Gründliche bestendige Wiederlegung / der kurtzen Antwort / im namen der Anhaldischen Theologen ausgesprenget.
ES rümen sich die Anhaldischen Theologen in jrer kurtzen antwort im anfang des 86. Jares / wieder mich ausgesprengt / das Ihre 42. Argument durch aus noch fest stehen / vnd ewiglich bestehen werden. Wan es nun an grossem rümen vnd geschrey gelegen / so hetten sie vorlengst gewonnen / Ich für mein ein althette gemeinet / wenn sie sich dessen mit warheit rümen wollen / so solten sie meine resolutiones jhrer 42. Argument ordentlich von Argument zu Argument / vnd also von stück zu stück für genommen / vnd für der gantzen Christenheit erwiesen haben / worinnen meine antwort nicht bestünde / so lassen sie mir meine antwort auff Ihre 42. Argument stehen / vnd vnterfangen sich vnter des nur etlichewort hin vnd her daraus zu zwacken / vnd verkehrlich zu missdeuten / Ob nun das gründtlich antworten heisse / stelle ich des Christlichen lesers bedencken anheim vnd lasse es denselben vrtheilen.
Zwar mein fürsatz ist nicht gewest / wie sie Pag. 26. anziehen / Ihre lere zu bestetigen / Sondern aus der heiligen schrifft vnnd Patribus zu erweisen / das sie falsch vnd vnrecht sey / weis auch noch zur zeit nicht anders / es sey durch Gottes gnad dermassen geschehen / das sie sich geschemet für der Christenheit / Ihre vngegründete nichtige Argument zuerholen / vnd die dorauff gegebne resolutiones zu refutirn. Wüntzsche derhalben vnd bitte den Christlichen leser vmb gottes chre vnd der
warheit willen / er wolle sich die mühe nicht verdriessen lassen / der Anhalter buch vnnd meine antwort mit einander für sich zu nemen / conferiren vnd lesen / als dan wird er gewisslich (ohne vngebürlichen ruhm zuuormelden) im grunde der warheit befinden / das ausfürlich erwiesen vnd dargethan / das der Anhalter 42. Argument auff lauter trübsandt vnd Calumnien gebawet / vnd das es für Gott vnnd seiner kirchen schande sey / dieselbigen als für vnauflösslich weiter zu rümen vnd zuuorteidigen.
Pag. 26. Sie geben wol für / das sie es bequemer geachtet nur etliche fürneme punct daraus zuerzelen / vnd zuwiederlegen / Es ist aber im grunde nur ein schein / welchen sie gebrauchen / meine antwort zu extenuiren / vnd dem leser diesen gedancken bey zu bringen / als sey nicht viel dran gelegen / damit er destoweniger dem grund der warheit in diesem streit nachforsche / vnnd desto leichter jhnen beypflichte. Aber Gott vom Himel siehets / vnd frome verstendige hertzen merckens.
Den heubtstreit hab ich im wenigsten nicht wollen zweyfelhafftig Pag. 27.machen / Sintemal ich frey heraus bekenne / das der streit zwischen vns darüber sey / Ob Christo nach seiner angenommenen menschlichen Natur / Götlicher gewalt / macht vnd Vom heubt streit.ehre gegeben sey. Darzu sie nein / wir aber ja sagen / Sondern nur der wegen verwaren wollen / dieweil ich gesehen / wie bösslich vnd hinderlistig sie alle jhre wort gesetzt / vnnd jr gegenteil zu beschweren / hart zu scherffen pflegen.
Das ich solte (Pag. 7.) meines buchs / wieder mich Pag. 27.selbst bekant haben / das die Abstractivae phrases / von welchẽ der streit / nemlich das Christus nach seiner menschlichen Natur almechtige gewalt habe / lebendig machent sey / aller ding wissenschafft habe etc / in der Augspur gischen Confession / vnd also viel weniger in den andern von der algemeinen Christ-
lichen Kirchen angenommene vnd approbirtẽ schrifften nicht begriffen / das ist mit vorleub für dem Christlichen leser zuschreiben / ein offentlich greiflich falsch zeugnis.
Dan meine wort Pag. 7. Lauten also: Ob aber gemelte art zu reden nicht eben mit diesen worten in der Augspurgischen Confession begriffen / so sind doch gleich lautende / vnd im verstande gantz einerley reden im dritten artickel derselben zubefinden / da ausdrücklich gesagt wird / das Christus sey abgestiegen zur hellen / warhafftig am dritten tag von den todten aufferstanden / auffgefaren gen Himel / sitzend zur rechten Gottes / das er ewig hersche vber alle Creaturen / vnd regiere / das er alle so an jn gleuben / durch den Heiligen Geist heilige / reinige / stercke vnd tröste / jhnen auch leben vnd allerley gaben vnd güter austeile / vnd wieder den Teufel schütze vnnd beschirme. Zu deme so berufft sich dieselbige auff die orthodoxã Ecclesiam vñ Patres / bey welchen solche vnd dergleichen phrases wie bishero vernommen / sehr breuchlich / daraus gar das wiederspiel zu vernemen.
Versche mich derwegen / der Christliche leser werde aus diesem vntheologischen Stücklein / welches sie one schew / bald im anfang jhrer antwort sich gebrauchen / erkennen / was auff dieser leut schrifften zu bawen oder zu trawen sey.
Das wir vnsers theils keine newe phrases erticht / Ist inWir haben keine newe phrases ertichtat. wiederlegung jhres ersten Arguments von mir Pag. 3. 4. 5. 9. 10. 11. vberflüssig vnd augenscheinlich erwiesen / auff welcher keins sie mit bestandt etwas gewust furzubringen / sonst würden sie darzu nicht (wie sie gethan) stilgeschwiegen haben. Bitte der Christliche leser wolle doch ermelte zeugnis der schrifft vñ Veter / in ermeltem Argument / auff den ernanden paginis ansehen / vñ in der furcht Gottes erwegen / so wird er klar befinden / wie vngegründ vnnd betrüglich die Anhal-
dischen mit dieser hohen sache vmbgehen / Vnd were mir vor mein person nichts liebers / als das die hohen heupter dessen allen möchten nottürfftig bericht werden / zweifels one würde jhnen das Cantate bald gelegt werden. Sie geben (Pag. 38.) für / ob ich mich wol auff die scripta patrum vñ decreta synodi Ephesinae beruffe / wie sonderlich Pag. 189. 190. mei nes buchs zu sehen / so habe sich doch kein spruch funden der also laute: Caro Christi est omnipotens, omniscia, vbius, die Menschliche Natur in Christo ist Almechtig / allwissent / allenthalben. Wan ware Gottes furcht vnnd studium veritatis in diesen leuten / were es vnmüglich / das sie solch ding so vnuerschampt von sich schreiben solten.
Welcher vnter vns hat jemals gestritten / das ein solcher spruch in Patribus oder Ephesina synodo eben mit diesen worten stünde: Caro Christi est omnipotens, omniscia, vbius etc. Wissen Gotlob gar wol dz solcher gantzer spruch eben mit diesen worten beyeinander in einer Proposition nicht gefunden. Das aber in der Veter schrifften vñ decretis Syno di Ephesinae nicht stehen solte / Das Caro Christi respectu Vnionis cum omnipotente omniscio verbo / Almechtige krafft habe / das es alles wisse / das es in der person Christi / in welcher es seine subsistentz hat vnd bestehet / gegenwertig sey / wo die person gegenwertig ist / Solchs ist ein vngegrundes gedicht / vnd ist das gegenteil wie kurtz zuuorgemelt / in wiederlegung hres ersten Arguments von mir ausfürlich dargethan.
Spricht nicht Damascenus lib. 3. Cap. 18. das humana Domini voluntas omnipotens facta sey / Das ist / dz der Mẽschliche wille Christi allmechtig wordẽ sey / sagt nicht Athanasius, carnem Christi) diuinam profecisse in glotiam das Chr isti fleisch zu Götlicher ehre kommen sey? welche
freylich anders nicht denn Götliche gewalt oder allmacht sein kan.
Schreibt nicht Gregorius Nyssenus / das das Ewige wort seiner menschlichen Natur / seiner Gotheit krafft gegeben habe.
Setzet nicht Damascenus Lib. 2. Cap. 22. Item Lib. 3. Cap. 21. Das die seele Christi vmb der persönlichen voreinigung willen / begabt sey mit der erkentnis zukünfftiger dinge vñ dz sie mit der Gotheit des worts / so vber alles herschet vnd regieret / erkenne vnd dispensiere / nicht als eines blossen Menschen Seele / sondern wie sie mit dem wort personlich vereinigt / vnd des Sons Gottes eigene Seele ist?
Also sind es nicht Oecumenij wort Eph. 4. ut omnia cum carne impleret / dz er alles mit seinem fleisch erfülle / oder allen Creaturen gegenwertig sey. Es kan ja nimmermehr verleugnet werden / das die lebendmachende krafft / Gottes eigene krafft sey. Nu spricht Synodus Ephesina / Das caro Christi viuifica / das ist / das Christi fleisch lebendigmachend sey / wie solts dann nicht erwiesen sein / das die art zu reden in der Veter schrifften oder Symbolis stehe / das Christi fleisch almechtige gewalt habe?
Wie auch dieses nicht mag mit grunde der warheit wiedersprochen werden / das die ehre der anruffung Gottes eigene ehre / Matestet vnd herligkeit sey. Nu ist es der gantzen Christenheit bekant / dz die Patres schreiben / Carnem Christi esse adorabilem / das Christi fleisch an zubeten sey. Derwegen vnwiedersprechlich war / das Christi fleisch oder menschliche Natur vmb der personlichen voreinigung willẽ / vnd in derselben Göttliche allmechtige krafft vnd allwissenheit habe / denn sonst kondte des menschẽ Son / wie sich Christus selbst nennet / die ehre der anruffung mit nichtẽ zugeschrieben werden. Noch
dürffen diese leute für geben / es sey aus der Veterschrifften / ermelte art zu reden / nicht erwiesen worden / wer nicht sehen wil / mag jmmerhin blind sein / vnd mags dermal einst vor antworten.
Es vnterstehen sich zwar die Anhalter zubeweisen die pag. 29.sprüche der schrifft / das Christi fleisch lebendig machent sey / das es von sünden reinige / vnd das es das gericht halte / thun nichts zur sache / geben für die Regel stehe darwieder / man solle von der Re gel das die eigentschaf ten der naturen / mit den ampts namen vnd ampts wercken nicht zuuor mengen.die eigenschafften der Naturen / mit den Amptsnamen vnd Amptswercken nicht vermengen. Aber diese fürwendung helt den stich nicht.
Vrsachen sind / Erstlich / das / ob wol die Amptswerck / als lebendig machen / von sündenreinigen etc. nicht die wesentliche eigenschafften selber sind / sondern actiones oder wirckungen / so von der wesentlichen göttlichen eigenschafft entspringen / Jedoch / weil dieselbe Götliche wirckungẽ der menschlichen natur Christi / vermög der zeugnis Christi / Johannis vnnd der alt recht gleubigen Kirchen so klar zugeschrieben werden / so wird auch zugleich die ware gemeinschafft / der Götlichen wesentlichen eigenschafft selber / hieraus vnwidersprechlich geschlossen. Denn es vnmüglich / das Christi fleisch mit der Götlichen wirckung könte eine solche gemeinschafft haben / wo es nicht auch mit der Götlichen lebendigmachenden allmechtigen eigenschafft selber (von welcher einigen vnd alleine solche wirckũg herkomen kan) eine realem oder warhafftige gemeinschafft hette. Daraus klar / das die communicatio oder mitteilungen der Götlichen wirckungẽ / die Communicationem oder mitteilungẽ / der eigenschafft selber / sine omni confusione disparatorum praesupponirt vnd gewaltig befestiget. Zum andern / das weñ durch die abstractiuas locutiones / dz nemlich Christi fleisch lebendig machent sey / von sünden rei-
nige / die eigenschafften der Naturen mit den Amptsnamen oder amptswercken vormenget würden / Christus selbst / des gleichen der Apostel Johannes / vnd die gantze alt recht gleubige kirche disparata mussen confundirt oder die eigenschafftẽ der Naturen mit den Amptsnamen oder Amptswercken vormengt haben / als die sich solcher reden gebraucht / derwegen diese jhre einrede keinen grundt hat. Versehen vns auch gentzlich / sie werden den Herrn Christum / Johannem den Apostel / vnd die alt rechtgleubige kirche nicht leicht vberweisen / das sie aus vnuerstand der regularũ Dialecticarum disparata cõfundirt, oder die eigenschafften der Naturen mit den Amptsnamen vnd wercken vormischt haben.
Bleiben Christi / Johannis / vñ orthodoxae antiquitatis reden stehen / so werden sie vnsere lere / so wir aus jrem munde genommen / gleichfals auch müssen stehen lassen / sie schreiben vnd tichten was sie wollen. Habe demnach nicht inconueniens allegirt, wie sie fürgeben.
Ich neme auch furbekant an / das sie Pag. 29. schreiben dieDie anhaltischen bekennen das die Theandricae actiones abstractiuas pro positiones zulassen. theandricae actiones oder amptswerck lassen die abstractiuas propositiones zu / vmb der gemeinen wolthat willen / so dem Menschlichen geschlecht doraus erfolget / das der mitler in / mit / vnd durch beide Naturen vnser heil wircke etc.
Ist es nu zu gelassen / also mit abstractivis vocabulis zu reden / das fleisch Christi ist lebendig machend / reiniget von sünden / was machen sie denn / da sie streiten / die locutiones abstractivae sind dem fürbilde gesünder lehre nicht ehnlich.
Freylich wird dem Herrn Christo nach seiner Menschlichen natur eben darumb solche Maiestet zugeschrieben / an zuzeigen / das sein fleisch oder Menschliche Natur in den Amptswercken nicht allein wircke / nach vnd aus derselben we-
sentlichen natürlichen eigenschafften (daruon die gemeine Regel handelt / a git vtraque natura in Christo / es wircket eine Natur jhn Christo mit gemeinschafft der andern / was jr eigen ist) Sondern auch nach art der Götlichen krafft vnnd Maiestet / zu welcher Maiestet gemeinschafft dz fleisch Christi oder die Menschliche Natur Christi durch die Persöhnliche Regel Cyrilli: communes facit tan quam cum carne sua diuinae suae Maiestatis operationes.vereinigung erhöhet ist / wie Cyrilli regula de incarnatione vnigeniti Cap. 7. lautet: Communes facit tanquam cum carne sua diuinae suae Maiestatis operationes, vt possit etiam Viuificare mortuos & sanare infirmos etc. Das das wort oder Sohn Gottes dem angenommenen fleisch seiner Götlichen Maiestet wirckungen gemein mache / das es auch könne die Todten lebendig machen / vnd die krancken heilen / oder wie er Cap. 8. redet / das er seinem angenommenen fleisch seiner Natur wirckung mit getheilet / conferens ei etiam naturae suae operationem.
Müssen demnach beyde Regeln beyeinander behalten werden / das nemlich in den Amptswercken das fleisch Christi wircke / was sein eigen ist / so viel seine wesentliche natur liche eigenschafften anlanget. Vnnd doch weil es mit dem Sohn Gottes Persönlich vereiniget / in verrichtung der Amptswerck warhafftige gemeinschafft habe mit den Göttlichen wirckungen des Sons Gottes / dieweil der Son Gottes seinem angenommenen fleisch oder Menschlichen Natur seiner Göttlichen Maiestet wirckungen mit geheilet / wie solchs die Patres in der gleichnis vom feurigẽ Eysen etlicher massen dargethan. Deñ gleich wie im feurigen Eysen nicht alleine das feurbrennet / sondern auch das Eysen / wen es gantz feurig worden / selbst brennet aus krafft des feurs / welche zwar des feurs eigen ist / vnd aus seinem subiecto nicht geht / doch in dieser aller gnawesten voreinigung / ohne vormischung / vorwandlung vnnd
vorgleichung dem feurigen Eysen / vber seine natürliche art vnd eigenschafften mitgeteilet ist: Also auch in der Persöhnlichen voreinigung der beiden Naturen in Christo / Ob wol der Menschlichen Natur / art vnd wesentliche eigenschafft nicht ist / Göttliche wirckungen vorrichten zu helffen / Sondern in den Ampts wercken allein zu wircken was jr eigen ist / so wircket sie doch auch mit in verrichtung solcher Götlichen wirckungen / nicht aber aus jhrer eigenen natürlichen art oder krafft / Sondern darumb vnd daher / das sie durch die Persönhnliche vereinigung zur gemeinschafft der Göttlichen wirckungen erhaben ist. Der Christliche leser besehe hieruon die wiederlegung des 27. vnd 28. Argum: der Anhalter Pag. 502. 503. 511 etc. Wird er mehr berichts befinden.
Das aber die Anhalter Pag. 29. melden / wenn solchsDie wort Leonis (quodpropri um est) wer deis durch Cyrills regel nicht auffgehaben. bestehen solte / so musten Leonis wort (Quod proprium est das einer jeden natur eigen ist) ausgetilget werden etc. ist ein nichtiges fürgeben / welchs keinen grund hat.
Denn in den Amptswercken beides muss betracht werden / Eins nach Leonis regel / das in derselben verrichtung eine jede Natur in Christo wircket / was jr eigen ist. Das ander nach Cyrilli regel / das der Son Gottes seinem angenommenen fleisch oder Menschlichen Natur / seiner Göttlichen Maiestet wirckungen gemein mache / das es auch könne die Todten lebendig machen / vnd die krancken heilen.
Daraus klar / das das angenommene fleisch oder menschliche Natur in verrichtung der Amptswercke nicht alleine nach jhren wesentlichen Eygenschafften wircket / dauon Leonis Regel meldet / sondern das sie / wie Cyrilli Regel lautet / auch vber jhre wesentliche Eygenschafften von wegen der mitgetheileten wirckungen der Göttlichen Maiestet des Sohns Gottes in den Amptswercken / Als da sind / die Todten leben-
dig machen / die krancken heilen vnd / was derselbem mehr sind / mitwircke. Wie solchs das gleichnis vom feurigen Eysen etlicher massen zu erkennen gibt.
So mangelts vns auch Gott lob nicht an zeugnüssen der schrifft / deñ ist dz fleisch Christi lebendig machend / Joh. 6. so mus es ja vber seine wesentliche natürliche eigenschafften zur lebendigmachenden Göttlicher krafft der Person des ewigen Worts / in welchen es bestehet / erhaben sein / Reiniget das blut Jesu Christi võ sünden. 1. Joh. 1. so mus es je vber seine natürliche Eygenschafften mit den wirckungen der Göttlichen Maiesiet des Sons Gottes gemeinschafft haben? Die Anhalten sperren sich wie sie wollen.
Sie schreiben one alle schew (Pag. 30.) Der Herr habe nicht gesagt / das sein (Christi) fleisch allmechtig sey / heist aber das nicht dem Herrn Christo ins angesicht wiedersprechen. Denn es hat je der Herr Christus Joh. 6. bezeugt / das sein fleisch lebendig machend sey. Nu sind es aber einerley oder gleichgeltende reden lebendigmachend vnnd allmechtig sein / Sintemal lebendigmachende krafft one die allmechtigkeit nicht ist / Ja vnmüglich ist / one allmechtigkeit lebendigmachend zu sein / oder lebendigmachende krafft zu haben. Hat nu Christi fleisch allmechtige lebendigmachende krafft / So hat es auch die allwissenheit vnd herschet auch (weil es in der Person des worts bestehet) vber alle Creaturen gegenwertig vnnd nicht abwesend. Denn wo allmechtige gewalt oder krafft ist / da ist pag. 30.auch allwissenheit / vnd allgegenwertigkeit / vmb der Persönlichen vereinigung willen mit dem almechtigen ewigen wort.
Das vnser bekentnis von der gegenwertigen herrschafft Christi vber alle Creaturen / auch nach seiner menschlichen Na zur (denn hieruon ist der streit gewest) Zu Quedelburgek solle vmbgestossen sein / wird sich / da es die notturfft der sachen erheischen solte / das man die Kirche Christi offentlich dauon
zuberichten / gar nicht vmbgang haben könte / ob Gott wil viel anderst finden.
Pag. 30. 31. gebẽ sie für / es sey zu grob / dz ich Pag. 60. schrei be / es habe einerley verstand / wen man sage / die menschliche Natur Christi ist allmechtig / vñ der Mensch Christus ist allmechtig. Damit aber der Christliche leser eigentlich wisse / was ich geschriebẽ / vñ mit was bescheide / so wil ich meine wort gantz hieher setzẽ / fürnemlich auch vmb derer willẽ / welchemein buchDe abstractiuis & co cretiuis locus tionibui, nicht haben oder nicht gelesen haben. Meine wort lauten also.
In summa die abstractiuae propositiones oder redẽ / weñ man sagt / die Menschliche Natur Christi ist allmechtig / lebendigmachent / haben im grũd ebenden verstand / als wenn man sonst in Concreto spricht / der Mensch Christus ist almechtig / Deñ in beiden propositionibus der angenom̃enen Menschlichen Natur / nichts per se, vel secundum se, dz der Gottheit eigen ist / zugeschrieben wird / sondern nur von wegen der personlichen vereinigung. Praedicatum enim omnipotentiae non conuenit humanitati secundum se, siue per se & pro prietate suae naturae, sed respectu vnionis cum hypostasi Filij Dei.
Denn das wort ist fleisch worden Joh. 1. vmb dieser Menschwerdung oder persönlichen vereinigung willen / wird der angenommenen Menschlichen Natur die allmacht oder Göttliche krafft zugeschrieben dieweil Gott vnd Mensch nun eine Person worden.
Ob nu wol die phrasis abstractiua ist / anzuzeigen was der Menschlichen Natur durch die persönliche vereinigung revera vnnd nicht verbali praedicatione gegeben oder mitgeteilet worden / so ist doch dersensus concretio / vnd hat nicht die meinung / das die menschliche natur Christi in ab stracto siue seorsim per fe, vel secundum sese, vel sub ratione naturae considerata diese Göttliche Maiestet habe / sondern in ipsa vnione / von des wegen / das sie nu mehr eine Person ist mit dem Son Gottes.
Der Sohn Gottes ist per se, secundum se vel sua natura allmechtig vnd die allmechtigkeit selbst. Der angenommenen menschlichen Natur aber wird darumb vnnd daher die allmechtige gewalt der Gottheit zugelegt / nicht das sie ex sese vel secundum se Göttliche gewalt habe / Sondern dieweil sie mit der Gottheit des Sohns Persönlich vereinigt / oder in der Person des allmechtigen Sohns Gottes bestehet / vnd mit jhm eine Persohn ist vnnd machet. Aus welchem allen klar / das keine vermischung der naturen vnd eigenschafften / durch vnser bekentnis eingeführet wird / als vns vnser gegentheil für vnd für bezichtiget.
Das wir aber gleichwol die abstractiuas locutiones vrgiren / gesehicht darumb nicht / das wir abstracta & concre ta confundiren wollen: sondern derwegen / damit wir des gegenteils betrug / welchen sie vnter den concretiuis locutionibus verstecken desto besser an tag bringen mögen / ist auch vnsere meinũg nie gewest newe abstractiuas propositiones simpliciter de abstractis sub ratione naturarum consideratis zuuorteidigẽ / sondern sub illa ratione / wie die menschliche natur Christi / mit dem Sohn Gottes Persönlich vereinigt ist / vñ jre substantz hat in der Person des ewigen worts.
Abermals schreiben sie Pag. 31. Ich wolle nicht gestehen das ich concretum & abstractum mit einander vormenge (Pag. 171. in meinem buch) vnd streiten doch hefftig / das alles was der Menschlichen Natur Eygen sey / der Gottheit mit der warheit zugeschrieben werde (Pag. 169. meines buchs) vnd wiederumb / das die Eygenschafften der Gottheit werden der angenommenen Menschlichen Natur Christi realiter vnd in der that mitgeteilet oder gegeben / Pag. 170.
Antwort: Wenn die Anhalter auffrichtig handlen wolten / so hetten sie meine eigene vnd nicht jre wort zu jrem vor-
teil formirt / anziehen vnd setzen sollen / welches sie aber nicht gethan. Derwegen ichs dem Christlichen Leser zu vrteilen heim gebe / mit was gewissen sie diese grosse sache füren. Pag. 169, lauten meine wort also.
SOviel denn die Communicationem realem anlangt / Das dieselbige Nestorio solle beliebet haben / ist das gegenspiel war. Denn er dieselbige nicht weniger geleugnet / als die Jesuiten vnnd Anhaltische dieselbige vorleugnen. Sintemal das der streit war zwischen Nestorio vnd den Patribus Ephesini concilij / ob das jenige so der menschlichen Natur eigen ist / der Gottheit mit warheit könne zugeschrieben werden / vmb der Persöhnlichen vereinigung willen / siue propter personae vnitatem. Da Nestorius starck nein zugesagt / vnd nicht wollen nachgeben / das man sagen solle / das Gott aus der Jungfraw Maria geborn / wie er denn auch nicht zugeben wollen / das Gott geereutziget / Denn geborn vnd geereutziget wordẽ / weren der Menschlichen Natur Eygenschaf ten / welche der Göttlichen Natur ohne lesterung keines weges konden zugeschrieben werden / vnd wolt doch gleichwol dafur angesehen sein / als hielte er vnam singularem personam esse in Christo / wie sein bekentnus / Tom. 2. concil. Pag. 662. erzehlet wird.
Hieraus haben nun die Patres concilij Ephesini vrsach genommen wieder Nestorium zustreitten vnd zuer weisen das aus verleugnung communicationis ldiomatum realis / der Person trennung notwendig erfolgete.
Denn wo Maria Gott nicht geborn / sondern allein einen menschen / vnnd die Jüden allein einen menschen / vnnd nicht Gott gekreutziget haben / solget vnwiedersprechlich das zwene Christi sind / einer aus der Jungfraw Maria geborn / welcher auch von den Jüden gekreutziget / der ander aber / der
nicht von Maria geborn / der auch von den Jüdẽ nicht geereutziget sey. Nit welchem vrteil sie Nestorio nicht vnrecht gethan / sondern jn aus der vorlegung der lehre de communicatione idiomatum rechtmessiger bestendiger weise separationis naturarum in persona Christi / das ist der trennung der naturen in der person Christivberwun den haben.
Eben also verheie sichs auch mit vnserm gegentheil / welchs realem communicationem idiomatum zu vnsern zeiten zu grunde verleugnet / vnd noch fest drauff stehet / das diuinitatis propria propter personae vnitatem assumtae naturae keinerley weise können communicirt werden / vnd sey eine Gotteslesterung / sagen / das die Eigenschafften der Gottheit der angenomenen menschlichen Natur Christi mitgeteilet oder gegeben werden / daraus im grunde anders nichts als sepatatio oder trennung der naturen in der person Christi erfolget / noch dürffen sie Nestorianismum vns zumessen wollen / in welchem sie doch gar ersoffen sind, wie aus dem / was bisher gesagt / klar erscheinet.
Was anlangt / das Nestorius concretum pro abstracto, hominem pro humanitate gebraucht / ist in wiederlegung jhres fünfften Arguments angezeigt / das die fürnembsten Patres offtmals also geredt / vnd dennoch deswegen für keine Nestorianos ausgeruffen.
Ich auch für mein Person lere vnd schreibe nicht / das die Menschliche natur Christi in abstracto siue seorsim perse, vel secundum se sub ratione generis absolutè considerata allmechtige gewalt habe / verum in ipsa vnione etc. luxta regulam quod propria naturarum communi personae sint communia. Schreibe also durch solche abstractiuas locutiones der menschlichen natur Christi allmechtigen gewalt nicht zu subiectiue, sed personaliter, siue subilla ratione qua vnitate Filio Dei personaliter.
Aus welchem allen klar ist / das ich abstractum & concre-
tum nicht confundire / sondern das wenn sie die Anhalter vorleugnen (Wie sie denn thun Das die Eygenschafften / der menschlichen natur Christi / der Gottheit Christi mit warheit (vmb der Persönlichen voreinigung willen) nicht können zuge schrieben werden / das sie im grunde Nestorianer sein / wie sie sich denn des Nestorianismi weder in diesem stück / noch in der lere von der mitteilung der Göttlichen Maiestet vnd herrligkeit erweren könne / so lang sie tichten vnnd streitten / das Communicatio Idioma tum nur verbalis, vnd nicht realis sey. Gott gebe es jhnen zu erkennen / auff das sie daruon abstehen.
Vigilij spruch libro. 5. Pag. 31. betreffent / impium & sacrilegũ est, ea quod sunt propria verbi naturae carnis ascribere / das ist / Es ist gottlos vnd eine lesterung das jenige was des worts eigen ist / der menscheit zuschreiben / verleug net Vigilius nicht realem Communicationem Idiomatum / die warhafftige mitteilung der Maiestet (sonst müste Vigilius Christum selbst vnd die gantze Orthodoxam antiquitatem / oder die alt rechtgleubige Kirch für Gottes lesterer vnd Reuber Göttlicher Ehre aus schreien / ja er muste sich selbst / wie hernach soll erwiesen werden / verdammen) sondern wieder die Eutichianer / welche die natürlichen wesentlichen ei genschafften beider naturen in Christo in einander vorinengeten vnd fürgaben / das nur eine Natur in Christo were / streitet er / das es vnrecht vnd Gottlos sey / die natürlichen wesentlichen eigenschafften der Gottheit des Sons dem fleisch oder angenommenen Menschlichen natur Christi in solchem verstande zuschreiben / das sie des fleisches Christi oder seiner ange nommenen menschlichen Natur wesentliche natürliche eigen schafften worden / also / das numehr nur eine / das ist die Göttliche natur in Christo sey / welchs freylich eine Gottlose lere / die wir mit Vigilio vnd der gantzen altrechtgleubigen Kirchen an den Eutychianern mit hertzen vnd munde verdamen.
Doraus klar / das Vigilij wort vnser bekentnis im wenigsten nicht zu wieder sind / denn wir weder halten / noch lehren / das die wesentlichen Eygenschafften der Göttlichen Natur in Christo / der menschlichen Natur wesentliche eigenschaf ten werden oder worden sind / Wie wir denn auch nicht halten noch lehren / das die wesentlichen natürlichen eigenschafften der Menschlichen Natur Christi / der Göttlichen natur wesentliche natürliche eigenschafften werden oder worden sind: Sondern gleuben vnd lehren / das eine jede natur in Christo jhre wesentliche natürliche eigenschafften behelt / vnd das der einen natur wesentliche natürliche eigenschafften / der andern natur wesentliche / natürliche / eigenschafften nimmermehr werden.
Darneben aber gleuben vnd lehren wir auch mit Vigilio vnd den andern Patribus nach der schrifft / das von wegen der Persöhnlichen vereinigung beider naturen in Christo die Göttliche Natur / die angenommene Menschliche Natur zur gemeinschafft jhrer allmechtigen krafft / hoheit vnd Maiestet erhaben. Daher Christus spricht / Ihme sey aller gewalt im Himel vnd auff Erden gegeben / freylich nicht nach der Göttlichen / sondern nach der Menschlichen Natur / wie solchs Vigilius selbst lib. 5. Bald hernach auff die vorige wort erkleret / vnd spricht / das Christus nach seiner menscheit erhöhet sey / geehret / gekrönet / vnnd einen hohen Nahmen empfangen (Philip. 2.) qui secundum naturam verbi nihil horum eguit aliquando / welchs Vigilius nicht schreiben können / wenn dieses sein Meinung gewest / das die Eygenschafften der Gottheit auff kemerley weise der Menschlichen Natur Christi kondten mitgetheilet / oder von derselben praedicirt werden.
In Summa / wenn die jenigen gottloss vnd reuber Gött-
licher Ehren weren / welche der menschlichen Natur Christi in verbo vmb der Persönlichen vereinigung vnnd sitzen zur rechten Gottes willen / der Göttlichen Natur Christi eigenschafften / zuschreiben / so muste Christus selbst Gottlos vnnd ein solcher Reuber sein / Denn er je seiner Menscheit allmechtigen gewalt im Himel vnd auff Erden Matth. 28. zuschreibet. Desgleichen Joh. 6. da er seinem fleisch eine lebendigmachende krafft zueignet. Es muste Johannes der Apostel vnnd Euangelist ein solcher Gottloser mensch vnnd reuber Göttlicher ehren gewest sein / da er dem blut Christi die reinigung von sünden zulegt / welchs freylich eine Göttliche allmechtige krafft ist. Desgleichen der Apostel Paulus vnd alle orthodoxi Patres musten gottlos vndreuber Göttlicher Ehren gewest sein / In dem sie der menschlichn Natur Christi / vmb der Persönlichen vereinigung willen / Göttliche krafft / macht / Herrschafft / ehre der anbetung vnd was der gleichen mehr ist / mit klaren worten zulegen. Derwegen Vigilij wort nicht simpliciter / sondern secundum quid zuuerstehen sein / da er spricht / es sey gottloss was des ewigen Sohns Gottes eigen ist / seinem fleisch oder menscheit zulegen / nemlich wenn es in dem verstande geschicht / wie es die Eutychianer gethan / welche die eigenschafften der Gottheit des Sohns also dem fleisch Christi zuschreiben / das sie hielten / sie weren des fleisches Christi wesentliche Natürliche Eygenschafften worden / welchs falsch vnd vnrecht.
Wenn sie aber der angenommenen Menschlichen Natur Christi also zugeschrieben werden / das sie vmb der Persönlichen vereinigung willen zur gemeinschafft derselben erhaben / wie im gleichnis von der Seelen vnd leibe / vnnd vom feurigen Eysen / welchs stets im feuer ligt etlicher massen furgebildet / So ist es nicht alleine nicht vnrecht oder Gottloss /
dern ist die gewisse warheit vnd hat beides in der schrifft vnnd in den Patribus / starcken vnd vnbeweglichen grund / wie in meiner wiederlegung auff der Anhalter 42. Argument durch Gottes gnade gründlich erwiesen / vnnd auch in dieser schrifft deutlich gnugsam dargethan wird.
Mit Cyrilli spruch / welcher nicht lib. 5. de Trinit. Vom spruch Cyrilli lib. 10. Thes. Cap. 7.(wie jn die Anhaltischen falsch aus der 61. Thesi der Jesuiten zu Mentz citiren) sondern in seinem Thefauro lib. 10. Cap. 7. stehet. Sic quae de Christo dicuntur intelligenda sunt, vt nec quae Deitati conueniunt, humanitati ipsius tribuantur, nec quae humanitatis propria sunt ad Deitatem ipsius distorqueantur, das ist / was von Chri sto geredt wird / mus also verstanden werden / das weder das jenige so der Gottheit zugehöret / der menscheit Christi zugeschrieben / noch die eigenschafften der menscheit / der Göttlichen natur zugelegt werden etc. erhelt sichs gar viel anders / als die Anhalter fürgeben.
Denn Cirillus lib. 10. Thesauri Cap. 7. Disputirt nicht wieder die communicationem Maiestatis / welche er in seinen schrifften für vnd für gewaltig treibet / vnd vorteidigt / wie nun etlich mal aus seinen eigen worten erwiesen / sondern streittet wieder die Arianer / welche fürgaben weil die schrifft sagte / das Gottes Son selbst Mensch worden / so muste auch war sein / das der Son Gottes selbst an gaben gewachsen vnd zugenommen / vnd wolten nicht leiden / das Cyrillus vnterscheidete / das er nach seiner Menscheit / vnd nicht nach der Gottheit an gaben zugenommen. Istas distinctiones vestras (sagten sie) non suscipimus. Denen antwortet Cyrillus vnd spricht: Paulatim natura nostra manifestabatur, Sicut instrumentum esse Deitatis, quae habitauit in ipsa. Ideo non dicit, Verbum Dei profecisse, Sedlesum, ne scilicet verbum Dei proficere videretur,
sed humana natura, quae profectus susceptibilis est. Sie igitur quae de Christo scribuntur intelligenda sunt, vt nec quae Deitati conueniunt humanitati eius tribuantur etc. Das ist / vnsere natur ward all gemechlich offenbart / das die ein instrument were der Gottheit / so in derselben wohnete. Darumb spricht er nicht / das das wort zugenommen habe / sondern Jesus / damit es nicht das ansehen hette / als hette das wort selbst gewachsen oder zugenomen: Sondern die menschliche natur) welche wachsen oder zunemen kan / derhalben was von Christo geredt / mus also verstanden werden etc.
Daraus alle verstendige ab zu nemen / das Cyrillus die Communicationem Maiestatis (welche er sonsten gewaltig treibet) mit diesem spruch nicht auff hebe / sondern nur dieses anzeige / das man nicht mit den Arianern die sprüche so von der Menschlichen Natur Christi reden / auff die Göttliche ziehe / vnd dadurch verleugne / das Christus warer Gott / vnd mit dem Vater vnnd Heiligen Geist eines wesens sey / welchs die Arianer theten / vnnd daraus erzwingen wolten / das Christus der Gottheit nach / dem Vater am wesen nicht gleich / vnd derhalben nicht warer Gott were.
So können vns auch die Anhaldischen Theologi mit grunde der warheit nicht zumessen / das wir die propria Deiratis / dz ist / die Eygenschafften der Gottheit der Menschlichen Natur Christi per se, vel secun dum se, vel sicut sub ratione naturae consideratur / das ist also zugeschrieben solten / als weren sie jhre wesentliche natürliche Eygenschafften worden (welchs freylich eine Eutychianische vermischung der Naturen auff sich hette) sondern schreiben sie jr nur also zu / wie sie durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft derselden erhaben / wie solchs Cyrillus lib. 12. Thesauri Cap. 16. erkleret / da er spricht: naturam nostram assumtam à Filio Dei, mensuram suam excessisse, & in conditionem assumentis eam per gratiam translatam esse.
Das ist / die Menschliche Natur / welche der Sohn Gottes jhm Persönlich vereiniget / sey hirdurch aus gnaden vber jhre natürliche art vnd eigenschafft zu seiner selbst eigenen hoheit erhaben.
Pag. 31. Von der Regel Quicquid habet filius Deiper natis ram, hoc filius hominis habet per gratiam: Das sie aber fragen / Wie mein dogma bestehen könne / was dem Ewigen Sohn Gottes von Natur gebühret / das werde der Menschlichen Natur aus gnaden mitgetheilet etc. Dieweil ich selbst bekenne / das die Eygenschafft / nach welcher der Sohn vom Vater vnd Heiligen Geist vnter schieden ist / nemlich das er vom Vater in Ewigkeit geborn etc. Nicht mitgetheilet werde.
Dorauff hetten sie jhnen selbst leicht antworten können / das von derselben Eygenschafft kein streit sey / Sondern von der Mitteilung der allmechtigen gewalt des Sohns Gottes / vnd andern Eygenschafften mehr. Vnnd das die regula, Quicquid habet Filius Dei per naturam, hoc Filius hominis habet per gratiam. Was der Ewige Sohn Gottes wegen seiner natur hat / Das hat des menschen Sohn aus gnaden etc. nicht mein dogma / sondern der Kirchen Gottes bekentnis sey.
Ob sie nu dasselbige durch jhre trotzige vermessenheit vmbstossen / vnd zu nicht machen werden / wird sich / wo fern sie nicht busse thun / ehe finden den es jnen lieb ist.
Das ich halten solle es folge keine vergleichung der naturen Pag. 31, 32. wir leren nicht das beyde natu ren in Chri sto zugleich allmechtig sind.vnnd wesentlichen Eygentschafften oder zweyerley allmechtigkeit / ob man schon sage / Das alle beyde naturen in Christo allmechtig sind etc. ist erstlich ein falsch zeugnis / denn sie nicht mit einigen buchstab aus meinem buch erweisen können / das ich also geredt oder geschrieben. Darumb ich auch solch falsch zeugnis / so sie mir ohn alle scham aufftichten / weitleufftig zu verantworten nicht schüldig.
Ich rede oder schreibe nicht also schlecht dahin / das beyde naturen allmechtig / ohne beygesetzten vnterscheid vnd gnugsame erklerung / sondern also rede vnd schreibe ich: Das die Menschliche natur in Christo zur gemeinschafft der einigen Ewigen allmechtigkeit des Sons / durch die Persönliche vereinigung erhaben sey / vnnd das sie allmechtig sey / nicht Essendo, sondern habendo omni potentiam Filij Dei / Dz ist / das sie nicht die allmechtigkeit selbst sey / sondern das sie die allmechtige krafft in vnnd von wegen der Persönlichen vereinigung / mit dem Almechtigen Son Gottes habe / vnnd also derselben theilhafftig worden sey / derwegen sie mir aus lauttern mutwillen zumessen / das ich zweyerley almechtigkeiten in Christo lehre / vnd wird solch falsch zeugnis gewislich nicht vngestrafft bleiben.
Nochmals ist auch dieses ein falsch zeugnis / das sie schreibenPag. 32. Leren auch nicht / das ein vnterscheid der allmechtikeit der Göttlichen vnd mensch lichen natur sey / wie inter Causam & effectum, seu antecadens consequens. / ich setze Pag. 31. 34. 35. 36. 39. 257. Es sey ein solcher vnterscheidt vnter der allmechtigkeit (Der Göttlichen vnnd Menschlichen Natur Christi) Wie inter causam & effectum, seu antecedens & consequens. Denn ermelte wort weder auff den allegirten paginis noch sonsten in meinem buch zubefinden / vnnd sey jhnen trotz geboten / das sie dieselben draus erweisen.
Folgendts tichten sie / das eben die vorgemelte wort auch Pag. 595. meines buchs stehen sollen.
Sie machens aber zu grob / das ich hier die wort des 36. Psalms von jhnen gebrauchen mus: Es ist von grunde meines hertzens von der Gottlosen wesen gesprochen / Das kein Gottes furcht bey jhnen ist. Denn derselben wort keines an ermeltem blat zu finden / sondern diese folgende wort stehen da: Das wir die Persönliche vereinigung vnnd mitteilung der Göttlichen Maiestet / als causam & effectum vnterscheiden /
vnd das communicatio Idiomatum & vnio hypostatica nicht einerley sind / sondern tanquam causa & affectus oder antecedens & consequens vnterscheiden.
Welche wort / wie für augen / nichts vom vnterscheid der allmechtigkeit Christi reden (wie die Anhalter als falsche zeugen vnuerschampt auff mich dichten dörffen) sondern vom vnterscheid der Persönlichen vereinigung vnd mitteilung der Göttlichen Maiestet. Nu ist es weit ein anders / die Persönliche vereinigung vnd mitteilung der Göttlichen Maiestet tanquam causam & effectum, seu antecedens & consequens das ist / als ein vrsach vnd volge etwas das vor vnd nachgehet / vnterscheiden / auch wiederumb ein anders setzen / das die allmechtigkeit der Göttlichen vnd menschlichen Natur als causa & effectus, antecedens & consequens vnterscheiden sey.
Ich lasse aber / vber dieses falsch zeugnis Gott vnnd alle vorstendige Christen richter sein.
Für mein teil sage ich / das ich den Anhaltern hinfürder nichts guts zutrawen könne / sie erkennen denn / das sie vbel vnd nicht Theologisch hierinnen / wie auch in dergleichen mehr stücken gehandelt / vñ stehen von solchen falschen zeugnissen abe.
Pag. 32. Ferner ziehen sie diese wort an / das ich Pag. 212. schreiben solle / Die Gottheit sey natürlich / allmechtig vnd wesentlich (essentialiter) diese aber die menscheit realiter / thetlich oder aus thetlicher mitteilung. Begehen abermals crimen falsi. Denn meine wort gemelts orts nicht also lauten / sondern also: Wir vnter scheiden zwischen der thetlichen mittheilung vnd zwischen der natürlichen ausgiessung / Nemen sie nun das wort (thetlich) für das wort (natürlich) so verwerffen wir mit jhnen die natürliche ausgiessung der eigenschafften der Gottheit ins fleisch Christi / vnd bekennen gerne / das solch gedicht
mit dem Symbolo Chalcedonensi nicht besiehet. Brauchen sie aber das wort (thetlich) pro reali, gestehen wir jhnen keines weges / das durch dasselbige die lere Symboli Chalcedonensis de saluis proprietatibus auffgehaben werde / wie nun zu vielenmalen gründlich erwiesen ist / vnd ferner soll dargethan werden.
Das ich geschrieben / die angenommene menschliche naturVon den worten: die menschliche natur Chri sti / habe die allmechtige Krafft aus einem höhern. Principius Christi habe die allmechtige krafft aus einem hohen principio (Pag. 305) wil ich dem leser zum warhafftigen bericht die gantze einrede setzen / auff welche ich Pag. 304. 305. geantwortet / daraus er abermals verstehen wird / wie Theologisch die Anhalter diese sach tractiren / vnnd wie auffrichtig sie mit mir vmbgehen / Was allmechtig ist / das ist Gott / Nu ist aber die Menschlich Natur nicht Gott. Ergo so ist sie auch nicht allmechtig.
Dorauff antworte ich kürtzlich / Wenn es gelten solte / also zuschliessen / so hette Nestorius aus solchem grunde wieder das concilium Ephesinum schliessen können: Das fleisch Christi were nicht lebendig machend / denn lebendig machend sein / ist so viel als Gott sein. Nu ist aber Christi fleisch nicht Gott. Ergo so ist es auch nicht lebendig machend.
Ist demnach diese erste propositio in beiden Syllogismis also zuerkleren: Was nach dem wesen vnd wesentlicher natürlicher krafft vnnd Eygenschafft aus vnnd für sich selbst allmechtig vnnd lebendig machend ist / oder die allmechtigkeit vnnd krafft lebendig zu machen selbst ist / das kan nicht anders denn Gott sein.
Nu ist aber zu vielen malen angezeigt / das die menschliche Natur Christi / welche eine Creatur ist vnd bleibet / aus eigner krafft vnd natürlicher wesentlicher Eygenschafft aus vnd von sich selbst nicht allmechtig sey / sondern alleine per vnionem personalem / In die gemeinschafft der allmechtigkeit des Sons Gottes erhöhet / vnd also ex gratia alterius naturae / nemlich ex solius coniunctae diuinitatis virtute / allmechtig sey / vnd für sich selbst keine allmechtige krafft habe / darumb sie auch Gott selbst nicht ist oder sein kan / welches aus folgender frage klar gemacht wird / Ob nemlich das jenige / welchs nicht aus seiner eignen krafft / Natur / wesen vnd wesentlicher eigenschafft allmechtig / sondern allein per vnionem hypostaticam zur gemeinschafft derselben erhaben / vnd ausserhalb solcher vereinigung die allmechtigkeit weder haben noch behalten könte / Ob / sag ich / dasselbige für Gott oder Gottheit möge gehalten werden? Antwortet vnser gegentheil ja / so müsse folgen / das Gott nicht für sich selbst vnnd aus eigner krafft allmechtig / sondern seine sufficientiam oder perfectionem / von einem andern hohen principio hette / welchs eine Gotteslesterung were / Antworten sie aber nein / so selt vorgesetzter Syllogismus in brun / vnd bezeuget vnser gegentheil mit seinem eigenen munde / das wir die menscheit Christi nicht zur Gottheit selber machen / wie auch die Patres Ephesini concilij / das fleisch Christi nicht zum leben selbst machen: Sondern eine Creatur bleiben lassen / ob sie jme wol lebendig machende krafft propter vnionem cum verbo Viussicante zuschreiben.
Darüber citirn sie Pag. III. 161. meines buchs / dorauff diese folgende wort stehen sollen: jene (das ist die Göttlich natur) gebe es / Dieser (das ist der menschlichenn tur) wirde es gegeben / mitgetheilet vnnd geschencketete. erhelt sich
aber auch nicht also / denn sie an angezeigten paginis nicht zu sinden sind.
Auff solche ertichte citationes meiner wort schliessen sie / wird demnach in Christo zugleich ein allmechtiger Gott vnd eine allmechtige Creatur müssen statuirt werden. Ists aber Christlieher leser nicht ein feiner schluss?
Dieses bekenne vnd schreibe ich / das nemlich die angenommene Menschliche Natur Christi nicht wesentlich / allmechtig oder die allmechtigkeit selbst sey / sondern habendo / das ist / das sie der Son Gottes in se ipso in jme selbst glori ficirt habe (wie der alte lerer Athanasius recht geredet) oder zur Göttlichen herrligkeit erhaben / also das sie allen gewalt im Himel vnd Erden habe / welchen sie / ehe sie vom Sone Gottes angenommen / nicht gehabt. Daraus keines weges folget / das in Christo zu gleich ein allmechtiger Gott / vnd ein allmechtige Creatur / vnd also zwo allmechtigkeiten in Christo müssen statuirt werden / sondern dieses folgt / das der Son Gottes seine menschliche natur / welche er jm Persönlich vereiniget in se ipso / in jhm selbst herrlich gemacht / oder zur gemeinschafft seiner eigenen / einigen vnd ewigen allmechtigkeit erhaben. Vnd das die menschliche Natur Christi nicht eine andere abgesonderte allmechtigkeit habe / von der eigenen vnd einigen allmechtigkeit des Sons vnterscheiden / vnnd solcher wegen besonders eine allmechtige Creatur sey / die weil nur eine allmechtigkeit / welche des Sons eigen ist: Sondern das der Son Gottes seine menschliche Natur zur gemeinschafft solcher seiner einigen vnd ewigen allmechtigkeit durch die Personliche vereinigung erhöhet.
Sie machen auch solgende consequentias: Ists denn nu vnterschieden (sprechen sie) wie causa vnd effectus oder wie antecedens & consequens / wie geben vnnd neh-
menPag 32. / oder mitteilen vnd empfahen. Item dieweil es keine Einrede von zweyerley allmechtigkeiten.ausflucht ist / sondern die warheit selbst Pag. 159. das ein anders sey / wesentlich allmechtig / vnd ein anders nicht wesentlich allmechtig sein / so kans ja nicht einerley heissen / oder wird der Gottheit nicht eigen bleiben / so es mit der that auch der menscheit zugelegt worden.
Antwort: Wens gilt vnnd recht ist / einem wort auffdichten / welche er weder geredt noch geschrieben / so haben die Anhalter nicht alleine gute folgereten anzustellen / sondern auch den sieg one einige mühe zuerhalten / vnnd victoria victoria zuschreyen.
Ists aber vnrecht vnd gilt nicht / so haben die Anhalter nichts denn jre eigne schande fürbracht / wie es denn im grunde anders nichts / denn ein falsch zeugnis ist.
Die weil es denn nun ein offentlich falsch zeugnis ist / das ich die allmechtigkeit in Christo als causam & effectum oder wie antecedens & consequens vnterscheiden solle / versiehet ja menniglich / das der Anhalter jhre folgerey von den zweierley allmechtigkeiten mehr nicht denn ein scheusliche vnwarheit sey / welchs sie als falsche zeugen wieder jr eigen gewissen auff mich ausgeben.
Pag. 33. Sie verweisen mir auch / das ich die Mitteilung der Maiestet zu gleich auff die Persönliche vereinigung vnnd das sitzen zur rechten hand Gottes gründe. Demnach ich aber von beiden Gottes wort Joh. 1. vnd den Artickel vom sitzen zur rechten hand Gottes für mir habe / rede ich mit der schrifft vnnd Artickel des glaubens / vnd kehre mich lauter nichts daran / ob es den Anhaltischen Theologen misefellet.
Ob ich auch nicht an allen örten zugleich beider
gründe gedencke / benimbt der sach nichts vberall / wie verstendige Christen auch one mein errinnern woll wissen.
Die Gottheit in Christo / sprechen sie / ist allzeit volkömPag. 33. lich allmechtig: Die erhöhung aber der menschlichen Natur ist erst nach dem Tode angangen / Luc. 24.
Derwegen kan man nicht für vber / man mus bekennen / das im stande der nidrigung zugleich eine vnuolkommene vnd volkommene allmechtigkeit in Christo gewest sey / welchs aber de vnica simplicissima omnipotentia / wie die Göttliche allmechtigkeit ist / mit nichten war sein kan.
Antwort: Wenn diese folgerey der Anhalter etwas schliessen vnnd gelten solte / so müsten sie selbst eine vnuolkommene vnd volkommene allmechtigkeit in Christo tichten / denn sie schreiben selbst aus vnd mit dem alten lerer lreneo, in passione naturam diuinam verbi requie visse, vt natura humana pati & mori posset / das im leiden Christi die Göttliche natur des ewigen worts gleich geruhet oder jre wirckung etwas jnnengehalten / auff das die menschliche natur leiden vnd sterben köndte.
Hat aber jtzo gemelte ruhe oder stilhalten der Gottheit keine vnuolkommene vnd volkommene allmechtigkeit in Christo verursachet / so wird der gantze stand der ernidrigñg in welchem die Göttliche Maiestet / zu deren gemeinschafft die Menschliche Natur Christi bald in der Empfengnis durch die Persönliche vereinigung erhaben / auch nicht eine vnuolkommene vnnd volkommene vnn dalso zweierley allmechtigkeiten in Christo verursachen / Sondern nur ein allmechtigkeit sein vnnd bleiben lassen.
Die liebe Sonne verbirgt sich zu weilen mit jhrem schein / solte sie derwegen ein vnuolkommen vnnd volkommen liecht haben? das sey ferne.
Also ob die fülle der Gottheit / welche in der angenommenen menschlichen Natur Christi leibhafftig wonet / sich im stande der ernidrigung nicht allezeit gleich sehen lassen oder herfür geleuchtet / folgt darumb nicht / das zweyerley Gottheiten oder zweyerley allmechtigkeiten eine vnuolkommene vnnd Vomspruch Luce 24. vnd in seyne herrligkeit eingeben.volkommene daraus werden solte.
Der spruch Luc. 24. (Muste nicht Christus solchs leiden / vnd also in seine herrligkeit eingehen) Handelt daruon nicht / das die erhöhung Christi nach seiner menscheit erst nach der siegreichen aufferstehung angangen / Denn es klar vnnd war ist / das in dem augenblick / da die Persönliche vereinigung der beiden naturen der Göttlichen vnnd der menschlichen / in der Jungfrawen Maria leib geschehen / die angenommene menschliche natur / die weil sie als denn mit dem allerhöchsten Son Gottes Lucae 1. eine vnzertrenliche Person worden / so hoch erhöhet ist / das sie nach der aufferstehung von Todten nicht höher hat können erhaben werden. Denn lieber Gott / was kan doch im Himel vnd Erden höhers sein / als mit dem ewigen wort oder aller höchsten Son Gottes / eine vnzertrenliche Person werden / vnd des Sons Gottes sein eigen fleisch vnd bludt werden / welchs er in alle ewigkeit nicht von sich ableget. Daher auch Nyssenus spricht / Ipsa dextera Dei vnitum sibi hominem ad propriam celsitudinem euexit per vnionem. Die rechte hand Gottes oder der ewige Son Gottes hat seine angenommene menschliche natur durch die Persönliche vereinigung zu seiner eigenen hoheit erhaben: Sondern das wil Lucas Cap. 24. das Christus / so viel sei-
ne angenommene menschliche Natur anlanget (weil er im stande der ernidrigung seiner herrligkeit oder Maiestet nicht alzeit volkömlich gebraucht) nach seiner frölichen aufferstehung / Himelfart vnd sitzen zur rechten handt der krafft Gottes / in den volligem gebrauch derselben seiner herrligkeit eingangen / vnd nu auch nach seiner menschlichen natur krefftig vnd gewaltig / gegenwertig vnd nicht abwesent vber seine liebe kirche / vnd vber alle Creaturen hersche / obs wol die Anhalter zum hefftigsten wiedersprechen / vnd Christum nach seiner menschlichen natur gern von solchem stuel der Göttlichen herrligkeit vnnd Maiestet herunter werffen / vnd also einsperren wolten / das er nirgent denn im Himel mit seiner menschlichen Natur were.
Derwegen sie vnser warhafftigen bekentnis durch den stand der nidrigkeit nichts abbrechen können.
Ferner schreiben sie / meine responsiones lauffen allePag. 33. vergeblicher rum drr Anhaltisch en. auff einerley weise / bestehen weder informa, materia noch fundamento / sondern gründen sich auffdieses einige refugium / das die menschliche Natur anders für sich absolute Pag. 380. 420. betrachtet werde / denn in der Persönlichen vereinigung.
Wo nu die Anhaltischen so milde wehren die warheit zuschreiben / als milde sie sind / sich selbst zu rümen / vnnd alle andere neben sich zu vorachten / muste man billich jnen weichen / vnd der warheit zufallen.
Weil sie sich aber selbstloben / andere vorachten / vnnd jhnen selbst den Triumph ante victoriam zuschreiben / verstehet jederman / das es heisse / propria laus sordet / eigen lab stinckt gern.
Lieben Anhalter / da dem also war / wie jr dieses orts von meinen responsionibus vnnd solutionibus one alle scham
tichtet / warumb habt jr denn nicht dieselben von Argument zu Argument fürgenommen / vnd solchs augenscheinlich vnnd mit der that für der Kirchen Gottes erwiesen / so hette alle welt sehen können / das alle andere leute gegen euch lauter Enten vnnd gense weren / vnd das niemand als jhr alleine solche responsiones vnd Argumenta formiren vnd machen könde / für welchen aller mundt muste verstopfft werden.
Es solte mir selbst / lieben Herrn / eine freude gewest sein / wenn jr diesen ewren nichtigen ruhm mit der that war gemacht / vnnd wolte euch / weis mein lieber Gott / von hertzen gerne gewichen / vnd der gezeigten warheit gefolget haben.
Nu jr aber dieses nur mit vergeblichen worten anziehet / vnd nicht ein einig Argument / mit meiner gegebnen antwort gantz fürgenommen / vnnd thetlich ausgefüret das meine responsiones weder in forma, materia oder fundamento bestehen / sondern habt sie alle vorbeygangen / wird mich ob Gott wol kein from hertz darumb vordencken / das ich ewren rum für nichtig halte / vnnd bey mir nicht anders schliesse / denn das jr euch geschewet habt durch alle Argument her durch zugehen / vnd meine antwort zuerwegen oder zu refutiren / dieweil jhr in ewrem gewissen vberzeugt gewest / das euch solchs zu thun vnmüglich. Habt aber vnter des / das der Christliche leser nicht mercken solte / das jr ein verloren sach vnnd verzagtes gewissen / dieses Rhetorische Posslein gebraucht / mit rumrettigen vnd geschwülstigen worten meine responsiones extenuirt vnd geringschetzig gemacht / vnnd vormeinet / damit daruon zu kommen. Das siehet der gerechte Richter / vnd der Christliche leser vorstehts / ob jrs wol mit ewrem rum gern vertüschen woltet.
Das alle meine responsiones auff dieses refugium oder ausflucht sollen gegründet sein / das die menschliche Natur anders für sich absolute Pag. 380. 420. denn in der Persönlichen vereinigung betrachtet werde / hettet jhr als denn schreiben mögen / wenn jr wie gemelt zuuor ewre Argumenta / vnnd meine solutiones oder wiederlegung fürgenommen / vnnd gründlich erwiesen / das ich mit diesem einigen refugio oder ausflucht vnnd sonst mit nichts ewre Argument zu soluiren mich vnterstünde. Das jhrs aber mit blossen worten one beweis setzet / gibt so viel als nichts / dieweil es viel anders ist / sich einer sach trotzig rühmen vnd ein anders mit der that vnd gründe beweisen.
Beweis / beweis lieben Herrn wer Hierbey wolgestanden / so hettet jhr leicht leute gefunden / die es gegleubt / weil es euch aber daran gebricht / so werdet jhr niemand an muten / das er ewer blosse aussage für ein Artickel des glaubens halte.
Sie geben auch für / wenn ich erhalten wolte / das die Menschliche Natur Christi anders für sich absolute / denn in der Persönlichen vereinigung betrachtet werde / so müsse ichPag. 33. zuuor zweyerley erweisen. Erstlich / das in den obgemelten propositionibus dauon der streit ist / quod secundum sese /Von der phrasi secun dum sese. für sich (welchs ein distinctiua locutio sey) vnnd ex sese (welchs causalis) einerley bedeutungen haben. Zum andern / das die angenommene Menschliche Natur / anders denn wie sie mit vnser Natur vnd wesen verwant ist vnnd bleibet / nicht allein im stande der Nidrigkeit / sondern auch im stande der herrligkeit betrachtet werde / allegirn meines buchs Paginam 380. 420.
In welchem stück sie mit den Jesuiten zu Meintz leichen die da thesi 61. in jrer disputation wieder die heilige schrifft vnd orthodoxam antiquitatem setzen / das die Naturen vnd eigenschafftenin Christo auch nach der Persönlichen vereinigung eundem statum & vim retinuerint, perinde ac si nunquam in subsistentia verbi copulatae fuissent. Das ist einerley stand vnd krafft / gleich als weren sie einander niemals Persönlich vereinigt worden / behalten.
So viel das Erste anlangt / weil ich Pag. 380. 420. meines buchs nicht geschrieben / das secundum sese für sich / vnd ex sese / aus sich / durch aus vnd allezeit einerley bedeutung haben / bin ichs auch nicht schüldig zuerweisen. So verwerffe ich auch nicht den gebrauch der particulae (secundum) wenn de distinctione naturarum / wider der Eutychianer confusionem zu handeln ist. Ist auch ex magistro sententiarum klar / das ermelte particula mancherley drauch hat / wie in vnser Apologia dargethan. So braucht auch D. Lutherus in seiner grossen bekentnis dieselbe particulam, secundum, nach der menscheit / nicht das er die Eutychianische vormischung der naturen in Christo bestetige / wie die Anhaltischen Lutherum vñ vns beschüldigen / sondern zeiget darmit auff die identitatem hypostaseos / oder auff die Person / wil so viel sagen / das die allgegenwardt vnd andere Idiomata diuina / der angenommenen menschlichen natur nicht an vnnd für sich selbst subiectiue / sondern in ipsa vnione & propter vnionem zugeschrieben werden.
Das ich auch diese phrasin secundum sese an oder für sich gebraucht / hab ich nicht von mir selbst / sondern aus anleitung des alten lerers Damasceni / vnd seines commentatoris lib. 4. de orthodoxa fide Cap. 3. gethan.
Alda ermelte phrasis eben in dem verstande gebraucht
wird / wie ich sie Pag. 380. 381. gebraucht / die wort lauten also: Sanctissima Christi caro absolute & secundum se considerata & non quatenus diuinitati vnita, nequaquam est adoranda, quia ea ratione creatura est, cui minime exhibendus est adorationis cultus. Et hoc modo ipsam considerantes, dispesceremus subtilibus cogitationibus, animique diremtione & abstractione quod videtur, ab eo quod intelligitur, scilicet humanitatem Christi corporeis oculis perviam & sensibilem ab eiusdem Deitate solo in tellectus obtuitu comprehendenda. Si verò eadem consideretur, vt vnita verbo hypostatica vnione, & eandem cum eo personam constituens, re vera adoranda est propter ipsum verbum cui vnitur (vt praecipuam adorationis causam) & in ipso quo verbo, cum quo in vnum, personali vnitate coalescit.Das die an genommene menschliche natur Christi / in der Persön lichen verei nigung / vñ von derselben wegen anders kön ne betrachtetwerden / als wie sie mit vnser natur verwandt.
Daraus beides zuuorstehen / eines / das Damascenus vnnd sein commentator die phrasin secundum sese eben in dem verstande gefüret / wie ich sie angezogen / vnd das sie jnen so viel heist / als in oder für sich selbst.
Das ander / das die angenommene Menschliche Natur Christi in der Persönlichen vereinigung / vnnd von wegen derselben nicht alleine also kan betrachtet werden / wie sie mit vnser natur verwand ist (denn also kündte sie nicht angebetet werden) Sondern auch wie sie mit dem Son Gottes eine Person machet / vnd zur gememschafft seiner Göttlichen herrligkeit vnnd Maiestet erhöhet / daher sie auch angebetet wird / welchs jr sonst / als einer blossen Creatur nicht gebürete.
Daher auch der Son Gottes selbst seiner angenommenen Menscheit von des wegen / das sie mit jme Persönlich vereiniget ist die allmechtige krafft lebendig zu machen Joh. 6.
zuschreibet / welchs er freylich nicht thun würde / wenn sie mit jhm Persönlich nicht vereinigt were.
Desgleichen schreibt er jhr auch allmechtigen gewalt im Himel vnd Erden zu / Matth. 28. nicht wie sie vnserm fleisch nach betrachtet / nach welchem sie mit vns eines wesens ist / sondern wie er sie jhm Persönlich vnnd vnzertrenlich vereinigt hat.
Solchs thun auch die Patres Ephesini concilij / da sie dem fleisch Christi oder seiner angenommenen Menscheit lebendigmachende Göttliche krafft zueignen / vnnd freylich die angenommene Menschliche Natur von wegen der Persönlichen vereinigung mit dem lebendigmachenden wort / anders betrachten / denn als sie mit vnser Natur eines wesens ist / oder verwandtschafft hat.
Spricht nicht Cyrillus lib. 4. in Joan: Cap. 23. Si caro sola intelligatur, nihil prorsus viuificare potest, quippe quae viuificante indigeat: Cum vero incarnationis mysterium laudabili cura scrutati fueritis, & habitantem in carne cognoueritis: quamvis nihil penitus caro per se ipsam possit, viuificam tamen esse factam credetis, nisi etiam S. Sanctum non posse viuificare contendatis. Nam quoniam cum viuificante verbo caro coniuncta est, tota est effecta viuifica. Non enim ad corruptibilem suam naturam iunctum Dei verbum detraxit, sed ipsa ad melioris virtutem elevata est: Quamvis ergo natura carnis, vt caro est, viuificare nequeat, facit tamen hoc, quia totam verbi operarionem suscepit. Corpus enim est, non cuius vis hominis, cuius caro prodesse nihil quicquam potest (non enim Pauli aut Petri aut caeterorum) sed ipsius vitae & faluatoris nostri Iesu Christi corpus, in quo Deitatis ple
nitudo corporaliter habitat, facere hoc potest. Nam si mel, cum naturaliter dulce sit, ea dulcia facit quibus immiscetur: Nonne stultum erit, viuificam verbi naturam putare non dedisse homini, in quo habitat, viuificandi virtutem? Quas ob res caro quidem caeterorum omnium quicquam veré non prodest: Caro autem Christi, quia in ipsa vnigenitus Dei Filius habitat, sola viuificare potest, das ist: Wenn das fleisch alleine betrachtet wird / so kan es nichts vberal lebendig machen / als das selbst der lebendigmachenden krafft bedarff. Wenn aber das geheimnis der menschwerdung fleisch erforschet vnnd erkandt wird / wer der sey / der in solchem fleische wohnet / so must jhr gleuben / das ob wol das fleisch für sich selbst nichts kan / das es doch lebendig machend worden sey.
Das heist ja die Menschliche Natur Christi von wegen der Persönlichen vereinigung anders betrachtet / als sie mit vnser Natur eines wesens ist.
Item, Spiritus propter se ipsum viuificat, ad cuius virtutem per coniunctionem caro conscendit.
Item lib. 12. Thesauri: Nostra natura à Filio Dei assumta, mènsuram suam excessit & in conditionem assumentis eam per gratiam translata est.
Eben das thut auch Cassiodorus, da er schreibt: Caro Christi licet ex humana sumta sit natura, non tamen eam vt vnius hominis ex nobis debemus aestimare, sed adorabilem, salutiferam, viuificatricem etc.
Item Athanasius da er spricht: Carnem Christi diuinam profecisse in gloriam, ita vt omnem potestatem in caelo & in terra habeat, quam antequam à verbo assumeretur, non habebat.
Item Theodoretus Eph. 1. Quod qui Deus est, vná cum Deo sedeat, & qui est Filius, vna cum patre regnet, non est admirabile. Cum enim eadem sit natura, ei quoque potestatis coniuncta estsocietas. Quod autem sumta ex nobis natura, eiusdem honoris cum eo, qui assumpsit, sit particeps, hoc vero omne miraculum superat.
Vnd darff derwegen nicht (wie die Anhalter fürgeben) geschlossen werden / das die angenommene Menschliche Natur / etwa auch ausserhalb der Persönlichen vereinigung als quiddam absolutum aut separatum gewesen / oder sey / oder sein möge.
Denn der Herr Christus selbst / die Patres Ephesini concilij vnd andere alte lerer / welche solcher gestalt von der angenommenen menschlichen Natur Christi geredt / haben sie durch solche jre reden nicht von der Gottheit des Sons mit welcher sie Persönlich vnd vnzertrenlich vereiniget / separiren / scheiden / oder als quiddam absolutum aut separatum halten wollen: Sondern haben nur dieses anzeigen wollen / das die angenommene menscheit Christi / nicht alleine wie sie vns menschen / dem wesen nach verwant / in der Persönlichen vereinigung könne vnd möge betrachtet werden / sondern auch wie sie mit dem Son Gottes Persönlich vnnd vnzertrenlich vereiniget ist / aus vnd nach welcher Persönlichen vnzertrenlichen vereinigung / jhr diese ehr wiederfaren / das sie als des Sons Gottes seine eigene menscheit zur gemeinschafft seiner Göttlichen allmacht hoheit vnd Maiestet erhaben / Aus welcher sie weder die Anhalter noch kein andre Creatur setzen wird.
Na zianzeni spruch orat. 1. de Filio, Aliam esse considerationem naturae, aliam oeconomiae / nimpt vnserm bekentnis nichts vberall / sondern sterckt sie viel mehr.
So halten wir auch nicht seorsim & particulatim ponendam vnamquã naturam in Christo, das eine jede natur in Christo abgesondert vnd für sich zu setzen sey / sondern gleuben vnnd leren / das sie mit einander vereinigt sind in vna composita hypostasi / wie Damascenus lib. 3. cap. 3. redet / darumb vns gemelter spruch nichts zuschaffen gibt.
Es wollen auch die Anhalter nicht gerne gesiehen / daspag. 35. Das geben in der zeit sondern die Anhaltisch en von der menscheit Christi abe vndziehens auff die Gottheit. sie die sprüche vom geben in der zeit von der menschlichen Natur ab / vnd allein auff die Gottheit wenden / sprechen ich könne das nicht beweisen. Nu bedarffs nicht viel beweisens / das sie solchs thun.
Denn wenn das war ist / das es (wie sie Pag. 31. one allen vnterscheid schreiben) Gottslesterlich ist / was des worts eigen ist / der Menschlichen Natur zuschreiben / so können sie nicht fürüber / sie müssen gestehen / das sie alles was die schrifft vom geben in der zeit redet / auff die Göttliche Natur Christi allein / vnd nicht auff seine angenommene menscheit / ziehen / wie sie denn auch im grunde der warheit thun. Vnd dieser jr wahn (das nemlich der menschlichen Natur Christi keine Göttliche Eygenschafften können zugeschrieben werden) mit nichte bestehen köndte / wenn sie die sprüche vom geben in der zeit / auff die angenommene menschliche Natur vnd nicht auff die Gottheit wolten gedeutet haben.
Im fall sie nu dessen nicht wollen beschüldiget sein (das sie die sprüche vom geben in der zeit von der menscheit abwenden / vnd allein auff die Gottheit Christi ziehen) so mussen sie jhr gedicht fallen lassen / mit der schriefft vnnd der gantzen alt recht gleubigen Kirchen bekennen / das das geben in der zeit nicht auff die Gottheit Christi-sondern auff seine angenommene Menscheit müsse gedeutet werden / thun sie das nicht / so ists vergeblich / dz sie solche beschüldigung von sich abweisen wollẽ.
Sie geben auch für / es sey vnrecht / quod dare semper pag. 35. dare praesup ponit indigentiam,praesupponat indigentiam / das ist / das geben alzeit zuverstehen sey von einer dürfftigkeit. Dorauff aber ist jhnen Pag. 38. in meiner wiederlegung dermassen geantwortet / dz jnen vnmüglich / dasselbige mit grunde vmbzustossẽ / darumb sie auch meine wiederlegung nicht mit einem wörtlein angerüret haben.
Denn wo fern von der Gottheit gesagt / das jr in der zeit aus gnaden etwas geben wird / so kan man nicht fürüber man mus gestehen / dz die Gottheit dürfftig oder mangelhafftig sey. Sintemal alleine die erschaffene Creaturen aus gnadẽ empfahen.
Vnd hilfft sie lauter nichts das sie einwenden / es bedeute menschlicher natur blindtheit / wenn man sage / das Gott etwas geben werde. Denn hie der streit ist von den jenigen das aus gnaden in der zeit gegeben wird / welchs sie auff die Gottheit Christi nicht one sonderliche Gotteslesterung ziehen.
So thut auch dieses nichts zur sache / das sie streiten / es sey nicht einerley / wenn dem Son Gottes von seinem Himlischen Vater das ampt vnser erlösung vbergeben wird / vnnd wenn er seine angenommene Natur mit der vbermass des heiligen Geistes zieret. Denn wie gemelt / der streit ist dauon / ob dem Son Gottes nach seiner Gottheit in der zeit etwas ex gratia aus gnaden könne gegeben werden / da wir rundt nein zu sagen / vnd sie das gegenspiel nimmermer war machen können / sie wollen sich denn offentlich zu denn Arianern schlahen / dafür sie Gott behüten wolle / denn sie albereit zimlich sich zu jnen gelenckt haben.
pag. 35. Sie vermügen auch nicht bey zu bringen / ob sie auch noch mehr drumb theten / das dem Son Gottes von seinem Himlischen Vater das Mitler ampt ex gratia aus gnaden / gegebensey / von welchem geben die schrifft redet Philip. 2. Do-
nauit enomen , ex gratla dedit, vnnd darüber wir mit den Anhaltern streiten.
Wie sie denn auch dieses zu ewigen zeiten nicht darthunpag. 35. werden / das der Son Gottes seine angenommene menschliche Natur / nur mit dem vbermass des Geistes gezieret / das ist / wie sie es in jrem 38. Argument aus der Jesuiter jrer disputation zu Meintz gehalten / auslegen / alleine mit erschaffenen hohen gaben / welche aller ander Engel vnd seligen gaben vber treffen / begnadet habe / ist jhnen auch solchs in wiederlegung jhres 38. Arguments von mir der massen vorlegt / das sie nicht dar wieder mucken dürffen. Der Christliche leser wolle doch den grund der warheit / recht zuerkennen / vnnd sich in diesen sireit besser zu richten / mein buch Pag. 513. 514. 515. 516. 517. besehen / da diese sache gründlich gehandelt wird.
Ach wie gerne wolten die Anhaltischen Theologi Pag.vom sbruch Leonis: dicent aduersarij. 35. 36. folgenden spruch Leonis Episcopi von sich ab wenden / vnnd des greulichen fürwürffs de Arianismo / oder von der Arianischen ketzerey / entschütten aber sie bemühen sich vorgeblich.
Dicant adversarij veritatis, quando omnipotens pater, vel secundum quam naturam filium suum super om nia euexerit, vel cui substantiae cuncta subiecerit? Deita ti enim vt creatori semper subiecta fuerunt, huic, si addi ta potestas, si exaltata sublimitas minor erat prouehente, nec habebat diuitias ei9eius naturae cui9cuius indiguit largitate. Sed talia sentientem in societatem suam Arius rapit.
Das ist / Es sagen vns nun die wiedersprecher der warheit / wenn der allmechtige Vater vnd nach welcher natur er seinen Son vber alles erhöhet habe? oder welcher natur er alles vnter worffen habe.
Denn der Gottheit als dem schöpfer ist allezeit alles vnterworffen gewesen / weñ diesem sein gewalt gemeret vnd grösser gemacht / wenn seine höhe noch mehr erhöhet ist / so ist er kleiner gewesen / als der / so jhn erhöhet hat / vnd hat nicht gehabt die reichthumb der natur / deren mildigkeit er bedurfft hat. Aber die also halten / die nimpt Arius in seine geselschafft.
Eine trotzige vormessenheit ist es wol / das sie fürgeben dürffen / ermelter spruch Leonis streitte nicht wieder sie / sondern wieder vns / das es aber ein vergeblicher ruhm sey / kan der Christliche leser aus folgendem bericht / welchen ich in meinem buch wider sie Pag. 318. 319. 320. 321. gethan / vñ sie mit dem kleinesten fingerlein nicht angerüret haben / gnugsam abnemen: Mein bericht lautet also: Die Arianer (sprechen die Anhaltischen) haben der Gottheit in Christo / sonderliche krafft vnnd stercke zugetheilet / die sie in der zeit empfangen haben solte / vnnd verleugneten dadurch die ewige gleicheit / ja einigkeit im wesen des Sons mit dem Vater. Welchs / sagen sie / anders nicht gewest / deñ vnsere lere / als könde die menschliche Natur in Christo mit gleicher allmacht / weisheit vnnd allgegenwart begabet werden.
Ach lieben Anhalter meinet jr denn / das alle menschen Enten vnd gense sein / vnd das niemand ewren falsch verstehen vnd mercken könne? Ir jrret weit / vnd könnet ewer figmentum nicht zusammen reimen / ob jr gleich all ewr kunst daran versuchet.
Haben die Arianer der Gottheit sonderliche stercke vnd krafft zugelegt / die sie in der zeit empfangen haben solte / vnnd dadurch die ewige gleicheit / ja einigkeit an wesen / des Sons mit dem Vater verleugnet etc.
Wie kans denn war sein / das die Anhaltischen trützlich fürgeben / das solchs nicht anders gewest / als vnsere lehre / da
wir mit der heiligen schriff bekennen vnnd halten / das Christo nach seiner angenommenen menschlichen Natur / vnnd nicht nach seiner Gottheit in der zeit allmechtiger gewalt vnd herrschafft gegeben sey? Die Arianer haben ja das geben in der zeit von der Gottheit verstanden / darzu wir mit den Patribus rundt nein sagen / vnd es nur von der menscheit Christi verstehen. Der Christliche leser wolle solchem stück vnnd tück der Anhaltischen nach dencken.
Leo Episcopus schreibet daruon / wie es auch war / vnd vnuorneinlich ist / das die Arianer aus den sprüchen der schrifft de datis in tempore, haben erzwingen wollen / das Christus nicht köndte warer Gott sein / mit dem Vater vnnd Heiligen Geist eines wesens. Denn der köndte nicht warer Gott sein / welchem in der zeit etwas gegeben würde / dieweil denn die schrifft deutlich aussagte / das Christo in der zeit etwas gegeben worden / were es klar / das er nicht warer Gott / vnnd dem Vater am wesen gleich were.
Darauff antwortet Leo Episcopus tractans locum Ephess. 1. vnd spricht / das wer da fürgebe / das Christo nach der Gottheit in der zeit etwas gegeben sey / derselbige komme in Arrij geselschafft / vnnd könne sich des Arrianismi nicht erwehren.
Dieses aber thun die Anhaltischen mit den Caluinisten vnd Jesuiten. Denn jre gantze lehr beruhet auff diesem grunde / wie droben Argumento. 2. Vnd sonsten durch aus zu sehen / das der Göttlichen Person / oder der Gottheit in der zeit gegeben sey / vnd das die dicta scripturae de datis in tempore / von der Götllichen Person vnnd nicht von der angenommenen menschlichen natur zuuorstehen sein.
Derwegen ist es jnen vnmüglich / das sie sich des Arrij geselschafft entschüten können / sie singen vnd sagen was sie wollen.
Bleibet also vnser grundt / wieder vnser gegentheil des Arianismi halben / dessen wir sie mit warheit aus Leonis Episcopi worten beschüldiget / nochmals fest vnd vnbeweglich stehen / ist jnen auch vnmũglich / so lange sie auff jrem falschen wahn bleiben / das sie sich des Arrij gesellschafft erwehren / vnd ermelten grund von sich abwenden können.
Das sie aber tichten / der Arrianer meinung sey im grunde nichts anders gewest / denn vnsere Lere von der Communicatione Maiestatis, das nemlich der menschlichen natur Christi / allmechtiger gewalt vmb der Persönlichen vereinigung willen in der zeit gegeben / das reimet sich zu dieser sach so viel als nichts. Denn sie ja selbst bekennen müssen / das die Arrianer gehalten vnnd gestritten haben / Der Gottheit in Christo (welche sie für eine erschaffene Gottheit hielten) were jn der zeit etwas gegeben worden. Derwegen es vnmüglich / das sie eine ware Gottheit / vnd mit dem Vater eines wesens. Welches alles wir mit Leone Episcopo vnnd der gantzen orthodoxa vetustate wiedersprechen / vnnd als Gotteslesterlich verwerffen. Wie kans denn bestehen / das wir mit den Arianern einerley meinung sein / Vnd des Leonis Episcopi spruch vnser Lere verdamme.
Doraus erstlich zuudrnehmen / was für vermessene tichter die Anhaltischen Theologen sind / welche das jenige darinnen sie selbst hafften / gerne auff vns (Aber Gott lob ohn allen grund) schreiben wolten.
Zum andern / das es jnen vnmũglich / sich des Arij gesellschafft zuerweren / wo fern sie nicht von jrem gefasten Irthumb abtretten.
Zum dritten / können sie jre betriegerey vnnd falscheit / deren sie sich in dieser so klaren sach gebrauchen / nicht beschönen / da sie streitten / vnsere Lehre vom geben in der zeit stimme mit der Arianer Lere / welche Leonis Episcopi zeugnuss nach gehalten habẽ / dz der Gottheit Christi in der zeit gegeben sey / vnd nicht der menscheit / aldieweil wir gantz vnnd gar das kegenteil Leren / nemlich das nicht der Ewigen Gottheit Christi / sondern seiner angenommenen menscheit oder menschlichen natur in der zeit / aus gnaden Philip. 2. Göttliche Ehre / macht vnd gewalt gegeben sey. Noch dürffen sie vnuerschampt dichten / vnd vnterstehen sich aus eiteler / freueler / lesterhafftiger künheit vns zuzumessen / als solten wir Leren / das nur eine erschaffene Gottheit in Christo were / welche bedürfft / das jr in der zeit aus gnaden allmechtiger gewalt gegeben würde / so wir doch solchen wahn als falsch / Gottlos vnd verflucht / gentzlich verwerffen vnd verdammen. Gott gebe es jnen zuerkennẽ.
Ich kan in warheit / je mehr ich solcher falscher vnuerschampter zeugnis der Anhaldischen / vnd vnersindliche gedicht in jrer jtzigen antwort befinde vnd lese / nicht anders von jnen gedencken / denn das sie sich erwegen haben / jre jrrige böse sache zuuorteidigen / vnnd sollen sie sich auch mit nichts anders denn mit eitel falschen ertichteten zulagen vnd lauter vnwarheiten behelffen.
Das sie aber daraus erzwingen wollen / wir machenpag. 36. Einrede von dem nuncupatiuo Deo. aus der menschlichen natur Christi einen erschaffenen nuncupatiuum Deum, Dieweil wir mit der Heiligen schrifft / concilijs & orthodoxis patribus bekennen vnnd sireitten / das Christo nach seiner Menschlichen Natur von wegen der Persönlichen vereinigung vnnd sitzen zur Rechten
allmechtige krafft gegeben sey / Solchs ist eine schendliche vngegründe Calumnia vnnd zunötigung / vnnd durchaus eine falsche beschüldigung / damit sie vns gerne bey dem Christlichen leser wolten verhast machen.
Denn wir nicht lehren / das der ewige Son Gottes seine menschliche Natur an vñ für sich zu Gott oder zur Gottheit selbst gemacht / sondern wir halten vnd leren mit der heiligen schrifft / das der angenommenen Menschlichen Natur Christi allmechtiger gewalt in Himel vnd auff Erden vber alle Creatur gegeben sey / Matt. 28. Eph. 1. Item das Christi fleisch Joh. 6. lebendig machend sey oder lebendig machende allmechtige kraffe habe / per vnionem cum verbo welchs auch die ducenti patres Ephesini concilij gehalten / vnnd Cyrillus in seinen schrifften wieder Nestorium gewaltig erwiesen / wie solchs in meiner wiederlegung auff der Anhalter 42. Argument gründlich vnnd vnümbstosslich dargethan / sie die Anhalter auch solchs nicht zu wiederlegen vermöcht / sie würdens sonst nicht vnterlassen haben / wenn sie nur mit einem schein etwas darwieder auffbringen können.
Daraus aber keines weges folget das wir die menscheit Christi zum erschaffenen Gott oder nuncupatiuo Deo mach en / wie die Anhalter felschlich wieder vns ausgeben. Sintemal es viel ein anders ist / ein erschaffener Gott sein / oder eine erschaffene Gottheit haben / wie die Arianer gehalten vnd ein anders von wegen der Persönlichen vereinigung mit dem vnerschaffenen ewigen wort / vnd mit der vnerschaffenen ewigen Gottheit des worts gemeinschafft haben / oder zur gemeinschafft derselben in der Persönlichen vereinigung / vnnd vmb derselben willen / erhaben sein.
Wie es auch viel ein anders ist / ein erschaffener Gott sein / vnd vmb des sitzens willen zur rechten Gottes / in gleicher gewalt macht vnd Ere mit Gott herschen vnd regiren.
Was die Anhaltischen ferner von Antitrinitariern dieses orts anziehen / ist in wiederlegung jres 20. Arguments gründlich verantwortet. Bitte nicht mehr / als das der Christliche leser die mühe wolle auff sich nemen / vnd meine wiederlegung mit vleis durch sehen / so wird er klar besinden / das die Anhaltischen mit falschen bösen sachen vnd stücken vmbgehen.
Wir sind auch dessen in keiner abrede / das nichts wederpag. 36. im Himel noch auff Erden / natürlich / wesentlich an vnnd für sich selbst / almechtig / allwissendt allenthalben sey / denn allein das Göttliche wesen.
Darumb wir der angenommenen menschlichen natur Christi / deren keines natürlich wesentlich an vnd für sich selbst zuschreiben / Sondern vmb der persöhnlichen vereinigung willen / vnd sitzen zur rechten hand Gottes / wie nun zu vielen malen deutlich erkleret.
Die menschliche natur Christi ist nicht natürlich / wesentlichDie mensch liche natur Christi ist nicht natür lich / wesent lich / an vnd für sich selbst allmechrig. an vnd für sich selbst allmechtig allwissendt / Sondern wie bemelt / ist sie durch die persöntiche vereinigung zur gemein schaft der almechtigen krafft vnd allwissenheit des Sohns Gottes erhöhet / nach den sprüchen der schrifft Matth. 28. Coloss. 1. vnd anders wo.
Also hat sie aus der Persönliehen vereinigung vnd sitzen zur rechten Gottes diese Maiestet vnd herrligkeit / das sie vmb des willen / das sie jre subsistentz nirgent wo anders denn in der Person des Sons Gottes hat / von welchem sie Persönlich vnzertrenlich vnd indistantur angenommen / gegenwertig ist / wo die Person gegenwertig ist / in welcher sie jre subsistentz hat / oder in welcher sie bestehet.
Als denn auch aus dem sitzen zur rechten hand Gottes / welchs nicht anders ist / denn in gleicher macht vnnd herrlig keit mit Gott vber alles herschen vnd regieren / gründlich folgt /
das Christus nach seiner menschlichen natur / nach welcher er zur rechten Gottes gesetzt nicht abwesend / sondern gegenwertig vber alle Creaturen auff Himlische / vnd der vernunfft vnbegreifliche vnd vber natürliche weise herschet / welchs wir vns von den Anhaltischen nicht können abschwatzen lassen / wir wolten denn Gottes klares wort / vnd den Artickel von sitzen zur rechten hand Gottes / wissentlich vnnd fürsetzlich verleugnen / vnd lügenstraffen / das wir den Anhaltischen zugefallen nimmermer thun werden.
pag. 37. Gott selbst ist Christo nach der menscheit nicht vnter worffen. Es ist auch zwischen vns kein streit daruon / ob Christo nach seiner menschlichen natur Gott selbst vnterworffen sey / dar wieder Paulus 1. Cor. 15. excipirt: Sondern das ist der streit / ob Christo nach seiner menschlichen natur alle Creaturen vnterworffen / vnd die allmechtige herrschafft vber dieselbigen vbergehen sey / dauon der Apostel Eph. 1. vnnd Leo Episcopus reden / welchs wir affirmiren die Anhalter aber wiedersprechen.
Einrede: es sey ein anders vberall gegenwertig sein: vnnd vber alles herschen. Das sie aber ein reden / Es sey viel ein anders vberall gegenwertig sein / welchs allein der Ewigen wesentlichen Gottheit zugehöre / vnnd vber alles herschen / welchs von beiden naturen Christi / Sonderlich im stande seiner herrligkeit recht gesagt wird.
Da wil den Anhaltern obliegen / Erstlich das sie erweisen / das die herrschafft welche Christo nach seiner menscheit gegeben eine solche herrschafft sey / die abwesens vnnd nicht gegenwertig verrichtet werde / das werden sie ad calendas, graecas erweisen. Zum andern das eine mittel erschaffene vnd vmbschrenckte herrschafft / darüber sie streitten / vber alle Creaturen herschen könne vnd warhafftig hersche.
Zum dritten / das auch die Göttliche natur Christi / durch eine vmbschriebene abwesende vnnd nicht gegenwertige herr-
schafft jhr regiment vber die Creaturen verrichte / denn sie setzen ausdrücklich / das beyde naturen im stande der herrligkeit vber alles herschen / aber das sey viel ein anders / denn vberall gegenwertig sein.
Zum vierden / das aller gewalt vnd herrschafft / dauon die schrifft Matt. 28. Eph. 1. Psal. 8. etc, redet / nur eine erschaffenen gewalt bedeute / vnd nicht einen Göttlichen allmech tigen gewalt vnd allmechtige herrschafft / denn jre vorkehrungen / darmit sie ermelte sprüche zerzausen eludiren vñ torquiren / sind noch lange keine immotae demonstrationes / dafür sie es gerne wolten gehalten haben.
Wir setzen jrem gedicht diesen vnvmbstosslichen grund entgegen.
Was zur rechten hand Gottes sitzet / das ist / in gleicher gewalt herrligkeit vnd Ehre mit Gott vber alles herschet / das herschet nicht abwesend / sondern gegenwertig.
Die angenommene menschliche natur Christi sitzet zur rechten hand Gottes / das ist / sie herschet in gleicher gewalt / herrligkeit vnd Ehre mit Gott.
Derwegen herschet sie nicht abwesend / sondern gegenwertig. Ob es auch der Ewigen wesentlichen Gottheit alleine wesentlich vnd natürlich zugehöret / vber alles gegenwertig herschen / so gehöret es doch der angenommenen menscheit von wegen der Persönlichen vereinigung vnnd sitzen zur rechten Gottes.
Da man auch von der Gottheit redet / ist es nicht ein anders vberall gegenwertig sein / vnd vber alles herschen / denn durch jhr natürliches wesen / dadurch sie vberall gegenwertig ist / herschet sie auch vber alles. Derwegen so viel die Göttliche natur Christi anlangt / von den Anhaltern vnrecht gesagt / das ein anders sey / vberall gegenwertig sein / vnd vber all herschen.
So viel aber seine angenommene Menscheit betrifft / ist dieselbe wesentlich / natürlich an vnd für sich selbst weder vberal gegenwertig / noch herschet vber alles / sondern das jr solche Maiestet zugeschrieben wird / das sie gegenwertig vnnd nicht abwesend personaliter mit der Gottheit des Sons / in welcher sie jre subsistenzt hat / vber alles hersche / geschicht / wie gemelt / vmb der Persönlichen vereinigung willen / vnnd das sie zur rechten Gottes gesetzet ist / da sie für den Anhaltern wol wird sitzen bleiben.
Ich begehe auch keine Calumnien / das ich Pag. 330. pag. 37. Vom spruch. Antonij de Vercellis.in meinem buch schreibe / das durch den spruch Antonij de vercellis, welchen die Anhalter in jrem 21. Argument Pag. 226. citiren / die menschliche natur von der regierung vber alle Creaturen ausgeschlossen werde / sondern schreibe die warheit. Denn also lauten seine wort (wie sie die Anhalter angezogen) Christus habet triplicem potestatem, potestatem presidendi & potestatem im peranti secundum vtramus naturam, vt summus rex seu caput & sacerdos Ecclesiae. Potestatem denius efficiendi omnia qui vult in caelo & in terra, vt Deus omnipotens, creator ac sustentator rerum omnium.
Diese wort haben die Anhalter also verdeutzscht / Als vnser ewiger könig oder heubt herschet Christus vber alles nach beiden naturen / je doch her schet er nicht vber Gott der jn gesandt hat. Als ewiger hoher Priester erlangt er vns alles was wir bitten / vnd dis gehöret im auch nach beiden naturen. Aber die macht oder krafft der menschen hertzen vnd nieren zu prüfen / alles zu schaffen tragen erhalten / vnnd gegewertig zu regieren / hat er alleine nach seiner ewigen Gottheit.
Darumb in diesem der menschlichen Natur die almechtigkeit nicht soll noch kã zugeschriebẽ werdẽ. Huic vs Anhaldini.
Hie bitte ich abermals den Christlichen leser / er wolle doch vmb Gottes willen / den Anhaltern auff die schantz acht haben / so wird er greiflich befinden / wie betrüglich vnd felschlich sie mit diesem spruch vmbgangen sind / vnd noch vmbgehẽ.
Ich hatte die Anhalter beschüldiget / vnd beschüldige sie noch / das sie mit ermeltem spruch vorleugnet / das Christus nach seiner menscheit vber alles gegenwertig hersche / gegenwertig sag ich (denn von der abwesenden herrschafft hab ich nie gestritten / gestehe jnen auch keine solche herrschafft) So antworten sie nur von der blossen herrschafft / das ist / von einer solchen herrschafft / die er nach seiner menscheit weit abwesend vnnd nicht gegenwertig von den Creaturen verrichte / welchs geticht ich zum höchsten straffe / vnnd aus Gottes wort wieder spreche.
Also bekennen sie auch klar / das Christus als mensch nicht gegenwertig regiere / denn das hab er allein nach der Gottheit. Wie können sie mich denn einiger Calumnien in diesem stück vberweisen / dieweil sie das offentlich setzen vnnd leren / welchs ich an jnen gestrafft habe / vnd nochmals straffe.
Abermals verwirren sie die sach vom geben in einander / pag. 37. geben für / Was Christo in der zeit gegeben werde / dadurch eine dürfftigkeit in jme zu erfüllen / das verstehen sie nicht vonEinrede: geben solle keine dürff tigkeit / bedeuten. seiner Göttlichen / sondern von der Menschlichen Natur / vnd setzen doch nicht fein deutlich / wie sie zu thun schüldig gewesen / was denn dasselbige sey oder was sie darmit meinen / lassen den leser also im zweifel hangen / das er nicht weis / was sie sagen oder setzen / affirmiren oder negiren wollen.
Verstehen sonder zweifel vnter des die gaben des H. Geistes / durch welche die Menschliche Natur Christi höher gezieret / als alle Engel vnd selige menschen / daruon zwischen vns vnd jnen kein streit ist.
Entwircken sich derwegen der beschüldigung nicht / das sie die sprüche vom geben in der zeit / welche nicht von erschafftnen gaben / sondern von denn Göttlichen eigenschafften reden / auff die Person des worts / vñ also auff seine Gottheit ziehen / vnd der angenommenen menschlichen natur Christi gentzlich aberkennen.
Denn sie streitten ja / das keine Göttliche eigenschafft der menschlichen natur Christi könne mitgeteilet werden.
Weil nun die schrifft klar von mitteilung solcher Göttlichen eigenschafften / als da ist / allmechtige gewalt / Göttliche lebendigmachende krafft etc. redet / wie desgleichen auch die Concilia vñ Patres thun so können sie es nicht in abrede sein / sie müssen gestehen / das der Gottheit in der zeit / vnnd darzu aus gnaden. Phil. 2. solche eigenschafften mitgeteilet worden / doraus vnwiedersprechlich folget / das die Gottheit dürfftig sey. Dann dem jenigen / welchem aus gnaden etwas in der zeit gegeben wird / das ist dürfftig vnnd Mangelhafftig / wie droben aus Leonis Episcopi worten gründlich erwiesen.
Wie denn auch dieses gantz tunckel vnd gleich rezelsweise geredt ist / das sie baldt auff die vorige wort schreiben: Was jm aber vor der welt gründe / vnnd demnach von Ewigkeit gegeben / welchs doch zu bestimpter zeit allererst offenbaret vnnd erkand ist worden / dauon könne man die Göttliche natur mit nichten ausschliessen / als Johan. 17. Glorifica me ca gloria quam habui etc. Denn sie geben dem kinde wie man sagt / keinen namen.
Wollen aber sonder allen zweifel so viel sagen (wie sie sonst durchaus das wort / geben / für das wort offenbaren (dare pro manifestari) aber der schrifft vnd orthodoxae antiquitati zu wieder) auslegen / das nemlich dem Son Gottes gegeben sey / das wenn er nun in erfüllung der zeit mensch-
lich natur an sich genommen / Als dann sol er dafür offenbart vnd erkant werden.
Dauon aber die heilige schrifft vnd orthodoxi Patres in den sprüchen vom geben in der zeit / nichts vberall reden. Denn keiner aus allen Patribus ist / der das wort geben im spruch Matth. 28. Mir ist aller gewalt gegeben / auslegte pro manifestari / das ist / das es so viel heissen solte / als in der zeit offenbaret werden / das Christus nach seiner Göttlichen natur Gott were / sondern habens auff die angenommene Menschliche natur Christi gedeutet / nach der regell: Was die schrifft saget / das in der zeit gegeben sey / das ist nicht von der Gottheit / Sondern von der menschlichen natur Christi zuuorstehen / welche regel die Anhaltischen mit jrem dichten vnd deprauiren nimmermer werden vmbstossen.
Den spruch Johan. 17. Glorifica me ea gloriaVom spruch Johan. 17. quam habui etc. Lassen wir vns durch der Anhalter glossen nicht aus den henden drehen vnnd bereden / das verkleren sol so viel heissen als offenbaren / Sondern bleiben dabey wie Cyrillus spricht lib. 10. Thesauri. Cap 1.
Non sibi a patre gloriam petebat, qua sicut natura Deus non indigebat, sed paternam gloriam in hominem, quem assumsit, petendo vt homo traducitdas wort hat jm selbst nicht ehre vom Vater gebeten / denn derselben bedürfft er nicht / weil er von natur Gott ware / sondern die ehre seines Vaters zeucht er durchs beten auff die menschliche natur welche er angenommen hat. Vnd lib. 11. in Joan. Cap. 17. Gloriam suam quam semper habet vt Deus, vt homo petijt, Nec quia gloriae vnquam propriae expers fuit, haec ab eo dicuntur, sed quia in gloriam quae sibi semper adest vt Deo, proprium templumpag. 37. subducere volebat.
Seine eigene ehre / welche er als Gott allezeit hat / die hat er als mensch gebeten. Vnd wirdt solchs von jm nicht gesagt / gleich als hette es jm an solcher ehre jemals gemangelt sondern darumb / das er im diese ehre / welche er als Gott allezeit gehabt / seinen eigenen Tempel / das ist / die angenommene menschliche natur derselben teilhafftig machen wolte.
Sie fragen wie sie sich deutlicher erkleren sollen / denn das sie sagen / geben heisse so viel als in der schrifft offenbaren / das Christus nach der Gottheit ewiger Gott sey.
Dieses bedarff keiner andern antwort / denn das solche jre erklerung ein lauter gedicht sey / welchs den sprüchen vom geben / vnnd totius orthodoxae antiquitatis auslegung vber gemelte sprüche gantz vnnd gar zu wieder ist / vnnd entgegen leufft / darumb auch solche jre erklerung nicht einer tauben nuss werd ist.
Ich mus auch daselbsten von jnen hören / es sey von einem Doctore Theologiae vntheologisch geschlossen / das Vom wort subiectiue vnd modo praedi cationis in vsitato.die Menschliche Natur Christi nimmermer werde subiectum omnipotentiae diuinae, denn es sey je in dieser proposition das fleisch Christi oder die Menschliche Natur Christi ist allmechtig / das wort fleisch oder menschliche natur das subiectum / welchem die allmechtigkeit zugeschrieben werde / vnnd gelte nicht / das ichs mit dem modo praedicationis singulari oder inusitato entschüldigen wolle etc.
Damit nu der Christliche leser vrtheilen könne / wie ich geschlossen / wil ich aus meinem buch repetiren vnd setzen / was ich jnen auff jr 30. Argument geantwortet / doraus ob Gott wil klar erscheinen wird / das ich recht geschlossen / vnnd gründlich geantwortet habe / vnd das es eine nichtige ausflucht sey / das sie schreiben / die abstractiuae locutiones gehören nicht aller dings vnter die inusitatas propositiones / meine wort lauten also.
In 30. Argument / treiben sie das vocabulum subiecti uè / vnd geben für / das wir in vnser Apologie mit keinem wort drauff antworten können.
Nu hatten wir vns referirt auff das 3. Cap. vnser Apologien / in welchem gründlich auff ermeltes vocabulum geantwortet / vnnd nichts desto weniger / wie wol mit kurtzen worten jnen gezeiget / das solche jre obiectio zum teil friuola, zum teil also geschaffen were / das sie zuuorstehen gebe / das bey jnen in dieser hohen sachen nichts gülte / so der vernunfft nicht etlicher massen begreiflich were.
Denn dorauff steht der grund dieses jres 30. Arguments wie sie selbst in jrer Apologia Pag. 341. bekennen / Es reime sich nicht das einer wolte sagen / die wand ist grün / gelb oder roht / sed non subiectiue / denn soll sie also sein / so müsse sie als das subiectum dieselbige farbe subiectiue an sich haben / wo nicht / so sey die rede falsch. Eben also reime sichs auch nicht / das wir sagen / das fleisch Christi istallmechtig / lebendmachend etc. vnd setzen doch dabey sed non subiectiuè. Denn soll es allmechtig vnnd lebendig machend sein / so müsse es die allmechtige lebendig machende krafft subiectiuè an sich haben.
Dorauff wir nochmals mit gutem grunde antworten / das die Anhaltischen darumb vnser lere für vnrecht halten / dieweil sie sich mit der vernunfft nicht reimet / vnd also in diesem hohen Mysterio die vernunfft zur Richtern setzen / vnd weil sie sich mit derselben nicht vergleichet / gentzlich verwerffen / da wir hergegen mit Cyrillo sagen: Quamvis nihilpenitus caro per se ipsam possit, viuificam tamen esse factam credetis. Ob wol das fleisch für sich selbst nichts kan / je doch solt jr gleuben / das es lebendig machend worden sey / Lib. 4. in Joh. Cap. 23. vnd eodem libro Cap. 24. Spiritus
propter ipsum viuificat, ad cuius virtutem per counctionem caro conscendit. Quo modo autem id fiat, nec mente intelligere, nec lingua dicere possumus, sed silentio atque firma fide suscipimus, Der geist macht lebendig für sich selbst / zu welcher krafft das fleisch Christi durch die Persönliche vereinigung kommen ist / wie aber das geschehe / kan mit der vernunfft nicht begrieffen / mit der zungen auch nicht ausgesprochen werden / sondern mus mit stilschweigen vnd starcken glauben ergriffen werden.
Doraus menniglich versteht / das Cyrillus vnd die andern Patres Ephesini concilij nicht also geschlossen haben wie die Anhaltischen / wenn die wand die grüne farbe nicht subiectiue an jr selbst hat / so ist sie auch nicht grün. Also wenn das fleisch Christi die Allmechtige krafft / lebendig zu machen nicht an vnnd für sich selbst / subiectiue hat / so ist es auch nicht lebendig machend / sondern haben die vernunfft vnter dem gehorsam des glaubens gefangen genommen / vnnd sind alleine darauff gangen / das solchs firma fide vmb der Persönlichen vereinigung willen müsse gegleubt vnnd angenom̃en / vñ nicht aus der vernunfft darwieder disputirt werdẽ.
Beruhet also nochmals dorauff / das eine grosse dissimilitudo ist vnter den beiden propositionibus: die wand ist grũn / vnnd das fleisch Christi ist lebendigmachend / oder die menschliche natur Christi ist allmechtig. Denn die erste redet nach dem lauff der natur / vnd gewönlichen regulen philosophorum & dialecticorum, da man nicht sagen kan / das die wand grüne sey / wo ferne sie die grüne farbe nicht subiectiue an sich hat. Vnd bedeutet die particula subiectiuè in dieser rede vsitato dialecticis more, proprium subiectum. In
den andern propositionen aber / da gesagt wird / die menschliche Natur Christi ist allgerechtig / das fleisch Christi ist lebendig machend / wird von der menschlichen natur Christi nicht also praedicirt, wie die accidentia von den subiectis praedicirt werden / nach den regulen der dialecticorum so sie von den praedicationibus gestellet haben / sondern es wird durch dieselben auff die Persönliche vereinigung gezeiget. Vnnd wird der angenommenen menschlichen Natur vmb der Persönlichen vereinigung willen solche Maiestet zugeschriben / von welchem geheimnis Menschliche vernunfft nichts verstehet / welchs auch nach den vsitatis regulis Dialecticorum de praedicationibus nicht kan / noch soll geurteil werden. Denn diese praedicatio / weil sie singularis oder inusitata ist / gehet vber alle solche regulas vnd Philosophiam. Ist auch hierbey wol zubedencken / das das geheimnis der Persönlichen vereinigung allen philosophis vnbekandt / vnnd keines weges nach jren regeln zu vrtheilen ist / welche sich nur zu den sachen reimen / so der vernunfft bekant sein. Da aber jemand solche praedicationes, so das geheimnis der Persönlichen vereinigung betreffen / den regulis philosophicis vnterwerffen wil / der vermengt offentlich die principia disciplinarum (welchs Aristoteles selbst verboten hat) mit den himlischen vnnd vber natürlichen sachen / vnnd füret die Christen von diesen grossen geheimnussen nur auff die menschliche vernunfft etc.
Gilt demnach dieses jhr Argument nicht / da sie also schliessen. Was den ort des subiecti in seiner rede jnnen hat / dauon wird das ander auch in derselben rede als de subiecto praedicirt, wie jhn schulen bekandt ist.
Aber in der proposition / die Menschliche Natur Christi ist allmechtig / lebendig machend etc. Hat das wort (fleisch Christi) den locum subiecti jnnen.
Ergo so mus ja die allmechtigkeit vnd lebendigmachende krafft von demselben auch / als von dem subiecto, subiecti uè praedicirt werden / also das es ahn vnnd für sich selbst allmechtig vnd lebendig machend sey.
Denn Maior dieses Arguments redet von denn vsitatis praedicationibus, in welchen accidens de subiecto, cui formaliter inest, praedicirt wird.
Nu verstehen die Anhalter wol / das es viel ein anders ist / de physico subiecto reden / welchs relatione & respectu accidentium, als derselben vel receptaculum considerit wird / als von dem subiecto Logico.
Minor aber / wenn gesagt wird / die Menschliche Natur Christi ist allmechtig / lebendigmachend etc. redet nicht von solchen regularibus praedicationibus, da in schulen nach gewönlichen Regeln von gehandelt / vnd accidens de subiecto cui formaliter inest, praedicirt wird: Sondern de subiecto Iogico, vnd von solchen singularibus & invsitatis praedicationibus, welche den gemeinen regeln nicht vnterworffen / auch doraus nicht können dijudicirt werden. Sondern müssen alleine aus der Lehre / von dem geheimnus der Persönlichen vereinigung beider naturen in Christo geurteilet werden.
Gilt derwegen nicht ex vsitatis & regularibus praedicationibus in welchen accidens de subiecto cui inest praedicirt wird / die singulares & invsitatas praedicationes reguliren, mit denselben vergleichen / vnnd doraus erzwingen wollen / das die Menschliche natur Christi die Göttliche Eygenschafften subiectiue / oder eben auff die weise haben müsse /
wie die wand die farbe an sich hat / oder Plato geschickligkeit vnd tugent an sich selbst in seinem hertzen hat / nach welcher art die Accidentia in den subiectis zu sein pflegen: Sondern wie gemelt / solche reden denotiren vnionem personalem, vnd zeigen an / zu was herligkeit die Menschliche Natur Christi durch die Persönliche vereinigung erhaben / vnnd das sie durch dieselbige in der Person / warhafftig zur gemeinschafft solcher Göttlichen Eygenschafften erhöhet sey.
In summa man kan viel propositiones zeigen / in welchen das Logicum subiectum propositionis keines weges ist ein physicum subiectum, des beygesetzten praedicati, als eines accidentis: als wenn die schrifft sagt: Deus est iustus, Deus est sanctus, Deus est lux, Deus est Charitas, etc. Hie ist offenbar das das wörtlein (Deus) locum subiecti logici in denen propositionibus habe, quia est prior in praedicatione nominatiuus. Wenn nu das Axioma Anhaltinorum oder jr maiorpropositio solte war sein / das was in aliqua propositione locum subiecti logici jnnen hette / muste zugleich auch zu einem physico sublecto werden / vñ zu einem receptaculo physico des praedicati adiuncti: So muste warlich auch Deus seiner iusticiae, sanctitatis, lucis, Charitatis etc. physicum subiectum werden / vnd hergegen iusticia, sanctitas etc. musten als accidentia Deo subiectiuè inhaeriren, Dieweil ein mal die Anhaltischen nicht leugnen köndten / das in der propositione, Deus est iustus etc. das wort (Deus) den locum logici subiecti, als der prior nominatiuus jnnen habe. Ist demnach eine rechte mutwillige / vnd in einer solchen hochwichtigen sache / schendliche sophisterey an den Anhaltischen / das sie mit solchen aequivocationibus ludiren / vnnd dadurch die hohen glaubens Artickel meistern wollen. Ja es
wissen die Anhaltischen / dz auch manchmal in natura / das logicum subiectum kein physicum subiectum sey / als in propositione: Plato est homo: Da ist freylich homo nicht ein accidens, quod Platoni tanquam physico subiectiuè inhaereat, sed Plato est ipsemet homo essentialiter seu substa ntialiter: & homo praedicatur de Platone non subiectiuè physicè, sed essentialiter.
Das sie aber fürwenden es sey vnmüglich / das die allmechtigkeit lebendigmachende krafft / allwissenheit etc. anders denn in concreto / das ist / in solcher form zu reden / das loco subiecti die Person vnnd nicht die natur stehe / können praedicirt oder gesagt werden etc. helt denn stich nicht. Vrsach / denn die heilige schrifft selbst braucht abstractiuas locutiones / wie auch die alt recht gleubige Kirche / als bisher vielfeltig erwiesen / vnnd praedicirt, diuina idiomata von der angenommenen menschlichen Natur / aber nicht / tanquam de subiecto physico cui subiectiué habitualiter insint idiomata illa: Sondern personaliter oder vmb der Persönlichen vereinigung willen / durch welche sie zur gemeinschafft solcher Göttlichen eigenschafften erhaben ist. Zeigt also ahn / das es müglich sey / von wegen der Persönlichen vereinigung das die attributa diuinitatis / von der menschlichen natur praedicirt oder gesagt werden / ob wol die menschliche natur Christi dieselben Göttliche eigenschafften nicht an vnnd für sich selbst habe / sondern so fern sie in persona filij Dei omnipotentis, omniscientis & omnipraesentis jre subsistentz hat vnd mensch ist.
Das sie auch vermeinen / damit jhre böse sache zu bementeln / das nemlich die abstractiuae locutiones / Christi fleisch sey lebendigmachend / reinige von sünden / von denn Theandricis actionibus reden sollen / ist jnen droben albe-
reit genommen / da jnen auff jren nichtigen behelff von denn Theandricis actionibus aus Cyrilli regell: Communes facit tanquam cum carne sua diuinae suae maiestatis operationes etc. geantwortet worden / das vnnötig dieses orts weitleufftig drauff zu replicirn.
Mit verwunderung hab ich gelesen / das sie schreiben espag. 38. 39. gielte nicht lebendigmachen erfordere allmechtige krafft / wenn jemand also argumentiren wolte: Lebendigmachen / von sünden reinigen / erfoddert allmechtige krafft. Die Menschliche Natur Christi macht lebendig vnnd reinigt von sünden. Darumb ist jr die allmechtigkeit in der that mitgeteilet.
Denn sprechẽ sie / dieses sey hierauff die warhafftige antwort / das es keines wegs recht geschlossen sey. Denn im ersten spruch / den man pflege maiorem zu nennen / sey der mangell / das dieselbige wolthaten etwas mehr denn eine allmechtige krafft erfoddere / aus dieser vrsach / denn sie gehören zum mitler ampt / welchs von beiden naturen verrichtet werde.
Ich beruff mich disfals auff das vrthel aller verstendigen / ob durch denn mangel maioris / welchen sie an zeigen / diesem argument der aller geringste abbruch geschehe.
Denn ob wol das mitler ampt nicht durch eine / sondern durch beide naturen verrichtet wird / so bleibt doch Maior dieses arguments einen weg als denn andern gewis / feste / klar vnd war. Nemlich das dem fleisch oder menschlichen natur Christi die allmechtige krafft lebendig zumachen vnnd von sünden zu reinigen / keines weges kondte zugeschrieben werden / wenn das fleisch oder die menschliche natur Christi durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft der allmecheigen krafft lebendig zumachen / vnnd von sünden zureinigen / nicht warhafftig erhaben were / dauon Cyrilli regell meldet.
Minorem können sie nicht vorleugnen / denn er ist Christi. Joh. 6. vnd Johannis des Apostels 1. Joh. 1. Bleiben nun Maior vñ minor dieses arguments vnuersehret war / vnd gewis / so bleibt auch die Conclusio oder schluss durchaus vnuerrückt gewis vnd war.
Das sie aber durch die Theandricas actiones, da gesagt wird / das eine natur in Christo mit gemeinschafft der andern wircke was jr eigen ist / das ein producirt werde (welchs alles wir gerne zu geben vnd selbst Lehren vnd bekennen) eludiren wollen was Cyrillus in seiner angezognen regell Communes facit tanquam cum carne sua diuinae suae Maiestatis operationes, vt possit etiam viuificare mortuos & sanare in firmos etc.
Das die menschliche natur Christi in verrichtung der wercke so zum mitlerampt gehörig / nicht allein aus jren eigenen natürlichen wesentlichen eigenschafften oder krefften wircke / Sondern auch von des wegen / das sie der Son Gottes zur gemeinschafft seiner maiestet Göttlichen wirckungen erhaben / vbernatürlich mit wircke / lassen wir vns durch der Anhaltischen scheinbarliche wort noch lange nicht aus reden / den wir wissens Gott lob besser / vnd wird wol dabey bleiben / das Cyrillus de incarnatione vnigeniti. Cap. 8. ferner schreibt: Caeterum tanquam in imagine licet in carbone conspicere adunatum quidem humanitati Deum verbum, non tamen proiecisse quod fuerat, transformasse autem magis assumtam naturam in suam gloriam & operationem. Quemadmodum enim ignis ligno affixus & in id penetrans, comprehendit quidem ipsum, & quamvis lignum esse non desinat, vim tamen suam speciemque transmittit omnem, seque confert in lignum & cum ipso iam quasi in vnum aliquid aestimatur.
Idem intellige & de Christo, adunatus enim inaestimabiliter humanitati Deus, seruauit quidem ipsam in eo quod fuerat, & ipse permansit quod erat. Semel tamen adunatus, quasi vnus iam cum ipsa putatur, ea quae sunt illius, sua faciens, conferens autem ei etiam ipse naturae suae operationem.
Das ist / in einem kohlen / als in einem bilde kan etlicher massen dargegeben werden / das zwar das wort oder der Son Gottes mit der menscheit vereiniget sey / habe aber darumb seine natur nicht abgelegt. Her gegen aber habe er viel mehr die angenommene Menschliche Natur zu seiner Ehre vnd wirckung erhöhet / deñ gleich wie das feur im holtze oder kolen / durch denselben hingehet / vnd begreifft jn gantz in sich / ob auch das holtz oder kole nicht auffhöret holtz zu sein / so teilet doch das feur dem holtze oder kolen alle seine krafft vnd art mit / also das sie schier etlicher massen für eines geachtet werden. Eben das verstehe auch von Christo.
Denn die menscheit ist vnaus sprechlicher weise mit dem Ewigen wort vereinigt / vnd hat doch das wort die menschliche Natur vnuorrückt bleiben lassen / vnnd das wort selbst auch ist blieben das es war. Weil aber die voreinigung einmal geschehen ist / werden sie fast für eines jtzo geachtet vnd eigent jm das ewige wort zu / was der menschlichen natur ist / vnnd teilet er selbst seiner angenommenen menschlichen Natur mit / derselben seiner Göttlichen natur wirckung.Finis in carnationis, wird durch die communicationem Maiestatis nicht auff / gehaben.
Wird auch hierdurch finis incarnationis die Endlich vrsach der menschwerdung im wenigsten nicht turbiret, wie die Anhaltischen fürgeben / sie wolten denn sagen / das Christus selbst / welcher seinem fleische lebendigmachende / das ist allmectztige Göttliche krafft Joh. 6. zuschreibet / das ende seiner menschwerdung nicht verstanden / vnd das der Apostel Johan-
nes / da er dem blut Christi die reinigung von sünden / welchs eine allmechtige krafft ist / zuschreibet die Lere de theandricis actionibus vnnd communicatione Maiestatis nicht gewust / vnd also aus vnwissenheit vnd vnuorstande denn finem incarnationis turbirt / auch nicht gnugsam in acht gehabt / warumb zwo vnterschiedene Naturen zum Mitlerampt gehöreten: Sondern hetten erst zu denn Anhaltischen sollen in die schul gehen / vnnd bescheidentlich von diesen sachen reden lernen.
Freilich ist dieses das ende der menschwerdung / das durch diese Person / so Gott vnd mensch ist / das menschliche geschlecht vom ewigen todt krefftiglich hat sollen erlöset / vnd des ewigen lebens teilhafftig gemacht werden. 1. Timot. 1. Christus Jesus ist in die welt komen / die sünder selig zu machen.
Hiedurch wird aber dieses nicht auff gehaben / das nach denn sprüchen der schrifft vnnd totius orthodoxae antiquitatis die angenommene menschliche natur vermöge der Persönlichen vereinigung vber jre natürliche eigenschafften vnd krafft zur gemeinschafft des ewigen worts / Maiestet vnd eigenen wirckungen erhaben sey / das sie auch die todten könne lebendig machen / vnd die krancken heilen. Denn solte die erlösung des menschlichen geschlechts verrichtet werden / so muste je in der Person des erlösers / welcher Gott vnd mensch ist / die menschliche Natur Christi zur gemeinschafft der Maiestet vnnd krafft des ewigen worts / in welchem sie jre subsistentz hat / erhöhet werden / wie die schrifft derwegen bezeuget 1. Petri. 1. das wir erlöset sind / durchs thewre blut Christi / als eines vnschüldigen vnd vnbefleckten lammes. Vnnd Acto. 20. Das vns Gott durch sein eigen blut erworben habe. Solte aber die angenommene menschliche natur nach
welcher Christus gelitten hat / keine warhafftige gemeinschafft mit der allmechtigen krafft vnd gewalt der Göttlichen natur gehabt haben / so were es ja vnmüglich / das wir durchs blut Christi erlöset / vnnd das durch sein blut vergiessen der vnendlichen gerechtigkeit Gottes gnug geschehen. Denn also were das blut Christi nur einer endlichen krafft blut gewest / vnnd hette vns vom vrtel der verdamnis vund ewigen tode nicht erlösen mögen.
Eben also verhelt sichs auch mit denn andern sprüchenPag. 40. der schrifft / welche von amptswercken oder amptswolthaten / als gerecht machen / das Jüngste gericht halten etc. reden / denn alle dieselbige sprüche nicht alleine von emelten amptswercken reden / sondern auch zugleich mit aussprechen / das die angenommene menschliche Natur Christi zur gemeinschafft der Gottlichen krafft vnd Maiestet gerecht zu machen / vnd das Jüngste gericht zuhalten / erhaben sey.
Denn wie zuuor erwiesen / was gerecht machen vnnd das Jüngste gericht halten soll / das mus freylich zur gemeinschafft Göttlicher allmechtiger krafft erhaben sein / oder Göttliche allmechtige krafft haben / wo nicht / tkans der werck keines ausrichten.
Derwegen ich in dieser sach kein effugium oder ausflucht gebraucht (wie sie mir schuld geben) sie mir auch keines (wie sie sich rühmen) darnieder gelegt / Sondern des Herrn Christi klare wort / vnd der orthodoxae antiquitatis regeln vnd zeugnussen / welche bey allen recht vorstendigen Christen billich mehr gelten / als der Anhaltischen Theologen schein vnd glossierwerck / dadurch sie jhre böse sache gutt zumachen sich vnterstehen.
Was sie auch dieses orts von newen phrasibus anziehen Pag. 40./ darauff wir vns jrer beschüldigung nach sollen begeben haben / ist ein pur lauter gedicht / als solchs baldt im anfang dieser schrifft / fürnemlich aber in der wiederlegung der 42. Anhaltischen Argument / von mir durch die gnade Gottes gründlich erwiesen / Sintemal die abstractiuae locutiones nicht vnser / sondern Christi vnd der alt recht gleubigen kirchen sind / welchs die Anhalter nicht verleugnen können / vnnd wir vns disfals auff das vrteil des Christlichen lesers mit frölichem hertzen zuberuffen haben.
Vom wört lein Personale oder Parsönlich Sie bringen auch jre vorige cauillation vom wörtlein (personale Persönlich) wieder auff die bahn / geben für / weñ die rede Christi fleisch ist allmechtig etc. personaliter oder Persönlich solle verstanden werden / so müsse zuuor erwiesen werden / das die menschliche natur sey etwas personale / vnnd also werde man den Nestorio Eutychianismum bey sammen haben / sonderlich / weil ich Pag. 268. selbst dekenne / das personale etwas incommunicabile sey / lassen aber vnter des anstehen / was jnen von mir auff solche cauillation geantwortet sey / Dieweil sie es den vorbey gehen / mus ich es notwendig vmb des Christlichen lesers willen wieder holen / vnnd jm das vrtel drüber heimstellen.
Meine wort lauten also (Pag. 267. In wiederlegung jhres 19. Arguments) Fürs dritte arguiren sie ex definitione personae, Das die personalis communicatio eine offentliche implicationem contradictionis einführe / Sintemal personale dz jenige heisse / quod est incommunicabile. Quod enim communicabile est / sprechen sie / id propriè Ioquendo non est personale. Es hette aber dieser vbermessigen klugheit gar nicht bedürfft / den sie wissen selbst wol / das ein anders ist definitio personae, quae est substantia,
indiuidua, intelligens & incommunicabilis etc. welche darumb incommunicabilis heist / das sie vielen Personen nicht kan gemein sein / vnd das in der menschwerdung nicht eine Person die ander angenommen / denn die menschliche natur ist keine Person gewest / sondern von der heiligen Dreysaltigkeit in ipso puncto incarnationis zugleich erschaffen / vnd von der mitler Person angenommen / also / das sie in derselben jre subsistentz hat.
Vnd ein anders personale, welchs aus der Persönlichen vereinigung der beiden naturen erfolgt / darumb auch gesagt wird: Vnio personalis / derwegen das die beide naturen Göttliche vnnd menschliche in eine Person vnzertrenlich vereinigt sind / da freylich kein verstendiger sagen wird / das vnio personalis vnnd persona wie sie simpliciter definirt wird / einerley sind.
Ebner gestalt brauchen wir auch die phrasin, personalis communicatio Persönliche mitteilung der maiestet: denn weil die beide naturen nunmehr in eine Person voreiniget (denn jhe die menschliche natur Christi in der Person des worts bestehet / vnnd für sich keine Person ist) folget daraus personalis com̃unicatio Maiestatis, das nemlich der angenommenen menschlichen natur vmb derselben willen / allmechtiger gewalt zugeschrieben.
Wenn nun das wort personale simpliciter auff die definitionem personae gezogen / ists recht / das personale incommunicabile sey. Denn die einige Person des worts kan nicht vielen Personen gemein sein / wie sie denn auch in der Menschwerdung keiner andern Person / sondern der angenommenen natur / die für sich selbst keine Person war / gemein worden ist.
Wir aber (wie gemelt) brauchen das wort personale
in einem andern verstande / Nemlich von dem jenigen so aus der Persönlichen vereinigung beider naturen in Christo erfolget etc.
Wie man nun recht saget / personalis vnio, das ist Persönliche vereinigung vnnd benimpt doch dadurch der gewöhnlichen definition personae gar nichts. Also kan man recht sagen / personalis communicatio Persönliche mitteilung / wenn man vorstehet dz consequens vnionis hypostaticae / nemlich die mitteilung der Göttlichen Maiestet / oder was sonst vermöge solcher Persönlichen vnd vnzertrenlichen voreinigung hieraus erfolgt. Derwegen sie denn dieses vber klügelns wol hetten können müssig stehen / vnnd silbst finden können / das hie keine implicatio contradictionis von vns eingeführet.
Pag. 41. Ich gestehe aber den Anhaltischen Theologen gerne / das ich de modo von der weise der mitteilung Göttlicher Maiestet geschrieben / wie im gleichnis von des menschen leib vnd seele / Item vom feurigen Eysen etlicher massen angebildet. Dz aber daraus physica com̃unicatio / dz ist / eine natürliche ausgiessung der Göttlichen all mechtigen krafft / in die angenommene menschliche natur / dadurch sie ein subiectum derselben geworden / vnd Göttliche allmechtige krafft an vnd für sich selbst habe / erfolgen soll / gestehe ich jnen keines weges. Vnnd zwar sie mercken selbst / Das dieser furwurff keinen grundt habe / denn sie schreiben / ich möcht antworten / quod simile non sit idem / das ist / das ermelte gleichnis nur etlicher massen dieses hohe geheimnis von mitteilung der Göttlichen allmechtigen krafft / anbildete / vnd nicht durchaus / wie ich denn solchs in wiederlegung jhren. 42. Argument etlichmal erholet.
Derwegen sie wol damit zuhause geblieben / des papirs
verschonet / vnnd des Christlichen lesers gedult nicht missbrauchet.
Des Scholiastae Damasceni wort lib. 4. Cap. 3. anlangendPag. 41. / damit sie jre verlorne sache gern gut machen wolten /Von des Scholiastae Damasceni worten. sind wieder sie selbst / vnd nicht wieder vns / wie auch augenscheinlich zuuornehmẽ / weñ ermelte wort gantz angezogẽ werden / wie sie an gedachtem ort von jhm gesetzt sind / sie lauten aber also: plerunque minus dignum perfectiori digniorique coniunctum accipit ipsius dignioris perfectiones atque praeclaras conditiones, & non communicat illi suas imperfectiones. Sic ferrum perse consideratum & sumtum, tangibile quidem est, densum & opacum: Si verô fuerit ignitum, & insito fervore ignis incandens, minime sam tactui pervium est, aut impune manu contrectabile iam lucidum & igne candore relucens. Quod si ferrum intelligas eo pacto candens, vt nunquam possit candor ille separari à ferro, illud semper erit intractabile, semperque igneum & exurens: Per huiusmodi igitur ferrum Christi carnem, per ignis autem candores ipsius diuinitatem accipe. Das ist / Es pfleget gemeiniglich also zugeschehen / wenn etwas gerings mit einem hohen vnd volkommenen vereinigt wird / das es des hohen vnnd volkommenen seine volkommenheit vnnd fürneme eigenschafften bekompt / vnnd nicht herwieder dem hohen seine geringkeit oder Mangelhafftigkeit mitteilet. Also das Eysen / wenn es für sich selbst betrachtet vnd genommen wird / ist es zwar begreiflich / dick vñ tunckel: Wenn es aber feurig wird / vnd durch die krafft des fewrs brennent vñ leuchtent gemacht / kan es ohne vorletzung der hende nicht mehr angegriffen werden / dieweil es nu mehr vom feur gantz leuchtend / brennent vnd feurig worden.
Verstehestu aber das Eysen also leuchtend / das der feurige schein oder liecht nimmermer von dem Eysen gescheiden werde / so wird es für vnd für nicht können begriffen werden / sondern allezeit leuchtend / scheinend vnd brennend sein. Durch ein solch feurig Eysen vorstehe das fleisch oder die angenommene menschliche natur Christi / durch des feuers brennenden vnd durchleuchtenden schein vorstehe seine Gottheit.
In angezogenen worten handelt der Scholiastes Damasceni diese drey stück: Erstlich / das / wenn etwas geringes mit einem höhern vereiniget werde / gemeiniglich das geringere durch solche voreinigung zur volkomenheit / hoheit vnd stande des hohen wirdigen vnd grossen erhaben werde.
Wie denn solchs mit der menschlichen natur Christi auch durch die Persönliche voreinigung geschehen. Humanitatis paruitas die geringigkeit der menschlichen Natur ist durch die Persönliche voreinigung zur gemeinschafft der hoheit / herr ligkeit vnnd Maiestet der allerhöchsten natur des Ewigen Sons Gottes komen / wie auch Cyrillus Dialog. 6. de Trinit. redet.
Zum andern / das ob wol die Göttliche natur durch die Persönliche voreinigung / die angenommene menschliche geringere Natur / zur gemeinschafft jrer Göttlichen allmacht / herrligkeit vnnd Maiestet erhaben / so habe doch die geringere menschliche natur der hohen natur des Ewigen worts jre imperfectiones / das ist jre dürfftigkeit nicht mitgeteilet / oder es habe durch diese Persönliche vereinigung die hohere Göttliche natur / der geringern menschlichen natur schwacheiten vnd dürfftigkeiten nicht an sich genommen / wie solchs auch fein in Gregorij Nisseni spruch erkleret wird: Deus à communione illa, quaesibi est ad corpus & animam nunquã alteratur, neque particeps est imperfectionis illorum,
sed tradens eis (corpori & animae) suae diuinitatis virtutem, manet idem quod erat & ante vnionem. Das ist / das Ewige wort oder Son Gottes / wird durch die gemeinschafft / so er mit der angenomenen menschlichen natur oder leib vnd seell hat nicht verendert / wird auch jrer vnuolkomenheit / nicht teil hafftig / sondern er teilet derselben mit die krafft seiner Gottheit / vnnd bleibet gleichwol eben das so es auch für der Persönlichen vereinigung war.
Zum dritten / damit nu solchs desto eigentlicher verstanden werde / erklert ers durch die gleichnusse vom feurigen Eysen / welchs für sich selbst weder leuchte noch brenne / wenn es aber allezeit im feuer liege / so werde es auch leuchtend vnnd brennenet. Also spricht er verhalte sichs (so viel als mit gleichnussen in diesem grossen geheimnus kan abgebildet werden) auch mit der menschlichen natur / welche an vnnd für sich selbst dürfftig / schwach vnnd gering sey / weil sie aber mit der Gottheit des Sons Persönlich voreinigt / so sey sie hierdurch vber jre wesentliche vnnd natürliche eigenschafften (welche sie für vñ für / auch im stande der herligkeit behelt) zur gemeinschafft der Göttlichen allmacht / krafft / vnd Maiestet des Sons Gottes erhaben / das dieselbige jn jhr leuchte vnd wircke / mit jhr leuchte vnd wircke / vnd durch sie leuchte / scheine vnd wircke / welche hoheit die menschliche natur Christi nimmermehr haben würde / wenn sie nicht durch die Persönliche voreinigung zu solcher gemeinschafft vnd hoheit gebracht vnd erhaben.
Doraus vnwiedersprechlich wahr das beide Damascenus vnd sein scholiastes vnser bekentnis bestetiget vnd mit vns gehalten / gelert vnnd bekant / das die angenomment menschliche Natur Christi / durch die Persönliche vereinigung / warhafftig vnd mit der that zur gemeinschafft der Göttlichen krafft / allmacht vnd herrligkeit / welche des Sons Gottes ei-
gen ist / erhaben / die Anhaltischen mögen dargegen schreiben vnd tichten / was sie wollen.
Ob er auch nicht eben die wort braucht / das der angenommenen menschlichen Natur Christi reali participatione die allmacht vnnd Maiestet / der Gottheit des Sons mitgeteilet / sondern behelt / das wort Gottheit (per ignem intellige ipsius diuinitatem) so hat es doch eben diesen verstand / als wenn er gemelte wort gebraucht hette / wie solchs der gantze contextus bezeuget / Man wolte denn des Scholiastis vnnd Damasceni wort durch ein gemalet glas ansehen / vnnd zu wieder dem klaren text auslegẽ. Darumb auch Damascenus lib. 3. Cap. 17. sich selbst hieruon mit runden worten / welche vnser bekentnis durchaus bestettigen / erkleret / da er spricht: Caro domini diuinis operationibus ditata est, propter purissimam ad verbum vnionem, id est, hypostasin, nequaquam naturalium proprietatum excidentiam sustinens. Non enim secundum propriam actionem, sed propter vnitum sibi verbum diuina operatur, verbo per eam, propriam manifestante actionem. Nam & vrit ignitum ferrum non naturali ratione ustiuam possidens actionem, sed ex vnione ignis ad ferrum illud obtinet.
Pag. 42. Sie geben auch für / das ob wol die communicatio Maiestatis also zu verstehen sein möcht / das wie die Person / also auch die Maiestet / welche von der Person nicht kan gescheiden werden / der angenommenen menschlichen Notur mitgeteilet würde. etc. (Setzen aus lauter bossheit vnd Muttwillen in parenthesi dieses orts mit ein: milgetheilet) das ist Persönlich voreinigt (Vnnd citiren paginam 337. meines buchs gleich als solten die selbige wort mein sein / so sie doch jr eigen bosshafftig gedicht vnnd falsch zeugnis sind) so müsse
doch gleichwot folgen / das wie in der Persönlichen vereinigung die propositiones abstractiuae nicht passiren / wenn man sagen wolte / die Gottheit ist die Menscheit / oder die angenommene menscheit Christi ist die Gottheit: Also auch allhier nicht könne gesagt werden / die Menschliche Natur ist allmechtig / allwissend / Sondern nur in Concreto / des menschen Son ist allmechtig / allwissend etc. Hierauff antwortteQualis vnio, talis praedicatio. ich fein rundt vnd deutlich / quod talis sit praedicatio, qualis est vnio & communicatio. Wie die vereinigung vnnd gemeinschafft ist / also wird sie auch ausgesprochen / oder also wird auch dauon praedicirt vnd geredt.
Weil denn die beyde Naturen in Christo / die Göttliche vnd menschliche / primò & immediate weder mit einander voreinigt noch mitgeteilet sind / so können sie auch primò immediatè & in abstracto von einander nicht praedicirt werden / darumb die phrasis vnrecht / wenn man sagen wolte: Die Gottheit ist die menscheit / oder die angenommene menschheit Christi ist die Gottheit.
Demnach aber gleichwol der Son Gottes die angenommene menschliche natur jhme nicht alleine Persönlich vereinigt / sondern auch durch dieselbe Persönliche vereinigung zur gemeinschafft seiner eigenen hoheit / allmacht / herrligkeit vnd Maiestet / erhaben / so praedicirt die schrifft vnnd neben der heiligen schrifft die orthodoxa vetustas / vmb solcher Persönlichen vereinigung vnd mitteilung der maiestet willen / das die angenommene menschliche natur / Göttliche krafft / allmacht vnd herrligkeit / welche des Sons Gottes eigene Maiestet krafft vnd herrligkeit ist / warhafftig habe / nicht das sie zur allmechtigkeit selbst worden oder dieselbe subiectiuè an sich habe sondern das sie zur gemeinschafft derselben in vnd durch die Persönliche vereinigung erhöhet.
Ob man denn in abstracto nicht sagen kan noch darff / das die Gottheit die menscheit / oder die menscheit die Gottheit sey / darumb das die Naturen nicht also mit einander vereiniget oder mitgeteilet / das eine die ander worden / oder eine in die ander wesentlich verwandelt / wie die Eutychianer geschwermet haben / so kan vnnd mag man dennoch vmb der Persönlichen voreinigung willen (Aus welcher die communicatio Maiestatis die mitteilung der maiestet als ein effect oder cõsequens erfolgt) recht vnd wol sagen / das die angenommene menschliche Natur Christi zur gemeinschafft der allmechtigen lebendigmachenden krafft vnd allwissenheit erhöhet / vnnd in der Person des ewigen worts (in welcher sie jhre subsistentz hat vnd bestehet / vnd sonsts nirgent anders) gegenwertig seywo die Person des ewigen worts gegenwertig ist im Himel / auff Erden / in der Christenheit / oder auch bey allen Creaturen. Daher Christus Matth. 28. vnd Johan. 6. seiner menschlichen Natur oder fleisch allmechtige lebendigmachende krafft zu eignet. Vnd der Apostel Philip. 2. die ehre der anruffung / welche eine Göttliche eigenschafft ist / als dergleichen auch die orthodoxi Patres thun / vnd doch derwegen einiger vermischung der Naturen in Christo / mit gründe der warheit nicht können beschüldiget werden.
Es wolle aber der Christliche leser den betrug der Auhaltischen Theologen hierbey in acht nemen / deñ wenn sie sagen / des menschen Son ist allmechtig / allwissend / allenthalben etc. Verstehen sie das wort (Menschen Son) nur von der Person des worts Gottes / das es so viel heisse / als weñ ich spreche: Die Person des Ewigen worts oder Gottes Son ist allmechtig / allwissend etc. Solchs aber jhrem fürgeben vnnd wahn nach / gehet die angenommene menschliche natur lauter nichts ahn: Sondern wenn jhr viel dauon gebühre /
so habe sie nur den blossen Tittel vnd nahmen daruon / mehr nicht. Oder wie die. Jesuiten zu Meintz / welcher Theses die Anhaltischen für jre eigene Theses anziehen / vnnd sich darzu bekennen Thesi. 30. noch deutlicher vnnd vnuerschampter schreiben / naturam diuinam humanitati Christi neque re, neque nomine communicatam esse, Das ist / die Göttliche natur des Sons sey der angenommenen menschlichen natur weder mit der that noch mit dem namen / mitgetheilet / welchs im grunde auch der Anhaltischen Lere ist.
Wir soltens (sprechen die Anhalter) bey den concretiuisPag. 42. formis loquendi bleiben / vnnd die abstractiuas loquendi formas fahren lassen / so were dieser gantze streit im grunde auff gehaben. Antwort: Wenn wir wolten auch in diesem punct gut Caluinisch vnd Bezisch werden / des Herrn Christi / der Aposteln vnd gantzen alt rechtgleubigen Kirchen bekentnis vnnd Lere begeben / möchten wir jhrem raht folgen. Wir könnens aber / sollens vnnd wollens auch nicht thun. Denn wie vnserm heilandt vnd seligmacher / das jenige so jhm nach seiner angenommenen menschlichen Natur in der zeit gegeben / nicht rauben / oder einiger Creatur zugefallen absprechen wollen / derwegen sie vns solchs vergeblich anmuten.
So ists auch ohne das klar / das eben darumb recht gesagt wird / der mensch Christus sey vberall gegẽwertig / dieweil der leib Christi Persönlich vberall gegenwertig ist. Denn wenn Christi leib Persönlich nicht vberall gegenwertig werewie wolt man in concreto, hoc est, personaliter Persönlich / warhafftig / vnnd eigentlich sagen / das der mensch Christus vberall gegenwertig were / das Christus nach der Gottheit vberall gegenwertig / ist kein streit von / sondern von der menschlichen natur / welcher gestalt von derselben die allgegenwart praedicirt oder gesagt werde / nemlich propter
communem personam siue hypostasi / das ist / dieweil sie in der Person des worts jre subsistentz hat.
Pag. 42. Also geben sie auch für / es versiehe menniglich / das dieses wieder einander lauffe. Christi leib sey vnd bleibe ein wahrer endlicher vmbschriebener leib / vñ sey dennoch auff vnumbschriebene / vnbegreifliche vbernatürliche weise gegenwertig / wo die Person Christi gegenwertig ist etc. Lassen aber aussen / Von der implicatione contra dictionis.was ich jhnen in meinem buch Pag. 101. Vnnd Pag. 150. auff diese obiectionem contradictionis aus bestendigem grunde der warheit geantworttet / nemlich das die angenommene menschliche natur Christi / wesentlich nicht allenthalben sey / auch durch die ausgiessung der Göttlichen Maiestet / an vnd für sich selbst kein subiectum der allenthalbenheit worden / wie sie auch ahn vnd für sich selbst natürlich in se, per se, secundum se absolutè nicht allenthalben gegenwertig sey / gleich wie die Gottheit / die infinitate Essentiae suae alles erfüllet: Sondern das dieses vnser glaub sey / das die menschliche Natur in der Person des worts / mit welchem sie Persönlichen vnd indistanter / wie Damascenus lib. 3. Cap. 3. schreibet / vereinigt / gegenwertig sey / wo die Person in welcher sie bestehet / oder jre subsistentz hat / gegenwertig ist. Denn sie ausserhalb der Person des Sons Gottes nirgend an keinem ort zu tichten oder zu setzen ist. Finita igitur & circum scripta manens ab in finita Deitate cui praesentissime & arctissime, personaliter & indistanter vnita est, nunquã & nusquã per intervalla locorum separatur. Behelt also die menschliche natur in Christo finitatem & circumscriptionem suam in alle ewigkeit vnd wird doch vom Sone Gottes / in welches Person sie angenom̃en / nirgend getrennet oder seiungirt ect.
Vnd abermals Pag. 104. 105. Die regula contradictionis kan hier nicht stat haben / Vrsach ist / denn dieses eine con
tradictio ist / wenn die extrema de vno codemque subiecto secundum idem & eodem respectu ac modo enuncijrt werden. Nu sagen wir nicht / das die menschliche Natur Christi eodem modo & respectu quo circumscripta est, das ist auff dieselbige weise / nach der sie vmbschriebẽ ist / auch im Himmel vnd erden gegenwertig sey / Sondern das sie in se, secundum se, per se, secundum proprietatem suam & verum modum naturae circum scriptiu è, nur an einem ort zumal sey. Respectu autem vnionis personalis, auff eine andere vbernatürliche himlische weise von der person des Sons Gottes / mit welcher sie persönlich / vnzertrenlich & indistanter vereiniget / nusqam & nunquam nirgent könne abgescheiden oder getrennet werden.
Darumb hie keine implicatio contradictionis verhanden / quoniam uni & eidem corpori diucrsi modi praesentiae non simpliciter & absolute, sed diuersis rationibus & diuerso respectu tribuiret werden.
Sie ziehen auch mit trötzlichen worten an / sie wollen sichPag 43. Vondem Nestoriani / mo vnd vonder proposition: vbicunque Logos est, ibidem ad esse oportei carnem Christi. drumb nicht zu Nestorianern machen lassen / ob sie diese newe Eutychianische proposition, vbicunque est, ibidem adesse oportet carnem Christi etc verwerffen etc. Nu ist ermelte propositio nicht mein / Sondern ist Doct: Lutheri / ja der schrifft selbst. Damit aber der Christliche leser besser vorste hen könne / warüber der streit sey / wil ich besserer nachrichtung wegẽ D. Lutheri wort gantz setzen / vñ jme das vrtel dauon in Gottes furcht zufellen / in sein gewissen geschoben haben. D. Lutheri wort To. 3. in seiner grossen bekentnis vom Abentmal Pag. 458. lauten also: Ist Christus natürlich vñ Persön lich wo er ist / so mus er daselbst auch mẽsch sein / deñ es sind nicht zwo zertrennete Personen / sondern ein einige Person / wo sie ist / da ist sie die einige vnzertrennete Person / vñ wo du kanst sagẽ / hie ist Gott / da mustu auch sagẽ / so ist Christus der mẽsch auch da.
Vnd wo du einen ort zeigen würdest / da Gott were vnd nicht der mensch / so were die Person schon zertrennet / weil ich als denn mit der warheit kund sagen / hie ist Gott der nicht mensch ist / vnd noch nie mensch ward. Mir aber des Gottes nicht. Denn hieraus wolt folgen / das raum vnd stette / die zwo naturen von einander sonderten / vnd die Person zertrenneten / so doch der todt vnnd alle Teufel sie nicht kondten trennen / noch von einander reissen.
Vnd es solt mir ein schlechter Christus bleiben / der nicht mehr denn an einem einzelen ort zugleich eine Göttliche vnnd menschliche Person were / vnd an allen andern orten muste es allein ein blosser abgesonderter Gott vnd Göttliche Person sein / ohn menscheit / Nein geselle / wo du mir Gott hinsetzest / da mustu mir die menscheit mit hinsetzen / sie lassen sich nicht sondern vnnd von einander trennen / Es ist eine Person worden vnd scheidet die menscheit nicht von sich / wie meister Hans seinen Rock aus zeucht vnnd von sich legt / wenn er schlaffen gehet. Bisher Lutherus.
Pag. 43. Vom Argument aus der Persönlichen vereinigung genomen. Gern wolten sie mein Argument aufflösen: Was mit dem ewigen wort oder Son Gottes Persönlich vñ indistanter voreinigt ist / das mus freylich gegenwertig sein / wo die Person gegenwertig ist / in welcher es seine subsistentz hat oder bestehet.
Die angenommene menschliche natur Christi ist mit dem wort oder Son Gottes Persönlich vnnd indistanter voreinigt.
Derwegen mus sie freylich gegenwertig sein / wo die Person gegenwertig ist / in welcher sie jhre subsistentiam hat oder bestehet.
Da sie aber anzeigen sollen / woraus jhm denn mangele das es nicht bestehe / bringen sie nicht mehr als dieses für / Es
sey ja die Menschliche Natur in der Empfengnus zu Nazereth / zu Betlehem in der geburt / zu Jerusalem im Tempel / zu Golgatha am Creutz vnzertrenlich vnd indistanter mit der Gottheit des worts Persönlich voreinigt gewest / vnnd gleich wol darumb nicht vberall gegenwertig gewest etc. Gleich als würde hierdurch meinem Argument etwas benommen oder abgebrochen.
Die gewisse warheit ists Joh. 1. Das Christus nach seiner menscheit / balt in der Empfengnus / durch die Persönliche vnzertrenliche vnd indistantem vnionem oder voreinigung darzu erhöhet / das er vber alle Creaturen gegenwertig herschen vnd gewaltiglich regieren können / wenn er sich nur solcher seiner hoheit vnd herrligkeit hette gebrauchen wollen. Das er aber solcher seiner Maiestet vnd herrligkeit / zu welcher gemeinschafftExinanitis er durch die Persönliche vereinigung erhaben / nicht gebraucht / nimpt jhm an seiner habenden herrligkeit nichts vberall. Es ist ein vnterscheid vnter diesen beiden / etwas warhafftig haben vnd besitzen / vnd desselben sich stetiges gebrauchen / gleich wie ein anders ist / das ein junges kindlein eine vernünfftige Seele hat / vnd ein anders / das es dieselbige gebraucht. Dieweil denn Christus vmb vnsers heils willen kommen war / das er vns erlösete / als hat er sich vnserthalben / solcher seiner Maiestet vnd herligkeit / zu welcher gemeinschafft er nach der menscheit durch die Persönliche vereinigung erhaben / geeussert / ist natürlich vnnd reumlich zu Nazareth in seiner mutter leib / zu Betlehem in der krippen / zu Jerusalem im Tempel / zu Golgatha am Creutz gewest / auff das er für vns verdampte vnnd verlorne sünder / am Creutz warhafftig leiden vnd sterben köndte. In diesem allen ist keine fictio oder simulatio gewest / sondern eine warhafftige tieffe erniedrigung. Denn er hat seiner herrligkeit vnd Maiestet nach der mensch-
lichen Natur / nicht ehe volkömlich brauchen sollen vnd wollen / denn nach gentzlicher verrichtung des wercks der erlösung des Menschlichen geschlechts. Darumb ob wol Christus nach seiner menscheit solche seine Maiestet gegenwertig krefftig vnd mechtig vber alle Creaturen zuregieren / im stande der ernidrigung nicht volkömlich gebraucht / hat er doch gleichwol solche Maiestet vnnd herrligkeit gehabt / von des wegen / das seine menschliche natur mit der Gottheit Personlich / vnzertrenlich vnnd indistanter vereinigt war / vnd bleibt in alle ewigkeit. Hebt demnach die natürliche reumliche weise gegenwertig zu sein / welcher Christus mit seinem leibe im stande der nidrigung sich gebraucht / die ander vber natürliche weise nicht auff / Nemlich das er von wegen der Persönlichen vor einigung supernaturaliter, vber natürlich / extra rationem loci / seine angenommene menschliche Natur bey sich gehabt vnd behalten. Daher auch der Herr Christus selbst Joh. 3. spricht (da er noch im stande der nidrigung war) Niemand feret gen Himel / denn der vom Himel hernieder komen ist / nemlich des menschen Son der im Himel ist.
Es soll auch wieder die lere des Apostels sein / da ich Pag. In visibilis & incomprehensibilis assumptionis modus.119. schreibe / das die sichtbare / begreifliche / menschliche Natur Christi / durch den invisibilem & incomprehensibilem modum assumtionis eine vnsichtbare vnd vnbegreiffliche Maiestet vnnd gewalt empfangen / das sie in visibili & incomprehensibili modo gegenwertig sey / in der Person des worts / wo die Person / dorinnen sie jre sub sistentz hat / gegenwertig ist etc. Dieweil der Apostel schreibt. 1. Timot. 3. Joh. 1. Das der vnsichtbare Son Gottes darumb mensch worden / auff das er im fleisch sichtbar würde nicht aber / das die menschliche natur vnsichtbar würde.
Nu habe ich Pag. 119. 147. nicht geschrichen / dz die mensch-
liche Natur Christi vnsichtbar worden sey (wie die Anhaltischen felschlich dem 8. Gebot zu wieder auff mich ertichtet: Sondern das hab ich geschrieben: Das der sichtbare vnnd begreifliche leib / oder die angenommene menschliche Natur auff vnsichtbare vnbegreifliche weise Persönlich von dem Son Gottes auff vnd angenommen / vnd durch solchen invisibilem & incomprehensibilem assumtionis siue vnionis modum eine vnsichtbare vnnd vnbegreifliche Maiesteus vnd gewalt empfangen / das sie invisibili et incomprehensibili modo gegenwertig ist / in der Person des worts / wo die Person / darinne sie jre subsistentz hat / gegenwertig ist / darumb hie keine contradictio / auch nichts wieder des Apostels Lere zubefinden ist / wird auch die sichtbarkeit vnd begreiff ligkeit des leibes Christi hiedurch nicht auff gehaben. Dieweil ein grosser vnterscheit ist vnter diesen beyden reden: Der sichtbare leib Christi ist vnsichtbar worden: Vnnd der sichtbare leib Christi ist auff vnsichtbare weise durch den vnsichtbarn vnnd vnbegreiflichen modum vnionis zu der herrligkeit erhaben / das er auff vnsichtbare weise personaliter oder in der Person / von welcher er vnzertrenlich vnd indistanter angenommen / gegenwertig sey / wo diese Person / in welcher er seine subsistentz hat / gegenwertig ist.
Darumb auch Theodoreti spruch vom sichtbarn leibe Christi mir im wenigsten nicht zu wieder ist. Denn ich nicht halte / das Christi leib an vnnd für sich selbst vnsichtbar worden / Sondern das er durch die Persönliche voreinigung eine vnbegreifliche Maiestet vnnd gewalt empfangen / welcher nach / er invisibili & incomprehensibili modo in der Person des ewigen worts / darinnen er bestehet / gegenwertig sey / wo die gantze vnzerteilete Persohn gegenwertig ist.
Das auch die menschliche Natur ohne jhre abeilgung Pag. 44.vmb der Persönlichen vereinigung willen mit dem Son Gottes könne anders betrachtet werden / ist droben gründlich erwiesen / da in sonderheit hie von gehandelt / vnnd werden die Anhaltischen Theologi den modum assumtionis invisibilem & illocalem wol vngebissen lassen.
Vom spruch 1. Cor. 11. Caput Chri sti Deus. So hebt auch der spruch Pauli 1. Cor. 11. Caput Christi Deus. Item. 1. Cor. 15. ausgenommen den / der jm alles vnterworffen hat etc. denn inuisibilem & illocalem praesentiae modum nicht auff / redet auch nicht dauon.
Das Gott Christi heubt sey nach der menschlichen Natur / gestehen wir gerne / denn die menschliche Natur Christi durch die Persönliche vereinigung nicht Gott selbst oder die Gottheit selbst worden: Sondern allein zur gemeinschafft der Göttlichen allmacht vnd herrligkeit des Sohns / mit welchem sie persönlich vereinigt / erhaben. Aber dieses benimpt der vnsichtbarn weise der Persönlichen gegẽwart Christi nichts vberall / sondern bestetiget sie viel mehr.
Die menschliche Natur Christi darff auch derwegen nicht Gott selbst werden / damit sie auff vnsichtbare weise modo illocali & supernaturali gegenwertig sey / wo die vnzerteilte Person gegenwertig ist / in deren sie jhre subsistentz hat.
Ebner massen nimbt auch dieses der vnsichtbarn weise gegenwertig zu sein / gar lauter nichts / das die angenommene menschliche Natur Gott vnterworffen bleibet / sie darff auch derhalben nicht Gott selbst werden / ob sie wol von wegen des Persönlichen vnsichtbarn vnnd illocalis modi der vereinigung eine solche vnsichtbare vnbegreifliche herrligkeit vnnd Maiestet erlanget / das sie gegenwertig herschet / wo die vnzerteilete Person des ewigen worts / in welcher sie bestehet / gegenwertig ist.
Auch in gloria bleibt die warheit des leibet Christi die in vns ist / alleine das der leib Christi vmb der persöhnlichen voreinigung vnd sitzen zur rechten Gottes willen diese herrligkeit hatt / das Christus mit seinem leibe oder menschlichen natur gegenwereig vnd nicht abwesent vber seine Kirche vnd vber alle Creaturen herschet / welchs sonst von keines seligen leibe kan gesagt werden / wie denn auch keiner mit dem Sohn Gottes Persönlich vnd indistanter vereiniget / vnd zur rechten der krafft Gottes gesetzet ist.
Das aber D. Lutherus inseiner Kirchen Postill amVon D. Lütherispruch in der Rirchen postill. tage Andreae schreibet / Christus als ein mensch habe auff einmal an viel örten nicht sein vnd Predigen können / kömpt den Anhaltischen nicht zu steuer. Vrsach ist / das er alda von der leiblichen reumlichen weise redet / welcher sich Christus im stande seiner nidrigung mit seinem leibe gebraucht vnnd hiermit keines wegs wiederspricht oder auffhebet / was er in seiner grossen bekentnis von denn tribus modis alicubi essendi aus vnd nach Gottes vnfeilbarem wort schreibet vnd lehret.
Denn wo er diese seine wort nicht secundum quid / sondern simpliciter wolte verstanden haben / muste er hiermit selbst verleugnet haben / das Christi leib auff eine andre weise modo illocali im heiligen Abentmal gegenwertig / vnd wesentlich / mit dem gesegneten brodt ausgetheilet würde. Also muste er auch vmbgestossen vnd geendert haben / was er von der Persönlichen vnsichtbarn gegenwart Christi wahren Gottes vnd menschen / bey seiner lieben Kirchen vnd allen Creaturen geschrieben / welchs er doch weder gethan / noch durch solche wort thun wollen.
Da auch die Anhaltischen erwente wort D. Lutheri simpliciter vnd ohne einige exception verteidigen wollen / können sie nicht für vber / sie müssen Caluinisch werden /
vnnd mit denselbigen leren / das weil Christus ein mensch / so könne er dieser vrsach halben mit seinem leibe auff einmal an so viel hundert oder tausendt örten an welchen das Abentmal zugleich gehalten wird / nicht gegenwertig sein / wie sie denn dieselbige jhre Caluinische Opinion in jhren 42. Argumenten mit vielen nicht obscuris indicijs an tag gegeben / welchs jnen von andern gnugsam ist gezeiget worden.
Pag. 45. Sehr wunder (schreiben die Anhaltischen) neme sie es / Ob Christi glorificirter leib raum gebe oder neme.woher ich doch beweisen wolle / das Christi glori ficirter leid weder raum gebe noch neme etc. Es bedürffte aber dieses wunderns gar nicht / denn dieselbigen wort nicht mein / sondern D. Lutheri sindt / in seiner grossen bekentnis vom Abentmal / auff welchen sie gleichwol heimlich vnd ohne meldung seines namens wie gifftige leut stechen / aber noch zur zeit nicht offentlich nennen dürffen / vnnd für der gantzen Christenheit der Origenianer ketzerey beschüldigen.
Sollen aber wissen / das ich sie für falsche zeugen so lang halten wil / bis sie solche ketzerey aus denselben worten auff D. Lutherum gründlich vnd besiendig erweisen / welchs sie aber nimmermehr thun werden / ob sie auch alle jhr vermögen dran strecken. Denn D. Lutherus in ermelten worten handelt von der andern weise des leibes Christi etwa zusein / nach welcher er durch den verschlossenen grabstein vnd verschlossene thür / als ein Clarificirter oder geistlicher leib 1. Cor. 15. gangẽ da er freilich weder raum gebẽ noch genom̃en / vñ doch ein warhaffti ger entlicher leib blieben ist. So heben auch die drey weisen des leibes Christi etwa zu sein / ein ander nicht auff / sind auch keines weges wieder einander / wie solchs in wiederlegung jhres 8. Arguments vnd sonsten gründtlich dargethan.
Ich vorwerffe auch authoritatem Theodoreti nicht trütziglich / wie mich die Anhaltischen beschüldigẽ / sondern wiederhole nochmals / das mir Theodoreti autoritas ohne aussdrückliche zeugnus heiliger schrifft keinen glaubens Artickel von einem reumlichen Himel mit reumlichen orten vnd stetten vnterscheiden / einreden solle / sintemal was der Himel eigentlich sey / vnnd wie es dorinnen geschaffen / in diesem leben von keinem Menschen gnugsam kan dargethan werden.
Das weis ich Gott lob wol / das der Himel vnnd das Ewige leben beatitudine, gloria, Maiestate, foelicitate, laetitia, &c. in der heiligen schrifft beschrieben werden / nicht aber nach gelegenheit oder vnterscheidt reumlicher örtter / etc. Dabey bleib ich vnd kehr mich nichts daran / ob die Auhaldischen derwegen auff mich zornig vnnd vnnütz sindt.
Nachmals streiten sie / es thue nichts zur sache / das ich mich auff die verschlossene thüren beruffe / durch welche Christus kommen / denn es heisse miracula non tollunt definitionem naturae, Item so ich den text recht ansehen wolle / würde ich bekennen müssen / quod constructio designet consequentiam non penetrationem dimensionum, vnnd schliessen gleichwol / sie fechten solchs nicht etc.
Dorauff gebe ich diese Antwort / das mir gottlob nicht vnbewust / das die Mirackel die natur nicht vertilgen / so bedarff es auch keiner vertilgung der menschlichen natur / das der Son Gottes mit seinem leibe durch verschlossene thür komme.
Denn weil er denselben jhm Persönlich illocali & invisibili modo auff vnsichtbare vnd nicht auff reumliche weise vereinigt hat / so ist jhm nichts leichters / denn das er mit demselben Geistlicher weise durch verschlossene thür ohne vertilgung desselben leibes kome.
Weil sie auch selbsten zunorstehen geben / sie wollen von der Construction des texts von verschlossenen thüren nicht disputieren / ist vnuonnöten viel wort darüber zunerlieren.
Mir gnüget daran / das Amphilochius in. 2. Dialogo Theodoreti, Epiphanius in Ancorato, Ambrosius Luc. 24. Hieronymus in Epitaphio Paulae, Augustinus an vielen örten / Chrysostomus de resurrectione, Cyrillus lib. 12. in Iohannem, vnd andere griegische vnd Lateinische Patres mehr / den text von verschlossenen thüren also erkleret / das vber allen lauff der natur quae penetrationem dimensionum non admittit, Christus mit seinem leibe durch verschlossene thür kommen sey (welchen Patribus sie nicht leichtlich fürwerffen werden / das sie die Constructionem nicht verstanden) dabey es auch wol bleiben wird.
Ja sprechen sie / solchs hilfft aber dazu nicht / das Christus mit seinem leibe oder nach seiner menschlichen natur vberall gegenwertig sey etc.
Obs nu wol nicht ohn ist / das die gegenwart der gantzen vnzerteilten Person Christi hierdurch nicht erwiesen wird (wie denn der transitus per ianuas clausas darzu auch nicht angezogen wird) so beweiset doch solcher durchgang so viel / das Christus nach seiner menschlichen Natur ohne alle vertilgung derselben / auch ohne art vnnd begreifflichen raum sein könne / vnd weder raum geben noch nehmen / welchs die philosophia so wenig zu gibt / als das ein leib zugleich an vielen oder allen örten sein solle / vnd das demnach die Caluinisten
sampt allen jhren Consorten den Anhaltischen vnnd jhres gleichẽ vnrecht daran thun / das sie Christo nach seiner menschlichen Natur stracks absprechen / er könne mit derselben zugleich nicht mehr als an einem ort reumlich gegenwertig sein / ja er sey auch mit seinem leibe oder menschlichen natur jtzo nirgend denn im Himel gegenwertig / welchs die Anhaltischen in jren 42. Argumenten als jnen vnuorborgen / mit starcker asseueration bekrefftigen.
Auch wolten sie gerne die Falsation des spruchs Augustini entschüldigen / donec seculum finiatur sursum est Dominus, etc. beruffen sich deswegen auff Gratianum dePag. 46. consecratione distinct. 2. hilfft sie aber nichts vberall. DennVon der falsaetion des spruchs Augustini. Augustini wort tract. 30. in lohan: sind zu klar / das sie sich durch keinen weg auff der Anhaltischen folgerey ziehen vnnd deuten lassen: Nos sic audiamus (spricht August.) Euangelium, quasi praesentem Dominum, nec dicamus: O illi felices, qui eum videre potuerunt, quia multi in eis qui viderunt, occiderunt, multi autem in nobis, qui non viderunt, crediderunt. Quod enim pretiosum sonabat de ore Domini & propter nos scriptum est & nobis seruatum & propter nos recitatur & recitabitur etiam propter posteros nostros & donec seculum finiatur. Sursum est Dominus: Sed & hîc veritas est Dominus: Corpus enim Domini in que resurrexit, uno loco esse potest. Veritas eius vbique diffusa est. Das ist / wir sollen das Euangelium also hören / als den gegenwertigen Herren / vnd sollen nicht sprechen / O seelig sind diese / welche jhn haben sehen könen / denn viel / welche jhn gesehen / sind gefallen / vnnd viel die jhn nicht gesehen / haben gegleubet. Denn was der Herr heilsames aus seinem Munde geredt / ist vmb vnsert willen auffgeschrieben / vnd ist vns zum besten erhalten / wird auch vmb
vnsert willen geprediget / vnnd wird geprediget werden / auch vnser nachkommen wegen vnd so lange die welt stehet.
Der Herr ist droben / aber doch ist auch alhier die warheit der Leer. Denn der leib des Herrn / in welchem er aufferstanden / kan an einem ort sein / seine warheit aber ist allenthalben.
Doraus klar / das die Anhaltischen Augustini wort verfelschen. Denn Augustinus nicht spricht: Donec seculum finiatur, sursum est Dominus, der Herr ist droben bis ans ende der welt. Sondern es solle bis ans ende der welt geprediget werden / was Christus heilsames aus seinem munde geredet.
Ob auch Gratianus Augustini wort felschlich allegierte / müssen sie darumb seiner falsation nachfolgen / vnnd mit Gratiano falsarij werden? Gott gebs jhnen zu erkennen denn es gar viel auff sich hat / vnd da diese falsation grunde haben solte / könde nicht war sein noch bleiben / das Christi warer leib im heiligen abentmal mit dem gesegneten brodt gegenwertig vnd wesentlich ausgetheilet würde. Viel weniger könde Christus nach seiner menschlichen natur / seiner kirchen hie auff erden an allen örten vnd enden beywonen / am aller wenigsten aber köndte Christus nach seiner menschlichen Natur gegenwertig vber alle Creaturen herschen / welche jhm doch die schrifft Ephess. 4. Psal. 8. vnd sonsten klar zuschreibet / vnnd wir vns durch solche falsation der wort Augustini / durch die Anhaltischen nicht nemen lassen.
Was sie auch von der Antithesi vnd gantzem Context der wort Augustini schwatzen / ist lauter alfentzerey vnnd hat keinen grundt vberall / bleibt also ein crimen falsi, sie entschuldigen es wie sie wollen.
Das Christi glorificirter leib Actor. 3. Philip. 3. Coloss. 3. im Himel sey / hebt noch lange nicht auff / die PersönlicheDas Christi leib im Himel / vnd hieauff erdk gegenwertig sey / ist keine Contradictio. vnsichtbare gegenwart der gantzen vnzerteileten Person vnsers heilandes Ihesu Christi / bey seiner lieben gemeine auff erden / vnd die gegenwertige herschung vber alle Creaturen / im wort Gottes so helle vnd klar gegründet.
So sind auch diese sachen nicht wieder einander / nach artder glorificirten leib im Him̃el sein / vñ nach art der persönlichen vereinigung / vnd sitzen zur rechten hand der krafft Gottes / hieniden auff erden sein in der Christenheit / vnd vber alle Creaturen gegenwertig herschen / wie solchs D. Lutherus in seinem buch das diese wort (das ist mein Leib) nach feste stehen / vnd in seiner grossen bekentnis vom heiligen Abentmal gewaltig vnnd herlich de ducirt hat / daruon ich mich auch ob Gott wil / durch der Anhaltischen vorgeblichs disputiren / nicht werde abtreiben lassen.
Auff der Veter sprüche de circumscriptione corporisVom sprüchen der veter de circum scriptione corporis Christi. Christi, ist in der wiederlegung der 42. Argument der Anhalter / fürnemlich im 21.39. vnd anderswo gründtlich geantwortet / stehet dem Christlichen leser beuor dasselbige zu conferiren, vnd das Vrteil seinem gewissen vnd Gottes wort nach hierüber zu sprechen. Ich bleibe bey den sprüchen Christi Matth. 18.28. vnd zeugnissen Pauli Ephe. 1.4. etc. welche mir gewisser sind als aller Veter Sprüche vnnd Zeugnisse. Sonderlich weil in Patribus discrepantes sententiae hieruon zubefinden.
Das crimen falsi belangende / so die Anhaltischen abermalsPag. 47. an Agustini schrifften begehen / dessen ich sie auch inCrimen falsi von Anhal tischen in August: begangen. wiederlegung jhres 42 Arguments greifflich vberwiesen /
sie aber nichts desto weniger aus vbermessiger thum künheit nochmals ohn alle schew vnterstehen zuuorteidigen / beruffe ich mich auch jtzo auff meine wiederlegung Pag. 577. 578. Item Pag. 583. 584. 585. 586. Vnd sielle dem Christlichen leser das vrteil zwischen den Anhaltischen vnnd mir zufellen an heim.
Pag. 48. Sie vnterstehen sich auch zu eludirn die sprüche der Von der allwissenheit Christi.schrifft / welche bezeugen / das in Christo nach seiner menscheit alle schetze der weissheit verborgen sind / Coloss. 2. Matth. 9. Joh. 2. Vnd das jhm solche allwissenheit in der Persönlichen voreinigung vnd durch dieselbige warhafftig mitgetheilet / ob er sich wol derselben im stande der erniedrigung nicht allezeit gebraucht etc. Geben für / es sey niemand so alber / der nicht verstehe / das diese sprüche von der Person vnd nicht von der angenommenen menschlichen natur reden / Item das sie die Gottheit in Christo bezeugen.
Die antwort ist klar / das der spruch Coloss. 2. In jme sind alle schetze der weisheit verborgen / desgleichen Matth. 9. Jesus sahe jhre gedancken. Joh. 2. Jesus wuste was im menschen war. Marci. 2. Jesus erkandte bald in seinem Geist / das sie also gedachten bey sich / nicht alleine von der Gottheit Christi / sondern von der gantzen vnzerteileten Person Christi reden / welche Gott vnd mensch ist / diese Person hat alle schetze der weisheit vnd erkentnis Gottes oder die allwissenheit nach der ewigen Gottheit substantialiter wesentlich vnnd von ewigkeit / vnd ist deshalben die allwissenheit selbst. Nach der angenommenen menschlichen Natur aber / hat sie die allwissenheit nicht wesentlich oder subiectiue ansich selbst / wie sie denn auch die allwissenheit selbst nicht ist / sondern ist durch die Persönliche vnzertrenliche voreinigung zur gemeinschafft derselben warhafftig erhaben / also das sie alles gewust vnnd wissen
können / gegenwertiges vnd zukünfftiges etc. Alleine das sie sich solcher herrligkeit vnnd Maiestet im stande der ernidrigung nicht allezeit gebraucht / denn nach der menscheit hat sich Christus warhafftig seiner Maiestet geeussert (exinaniuit semetipsum philip. 2) vnd ist an geberden als ein ander kindlein erfunden worden / welche / ob sie wol die krafft eines aus dem andern zu rechnen (potentiam ratiocinandi) haben / gebrauchen sie doch derselben jhrer kindtheit halben noch nicht.
Das aber Christus nach seiner menschlichen natur sich der allwissenheit zu welcher gemeinschafft er durch die Persönliche vereinigung warhafftig erhaben / nicht volkomen als bald vnd alzeit gebraucht / voluntariae exinanitionis fuit, das hat er frey willig zur zeit der ernidrigung gethan.
Vnd also haben die Patres von der allwissenheit Christi nach seiner menschlichen natur geredt vnd geschrieben.
Epiphanius in Ancorato: humanitas vnita est divinitati & in ipsa perfectissimè nouit, vt pote Deo vnita. Die menschliche natur Christi ist mit der Gottheit vereiniget / vnd weis in jr volkömlich alles / weil sie mit der Gottheit voreiniget ist.
Da mascenus lib. 3. Cap 19. mens communicat diuinitati operanti, omnia intelligens, cognoscens & administrans, non vt nuda hominis mens, sed vt DEO secundum hypostasin counita & Dci mens existens. Die Seele hat gemeinschafft mit der wirckenden Gottheit / verstehet / erkennet / vnnd regirt alles / nicht als eines blossen menschen Seele: sondern wie sie mit dem Son Gottes Persönlich vereinigt / vnd des Sons Gottes eigene Seele ist.
Idem lib. 2. Cap. 22. Anima Domini secundum hypostasin vnita Deo verbo, omnium cognitionem ha-
bebat non gratia, sed propter vnionem secundum hypostasin. Das ist / die Seele des Herrn Christi wie sie Persönlich mit dem ewigen wort oder Son Gottes vereinigt ist / hat aller ding wissenschafft / nicht aus gnaden (ex gratia scilicet habituali) sondern vmb der Personlichen vereinigung willen.
Derwegen gilt die elusio der Anhaltischen nicht / da sie streiten / ermelte sprüche reden von der Person / vnnd nicht von der angenommenen menschlichen natur etc. Denn wo dieses effugium oder elusion bestehen solte / so muste folgen / das die angenommene menschliche natur ad integritatem personae Christi / das ist zur gantzen vnzerteilten Person Christi nicht gehörete / wie die lesuiter in jrem Mentzischen Thesibus (welche die Anhaltischen approbiren) Gotteslesterlich tichten vnd bestreitten wollen.
Fürs ander muste folgen / das eine Natur / das ist / die Göttliche jtzo nach der menschwerdung der gantze Christus were / welchs zu grund falsch ist / vnd die Person Christi zertheilet. Cyrillus ad Sueressum spricht: Dicant qui rectae fidei contradicunt, si vna natura totus est Christus, quomodo factus est homo, aut quam Carnem facere dignatus est propriam? Das ist / die jenigen welche dem rechten glauben wiedersprechen / mögen anzeigen / wenn eine natur alleine der gantze Christus ist / wie ist den dz wort mẽsch worden / oder welchs fleisch hat er jm denn aus gnaden zu seinem eigenen fleisch gemacht.
Zum dritten must folgen / das die menscheit Christi eine eigene Person were. Denn ist Christus ein volkom̃ener mensch /
vnd gehöret doch die menschliche natur nicht zur Person Christi / oder ad integritatem eius / so mus sie eine eigene Person sein vnnd müssen also zwo Personen aus Christo gemacht werden.
Zum vierden / muste folgen / das die orthodoxa antiquitas falsch geleret / da die Patres wie kurtz zuuor / jre sprüche eingefüret / schreiben / das Christus nach seiner menschlichen natur durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft der Göttlichen allwissenheit / erhaben sey / welche doch von den Anhaltischen in diesem stück nimmermer falscher Lere mögen vberwiesen werden.
In summa / wollen die Anhaltischen verteidigen / das obbemelte sprüche der schrifft / durch welche Christo die allwissenheit deutlich zugeschrieben wird von der Person / vnnd nicht von der angenommenen menschlichen Natur reden / so müssen sie zugeben / das die menschliche natur etwas sonders oder abgesonderts sey / so zur Person Christi nicht gehöre / sonst ists vnmüglich / das sie jhre opinion erhalten können / das die Person solle die allwissenheit haben / die angenommene menschliche Natur aber solle darmit / vmb vnd von wegen der Persönlichen vereinigung willen / gar keine gemeinschafft haben. Denn es heist ja propria naturarum communi personae esse communia, das die eigentschafften der naturen der gemeinen Person gemeint sind.
Das die sprüche von der allwissenheit die Gottheit Christi bezeugen / ist recht. Denn wenn Christus nicht warer Gott were / so were es vnmüglich / das er sein menschliche natur zur gemeinschafft seiner Göttlichen alwissenheit erheben können. Denn was man selbst nicht hat / das kan man freilich nicht mitteilen.
Weil er aber warer Gott ist / vnd hat die menschliche natur jhm Persönlich eigen gemacht / so hat er sie auch durch solche Persönliche vereinigung zur gemeinschafft seiner Göttlichen Maiestet / herrligkeit vnd allwissenheit erhöhet.
Das aber die Anhaltischen daraus erzwingen wollen / weil sie die Gottheit Christi bezeugen / so habe die angenommene menschliche natur Christi gar keine gemeinschafft mit der Göttlichen allwissenheit des Sons / sey auch durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft derselben nicht erhaben / folgt keines wegs. Denn von der gantzen Person sagt Mattheus: Jesus sahe jhre gedancken. Matth. 9. Vnd nicht nur von der Gottheit alleine / der nahme Jesus begreifft nicht die Gottheit alleine / sondern die gantze vnzerteilte Person so zugleich Gott vnd mensch ist. Hat sich derwegen der Herr Jesus nach seiner menschlichen natur dazumal seiner Göttlichen herrligkeit vnd Maiestet / zu welcher gemeinschafft sie durch die Persönliche vereinigung erhaben war / wircklich gebraucht.
Wenn auch die Anhaltischen dafur halten das alleine die Gottheit Christi damals der phariseer gedancken gesehen / die menscheit aber habe dieselben / weder erkent / noch gewust / noch ergründet / oder angeschauet / so sind sie je schüldig anzuzeigen wie denn Christus mit seinem menschlichen munde / dieselben gedancken / aus dem verborgen ans liecht bringen / siraffen / aussprechen / auch gantze predigten darwieder dirigiren vnd richten können / denn solcher gestalt / jhrem fürgeben nach / die Gottheit solchs von der phariseer gedancken / per humanitatem, illarum cogitationum penitus insciam, tanquã par instrumentum brutum & ausgesprochen haben muste / eben als wenn einer durch ein rohr redete / da das rohr nichts daruon verstunde / welchs von der heili-
gen menscheit Christi zusagen / vber alle massen vngereimpt / schwermerisch vnd lesterlich.
CbenEben dieses bezeugen auch die andern sprüche / welche gleicher gestalt nicht alleine von der Gottheit Christi / sondern von der gantzen vnzerteilten Person Christi / so zugleich warer Gott vnd mensch ist / reden.
Daher auch Damascenus lib. 2. Cap. 22. nicht spricht / die Gottheit Christi wisse alleine alles / sondern die Seel des Herrn / welche Persönlich mit dem ewigen wort vereinigt ist / hatte aller ding erkentnus / vmb der Persönlichen vereinigung willen. Schleust die angenommene Menschliche Natur Christi von der gemeinschafft der Göttlichen allwissenheit nicht aus / wie die Anhaltischen dieses orts thun.
Das sie auch den spruch Marci 2. Jesus erkennet bald in seinem Geist etc. alleine auff die Gottheit ziehen / vnnd die menschliche natur Christi daruon ausschliessen / taug eben so wenig als das vorige. Denn Marcus spricht. Iesus (das ist die gantze vnzerteilte Person / so zugleich Gott vnd mensch ist) habe in seinem Geist erkant / was die schrifftgelerten fürgedancken hatten. Damit er klar zuuorsiehen gibt / das Jesus nach seiner menschlichen natur warhafftig zur gemeinschafft der allwissenheit durch die Persönliche vereinigung erhaben / vnnd das er nicht alleine als Gott / sondern auch als mensch oder nach seiner menschlichen natur in seinem Geist alles erkant vnd die hertzen geprüfet. Denn darumb spricht Marcus / er habe in seinem Geist erkent / was die Phariseer in jrem hertzen gedachten / dieweil er nach der menschlichen natur zur gemeinschafft der Göttlichen allwissenheit / welche des ewigen worts wesentliche natürliche allwissenheit ist / durch die Persönliche vereinigung erhaben.
In seinem Geist spricht er / darumb vnd von des wegen
das Christus nach seiner menschlichen natur zu der gemeinschafft des ewigen worts eigener natürlicher allwissenheit erhöhet.
Es ist mir (Gott lob) auch bekant / das Hier. 23. der Gottheit die allwissenheit zugeschrieben werde. Wir handlen aber hie nicht von der allwissenheit wie sie der Gottheit absolutè zugeschrieben / Sondern Relatè von der allwissenheit des Sons / wie sie desselbigen allwissenheit ist / vnnd wie der Son Gottes dieselbige seine allwissenheit (welche für vnnd für seine eigene natürliche / wesentliche / allwissenheit ist vnnd bleibet / vnd solcher gestalt der angenommenen menschlichen Natur Christi nimmermer mitgeteilet wird das sie derselben eigene natürliche allwissenheit werde) durch die Persönliche voreinigung seiner angenommenen menschlichen natur / die er jm selbst zu eigen gemacht / mit geteilet / oder wie er sie durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft solcher seiner eigenen allwissenheit erhaben / welcher voreinigung halben sie freylich nicht daruon ausgeschlossen (wie die Anhaltischen tichten) Sondern warhafftige gemeinschafft mit derselben hat / vnnd aus derselben erkennet vnnd verstehet die gedancken der menschen / welchs nimmermehr geschehen köndte / wenn sie nicht Persönlich mit dem Son Gottes voreinigt were / vnnd durch solche aller jnnerlichste voreinigung zur gemeinschafft der allwissenheit des Sons erhaben were.
Sie sprechen die schrifft rede nicht also / das Christus Pag. 49.nach seiner menscheit alles wisse / gleich als were das keine schrifft oder gehorte nicht zur heiligen schrifft / weñ die Euangelisten schreiben / Jesus habe der Phariseer gedancken geschen / Jesus habe in seinem Geist der schriffgelerten gedancken erkennet. Jesus hab wol gewust was im menschen were /
da sie deutlich von der gantzen vnzerteilten Person des Herrn Jesu Christi Gottes vnd menschen vnd nicht von der Gottheit alleine reden / auch der angenommenen Menschlichen Natur solche allwissenheit vñ prüfung der hertzen freylich vmb nichts anders willen / denn vmb der Persönlichen vereinigung willen / durch welche sie zur gemeinschafft solcher herrligkeit erhaben / zuschreiben. Darumb denn auch die orthodoxa antiquitas nicht alleine der Gottheit Christi / sondern auch der angenommenen menschlichen natur Christi vmb der Persönlichen voreinigung willen die allwissenheit zulegt / wie droben aus Epiphanio vnnd Damasceno augenscheinlich erwiesen.
Das aus dem sitzen zur rechten hand Gottes gewislich erfolge / das Christus nach seiner menschlichen natur gegenwertig / vnnd nicht abwesent / vber seine kirche auff erden / vndPag. 49. denn auch vber alle Creaturen hersche / das kan mit grunde derVom sitzen zur rechteu hand Gottes. warheit nimmermer vmbgestossen werden. Denn dieser grund bleibet in ewigkeit feste.
Was in gleicher gewalt / ehre vnd macht mit Gott regieret / das regiert vnd herschet nicht abwesend / sondern gegenwertig.
Die menschliche Natur Christi regiert mit Gott in gleicher gewalt / Ehre vnd macht.
Derwegen regiert sie nicht abwesend / sondern gegenwertig.
Minor ist daraus klar / das zur rechten Gottes sitzen (wie es auch Do: Philippus selbst erkleret) so viel heisset / als mit Gott in gleicher gewalt / ehre vnd macht regieren. Nu sitzt aber die Menschliche Natur Christi zur rechten Gottes Marci. 16. Luc. 22. Haebr. 1.
Das ist / sie herschet vnd regieret mit Gott in gleicher gewalt / ehre vnnd macht. Darumb ists klar / das sie nicht abwesend vber die Creaturen herschet / sondern gegenwertig.
Das auch solche Lere von der gegenwertigen herrschafft des Herrn Christi nach seiner menschlichen natur dem Symbolo, in welchem stehet / er sitzt zur rechten hand Gottes nicht zu wieder sey / ist aus dem vorigen Argument gründlich erwiesen.
Pag. 49. Vnd hilfft die Anhaltischen Theologen gar nichts / das sie an die wort des Symboli jren eigenen tandt anschmieren / nemlich das Christus (doselbst) im Himel zur rechten hand Gottes sitze / denn das wort (doselbst) ist der Anhaltischen additamentum oder zusatz / vnd nicht der schrifft wort. Vnd hat im grunde diesen verstand / das der Herr Chri stus (daselbst) im Himel als an einem gewissen reumlichen ort / zur rechten Gottes sitze / vnnd macht die rechte der krafft Gottes zu wieder der gantzen heiligen schrifft zum reumlichen ort.
Denn ob Eph. 1. siehet / welchen er gesetzt hat zu seiner rechten im Himel / so stehet aber der Anhaltischen zusatz nicht dabey / nemlich (doselbst) welches wort einen reumlichen ort bedeut / vnnd aus der rechten der krafft Gottes / einen reumlichen ort im Himel machet. So ist auch zu mercken / das Paulus Eph. 1. keinen ort nennet: Sondern spricht in caelestibus / welches wort dem jrdischen wesen vnd lauff dieser welt / da reumliche örter vnd stette jnnen sind / entgegen gesetzt / vnd heist anders nicht denn im himlischen vnbegreiflichen wesen / vber alles was im Himel vnnd auff erden ist / herschen.
Es erkleret auch der Apostel Ephes. 1. solche wort also / das Christus als mensch nicht allein im Himel oder himlisch-
en wesen auff himlische weise vber alles hersche / sondern auch vber alle fürstenthumb / vnnd vber alles was genent mag werden / nicht allein in dieser welt / sondern auch der zukünfftigen / vnd sey jhme alles vnter seine füsse gethan / vnd Eph. 4. Das er auffgefaren sey vber alle Himel auff das er alles erfüllet.Totus vbique sed non titum. Was sie auch dieses orts von der regell (wie sie es nennen) Totus vbique, sed non totum, das ist / der gantze Christus sey vberall gegenwertig aber nicht das gantze Christi etc. einfüren / ist im grunde ein lauter allfenzerey.
Denn dieses vnuorneinlich war / das Totus Christus der gantze Christus jtzo nach der menschwerdung nicht ist die Gottheit alleine / sondern zur vngeteileten Person Christi gehöret auch die angenommene menschliche natur Christi: Darumb Cyrillus ad Theodos: schreibet / Dico ego, neque verbum Dei absque humanitate, neque etiam templum natum ex muliere non vnitum verbo, Christum Iesum nominari: Nam humanitati secundum vnionem dispensativam ineffabiliter coniunctum Dei verbum, Christus intelligitur / Ich sage klar / das weder das ewige wort ohne die menscheit / noch der Tempel vom weibe geborn / mit dem wort nicht vereinigt / Christus Jesus genent werde / denn das wort mit der angenommenen menschlichen natur / welche es jhm Persönlich vnd vnaus sprechlich vereinigt / ist Christus Jesus.
Derwegen wer da bekennet / das der gantze Christus Totus Christus vberall gegenwertig sey / der kan nicht fürvber / er muss zugleich bekennen / das die angenommene menschliche natur Christi / so zur gantzen vnzerteilten Person oder gantzen Christo gehöret / gegenwertig sey in wo das ewige wort in dem sie jre subsistentz hat / gegenwertig ist: Denn die gantze Person Christi kan da nicht gantz sein / da die
beide naturen / Göttliche vnd menschliche / so zur gantzen vnzerteileten Person Christi gehören / oder in quibus persona Christi subsistit, nicht gegenwertig sein / wiewol eine jede nach jrer art. Die Göttliche / nach art jrer wesentlichen eigenschafft / die menschliche natur Christi aber / vmb der Persönlichen vereinigung willen / denn sie bestehet in jr selbst nicht / sondern in der Person des ewigẽ worts / welche allgegenwertig ist.
Wil er aber sagen / der gantze Christus oder gantze Person sey wol vberall gegenwertig / aber die angenommene menschliche natur (wie sie Persönlich mit dem ewigẽ wort vereinigt) sey nicht gegenwertig / so zurtrent er den gantzẽ Christum / oder zerteilt die Person vnnd tichtet / das alleine die Gottheit der gantze Christus vnd vberall gegenwertig hersche / machet also aus der gantzen Person Christi eine halbe zerteilte person / tichtet auch das die vnio hypostatica duarum naturarum in Christo localis oder reumlich sey / vnnd das der Son Gottes seine menschliche natur / welche er jm doch Persönlich vnzertrenlich vnd indistanter / dz ist ohne vnterscheit reumlicher örter vereinigt / nur an einem gewissen ort im Himel / gegenwertig habe / sonsten aber an allen andern örten habe er sie nicht bey sich / sondern sey alleine nach der Gottheit gegenwertig / welchs freylich nicht anders ist denn eine Nestorianische offentliche zertrennung der vnzerteilten Person Christi / waren Gottes vnd menschen.
Sa viel aber die phrasin scholasticorum anlanget: Totus Christus est ubique, sed non totum Christi / der gantze Christus ist vberal gegẽwertig / aber nicht dz gantze Christi etc. Ists nicht ohn / das sie mit derselben art zu reden ein vnterscheit zwischen der Person vnd natur / machen wollen / vnd so viel sagen / das die allgegenwertigkeit / welche eine wesentliche eigenschafft ist der Göttlichen natur / wol recht von der gantzen
Person praedicirt oder gesagt werde / aber doch mit diesem bescheide / dz der angenommenen menscheit Christi / dieselbe nicht als eine wesentliche eigenschafft zugeschriebẽ werde / oder dz sie jr nicht tribuirt werde / wie sie sub ratione naturae an vñ für sich selbst betrachtet wird: sondern personaliter, das ist / vmb des willen / das sie in der Person des ewigen worts / so vberall gegenwertig ist / jre subsistentz hat / vnd sonst ausserhalb derselben nirgend bestehet. Derhalben ob wol die angenommene menschliche natur Christi / natürlich physicé oder per transfusionem aliquam omnipraesentiae, das ist durch eine ausgiessung der Göttlichen allgegenwart in die menschliche natur / oder das sie an vnd für sich selbst ein subiectum der allgegenwart worden / oder das sie illocalis & infinita an vnd für sieh selbst worden / nicht allgegenwertig ist / so ist sie doch darumb allgegenwertig oder so wird jr doch die allgegẽwart personaliter das ist darumb zugeschrieben / dieweil sie in der Person des worts so allgegenwertig ist / vnd sonst nirgent jhre subsistentz hat / oder bestehet.
In summa / Gottes Son ist jtzo nach der menschwerdung oder annemung der menschlichen natur nirgend / da er nicht mensch sey / oder Christus ist jtzo nirgend / da er nicht personaliter / Persönlich totus sey. Es kan auch (wenn die Anhaltischen gleich noch vnzeeliche bücher schreiben) ohne zertrennung der gantzen person Christi nicht geschehen / dz Gottes son hie sey / one die menschliche natur / vñ dort sey mit derselbẽ. Es ist nur eine vnzertrẽliche persõ / wo du dieselbe hin setzest / da musiu sie gantz vñ vnzerteilt habẽ / oder aber da du für gibst die person sey da alleine nach der Gottheit / vñ nicht nach der angenomenen menschlichen natur / so scheidestu die person vnd trennest die naturen / durch den vnterscheit reumlicher örter vñ stete von einander / vnd tichtest / das die Gottheit des Sons quiddam diffusum etwas ausgedehntes sey / vñ habe partem extra partem / welchs zu grund falsch ist.
Kan demnach wol von der menschlichen natur Christi nicht gesagt werden / das sie essentialiter vberrall gegenwertig vber alles hersche / das sie aber personaliter / das ist / weil sie jre subsistentz in der Person des ewigen worts hat / gegenwertig hersche vber alle Creaturen / wo die gantze Person (Totus Christus personaliter) gegenwertig ist / solchs mag mit grunde der warheit nim̃ermer vorlengnet oder vmbgestossen werden / kan auch ohne Gotteslesterlich Nestorianische zertrennung der Person Christi nicht wiederfochten vnd angefeindet werden.
Ist sich auch derhalben nicht zubesorgen / das durch solche gegenwertige herrschafft Christi nach seiner menschlichen natur die eygenschafften derselben auffgehaben oder vertilget worden. Denn gleich wie durch die voreinignng der endlichen vmbschriebenen menschlichen natur mit der vnendlichen Person des ewigen Sons Gottes gedachter menschlichen natur endligkeit vnd vmbschreibung nicht ist abgetilget: Also wird auch dieselbige angenommene menschliche natur Christi durch die Persönliche gegenwart personalem omnipraesentiam & personaliter praesentem non absentem gubernationem, herschung vnd regierung / vber die kirche vnd gemeine Gottes / hie auff erden vnnd vber alle andere Creaturen im geringsten nicht vorseeret. Denn hat der ewige Son Gottes eine weise finden können / das er die entliche menschliche natur / mit seiner vnendlichen ewigen Person ohne verseerung voreinigte / was solt jm denn mangeln / das er nicht auch eine weise sinden köndte / wie er dieselbige angenommene menschliche natur / so er jhme Persönlich vnzertrenlich vnnd indistanter voreiniget / weil sie nirgend wo anders denn alleine in seiner Person jre subsistentz hat oder bestehet / ohne ablegung jrer eigenschafften / Persönlich gegenwertig habe / wo seine Person gegenwertig ist.
Es wird auch ermelte herrschafft der menschlichen natur Christi nicht tribuirt jrer natürlichen wesentlichen eigenschafften halben / sintemal sie denselbigen nach / für vnnd für vmbschrieben oder entlich ist vnd bleibet: Sondern wie obsiehet / vmb des willen / das sie Persönlich mit dem Son Gottes voreinigt / vnnd zur rechten Gottes sitzet / vnnd dadurch zu der Göttlichen Maiestet vnnd herrligkeit komen / das sie gegenwertig ist in verbo / wo die Person des worts gegenwertig ist / darinnen sie bestehet / vnd in gleicher macht vnd herrligkeit mit Gott gegenwertig vnnd nicht abwesent herschet vnnd regieret.
Von denn Theandricis actionibus ist droben an seinem ort gründlich geantworttet.
Weil aber die Anhaltischen in dieser jhrer schrifft (inPag. 50. welcher sie auff meine gründe hetten antworten vnnd nicht nur hie vnd dort / wie sie gethan / ein wörtlein zwacken vnnd exagitiren sollen / sintemal der sachen hiermit nichts vberall gedienet) etliche bletter nach ein ander sich vber die masse vnnütz machen / vber dieser Lere von der Persönlich gegenwertigen vnnd nicht abwesenden herrschafft totius Christi des gantzen Christi waren Gottes vnd menschen / schreiben auch / sie habe keinen grundt in Gottes wort / vndwolten gerne wenn sies nur köndten / lauter gifft draus machen: So wil ich dieselbige materiam hie kurtz zusammen ziehen / vnnd dem Christlichen leser nach Gottes wort daruon zuvrteilen vbergeben haben.
Damit aber der Christliche leser sich so viel desto besser in diesen gantzen handel richten könne / sireitte ich nicht / von einerDe persona li omni praesentia totius Christi. solchen gegenwart vnnd herrschafft / die vns von vnserm gegentheil angetichtet wird / Nemlich / als solten wir lehren / das die menschliche Natur Christi reumlichen / ausgedehnt / aus-
gespant / vnd aus gebreitet wesentlich / natürlich an vielen oder allen örten zugleich gegenwertig sey. Denn diese allgegenwart wirt billich verworffen. Vnd weil solche art der gegenwart auch der Gottheit nicht kan zugeschrieben werden / verstehet menniglich / das sie der angenom̃enen menschlichen natur viel weniger kan attribuirt oder zugelegt werden. Daher deñ auch die expansiua & diffusiua omnipraesentia in dem Christlichen Concordiae buch vnd desselben Apologia billich ausgesetzet / In summa / ich streite nicht das Chrisius nach beiden naturen physic oder natürlich vberall gegenwertig hersche / auch nicht das der leib Christi physice / das ist / durch eine transfusam vbiquitatem allenthalben sey (wie das gegenteil felschlich von vns ausgibt) denn durch solche allenhalbenheit der leib Christi vnentlich gemacht würde / Viel weniger aber streite oder Lehre ich / das Christi Leib vnnd Sehle der allenthalbenheit subiecta worden / das sie dieselbige an vnnd für sich selbst hetten: Sondern darüber streitte ich aus vnnd nach Gottes Wort wieder die Anhaldischen / das Christus nicht alleine als Gott / sondern auch als mensch Persönlich gegenwertig vnnd nicht abwesen (doch auff himlische vnnd vber natürliche weise) vber seine liebe kirche / vnnd vber alle Creaturen herrsche vnnd regiere / vnd das er nach seiner menschlichen natur nicht allein die blosse herrschafft habe vber die Creaturen (wie die Anhaltischen tichten) Sondern auch die herrligkeit Persönlich gegenwertig vnnd nicht abwesend solche herrschafft vber seine kirche vnnd vber alle Creaturen zu vben / vnnd lasse mich des nicht hindern / das sie solchs der kirchen Christi D. Lutheri vnnd mein bekentnis von der Persönlichen gegenwart vnnd herrschafft vber die kirche Gottes vnd alle Creaturen / welchs
in Gottes wort starcken grund hat mit dem verhasten namen der vbiquitet lestern / denn warheit mus doch warheit bleiben / man mache sie aus wie man wolle. Der Aposiel Paulus Eph. 4. Neñets alles erfüllen / dz ist vber die gantze Christenheit auff erden / vnnd vber alle Creaturen Persönlich gegenwertig die herrschafft vnnd das regiment haben / gegenwertig vnnd nicht abwesend vber alles regieren / was im Himel vnd auff erden ist. Es werden auch die beiden propositiones / wie sie im Christlichen Concordi buch gesetzt / wol vnvmbgestossen bleiben / die erste Chrisius ist Persönlich / wo er ist / darumb mus er daselbst auch mensch sein etc. Pag. 313. Die ander Pag. 245. Christus nicht allein als Gott / sondern auch als mensch weis alles / vermag alles / ist allen Creaturen gegenwertig etc. Mit welchen propositionibus diese vber einstimpt: Corpus Christi cum anima rationali (saluo tamen corporis & animae modo) personaliter vbique esse / oder wie die alten geredt haben: Corpus Christi personaliter esse vbique / das der leib Christi / oder die menschliche natur Christi / Persönlich allen Creaturen gegenwertig sey.
Vnnd anfengklich wiederhole ich meine gründe / welche ich den Anhaldischen aus Gottes vnwandelbaren / ewigen warhafftigen wort in meinem buch / in welchem ich jhre 42. Argument wiederleget / zu etlichen mahlen nach gelegenheit der sachen wieder jhren jrrigen wahn vnter die augen gestellet / vnnd sie nicht mit einem wörtlein wiederleget oder vmbgestossen.
Dan anseinden vnd mit worten einen grund vbel ausmachen vnd lestern / heist bey mir (ich hoffe desgleichen bey allen verstendigen Christen / welche die warheit lieb haben / vnnd derselben grund suchen) keine wiederlegung / sondern viel mehr eine tacita confessio / das man mit bösem gewissen der offentlichen warheit wiederspreche.
Dieselbigen meine gründe aber sind diese.
Erstlich / die Innerlichste vnd aller gnaweste vereinigung beider naturen in Christo / in eine vnzertrenliche vnteilbare vnd vnauflössliche Person. Joh. 1. Vnnd das wort ward fleisch. Welche voreinigung durch keine vnterscheid der reumlichen örter vnnd stette / kan oder mag auffgelöset werden / alldieweil die vereinigung nicht reumlich / sondern Persönlich ist. Doraus klar / das die Person nirgend kegenwertig sey / da sie die angenommene menschliche natur / welche in derselben jre subsistentz hat / auff vber natürliche himlische weise nicht gegenwertig bey sich haben / denn was mit dem ewigen wort oder Son Gottes Persönlich vnd indistanter voreinigt vnd in der Person des ewigen worts seine subsistentz hat vnnd bestehet / das mus freylich gegenwertig sein / wo diese gantze Person gegenwertig ist / in welcher es vnd sonst nirgent bestehet. Die menschliche natur Christi aber ist mit dem ewigen wort oder Son Gottes Persönlich vñ indistanter vereinigt. Derwegen ist kein zweifel / das sie gegenwertig sey / wo diese gantze Person gegenwertig ist / in welcher sie jre subsistentz hat / oder bestehet.
Diesen grundt vermeinen wol die Anhaltischen darmit vmbzustossen / das Christus mit seiner menscheit in mutter leib zu Nazareth in der gebuhrt zu Bethlehem / zu Jerusalem im Tempel vnd am Creutz vnd also nur an einem ort gegenwertig gewest etc. aber wie hiebeuor angezeige / vorgeblich. Denn
ob wol Christus mit seiner menschlichen natur reumlicher / natürlicher / begreiflicher weise localiter zu denselben mahlen nur an einem ort gegenwertig gewest / so ist aber hiermit nicht auffgehaben / das er von wegen der Persönlichen voreinigung supernaturaliter vber natürlich (extra rationem loci one vnterscheid der reumlichen örter seine angenommene menschliche natur Persönlich gegenwertig bey sich gehabe vñ behalten / alleine dz sich Chrisius seiner habenden Maiestet vnd herrligkeit / nach seiner menschlichen natur zur zeit der ernidrigung nicht volstendig gebraucht / sondern den volstendigen gebrauch derselben verzogen / bis das er das werck der erlösung / dazu er gesand war / volkömlich verrichtet.
Zum andern / das sitzen Christi zur Rechten / Marci. 16. Luc. 22. Haebr. 1. Eph. 1. welchs nach der angenommenen menschlichen Natur zuuorstehen (Chrysost. Eph. 1. Theophylact. Eph. 1. Oecumen. Eph. 1.) wie vnleugbar. Aus welchem sitzen zur rechten der krafft Gottes recht vnnd gründlich geschlossen wird / das Christus nach seiner menschlichen natur / gegenwertig vnnd nicht abwesend vber seine liebe kirche / vnd vber die Creaturen herrsche vnnd regiere / Sintemal zur rechten hand Gottes sitzen nicht anders ist / denn in gleicher gewalt / macht vnnd ehre mit Gott regieren. Nu herschet vnd regieret je die Gottheit Christi nicht abwesend sondern gegenwertig. Derwegen kan mit grunde der warheit nicht vorleugnet werden / Das Christus nach seiner menschlichen natur / welcher nach er zu solcher macht ehre vnd gewalt durch sitzen zur rechten Gottes erhaben / wie kurtz zuuor ausführlich erwiesen / gegenwertig vnnd nicht abwesend mit vber alles herrsche vnd regiere.
Zum dritten / der Apostel Paulus spricht Ephe. 1. Christus nach seiner menscheit / welcher nach dem er von den Tod-
ten erwecket ist / sintemal die Gottheit võ Todten nicht erweckt ist etc. sey / longé das ist / weit vber alle fürstenthumb macht vnnd gewalt / gesetzt / daraue recht vnnd wol geschlossen wird / was longé weit auff alle fürstenthumb / macht vnd gewalt gesetzt ist / dasselbe füret sein regiment / vber dieselben nicht abwesend / sondern gegenwertig. Denn wo es abwesend vnd nicht gegenwertig regirte / were es nicht longé weit vber alles gesetzt / etc. sintemal die weltlichen Könige auch abwesend herschen. Die menschliche natur Christi ist longé weit vber alles gesetzet etc. Derwegen ists kein zweifel / das sie nicht abwesend / sondern gegenwertig vber alles herschet vnd regiret.
Zum vierden / das was auffgefaren ist vber alle Himel das es alles erfülle / freilich nicht abwesend / sondern gegenwertig sey / gegenwertig vnd nicht abwesend herschen vnnd regieren mus.
Christus aber nach seiner menschlichen natur (den nach der Gottheit feret er weder auff noch nieder) ist auffgefaren vber alle Himel / auff das er alles erfülle Eph. 4. Ist derhalben vngezweifele gewiss vnd war / das er nach seiner menschlichen natur nicht abwesend / sondern gegenwertig sey vnnd nicht abwesend / sondern gegenwertig vber alles hersche vnnd regiere.
Zum fünfften / was zum Herrn gemacht ist vber alle werck der hende Gottes / vnnd hat alles vnter seine füsse gethan / das füret sein regiment nicht abwesend / sondern gegenwertig / denn eine solche herrschafft vber alle werck der hende Gottes eine Göttlihe herrschafft ist / vnnd sein mus / so nicht abwesend / sondern gegenwertig gefüret wird.
Die Menschliche natur Christi ist zum Herren gemacht vber alle werck der hende Gottes / vnd hat alles vnter jren füssen Psal. 8. Eph. 1. Du wirst jn zum Herrn machen vber
deiner hende werck / alles hasitt vnter seine füsse gethan etc Deñ die Gottheit in Christo hat nicht erst in der zeit zu solchẽ Herrn dürffẽ gemacht / oder zu solcher herrschaft dürffen erhaben werden / die weil sie solche herrschafft von ewigkeit gehabt.
Ist demnach abermals kein zweifel / das Christus nach seiner menschlichen natur nicht abwesend / sondern gegenwertig vber alle Creaturen hersche vnd regiere. Anderer gründe mehr / so Gottes wort zeiget / vnd ich in wiederlegung jhre 42. Argument eingefüret / wil ich dismal geschweigen / vnnd da es je von nöten / zur andern zeit vnnd gelegenheit mit Gottes hülffe wol zufinden wissen.
Auff diese vnd dergleichen mehr gründe / so ich den Anhaltischen hin vnnd wieder in meinem buch fürgehalten / solten sie billich geantwortet haben / so faren sie zu / vnnd ziehen nur mit kurtzen worten an / was ich an vnterschiedlichen örten hieuon geschrieben / vñ ziehens dazu nicht gantz / sondern verstummelt an / wiederlegen aber keines vberall. Ob nu dadurch der warheit etwas ab gebrochẽ / lasse ich den Christlichẽ leser vrteilẽ.
Deñ dz sie mir fürwerffen / ich habe geschrieben / man müssePag. 50. cautê hieruon reden / gestehe ich noch / stöst aber meiner grunde keinen vmb.
Ich bedinge auch nicht alleine vom modo wie es zugehe / dzDe modo. Christus nach seiner menschlichen natur gegenwertig vber alles hersche / vnd zeige darneben an / das derselbe vbernatürlich vnd vnaussprechlich sey: Sondern habe zuuor aus dem wort Gottes die sach an jhr selbst gründlich erwiesen / hat mir auch / Gott lob / an schrifft in dieser sach niemals gemangelt / soll mir auch / ob Gott wil hinfurder nicht mangeln. Denn ein entziges klares sprüchlein der schrifft / wie die angezogene sprüch sind / vnd derselben noch viel mehr verhanden sind / gilt in meinem hertzen mehr / den wen die Anhaltischen etlich Riss pappir darwieder vorschrieben.
So ist auch dieses nicht schrecklich (wie sie für geben) Pag. 50.zuhören / das ich schreibe / Christus nach seiner menschlichen natur hersche gegenwertig vnd nicht abwesend vber alle Creaturen / sondern hothtrösilich / dieweil es in Gottes wort so starcken grund hat / welchen die pforten der hellen in ewigkeit nicht vmbstossen werden.
Denn wie solte das schrecklich zuhören sein / das mein lieber Herr Christus Persönlich gantz auch nach seiner menscheit im Himel vnd hie auff erden / gegenwertig sey / mich gegenwertig beschütze / beschirme / tröste / regiere vnd leite in allen nöten vnd trübsaln / vnnd in summa gegenwertig vber alle Creaturen hersche / vnnd aller Creaturen mechtig sey / das sie mir im geringsten nicht schaden können oder sollen / ohne seinen willen.
Viel mehr ist dieses schrecklich zuhören / das die Anhaltischen solchs verlengnen / vnd solche gegenwertige herrschafft dem Herrn Christo nach seiner menschlichen natur trütziglich absprechen / welchs er auch zu seiner zeit an jnen rechnen wird / wo fern sie nicht busse thun / solchen lesterlichen jrthumb erkennen wir machen nicht eitel mirakelaus dem leibe Christi./ vnd jme denselbẽ abbitten / Wir machen auch aus dem leibe Christi nicht lauter mirackel oder wunder: Sondern schreiben vnnd reden von der menschlichen natur Christi / wie vns die heilige schrifft die Artickel von der menschwerdung vnd sitzen zur rechten hand Gottes daruon reden vnd schreiben lernen / wie auch die alt rechtgleubige kirche doruon geschrieben / vnd gelehrt hat / sagen auch nicht simpliciter das der leib Christi vberall gegenwertig sey / oder reden nicht de absoluta omnipraesentia corporis Christi siue de humana natura pyse, & sub ratione naturae cõsiderata etc. sondern daruon / das der leib Christi oder die menschliche natur Christi â verbo presonata & sub ratione personae considerata, wie sie
in dem wort siehet vber alles gegenwertig hersche. Denn die Person Christi / wo sie ist / da ist sie gantz vnd vnzerteilet gegenwertig.
Bekennen von hertzen / das es ein gros wunder ist / das die kirche von Christo singet. Denn aller welt kreis nie beschloss der ligt in marien schos / Er ist ein kindlein worden klein / der alle ding erhelt allein. Das aber hieraus folgen solte (wie die Anhaltischen tichten) das Christus nach seiner menschlichen natur / sonderlich im stande der herligkeit nicht gegenwertig vnd heilig (gloriose) vber alles / mit der Gottheit krefftig hersche / köñen wir bey vns nicht befinden / die wort gebens auch an jhnen selbst nicht / so hat D. Lutherus mit diesen worten dem Herrn Christo nach seiner menschlichen natur die gegẽwertige herrschafft vber alle Creaturen / welche er jhm sonst an vielen örten mit klaren worten zuschreibt / keines weges absprechen oder rauben wollen.
Solte aber dieses ein neuer glaubens Artickel sein (wie die Anhaltischen schreiben) so wil jnen obliegen das sie zuuor erweisen / das der Artickel vom sitzen zur rechten hand Gottes ein newer Artickel sey / denn wir jtziger zeit erst erdichtet haben. So lang sie dieses nicht thun / wird es wol der rechten alten glaubens Artickel einer bleiben: Das Christus nach seiner menschlichen natur zur rechten der krafft Gottes gesetzet / vñ wegen solches sitzens in gleicher macht / herrschafft vnd gewalt / freylich gegenwertig vnnd nicht abwesendt vber alle Creaturen mit der Gottheit regiere / vnnd wird solcher Artickel für der Anhaltischen vnnd aller Caluinisten wiedersprechen / wol in alle ewigkeit feste vnnd vnbeweglich stehen bleiben.
Es wird auch die menschliche natur Christi durch solche allmechtig / egegenwertige vnnd nicht abwesende herrschafft
vber alle Creaturen im wenigsten nicht geschwecht oder vertilget Die mensch liche natur Christi wird durch diemaiester nicht vertil ger./ sondern behelt jr wesen vnd wesentliche eigenschafften für vnd für / alleine das sie durch dieses sitzen zur rechten (wie auch durch die Persönliche vereinigung) zu der Göttlichen ehre / macht vnnd herrligkeit erhaben / das sie nu mit Gott gegenwertig (auffhimlische vbernatürliche vnnd vns menschen vnaussprechliche weise) vber alles herschet vnd regieret. Doher auch Oecumenius aus Chrysost. Hebr. 1. spricht. Das sitzen zur rechten hand bedeute aequalitatem honoris / gleichheit der ehre / vnd das Christus solche ehre nach seiner menschlichen natur empfangen habe / die er als Gott von ewigkeit gehabt habe.
D. Lutheri spruch / das man soll einen reinen glauben Pag. 51.haben / vnd nichts ohne grund der schrifft gleuben / ist vns lieb / haben auch derwegen vnser bekentnis von diesem punet aus der heiligen schrifft vnd Artickeln des glaubens durch Gottes gnad gründlich vnnd bestendig erwiesen / wolten vns auch in dieser hohen sach nicht gerne ohne schrifft in einigen streit mit dem gegentheil einlassen. Dieweil wir aber / Gott lob / klare sprüche der schrifft für vns haben / vnd von den Anhaltischen / welche der warheit ohne vnterlas wiedersprechen gleich dazu Pag. 51. Von phrasibus D. Lutheri.gedrungen werden / so reden wir auch / ob wir wol etwas darumb leiden müssen.
Das sie mir fürwerffen die phrases / Christus leib sey allenthalben / weil er ist zur rechten Gottes die allenthalben ist / Item / das die Gottheit nirgent sey da sie die menschliche natur nicht bey sich habe etc. Vnd dieselben als fur falsch vnnd lesterlich ausruffen / wird mich nimmermer dazu bewegen / das ich D. Lutherum / dessen sie sind / vnnd nicht mein / gemelter phrasium wegen verdamme / vnnd dieselben als salsch neben jnen ausschreye. Denn D. Lutherus bei-
de phrases aus denn Artickeln vom sitzen zur rechten / vnnd von der Persönlichen vereinigung gegründet / dieselben auch nicht de absoluta vbiquitate corporis Christi, siue de humana natura per se, & sub ratione naturae considerata, verstanden: sondern wie der leib oder die menschliche natur Christi sub ratione personae / oder wie sie mit der Gottheit Persönlich / vnd indistanter vereinigt ist / betrachtet wird / vnd werden die Anhaltischen / wie hefftig sie dieselben anfeinden D. Lutherum derselben phrasium oder reden halben wol vngeketzert müssen bleiben lassen.
Das auch Damascenus mit dem wörtlein Pag. 51. Vom wort Indsstanter indistanter / nicht solle gemeint hahen / das die Person Christi nirgent an keinem ort sey / ohne die angenommene menschliche natur / wollen wir als den glauben / wen die Anhalter beweisen werden / das die Person Christi etwa sey / ohne die angenommene menschliche natur / welche sie jr Persönlich inseparabiliter & indistanter / das ist / vnaufflösslich vnnd ohne vnterscheid reumlicher örter auffs aller jnnerlichste vnd gnaueste vereinigt hat / oder das der vnterscheid reumlicher örter / dieses vermöge / das die angenom̃ene menschliche natur Christi / nur an einem gewissen reumlichen ort der Person des ewigen worts / mit welchem sie vnzertrenlich vnnd indistanter voreinigt / gegenwertig sey / an allen andern aber gar nicht.
Ist das ewige wort anders wo / ausserhalb seines steisches oder angenommenen menschlichen natur / vnd also nach vnterscheit der örter von demselben abwesend / wie die Anhaltischen fürgeben / so mus es ja entweder gantz ausserhalb derselben sein / oder aber nacheinem stück oder teil seiner Göttlichẽ Persõ.
Gantz kan es ausserhalb der angenommenen menschlichen natur nicht sein. Denn wo das sein solte / were die Persönliche vereinigung der beiden naturen in Christo schon getrennet.
So ists auch vnmüglich das mit grunde der warheit könne gesagt werden / das es nach einem stück seiner Person ausserhalb der angenommenen menschlichen natur sey. Denn weil das ewige wort ein Geist ist (Spiritus simplicissimus) hat es nicht partem extra partem / oder hat nicht ein stück bey der menscheit / das ander ausserhalb derselben / es lest sich die Gottheit des Sons oder sein Person nicht also in stück zerteilen / wo auch das sein solte / so muste nicht das gantze ewige wort / oder der gantze Son Gottes / sondern nur ein stück dessel ben / mensch worden / oder die menschliche natur angenommen haben / welchs nicht alleine vngereumbt / sondern auch durchaus falsch ist.
Weil denn das ewige wort / weder gantz / noch stück weise ausserhalb seiner angenomnen menscheit ist / oder gesetzt werden kan / so müssen sie ohne jren danck stehen vnnd bleiben lassen / das die Person Christi / wo sie ist / gantz vnd vnzerteilet gegenwertig.
Sie geben auch für / die indistantem vnionem, das ist indissolubilem / lassen sie gerne zu / aber nicht die coexistentiam. Nu ist klar / das das wort indistanter / welchs Damascenus braucht / etwas mehr heist als indissolubiliter ist auch kein zweifel / Damascenus habe mit denselben wörtlein aussehliessen wollen die Nestorianische zertrennung der Person / welche die vereinigung beider naturen in Christo nur localem machet vnd nicht personalem & indistantem, sein vnd bleiben lest. Die coexistentiam belangend / brauchen wir der art zu reden nicht / welche Nestorianische ist. Denn Nestorius hat also geschwermet / das die menschliche natur Christi per coexistentiam verbo associjrt werde. So ist auch dieses vnser Lere nicht / das die menschliche natur / oder leib vnd seele Christi zugleich mit dem ewi-
gen wort Coexistire oder subsistire / sondern das ist vnser glaub vnd bekentnis / das die menschliche natur Christi / im wort selbst / oder in Persõ des worts jre subsistentz habe.
Schreiben auch der Menschlichen Natur die algegenwart nicht zu / ratione existentiae, sed subsistentiae / das ist / nicht nach art jrer Natur / sondern der Persönlichen vereinigung wegen / dieweil sie sonst nirgend deñ in der Person des ewigen Worts jhre subsistentz hat / oder dieweil sie in der Person des worts bestehet / vñ mit demselben ein Person ist.
Summa die Anhalter streiten / das Christus nach seiner menschlichen natur jtzo nirgent denn im Himel sey / andere aber wollen / er sey auch nach beiden naturen in vñ bey seiner kirchen gegenwertig / das er aber auch nach seiner angenommenen menscheit vber die Creaturen gegenwertig vnd nicht abwesend herschen vnd regieren solle / das wil jnen nicht ein. Es vermag aber dieser gedancke auch nicht zubestehen / weñ er gegen Gottes wort / vnnd die Artickel des Christlichen glaubens gehalten wird / wie aus folgenden gründen / gnugsam zuuornemen ist.
Denn solte Christus mit seiner angenommenen menschlichen natur / in vnd bey seiner kirchen gegenwertig sein vnd herschẽ / vber die andern Creaturen aber so in der welt vñ allenthalbẽ sind / nicht gegenwertig herschen / so muste die persönliche voreinigung der beiden naturen in Christo / aus welchen die gegenwart gewisslich erfolgt / in der kirchen Christi stercker sein / denn ausserhalb derselben / oder muste ein ander gelegenheit haben mit der Persönlichen voreinigung jnnerhalb der kirchẽ Gottes / den ausserhalb derselben / welchs aber nicht ist / noch sein kan. Derwegen / wie Christus warer Gott vnd mensch in vnd bey seiner kirchẽ vermog der Persönlichẽ vnzertrenlichen vereinigung gegenwertig ist / vñ gegenwertig
nicht abwesend vber dieselbe herschet / also auch ausserhalb derselben. Denn es kan mit grund vnd bestand der warheit nimmermehr erwiesen werden / das die Persönliche voreinigung ausserhalb der kirchen bey den Creaturen schwecher oder geringer sey / denn jnnerhalb derselben.
Da auch das ewige wort ausserhalb seiner kirchen vnd gemeine / one die angenommene menschliche natur / den Creaturen gegenwertig ist / in der kirchen aber oder bey seiner Christenheit / mit seiner menscheit / so muste abermals folgen / das dz ewige wort in der Christenheit / one vnterscheid reumlicher örter (indistanter) mit der Menscheit voreinigt were / denn da were weder das ewige wort von der menscheit / noch die menscheit vom ewigen wort abwesent.
Bey den andern Creaturen aber / were das ewige wort mit seiner angenommenen menschlichen natur / nach dem vnterscheid reumlicher örter vnd stette voreinigt / dieweil das ewige wort / nach des gegenteils meinung da gegenwertig were / da seine angenommene menscheit / auff keinerley weise gegenwertig were. Nu aber weis wieder die heilige schrifft noch die alt rechtgleubige kirche von einer solchen Persönlichen vereinigung / sondern leret vnnd bekennet alleine eine indistantem vnionem / das ist / eine solche voreinigung beider naturen in Christo / so durch keinen vnterscheid reumlicher örter auffgehalten / oder gehindert wird / krafft vnnd vermög des spruchs Johan. 1. Vnnd das wort ward fleisch / in welchem die Persönliche vnnd vnzerteilte voreinigung beider naturen in Christo vnwiedersprechlich gegründet ist.
So ist auch dieser grund vnwiedersprechlich war / das nemlich dz ewige wort / wo es auch ist / keine Creatur neher hat / denn sein angenommene menschliche natur / als die jm
Persönlich vnzerteilet vnnd auffs aller jnnerlichste vnnd gnaueste vereinigt ist. Wil man denn sagen / das das ewige wort zwar allen Creaturen gegenwertig sey / ohne seine angenommene menscheit / so mussen dieselben Creaturen dem ewigen wort daselbsten viel neher sein / als seine angenommene menscheit / als welche alda gegenwertig sind / da das ewige wort gegenwertig ist / die angenommene menscheit aber daselbst nicht gegenwertig ist.
Weil denn nichts vngereumbters kan gesagt werden / denn eben dieses / das jrgent eine Creatur / dem ewigen wort / wo es auch gegenwertig ist / neher sein soll denn seine angenommene menscheit / so jhm Persönlich vnzertrenlich vnd auffs allergnaueste vereinigt ist / so kans nimmermehr bestehen / das die angenommene menschliche natur Christi / wol in vnnd bey der Christenheit solle gegenwertig sein / ausserhalb derselben aber nicht gegenwertig / sondern abwesend herschen:
Ebner massen ist auch dieses klar / das auff der Zwinglischen einrede wieder denn spruch Matth. 28. Ich bin bey euch bis ans ende etc. Da sie sagen / er sey nur von der Gottheit Christi zuuorstehen / vnd nicht von der menscheit / nicht kan mit grund geantwortet werden / es sey denn das man anzeige / das in ermeltem spruch / nicht von dem halben / sondern von dem gantzen vnd vnzerteilten (toto & indiuiso) Christo gehandelt werde / welches naturen / weil sie Persönlich vnd vnzerteilet mit einander voreinigt sind / nicht köndten also von einander gerissen werden / das man sagen möchte / nach der einen natur zwar sey er seiner kirchen gegenwertig / nach der andern aber von derselben abwesend / oder nicht gegenwertig.
Wird denn nu recht gesagt / das der gantze Christus (totus & indiuersus) in vnd bey seiner kirchen auff erden / vermög der klaren wort (Ich bin bey euch) gegenwertig sey / kan auch noch mag mit grunde der warheit nicht wiedersprochen werden / (sintemal das pronomen) Ich (nicht heist meine Gottheit alleine / sondern begreifft die gantze vnzerteilte Person Christi / so warer Gott vnnd mensch ist) wesshalben solte denn vnrecht sein / da gesagt wird / das der gantze Christus (totus & indiuisus vnzerteilet als warer Gott vnd mensch auch ausserhalb der kirchen gegenwertig vñ nicht abwesend vber alle Creaturen hersche / aldieweil der Herr Christus nicht weniger ausserhalb seiner kirchen / als jnnerhalb derselben vnzerteilet (indiuisus) ist vnd bleibet? Man wolte denn tichten das die vnzerteilte voreinigung beider naturen in Christo / alleine bey seiner kirchen vnd gemeine gülte / ausserhalb aber nicht.
Also lesset der Artickel vom sitzen zur rechten Gottes / welcher von Christo nach seiner menschlichen natur redet / keines weges zu / das Christus alleine vber seine kirche vnd gemeine nach beiden naturen gegenwertig hersche / ausserhalben derselben aber nur nach seiner Gottheit.
Denn was zur rechten hand Gottes sitzet / das ist / in gleicher macht vnnd gewalt mit Gott / vber alles herschet / das herschet nicht alleine vber die Christenheit gegenwertig / sondern auch vber alle Creaturen.
Die angenommene menschliche Natur Christi / oder Christus nach seiner menscheit sitzet zur rechten Gottes / dz ist / herschet in gleicher Macht vnd ehre vber alles / mit Gott.
Derwegen ists gewiss vnd vnwiedersprechlich wahr / das die angenommene menscheit vermög des sitzens zur Rechten Gottes / nicht alleine vber die Christenheit
gegenwertig herschet / sondern auch zu gleich vber alle Creaturen.
Demnach sich auch die herrschafft des gantzen Christi waren Gottes vnd menschen Eph. 1. erstreckt vber alles dz kan oder mag genent werden / nicht alleine in dieser / sondern auch in der zukünfftigen welt / vñ er der Herr Christus auch nach seiner menscheit ein Herr worden ist / vber alle Creaturen / so kan jm das mit grunde der warheit nicht abgesprochen werden / das ob er wol vber seine Christenheit gegenwertig auch als mensch hersche / jedoch so hersche er nach seiner menscheit nicht gegenwertig / sondern abwesend vber die andern Creaturen. Denn der Apostel Paulus spricht nicht / das er alleine in seiner kirchen vnd gemeine vber alles gesetzt sey / sondern in gemein vber alles / das kan oder mag genent werden / in dieser vnd der zukünfftigen welt.
Bleibt denn dem Herrn Christo nach seiner menscheit / die gegenwertige herrschafft / vber seine liebe gemeine / vnuorseret vñ vnbenomẽ / so bleibt jm auch dieselbige herschafft gleichsfals vber alle Creaturen / dieweil er seiner menscheit nach nicht alleine vber die kirche / sondern des Apostels vnfeilbaren worten nach / vber alles gesetzt ist / was kan oder mag genent werden etc.
Der 8. Psalm spricht / Es sey jm alles vnter seine füsse gethan / redet von der menscheit Christi / wie solchs Paulus Eph. 1. erkleret. Vnd zun Hebr: am 2. In dem das er jm alles hat vnterthan / hat er nichts gelassen / das jm nicht vnterthan sey. Redet von allen Creaturen ohne vnterscheid / aber nicht von Gott / welcher Christo als menschen / 1. Cor: 15. nicht vnterthan ist.
Ist nu dem Herrn Christo nach seiner angenommenen menschlichen natur / alles vnter die füsse gethan / vnd nichs
vorbehalten ausser Gott alleine / weshalben solt er denn seiner menscheit nach nur alleine bey seiner kirchen onehindernüss der vnterschiedlichen örter / so darinnen sind / gegenwertig sein köñen / ausserhalben aber derselben / solt er durch den vnterscheit reumlicher örter / gehindert werden / das er nach seiner angenommenen menscheit denselbẽ nicht köndte gegenwertig sein / oder gegenwertig vber dieselben herschen.
Lieber Gott / hninder den denn Herrn Christum / so viel sein menscheit anlangt / die intervalla locorum oder vnterscheit der vielen örter bey seiner Christenheit nicht / das er derselben an allen örten dahin sie auff erden zerstreuet ist gegenwertig sein / gantz vnnd vnzerteilt beywonen kan / so werden jn freilich auch die vnterscheid der andern örter / so ausserhalb der Christenheit sein / an seiner gegenwertigen herrschafft im wenigsten nicht hindern können. Sonst müsse folgen / das die herrschafft Christi nach seiner menscheit stercker vnd krefftiger were / vber die örter der Christenheit / deũ vber die andern / so ausserhalben derselben sind oder gefunden werden mügen.
Johan. 3. Vnd 13. spricht Christus / der Vater hab jm alles in seine hende gegeben / da er denn von seiner menscheit vnnd nicht von seiner Gottheit redet / denn nach der menscheit ist jm in der zeit alles in seine hende gegeben / nach der Regel / Quaecunque scriptura dicit in tempore data esse etc.
Nu heist alles in henden haben (wie die art zu reden selbst mit sich bringt) gegenwertig vnnd nicht abwesend dasselbige in henden haben / gegenwertig vnnd nicht abwesend vber dasselbige herschen vnd regieren.
Der Herr Christus hat alles in henden / dareins jm der Vater geben hat. Johan. 3. 13.
Ist derhalben vnzweifelhafftig / das er alles oder alle Creaturen gegenwertig vnd nicht abwesent / oder von ferne in seinen henden habe / auch gegenwertig vnnd nicht abwesend vber alle Creaturen hersche / vnd demnach nicht alleine seiner Christenheit gegenwertig sey / vnd gegenwertig in derselben vber alles hersche / sondern auch ausserhalb derselben. Denn wo das nicht were / hette er nicht sagen könnẽ / das jm der Vater alles in seine hende gegeben / sintemal etlicher meinung nach er alleine seine kirche gegenwertig vnd gleich als in henden hette / vnd vber dieselbe gegenwertig regierte / vber die Creaturen aber so ausser der kirchen sind / regierte er seiner menscheit nach abwesend / durch krefftige wirckung / aber ohne gegenwart.
Da es auch war sein solte / das Christus nach seiner menscheit gegenwertig alleine vber seine kirche herrschete / vber die andern Creaturen aber so ausserhalb seiner kirchen sind / abwesend / nur durch eine blosse wirckung oder krafft ohne gegenwart herschete / so muste folgen / das der Herr Christus auff zweyerley gantz vngleiche weise seine herrschafft fürete / In vnnd bey seiner kirchen herschete er nach seiner menscheit / vnd durch dieselbe gegenwertig / ausserhalb seiner kirchen aber herschte alleine die Gottheit gegenwertig ohne die angenommene menscheit oder menschliche natur / welchs aber aus der heiligẽ schrifft mit grunde der warheit / nimmermehr kan erwiesen werden.
Derwegen denn auch billich darbey geblieben wird / das Christus als mẽsch oder nach seiner menschlichẽ natur nicht alleine vber seine kirche gegẽwertig hersche / sõdern auch vber alle Creaturẽ oder vber alles was im Himel vñ auff erdẽ ist.
So spricht auch der Apostel Paulus zun Eph. 4. nicht / das Christus (welcher nach seiner menscheit vnd nicht nach seiner Gottheit auffgefaren) nach derselben alleine in vnd bey seiner kirchen alles erfülle / das ist / allen Christen vnnd allem was zur Christenheit gehöret gegenwertig sey / gegenwertig vnnd nicht abwesend vber dasselbige hersche: Sondern er spricht / er sey auffgefaren vber alle Himel / auff das er alles erfülle / das ist / vber alles gegenwertig vnd nicht abwesend seine herrschafft gebrauche.
Solte aber das wort (alles erfüllen) alleine von der wirckung vnd nicht von der vbernatürlichen gegenwart der menschlichen natur Christi zuuorstehen vnnd auszulegen sein / so musten des Apostels Pauli wort also restringirt vnd formirt werden: Das zwar Christus nach seiner menscheit in der Christenheit alles nicht alleine nach der wirckuug / sondern zugleich auch mit der gegenwart erfüllete. So viel aber die andern Creaturen anlangete / erfüllete er mit seiner menscheit wol alles / aber nur nach der wirckung / nicht aber nach der gegenwart. Es muste auch das wort (erfüllen) zweierley vngleichen vnd gantz wiederwertigen verstand haben. Wenn man von der Christenheit redete / so muste es so viel heissen / als zugleich gegenwertig sein vnnd wircken. Wenn man es aber von den Creaturen so ausserhalb der kirchen sind brauchete / must es nur so viel heissen / als abwesend wircken vnnd eine blosse wirckung ohne gegenwart bedeuten: Neben dem / das in alle ewigkeit nicht mag dargethan werden / das das wort (erfüllen) wenn es von der herschafft vber alle Creaturen gebraucht wird / nichts mehr heisse / denn eine blosse wirckung / ohne die gegenwart der angenommenen menschlichen natur Christi.
Vber das ist vnwiedersprechlich wahr / das da Daut im 110. Psalm von der herschafft des Messiae redet (welcher der menscheit nach zur rechten Gottes gesetzt ist) vnd spricht / hersche mitten vnter deinen feinden / keines weges alleine von der blossen wirckung handele: Sondern viel mehr vnd zugleich auch auff die gegenwart des herschenden Messiae sehe / vnd bezeuge / das er nicht alleine in seiner kirchen / sondern auch mitten vnter seinen feinden nach seiner Menscheit / welche zur rechten Gottes gesetzt ist / gegenwertig vnd nicht ferner abwesend seine herrschafft verrichte etc.
Das ich aber der art zureden (die substantz das fleischPag. 52. Christi sey in allen Creaturen) nicht gebrauche / geschicht zum teil der missdeuttung wegen / zum teil das ich sehe / das die Anhaltischen das wörtlein (In) stracks von der groben leiblichen reumlichen weise der gegenwertigkeit / gleich wie stro im sacke ist / verstehen / vnd den einfeltigen vnd dieser sachen vnberichteten eine mundtsperrung darmit machen / gleich als lereten wir eine solche grobe leibliche reumliche gegenwart der menschlichen natur Christi in allen Creaturen / welchs vns doch niemals in sin komen ist.
Was die Anhaltischen dieses orts ferner anziehen dasPag. 53. die streitigen phrases in der Augspurgischen Confession nicht zubefinden / ist droben bald im anfang verantwortet.Pag. 53. Das die herrligkeit der menschlichen natur Christi bald in murter leibe / oder in der empfengnis angefangen Bedarff demnach alhier keiner weitern wiederlegung.
Es soll auch wieder Gottes wort vnd durchaus Marcionitisch sein / das wir die herrligkeit der menschlichen natur in Christo bald in mutterleibe anfahen / gleich als stünde nicht Joh. 1. Das wort ward fleisch vnnd wonet vnter vns / vnnd wir sahen seine herrligkeit / eine herrligkeit als des eingebornen Sons vom Vater / vnnd als hette nicht die orthodoxa antiquitas bestendig geleret / das die rechte Gottes selbst oder das
ewige wort oder Son Gottes die angenomment menschliche natur durch die Persönliche voreinigung zu seiner selbst eigenen hoheit oder Maiestet erhaben / wie Gregorius Nyssenus redet vnd Basilius psal. 21. Natura assumpta, diuinitati assumenti eam, est vnita eiusdemque gloriae & honoris particeps & consors facta, das ist / die menschliche natur ist mit der Göttlichen Persönlich vereiniget / vnd derselben Göttlichen natur eigener herrligkeit vnd ehre teilhafftig worden. Vnd Cyrillus: Natura nostra à Filio Dei assumpta, mensuram suam excessit, & in conditionemassumentis eam, per gratiam translata est, das ist / die menschliche natur welche der Son Gottes jme Persönlich voreinigt / sey dadurch vber jre mass oder natürliche eigenschafften in den stand vnnd herrligkeit / welche des Sons Gottes eigen ist / aus gnaden erhaben.
Nu vorsehen wir vns das gleichwol die Anhaltischen den Euangelisten vnd Apostel Johannem Gregorium Nyssenum / Basilium, Cyrillum vnnd andre Patres mehr / welche solches gehalten vnnd gelehrt / noch so bald zu keinen Marcioniten machen werden / welche die menschliche Natur Christi verleugnet / vnd derwegen vns auch vngeketzert lassen.
So schreibt auch D. Lutherus in seiner grossen bekentnis Tom. 3. Jenens. Pag. 463. Fac. 2. (welchen sie auch noch wol ein weile vngeketzert werden müssen bleiben lassen / wie gerne sie jhn auch zum ketzer disfals machen wolten) Ein from Christ sage mir / obs nicht höher vnd grösser ist / das die menscheit in Gott / ja mit Gott eine Person ist / denn das sie im Himel ist? Ist Gott nicht höher vnd herrlicher denn der Himel? Nu ist ja Christus menscheit von mutterleib an höher vnd tieffer in Gott vnd für Gott gewest / denn kein Engel /
so ist sie freylich auch höher im Himel gewest denn kein Engell etc.
Derwegen mich der Anhaltischen geschrey nichts anficht / das sie stracks mit blossen beschüldigungen one einigen grund der warheit mich für einen Marcioniten ausruffen / sonderlich weil ich aus Gottes wort weis / das Christus nach seinerChristus nach seiner menschlichen natur hat zweierley herrlig keit. menschlichen natur zweierley herrligkeit hat / die eine welche Göttlich / oder des Sons Gottes eigene herrligkeit ist / zu welcher gemeinschafft die menschliche natur Christi als bald durch die Persönliche vereinigung erhaben ist / dauon Joh: 1. vnd Luc. 1. Von welcher herrligkeit auch die orthodoxa an tiquitas (wie kurtz zuuor vernom̃en) redet. Die ander / welche er nach seiner menscheit aus der aufferstehung vberkommen / aus vnd nach welcher der leib Christi an vnd für sich selbst herrliche hohe grosse gaben der herrlich gemachten leiben empfangen / nach welchen gaben der leib Christi aller seligen herrligkeit vnd gaben weit vbertrifft / vnd einen vnseglichen vorzug für denselben hat / welche glorification vnnd herrligkeit des leibes Christi / die Anhaltischen allein treiben (daruon aber zwischen vns vnnd jnen kein streit ist) vnter des aber die angenommene menschliche natur des Sons Gottes eigene ehre oder herrligkeit / zu welcher gemeinschafft sie durch die Persönliche voreinigung erhöhet / berauben.
Von der allwissenheit Christi / deren sie dieses orts abermalsPag. 53. erwenen / ist droben gründlich geantworttet.
Das wir das gleichnis von der Sonnen mit einer trüben wolcken bedeckt / vom stande der nidrigung Christi nachPag. 54. seiner menscheit gebraucht / istnicht simpliciter sed secundum qued geschehẽ / dz ist so fern die menschliche natur Christi jre Matestet zur zeit der erniedrigung verborgen oder heimlich gehaltẽ:
sintemal sie selbst wissen / das simile nicht idem sey / derwegen sie der verkerung / welcher sie sich alhier gebrauchen / wol enthalten mögen / da sie daraus erzwingen wollen / das die menscheit Christi an jr selbst zur zeit der Creutzigung vnd sonsten in jrem leiden / keine beschwerung empfunden / denn wir gnugsam bezeugt / das wir halten die ernidrigung Christi nach seiner menschlichen natur sey nicht eine fictio oder simulatio / sondern eine rechte ware aller tieffeste ernidrigung gewest / vnd das Christus warhaffte schmertzen / in seinem allerhöchsten leiden empfunden habe.
Pag. 54. Es ist nicht wiedereinander das Christus warer Got vnd mensch vber alles gegenwertig regiere / vnd gleichwol am Jüngsten tage werde warhafftig herniederfaren. Sie fragen auch / wie es zusammen stimme / das Christus nicht alleine als Gott / sondern auch als mensch gegenwertig vber alles regiere / vnd dz er gleichwol am Jüngsten tage warhafftig erniederfaren werde / das letzte gericht zuhalten. Aber das hat jhnen D. Lutherus vorlengst in seiner grossen hekentnis verantwortet / da er schreibet: Christus könne sich der leiblichen degreiflichen weise / raum zugeben / vnd zu nemeen / die er auff erden zur zeit der ernidrigung gebraucht hat / nochmals gebrauchen / wenn er wolle / wie er nach seiner aufferstehung gethan vnd am Jüngsten tage derselben weise gebrauchen werde. Wie Paulus sagt. 1. Timot. 6. Welchen wird offenbaren zu seiner zeit der selige Gott / vnnd Coloss. 3. Wenn Christus ewer leben sich offenbaren wird etc.
Ob nu die Anhaltischen solche antwort D. Lutheri verachten / ligt vns nichts an / sie werdens zu seiner zeit wol gewar werden / was sie mit solcher verachtung ausgerichtet haben.
Pag. 54. 55. Sie begehren gleichsfals eine Conciliation dieser antilogien / dz Christus mit seinem leibe sichtbarlicher weise motu locali / gen Himel gefaren / Christi leib behalte seine vmbschriebenheit vnd endligkeit / vnd sey doch nicht leiblicher reum-
licher begreiflicher weise im Himel / sondern zugleich im Himel vnd auff erden gegenwertig / wo die Person ist / dorinnen sein menschliche natur bestehet. Denn daraus musse folgen / das Christi leib quiddam illocale sey etc. vnnd sehen nicht / das die Conciliatio in den oberzelten worten allbereit stehet.
Sichbarlicher weise motu locali ist Christi leib auffgefaren / wie Lucas Actor: 1. bis dz jn die wolcke auff genommen / sichtbarlich ist er auch im Himel / vnnd entlich nach art vnd weise der clarificirten leiben. Philip. 3. Vnd behelt seine endligkeit / denn er durch die Himelfart nicht in ein vnendlich wesen / oder in die Gottheit selbst ist vorwandelt worden.
Vnd ist doch nicht reumlicher natürlicher begreiflicher weise im Himel / alldieweil im Himel oder in dem hause des Vaters / da Christus mit allen seeligen jnnen ist / keine natürliche reumliche begreifliche vnterschiedene örter vnd stette sind / oder weil der Himel oder domus patris caelestis kein reumlicher ort vnd stette ist wie auff dieser erden reumliche örter vnd stette sind etc. sondern auff Himlische weise / welche in diesem leben vnaussprechlich ist / vnd bleibet.
Es können auch die Anhaltischen nimmermer darthun / das Christi geistlicher leib im Himel eines reumlichen orts oder stette / gleich wie hie auff erden reumliche örter vnnd stete sind / bedürffe / oder ohne einen solchen physicum locum nicht ein warer leib sein vnnd bleiben könne. Denn ob sie alle jhre kunst dran streckten / ists jhnen doch vnmüglich zuerweisen / das der Himel da Christus mit seinem geistlichen leibe ist / ein reumlicher ort sey / wie hie auff erden reumliche örter vnd stete sind / vnnd wie Aristoteles den locum definirt oder beschreibet / oder das Christi leib also im Himel an einem reumlichen ort sey / das er one denselbigen nicht ein warer leib sein vnd bleiben könne: Sondern müsse gantz vnnd gar ein Geist werden.
So lang es jnen nu / so viel diesen punct anlangt / an beweis mangelt / so lang ists vorgeblich / das sie von der localitate / reumligkeit oder reumlichen vnterschiedenen örten des Himmels / vnnd des leibes Christi disputieren oder folgereyen anstellen.
Also hebt auchdie personalis presentia die localem praesentiam oder endtligkeit nicht auff / deñ der leib Christi ist natürlich oder nach eigenschafft seiner natur endlich oder vmbschrieben / darff auch vmb der Persönlichen gegenwart willen nicht illocale corpus werden. Die subsistentia aber des leibs Christi ist illocalis / sintemal er nicht in loco, sondern in seine subsistentz hat. Der wegen ist der leib Christi / so viel seine subsistentz anlangt gegenwertig / wo die Person gegenwertig ist / in welcher er bestehet / so viel aber sein natur anlangt / ist er jtzt in aliquo vbi coelesti. Doraus klar / das die Persönliche omnipraesentia / den leib Christi oder die angenommene Pag. 55.menschliche natur nicht vnendlich macht.
Das sie aber streitten / wo Christus leib solle da sein / da die Person des Sons Gottes ist / so muste man meinem fürgeben nach sagen: Nichts ist so klein / der leib Christi ist nach kleiner: Nichts ist so gros der leib Christi ist noch grösser / nichts ist so kurtz / der leib Christi ist noch kürtzer etc. Ist ein lauter mutwill Ein leib sey der Gottheit viel zu weitvnd zugenötigte Calumnia. Denn sie wol wissen / das diese wort D. Lutheri vnnd nicht mein sind / welche er in seiner grossen bekentnis wieder die schwarmgeister braucht. Ein leib sey der Gottheit viel zu weit / vnnd köndten viel dausent Gottheiten drinnen sein (per concessionem loquiturwens müglich / das viel Gottheiten weren) wiederumb auch viel zu enge das nicht eine Gottheit darinnen sein könte. Nichts ist so klein
(Spricht erferner) Gott ist noch kleiner / nicht so gros / Gott ist noch grösser etc. Vnnd so fort an / ist ein vnaussprechlich wesen / vber vnd ausser allen / das man nennen vnd dencken kan / das sie nun dieselbige wort D. Lutheri vmbkeren / vnnd weil ich mit D. Luthero bekenne / das die menschliche natur Christi durch die Persönliche voreinigung zu dieser hoheit kommen / das sie nicht in loco oder localiter / sondern in , wo die Person des ewigen worts ist / in welcher sie bestehet / vnnd nirgent wo anders ausserhalb der selben / auff vbernatürliche vnd vnaussprechliche / weise gegenwertig sey etc. wieder mich erzwingen wollen / das daraus erfolge / das alles was D. Lutherus disfals von der Gottheit geschrieben / solcher gestalt auch müsse von der menschlichen natur Christi gesagt werden / Nemlich / nichts ist so klein / der leib Christi ist noch kleiner / nichts ist so gros / der leib Christi ist noch grösser / das werde ich jhnen als denn erst gestendig sein vnnd nachgeben / wenn sie erweisen / das D. Lutherus vnnd ich mit Luthero gelert habe vnnd lehre / das kein vnterscheid sey zwischen der Gottheit vnnd Menscheit Christi / zwischen der allgegenwart der Gottheit Christi / welche jhre wesentliche vnnd natürliche eigenschafft ist / vnnd der angenommenen menschlichen Natur Christi / Sondern das Gottheit vnnd menscheit eines wesens sein / vnnd das die menscheit Christi so wol essentialiter & naturaliter / das ist wesentlich natürlich an vnnd für sich selbst / wie die Gottheit vberall gegenwertig sey / so lang sie dieses vber D. Lutherum vnnd mich als den geringsten / nicht erweisen / ist vnnd bleibet jhre folgerey vnnd gedichte antilogia eine sehendliche boshafftige Calumnia / deren sie sich bey verstendigen Christen wenig zu rühmen haben.
Die excedentiam diuinitatis belangend / schreiben Pag. 55. 56.sie / ich disputire felschlich / das sie zuuerwerffen sey / dieweil sie in sich habe entweder eine expansionem diuinae naturae oder De exceden tia diuinita tis.eine aufflösung der Person / vnd trennung der naturen Christi. Setzen dargegen ein sprüchlein Athanasii de humanitate verbi / das ewige wort oder Son Gottes ist nicht in dem leibe vmbschlossen etc.
Was sie aber damit ausrichten / kan der Christliche leser aus folgender gründlichen antwort gnugsam verstehen / hette ich felschlich wieder die Excedentiam Diuinitatis oder wieder das geticht / das die Gottheit ein ausgespannet / ausgedehnet vnd ausgebreitet wesen sey / wie etwa das Firmament des Himels / oder wie der circulus eines Planeten am Himel / welchem circulo der Planet nur an einem gewissen ort gegenwertig ist / an allen andern aber keines wegs etc. disputirt, soltens die Anhaltischen fein deutlich vnnd gründlich erwiesen haben. Nu lassen sie aber meine beide gründe stehen / das wo fern es sich mit der Gottheit also verhalten solte / sie notwendig / jhrem gedicht nach quiddam expansum, diffusum, dilatatum per omnia & quod habeat partem extra partem sein müsse / vnd ferner / das wo dem also / daraus erfolgen müsse / das die beide naturen in Christo nicht Persönlich vnnd indistanter / das ist / ohne vnterscheidreumlicher örter / mit einander voreinigt sind / sondern die Gottheit des Sons habe jr die menschliche natur nur an einem teil vereiniget / am andern aber gar nicht / dadurch die Person Christi offentlich getrennet / oder die personalis vnio auffgelöset wird etc.
Vnd wollen doch gleichwol dafur angesehen sein / als hetten sie meine fundamenta gründlich refutiret. Ob aber dieses refutirt heisse / stelle ich zu des Christlichen lesers verstendigen bedencken.
Athanasij spruch de humanitate verbi: Das wort ist nicht in dem leibe vmbschlossen etc. betreffend / mit dem sieVom spruch Athanasus. meine gründe vmbzustossen gedencken / ist viel zu schwach dazu / denn dieses stehet fest / vnd vnbeweglich / das die Göttliche vnd menschliche Natur in Christo Joh. 1. Persönlich vnzertrenlich vnd indistanter mit einander voreiniget / vñ das die vnio hypostatica nicht localis / sondern Persönlich sey / das auch / ob wol die angenommene menschliche natur Christi nicht vberall in loco reumlicher weise / so sey sie doch vberall in in der Person des Sons Gottes wo die Person des Sons gegenwertig ist.
Wie denn auch dieser grund feste stehet / omnem & perfectam diuinitatis naturam, in vna sui ipsius hypostast vnitam omni humanae naturae & non partem parti. Das die gantze vnnd volkommene natur der Gottheit in der einen Person der gantzen menschlichen natur vereiniget sey / vnd nieht ein stück oder teil dem andern. Daher Paulus Coloss. 2. schreibet: Omnem plenitudinem Deitatis in Christo inhabitare corporaliter, das ist das die gantze fülle der Gottheit in Christo wone leibhafftig / corporaliter, das ist / in seinem fleisch oder angenommenen Menschlichen Natur. Vnd Gregorius Nyssenus apud Theodoretum Dialog. 1. dz fleisch Christi / Dei capacem / das ist der Gottheit fehig nennet. Vnd Cyrillus ad Reginas: Non extra carnem, hoc est, humanitatem, verbum ex Deo esse confitemur. Wir bekennen das das wort oder Son Gottes nicht ausserhalb seines fleisches oder seiner angenommenen menschlichen natur sey. Desgleichen in Epistola ad Successum: Non in duas diuiditur personas, sed filius vnus idemque permansit, veruntamen non incorporeus, nec extra carnem, quam sibi fecit propriam, iuxta indiuiduam vnitatem.
Er wird nicht in zwo Personen zerteilet / sondern er ist derselbige einige Son geblieben / doch nicht oneleib / auch nicht ausserhalb seines fleisches / welchs er jm zu eigen gemacht / nach der einigkeit der Person.
Wenn wir aber nach der schrifft mit der alt rechtgleubigen kirchen in diesem artickel also leren / hat es nicht diesen verstand / das die menschliche natur Christi die Gottheit also vmbfange / wie der Wein vom fass reumlich vnnd begreiflich vmbfangen / vnd gantz vmbschrieben wird / da / weil das fass den gantzen wein begreifft / freilich das fass grösser sein mus / denn der wein. Denn mit der Gottheit erhelt sichs viel anders / sintemal die Gottheit nicht quantitate & mole, das ist / der grösse vnd dicke nach gros / sondern jrer krafft nach (virtute infinita) vnendlich ist. Darumb denn die angenommene menschliche natur / ob sie wol der quantitet oder grösse nach klein / gleichwol ohn alle einziehung / die Gottheit in jhr wonent haben kan.
Derwegen Athanasij wort welche sie anziehen / ermelte gründe im wenigsten nicht vmbstossen / sintemal er nur de Iocali inclusione redet / vnd dieselbige abschneidet. Denn wir nicht affirmiren / das die Gottheit des Sons in der angenommenen menschlichen natur / also eingeschlossen sey / das sie vom Vater substantialiter / wesentlich abgesondert / anders wo nicht sey / auch anders wo nicht wircke: Sondern das ist vnser glaube / das der gantze Son Gottes mensch worden sey / vnnd mit der gantzen fülle seiner Gottheit in der angenommenen menschlichen natur Persönlich wohne / vberall gegenwertig vnnd nicht abwesendt wircke / alldieweil der Son Gottes nicht mole, sondern virtute omnis quanti-
tatis & extensionus experte, infinitus ist / also das er totus & totaliter gantz vnnd gentzlich in seinem angenommenen fleisch Persönlich wonet / vnnd auff solche weise (wie er mit der menschlichen natur Persönlich vereinigt / vnnd sonst mit keiner Creatur) anders wo / ausser dem fleisch oder seiner menschlichen natur nicht sey: Sondern zugleich mit derselben seiner menscheit / welche er jhme Persönlich vereinigt / gegenwertig vnnd nicht abwesendt vber seine liebe kirche / vnnd vber alle Creaturen hersche.
Wollen sie aber Athanasii wort simpliciter verstehen / so mögen sie zusehen / das sie nicht aus der Persönlichen vereinigung der Göttlichen vnnd menschlichen Natur in Christo / eine solche vereinigung oder viel mehr beywohnung tichten / wie der Sohn Gottes seiner Gottheit nach / allen Creaturen vniuersali praesentia gegenwertig ist / vnnd sie erhelt / aber keines weges Persönlich mit denselben vereiniget ist. Denn in den andern Creaturen ist er also / das er auch gantz mit seiner gantzen Person ausserhalb denselben ist / wircket vnnd schaffet / sintemal derselbe gradus praesentiae keine Persönliche vereinigung verursacht. Hergegen aber in der angenommenen menschlichen natur ist er auff eine sonderliche weise / nemlich nicht das er mit seiner gantzen Person totus & totaliter auch ausserhalb derselben / sondern das er totus & totaliter mit derselben Persönlich vereinigt / also / das die gantze fülle der Gottheit leibhafftig in Christo / das ist / in seiner menschlichen natur wone / vnd solcher gestalt mit nichten kan gesagt werden / das er totus & totaliter, cum tota sua hypostasi
extra assumtam carnem siue humanam naturam, das ist / mit seiner gantzen Person ausserhalb der angenommenen menschlichen natur sey. Denn wo dieses Athanasij meinung sein solte / muste er die Persönliche vnzertrenliche vereinigung auffgehaben / vnnd nur eine beywonung oder gegenwart der Gottheit des Sons / wie bey andern Creaturen gelert vnd gehalten haben.
Welchs aber seine intention nicht gewest / wie solchs aus folgenden seinen worten gründlich zuernemen ist. orat. 2. Contra Arianos. Cum corpus verbi corpus sit, neque verbum sit extra suum corpus, meritò exaltato corpore, ipse vt homoratione corporis exaltatusesse memoratur, Das ist / weil der leib Christi des ewigen worts eigener leib ist / vnd das wort ist nicht ausserhalb des leibes / so wird billich vnd recht gesagt / weil der leib erhöhet ist / das er als ein mensch nach dem leibe erhöhet sey. Vnd Sermone. 4. nec quasi extra corpus humanum consistens etc. Item cum eius caro patiebatur, non erat extra corpus. Ibidem, non erat seorsum à carne sua, sed in ipfo suo corpore etc.
Pag. 56. 57. Es wissen auch die Anhaltischen nicht / wie sie mich hesslich Von der beschreibung des leibs Christi.gnugsam ausmachen sollen / das ich geschrieben / Christi leib / so fern er mit dem Son Gottes Persönlich vereinigt / müsse anders definirt werden / als vnsere leibe / welche mit dem Son Gottes Persönlich nicht vereinigt sind / denn solchs lauffe (sprechen sie) wieder die wort Christi Luc. 24. Der eben mit der definitione philosophica, id est, physica welche im ersten Artickel vnsers glaubens gegründet sey / sehet meine hende vnnd füsse etc. seinen leib beschreibt. Der standt sey wol vnterschieden / aber der leib bleibe für sich an seiner definition. Item Ambrosij wort köndten nicht bleiben da er spricht / eandem esse in Christo corporis veritatem, quae
in nobis est. Item das oder die verwantnis des leibes Christi mit vnsern leiben köndte nicht bleiben. Item es folge daraus / carnem Christi diuersae à nostra esse speciei. Item werda sage quod tota definitione corpus Christi à nostro corpore differat der sage viel mehr / denn der / welcher nur diuersam speciem statuirt / stellens der gantzen Christenheit zu vrteilen anheim.
Wenn aber die Anhaltischen als Gottfürchtige auffrichtige Theologen hette handlen wollen / hetten sie des grossen geschreies gar nicht bedürfft / were jnen auch nicht von nöten gewest / mich so greulich auszumachen / denn ich nicht geschrieben / könnens auch mit meinen worten nimmermer dar thun / das ich Categoricè geredt / der leib Christi sey tota definitione von vnserm leibe vnterscheiden: Sondern das hab ich geschrieben das ja ein lautere hypothesin auff sich hat. Das von Christi leibe ratione & respectu vnionis hypostaticae, das ist / von wegen vnd nach art der Persönlichen vereinigung viel anderst zu reden sey / als von vnsern leiben / welche mit dem Son Gottes Persönlich nicht vereinigt sindt.
Derwegen sie denn auch nicht wieder mich oder mein bekentnis / sondern wieder jhr eigen geticht dieses orts schreiben vnd streitten. Damit aber der Christliche leser sehen möge / wie betrieglich die Anhaltischẽ handeln / wil ich meine wort hie wiederholen / in welchen jhn auff alle jre obiectiones so sie wieder mich fürbringen / albereit gründlich geantwortet / vnd jme das vrther darüber heimstellen. In wiederlegung jres 15. Arguments Pag. 228. 229. 230. 231. schreibe ich also: Iren vierden beweis antreffend / das in disputatione VVitebergensi Anno 80. gehaltẽ gesetzet / dz der leib Christi was die definition eines leibes anlangt / von vnsern leiben zu vnterscheiden sey etc. Nimpt vns nicht wenig wunder /
das sie solch gros geschrey drüber machen / vnd daraus erzwingen wollen / das aus dem leibe Christi ein Manicheisch gespenst / hierdurch gemacht / Item des Herrn Christi wort Lucae. 24. Palpate & videte, auffgehaben werden.
Denn alle verstendige wissen / das eine andere beschreibung ist eines leibes / der nur simpliciter ein leib ist / eine andere corporis animati / Denn wenn die Seele darzu kömpt / vnnd mit demselbigen vereinigt wird / mus freylich der leib anders definirt werden / denn corpus inanimatum / vnnd aber ein andere beschreibung corporis glorificati. Denn freilich glorificatum corpus solche herrligkeiten vnnd gaben Phil. 3. vberkömpt / nach welchen er viel anderst mus definirt werden / denn corpus animatum von den Physicis definirt oder beschrieben wird. Aber noch viel ein anders corporis vniti cum Filio D E I, oder des leibes / der mit der Person des ewigen worts hypostaticè vereiniget / vnnd in der Person des ewigen worts seine subsistentz hat / dauon Aristoteli vnd allen physicis niemals getreumet hat.
Wer wil nun sagen / weil corpus animatum anders definirt wird / denn corpus alleine / das darumb der leib selbst in die Seele oder in ein gespenst verwandelt werde.
Also wer kan mit warheit sagen / die weil corpus glorificatum ein verklerter leib im ewigen leben anders definirt wird / vnnd werden muss / denn corpus animatum / das daraus erfolge / das ein glorificirter leib solcher definition wegen / in ein gespenst verwandelt / vnd kein menschlicher leib mehr sey oder bleibe.
Ebner massen verhelt sichs auch mit der definition des leibes Christi / welcher Persönlich mit dem ewigen wort
vereiniget / seine subsistentlam in persona verbi hat / welche hoheit keinem andern menschlichen leibe auff erden wiederfahren / das derselbige leib / von wegen solcher herrligkeit anders mus definirt vnnd beschrieben werden / denn corpus animatum oder auch glorificatum definirt wird. Vnnd erfolget doch daraus keines weges / das der leib Christi in ein Manicheisch gespenst verwandelt sey.
Denn vnio hypostatica verwandelt den leib Christi oder auch desselben eigenschafften nicht / bringet jhn aber gleichwol in einen solchen Stand oder hoheit / das er mit dem Son Gottes eine Person ist / das er in der Person des ewigen worts seine subsistentiam hat / das er vmb der Persönlichen vereinigung willen / allmechtige krafft bekömpt / das er angebetet / das er in der Person des ewigen worts gegenwertigk / wo die Person ist / in deren er seine subsistentz hat vnnd bestehet / das er zur rechten der allmechtigen krafft Gottes sitzet / vnnd jhme alles vnterthan. Psal. 8. Eph. 1. welchs von keines andern menschen leibe kan gesagt werden.
Wie denn auch solche beschreibung des leibes Christi mit nichten auffhebet oder vmbstösset Christi selbst eigene definition. Lucae. 24. Sehet meine hende vnd meine füsse / Ich bins selbst / fühlet mich vnd sehet / denn ein geist hat nicht fleisch vnd bein / wie jr sehet / das ich habe. Denn wir gleuben / lehren / vnnd bekennen von hertzen das Christi leib kein Geist sey / Sondern fleisch vnnd bein habe. Item das er sichtbar vnnd begreiflich sey vnnd bleibe / tichten hie keine verwandlung in einen vnsichtbarn vnbegreiflichen Leib / wie vns das kegentheil schuldt giebt:
Sondern das gleuben / leren vnd bekennen wir / das der sichtbare begreifliche leib Christi / der fleisch vnd bem hat / vnd vnsern leiben ehnlich ist / durch die Persönliche vereinigung vnd sitzen zur rechten hand Gottes eine solche hoheit vnnd herrligkeit für aller andern menschlichen leiben erlanget / das er gegenwertig in der Person des worts hersche vnnd regiere vber alle Creaturen im Himel vnd auff erden / vnd alles vnterthan habe. Psalm. 8. Eph. 1.
Denn solchs leren vns die artickel von der menschwerdung vñ sitzen zur rechten hand Gottes / desgleichen die sprüche der schrifft kurtz zuuor von vns eingefüret / dabey wir auch mit Gottes hülffe zu verharren bedacht sind / was auch die Jesuiter vnd Anhaltischen darwieder fürbringen.
Wir nemen gerne an Ambrosij spruch: Eadem est corporis Christi veritas, quae in nobis, denn wir von hertzen gleuben / das vns Christi leib gleich sey nach dem fleisch / ausgenommen die sünde / darumb sie ermelten spruch wieder vns nicht dürffen anziehen.
Sagen auch nicht / das Christi warer leib ex arbore substantiae Aristotelica ausgeschlossen sey / das er keine leibliche substantz oder erschaffenes wesen sey / denn wir halten / das es ein warhafftiger leib sey / an natur vnnd wesentlichen eigenschafften vnsern leiben gleich. Das er aber durch die Persönliche voreinigung / vnnd sitzen zur rechten handt der krafft Gottes / nicht zu einem höhern stande vnnd herrligkeit denn aller andern menschen leibe kommen vnnd erhaben sey / das werden wir vns per Aristotelicam arborem substantiae keines weges vberreden lassen. Denn die Anhaltischen selbst mit Cyrillo bekennen müssen: Vnigeniti Dei proprium corpus existens omnia humana transcendisse.
Item Pag. 236. 237. Was ist aber / sprechen die Anhal-
tischen / für ein vnterscheid zwischen diesen reden: Caro Christi diuersae á nobis speciei est. Vnd Corpus Christi non habet eandem cum nostro corpore definitionem etc.
Antwort: Ein solcher vnterscheid ist vnter diesen / wie vnter der warheit vnd vnwarheit.
Denn die erste propositio: Caro Christi diuersae à nobis speciei est, das fleisch Christi ist nicht einerley mit vnserm fleisch / ist stracks falsch / vnrecht / Gottes wort vnnd der gantzen kirchen bekentnis zu wieder / dieweil Ebr. 2. stehet / Nach dem die kinder fleisch vnnd blut haben / ist ers gleicher masse theilhafftig worden. Vnnd die Christenheit singet: Carne nobis similis etc. Dem fleisch nach ist er vns gleich / der sünden nach ist er vns nicht gleich.
Die ander propositio aber: Christi corpus non habet eandem cum nostro definitionem, der leib Christi mus anderst beschrieben werden / als vnser leibe / leufft nicht wieder Gottes wort / auch nicht wieder der kirchen einhelliges bekentnis / das Christi fleisch vnserm fleisch an wesen vnd wesentlichen eigenschafften gleich sey: Sondern redet nur dauon in was condition derleib Christi / durch die Persönliche voreinigung vnd sitzen zur rechten hand der krafft Gottes erhaben sey / dannen her er etwas sonderliches hat / für aller anderer menschen leiben / vnd derwegen viel anders mus definirt werden / als anderer menschen leibe / welche mit der Person des ewigen worts nicht vereiniget / auch zur rechten hand der krafft Gottes nicht gesetzet sind.
Bleibt also / das Christi fleisch einerley fleisch sey mit vnserm fleisch / so viel das wesen vnd wesentliche eigenschafften derselbigen anlanget. So viel aber die Persönliche vereinigung mit dem ewigen wort / vnd sitzen zur rechten hand Gottes antrifft / in eine sonderbahre condition gesetzt vnd komen
sey / da sonst keines andern menschen leib einkömpt / nemlich in conditionem assumentis / wie Cyrillus recht schreibet / in den stand / dessen / von welchem er angenommen ist.
Gehet vns demnach nichts an / das Tertullianus sagt: Nam si qua corporis qualitas, quae non carnea sit, opponetur: certè non nisi carnea sanguinem habebit, atque ita consistit probatio corporis à testimonio carnis, & probatio carnis á testimonio sanguinis etc. Denn wirs mit den Marcioniten oder Manicheern nicht halten / das Christi fleisch kein warhafftiges fleisch / Sondern nur ein gespenst eines fleisches gewest (den solche jrrige meinung verwerffen wir mit der altrecht gleubigen kirchen von hertzen) Sondern das ist vnser glaub vnd lere / das Christi fleisch der art nach / vnserm fleisch gleich sey vnd bleibe. Darneben aber / weil es von dem Son Gottes Persönlich angenommen (vt cum Cyrillo loquamur) mensuram suam excesserit, & in conditionem assumentis eam per gratiam trnaslata sit.
Pag. 59. Das D Lu therus in dem Artickel von der Person Christi / nicht allerdings mit den Papisten einig gewst. Ich bekenne auch vnd sage nothmals / das es ein falsch zeugnis sey / das die Anhaltischen fürgeben / D. Lutherus sey in dem Artickel von der Person Christi / mit den Papisten gar einig gewest / denn das gegentheil erweisen seine disputationes wieder die Papistischen scribenten gehalten. Tom. 1. latino lenensi / Pag. 571. 572. Desgleichen was er von den Thomisten vnnd Sophisten an einen Fürsten von der Transsubstantiation geschrieben. Neben dem / das D. Lutherus in den Schmalckaldischen Artickeln fürnemlich auff den Consensum veteris Ecclesiae Romanae gesehen / wie sie anfenglich gewest / vñ nicht auff die schul lerer /
viel weniger auff die jtzigen Jesiriten / welche auff dieselbigen gefolget sindt.
Das ist wol wahr / das zwischen Luthero vnnd den Papiflen / so lange Lutherus gelebt / von der Person Christi kein offentlicher streit gewest / die Papisten haben auch Lutherum zu der zeit niemals beschüldiget / das er von der Person Christi vnrecht geleret / ob sie woll alles auffs aller gnaueste in seinen büchern vñ schrifften auffgesucht / wie aus Eccij, VVimpinae, Cochlaei vnnd andern büchern zusehen / die sie wieder Lutherum geschrieben.
Darumb ist aber D. Lutherus mit den Papisten in diesem Artickel nicht durch aus einig gewest / wie die Anhaltischen felschlich fürgeben / denn er in libro de concilijs vnnd sonsten bezeugt / das vnter den Papisten noch viel Nestorianer sein / die nicht recht gleuben / das Gott mensch sey / die auch mit der zeit werden offenbaret werden / welchs an den Jesuiten augenscheinlich erfüllet / vnnd derwegen offenbahr das Lutherus vnd alle die bey seiner lehre bestendig verharren / den vhr alten glauben von der Person Christi behalten. Die aber solche wiederfechten / das sie auff den jrrweg tretten / sich zu den Nestorianern begeben / sie heissen Jesuiten / Caluinisten / zerbester Theologi / oder wie sie jmmer wollen.
Gerne wolten sich die Anhaltischen des Nestorianiswi entschütten / vermeinen sich mit Vigilij worten gar weisPag. 59. Anhalrisch en können sich des Nestorianismi nicht erwehren. zubrennen etc. ist aber vmb sonst.
Denn dieser grundt wird von den Anhaltischen wol vnvmbgestossen bleiben (wie sie denn auch nicht so küne gewest / das sie drauff mit einem buchstaben geantworttet) nemlich.
Wer simpliciter & absque vlla discretione leugnet / das der leib Christi oder die angenommene menschliche Natur Christi / welche in der Person des worts vnnd sonst nirgend / ausserhalb derselben jre subsistentiam hat / gegenwertig sey / wo die Person des ewigen worts gegenwertig ist / der ist ein Nestorianer, als welcher die Persönliche vereinigung beider Naturen in Christo trennet / vnnd tichtet für die Persönliche voreinigung eine localem vnionem, das ist / eine solche voreinigung / welcher nach / die beide naturen nur an einem ort Persönlich mit ein ander voreinigt / an allen andern aber gar nicht.
Solches thun die Anhaltischen / wie aus allen jren schrifften zusehen / vnnd dessen auch nicht in abrede sein können / derwegen sie sich des Nestorianismi / so lang sie diesen wahn verteidigen / nicht entschütten mögen.
Pag. 60. Vomspruch Vigilij Vigilij spruch: Si verbi & carnis vna est natura, quomodo cum verbum vbique sit, non vbique inveniatur & caro etc. anlangend / ist in wiederlegung jhres 40. Arguments Pag. 544. 546. 547. von mir gründlich auffgeantworttet / welchs sie aber damit gerne eludiren wolten / (wie sie stets pflegen) es sey nicht die frage / woher das fleisch Christi habe / das es personaliter vberall gegenwertig / sondern ob sich gebühre / also zureden.
Das sichs aber gebühre also zureden / nemlich / das Christus nach seiner menschlichen natur von deswegen / das sie in der ewigen Person des worts / vnd sonst nirgendt ausserhalb / derselben jre subsistentz hat / gegenwertig sey in , wo die Person des ewigen worts / in welcher sie bestehet / gegenwertig ist / des habe ich in wiederlegung jhrer 42. Argument starcke gründe vnd vrsachen angezeigt / welche die Anhaltischen / bis auff den heutigen tag mit dem kleinesten fingerlein nicht angerüret / geschweige den vmbgestossen haben.
Werde sie auch jhres vnnützen geschreyes vnd schreibens wegen noch lange nicht fallen lassen / so können sie auch nicht vorleugnen / das die alten diese proposition geführet; Corpus Christi personaliter est vbique.
Vigilij fürsatz ist gewest / wieder die Eutychianer zuschreiben / welche durch jhren jrrigen wahn / die Menschliche Natur in Christo gantz abetilgeten / vnnd in die Gottheit verwandelten. Wieder diese ketzerey erweiset Vigilius die warheit der menschlichen natur Christi / aus derselben natürlichen eigenschafften. Vnter des aber / fichten er keines weges an die Göttliche Maiestet vnnd herrligkeit / zu welcher Christus nach seiner menschlichen natur erhöhet / welche er nicht aus eigenschafft derselben natur / sondern durch die Persönliche voreinigung vberkommen / durch welche auch die menschliche natur nicht abgetilget / sondern perficirt wird etc.
Denn sein sürhaben nicht gewest / von der communicatione Maiestatis, so viel die angenom̃ene menschliche natur anlangt / eigentlich zuschreiben: Sondern die warheit der menschlichen natur wieder die Eutychianer zuuorteidigen / derwegen handelt er in ermelten worten alleine von den natürlichen eigenschafften der menschlichen natur Christi.
Vnd zwar so viel das ewige wort betrifft / ist dasseldige aus eigenschafft seiner natur allezeit vberall gegenwertig gewest / vnnd hat allezeit vber alle Creaturen gegenwertigk vnnd nicht abwesend geherschet / die angenommene menschliche natur aber ist aus jhrer natürlichen eigenschafft nicht vberall gegenwertig / herschet auch nicht vberall gegenwertig. Denn da sie natürlich oder reumlich localiter auff erden gewest / ist sie zugleich natürlich oder localiter reumlich im Himel nicht gewesen. Das sie aber auff keinerley andere weise im Himel gewest sey / das ist falsch vnnd jrrig. Denn Christus kan ja
nicht liegen / da er spricht / Johan. 3. Filius huius qui est in caelo / des menschen Son der im Himel ist.
Vnd ist dieses nicht nur eine verbalis praedicatio / sondern realis. Denn weil die angenommene menschliche natur Christi damals albereit in die gemeinschafft der Göttlichen Person vnd Maiestet derselben auffgenommen / folgt vnwiedersprechlich / das sie / nach derselbigen weise / wie sie in der Person des ewigen worts jre subsistentz gehabt / im Himel gewest. Dieweil auch ohne das in die einigkeit der Prrson des Sons Gottes auff vnnd angenommen / oder Persönlich mit dem Son Gottes vereinigt sein / viel höher ist / denn im Himel sein.
Also hersehet sie jtzo nicht vberall gegenwertig durch die natürliche sichtbare / reumliche vñ begreifliche weise des fleisches / nach welcher weise Christus mit seinem leibe am Jüngsten tage wiederkommen wird / vnd herschet doch gleichwol auff erden bey der Christenheit vnnd Creaturen gegenwertig / personaliter, weil sie durch die Persönliche vereinigung vnd sitzen zur rechten Gottes zu solcher herrschafft erhaben ist.
Vnd der Herr Christus / welcher jtzo nach seiner menschlichen Natur / auff vbernatürliche vnsichtbare weise mit der Gottheit gegenwertig vber alles regieret / der wird auch am Jüngsten tage sichtbarlicher weise vom Himel kommen / vnnd folget doch derhalben nicht das / weil er am Jüngsten tage nach der begreiflichen sichtbaren weise kommen wird / jtzo auff keinerley andere weise bey vns sey.
Denn diese sichtbarliche wiederkunfft hebet die vnsichtbare weise der gegenwart nicht auff / wie den auch das niederfaren des heiligen geistes keines weges bezeugt hat / das er derhalben zuuor auff vnsichbare weise nicht sey gegenwertig gewest.
Es folgt auch nicht / Christus mensch wird jtzo nicht vberall natürlich / reumlich / sichtbarlich gegenwertig herschend befunden / Ergò so herschet er auff keinerley weise gegenwertig / sondern viel mehr folget das / das der / so natürlich / reumlich / sichtbar nicht gegẽwertig / derselbige hersche vbernatürlicher / vnsichtbarer weise gegenwertig / wie er zur rechten Gottes sitzet / welche allenthalben gegenwertig herschet. Sintemal zur rechten Gottes sitzen anders nicht heisset denn mit der Gottheit in gleicher macht vnd herrligkeit gegenwertig vnd nicht abwesend herschen oder regieren.
Wollen nu die Anhaltischen vber Vigilij worten: Et nunc quia in caelo est, non est vtique in terra, in welchen er doch nur de locali praesentia handelt / so stracks halten / vnd wollen dieselbige nicht nur von der natürlichen sichtbaren weise / wie es notwendig sein muss / vorstehen / sondern auch von der vber natürlichen vnsichbarn weise gegenwertig zu sein / verstanden habẽ / so müssen sie Vigilij wort halben Christi klare wort lügenstraffen / da er spricht: Ich bin bey euch bis ans ende der welt / da er von der vnsichtbarn gegenwart seiner gantzen Person / vnd nicht von der Gottheit alleine redet / den (Ego) ich / heist nicht meine Gottheit ist bey euch / meine menschliche natur aber / ist nur an einem gewissen reumlichen ort im Himel: Sondern begreifft die gantze Person. Wie sie denn auch den Apostel Paulum lügenstraffen müssen / Eph. 4. Da er schreibt / der auffgefaren ist vber alle Himel / auff das er alles erfülle.
Ob auch Vigilius spricht: Das wort sey vbique / das fleisch Christi aber nicht etc. So kan doch aus denselben worten nicht er zwungen werden / dz Christus nach seiner menschlichen natur / nullo modo, das ist auff keinerley weise gegenwertig vber seine kirche vnd die Creaturen hersche.
Denn das were eben / als wenn einer also schliessen wolte. Es sind vnterschiedene dinge viuificandum & viufii cum lebendig zu machen sein / vnnd lebendig machend sein. Weil nun das ewige wort seiner natur nach lebendig machend ist / das fleisch Christi aber nicht lebendig machend ist / sondern lebendig zu machen.
Ergo / so ist das fleisch Christi auff keinerley weise lebendig machend.
Trawn / wer also schliessen würde / der muste gewertig sein / das er vom Synodo Ephesina anathematisirt würde.
Ebner massen verhelt sichs auch mit diesem Argument der Anhaltischen / da sie aus Vigilij worten erzwingen wollen / das Christus nach seiner menschlichen Natur nicht gegenwertig vber alles hersche / dieweil solche gegenwertige herschung nicht eine eigenschafft der menscheit Christi sey. Die krafft lebendig zu machen ist auch nicht ein eigenschafft der menschlichen Natur Christi / es ist auch die menschliche natur Christi nicht lebendigmachend / als ob die lebendigmachung jhre natürliche eigenschafft were. Sie ist aber gleich sehr zur gemeinschafft solcher lebendigmachendẽ krafft durch die Persönlichen vereinigung erhaben. Also herschet auch die angenommene menschliche natur Christi nicht gegenwertig vber alles / das dieselbige gegenwertige herrschafft vber alle Creaturen / jre natürliche eigenschafft sey / sondern von deswegen / das sie Personlich mit dem ewigen wort inseparabiliter & indistanter vereinigt ist / vnnd zur rechten Gottes sitzet.
Was nun Vigilius der menschlichen natur Christi / nach jhren wesentlichen eigenschafften an vnd für sich selbst billich abspricht: Das kan jr deshalden keines weges / vermöge vnd nach art der Persönlichen vereinigung / wenn sie derselben
nach betrachtet wird / abgesprochen werden. Gleich wie von dem fleisch Christi wol kan gesagt werden / das es nicht lebendig machend sey / weñ es an vnd für sich selbst / seiner habenden natürlichen eigenschafft nach betrachtet wird. Wenn es aber betrachtet wird / wie es mit dem lebendigmachenden wort vereiniget ist / durch welche voreinigung es zur gemeinschafft der lebendigmachenden Göttlichen krafft erhaben / kan jhme die lebendigmachende krafft keines weges abgesprochen werden.
Eben also verhelt sichs auch mit der gegenwertigen herrschafft vber alle Creaturen / wie vorhin angezeigt worden.
Aus welchem allen klar / das Vigilij spruch secundum quid zuuorstehen / nemlich so fern die menschliche natur an vnd für sich selbst jren natürlichen wesentlichen eigenschafften nach betrachtet wird / nicht aber / wie sie nach art vnd von wegen der Persönlichen vereinigung betrachtet wird / welcher nach / wie Basilius Psal. 21. spricht / sie eiusdem gloriae & honoris / das ist / des Sons Gottes eigner herrligkeit vnd ehre teilhafftig worden.
Wir gedencken durch Gottes gnade auch bey dem bekentnus / so die Apostel geleret / die Merterer bestettiget haben / vnd die gleubigen bis auff diese stunde behalten / bis an vnser ende zuuerharren / das nemlich das fleisch oder die menschliche natur / weñ sie an vnd für sich selbst jren natürlichen eigenschafften nach / betrachtet wird / endlich vnnd vmbschrieben ist / wie Vigilius wieder die Eutychianer so da tichteten / das die menschliche Natur gantz vnd gar in die Göttliche verwandelt / vnnd auff gehoret hette / eine ware menschliche natur zu sein / recht Apostolisch vnd Catholisch geschrieben.
Darneben aber gedencken wir vns durch der Anhaltischen grosses geschrey / dieses nicht nemen zulassen / das gleich wie das fleisch Christi oder seine menschliche natur / durch die
Persönliche voreinigung / mit dem lebendigmachenden wort / vber jhre natürliche wesentliche eigenschafften / zur gemeinschafft der allmechtigen Göttlichen krafft lebendig zu machen erhöhet / also sey sie auch krafft vnd vermöge dessen / das sie mit dem Son Gottes persönlich vereiniget / vnnd jhre subsistentz in der person des Sons Gottes / vnd sonst nirgendts ausserhalb derselben hat / vber jre natürliche / wesentliche / vnd alle zeit vnuerruckt bleibende eigenschafften / zur Göttlichen macht vnd gewalt / gegenwertig vnd nicht abwesend vber alle Creaturen zu herschen / erhaben. Wie solchs auch der Artickel vom sitzẽ zur rechten der krafft Gottes / gewaltiglich befestiget.
Pag. 61. Anhaltisch en richten nur verbalem Communicationem diomatum Es verdreust auch die Anhaltischen / das ich jnen schuldt geben / das sie nur verbalem communicationem Idiomatum statuiren / geben für / ich könne es nimmermehr vber sie erweisen. Nu haben sie ja in jren Syllogismis, das ich andere jtzo geschweige / geschrieben vnd gestritten / nullam effe idiomatum realem communicationem. Item / nulla Dei Idiomata carni realiter communicantur. Item / das noch viel mehr ist / so approbiren sie ja der Jesuiten zu Mentz Theses, In welchẽ sie (thesi. 1.) schreiben / Idiomata Deitatis nec re nec nomine communicari &c. ob ich jnen nu recht oder vnrecht gethan / stelle ich zu des Christlichen lesers vrtheil.
Von der particula (Secundum) ist droben albereit aus Pag. 62.Damasceno gründlich geantwortet / desgleichen in wiederlegung jhrer 42. Argument / pag. 36.
Sie wolten auch gerne aus meinen worten erzwingen / Das ich nicht zweierley allenechtigkeiten statuiret.das ich zweyerley allmechtigkeiten in Christo statuirte / Subltmiorem & inferiorem eine grössere vnd geringere / dieweil ich pag. (283. in wiederlegung jres 20. Arguments) geschrieben / das die allmechtigkeit der Gottheit des Sons / viel auff eine höhere weise / longé sublimiori modo zugeschrieben werde / als der menscheit.
Gebrauchen sich aber in diesem stück eines greiflichen vngebürlichen betrugs / denn aus den worten / sublimiori modo auff eine höhere weise etc. Allmechtig sein / welche wort ich von der einigen allmechtigkeit des Sons Gottes selbst geschrieben / tichten sie mir wieder jr gewissen vnd erbarkeit an / ich lere zweierley allmechtigkeiten in Christo sublimiorem & inferiorem / das ist / eine höhere allmechtigkeit / welche der Gottheit eigen sey / vnd eine geringere / welche der angenommenen menschlichẽ natur mitgeteilet sey: So ich doch nur dieses setze / das ob wol die menschliche natur Christi / eben zu der allmechtigkeit / welche des Sons Gottes eigene allmechtigkeit ist / Persönlich erhaben / so werde sie doch longê sublimiorus modo auff eine höhere weise der Gottheit des Sons zugeschrieben / als der menscheit. Deñ die Gottheit sey die allmechtigkeit selbst / vnd sey aus jrer eigenen krafft / one betrachtung / eines andern dinges allmechtig / weñ sie schon mit der angenomenen menschlichen natur nimmermehr vereinigt were.
Da aus dem gegenteil / die angenommene menschliche Natur Christi nimmer mehr aus jrer eigenẽ krafft one betrachtung eines andern / nemlich der vereinigten Gottheit des ewigen Sons allmechtigen gewalt haben köndte.
Aus welchem allen klar zusehen ist / das ich nicht zweierley allmechtigkeit setze / eine höhere / die der Gottheit eigen sey / vnd eine geringere / so der menschlichen natur Christi mit geteilet: Sondern das gegenteil: nemlich das die mensthliche natur Christi nicht zu einer geringern / sondern eben zu der allmechtigkeit Persönlich oder durch die Persönliche vereinigũg erhaben / welche des Sons Gottes eigene allmechtigkeit ist etc. aber contra morsum sycophantae nihil est tutum, vnnd scheinet fast / als hetten sich die Anhaltischen der calumnien gar zu eigen gegeben / weil sie sich derselben so viel gebrauchen.
So ist auch die nichtigkeit jrer sophisterey daraus klar / nemlich / das Cyrillus die viuificam potentiam (vnam eandemque) verbo, multò sublimiori modo, quàm carni tribuat, da er sagt: Itaque per se spiritus viuificat, ad cuius virtutem caro per vnionem conscendit. Item, das Gott der Vater selbst / multò sublimiori modo ist in filio (scilicet per coessentialitatis seu summũ modum) longé autem inferiore modo in sanctis. 2. Cor. 6. scilicet per gratiam. Vnnd mag doch keines weges ex inaequalitate existentiae in filio & sanctis geschlossen werden / das entweder ein ander Gott sein müsse / oder das Gott selbst hierumb müsse sublimior & inferior sein / ob schon der modus existentiae, vel habitationis einen solchen vnterscheit hat.
Ebner massen ist auch folgendes eine schendliche Calumnia, da die Anhaltischen tichten / es könne nicht einerley allmechtigkeit bleiben / die in vnterschiedlichen modis oder viel mehr gradibus, als in positiuo vñ comparatiu obetrachtet / jtzo höher / jtzo geringer stamirt vnd genennet werde. Denn ich dieses nicht allein nicht geschrieben / Sondern mir auch in mein hertz nicht kommen ist / Wie sie denn solche schendtliche calumniam in alle ewigkeit nicht auff mich erweisen mögen.
Ich halte nicht / habe auch mit keinem buchstaben geschrieben / das die allmechtigkeit Christi / jtzt in positiuo, jtzt in comparatiuo, das ist / jtzt höher / jtzt geringer betrachtet werde (dieses ist der Anhaltischen calumnia vnnd falsch zeugnis wieder das achte gebot Gottes / so sie dieses orts wieder mich geben) Sondern das halte ich / vnd das hab ich auch geschrieben / Nemlich / das ob wol die menschliche Natur Christi / eben zu der allmechtigkeit persönlich erhaben / welche des Sohns
Gottes eigene allmechtigkeit ist / vnd zu keiner andern / so werde sie doch lange sublimiori modo auff eine höhere weise der Gottheit des Sons zugeschrieben / als der menscheit / weil die Gottheit die allmechtigkeit selbst ist / vnd aus eigener krafft one betrachtung eines andern dinges allmechtig ist / der menschlichen natur aber nimmermer aus jrer eigenen krafft / one betrachtung der vereinigten Gottheit des ewigen Sons / allmechtige gewalt köndte zugeschrieben werden.
Doraus alle verstendige vnpartheyische Christen vernemen können / das viel ein anders ist / leren die allmechtigkeit sey zweierley / sublimior & inferior / höher vnd nidriger / oder werde jtzo höher / jtzt geringer / in positiuo & comparatiuo statuirt, welchs mir die Anhaltischen aus lautter mutwillen felschlich antichten vnd zulegen / denn sagen / das die allmechtigkeit / zu welcher gemeinschafft die menschliche natur Christi durch die Persönliche vereinigung erhaben / eben dieselbe vnd keine andere allmechtigkeit sey / denn welche des Sons Gottes eigene allmechtigkeit ist / alleine das sie der menscheit Christi nicht auff die weise zugeschrieben werde / wie der Gottheit selbst / welcher wesentliche Natürliche eigenschafft sie ist / vnnd für vnd für bleibet / wie denn auch die Gottheit des Sons die allmechtigkeit selbst / vnnd aus jrer eigenen krafft allmechtig ist / one betrachtung eines andern dinges / wenn sie schon nimmermer mit der menschlichen natur Christi vereinigt were. Die menschliche Natur aber nur von wegen der Persönlichen vereinigung zur gemeinschafft der allmechtigkeit / welche des Sons Gottes eigene allmechtigkeit ist / erhaben.
Zweifels one wird der Christliche leser aus diesem stücklein vermercken / was für ein Geist sey / von welchen die Anhaltischen / zu solchen Calumnien vnnd falschen zeugnissen getriehen werden.
So hab ich auch weder gelert nach geschrieben / das die Göttliche allmechtigkeit anders denn auff einerley vnermessliche weise könne betrachtet werden. Denn der streit nicht ist / von der all mechtigkeit selbst / ob dieselbige jtzo geringer / jtzo höher könne oder solle genent oder betrachtet werden / welchs mir die Anhaltischen felschlich zulegen: Sondern daruon / wie des Sons Gottes eigene allmechtigkeit oder allmechtige gewalt der angenommenen menschlichen Natur zugeschrieben werde / wenn gesagt / das die menschliche natur Christi allmechtige gewalt habe / Matth. 28. Item / das Christi fleisch lebendig machend sey / Joh. 6. Item / das es anzubeten sey etc. Dorauff wir vnsers theils aus gründe der warheit antwortten / nicht wie die Anhalter felschlich auff vns tichten / dz die menschliche natur eine inferiorem oder geringere allmechtigkeit habe / als die Gottheit: Sondern das sie eben zu derselben allmechtigkeit / welche des Sons Gottes eigene allmechtigkeit ist vnd bleibet / durch die Persönliche vereinignng erhaben / vnnd das jr allmechtiger gewalt vmb vnd von wegen der Persönlichen vereinigung willen zugeschrieben werde / vnnd das wir doch solchs nicht in dem verstande thun / als were sie die allmechtigkeit selbst / wie die Gottheit / oder als were sie aus jhrer eigenen krafft ohne betrachtung eines andern dinges allmechtig wie die Gottheit / sondern wie gemelt / nur vmb der Persönlichen vereinigung willen mit der allmechtigen Gottheit des ewigen Sons / durch welche voreinigung sie zur gemeinschafft solcher allmechtigen Maiestet ist erhöhet worden.
Pag. 63. Darumb der Anhaltischen geticht von der sublimiori omnipotentia, höhern allmechtigkeit vnnd inferiori omnipotentia der geringern allmechtigkeit gradibus vnnd qualitatibus etc. Ein lauter falsch zeugmss vnnd
nicht bestehen mag / folget auch aus vnser lere nicht / sondern wird vns felschlich von jhnen zugemessen / darüber wir vns auff der gantzen Christenheit vrthel ziehen vnnd nicht zweifeln / Gott werde die Anhaltischen solches falschen zeugnis wegen auch in diesem leben straffen / wo fern sie es nicht mit demütigen hertzen er kennen / vnnd Gott dem Herrn abbitten.
Sie füren auch dieses Argument ein.
Wenn etwas höher vnd grösser ist / denn das ander / soPag. 64. kans ja nicht einerley bleiben. Pag. 322.
Das wort ist allmechtig / aber auff eine viel höhere vnd grössere weise / denn die angenommene Menscheit in Christo / welche gleich wol / nach des gegentheils fürgeben / auch allmechtig ist.
Derhalben kans nicht einerley allmechtigkeit sein / so doch die Christliche kirche nicht mehr denn von einerley allmechtigkeit weis. Antwort.
In diesem Argument sind quatuor termini (die Anhaltischen hörens gern oder vngern / so mus ichs dennoch sagen) denn Maior handelt von zweyen vnterschiedlichen dingen / deren eines grösser ist als das ander / da freilich folget / das dieselben nicht einerley sein oder bleiben können.
Minor aber handelt nur von der weise / nemlich / das die einige allmechtigkeit / welche des Sons Gottes eigene allmechtigkeit ist / vnd in alle ewigkeit bleibet / auch der angenommenen menschlichen Natur Christi zugeschrieben werde / jedoch auff eine andere weise / denn sie der Gottheit des Sons zugeschrieben wird / vnd nicht von zweyerley allmechtigkeiten / einer grösseren / so des Sons Gottes eigen / vnd einer geringern / so der menschlichen Natur Christi mitgetheilet / daruon der Anhaltischen falsch zeugnis redet.
Derwegen ists vnmüglich / das der schluss folgen solle / es könne nicht einerley allmechtigkeit sein vnd bleiben.
Wenn wir der Anhaltischen jr falsch zeugnis gestünden / das sie vns aufftichten / nemlich das zweierley allmechtigkeit / eine grössere / die des Sons Gottes eigen / vnnd geringere / welche der menscheit Christi mitgeteilet / vnd das die allmechtigkeit jtzt höher jtzt geringer statuirt vnnd genennet / köndten sie recht wieder vns Argumentiren / dz nicht einerley allmechtigkeit in Christo were vnd bliebe.
Die weil aber dieses nicht vnser lere / sondern der Anhaltischen falsch zeugnis ist / so sie vns felschlich zulegen / felt jr schluss zu boden / vnd bleibt ein schendliche ertichte Calumnia die wir jnen wieder heimschicken / mögen sich / da sie je an solchen Calumnijs so gros gefallen / damit jrer gelegenheit nach belustigen / bis das sie Gottes gerichte findet.
Dieses kan ich aber hiebey (des Christlichen lesers halben) vnangezeigt nicht lassen / das sie das 322. Blat meines buchs wieder sie / citiren vnnd jren Maiorem draus nemen wollen. Da ich aber nach schlah / vnd zusehe / befindet sich / das sie mir das schwert in die hand geben / darmit ich sie schmahen kan. Denn klar / das am ermelten blat meines buchs / die wort jres Maioris mit keinem buchstaben stehen. Sondern ich vberweise desselben blats Pag. 321. 322. die Anhaltischen des Arianismi ausfürlich vnnd gründlich mit diesem Argument.
Was des andern heubt ist / dasselbige mus je höher vnd grösser sein / denn das ander.
Die Anhaltischen leren aber / das Gott Christi heubt sey nach beiden naturen / secundus vtramque naturam.
Der wegen können sie nicht furüber / sie müssen gestehen / das Christus auch nach seiner Göttlichen natur geringer als
der Vater / vnnd der Vater dem wesen nach grösser als der Son / welchs im grunde nichts anders ist / denn Arij Gotteslesterliche ketzerey / auff welchs Argument sie nicht mit einem buchstaben geantwortet haben.
Sie setzen auch ferner / der Christliche leser wolle doch bedencken / obs einerley allmechtigkeit bleibe / welche in derPag. 64. Gottheit ist / quiddam essentiale, in der menscheit aber sein soll seu donum eine gabe / jedoch weder essentiale quiddam noch accidens. Pag. 342.
Damit aber der leser abermall augenscheinlich sehe / das sich die Anhaltischen Theologen in dieser sach mit lauter falschen zeugnissen behelffen / so wil ich meine wort an ermeltem blat hieher setzen / vnnd menniglich das vrthell dauon heimstellen.
Meine wort lauten also: Sagen zu ferner erklerung dieser sach / das es war sey vnd bleibe / das communicatio Maiestatis keine substantia sey / kan auch also nicht definirt werden: Sondern sey ein donum oder gabe / wie sie der Herr Christus Matth 28. beschreibet / vnd der Apostel Philip: 2. da er spricht: donatum est illi nomen etc. Ein Accidens zunennen / tragen wir dieses bedencken / damit wir nicht dafur angesehen werden / als hielten wir / quod in Deum cadant accidentia: behalten also den namen / das wir sie eine personalem communicationem nennen / vmb des willen / das sie aus der Persönlichen vereinigung jhren vrsprung hat / welcher name klar vnd richtig ist / vnd von menniglich der nicht mutwillig cauilliren vnd nodum in scirpo suchen wil / kan verstanden werden. Bisher meine wort wie sie Pag. 342. stehen.
Wo stehet aber in diesen meinen worten / das die allmechtigkeit in der Gottheit quiddã essentiale sey / in der menscheit
aber ein seu donum eine gabe / jedoch weder essentiale quiddam noch accidens / welche wort mir die Anhaltischen ohne schew zu wieder jrem eigenen gewissen freuelhafftiger weise antichten.
Ist das nicht calumnia oder viel mehr falsch zeugnis wieder seinen nechsten / so weis ich nicht / was Calumnia vñ falsch zeugnis sey / der Christliche leser felle zwischen mir vnd den Anhaltischen das vrthel.
Ich schreibe das communicatio Maiestatis nicht eine substantia sey / könne auch nicht also definirt werden / sondern sey ein donum oder gabe / Matth. 28. Philipp. 2. So tichten sie mir auff ich habe geschriebẽ / die allmethtigkeit sey in der Gottheit quiddam assentiale / In der menscheit aber ein seu donum eine gabe / welches weit von einander ist.
Ich schreibe von der communicatione Maiestatis oder mitteilũg der Maiestet / so tichtẽ sie mir auff / ich habe geschrieben von der almechtigkeit selbst: Nu sind es freylich vnterschiedene dinge / die mitteilung der Maiestet / vnd die Maiestet oder almechtigkeit selbst / zu welcher gemeinschafft die Menschliche Natur Christi / durch die Persönliche vereinigung erhaben ist.
Ich schreibe / die communicationem Maiestatis ein accidens zu nennen / tragen wir dieses bedencken / damit wir nicht dafür angesehen werden / als hielten wir quod in Deum caderent accidentia, nennen derwegen die communicationem Maiestatis personalem / vmb des willen das sie aus der Persönlichen vereinigung entspringt / so tichten sie mir auff / ich habe geschrieben / das die allmechtigkeit in der menscheit weder essentiale quiddam noch accidens sey. Das heist ja / calumniare audacter / tichte weidlich.
Es soll auch wieder ein ander sein / das ich geschrieben / Pag. 583. Die Menscheit Christi sey nicht so wol als die Gotheit selbst allmechtig / Item / Gott sey in dem allerhöchsten gradu perfectionis per essentiã allmechtig / oderviel mehr die allmechtigkeit selbst / welche Ehre vnnd perfection er der menschlichen natur Christi nimmermer mitteilet. Pag. 490. Vnnd bekenne doch Pag. 597. 598. Es gebüre der angenommenen menschlichen natur eben dieselbige Ehre / macht vnnd gewalt / welche der Gottheit eigen ist. Sie hetten mir aber diese antilogiam nicht dürffen fürwerffen / wenn sie candidè handlen / vnnd meine richtige erklerung / so darbey stehet / erwegen wollen.
Denn ich nicht geschrieben / das die Göttliche Ehre / macht vnd gewalt / welche der Gottheit eigen ist / der angenommenen menschlichen natur solcher gestalt gebüre / wie der Gottheit des Sons selbst. Denn derselben gebüret sie per essentiam / das sie die allmechtigkeit selbst ist / vnnd solche Göttliche eigenschafft aus jrer natur / vnnd eigner krafft hat / also das die allmechtigkeit von der Gottheit des Sons nicht vnterschieden ist / sondern eines mit der Gottheit / sondern gebüre jr vmb der Persönlichen voreinigung willen / durch welche sie zur gemeinschafft solcher Göttlichen Ehre / macht vnnd gewalt die des Sons Gottes wesentlich eigen ist / vnnd bleibet / erhöhet. Doraus klar / das hie keine contradictio oder antilogia zubefinden.
Die Patres haben freilich geschrieben / das der Son Gottes die angenommene menschliche natur / ad propriam suam celsitudinem / zu seiner eigenen hoheit / durch die PersönlicheNyssen: vereinigungerhaben / Item das die menschliche Natur Christi / durch das fitzen zur rechten hand Gottes ad aequalitatemChrysost. Oecum. honoris, zur gleicheit seiner Ehre erhaben.
Theodoret, Eph. 1. Cyrill: Item das die menschliche natur / eiusdem honoris, cum eo qui assumpserit, particeps, eben der ehren teilhafftig worden / welche dessen eigen ist / von dem sie Persönlich angenommen. Item das sie in conditionem assumentis / in die herrligkeit dessen / der sie jhm vereiniget / erhötzet / vnnd haben doch berwegen keine vergleichung oder vermischung der naturen in Christo / eingefüret: Sondern der angenommenen menschlichen natur Christi / solche Göttliche ldiomata oder eigenschafften nur von des wegen attribuirt, das sie mit dem ewigen Son Gottes Persönlich vereiniget / vnd daher zur gemeinschafft derselben eigenschafften erhaben.
Summa / es sind vnnd bleiben vnterschiedene sachen / wesentlich / allmechtig / oder die allmechtigkeit selbst sein / vnd durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft der allmechtigen krafft vnnd ehre erhaben sein / wie in wiederlegung jhres 9. Vnd 36. Argument / von mir gründtlich dargethan. Darumb sie mit diesem jhrem furwurff / wol hetten mögen daheimen bleibẽ / denn sie nichts mehr damit erhalten / deñ das sie die zhal jhrer falschen zeugnuss vnd greiflichen calumnien vormehren
Also nach art der rechten hand Gottes vber alles gegenwertig herrschen / heisse ich nicht / wie Gott selbst / wesentlich / natürlich / vnd aus krafft derselben allenthalben herschen vnnd Nach art der rechten hand Gottes vber alles gegenwertig herschen.regieren / sondern durch das sitzen zur rechten hand der krafft Gottes zu dieser Maiestet erhaben sein / das Christus nach seiner menschlichen natur (welcher nach er zur rechten Gottes gesetzt ist) in gleicher macht vnd ehre mit der Gottheit vber alles (nicht wesentlich / natürlich oder aus wesentlicher natürlicher krafft vnnd eigenschafft) Sondern auff vbernatürliche vnbegreifliche weise gegenwertig / vnd nicht abwesend / regiere. Denn dieses heist zur rechten hand Gottes sietzen / wie vnwie-
dertreiblich war ist. Darumb die Anhaltischen auch hierinnen / keiner Contradiction mich vberweisen können.
Die rechte hand Gottes / welche die Gottheit selbst ist / herschet vber alles gegenwertig / nach eigenschafft / krafft vnd natur jres Göttlichen wesens. Die angenommene Menschliche natur aber / welche zwar zur rechten hand Gottes gesetzet ist / herschet nicht vberall gegenwertig / nach eigenschafft / krafft vnd natur jhres wesens / oder wesentlichen natürlichen eigenschafften: Sondern darumb vnd daher / das sie auff vber natürliche / vnbegrefliche weise / zur rechten hand Gottes gesetzt / daher sie auch diese Göttliche Maiestet hat / das sie gegenwertig vnd nicht abwesendt vber alle Creaturen / mit der Gottheit des Sons herschet. Dieses stehet fest vnnd vnvmbstösslich / so lang als der Artickel vnsers Christlichen glaubens vom sitzen zur rechten hand Gottes / fest vnd vnvmbstösslich war bleibet / die Anhalter mögen dargegen tichten vnnd schreiben was sie wollen.
Es begehren auch die Anhaltischen / ich solle mit derPag. 65. Das wir nicht vieler ley Gottheiten tichten. schrifft erweisen / das man ohne ergernis der schwachgleubigen also reden vnd leren könne: Ein leib sey der Gottheit viel viel zu weit / vnd können viel tausend Gottheit drinnen sein etc.
Item / weil ich also schreibe / so müsse ich mit meinen consorten, auch erkennen / das ich vielerley Gottheit dichte etc.
Item / von viel tausendlegion Engeln rede wol die schrifft / aber von viel tausendt Gottheit finde man nichts in der Bibel.
Antwort. Diese art zu reden ist nicht mein / sondern D. Lutheri in seiner grossen bekentnis Pag. 461. Tom. 3. Jenensi. Hetten sich demnach an D. Lutherum selbst machen mögen / vnd an jhme erst zu Rittern werden / ehe denn sie sich
zu mir / dieser art zu reden / halben / genötiget. Es braucht sich aber D. Lutherus ermelter art zu reden nicht derenthalben / das er halte / das viel tausent Gottheit sein / wie jm die Anhaltischen seine wort calumniosé deuten. Denn er Gottlob des verstandes gewest / das er wol gewust / dz nicht mehr als eine Gottheit ist / vnd nicht viel tausendt: Sondern er streittet am selbiben ort / wieder zwingeln / vnd also auch wieder die Anhaltischen / welche disfals in zwingels vnnd der Jesuiter fusstapffen tretten / vnd fürgeden / das eine excedentia Diuinitatis sey / oder das die Gottheit ein ausgebreitet langes wesen sey / vnnd das die angenommene menschliche natur der Gottheit nur an einem teil derselben vereinigt sey / an allen andern teilen aber gar nicht. Darauff er (gleich als zu setzen / aber nicht zu gestehen oder zu affirmiren) antworttet / das ein leib der Gottheit viel zu klein / vnnd wens müglich were (das doch nicht ist) das viel Tausent Gottheit weren / köndten sie doch alle in einem leibe sein / wie denn auch wiederumb ein leib viel zu enge / das nicht eine Gottheit drinnen sein könne. Was nu D. Lutherus wieder zwingeln vnnd sein geticht de excedentia Diuinitatis / von dem ausgerecktem wesẽ der Gottheit schreibet / vnnd per concessionem doch nicht assertiué gesetzet / solchs deuten jme die Anhaltischen nach jrer art calumniosé dahin / als hette er simpliciter vnnd affirmatiuê gehalten das viel tausendt Gottheit weren. Wie nu die Anhaltischen solche vnnd dergleichen viel mehr greulicher Calumnien, dermal einst verantworten wollen / mögen sie zusehen / es gilt jnen jre kappen.
Das sie mir auch aus oberzelten worten D. Lutheri zumessen wollen / das ich mehr als einerley Gottheit tichte / fleust eben aus dem brun / da die vorige calumnia ausentsprungen.
Sie sollen mir ob Gott wil in ewigkeit / aus oberwehnten worten D. Lutheri mit grundt der warheit nimmermehr beybringen / das ich vielerley Gottheit dichte. Ich weis nach der schrifft nur von einerley Gottheit / vnnd nicht von vielen / vnnd sey jhnen trotz gebothen / das sie mich mit bestand eines andern vberweifen.
Weder D. Lutherus noch ich haben vns je treumen lassen / das viel Tausent Gottheit sein. Derwegen es des gespöts von viel Tausendt legion Engeln nicht bedürffet. Vnnd werden die Anhaltischen am Jüngsten gericht / wo sie nicht busse thun / dieser greulichen calumnien wegen / fur D. Luthero selbst verstummen / vnnd zu schanden werden müssen / das sie jhme auff seinen geschlossenen Mundt / vnnd zu wieder seiner intention / solche erschreckliche lesterungen auffgeticht vnnd zugelegt / auch in die gantze Christenheit von jhm / ausgesprengt haben.
Ein meisterlich Argument (Sprechen sie folgendts)Pag. 65. sey dieses von fünff Terminis: Dextera Dei non est locus, sed vbique. Caro Christi exaltata est ad dexteram Dei: Ergo Caro Christi non est in loco aliquo caelesti. Setzen drauff: Dieses sein meine eigene wort Pag. 287.
Die rechte hand Gottes / zu welcher die menschliche natur Christi gesetzt / ist kein ort oder reumliche stette / sondern die krafft Gottes selbst / welche wo sie ist / da ist sie gantz vnnd nicht zerteilet. Derwegen vnmüglich / das sie (die Anhaltischen) ratione sessionis adtotam dexteram Dei, sagen können / das die menschliche Natur Christi / nicht solte da gegenwertig sein / da die vnzerteilete rechte hand Gottes ist.
Ich gebe darauff zur antwort / das es ein meisterlich falsch gezeugnis sey / wieder das achte gebot / so sie ohne einige schew abermals wieder mich auff die bahn bringen / vnd das ich schier nicht glauben könne / das einiges füncklein wahrer furcht Gottes in diesen Anhaltischen Theologen vbrig sey. Denn was dz lateinische Argument selbst anlangt / ist dasselbige nicht mein / sondern der Anhaltischen / welche mir solchs felschlich antichten / wie es denn auch in meinem buch Pag. 287. welchen paginam sie citiren / auch sonsten durchaus mit diesen worten nicht zufinden.
Demnach auch ein solch offentlich falsch zeugnis keiner antwort wirdig / schicke ichs jnen wieder heim / so gut sie es erdiehe hahen / da sie es auch nicht lassen wollen / hetten sie wol ein Argument von zehen terminis tichten mögen / gebe mir nichts vberall zu schaffen.
Die deutzsche wort sind mein / da beken ich mich auch zu / vnd wil nochmals gerne sehen / wie sie mir dieselbigen vmbstossen wollen. Denn mit blossen anschreyen vnd lestern / stöst man noch lange keinen grundt vmb.
Auff das aber der Christliche leser desto richtiger dauon vrteilen könne / wil ich sie gantz hieher setzen / vnd nicht also zerstümmelt / wie sie von den Anhaltischen allegiret.
Meine wort Pag. 287. Lauten also: Zum vierden ist ja die rechte hand Gottes / zu welcher die menschliche natur Christi gesetzt / kein ort / reumliche stette / sondern die krafft Gottes selbst / welche wo sie ist / da ist sie gantz vnnd nicht zerteilet. Der wegen vnmüglich / das sie ratione sessionis ad totam dexteram Dei sagen können / dz die menschliche natur Christi nicht solte da gegenwertig sein / da die gantze vnzerteilete rechte hande Gottes ist / sie wollen denn dexteram Dei / in stücke zerteilen vnnd tichten / das die menschliche natur Christi
nur zu einem stück derselben erhaben / das im Himel an einem gewissen ort gegenwertig were / da die menschliche natur / vnd sonst nirgend jrem tichten nach / gegenwertig sein könne. Vnd darff derwegen die menschliche natur / nicht die rechte hand Gottes selbst werden. Ist gnug / das sie zu solcher krafft Gottes erhaben / nach welcher solchs geschicht / vnnd zu wegen gebracht / one zerstörung / oder vergleichung mit der Gottheit selbst. Bisher meine wort.
Auff den spruch Jesaiae 42. Ich wil meine Ehre keinemPag. 66. Vomspruch Esaie. 42. andern geben / welchen sie abermals anziehen / ist vnuonnöten dieses orts weitleufftig zu antworten / weil alles das jenige / so sie abermals auff die bahn bringen Pag. 291. Meines buchs in wiederlegung jres 20. Arguments albereit gründlich verantwortet: Da es der Christliche leser / wo ers begert / selbst lesen vnd vrteilen kan.
Was sie schwatzen von der particula (secundum̃) ist droben an seinem ort auffgeantwortet. Freilich ists war / vnd wird in alle ewigkeit war bleiben / das Christo nach seiner angenommenen menschlichen natur respectu & ratione vnionis hypostaticae die Ehre der anruffung Philip. 2. aus gnaden gegeben / vnd ist doch keinem andern geben / denn in Christo ist nicht alter & alter. So ist auch die angenommene menschliche natur nicht (alter) das ist vom Son Gottes abgesondert / oder ein eigene Person / sondern bestehet in der Person des ewigẽ worts / vñ ist des Sons Gottes eigene menscheit / welcher er durch die Persönliche vereinigung solche ehre mitgeteilet. Wie denn auch dz schencken aus gnaden auff die Gotheit nicht kan gezogen werden / sie wollen denn den Arianismum abermals vnderstützen / vnd demselben vorschub geben.
Auff Cyrilli vnd Athanasij spruch / erholen wir vnsere richtige antwort / welche den Anhaltischen hiebeuor in vnser
Apologia Cap. 4. Pag. 86. gegeben ist / die lauten also: Sie wollen auch aus dem spruch Jesaiae: Gloriam meam alteri non dabo, ich wil meine Ehre keinem andern geben / erweisen / das der angenommenen Menschlichen Natur Christi Göttliche Macht vnd gewalt oder Ehre nicht könne auff einigerley weise mitgeteilet werden / denn Gott spreche selbst / er wolle seine Ehre keinem andern geben / füren auch zu bestetigung solcher jhrer opinion ein / diese wort Cyrilli ex sexto Dialogo: Gloriam meam alteri non dabo, inquit, neque enim permittet vllis rebus alijs quamus sibi iuxta substantialem dignitatem verae Deitatis sublimitatibus magnificari, Quomodo enim natura creata ad huius dignitatis conditionem perueniret, vt nihil nobilitatis supra se relinquat. Das ist / ich wil meine Ehre keinem andern geben. Denn er wird keiner Creatur vberall sie sey wer sie wolle zu lassen / das sie mit den wesentlichen / der warhafftigen Gotheit herrligkeiten / vnd Ehre solte gezieret werden. Wie solte auch die erschaffene natur zu dem stande der herrligkeit komen / das nichts vber sie were. Item Athanasij: Cauendum est, ne inducamus diuersam aliquam substantiã, quam tamen velimus capacem esse proprietatum primae substantiae, scriptum est enim gloriam meam alteri non dabo: Man soll sich hüten / das man nicht jrgend eine vnterschiedene substantz oder natur einfüre / von der wir sagen / das sie der eigenschafften des Göttlichen wesens fehig sey: Denn es stet geschrieben / ich gebe meine Ehre keinem andern.
Nun bringen aber gemelte sprüche Cyrilli vnd Athanasij die antwort mit auff dem rücken / Nemlich / also wolle Gott seine Ehre keinem andern geben / das keine Creatur in die substantz seines wesens solle verwandelt werden / der gestalt / das sie jm am wesen gleich / oder mit jm eine substantz vnd wesen
sey / Denn wo das geschehen solte / so würde die Creatur an natur / wesen vnnd wesentlichen eigenschafften Gott selbst durchaus gleich / vñ bliebe kein vnterscheid zwischen dem schöpffer / vñ dem geschöpffe. Hette auch Gott als der schöpffer aller Creaturen nichts vberall zuuor aus vor den Creaturen. Dauon sagen beide Cyrillus vnd Athanasius recht / das Gott solcher gestalt keiner Creatur seine Ehre mitteile / vnnd eben das bekennen vnd leren wir auch.
Das aber mit diesem spruch Esaiae / Cyrilli vnd Athanasij erklerung / das solte gemeint sein / das die Gottheit des Sons / jrer Persönlich angenommenen menschlichen natur / von wegẽ vnd nach art der Persönlichen voreinigung / jre allmechtige gewalt nicht solle oder könne mitteilen / vnd das der Prophet vnd die beide Patres eben die mitteilung der Maiestet in der Person Christi / solten mit diesen jren worten vñ sprüchen vorworffen haben / das ist des gegenteils gedicht. Denn wenn der Son Gottes seiner angenommenen menschlichen natur solche seine Göttliche gewalt mitteilet / so teilet er keiner andern oder frembden Creatur ausserhalb seiner Person / seine Göttliche Maiestet mit / sintemal in Christo non est alter & alter / ist kein ander vnd ander / sondern eine andere natur / das ist / die menschliche / welche er in ewigkeit seiner Person vnzertrenlich in der zeit einmal auff vnd angenommen / vñ nimmermer / wie Damascenus recht redet / von sich wieder ableget. Theilet demnach keinem andern seine Göttliche Ehre mit / sondern seiner menschlichen natur / die er jhm selbst zu eigen gemacht / zu seinem eignen Tempel angenommen / vnnd jhme Persönlich vnnd vnzertrenlich in seine Person voreinigt hat.
Gehet also dieser spruch des Propheten nicht auff Christum vnd auff seine angenommene menschliche natur / sondern auff die sculptilia oder auff andere commentitia numina / wie
der text Esaiae am 42. eigentlich lautet / & laudem meam sculptilibus. Ist auch freylich eine grosse Gotteslesterung gemelten spruch / der doch vom Propheten / ja von Gott dem Herrn selbst nicht der angenommenen menschlichen natur in Christo / sondern den götzen vnd götzendiensten entgegen gesetzt / auff dieselbige ziehen vnd deuten. So spricht der Apostel Philip. 2. Es ist jme ein name gegeben / der vber alle namen ist. Denn er ja gewisslich die ehre der anruffung vorstehet / vnd das dieselbige Christo nach seiner angenommenen menschlichen natur in der zeit gegeben worden.
Wie solte es den war sein / das gemelter spruch von der angenommenen menschlichen natur vnd mitteilung Göttlicher ehre / wie die schrifft dauon redet / solle vnnd müsse vorstanden werden.
Summa / Cyrillus vnd Athanasius bezeugen vielfeltig / das Christo nach seiner angenommenen menschlichen natur / allmechtiger gewalt / ehre vñ krafft mitgeteilet sey. Denn also schreibet Cyrillus libr. 12. Thes. Cap. 15. Conditio quaedã est atque proprietas, vel si mauis dignitas alia creaturae, alia creatori necessariò inest: Creatura serua est, creator Dominus, sed creatura quoque Domino suo coniuncta â propria conditione liberatur & in meliorem traducitur. Ita natura nostra à filio Dei assumpta, mensuram suam excessit, & in conditionem assumentis eam, per gratiam translata est, Daraus gnugsam zuuorstehn das Cyrillus der angenommenen menschlichen natur Christi Göttliche ehre nicht alleine nicht abgesprochen: Sondern deutlich vñ klar zugelegt / nemlich von wegen der Personlichen voreinigung.
Athana sius aber de Ariana & catholica confes: schreibt: Deus non mutatus est in humanam carnem vel
substantiã, sed in se ipso quam assumsit, glorificabat naturam, vt humana caro atque natura diuinam profecerit in gloriam. Wie solt er denn mit vor erzelten worten / der menschlichen natur Christi / die gemeinschafft Göttlicher ehre oder Maiestet / habe aberkennen wollen.
Die auslegung Herrn Philippi Melanchthonis vberPag. 67. Von der auslegung des spruchs Philip. 2. den spruch Philip. 2. Welche er in der auslegung vber das erste Capittel Johan: setzet / wolten die Anhaltischen gern eludiren / aber sie bemühen sich vergebens. Die wort lauten also: Etsi alij alias interpretationes addunt: tamen simplicissima est in eo loco Pauli sententia. Forma significat vtroque loco similitudinem. Qui cum esset in forma Dei, id est, esset similis Deo, sapiens, iustus, fortis, superior morte, dator vitae, denique diuinam habens potentiam, tamen non arrogauit sibi aequalitatem, id est, non gessit se tanquam aequalem Deo, vt non posset pati & mori, sed se ipsum exinaniuit, id est, exuit illam Dei similitudinem, non posse pati, non posse mori & factus est similis hominum veré homo mortalis, & habitu inueutus vt homo, id est, adfectibus naturalibus omnibus praeditus, esurijt, sitijt, defatigatus est, metuit, sperauit, doluit, laetatus est, lachrymauit, iratus est, sensit tantam maesticiam, vt sudaret sanguinem etc.
Was das wesen der angenommenen menschlichen natur anlangt / desgleichen auch derselben wesentliche natürliche eigenschafften ist es / war / das die menschliche natur Christi in ewigkeit der Gottheit des Sons nicht gleich wird / vnnd ist der Son Gottes dem Vater gleich / alleine nach der Gottheit / so viel aber sein menschliche natur betrifft / ist dieselbige wie Cyrill. lib. 12. Thesauri Cap. 15. schreibt in conditionem assumentis per gratiam transferirt in den stand vñ herlig-
keit der natur / von welcher sie Persönlich angenommen / aus gnaden / erhaben.
Das Na zianzenus vnd andere das wort ( exinaniuit se ipsum) hat sich selbst geeussert / von dem Son Gottes ausgelegt / ist vns Gott lob bekant.
Es wird aber hie nicht gefragt / wie dieser oder jener den spruch Pauli Philip. 2. erkleret / sondern wie er vermöge der gantzen oeconomia / oder des gantzen contexts billich solle vnd müsse erkleret werden. Da für augen ist / das die erklerung den worten des Apostels am gemessesten ist / vnd am besten stimmet / welchs sie von der angenommenen menschlichen vnd nicht von der Göttlichen natur ausleget / wie solchs Hieronymus Philip. 2. Athanas. orat. 2. contra Arianos. Ambros. Philip. 2. Lutherus vnd Philippus Melanthon vber ermelte wort gnugsam erwiesen haben.
Es verdreust auch die Anhaltischen vber die massen sehr / das Pag. 67.ich jnen schuld geben Pag. 299. meines buchs in wiederlegũg jres 20. Arguments / das jr Argument / so sie fürbracht quatuor terminos habe / geben für / es werde sich der schlus der Antitrinitarien Vom Argu ment der Anhaltisch en so vier terminos hat.durch solche kindische Phantasey mit nichten eludiren lassen.
Nu kan ich den Anhaltischen disfals nicht besser vnter augen gehen / denn das ich ermelten Syllogismum mit meiner solution von wort zu wort repetire / vnd lasse den Christlichen verstendigen leser daruon vrteilen.
Argument der Anhaltischen.
Der gantze Christus bestehet aus der gestalt Gottes / vnd aus der gestalt eines knechtes / Philip. 2.
Er hat aber von mutter leib an / beide gestalt (nach euer lere) an seiner menschlichen natur vnd substantz gehabt / die weil er nach der menscheit mit Göttlichen eigenschafften gezie-
ret / derselben aber im stande der nidrigkeit sich geeussert / vñ für den teuten in dieser sichtbarn welt / nur einen eusserlichẽ knechts wandel gefüret / bis er nu durch den eingang in seine herrligkeit / die knechts gestalt hat abgelegt.
Derwegen ist er vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) blieben / aber wol mit Göttlichen eigenschafften der allmacht / allwissenheit / allenthalben gegenwertigkeit als ein gemachter Gott gezieret vnd begabet ist. Bisher das Argument. Nu folget meine resolution / so Pag. 299. In wiederlegung jres 20. Arguments zubefindẽ.
Auff dieses Argument (sprechen die Anhaltischen) werden wir mit grunde nichts antworten können / so lange als wir bey vnser lehr vorharren.
Vns ist aber Gott lob / bey diesem der Anhaltischen vnd aller Antitrinitarien / oder Seruetianer Argument gar nicht leyde / denn es nur ein schendliches vnd vnchristliches geticht ist.
Erstlich aber antwortten wir in genere / das dieses jr weit gesüchtes vnd nichtiges Argument quatuor terminos habe. Denn im selben nulla connexio minoris ad maiorem.
Maior redet daruon / der gantze Christus bestehe aus der gestalt Gottes / vnd aus der gestalt eines knechtes. Minor aber sagt / der gantze Christus habe beide gestalt von Mutter leibe an seiner menschlichen natur gehabt etc. Da menniglich siehet vñ verstehet / das keine consequentia in diesem gantzen paralogismo sey / vnd das keines weges die conclusio draus erfolge. Ergò ist Jesus Christus vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) bliebe etc. Deñ in maiore wird das wort gestalt pro naturis / das ist / für die naturen gebrauchet / In minore pro habitu, daraus die vier termini offenbar. Wer diesen groben betrug nicht siehet / der mus blind sein. Noch dürffen diese leute mit solchẽ paralogismis prangen / vnd andern leuten eine mundsperrung machen.
Zum andern / stehet auch maior huius paralogismi nicht Philip. 2. Wie er hie gesetzt wird / nemlich der gantze Christus bestehet aus der gestalt Gottes / vnnd der gestalt eines knechts. Denn Pauli wort lauten also: Jesus Christus ob er wol in Göttlicher gestalt war / hielt ers nicht für einẽraub Gott gleich sein / sondern eussert sich selbst / vnd nam knechts gestalt an. Welchs auch lange nicht also lautet / wie der maior jres paralogismi lautet. Aber es mag auch dieser paralogismus an seinen ort hinfaren / vns trifft er Gott lob im wenigstẽ nicht. Bisher meine antwort. Daruon ich dem Christlichen leser nochmals das vrtel heimstelle.
Pag. 67. 68. 69. Von anbetung des fleisches oder mensch lichen natur Ckristi. Abermals machen sie sich trefflich vnnütze / vnnd schreiben / ich thu wieder mein gewissen / das ich sie beschüldige / sie schliessen das fleisch Christi von der Ehre der anruffung stracks aus. Nu bitte ich / der Christliche leser wolle vnbeschwert sein / den heubtstreit dieser sache aus dem gründtlichen bericht (wie derselbe hiebeuor in wiederlegung jhres 20. Arguments von mir gesatzt / aber mit dem allergeringsten von jhnen nicht vmb gestossen) zuuornehmen / vnnd nach seinem gewissen darüber das vrtell zufellen.
Sie die Anhaltischen sagen / vnsere lehre de communicatione Maiestatis schweche auch den beweis der Gottheit Christi / welcher von der Ehre der anruffung genommen werde. Denn welcher vnter vns hat jemals geschrieben vnd gelehret / das man in der anruffung Christi also beten oder sprechen solle: Du menscheit oder du fleisch Christi erhöre vns / jr geticht ist dieses vnnd nicht vnser lehre. Wir lehren also / das Christi fleisch oder menscheit anzubeten sey in ipsa vnione, vnnd darumb / wie die orthodoxa vetustas recht geredt oder geschrieben / dieweil das fleisch von der Gottheit persönlich angenommen / oder eine person mit dem ewigen wort machet.
Wissen wol / das man im gebet zu Christo solcher wort nicht brauchen soll / leren auch nicht / das ander leute ein solch formam adorandi Christum / eine solche weise Christum anzubeten / brauchen sollen / damit es nicht das ansehen gewinne / als hielte man die menschliche natur Christi für eine eigene person / welche solcher massen köndte seorsim auch ohne betrachtung der vereinigten Gottheit angebetet werden. Aber dadurch wird gleichwol das nicht auffgehaben / das Christi fleisch anzubeten sey / á diuinitate suscepta & Deitati vnita, wie Augustinus recht redet etc. Relia uideantur praedicto loco.
Sie ziehen auch hoch an / das Pag. 328. siehet / der Son habe durch die ewige geburt alles / vnd also auch das mitlerPag. 69. ampt empfangen. Wollen doraus schliessen ich referire das mitler ampt ad notionem Characteristicam verbi interiorem etc. Es ist mir aber solchs in mein hertz nie komen / das mitlerampt ad characteristicam verbi notionem zu ziehen. Habe in warheit nichts anders sagen wollen / ob es wol mit worten so deutlich nicht ausgedrückt / den das der ewige Son habe durch die ewige geburt alles vom Vater empfangen / vnd also ferner auch von ewigkeit Ehe der welt grund gelegt war / Psal. 2. Eph. 1. peraeternum decretum aut consilium totius Trinitatis, das ist / durch den ewigen rath vnd beschluss der gantzen dreyfaltigkeit / das mitlerampt empfangen / darbey ichs bleiben lasse.Pag. 70. Vom spruch Augustini ad Dardanum.
Augustini spruch ad Dardanum anlangend / welchen sie also allegirt: Non est consequens quod in Deo est pariter, vbique sit vt Deus etc. Bleibe ich nochmals dabey / das sie jhn felschlich citirt. Denn es stehet nicht (pariter vbique sit vt Deus) Sondern (Ita sit vbique vt Deus) darunter ein grosser vnterscheid ist / wie menniglich siehet.
So ist vnnd bleibet auch für vnd für / ein grosser vnterscheid zwischen diesen zweien propositionibus oder reden / vberall gegenwertig sein / wie Gott selbst: Vnd auff vbernatürliche himlische weise im Himel vnd auff erden (von wegen der Persönlichen vereinigung) gegenwertig sein.
Denn Gott ist totus in se ipso vbique / das ist / gantz in jme selbst / wie Augustinns ad Dardanum Epist: 57. redet / vberall gegenwertig / das ist / aus wesentlicher natürlicher eigenschafft / vnd ist in jme die allgegenwart / eine wesentliche natürliche eigenschafft seiner Gottheit / welche der angenommenen menschlichen natur Christi wesentliche eigenschafft nimmermer wird.
Der angenommenen menschlichen natur Christi aber / wird die gegenwertige herrschafft vber alle Creaturen nicht zugeschrieben / als Gott selbst / gleich als were sie in jhr selbst gantz gleich wie Gott aus wesentlicher natürlicher eigenschafft / vberall gegenwertig / oder herschete aus wesentlicher natürlicher krafft vberall gegenwertig / oder aber als hette sie dieselbe gegenwart per transfusionem physicam als ein donum habituale an vnd für sich selbst / sondern nur daher / das sie mit dem Ewigen wort oder Son Gottes Persönlich vnzertrenlich vnd indistanter one reumligkeit / örter vnnd stette / vereiniget ist / vnnd in der Person des ewigen worts jre subsistentz hat oder bestehet
Darumb wen von Gott gesagt wird / das er vberall gegenwertig sey / wird solchs verstanden / das er wesentlich / natürlich / oder nach seiner wesentlichen natürlichen eigenschafft gegenwertig sey / vnd alles in se ipso in jm selbst gantz erfülle.
Wen man aber von der angenommenen menschlichen natur Christiredet / vnd spricht / das Christus nach derselben seiner menschlichen natur / gegenwertig vnnd nicht abwesend
auff vbernatürliche himlische weise vber alles hersche / wird es nicht essentialiter, sondern personaliter verstanden. Das nemlich die menschliche natur Christi gegenwertig hersche vber alles vmb der Persönlichen voreinigung willen / dieweil sie jre subsistentiam in der Person des ewigen worts hat / vnnd von derselben / durch reumligkeit erschaffener örter oder stete / nicht kan noch mag abgesondert oder gescheiden werden / sintemal die vereinigung nicht localis oder reumlich / sondern personalis oder Persönlich ist.
Doraus zu sehen / das hie keine contradictio vorhanden / wie die Anhaltischen fürgeben / dieweil es nicht aequipollentes propositiones sein.
Es sind diese leute so gar in der opinione localitatis, in dem wahn von der reumligkeit erschaffener örter vnnd stete ersoffen / das sie stracks dencken / es könne auch ChristusOpinio localitatis: nach seiner menschlichen natur / ohne solche reumligkeit / der erschaffenen örter vnnd stete (welche doch mit dieser welt auffhören werden) gar nicht / auch nirgends gegenwertig sein / denn zugleich an einem solchen reumlichen orte / vnnd wo er mit seinem leibe nicht an einem solchen reumlichen ort / sein / oder mit denselben begriffen sein solte / so könne es kein warer menschlicher leib sein.
Wie sie den auch in diesem fleischlichen wahn hafften / wenn Chrristus nach seiner menschlichen Natur solte gegenwertig herschen / da er seiner Gottheit nach gegenwertig herschet / so muste die menschliche natur ausgedehnet vnnd ausgespannet sein / wie der Himel / lufft oder etwas anders / sonst sey es vnmũglich / das er nach seiner menschlichen natur gegenwertig vber alles herschen könne.
Bedencken aber vnter des nicht / das der Himel / in welchem Christus mit seinem leibe auff gefaren / kein solcher reumlicher ort sey / Item das Christi geistlicher leib. 1. Chor. 15. Keines solchen reumlichen orts (als hie auff erden reumliche örter vnd stete sind) bedürffe. Des gleichen das da es gleich gestanden / das Christi leib localiter / reumlich im Himel / dennoch der ander modus praesentiae oder die andere weise der Persönlichen gegenwart / dadurch nicht auffgehaben.
Vnd das nach viel mehr ist / können sie ja selbst nicht leugnen / das die Gottheit vberall gegenwertig sey / aber doch nicht reumlicher ausgebreiteter / oder ausgedehnter weise diffusiué wie die lufft / sondern in se ipsa in jr selbst / one einige diffusi- oder ausgespannenheit. Nu ist aber die menschliche natur Christi von der Gottheit des Sons / welche in se ipsa in jhr selbst vberall gegenwertig ist vnd herschet Persönlich vnd vnzertrenlich angenommen / also das sie jre subsistentiam in der Person des ewigen worts hat / vnnd sonst nirgend ausserhalb derselben.
So muss ja vnwiedertreiblich folgen (Sie wollen denn aus der Gottheit des Sons ein ausgespannen ausgebreites wesen tichten / vnd jr eine diffusionem oder expansionem zulegen) das die angenommene menschliche natur personaliter Persönlich gegenwertig sey vnd hersche / da die Person des ewigen worts gegenwertig ist vnd herschet.
Denn weil die Gottheit des Sons nicht locali diffusione vberall gegenwertig ist vnd herschet / sondern in se ipsa in jr selbst, & in se ipsam assumpserit humanam naturam, so verstehet ja menniglich / das sie von wegen der Persönlichen vereinigung zu solcher Maiestet vnnd hoheit komen ist / das sie vmb solcher vereinigung willen Persönlich gegenwertig vber alles herschet vnd regieret.
Die Anhaltischen lassen Augustini spruch Tom. 7. de peccatorum meritis & remissione, Cap. 31. Passiren /Pag. 71 Vomspruch Aug: Tom. 7. in welchen die Persönliche gegenwart des gantzen Christi asserirt / alleine wollen sie draus inferiren / es könne jederman aus demselben erkennen / das die abstractiuae locutiones / das nemlich die menschliche natur Christi allmechtig sey / alles wisse / vberall gegenwertig mit hersche etc. Nirgent weder in der schrifft / noch orthodoxa antiquitate fundirt seyn. Item weil die Person des worts vnnd angenommene Natur disparata sein / so folge nicht / ob wol die Person des worts eximirt sey ab omni localitate / das derhalben die angenommene menschliche natur illocalis oder allenthalben sey. Dieweil die regell sage / à disparatis nihil sequi.
Weil jnen aber auff die obiection von den abstractiuis locutionibus in wiederlegung jrer 42. Argument / desgleichen auch in dieser schrifft anfangs gründlich geantworttet / vnd sie nichts bestendiges darwieder auffbringen können / ists ohne not / das solche antwort dieses orts repetiret werde.
So viel aber das Argumentum à disparatis anlangt /Vom Argu mento à dtsparatis genomen. ist sich wol zuuerwundern / das sie sich nicht eines bessern bedacht / da sie solchs setzen wollen.
Denn wo die regell (a disparatis nihil sequi) in diesem mysterio der Persönlichen vereinigung gelten soll / vnnd kan (wie die Anhaltischen dürstig fürgeben) etwas gewisses vnd vnwiedersprechlichs daraus geschlossen werden: So kan ebner massen auff einmal das gantze geheimnuss von der Persönlichen voreinigung der beider naturen in Christo (welche disparatae sein) auffgehaben vnnd vmbgestossen werden. Denn folgt á disparatis nichts / wie die Anhaltischen schreiben / so folgt auch die Persönliche voreinigung der beider naturen in Christo nicht / den dieselbigen seindt disparatae vn-
gleiche Naturen. Item / folgt á disporatis nichts / so folgt auch nicht / das der leib Christi mit dem gesegneten brodt im heiligen Abentmal gegenwertig ausgeteilet werde. Den leib vnd brod sind disparatae naturae.
Wir vnsers theils excipiren wieder die schul regell disparatis / damit wir die Persönliche vereinigung beider naturen in Christo der Göttlichen vnd menschlichen / vnd die persönliche gegenwertige herrschafft vber die Christenheit vnnd vber alle Creaturen / desgleichen die ware wesentliche gegenwart des leibs vñ bluts Christi im heiligen Abentmal nicht verlieren / vnd sagen / das sie in diesen geheimnissen / welche in der heiligen schrifft sonderlich offenbahrt / nichts gelte / das auch durchaus keine folgerei aus derselben / in obbemelten Mysterijs anzustellen sey.
Sie werden auch diesen grundt noch lange nicht vmbstossen / ob sie sich gleich dran versuchen.
Wo die Persondes ewigen worts / welche extra & suprá omnia loca oder von aller localitet / oder reumligkeit der örter vnnd stette eximirt oder gefreiet ist / gegenwertig ist vnd herschet / da mus auch notwendig die angenommene menschliche natur / welche in dieser person / vnd sonst nirgent ausserhalb derselben jre subsistentz hat / gegenwertig herschen.
Die Person des ewigen worts ist vnd herschet extra & supra omnia loca / vnd ist von aller localitet oder reumligkeit / örter vnd stette eximirt vnd gefreiet.
Derwegen so mus die angenommene menschliche natur / wie sie mit dem ewigen wort Persönlich voreiniget ist / vnnd in derselben vnnd sonst nirgent ausserhalb derselben jre subsistentz hat / extra & supra omnia loca mit gegenwertig sein vnd herschen / oder disfals von aller localitet eximirt sein.
Oder / Vbicunque est , in cuius intimum complexum natura humana inseparabiliter & indistanter assumpta est, ibi etiam necesse est esse humanam naturam, eo quidem respectu, quo inseparabiliter & indistanter vnita est.
Sed in nullo loco est, nec locus pertingit ad , cum ab omni localitate exemptus sit.
Ergo assumpta quoque humana natura eo respectu quo inseparabiliter & indistanter vnita est, in nullo loco est, vel locus ad eam non pertingit.
Es wissen je alle verstendige Christen / das die angenommene menschliche natur Christi betrachtet wird / wie sie in loco oder an einem ort ist / vnnd wie sie mit dem ewigen wort oder ewigen Son Gottes Persönlich voreiniget ist. So fern sie nu betrachtet wird / wie sie mit dem Son Gottes Persönlich voreiniget / ist sie nach derselben betrachtung (eo respectu) also von aller localitet oder reumligkeit eximirt vnnd gefreiet / als wen kein reumlicher ort were / denn die Person des ewigen worts oder Sons Gottes / in welcher die angenommene menschliche natur (vnnd sonst nirgends ausserhalb derselben) jhre subsistentz hat oder bestehet / ist jtziger zeit nicht weniger / ausserhalb aller reumlicher örter / als da noch kein reumlicher ort erschaffen war.
Daher aber entspringt der Caluinisten vnnd Anhaltischen jrrige meinung / das sie die angenommene menschliche natur Christi (nach der betrachtung / wie sie in der Person des Sons Gottes jre subsistentz hat) nicht vber alle erschaffene reumliche örter erhaben / sondern nur an einen erschaffenen reumlichen vnterschiedlichen ort anbinden / welchs durch aus vnrecht vnd falsch ist.
Reumlich ist sie wol in loco wenn sie derselben art nach beerachtet wird / wie Christus hie auff erden mit seinem leibe raum geben vnd genommen / vnnd von einem ort zum andern gereiset ist. Wenn sie aber also betrachtet wird / wie sie Persönlich vnd vnzertrenlich / mit dem ewigen Son Gottes vereiniget / da ist sie nirgend / denn in ipsa hypostasi / das ist / in der Person des ewigen Sons Gottes.
Das aber die menschliche natur Christi / könne vnd solle auff obgesetze mass vnd weise betrachtet werden / erscheinet daraus klerlich. Denn zur zeit der nidrigung / ist Christus mit seiner menschlichen natur reumlich an einem ort gewest / also ist auch kein zweifel / das Christus nach art der clarificirten leiben mit seinem leibe oder menscheit in aliquo ubi caelesti sey. Aber eben diese angenommene menschliche natur Christi ist auch in der Person des ewigen worts / in welcher sie jre subsistentz hat / welche betrachtung die andere leibliche reumliche weise / welche die philosophi localem nennen / weit vbertrifft.
Pag. 72. 73. Vom Argu ment. Qualis vnio, talis Communicatio. Sle prangen auch mit diesem Argument. Qualis vnio, talis communicatio.
Sed vnio hypostatica respectu concurrentium naturarum, est physica.
Ergo & communicatio Idiomatum physica nominanda est.
Vnd setzen drauff / das wir minorem concedirt. Derwegen so müsse die conclusio vnwiedersprechlich folgen. Vergessen aber vnter des / das jnen hiebeuor deutlich angezeigt / wenn dieses jr Argument simpliciter absque vlla limitatione schliessen solle / das sie selbst notwendig halten vnnd zugeben müssen / das die communicatio Idiomatum physica / das ist / natürlich sey / oder eine natürliche ausgiessung
der eigenschafften der Göttlichen natur in die menschliche. Weil sie aber dieses nicht zulassen / so haben sie vns selbst mit der that gewiesen / das dieses Argument nicht simpliciter schliesse / sondern bedürffe einer limitation: Nemlich / das / ob wol die Persönliche vereinigung respectu concurrentium naturarum naturalis von Cyrillo genent / dennoch dasselbige wort zuuormeidung des Eutychianischen jrthums in der lere de communicatione Maiestatis nicht müsse gebraucht werden / vnd demnach reale nicht allezeit so viel heisse / als physicum wie sie fürgeben / das es beides einerley sey. So gebrauchen wir auch der regel: Qualis est vnio, talis est communicatio / nicht weiter / denn das wir sie jrer verbali praedicationi de simplici permutatione nominum, oder von abwechselung der namen entgegen setzen.
Ist auch hierbey fürnemlich / so viel den minorem dieses Arguments anlangt / wol in acht zu haben / das Cyrillus / welcher in seinem Anathematismo die vnionem hypostaticam respectu concurrentium naturarum naturalem nennet / dieses wort selbst also erkleret / das er sie nicht simpliciter, sed secundum quid wil verstanden haben. Denn also lauten seine wort Asserit (tertius Anathematismus) vnitum secundumus naturam, hoc est, non secundum habitudinem, sed secundum veritatem, sanciae carni verbum rationalem habenti animam, nullo modo diuidendum esse, vt ne duos imaginemur filios & impartibilem partiamur. At hic (Nestorius scilicet, Item Theodoretus) non intelligens, quid nam sit vnio naturalis, hoc est, vera, non confundens naturas, nequecom̃iscens, ita vt altera aliter esse oporteat, quam vt est, puerile uo ddam & frigidum suscipit Argumentum etc.
Doraus klar / das Cyrillus die Persönliche voreinigung
nicht simpliciter naturalem / das ist natürlich nennet / denn daraus wie er selbst setzet / wolte eine vermischung der naturen erfolgen: Sondern secundum quid / das ist darumb / dieweil die beide naturen in Christo / nicht secundum habirudinem / wie Nestorius leret / sondern secundum veritatem / das ist / warhafftig vereinigt weren / vnd das derwegen aus Christo wie Nestorius fürgab / nicht müssen zwene Christi / zwene Söne / aus Christo gemacht werden / vnd die Person nu mehr nach der geschehenen Persönlichen voreinigung der beider naturen / nicht dürffte oder muste auff Nestorianisch zertrennet werden (ne impartibilem partiamur) welchs die Anhaltischen mit Nestorio gemein haben / in dem sie ausdrücklich die excedentiam oder die ausgespannenheit der Gottheit verteidigen / vnnd streiten / das die menscheit Christi der Gottheit nur an einem gewissen reumlichen ort vereiniget / sonsten aber sey die Gottheit des Sons allenthalben / da die angenommene menscheit / nicht gegenwertig sey / oder gegenwertig vber alles hersche.
Pag. 73. D. Lutheri wort Tom. 8. Ienensi: de verbis nouissimis Dauidis: Das sich die namen der beiden naturen / in den namen der einigen Person voreinigen / nemen wir gernan / aber mit dieser bedingung / das die Anhalter / nicht alleine ermelte wort vrgiren: Sondern auch darneben behalten vnnd stehen lassen / was ermelter Lutherus de nouissimis verbis Dauidis / weiter de communicatione Maiestatis siue omnipotentiae in tertio genere communicat: geschrieben hat / Nemlich das dieses auch communicatio Idiomatum sey: Da Christus spricht / Matth. 28: Mir ist aller gewalt gegeben im Himel vnnd auff erden. Welchem mir? Mir Jesu von Naza-
reth Marien Son vnd menschen geboren / von ewigkeit habe ich sie vom Vater / ehe ich mensch ward / aber do ich mensch ward / habe ich sie zeitlich empfangen nach der menscheit / vnnd heimlich gehalten bis auff mein aufferstehen vnnd auffart / da es hat sollen offenbahret vnd verkleret werden / wie S. Paulus Rom. 1. spricht: Er ist verkleret oder erweiset ein Son Gottes krefftiglich. Johannes nennets verkleret Cap. 7. Der heilige geist war noch nicht / denn Jesus war noch nicht verkleret.
Das sie sich nu dieses orts abermals vnterstehen / diePag. 75. abstractiuas locutiones der schrifft vnnd orthodoxae antiquitatis / mit dem so von den Theandricis actionibus in secundo genere gesagt wird / zu eludirn ist droben gründ lich auff geantworttet.
Das es auch nichts denn eitel lere titel vnd blosse namen sein sollen / wenn Christus spricht / mir ist aller gewalt gegeben worden / das ist / wie es D. Lutherus in den letzten worten Dauidis recht erkleret / meiner menscheit ist in der zeit durch die menschwerdung ewiger gewalt gegeben worden / das mögen zwar die Anhaltischen auff jhr ebentheur jmmerhin schreiben / wir aber gedencken vns durch Gottes gnade dessen nimmermehr vberreden zu lassen / das mögen sie wol wissen.
Sie dringen auch die vnio naturarum / das ist diePag. 73 74 Ob die vnio hyposta tica eitelpro positiones in concreto forders.Persönliche voreinigung beider naturen in Christo / erfoddere eitel propositiones in concreto / vnnd sollen die propositiones communicationis Idiomatum anders nicht denn in concreto gefüret werden etc.
Wollen aber mutwillig nicht sehen / das Christus selbst ob er wol gewust / vnnd sonder zweifel auch viel besser verstanden / als die Anhaltischen / das die vereinigung personalis were / vnnd derwegen concretiuas propositiones erfodderte / dennoch vmb dessen willen / das seine angenommene menschliche natur / durch die Personliche vereinigung mit der Göttlichen / zu der gemeinschafft seiner Göttlichen allmacht / krafft / Maiestet vnd herrligkeit erhaben / vnd nu mehr auch zur rechtẽ hand Gottes sitzet mit abstractis vocabulis auch recht vnd warhafftig könne gesagt werden / Christi fleisch ist lebendig machend / oder hat allmechtige lebendigmachende krafft / ist anzubeten / vnnd was der gleichen abstractiuae locutiones mehr sind / vnd doch durch solche abstractiuas loquendi formas die Person oder naturen in der Person nicht separirt oder distrahirt oder ein Eutychiana confusio eingefüret: Sondern nur dieses angezeigt / nemlich zu was Maiestet vnd herrligkeit die angenommene menschliche natur Christi / durch die Persönliche voreinigung mit der Gottheit vnnd sitzen zur rechten der krafft Gottes erhaben sey.
Solchs werden die Anhaltischen dem Herrn Christo / der alt rechtgleubigen kirchen vnnd Luthero / müssen gut sein vnd passtren lassen / sie sehen süss oder saur / vnnd sey jnen lieb oder leid.
Wir halten auch dieses gewiss vnd war sein / das gleichwol vnser lieber Herr vnd seligmacher Jesus Christus besser verstanden habe / wie von diesen hohen geheimnissen zu reden / als die Anhaltischen / vnd das er nicht bedürffe / das jhnen die Anhaltischen erst zur schule füren vnd leren / das die vnio hypostatica vnd communicatio Idiomatum / nur concretiuas / vñ gar keine abstractiuas propositiones zu lasse / können sie aber bey dem Herrn Christo ausbringen / das er jhnen
zu gefallen noch ein zeitlang in jre schule gehen vnd lernen wil / das nur in concreto de communicatione Idiomatum zu reden / vnd keine abstractiuaelIocutiones zugebrauchen / könne auch dessen ein glaubwirdige kuntschafft vom Herrn Christo ausbringen vnnd fürlegen / so wollen wir vns baldt in die sache zuschicken / vnnd aller gebür vnnd gehorsams zuerzeigen wissen. Eben dieses sagen wir auch von den abstractiuis Iocutionibus de communicat: Maiestatis / so die altrechtgleubigen kirche gebraucht / vnd wir von der selben empfangen. Können sie beweis auffbringen / das sie ermelte jre abstractiuas loquendi formas hinterziehen wollen / vnd gar Anhaltisch in dieser sach werden / wollen wir als denn leicht finden / was vns zu thun sein solle. Vnter des lassen wir vns durch jr geschwetz mit nichten daüon abtreiben.
Sie entschüldigen sich auch / das sie keine mittel gewaltPag 74. 75 Von der mittel gewalt. leren / vermeinen hiermit dauon zu komen / das sie schreiben / von der ampts gewalt / werde weder die wesentliche allmacht des ewigen worts nach des fleisches Christi vnermessliche gewalt / stercke vnd krafft aus geschlossen / sondern es liege darumb das Ampt auff beiden naturen / das eine jde jr bestes / ohne trennung vnnd ohne vermischung / in gesampten vnnd warhafftigen vereinigten / jedoch vnterschiedenen wirckungen darbey thu / in massen solchs auch die wunderwerck bezeugen etc.
Solten aber wissen / das erstlich der streit darüber / das sie dem Herrn Christo nach beiden naturen einen gemessenen ampts gewalt zuschreiben / wie ein Vater im Hause oder ein Herr in seiner herrschafft hat / der mit den beiden worten Himel vnd Erden / Matth. 28. vmbschrieben sey / welchs wir als falsch vnd jrrig billich verwerffen / sie aber als warhafftig nimmermehr beybringen oder erweisen köñen / das nemlich die
wort (aller gewalt) Matth. 28. einen vmbschriebenen ampts gewalt bedeuten. Das gegenteil ist auch von mir in wiederlegung jhres 32. Arguments Pag. 431. 432. 433. 434. gründlich erwiesen / dahin ich den Christlichen leser nochmals wil remittirt haben.
Zum andern / das es nicht gnug sey die regel de Theandricis actionibus: verbo que verbi est operante: & carne quod carnis sunt exequente, treiben zu lassen vnnd behalten (welchs wir neben jhnen thun) sondern das neben der vorgesetzten regel auch Cyrilli regula de incarnatione vni geniti cap. 7. solle vnd müsse vrgirt / getrieben vnd behalten werden / nemlich verbum communes facit tanquam cum carne sua diuinae suae maiestatis operationes, vt possit suscitare mortuos & sanare infirmos. Das ist / das das ewige wort seiner angenommenen menschlichen natur gemein mache / die wirckungen seiner Göttlichen maiestet das sie könne toden aufferwecken / vnd die krancken gesund machen. Vnd Damasce. lib. 3. cap. 17. Caro Domini diuinis operationibus locupletata est, das ist / das fleisch Christi sey mit Götlichen wirckungen reich gemacht / Vnd abermals Cyrill. lib. 4. in Johan. cap. 23. viuificam factam esse credetis, jr sollet gleuben das Christi fleisch lebendigmachend worden sey etc. Welche regeln die Anhaltischen weder hören nach sehen wollen / aber hieruon ist droben gründlicher bericht geschehen. Wer auch mehr berichts hieruon begert / der besiehe die wiederleguug jres 41. Arguments / in meinem buch Pag. 560. 561. 562. 563. 564. Da diese materia ausführlich tractiret.
Pag. 75. 76 Gerne wolten sie / aus meinen worten erzwingen / das ich eine mittel gewalt dem Herrn Christo antichten solle / begehen aber ein solch greiflich falsch zeugnis dabey / das es kaum
gröber vnnd vnuerschamter sein könne. Denn ich geschrieben (in wiederlegung jres 32. Arguments) das communicatio maiestatis siue omnipotentiae weder substantia nach accidens sey / sondern (also zu reden) quiddam intermedium vnter denselben sey: Sintemal der menschlichen natur Christi / weder essentialiter noch subiectiue die allmechtige gewalt mitgeteilet sey: Sondern wie sie persönlich in die gemeinschafft der Person des ewigen worts auffgenommen / vnd darinnẽ jre subsistentiam hat oder bestehet / also sey sie auch consequenter per ipsam vnionem hypostaticam / durch die persönliche voreinigung / zur gemeinschafft der maiesiet dieser Person erhöhet etc. So verkeren sie mir meine wort also. Ich halte / das personaliter omnipotentem esse quiddam intermedium sey inter essentialem & accidentalem, seu subiectiuê inhaerentem omnipotentiam. Das heist ja mein ich / offentlich folsch zeugnis geben / vnd in der vnwarheit offentlich ergriffen werden. Ich rede vnd schreibe daruon / das communicatio maiestatis siue omnipotentiae weder substantia noch accidens sey / so tichten sie mir felschlich wieder meine wort vnd jr eigen gewissen auff / ich lere dz personaliter omnipotentem esse, quiddam intermedium sey inter essentialem & accidentalam seu subiectiuè inhaerentem omnipotentiam, das ist / das Persönlich allmechtig sein / oder allmechtige krafft haben / etwas mittel oder vnterschiedenes sey zwischen der wesentlichen vnd zufelligen oder subiectiuè anklebenden allmechtigkeit sey / welchs mir nie getreumet hat / geschweige das ichs solte geschrieben haben. Gott sey disfals richter zwischen mir vnd jnen. Vnd frome hertzen bedencken doch bey sich selbst / was die Anhaltischen wol für Theologi sein müssen / die sich so vieler offentlichen falschen zeugniss so gar nicht schemen.
Sie machen sich auch an das wort Identicê / vnnd weil Pag. 76. Vom wort Edonticè.ich die proposition, Caro Christi siue humana Christi natura est omnipotens, nicht wil Identicé viel weniger subiectiuè, sondern personaliter verstanden haben / sprechen sie / man wisse in schulen / das ein ding entweder numero oder specie oder genere idem genant werde / diewel denn die allmechtigkeit von der angenommenen menschlichen natur nicht identicè soll verstanden werden / so müsse ja vnwiedersprechlich folgen / das die omnipotentia carnis Christi entweder numero oder specie oder genere vnterscheiden sey ab omnipotentia verbi. Sie ist aber (schreiben sie) nach D. Kirchners lere nicht vnter schieden / genere oder specie / vnnd also bestehet die exaequatio naturarum respectu omnipotentiae realiter carni communicatae, quae eiusdem generis seu speciei esse fingitur cum omnipotentia verbi essentiali. Je doch sols nicht gar identicè verstanden werden. Differunt ergò numero, vñ also sprechen sie / sey ich augenscheinlich vberwiesen / das ich zwo allmechtigkeiten in Christo tichte / sonderlich weil ich selbst bekenne / personaliter allmechtig sein / oder allmechtige krafft haben / sey quiddam intermedium. Bisher die Anhaltischen.
Hierauff bitte ich den Christlichen leser / er wolle vnbeschwert die wiederlegung jres andern Arguments in meinem buch Pag. 18. 19. 20. besehen / so wird er im werck befinden / das die Anhaltischen mutwillige calumniatores sein / vnnd mir meine wort felschlich auslegen vnd vorkehren.
Damit aber nicht jemand gedencke / es stecke so grosse vnvberwindtliche kunst hinter dieser der Anhaltischen Sophisterey / wil ich kürtzlich vnd gründtlich drauff antworten.
Wenn ich sage / die menschliche natur Christi sey nicht identice allmechtig / verstehe ichs also (wie es auch an jhm
selbst recht vnd war ist) das sie nicht die allmechtigkeit selbst sey / sondern das jr vmb der Persönlichen vereinigung willen / durch welche sie / wie zur gemeinschafft der Person / also auch zur gemeinschafft der allmacht dieser Person erhöhet ist / allmechtiger gewalt billich zugeschrieben werde. Doraus keines weges folgt / das die allmechtigkeit der menschlichen natur Christi / numero oder specie oder genere / von der allmechtigkeit des ewigen worts vnterschieden sey / denn es ist eine einige allmechtigkeit in Christo / welche der Gottheit eigen ist von ewigkeit / vnd für vnd für eigen ist vnd bleibet / zu welcher gemeinschafft aber die angenommene menschliche natur Christi durch die Persönliche vereinigung erhöhet ist / vmb welcher vrsachen willen jr auch die allmechtige gewalt tribuirt wird / vnd sonst keinerley weise.
Das sie einwenden / wenn sie von der allmechtigkeit des worts nicht genere oder specie vnterscheiden sey / so müssen die naturen vergliechen sein / hat keinen grund folget auch nicht. Denn wie ob angezeigt / weil wir nicht leren / das die menschliche natur Christi die allmechtigkeit selbst sey / sondern das sie nur / vmb vnnd von wegen der Persönlichen vereinigung zur gemeinschafft derselben erhaben / vnnd jhr Allmechtiger gewalt / solcher vrsach wegen zugeschrieben vnnd attribuirt / vnnd nicht identicé / so kan mit keinem grunde aus vnser lere geschlossen werden / das die menschliche natur der Göttlichen natur gleich worden / sintemal ein grosser vnterscheid ist / vnnd bleibet / vnter diesen zweien / reden / die allmechtigkeit selbstwesentlich sein / vnnd zur gemeinschafft der Göttlichen allmacht in der Person / welche beiden naturen gemein ist / erhaben sein.
Das ich aber solte geschrieben haben / die allmechtigkeit Christi / wie sie der menschlichen natur vmb der Persönlichen vereinigũg willen tribuirt wird / solle doch nicht gar identicé
verstanden werden / ist wie das vorige ein offentlich falsch zeugnis / vnd lauter vnwarheit / denn mir solchs nie in sinn komen / sie könnens auch mit keinem buchstab aus meinem buch erweisen oder darthun / würdens sonsten mit nichten vnterlassen habẽ.
Ich weis / Gott lob / das die allmechtigkeit Christi eine Identica / ware / wesentliche allmechtigkeit ist / vnnd bleibet in alle ewigkeit / wie solchs in meinem buch vielfeltig erwiesen vnd erkleret wird / wie solte ich denn geschrieben haben / sie solle nicht gar Identicè verstanden werden?
Aus welchem allen klar / das jr schlus durch aus falsch ist / da sie mir auffdringen wollen / das die allmechtigkeit des Sons Gottes vnnd die allmechtigkeit der menschlichen natur Christi numero sollen vnterschieden sein / vnnd ich also vberwiesen / das ich zwo allmechtigkeiten in Christo lere.
Gleicher gestalt ist auch dieses ein offentlich falsch zeugnis / das sie schreiben / es sey aus meinen worten abzunemen Pag. 427. Ich siehe in dem wahn als sey personalis omnipotentia oder personaliter omnipotentem esse quiddam Pag. 75.intermedium inter essntialem & accidentalem seu subiectiué inhaerentem omnipotentiam.
Denn ich Pag. 427. In wiederlegung jres 32. Arguments nichts anders handele / denn dieses / das nemlich der angenommenen menschlichen natur Christi / die allmechtige gewalt weder essentialiter nach subiectiuè (wie sie vns für vnnd für beschüldigen) von vns zugeschrieben werde: Sondern Persönlich / das ist darumb vnnd von des wegen / das sie durch die Persönliche vereinigung zur gemeinschafft der Göttlichen allmechtigkeit des Sons erhöhet.
Vnd weil sie vns fürgeworffen / das inter substatiam & accidens kejn medium / wenn nu die communicatio
Maiestatis weder substantia noch accidens sein solle: So muste sie ja nichts sein / dieweil inter substantiam & accidens kein medium etc. Antworte ich / das sie weder substantia noch accidens sey / wir nennen sie auch weder substantialem noch accidentalem / sondern weil die vnio hypostatica weit vber den gemeinen lauff der natur gehe / vnnd die beide naturen in Christo Göttliche vnnd menschliche Persönlich vereinigt / vnnd eine Person worden / so nennen wir auch die communicationem Maiestatis personalem / wie die vereinigung Persönlich ist / vnd das sey gleich also zu reden / als quiddam intermedium inter substantiam & accidens. Denn der menschlichen natur Christi die allmechtigkeit nicht essentialiter mitgeteilet / das sie wesentlich allmechtig / oder die wesentliche allmechtigkeit selbst durch die Persönliche voreinigung worden. Wie sie deñ auch subiectiué, dz ist / durch eine natürliche ausgiessung in sie / als in ein subiectum nicht allmechtig / denn keine solche natürliche ausgiessung der eigenschafften der Gottheit / in die angenommene menschliche natur Christi / in diesem mysterio vnionis hypostaticae zu tichten ist: Sondern wie sie in die gemeinschafft der Person des ewigen worts durch die Persönliche vereinigung auff vnd angenommen / vnnd darinnen jre subsistentiam hat oder bestehet: Also ist sie auch consequenter zur gemeinschafft der einigen warhafftigen / Allmechtigen Maiestet dieser Person erhöhet vnnd solcher gestalt oder weise wird jhr die einige allmechtige gewalt / welche der Gottheit des Sons einige / ewige allmechtige gewalt für vnnd für ist vnnd bleibet / zugeschrieben / vnnd sonsten auff keine andere weise.
Daraus augenscheinlich / das die Anhaltischen / mit jrem falschen zeugnus / in welchem sie mir aufftichten / das ich halten solle personalem omnipotentiam, oder personaliter omnipotentem esse, sey quiddam intermedium inter essentialem & accidentalem seu subiectiué inhaerentem omnipotentiam etc. (Das mir nie getreumet / viel weniger geschrieben) nichts mehr ausrichten denn das sie sich für allen fromen hertzen blos geben / das wenn sie mit solchen falschen zeugnissen sich nicht behülffen / sonsten wenig für zubringen hetten / dannt sie dem leser einen blauen dunst für die augen machen / vnd in dieser controuersia auffhalten könden.
Ich wolt für mein Person nicht die gantze welt nemen / vnnd so viel mal auff offentlichen falschen zeugnissen ergriffen werden / als die Anhaltischen mit grund der warheit ergriffen / vnnd für menniglich vberwiesen worden sind. Gott gebe es jnen zu erkennen vnd abzuschaffen.
Pag. 76. Wie feste die Hertzbergischen Argument sind / denen sie sich abermal trotzig rümen / kan der Christliche leser in wiederlegung jres 25. Arguments Pag. 354. 355. vnd hernach / so er lust dazu hat / vnnd jme die warheit embsiglich angelegen sein lest / gründlich sich erholen / dahin ich jhn geliebter kurtzwegen / auch gewiesen haben wil.
Pag. 77. Ob ich auch die sprüche heiliger schrifft / in wiederlegung jres 32. Arguments pro asserenda communicatione maiestatis Pag. 431. 432. 433. 434. 435. recht oder vnrecht eingefüret / sielle ich gleicher gestalt / zum vrtell der Christlichen kirchen / vñ kan gar wol leiden / das sie der Christliche leser in der furcht Gottes erwege / zweifele gar nicht / er werde befinden / das die Maiestet der angenommenen menschlichen natur Christi / in ermelten sprüchen krefftig fundirt sey / das sie auch die pforten der hellen nicht vmbsiossen werden.
D. Lutheri streitschrifften belangend / welche die Anhaltischen gerne verdechtig machen wolten / als hette er in denselbenPag. 77. 78 Von D. Lutheri streitschriff ten. gegen die Sacramentirer der sachen zu viel gethan / oder were feruore contentionis zu weit gangen / lasse ich mich jr geschwetz nicht jrre machen / denn ichs / Gottlob / besser weis / auch aus seinen schrifften wieder sie die Anhaltischen dargethan / das sie zwar D. Luthero in diesem stück gerne ein schandfleck anhengen wolten / aber one grund vnd vrsache.
Welcher vnter vns hat sich auch jemals vnterstanden / ein Erbsect aus D. Lutheri namen zu machen?
Für Lutheri discipulos / so fern ein mensch des andern discipulus sein kan / bekennen wir vns / vnd schemen vns dessen nicht. Thun solchs darumb dieweil wir / Gott lob / wissen / das D. Lutherus die lere von der Person Christi / sitzen zur rechten hand Gottes / vnd vom heiligen Abentmal richtig vnd gründlich aus vnd nach Gottes wort gefüret / vnnd wieder die Sacramentirer erstritten hat /
Das nu die Anhaltischen solchs wiedersprechen / vnnd D. Lutheri lehr in gemelten puncten anfeinden / tadeln vnnd calumnijrn / müssen wir zu jrer verantwortung stellen / das wir jnen aber hierinnen geselschafft leisten sollen / können noch sollen wir gewissens halben nicht thun.
Das auch D. Lutherus von der Persönlichen gegenwartPag. 79. Christi oder de personali omnipraesentia Christi zu disputiren solle verboten haben / ist ein vngegrundt gedicht vnnd falsch zeugnis der Anhaltischen / darauff jnen in wiederlegung jres 32. Arguments bestendig geantworttet / welche antwort jnen vnmüglich zu wiederlegen / darumb sie auch dieselbige nur mit stillschweigen vbergangen.
Der beweis das D. Lutherus seine lere von der Person Christi vnd Maiestet der menschlichen natur nicht wiederruffen / lautet also.
Gerne wolten die Anhaltischen dar thun / das Lutherus Das D. Lu therus seine lere von der Person Christi vnd maiestet sei ner menschlichen natur / nicht wiederruffen.selbst bekand / er habe in diesem artickel von der Person Christi offt geirret / habe auch wiederruffen / was er in seinen schrifften wieder die zwinglianer / von der Person Christi vnd Maiestet der menschlichen natur Christi geschrieben / denn wenn sie das erhalten können / lassen sie sich bedüncken / hetten sie wol halb gewonnen / aber es wird jnen weit felen / wie albereit in vnser Apologia Pag. 101. 102. solches augenscheinlich wieder sie ausgeführet.
Demnach aber gleichwol nicht wenig an diesem punct gelegen / als wollen wir auffs aller kürtzeste vnnd summarischer weise erholen / was in vnser Apologia lenglich vnnd ausfürlich gehandelt worden. Beruhet die gantze sache nochmals darauff / obs war sey / das man aus D. Lutheri worten in seiner kirchen postill / so Anno 1521. publicirt / daer sagt / er habe offt geirret / vnd den naturen zugeschrieben / das der Person zugehöret vnd hinwieder / etc. erweisen könne / das er mit denselben als jrrig erkant / vnd wiederruffen habe / was er hernach wieder zwingeln vnnd Oecolampadium desgleichen für der bis an sein seligs ende / von der Person Christi / vnnd Maiestet der angenommenen menschlichennatur geschrieben / gelert vnd bekand hat / da die Anhaltischen / ja / wir aber nein / zu sagen.
Wir können aber alle verstendige Christen vrteilen lassen / ob diese erweisung grund habe / zweifel gar nicht / sie werden als in jrem hertzen vberzeugt / darzu müssen nein sagen.
Denn lieber / wie kans doch müglich sein / das D. Lutherus mit dem / was er Anno 1521. geschrieben vnd publicirt / solte wiederruffen / vnnd als jrrig erkant haben / das jenige so er hernach erst vber etliche jhar / als der streit mit den Sacramentirern angangen / vnd bis an sein ende geweret / von der Person Christi / vnnd Maiesiet / der menschlichen Natur Christi geschrieben?
D. Lutherus in seiner kirchen Postill Anno 1521. ausgangen / schreibet / das er zuuor vnd che er die Postil publicirt / in diesem artickel offt geirret habe / vnd den naturen zugeschrieben / das der Person zugehöret / vnd herwieder / welchs er nu nicht mehr thu. So ziehens die Anhaltischen vnnd andere Sacramentschwermer also an / das er durch solche wort wieder ruffe / was er etliche jhar hernach / vnd bis an sein ende von der Person Christi vnd Maiestet der menschlichen Natur / wieder die Sacramentirer geschrieben hat.
Wil nun jemand so nerrisch sein / vnnd sich durch solch nichtig fürgeben der Anhaltischen bereden lassen / der mag es auff sein ebentheur thun / wir gedencken jnen mit Gottes hülff hierin nicht zu folgen.
Summa / das D. Lutherus seine lere von der Person Christi / vnd Maiestet der menscheit Christi vnd vom sitzen zur gechten hand Gottes solle retractirt haben / das können die Anhaltischen in alle ewigkeit nicht war machen.
Denn da stehen jnen entgegen / vnd machen sie schamrot für aller welt D. Lutheri eigne wort / mit welchen er sein grosses bekentnis vom Abentmal beschleust. Weil ich sehe (spricht er) das des rottens vnd jrrens je lenger je mehr wird / vnd kein auffhören ist / des todens vnd wütens des Sathans / damit nicht hinfort bey meinem leben / oder nach meinem tode der etliche zukünfftig sich mit mir behelffen / vnd meine schrifft jre jrthum zustercken / felschlich füren mögen / wie die Sacraments vnnd Tauffsschwermer anfiengen zu thun / so wil ich mit dieser schrifft vor Gott vnnd aller welt meinen glauben von stück zu stück bekennen / darauff ich gedencke zu bleiben / bis in den Todt / drinnen (das mir Gott helffe) von dieser welt zuscheiden / vnd für vnsers Herrn Jesu Christi Richstuel komen.
Vnnd ob jemand nach meinem tode würde sagen (dieses merckt jr Anhaltischẽ) wo der Luther jtzt lebete / würde er diesen oder diesen Artickel anders leren vnnd halten / denn er hat jn nicht gnugsam bedacht. Darwieder sag ich jtzt als denn / vnd denn als jtzt / das ich von Gottes gnaden alle diese Artickel habe auffs vleissigste bedacht durch die schrifft / vnnd wieder herdurch offtmals gezogen / vnnd so gewis dieselben wolt verfechten / als ich jtzt hab das Sacrament des Altars verfochten.
Ich bin jtz nicht druncken / noch vnbedacht / ich weis was ich rede / füle auch wol was mirs gilt / auff des Herrn Jesu Christi zukunfft am Jüngsten gericht.
Darumb soll mir niemand schertz oder lose teidung draus machen / Es ist mir ein ernst: Denn ich kenne den Satan von Gottes gnaden ein gros theil / kan er Gottes wort vnd schrifft verkeren / was solt er nicht thun mit meinen oder eines andern worten. Bisher Lutherus.
Weil aber jemand sagen möchte / D. Lutherus hat dieses Anno 1528. geschrieben / vielleicht hette er sich die folgende jhar eines bessern bedacht / vnd seine lere von der Person Christi / vnd sitzen zur rechten retractirt / so wollen wir ferner hieher setzen / seine eigene wort vber den Ecclesiastem Salomonis Cap. 9. Welchs buch Anno 1532. publicirt / da er also schreibet: Quicquid extra vitam hanc est, extra locum est, sicut & post resurrectionem exemti erimus à locis & temporibus. Sic Christus quoque extra locum est, contra illos qui captiuant Christum Ioco, cum tamen vbique sit. Neque enim verbum Dei segregatur á carne, vbi Deus est, ibi & caro Christi est: Sed Deus est vbique. Ergô & Christus quoque vbique est.
In einem brieff von seinem buch der winckelmess anno 1534. ausgangen / schreibet er nach folgende wort (Tom. 6.
lenens. Pag 116. 117.) Es sind da vorhanden meiner bücher viel / vnd sonderlich mein bekentnis wieder die schwermer / welchs mir für Gott vnnd der welt starck gnug zeugnis gibt / vnnd wil zum vberflus hiermit in diesem briefe dasseibige bekentnis (Anno 1528. ausgangen) wiederumb vorneueret / wiederholet vnd bestetiget haben / wie es da siehet / gedrückt vnd ausgangen ist / von wort zu wort / wil auch mit Gottes hülffe drauff sterben / vnnd von hinnen faren zu meinem Herren / wie ich denn jtzt in solchem bekentnis vnnd glauben lebe / vnnd alles thu vnd leide / das warlich viel vnnd gros ist / vnnd solten mich (ob Gott wil) daruon auch die Pforten der hellen nicht reissen / denn es mir ja ein ernst ist / das weis ich für war / vnd je lenger je mehr / etc.
Eben dieses wiederholet D. Lutherus auch in der auslegung des 17. Cap. Joan. Anno 1534. ausgangen / Tom. 6. Jenens. Pag. 189. Da es der Christliche leser selbst lesen kan.
Des gleichen befestiget er solche lere auch in seinem büchlein von den letzten worten Dauidis / Anno 1543. publicirt, da er schreibet / Christus habe nach der menscheit zeitlich empfangen / durch die menschwerdung die allmechtige gewalt / welche er von ewigkeit gehabt / ehe er mensch worden.
Entlich ists ja vnleugbar / das D. Lutherus in seiner kurtzen bekentnis Anno Christi 1544. ausgangen / sich berufft auff seine bücher / welche er hiebeuor wieder die zwinglianer geschrieben / vnnd dieselbe vnd was er darinnen wieder die schwermer geschrieben hat / im wenigsten nicht reuocirt.
Ja sprechen die Anhaltischen / Es siehet aber seine regell offentlich für augen / das man von der vbiquitet nicht disputiren soll.
Antwort. Ersilich ists klar / das zweifelhafftig / ob
diese angezogene wort (Tom 8. Ienensi) D. Lutheri sind oder nicht. Denn es mit seiner handschrifft nicht zuerweisen.
2 Fürs ander ist auch dieses klar / das viel dafur halten / ermelte wort sind D. Philippi / so er D. Maiorn in sein buch solle geschrieben haben / welchs auch der warheit nicht vngemess.
3 Fürs dritte ist auch dieses klar / wenn man gründtlich wissen wil / was D. Lutheri ler vnd bekentnis de personali praesentia Christi bis an sein seliges ende gewest / das man sich desselben nicht aus diesem vngewissen spruch zuerholen / sondern viel mehr aus seinen gewissen schrifften / so er selbst bey leben publicirt vnnd in druck gegeben. Were auch ein gantz vnbillicher vngereumpter handell / diesen vngewissen spruch den authenticis libris & scriptis D. Lutheri fürziehen / vnd die authentica scripta Lutheri / aus vnnd nach dem selben reguliren wollen. Denn je den anthenticis mehr zu gleuben / als diesem vngewissen spruch.
4 Fürs vierde / ist es auch nicht vormütlich / das D. Lutherus sein voriges bekentnis von der Person Christi vnd sitzen zur rechten Gottes mit diesem spruch habe retractiren wollen. Denn wo er dessen gesinnet / hette ers wol durch ein offentlich ausschreiben thun können / hette nicht gedurfft / durch ein solch heimlich schreiben in eines andern buch / von welchem man nicht wissen mag / in welchem jhar vnnd zu welcher zeit es geschrieben sein vorige lere vnd bekentnis hinter ziehen vnd auffgehaben. Ist auch des redlichen Christlichen auffrichtigen gemüts gewesi / das wen er befunden das der sach hierin zu viel geschehen er dasselbige one schew wol offentlich würde bekand / vnd die Christenheit dafur gewarnet haben.
5 Fürs fünffte / ob es auch gleich gewis gemacht vnnd
erwiesen / das Lutherus viel erwente wort / in eines guten freundes buch geschrieieden (welchs doch nicht leicht geschehen wird) könde doch aus demselben nichts anders erhalten werden / den das man in dem artickel vom heiligen Abentmal / von der omnipraesentia nicht disputiren solle / die weil die ware gegenwart des leibes vnd blutes Christi im heiligen Abentmal gnugsam aus den worten der einsetzung kan dargethan vnnd bekrefftiget werden. Denn das Christus seinen leib im heiligen Abentmal gegenwertig austeilen wolle / das kan aus dem articulo de vnione personali nicht docirt werden: Sondern mus einig vnd alleine / aus den verbis institutionis genommen werden / in welchen er seinen willen daruon ausdrücklich erkleret. Darumb auch in ermeltem spruch stehet / es sey viel ein ander ding in dieser sache von der gegenwart des leibes vnnd blutes Christi im Abentmal reden / denn von der omnipraesentia totius Christi apud omnes creaturas, wie denn auch ein ander modus praesentiae corporis Christi ist / im heiligen Abentmal vnd aber ein ander modus praesentiae totius Christi apud creaturas.
Fürs sechste / ob auch könde dargethan werden / das D.6 Lutherus gentzlich verboten hinfürter de omnipraesentia torius Chrrsti / zu disputiren / so were doch derhalben noch lange nicht erwiesen / das er seine vorige lehr hierdurch reuocirt vnd als falsch vnd jrrig verworffen.
Denn auff diesen foll / giengen Lutheri wort nicht weiter / denn das man sich solcher disputation derwegtn so viel müglich enthalten solte / damit den Sacramentirern nicht vrsach gegeben / von dem heubthandel im heiligen Abentmal / abzuwetchen / die gründe so ex verbis institutionis genommen / anstehen zu lassen / vnnd vnter des von andern sachen zustreiten wie solchs aus seiner grossen bekentnis zuuornemen.
7 Fürs siebende / ist auch dieses klar / das D. Lutherus die disputationem de omnipraesentia totitus Christi / nicht gentzlich verboten habe / wie die Anhalter streiten / denn wie kurtz zuuor erwiesen / hat er ja selbst bis an sein ende / dieselbige vorteidiget / die kirche Gottes auff seine ausgegangene schrifften / in welchen er diese lere gefüret / gewiesen / auch bezeugt / das er bey derselben leben vnd sterben wolle.
8 Fürs achte / haben wir jtziger zeit / wichtige vnd erhebliche vrsachen / die lere de omnipraesentia totius Christi zu vrgiren / den die Caluinianer vnd Anhalter dieselbe so geschwinde anfechten / anfeinden vnd lestern / das wir gewissens halben dazu nicht können stillschweigen / wir wollen denn veritatis caelestis proditores werden / mit Nestorio die Person Christitrennen / die gegenwart des gantzen Christi waren Gottes vnd menschen / bey seiner kirchen verlieren / vnd die wesentliche warhafftige gegenwertige austeilung des leibes vnnd blutes Christi im heiligen Abentmal etc. gentzlich fallen lassen. Deñ vnterm schein das sie omnipraesentiam totius Christi wiedersprechen wollen sie zugleich auch die warhafftige praesentiam in Ecclesia & sacra caena auffgehaben / wie solchs aus jren schrifften augenscheinlich zuuornemen.
Pag. 79. Auff Vigilij wort / welcher sie dieses orts abermals gedencken / ist droben gründlich geantwvrtet.
Pag. 80. Also ist auch von der allwissenheit / von welcher sie hie auffs newe sich zu disputiren vnterstehen / droben in dieser schrifft / gründlicher bericht geschehen / darbey ichs bewenden lasse.
Ebner massen ist jnen auff jhr geticht von den Agnöeten in Pag. 81. 82.wiederlegung jres 32. Arguments dermassen begegnet / das sie es jtzo selbsten fallen lassen.
Pag 83. Dieses orts schreien sie / ich habe mich in wiederlegung
jres 42. Argument / durch vnd durch mit den dreien fallatijs, aequivocationis, petitionis principij & plurium interregationum behülffen / haben aber dessen bis anhero noch keinen beweis fürbracht: Sondern ich habe viel mehr durch Gottes gnade wieder sie gründlich erwiesen vnnd dargethan / das sie sich in dieser jrer verantworttungs schrifft / wie auch in jren 42. Argumenten / nur mit lauter falschen zeugnissen beholffen / vnd wenn dieselbigen aus jrem buch solten weggethan werden / nichts vberall vbrig bleiben würde / das einigen schein der warheit hette / als ich deñ auch der zuuorsicht bin / der Christliche leser werde solchs in grunde vnnd warheit anders nicht befunden haben.
Das sie vns auch fürwerffen / es were vns viel besser angestanden / wir hetten dafür die Apologiam complirt / vnd in dem artickel von der Erbsünde die substantia listen (wo fern wir es heimlich nicht mit jnen halten) wiederlegt / denn sie sonst ein opus imperfectum bleibe / nimpt vns vber die massen wunder / weil sie communes reformatores vnnd Iumina mundi sein wollen / das sie die refutationem Irenei in Apologia vorheischen / so fast für dreien Iharen / beides deutsch vñ lateinisch zu Heidelberg durch den druck publicirt / nicht gesehen haben / in welcher der substantialisten jrthumb gründlich wiederlegt.
Derwegen sie mit keinem grunde der warheit schreiben / das die Apologia ein opus imper fectum sey.
Ob sie aber sagen wollen / es were gleichwol dieselbige refutation in diesen landen nicht nachgedruckt / mag sie nicht helffen / denn es gnug / das sie zu heidelberg in beiden sprachen gedruckt / vnnd wer nur lust hat dieselbige zu lesen / kan leicht dazu kommen / dieweil sie in den buchladen hin vnnd wieder zu finden ist.
Die tres modos alicubi essendi antreffend / beruff Pag. 83.ich mich auff die gründliche wiederlegung jres 8. arguments / vnd kan des Christlichen lesers vrtell darüber gar wol lerden / finde auch nichts gründlichs / das sie darwieder auff bringen können / sie würden sonst wol ein ander geschrey vnnd frolocken drüber angericht haben.
Pag 83. 84. & aeinceps vsque ad ue. Was ferner von Pag 83. bis zu ende jrer verantwortung folget / ist zum theil nichts anders / wie der Christliche leser von sich selbst / ohn mein errinnern versteht / denn ein schendlich gesichte nu vielmals wiederholete zunötigung vnnd calumniosa deprauatio etlicher wort des Christlichen concordi buchs / darauff jhnen hiebeuor zu vielen malen / auch in wiederlegung jrer 42. Argument gründlich geantmortet / gantz vnnötig zu repetiren / es wolte sonsten des libellirens nimmermehr kein ende werden / zum teil wieder anderer leut schrifften gerichtet / in welchen jhre betrigliche bekentnis de caena Domini mit grund vnnd bestande der warheit angefochten vnnd offentlich wiederlegt / welche sie auch nimmermehr verantwortten mögen / es sey denn / das sie jhre Caluinische assertiones / so sie hin vnd wieder in jren 42. Argumenten / vnd in jrer selbst ertichtem victoria, mit eingesprenget / offentlich retractiren / sie mögen sich so weis brennen / als sie jmmer wollen.
Der barmhertzige Gott wolle seine warheit erhalten / allen jrthumb steuren / seiner lieben Kirchen bestendigen Christlichen frieden geben / vnnd der wiedersacher hertz erleuchten / das sie der warheit nicht ferner / mit schaden jrer seligkeit wie bisher geschehen wiedersprechen. Amen.