Deutsche Kunstausdrücke des Fußballspieles.
Im Laufe des letzten Jahrzehnts ist der Fußball auf den
meisten deutschen Spielplätzen heimisch geworden zum großen Segen
für unsre männliche Jugend, der das kräftige Spiel eine nie
versiegende Quelle reinen Vergnügens und zugleich ein Stahlbad
für Leib und Seele bietet. Damit ihr diese Luft erhalten bleibe
und der Nutzen des Spieles ihr ungeschmälert zugute komme,
haben die leitenden Kreise auf diesem Gebiete schon immer ernst-
lich darauf Bedacht genommen das Spiel unserer deutschen Volks-
art entsprechend auszubilden und seinen Betrieb von jeder Aus-
artung frei zu halten. Namentlich war von Anfang an ihre
Aufmerksamkeit darauf gerichtet, daß die Kunstausdrücke im Spiele
gut deutsch sein sollten. Indes ist gerade dies ihnen keineswegs
nach Wunsch gelungen. Mit dem Spiele, das zwar in England
nicht seinen Ursprung hat, aber von dort zu uns herübergekommen
ist, haben sich leider von drüben auch eine Anzahl englischer Aus-
drücke bei uns eingeschlichen. Und da sich auf deren Gebrauch un-
reife Knaben und Jüngliche gern etwas zugute tun, so hört man
auf recht vielen Spielplätzen ein widerwärtiges Kauderwelsch, das
unsrem köstlichen Spiele in den Augen echt vaterländisch gesinn-
ter Männer Eintrag tun muß.
Um diesem Übelstande zu steuern, hat der Zentralausschuß
zur Förderung
der Volks- und Jugendspiele in Deutsch-
land eine Zusammenstellung deutscher
Kunstausdrücke des Fußball-
spieles von mir anfertigen lassen mit dem Auftrage, sie dem
Vorstande
des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins einzureichen. Dabei
haben mich mit
sachkundigem Rate unterstützt die Herren Fr. Bor-
hammer (Berlin), Prof.
W. Götze (Braunschweig), Ph. Heine-
ken
(Berlin), Turninspektor U. Hermann (Braunschweig), Prof.
Dr. Kohlrausch (Hannover), Turninspektor K. Möller
(Altona),
stud. jur. C. Perls (Berlin), Referendar E. Raydt (Leipzig), Ober-
lehrer Dr. K. Scheffler
(Braunschweig), Dr. med. F. U. Schmidt
(Bonn), Oberturnlehrer Fr. Schröder (Bonn), Universitätsturn-
lehrer Sturm
(Tübingen), Prof. Dr. Ullrich (Heidelberg), Ober-
lehrer Fr. Wappenhans (Plön), Oberlehrer Dr. E. Witte
(Blankenburg a. H.). Indem ich ihnen allen meinen verbindlichsten
Dank für ihre freundliche
Mitarbeit ausspreche, füge ich hinzu,
daß ich Ph. Heineken besonders
verpflichtet bin, sowohl seinem
gründlichen Buche über das Fußballspiel (erschienen bei G.
Weise,
Stuttgart 1898), wie auch seinen persönlichen Mitteilungen, und
daß ich für die
Ausdrücke des gemischten (Rugby) Spieles mich
meist den Vorschlägen des Professors Dr. Ullrich angeschlossen habe.
Im wesentlichen handelte es sich um die Aufgabe, die deutschen
Spielausdrücke festzustellen, die augenblicklich in den Regeln,
Spielbeschreibungen und Zeitungsberichten vorwiegend im Gebrauche
sind. Seitdem ich mich zum ersten Male an deutsche Fußballregeln
(die 1. Auflage erschien bei D. Häring, Braunschweig 1875) und
an eine deutsche Beschreibung des Spieles (im Pädagogischen
Archiv 1877) herangewagt hatte, ist in Deutschland, in Österreich
und in der Schweiz eine umfangreiche Literatur über das Spiel
entstanden, die sorgfältige Berücksichtigung verdiente, allerdings
mit der Einschränkung, daß alles Undeutsche auszumerzen war.
So habe ich mich z. B. nicht entschließen können, für das Spiel
mit »Aufnehmen des Balls« den gebräuchlichen Ausdruck »Rugby-
Spiel« aufzunehmen, sondern den wenig verbreiteten »gemischtes
Spiel« (vgl. den »gemischten« Sprung Lions) vorziehen zu
müssen geglaubt.
Wenn wir darauf rechnen wollen, daß die deutschen Ausdrücke
bei unsrer spielenden Jugend sich allgemein einbürgern und die
englischen, vielfach arg entstellten gänzlich verdrängen, so ist bei
ihrer Auswahl nicht allein darauf Rücksicht zu nehmen, daß sie
möglichst treffend sind; nein, sie dürfen auch nicht farblos und
gekünstelt sein, sondern müssen ihr voll und kräftig ins Ohr fallen.
Im Kampfe gegen das häßliche Fremdwort »Goal«, noch häßlicher
»Johl« gesprochen, hat sich unser matter Ausdruck »Mal« als zu
schwach erwiesen; also ersetzen wir ihn überall, wo es angeht,
durch »Tor«. »Wir haben ein Mal gewonnen«, klingt allzuwenig
frisch, »ein Tor gewonnen!« entspricht dem frohen Sieges-
bewußtsein weit mehr. Die zweite Reihe in der Kampfesausstellung
darf nicht »Mittelspieler« heißen, schon deshalb nicht, um die
Verwechselung mit den mittleren Spielern der Stürmerreihe zu
vermeiden. Weit kräftiger lautet der Ausdruck »Markmänner«
für diese drei Spieler, die gleichsam das Rückgrat der Partei
bilden sollen. Es kommt hinzu, daß dieser Ausdruck, so wenig
er noch auf die jetzige Aufstellung passen mag, sich sehr weit ver-
breitet findet, ja auch in den Eislauf- und Schwimmspielen, die
eine Nachahmung unsres Fußballs sind, vielfach eingeführt ist.
Im Sprachgebrauche der maßgebenden Sportsvereine und Ver-
bände überwiegt neuerdings der Ausdruck »Halbspieler«. Von
meinen alten Verdeutschungen aus den siebenziger Jahren möchte
ich persönlich trotz allen Einspruchs daran festhalten, den Führer
der Partei nach altbraunschweigischer Sitte »Spielkaiser«, abgekürzt
»Kaiser«, zu nennen, in der Meinung, daß dieses Kraftwort allein
das unangenehme Fremdwort »captain«, sprich Käpt'n, zu ver-
drängen imstande ist und den Spielenden nicht mehr auffallend sein
wird, wenn sie schon auf der Schule daran gewöhnt sind. Der
turnerisch gefärbte Ausdruck »Spielwart« wird jedenfalls der
Poesie des Fußballkampfes weniger gerecht.
Besondere Rücksicht ist auf passende Abkürzungen zu nehmen;
man sagt z. B. allgemein abgekürzt »Ecke« statt »Eckstoß«, »Schluß«
statt »Schlußspieler« usw. Der wenig geschmackvolle Ausdruck
Hinterspieler, um den wir leider nicht herumkommen können, ist
so abzukürzen, daß z. B. statt »Er spielt als rechter Hinterspieler«
gesagt wird: »Er spielt rechts hinten«.
Endlich müssen diejenigen Ausdrücke, die inmitten den Spieles
als Zurufe gebraucht werden sollen, sich insofern dazu eignen,
daß sie sich bequem auch während des eiligen Laufens aussprechen
lassen und durch helle Vokale besser vernehmbar sind. An Stelle
des undeutschen »Zentrens« soll allgemein der Zuruf lauten:
»Mitte!«, der verständlich genug den Spieler dazu auffordert, den
Ball nach der Mitte hin zu spielen. Und zweckmäßiger als das
meistgebräuchliche »Passen« mahnt der Ruf »Abgeben!« den, der
selbstsüchtig den Ball zu lange für sich behält, ihn einem Mit-
spieler zuzuspielen; das kurz gehaltene »Ábgeben« ertönt schnell,
scharf, das gedehnte »Áb-gé-bén« gibt dem Spieler, der immer
noch zaudert, nachdrücklichen Unwillen kund.
Dem Betriebe des Fußballspieles in Deutschland wird es in
hohem Grade zu gute kommen, wenn jeder Fußball-Verein,
Verband und Bund mit aller Entschiedenheit die englischen Kunst-
Kunstausdrücke von den Spielplätzen verbannt und auch in den Spiel-
berichten überall streng auf richtiges Deutsch hält. Bei der ersten
Einübung des Spieles mit der Schuljugend muß selbstverständlich
gleich der Anfang damit gemacht werden; doch sind die jüngeren
Spieler immer geneigter, dem Vorbilde der Erwachsenen zu folgen,
als der Vorschrift ihrer Lehrer. Darum richtet der Zentral-
ausschuß zur Förderung der Volks- und Jugendspiele
in Deutschland an alle vaterländisch gesinnten Freunde des
Spieles die dringende Bitte, ihn in seinem Bestreben, das in
den Spielregeln seines Unterausschusses (erschienen bei R. Voigt-
länder, Leipzig) zu Tage tritt, kräftig zu unterstützen und jedes
Fremdwort aus dem Spielbetriebe zu tilgen. Hoffentlich
gelingt es, für meine Zusammenstellung der Kunstausdrücke über-
all die notwendige Einmütigkeit zu erzielen. So wird unser
Spiel, das schon auf Tausenden von deutschen Spielplätzen
feste Wurzeln geschlagen hat, im vollen Sinne des Worts ein
echt deutsches Spiel werden.
to allow = bewilligen, zu-
sprechen. appeal = Einspruch
Association Football = Fuß-
ball (einfacher Fußball, ohne Aufnehmen des Balles).
backs = Hinterspieler.
to back up = aufrücken, unter-
stützen.
captain = Spielwart (Spiel-
kaiser).
to caution = verwarnen.
to centre = nach der Mitte stoßen.
centre! = (Zuruf) Mitte!
centre - forward = Mittel-
stürmer.
to charge = anrennen, vor-
laufen.
to collar = festhalten.
combination = Zusammenspiel.
corner = Ecke.
corner - kick = Eckball, Eckstoß.
crossbar = Querstange.
dead-ball-line = Spielgrenze.
to disallow the charge = den
Vorlauf verbieten.
drawn = unentschieden.
to dribble = treiben.
to drop = einen Sprungstoß
(Prellstoß) ausführen.
drop-kick = Sprungstoß (Prell-
stoß).
drop-out = Abstoß (im gem-
ischten Spiel).
fair = anständig, ehrlich.
fair-catch = Freifang.
fairly held = festgehalten.
forwards = Stürmer.
foul = ungehörig, unehrlich.
free-kick = Freistoß.
fullback = Schlußspieler (im
gemischten Spiele).
goal = Tor, Mal.
goal-keeper = Torwächter.
goal-kick = 1. (im einfachen
Spiel) Abstoß (vom Tore).
2. (im gemischten Spiele)
Torstoß (auf das Tor.)
goal-line = Mallinie (Torlinie).
goal-post = Torpfosten, Mal-
stange.
half-back = Halbspieler, Mark-
mann.
half time = Halbzeit.
halves = Plural von half-back.
hands! = Hand!
to heel out = herauswerfen.
in-goal = im Mal, Malfeld.
to kick = stoßen.
kick-off = Anstoß.
to knock on = vorschlagen.
linesmen = Linienrichter.
mark = Kerbe.
match = Wettspiel.
no side = Schluß.
to obstruct = stören, im Wege
stehen.
off side = abseits.
on side = im Spiel.
out! = aus!
out of play = aus dem Spiele, tot.
Braunschweig.
to pass = abgeben, zuspielen.
penalty-goal = Straftor.
penalty-kick = Strafstoß.
place-kick = Platzstoß.
punt = Fallstoß.
referee = Schiedsrichter.
Rugby Football = gemischter
Fußball (mit Aufnehmen des
Balles).
rush = Vorstoß.
to rush = einen Vorstoß machen.
score = Spielergebnis.
to score a goal = ein Tor ge-
winnen, zählen.
scrummage = Gedränge (Men-
gen).
shoot = Schuß (Stoß) aufs Tor.
to shoot = schießen.
to tackle = fassen, halten.
team = Mannschaft, Riege.
three-quarter back = Drei-
viertelspieler, Hinterspieler.
to throw forward = vorwerfen.
to throw out = hereinwerfen.
touch = Mark, Seitenlinie.
touch down = Handauf.
to touch down = anhalten
(die Hand auflegen).
touch-in-goal = Malmark.
touch-judges = Linienrichter,
Seitenrichter.
touch-line = Marklinie, Seiten-
grenze.
tripping = Beinstellen.
try = Versuch.
unfair = ungehörig, unfein.
Konrad Koch.