St. Petersburg, den 30. Mart. 10. April.
Vorgeſtern, als am erſten Tage des Heil. Oſter-
Feſtes, haben Jhro Majeſt. unſere allergnaͤdigſte Re-
gierende Kaͤyſerin, zuſammt Dero gantzen Durchl.
Familie, in der Heil. Dreyfaltigkeits-Kirchen der
Lithurgie beygewohnet, und befinden ſich hoͤchſtge-
dachte Dieſelben ſo wol als der gantze Kaͤyſerl. Hoff,
durch die Gnade GOttes, bey vollkommener guter
Geſundheit. Ubrigens gehet hier alles in erwuͤnſch-
ter Tranquillitaͤt zu, und iſt wegen der itzigen Feri-
en nichts wichtiges paßiret, auſſer daß der Koͤnig
von Schweden entſchloſſen, den Herrn Reichs-Raht
und Baron von Cederhielm als Ambaſſadeur Extra-
ordinaire an Jhro Rußiſch-Kaͤyſerl. Majeſt. abzu-
ſchicken, um das genaue Verſtaͤndniß, und die gute
Freundſchafft zwiſchen denen beyden Reichen noch
mehr zu befeſtigen, und wuͤrden Jhro Excell. auch,
ſo bald Dero Equipage fertig, von Stockholm an-
hero abgehen.
Conſtantinopel, den 6. Mart.
Heute iſt der Ambaſſadeur derer Herren Gene-
ral-Staaten der vereinigten Niederlanden an dieſem
Hofe, Graf Coljer, an einer drey taͤgigen Kranck-
heit mit Tode abgangen. Man ſendet continuirlich
viele Trouppen nach den Perſiſchen Graͤntzen, um
gegen das Fruͤh-Jahr ein Lager von 60000 Mann
zu verſammlen, und damit die Stadt Tauris zu
belagern.
Paris, den 16. April.
Jn dem Raht iſt endlich beſchloſſen, mit welcher
Printzeßin unſer junge Monarch ſich verheyrahten
ſoll; und ob gleich ſelbige Printzeßin bey Hofe
noch nicht oͤffentlich bekannt gemacht worden, ſo
zweiffelt man doch nicht, es wird die Tochter des
geweſenen Koͤnigs Stanislai ſeyn. Jm Anfang
Junii wird unſer Koͤnig von Verſailles nach Chan-
tilly, und ferner u n ach Fontaibleau ſich begeben,
und vermeynet man, daß derſelbe von dannen
ohne Koͤnigin nicht wieder zuruͤck kommen wird.
Man hat Zeitung bekommen, daß Donna Louiſia,
die eintzige Spaniſche Dame, ſo die Jnfantin an-
hero begleitet, und hernach hieſelbſt geheyrahtet hat,
zu Cliry bey Orleans in die Wochen gekommen ſey,
welches die Reiſe der Jnfantin etwas verzoͤgern wird,
indem der Hof die Hertzogin von Tallard beordert
hat, 20 Tage zu Cliry zu verbleiben. Der Regent
in Spanien ſoll zwar willens geweſen ſeyn, die Ma-
demoiſ. von Beaujolois an ſeinem Hofe fuͤr den Jn-
fanten Don Carlos zu behalten; aber durch das in-
ſtaͤndige Anhalten der Groſſen in Spanien, haͤtte er
ſich endlich bewegen laſſen, ſolchen zu aͤndern. Die
oͤffentliche Nachrichten melden, daß die in der Fran-
che-Comte liegende 30 Battaillons, Ordre haben,
nach der Seite von Rouißillon zu defiliren, und der
General-Lieutenant de Phimarcon, welcher in Rouiſ-
ſillon commandiret, iſt auf Ordre bereits dahin
abgereiſet.
Straßburg, den 18. April.
Man vernimt, daß der Comte du Bourg einige
beruͤhmte Mahler nach Cron-Weiſſenburg geſandt
habe, mit der Ordre, daſelbſt die Printzeßin des Sta-
nislai abzuſchildern, und ſo dann das Contrafeit zu-
ruͤck zu bringen, welches hiernaͤchſt weiter nach Pa-
ris uͤberſandt werden ſol. Dieſe Woche ſind hier
viele Domeſtiquen und Bedienten des Cardinals von
Rohan, unſers Biſchoffen, von Paris angelanget,
und Seine Eminence werden auch in wenig Tagen
von dar in dieſer Stadt erwartet.
Wien, den 18. April.
Am Sonntage, den 15. dieſes, wegen eingefal-
lenen Feſtes des guten Hirten, verfuͤgte ſich unſer
Allerhoͤchſter Monarch, nach Dero gehabten Unpaͤß-
lichkeit, zum erſtenmahl wieder oͤffentlich mit der ge-
woͤhnlichen Hoff-Staat in die Kirche deren WW.
EE. PP. Franciſcanern, allwo auch zugleich das
40 ſtuͤndige Gebet war, und wohnete allda in Be-
gleitung des Paͤpſtlichen Herrn Nuntii, Monſig.
Grimaldi, und Venetianiſchen Herrn Bohtſchaff-
ters, Franceſco Donado, dem feyerlichen GOttes-
Dienſt bey, und kehrete Mittags wieder in Dero
Burg, allda dann beede Regierende Roͤmiſch-Kaͤyſ.
Majeſtaͤten nach Dero uͤberſtandenen Unpaͤßlichkei-
ten auch zum erſtenmahl wiederum zuſammen das
Mittag-Mahl einnahmen; nachgehends der Veſper
in Dero Cammer-Capellen abwarteten; Abends aber
geſammte Allerhoͤchſte Herrſchafften, nachdem Jhre
Majeſt. die Verwittibte Roͤmiſche Kaͤyſerin aus De-
ro Frauen-Cloſter am Renn-Weg Sich wieder in
die Kaͤyſerl. Burg herein begeben hatte, zuſammen
ſpeiſeten. Folgenden Montag zu Mittag von 12
bis 1 Uhr ward mit allen Glocken der Stadt und
Vor-Staͤdten gelaͤutet; darauf des Abends die Tod-
ten-Vigil fuͤr Jhro Weyland Kaͤyſerl. Majeſt. Jo-
ſeph den Erſten, glorwuͤrdigſten Andenckens, ſo
den 17. April 1711 dieſes Zeitliche geſegnet, bey
Allerhoͤchſter Gegenwart Jhrer Majeſtaͤt der Ver-
wittibten Kaͤyſerin, in Begleitung Dero gantzen
Hoff-Staat, ſo in tieffer Trauer erſchienen, in der
zu dem Ende ſchwartz bekleideten Kirche derer WW.
EE. PP. Capucinern am Neuen-Marckt bey einem
gewoͤhnlichen Ehren- und Todten-Geruͤſt gehalten.
Geſtern haben Jhre Roͤmiſch-Kaͤyſerl. und Koͤnigl.
Catholiſche Majeſt. in Dero Allerhoͤchſten Gegen-
wart geheimen Raht gehalten; und Nachmittag den
Zutritt zu Allergnaͤdigſte Audientzen geſtattet. Di-
to ward dahier Vormittags von 9 bis 10. wieder-
um mit allen Glocken gelaͤutet, und dieſemnach in
vorernannter Kirche deren WW. EE. PP. Capu-
cinern in abermahliger hoͤchſten Gegenwart Jhrer
Majeſt. der Verwittibten Kaͤyſerin, wegen des ge-
meldten Jahr-Tags, das Seelen-Amt und uͤbri-
ger gewoͤhnlicher GOttes-Dienſt gehalten worden.
Ob ſchon der hieſige Hoff ſich in die Pohlniſche Af-
faire zu meliren nicht Willens geweſen, ſo doͤrffte
er doch wider vermuhten darin gezogen werden, maſ-
ſen der Engliſche Geſandte wegen dieſer Sache ſich
ſehr beſchwehret, daß man von der Pohlniſchen
Republiq keine ferme Reſolution erhalten koͤnte,
woraus nichts als uͤbele Suiten erfolgen muͤſten.
Wegen der Zerfallung der beyden Cronen Spanien
und Franckreich, hat man nunmehro die ſichere Hof-
nung, daß in Jtalien kein Krieg entſtehen wird.
Derjenige Medicus, welcher Jhro Majeſt. der re-
gierende Kaͤyſerin das Aderlaſſen verordnet hat, ſo
auch wohl und gluͤcklich ausgeſchlagen, hat ſich in
beſondern Credit geſetzet, und einen anſehnlichen Re-
compentz erhalten. Ob man zwar allhie in der
Stadt debitiren will, als ob der Herr Graf Rabu-
tin anhero rappelliret worden ſeye, ſo vernimmt man
doch im Gegentheil ſicher, daß ſelbiger nach Berlin
ſeine Reiſe proſequiret habe, nachdem nemlich der
Stein des Anſtoſſens, wegen des dortigen Ceremo-
niels die erſtere Viſite der Kaͤyſerl. Miniſtern betref-
fend, auf den alten Fuß debattiret worden, derge-
ſtalten, daß der Graf von Rabutin die Mauth-Zolle,
und der Herr Baron von Jlgen als Premier Mi-
niſter des Preußiſchen Hofes, ihme die erſte Viſite
geben ſolle.
Florentz, den 7. April.
Der Groß-Hertzog, welcher vom kalten Fluß
ſich mehr und mehr reſtituiret befindet, hat am Oſter-
Tage in ſeinem Apartement Capelle gehalten, und
ſich des Abends auf den obern Schloß-Gaͤngen et-
was aufgehalten. Hieſige St. Stephans-Ritter
ſind zu dem am morgenden Tage zu Piſa zu eroͤff-
nenden Ordens-Capitul abgereiſet, doch haben viele
derſelben allhier zu bleiben die Freyheit erhalten, und
obwol der Groß-Hertzog das Ordens-Creutz noch
nicht angenommen, ſo hat man doch in denen des-
fals uͤbergebenen Suppliquen obſerviret, daß Sr.
Hoheit der Titel als Gros-Meiſter von denen Rit-
tern beygeleget worden. Die Printzeßin Eleonora
hat zwey Zuſaͤlle gehabt, wodurch ſie ſich an der rech-
ten Seite gelaͤhmet, ſonſten aber bey vollem Ver-
ſtande befindet.
Venedig, den 14. April.
Wir haben dieſer Tagen unterſchiedliche Kauff-
fahrdey-Schiffe erhalten, mit deren einigen man ver-
nommen, daß ſich in Morea alles bey guter Ge-
ſundheit befuͤnde, und daß Se. Excellentz der Gene-
ral-Provediteur von Dalmatien, ſich zu Zara, der
General-Provediteur des Meers aber, mit denen
Schiffen und Galleen zu Corfu aufhalte. Der Graf
Carl Colloredo, des hieſigen Kaͤyſerl. Ambaſſadeurs
Sohn, iſt, nebſt ſeiner Gemahlin, in Geſellſchafft
des Grafen von Taxis, Kaͤyſerl. General-Poſtmei-
ſters in Flandern, von hier nach Wien abgereiſet.
Jn dem verfloſſenen Jahre 1724. ſeynd in dieſer
Haupt-Stadt 4590 Perſohnen mit Tode abgegan-
gen; hingegen 5046 gebohren worden; ſo daß die
Natur ihren eigenen Verluſt mit 456 mehrern,
ſo ſie zur Welt gebracht, erſetzet hat.
Maͤyland, den 4. April.
Geſtern geſchahe in unſerer Citadelle die Aufrich-
tung derer beyden, den Kaͤyſer und die Kaͤyſerin
vorſtellende Marmornen Statuen, nach vorhero ge-
ſungener ſolennen Meſſe, deren der Herr Graf Gou-
verneur mit ſeiner Gemahlin, der Generalitaͤt und
andern Miniſtris und Dames, aßiſtirte, worauf
folglich das Te Deum, unter Abfeurung des groben
n u nd kleinen Geſchuͤtzes von beſagter Citadelle, ab-
geſungen wurde; Nach geendigter dieſer Function
tractirte der Commendant und Feld-Marſchall, Graf
von Walderis, den Herrn Gouverneur und die uͤbri-
gen Eingeladenen, uͤber 60 an der Zahl, zu Mit-
tage, und des Abends ward alles mit einer drey-
ſachen Salve aus der Artillerie und dem kleinen Ge-
wehr, auch vielen Freuden-Feuren beſchloſſen. Am
erſten Oſter-Tage ward das Portrait unſers Herrn
Gouverneurs, des Grafen Colloredo, mit einer ſehr
ſchoͤnen Unterſchrifft, ſo die hieſige Kauffmannſchafft
demſelben zu Ehren verfertigen laſſen, unter dem
Gewoͤlbe des Marckt-Platzes aufgerichtet.
Coͤlln, den 23. April.
Von hieſigem Tuhm-Capittel ſind wuͤrcklich die
Deputirten ernandt worden, welche Se. Chur-Fuͤrſtl.
Durchl. zu Coͤlln, bey Dero Ankunft von Muͤnchen
zu Bonn, Nahmens deſſelben empfangen und com-
plimentiren ſollen; es duͤrfte aber der Tag, wann
Se. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. Dero oͤffentlichen Einzug
zu erwehntem Bonn halten werden, nicht eher zu
vernehmen ſeyn, bis Dieſelbe zu Coblentz angelanget
ſeyn werden. Briefe aus dem Haag bringen mit,
daß die Spaniſ. Bevollmaͤchtigte zu Cam̃erich von dor-
ten dahin uͤberkom̃en wuͤrden; Es haͤtten aber die Eng-
liſchen von ihrem Hofe einen Expreſſen, und mit
demſelben die Ordres erhalten, um alle ihre Efforts
dahin anzuwenden, damit jene ſich nicht von erwehn-
tem Cammerich retiren moͤchten, ehe ſie einen neuen
Courier empfangen haͤtten, indeme Se. Groß-Brit-
tanniſche Majeſt. welche ſehr auf die Unterhaltung
der Ruhe von Europa attentive waͤren, neue praͤ-
ciſe Jnſtructiones an Dero Miniſter zu Madrit,
Obriſten Stanhoppe, geſandt haͤtten, um Seine
Majeſtaͤt den Koͤnig in Spanien uͤber Dero finale
Jntention, wegen dermahligen Zuſtand der Affai-
res, zu ſondiren. Franckreich thaͤte wuͤrcklich ſeine
Praͤtenſiones gegen Spanien erneuren, und doͤrffte,
der Apparence nach, dieſe Cron dahin anhalten, die
Arrerages, ſo ſolche zeithero dem letztern Succes-
ſions-Krieg ſchuldig, abzutragen, desgleichen auch
die Unkoſten von dem letzten Kriege, als man Fon-
tarabien und St. Sebaſtian hinweggenommen.
Verfolg des Schreibens der Aebtißin von Chelles,
wegen der Conſtitution:
„Jch glaube an einen einigen GOtt, den allmaͤch-
„tigen Vater, Schoͤpffer Himmels und der Erden.
„Jch glaube an JEſum ſeinen Sohn und unſern
„Seligmacher. Jch glaube an den Heiligen Geiſt,
„die Liebe des Vaters und des Sohnes, den Ur-
„ſprung des Lichts und aller vollkommenen Gaben.
„Jndem ich an GOTT dem Allmaͤchtigen Vater
„glaube, ſo ſtelle ich ſeine Macht keine Graͤntzen,
„verziehe auch nicht um zu glauben, daß wir, durch
„ihn erſchaffen ſeyende, in allen von ihme abhan-
„gen; daß er eine oberſte Macht uͤber uns habe,
„und daß kein Wille geſchaffen, der die Auswir-
„ckung ſeines goͤttlichen Willens hindern koͤnne. Daß
„er uns inzwiſchen nicht noͤhtige, ſondern daß dies
„oberſte Vermoͤgen, oder die Gnade, (dann das iſt
„eins), wodurch er auf uns wirckt, beſtehe in einer
„ſieghafften Vergnuͤgung, die uns ungezwungen das
„Gute uͤber das Boͤſe ſchaͤtzen laͤſt, wohin unſer freyer
„Wille uns ziehet. Dann unſer freyer Wille hat keine
„Kraft, als nur zu ſuͤndigen, ſo lange als das Gute uns
„nicht gefaͤllet, und wir beginnen nicht eher Gefal-
„len an dem Guten zu kriegen, als wann die Gna-
„de oder Liebe in unſere Hertzen ausgegoſſen iſt.
„Glaubende an JEſum Chriſtum unſern Seelig-
„macher, erkenne ich, daß keine Seeligkeit ſey ohne
„den Glauben an ſeinen Namen, und daß dieſer
„Glaube der Brunnen ſey aller Gnade. Jch glau-
„be, wie das Evangelium mich lehret, daß nie-
„mand von denjenigen, die der Vater ſeinen Sohn
„gegeben, ſoll verlohren gehen; das iſt, ſolche, die
„er zur Herrlichkeit erkohren hat, durch eine lau-
„tere freywillige Vorverordnung, und ohne einige
„Abſicht auf Verdienſte. Die Worte Pauli, daß
„Chriſtus fuͤr alle geſtorben iſt, und daß GOtt will,
„daß alle Menſchen ſeelig werden, verſtehe ich in
„dem Sinn der Erklaͤhrung St. Auguſtini, und
„in allem andern Sinn, den man daran geben kan;
„imgleichen, daß daraus nicht folget, daß GOtt
„etwas gewolt habe, und daß ſolches nicht ſolte
„te geſchehen ſeyn; dann ich urtheile nach dieſem
„Alt-Vater, daß man allzuniedrige Denck-Bilde
„von der GOttheit habe; wo man ſich einbilde, daß
„der Menſch, ſo ſchwach als er iſt, ſolte wehren
„koͤnnen, was ein allmoͤgender GOtt will. Glau-
„bende endlich an den Heiligen Geiſt, die Liebe des
„Vaters und des Sohnes, glaube ich, daß wir
„ohne demſelben GOtt nicht lieb haben, noch ſei-
„ne Gebote halten koͤnnen; daß ohne die Liebe un-
„ſere Wercke ohne Verdienſte ſeyn, und daß (mit
„einem Worte) derjenige, der nicht lieb hat im To-
„de bleibe. Mit dieſem glaube ich alles was die
„Kirche befiehlt zu glauben im uͤbrigen, mit kurtzen
„Begriff: Jch glaube die Kirche ſelbſt als eine Hei-
„lige und Allgemeine; Jch ehre ins beſondere die
„Roͤmiſche Kirche, und ich habe Reſpect fuͤr dieje-
„nigeu die den Stuhl davon bekleiden. Jch glau-
„be die Gemeinſchafft der Heiligen, die Verge-
„bung der Suͤnden, die Wiederaufſtehung des Flei-
„ſches, und ein ewiges Leben.“ Urtheilet aus
dieſen Meynungen, ob ich Conſtitutions-gemaͤß ge-
ſinnet ſeyn kan. Dieß was ich itzt an euch, ſchreibe
ich auch allen denen, die mich davon beſchuldigen.
Zum wenigſten ſollen ſie darinn keine Staas-Kunde
finden. Jch wuͤrde die Graͤntzen eines Briefes uͤber-
ſchreiten, wo ich mich weiter ausbreitete. Jch bin ꝛc.
Von neuen merckwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Vor die Wiener iſt eine neue lateiniſche Gram-
matica unter folgenden Titel gedruckt worden:
R. P. Emmanuelis Alvari e Societate JEſu, voll-
ſtaͤndige lateiniſche Sprach-Kunſt auf die gruͤnd-
und ordentlichſte Lehr-Art, mit vielen neuen Vor-
theilen und groſſer Erleichterung ſelbige edle Spra-
che bald gruͤndlich zu faſſen: ins Teutſche uͤberſe-
tzet, von Hermanno Theodoro Huſemann Jurium
Candidato, dem Verſtand der Teutſchen Nation,
abſonderlich deren, ſo erſt eine andere neben ihrer
Mutter-Sprache erlernen wollen, vollkomment-
lichſt durch klare Lehr Saͤtze kuͤrtzlich bequemet, aber
zu genauer Verſtaͤndlichkeit derſelben, und Ubung
eine reine Latinitæt zu erlangen, durch auserle-
ſenſte Ciceroniſche und dahero zuverlaͤßige Exem-
pla weitlaͤuffiger erklaͤret. 1725.
Leipzig. Neues iſt allhier fertig worden: Pra-
ctica nova Forenſis Conſultatoria & Judiciaria Pro-
ceſſus Civilis Saxonici Ordinarii & Summarii &c.
ad ordinationem Proceſſus Elect. Saxon. novisſimam
Ducatus Magdeburg. & Altenburg. accommodata,
Præceptis ac formulis ſecundum Stilum Curiæ re-
ceptis ab Actore reo & Judice ante in & poſt Ter-
minum obſervandis ubique illuſtrata, adjecto pro-
nunciandi modo in lucem edita Autore Joh. Hen-
rico Rothero. 1725.
Jngleichen: M. Joh. Adam Gehrs, S. S. Theol.
Baccal. und Pfarrer im Waͤyſen-Hauſe, Tractat,
unerkannte Gerichte GOttes wider die Vertheidi-
ger der harmon. præſtabil. und anderer Welt-Wei-
ſen, welche die ſpecielle Providenz GOttes leug-
nen, gerettet. 1725.
Halle. Hieſelbſt werden des ehemahligen Pro-
feſſoris Jenenſis, Weigels Schrifften, welche zur
leichtern Information der Jugend abziehlen, von
neuen gedruckt.
Sonſten iſt allhier herauskommen: Ausfuͤhrli-
che Recenſion der wider die Wolfianiſche Metha-
phyſic auf 9 Univerſitæten und anderwaͤrtig edir-
ten ſaͤmmtlichen 26 Schrifften: mit dem Erwei-
ſe, daß der Herr Profeſſor Wolff ſich gegen die
wohl-gegruͤndeten Vorwuͤrffe in ſeinen verſuchten
Verantwortungen bisher keinesweges gerettet ha-
be, noch auch kuͤnfftig retten koͤnne; Denen zum
Beſten, welche beſagte Schrifften weder alle ha-
ben, noch alle leſen koͤnnen, doch aber von gedach-
ter Philoſophie gern urtheilen wollen, oder auch
davon, ohne ſie recht eingeſehen zu haben, einge-
nommen ſind; ausgefertiget von D. Joach. Langen,
S. Theol. Prof. Ord. Hall. 1725.
Item. D. Johann Schreyers, Stadt- und Land-
Phyſici in Zeitz, Eroͤrterung und Erlaͤuterung der
Frage: Ob es ein gewiß Zeichen, wenn eines tod-
ten Kindes Lunge im Waſſer unterſincket, daß ſol-
ches in Mutter-Leibe geſtorben ſey? 1725.
Wittenberg. Man machet anitzo hieſelbſt An-
ſtalt, die Schrifften der gelehrteſten Theologo-
rum, als Wernsdorfii, Chladenii, Buddei u. a.
welche wider die Religions-Vereinigung geſchrie-
ben, durch einen gruͤndlichen Extract in ein Vo-
lumen zu bringen.