampff gekämpffet: den Lauff seines Lebens vnnd Beruffs / so jhme
von Gott bestimpt gewesen / wol vollendet: vnd seinem Feldherrn vnd Erlöser
Christo glauben gehalten. Sollen wir in keinen Sap.
3.Zweiffel setzen / der HERR hab seine Seel in sein Hand entpfangen /
da kein Qual sie anrühren könne / der werde auch den Leib / so jetz in sein
Schlaffkämmerlein gelegt / am Jüngsten Tag mit Frewden wider erwecken / vnd /
als der einige Höchste Agonotheta, vnnd gerechte Richter / jhme die versprochne
Kron der Gerechtigkeit / Ehren vnd Herrligkeit auffsetzen. Derselb getrewe Gott
vnd Vatter der Barmhertzigkeit vnd Gott alles Trosts / wölle seine nachgelassene
hochbetrübte Wittib vnnd liebe Kinder / durch seinen heiligen Geist vätterlich
trösten / vnd in seinem gnädigen Schutz haben jmmerdar: vns alle aber durch
seinen guten Geist also führen vnnd leiten / daß wir auch einen guten Kampff des
Glaubens kämpffen / vnsern Lauff gottseliglich vollenden / den Glauben an
Christum / biß ans end behalten / vnd die vnuergängliche Kron des ewigen Lebens
ergreiffen mögen / durch den einigen thewren Verdienst vnsers HERRN Jesu Christi
/ welchem sampt dem Vatter vnd H. Geist / sey Lob / Ehr vnd Preiß in alle
ewigkeit / Amen.