Conſtantinopel, den 3 Junii.
In den letzten Tagen des verwichenen Monats haben
wir hier wieder an 3 verſchiedenen Orten Brand ge-
habt; allein, er wurde bald wieder geloͤſcht. Sonſt ſind
hier durch die neulich bekannt gemachten Befehle die
Gemuͤther ziemlich zur Ruhe gebracht. Auch gehen
nun 15000 Mann, da der Wind gut geworden, in Par-
theyen nach der ſchwarzen See ab. Doch iſt dieſer
Tagen wieder ein Corps Aſiatiſcher Truppen angekom-
men, dem noch andere folgen werden, die ſich ebenfalls
uͤbers ſchwarze Meer nach Baina begeben ſollen. Wir
glauben aber, daß wir dieſe Gaͤſte in Zeit von 8 Tagen
ebenfalls wieder los werden duͤrften, indem ein Befehl ge-
geben worden, daß ſich waͤhrend ſolcher Zeit kein Frauen-
zimmer oͤffentlich auf den Straßen ſollte ſehen laſſen. Das
Geruͤcht, welches ſich zu Smirna verbreitet hat, daß die
Rußiſche Flotte ſich einiger Schiffe in dem Haven von
Bodroen bemaͤchtiget habe, iſt ungegruͤndet. Die Ruſ-
ſiſchen Schiffe ſollen gar nicht einmal vor dieſem Haven
geweſen ſeyn, ſondern die Kauffahrdenſchiffe haben es
nicht wagen wollen, aus Furcht vor den Ruſſen, auszu-
laufen. Sie haben dort ausgeladen, und die Pforte
erſuchet, ihre Ladung zu Lande hieher bringen zu
laſſen. Vier Fahrzeuge mit Caffee und Reiß ſind
indeſſen doch von ſelbigen unterwegens. Man ver-
ſichert, daß das Caſteel von Tino von den Ruſſen gaͤnzlich
wiederhergeſtellt werde. Auch wird berichtet, daß die
Tuͤrkiſchen Inſeln den Ruſſen eben die Abgaben ent-
richten muͤſſen, die ſie den Tuͤrken gegeben. Von den
Eingebohrnen fordern ſie 3 pro Cent, und von den Frem-
den 4 pro Cent Zoll. Bey der Flotte ſind 2 Fluͤtſchiffe
mit Ammunition angekommen; auch werden bey ſelbi-
ger noch 5000 Albanier erwartet.
Warſchau, den 3 Julii.
Man will hier von einem hitzigen Scharmuͤtzel Nach-
richt haben, welches zwiſchen dem Grafen Branicki und
den Confoͤderirten in der Gegend von Crakau vorgefal-
len ſeyn ſoll, wovon aber die Umſtaͤnde noch ſehr ver-
ſchieden erzaͤhlt werden. Der Graf ſoll in Gefahr ge-
weſen ſeyn, gefangen genommen zu werden; doch waͤre
ihm endlich der Oberſte Drewitz zu Huͤlfe gekommen,
der die Confoͤderirten zerſtreuet. Man erwartet in
kurzem von Rußiſcher Seite eine neue Declaration,
die beſonders zwey im vorigen Jahre von der General-
Confoͤderation herausgegebene Manifeſte betreffen wird,
welche auf die Gemuͤther der Nation einen merklichen
Eindruck gemacht haben, den auch die Großen, die
Rußlands Abſichten zu befoͤrdern ſuchen, noch nicht til-
gen koͤnnen. Man hatte unter andern daraus gemuth-
maßet, daß der S - - Hof den Confoͤderirten Geld zu-
ſchicke, welches aber nunmehro gaͤnzlich ungegruͤndet
befunden worden, nachdem der Geſandte dieſes Hofes
desfalls zu Petersburg die noͤthige Erklaͤrung gethan.
Den 1ſten dieſes traf bey dem Rußiſchen Ambaſſa-
deur, Herrn von Saldern, ein Courier von Sr. Excellenz,
dem Herrn General-Feldmarſchall von Romanzow, ein,
welcher folgende umſtaͤndliche Nachricht von den Ope-
rationen der Rußiſchen Armee mitgebracht hat:
Auszug eines Schreibens des Herrn General-Feld-
Marſchalls von Romanzow, an den Rußiſch-
Kayſerl. Herrn Ambaſſadeur. Aus dem Lager
unter Wolczeſty, vom \frac{8}{\19}Junii.
Hierdurch habe ich die Ehre, Ihnen die Beſchreibung
des gluͤcklichen Fortganges unſerer Waffen, zugleich aber
auch einen widrigen Zufall zu berichten, den, wie ich
wohl weiß, die Uebelgeſinnten als ein großes Ungluͤck
auszuſchreyen nicht ermangeln werden. Ich meyne die
Veſtung Giurgiewo, die der Commandant, Major Hen-
kel, dem Feind auf eine nicht erhoͤrte Art uͤbergeben
hat, ohne ſich im geringſten zu wehren, da er doch, wie
er ſelbſt geſtehet, mit allem verſehen war, was zu einer
lebhaften Gegenwehr erfordert ward. Ich habe es fuͤr
meine Schuldigkeit erachtet, Sie ſogleich davon zu be-
nachrichtigen, damit Dieſelben in den Stand geſetzt wer-
den, diejenigen zu uͤberfuͤhren, die dieſe Sache uͤbertrei-
ben wollten. Ich hoffe aber, daß der Fuͤrſt Repnin,
der in den dortigen Gegenden commandiret, dieſen
Schaden bald wieder gut machen werde.
Auszug aus dem Tagebuche der Rußiſchen
Armee an der Donau.
Als der Herr General-Major Potemkin mit ſeinem
Corps den \frac{17}{\28} May gegen den Fluß Olca, im Krajows-
kiſchen Bannate, anmarſchirte, ſo traf er, als er noch
2 Stunden von beſagtem Fluſſe war, auf 4000 Mann
feindlicher Truppen. Dieſe detaſchirten 1000 Mann ge-
gen ſeine Avant-Garde; jedoch der Herr Oberſtlieutenant,
Fuͤrſt Kantemir, der mit 2 Schwadronen Carabiners
gegen ſie geſchickt war, ſchlug ſie, und trieb ſie gaͤnzlich
in die Flucht. Als die uͤbrigen Tuͤrken dieſes ſahen,
kamen ſie erſtern zu Huͤlfe, und attaquirten die beſagten
2 Schwadronen, die mit 100 Doniſchen Coſacken ver-
ſtaͤrket worden waren, aber ohne den geringſten Succeß.
Waͤhrend der Zeit eilte der Herr General-Major Po-
temkin mit einem Bataillon Grenadiers herbey, um
die Lebhaftigkeit der Tuͤrken zu maͤßigen; als aber ſeine
ganze Infanterie angekommen war, ſo zwang er ſie
gleich auf der Stelle, und auf das erſte Feuer ſeiner
Artillerie, die Flucht zu ergreifen. Unſere Coſacken und
Arnauten verfolgten ſie bis an das Ufer des Fluſſes, wo
ſich der Reſt der Feinde ohne alle Ueberlegung in die
Gefaͤße warf, und erſoffe; eine große Anzahl von ihnen
ward auf der Stelle niedergemacht. In dieſem Gefechte
haben wir 2 Fahnen erobert, und 300 Todte von dem
Feinde rechnet man auf dem Platze, ohne die große Menge
der Erſoffenen. Unter den erſten befinden ſich 3 Agas,
und der Sohn des Limondzy Uglu Aga, einer ſehr an-
geſehenen Perſon in Nicopolis, und Oberaufſeher uͤber
20 Tuͤrkiſche Doͤrfer. (Die Fortſetzung folgt.)
Von der Weichſel, vom 5 Julii.
Aus der Moldau will man Nachricht haben, daß von den
Tuͤrken die Veſtung Giurgiewo wieder beſetzt worden.
Der Rußiſche Commandant ſoll ſich mit ſeiner 700 Mann
ſtark geweſenen Garniſon zuruͤckgezogen haben; er iſt
aber mit allen Officiers von der Beſatzung in Arreſt
genommen worden. Dagegen wird verſichert, daß der
General Potemkin ein Corps Tuͤrken von 10000 Mann
bey Turno geſchlagen, und die Veſtung eingenommen
habe. Bey Giurgiewo ſollen bereits 60000 Tuͤrken
uͤber die Donau gegangen ſeyn, welchen der General-
Feldmarſchall, Graf von Romanzow, entgegen marſchirt
iſt; daher man alle Augenblicke Nachricht von einem
entſcheidenden Treffen erwartet.
Paris, den 8 Julii.
Den 3ten dieſes begab ſich der Graf de la Marche
mit dem Marſchall von Richelieu und zween Staats-
raͤthen nach der verſammelten Rechnungskammer, um
die das Pariſer Parlement und die Obergerichte betref-
fende Edicte regiſtriren zu laſſen. Der General-Advo-
cat Perrot hielte bey dieſer Gelegenheit eine ſehr hef-
tige Rede. Bis auf dieſen Tag, ſagte er, waͤren die
Koͤnigl. Befehle durch den erſten Prinzen vom Gebluͤte
dem Gerichtshofe uͤberbracht worden; aber dieſer Prinz
(dem er die groͤßten Lobſpruͤche beylegte) theile Schmerz
und Kummer mit der Nation; er, der Graf de la Marche,
waͤre nun noch der einzige von ſeiner Durchl. Familie,
der dem Koͤnige von den Wehklagen ſeiner Unterthanen
koͤnne Nachricht geben; er ſchmeichele ſich daher, er
werde, begabt mit einer Bourbonniſchen Seele, Se.
Majeſtaͤt bitten, ſolche Edicte nicht in Ausfuͤhrung brin-
gen zu laſſen. Als der Herr Graf weggegangen war,
proteſtirte die Kammer wider die Sitzung und wider die
erzwungene Regiſtrirung der Edicte.
In der Nacht vom 6ten bis zum 7ten wurde das Haus
der Herrn General-Advocaten Perrot mit vieler Mann-
ſchaft umgeben, um ihm wegen ſeiner den 3ten gehal-
tenen heftigen Rede nach der Baſtille zu bringen; allein,
er hatte dies bereits vorher gemuthmaßet, und war
ſeinem Arreſt durch die Flucht zuvorgekommen.
Die 3 Staatsminiſter bemuͤhen ſich aus allen Kraͤften,
die Ausgaben in ihren verſchiedenen Departements, ſo
viel moͤglich, zu verringern. Sie ſollen ſchon 25 Mil-
lionen geſparet haben. Der Herzog von Aiguillon hat
auch, wie man ſagt, die Beſoldung der Geſandten klei-
ner gemacht. Der Prinz Louis de Rohan, der ſtatt des
Barons von Breteuil nach Wien gehet, ſoll ungefaͤhr
die Haͤlfte von dem bekommen, was ſein Vorgaͤnger
gehabt.
Man verſichert, der Herzog von Choiſeul werde die
Charge eines Oberſten der Schweizer und Graubuͤnder
niederlegen muͤſſen, und der Graf von Provence werde
kuͤnftig dieſen Titel fuͤhren.
Die hier angekommenen Jeſuiten werden nicht nur
verzuͤglich vor andern Geiſtlichen in den zu Paris ge-
hoͤrigen Pfarrkirchen zum Predigen und Beichten ge-
braucht, ſondern man ſagt ſogar, einer dieſer Vaͤter
habe bereits in dem Carmeliter-Kloſter von St. Denis
incognito vor dem Koͤnige geprediget.
In einer Brochuͤre mit dem Titel, ils reviendront, ou
ils ne reviendront pas, unterſucht man die Gruͤnde fuͤr
und wider das Parlement, und ſchließt folgendermaßen:
Das Anſehen des Monarchen, das Intereſſe der Pro-
vinzen, die Ehre des obrigkeitlichen Standes, und die
Wohlfahrt des ganzen Reichs machen die Zuruͤckberu-
fung deſſelben unmoͤglich. Wenn es auch ſeinen Fehler
erkennen, ſich dem Edict unterwerfen, die Obergerichte
annehmen, den Sporteln entſagen, und ſo gelehrig, als
vorher widerſpenſtig, werden wollte; ſo wuͤrden alle Nach-
gebungen unnuͤtz ſeyn. Die Sachen ſind zu weit ge-
kommen, der Augenblick der Vergebung iſt voruͤber,
die Wuͤrde des Throns wuͤrde leiden, und ganz Frankreich
ſich beklagen, nur den erſten Anbruch eines ſchoͤnen Tages
geſehen zu haben. Der Verfaſſer einer andern Schrift
fuͤhrt Geſetze und Facta an, welche beweiſen, daß Herr
von Maupeou durch das Edict vom December v. J. nichts
mehr gethan habe, als der Kanzler Seguier im Jahr
1667, viel weniger als der Siegelbewahrer d’Aliyre 1673,
und weniger als der Siegelbewahrer d’Argenſon 1718.
London, den 9 Julii.
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben den Herzog von St.
Albans zum Gouverneur von der Grafſchaft Berks, und
den Grafen von Northampton zum Gouverneur von
der Grafſchaft eben dieſes Namens ernannt.
Aus Paris hat man, daß der Baron von Breteuil er-
nannt iſt, als Franzoͤſiſcher Ambaſſadeur an die Stelle
des Grafen von Euignes nach unſerm Hofe zu gehen.
Der Graf von Rochford hat dem Franzoͤſiſchen Hofe
ein lebhaftes Memorial wegen der Bezahlung der Ca-
nada-Billets uͤbergeben.
Man erwartet jetzt mit vieler Ungeduld die Zuruͤck-
kunft eines Couriers von Madrid, dem am Sonnabend
ſchon ein anderer bis Calais entgegen geſchickt worden.
Auch iſt ſeitdem wieder ein neuer nach dieſer Spaniſchen
Hauptſtadt abgefertiget worden. Die Spanier verbeſ-
ſern die Veſtungswerke von Mallaga, Barcellona und
aller Seeplaͤtze beym Eingang in die Meerenge von Gi-
braltar, und England ruͤſtet eine Flotte aus, und ver-
mehret die Compagnie der Seeſoldaten, die aus 50 Mann
beſtehet, jetzt mit noch 50 Mann. Kein Wunder alſo,
daß die Liebhaber des Krieges ſchon neuen Friedens-
bruͤchen entgegen ſehen.
Der Herzog von Glouceſter wird mit der Fregatte,
die Venus, eine Reiſe nach Liſſabon und der Mittellaͤn-
diſchen See, zum Beſten ſeiner Geſundheit, vornehmen.
Es gehet die Rede, daß England wegen einer zur
Handlung gut gelegenen Inſel in dem Archipelago mit
einigen Maͤchten in Tractaten ſey.
Der General Paoli macht ſich zur Abreiſe von hier
nach Copenhagen fertig. Man ſagt, daß ihm Se. Daͤ-
niſche Majeſtaͤt eine anſehnliche Bedienung angetragen
haben.
Geſtern ſind mit einmal 12 Oſtindiſche Compagnie-
Schiffe von China, Bombay, Madraß, ꝛc. angekommen.
Die weißen Knaben in Irland, und die Regulators in
Nord-Carolina ſind nun ſo zahlreich, und gehen be-
waffnet umher, daß man ſich genoͤthiget geſehen, ihnen
ebenfalls mit Waffen entgegen zu kommen. Der Gou-
verneur von Nord-Carolina fuͤhret 2500 bewaffnete
freywillige Einwohner gegen die Regulators; und in
Irland ſind einige Compagnien Soldaten gegen die
White Boys beordert.
Jetzt wird hier eine neue Comoͤdie geſpielt, die fleißig
beſucht wird. Der Titel iſt The Maid of Bath. Herr
Cumberland iſt Verfaſſer davon, und ſie gruͤndet ſich
auf eine Begebenheit, die wirklich in Bath zwiſchen
einer jungen Actrice und einem reichen alten Manne
vorgegangen iſt. Der letztere hat 5000 Pf. Sterl. ge-
boten, daß das Stuͤck nicht moͤchte geſpielet werden;
aber unſer Ariſtophanes, Herr Foote, hat es dennoch
aufgefuͤhret.
Herr Morgan iſt von der Kayſerinn von Rußland
als Opticus und Verfertiger von mathematiſchen In-
ſtrumenten, nach Petersburg berufen worden. Er hat
den Ruf dahin angenommen.
Copenhagen, den 9 Julii.
Der Graf von Ablefeldt zu Langeland und Rixingen,
Oberſter der Cavallerie, und Major bey der Koͤnigl.
Leibgarde zu Pferde, hat ſeinen verlangten Abſchied in
Gnaden erhalten.
Hamburg, den 16 Julii.
Noch waͤchſt das Waſſer in unſern Gegenden. Vor
unſerm Deichthor iſt es ſchon in den Stadtgraben ge-
treten. Damit es nun nicht hiedurch in die Alſter
komme, ſo iſt beym Steinthore ein ſtarker Damm ge-
macht worden, der dies vermuthlich verhindern wird.
Heute fruͤh war der Wind oͤſtlich. Waͤre er ſo geblie-
ben, ſo waͤre der Abzug durch die Schleuſen mit der
Ebbe deſto ſtaͤrker geweſen; allein, er lief gleich wieder
nach Weſten. Da in der Gegend beym Geſundbrunnen
das Waſſer bis in die erſten Stockwerke der Haͤuſer
gehet, ſo muß man ſich des Weges durch den obern
Theil von Hamm bedienen. Von da ſieht man bis an
den Deich einen offenen See, und uͤber Wieſen und
Gaͤrten fahren Boote und Ewer mit vollen Segeln.
Unterdeſſen ſuchen Ein Hochweiſer Rath und die Wohl-
weiſen Herren Landherren den Einwohnern der uͤber-
ſchwemmten Laͤnder auf alle Weiſe zu Huͤlfe zu kommen,
damit ſie keinen Mangel leiden.
Von gelehrten Sachen.
Leipzig. Bey Friedr. Gotth. Jacobaͤern iſt heraus-
gekommen: Der redende Stumme. Erſter Theil. 1771.
In dieſer Wochenſchrift herrſcht uͤberhaupt der Ton
einer launigten Satyre, der in verſchiedenen Stuͤcken
der Fidibus ſo gut gefallen hat. Vermuthlich arbeiten
eben die Verfaſſer daran, welche die letztgenannte
Schrift herausgegeben haben. Man muß es geſtehen,
daß faſt in allen Stuͤcken dieſes erſten Theils dieſer Ton
ſo ziemlich beybehalten worden, (ſelbſt in dem 5ten
Stuͤcke, in welchem die vortreffliche Kaͤſtneriſche Beant-
wortung der Frage: Ob die Phyſik Begriffe von der
goͤttlichen Gerechtigkeit gebe? befindlich iſt, ſind Zuͤge
davon,) allein, uns duͤnkt, daß derſelbe doch endlich
ermuͤde, wenn er auch noch ſo gut, aber ohne Abwech-
ſelung, fortgeſetzt wird. Die Lebensbeſchreibung des
Verfaſſers Zacharias, die Abhandlung uͤber die Amts-
Baͤuche, das Elementarbuch eines Taugenichts, die er-
bauliche Predigt uͤber die ſogenannten Flegeljahre, ein
Geſpraͤch zwoer Damen, ob man Kinder in Abſicht auf
die Liebe ganz unwiſſend erhalten ſoll, — wird man mit
Vergnuͤgen leſen. Auch werden einige Artikel aus dem
moraliſchen Correſpondenten, davon 3 Stuͤcke mitge-
theilet werden, nicht mißfallen. Wir wollen doch ein
Paar abſchreiben.
Aus verſchiedenen akademiſchen Gegenden,
den 9ten Januar.
Die itzigen Ferien hindurch haben ſich einige lehrbe-
gierige Muſenſoͤhne, die ſich der Kirche widmen wollen,
auf eine beſondere Art in der Paſtoraltheologie geuͤbt,
damit ſie ſich auch zu der Zeit, wenn die Collegia ge-
ſchloſſen werden, ihrem Zwecke immer mehr und mehr
naͤhern. Deswegen brachten ſie taͤglich in den Wirths-
haͤuſern bey den Bouteillen und zukuͤnftigen Marien
Magdalenen zu, um zu ſehen, wie eigentlich die Suͤnden
beſchaffen waͤren, welche ſie mit der Zeit vergeben, oder
nach Gewiſſen beſtrafen ſollten. Sie werden dieſe
praktiſchen Schulen alle Sonntage weiter beſuchen.
Bey den Kaufmanne Eſprit ſind noch von der Lot-
terie des geſunden Menſchenverſtandes Plane und Looſe
zu haben. Obgleich bey dieſer hoͤchſt profitablen Lotterie
viele ihr Gluͤck machen koͤnnten, ſo ſind doch noch lange
nicht alle Looſe untergebracht, und die Ziehung muß
aufgeſchoben werden.
Am Mittewochen hat ſich ein kleiner Knabe von drey
Jahren verlaufen. Wer davon Nachricht geben kann,
beliebe es aus Chriſtenpflicht zu melden.
Aus eben dieſem Hauſe iſt ein weißes ſchoͤn behan-
genes Bologneſer-Huͤndchen weggekommen. Der Ueber-
bringer deſſelben ſoll zehen Ducaten zur verdienten Be-
lohnung empfangen.
Einigen Stuͤcken ſind kleine Gedichte und Epigram-
men mit beygefuͤgt, welche ſich von denen, die in den
gewoͤhnlichen Wochenſchriften mitgetheilt zu werden
pflegen, ſehr zu ihrem Vortheil unterſcheiden. Hier
ſind ein Paar davon:
Frage.
Legt Cajus noch kein Schloß an Janus Tempel an?
Antwort.
Kein Theologe darf ſich Goͤtzentempel nahn.
An den fieberhaften Maͤv.
Du haſt das Fieber, Maͤv? und dichteſt noch dabey?
Verdoppelt ſich denn jetzt bey dir die Raſerey?
Zur Erklaͤrung des Titels dieſer Wochenſchrift dient
Folgendes aus dem 15ten Stuͤcke: “Seit einigen Jah-
ren rede ich vor den Leuten kein Wort, und gebrauche
nur meine Augen und Ohren. Mit dieſen ſammle ich
mir Stoff zu denjenigen Betrachtungen, welche ich
hernach in meiner Einſamkeit zu Papier bringe, und
nunmehr durch das Sprachrohr der Preſſe woͤchentlich
bekannt machen will.”
Buͤrgermeiſtere und Rath der Stadt Flensburg fuͤgen
allen und jeden, welchen daran gelegen, hiedurch zu wiſſen,
wasmaßen die hieſigen Buͤrgere und Kaufleute, auch
reſp. Hoſpitals-Vorſteher, Herr Hinrich Henningſen,
und Claus Kall, als naͤchſte Anverwandten des Kalli-
ſchen Sterbhauſes, uns zu vernehmen gegeben, wie
nachdem ihr weyl. Schwager und Bruder, der Raths-
verwandte, auch Kauf- und Handelsmann, Herr Abra-
ham Kall, neulicher Zeit unvermuthet mit Tode abge-
gangen, und nach ihm nicht nur Kinder erſterer Ehe,
ſondern auch, nebſt der itzigen Frau Wittwe aus letzterer
Ehe, verſchiedene groͤßtentheils unmuͤndige Kinder vor-
handen, ſie bey einer vorlaͤufig gehaltenen Nachſicht, die
Beſchaffenheit und den Umfang der von Defuncto gefuͤhr-
ten Handlung dergeſtalt befunden, daß zuvoͤrderſt die
auf der Sterbbude haftende, theils verdeckte Schulden,
und uͤberhaupt alle Umſtaͤnde der Maſſae zur Richtigkeit
gebracht werden muͤßten, ehe und bevor an eine ander-
weitige kuͤnftige Einricht- oder Erbtheilung gedacht wer-
den koͤnne. Dannenhero ſie, die Wittwe cum Curatore,
und die Anverwandte der Kinder, mit Vorbehalt des
Beneficii legis & Inventarii, an die Creditores und Debi-
tores-Maſſae ein Stadt- und Landuͤbliches Proclama er-
gehen zu laſſen gebeten haben wollten. Wann nun
ſolchem Anſuchen zu deſeriren uns nicht entlegen koͤnnen:
Als werden alle und jede, welche an dem Nachlaß des
mehrgedachten verſtorbenen Rathsverwandten, auch
Buͤrgers und Kaufmanns, Herrn Abraham Kalls, einige
An- und Zuſpruͤche zu haben vermeynen, Kraft dieſes
peremtorie citiret und vorgeladen, daß ſie ſammt und
ſonders, und zwar die Einheimiſchen innerhalb Sechs,
die Auswaͤrtigen aber innerhalb Zwoͤlf Wochen a dato hujus
Proclamatis, und alſo reſp. bis auf den 27ſten Julii und
den 7ten September, als an welchem letztern Tage das
Protocollum profeſſionis fuͤr die Ausheimiſchen vollends zu ſchlieſ-
ſen ſich in hieſigem Stadt-Secretariat gebuͤhrend an-
geben, und ihre habende Forderungen und Praetenſiones,
ſelbige ruͤhren her ex quocunque capite vel cauſa ſie immer
wollen, ſub poena praecluſi & perpetui ſilentii, mit Pro-
ducirung der etwa in Haͤnden habenden Original-Urkun-
den und Documenten, auch deren copeylicher Zuruͤcklaſ-
ſung ad Protocollum, und inſoferne Profitentes dem hie-
ſigen Gerichtszwang nicht unterworfen, mit Beſtellung
eines darunter angeſeſſenen Procuratoris ad Acta recht-
lich profitiren, damit ſolchergeſtalt die Paffiva zuverlaͤſ-
ſigſt ausfuͤndig gemachet werden koͤnnen. Auch werden
diejenigen, welche der Sterbbude etwas ſchuldig ſind,
ſolches binnen gleichmaͤßiger Friſt ſub poena dupli zu
melden angewieſen. Wornach ſich maͤnniglich, dem
daran gelegenen, zu achten, und fuͤr Schaden zu huͤten
hat. Signatum
Flensburg, den 15ten Junii, 1771.
Buͤrgermeiſter und Rath hieſelbſt.
Der ſeit mehr als zehn Jahren abweſende Johann
Wilhelm Kalan wird ad inſtantiam ſeiner Inteſtat-Erben
und ſeines Curatoris auf den 12ten Auguſt 1771, edictali-
ter und ſub poena, daß er pro mortuo im Ausbleibungs-
fall werde declariret werden, vor das Koͤnigl. Branden-
burg-Neuhauſiſche Juſtiz-Collegium zu Koͤnigsberg
in Preußen adcitiret.
Koͤnigsberg, den 29ſten April, 1771.
Kommenden Sonnabend, als den 20ſten dieſes, Abends
um 8 Uhr, iſt Schlußtag zu der 57ſten Ziehung des
Reichsſtadt-Augsburgiſchen Lotto. Es werden dahero
alle Liebhaber erſucht, ihre gefaͤlligen Einſaͤtze in Zeiten
zu beſorgen, dieweil nach bemeldter Zeit keine Spiele
mehr angenommen werden.
Hamburg, den 16ten Julii,
1771. J. C. Seyferth,
Reichsſtadt Augsburgiſcher Commiſſaire, wohn-
haft auf dem großen Burſtah.
Da die Ziehung der erſten Claſſe der Stralſunder
Freymaͤurer-Lotterie des Gutes Wuͤſtenhagen den 27ſten
May geſchehen ſollte, verſchiedener Urſachen wegen aber
nicht erfolgen konnte, nun gewiß den 2ten September
d. J. vollzogen werden wird: Als werden alle Liebhaber
des Landweſens und Guͤter-Gewinnſte hiedurch freund-
lich erſuchet, ſich dazu fleißig und in Zeiten mit Looſen
zu verſehen, und ſind dieſe bey Engelbrecht im Addreß-
Comtoir, bey F. Karſtens an der Zollenbruͤcke, bey
Rode, der Boͤrſe gegen uͤber, bey Bluͤthner, im von
Peinſchen Caffeehauſe, und bey Mannes auf Kayſers
Hof zu 24 ßl. Louisd’or zu haben.
Da der Wachsbleicher Johann David Jenſchowsky
in Berlin ſeine Wachs-Fabrique dermaßen in Stand
geſetzet hat, daß er nicht allein einen anſehnlichen Vor-
rath weißes ſchoͤnes reines Wachs dieſen Sommer be-
reits gebleichet, ſondern es ihm auch durch ſeiner vier-
jaͤhrige Praxin ſo gerathen, daß ſolches an Weiße keinem
nichts nachgiebt; ja, mit dem beſten in Deutſchland
gleichkommt: Als machet derſelbe einem geehrten Publico
und ſeinen reſp. Kunden dieſes hierdurch bekannt, daß
ſie anjetzt von ihm ſowol in Quantitaͤt, als en Detaille,
alle Sorten Wachslichter und Scheibenwachs um die
billigſten Preiſe, und zwar das Pfund à 13 Ggr. bekom-
men. Die Schoͤnheit und Guͤte des Wachſes wird ſich
von ſelbſt anpreiſen. Auswaͤrtige Freunde koͤnnen ſich
prompter Ueberſendung verſichert halten; dagegen bittet
man ſich aus, die Briefe und Gelder franco zu ſchicken.
Am Donnerſtage, als den 8ten Auguſt, des Morgens
um 11 Uhr, ſoll die geweſene Pulvermuͤhle in Lockſted,
Collau genannt, ſo nahe bey Boſtel lieget, allda oͤffent-
lich an den Meiſtbietenden verkauft werden. Der Garten
iſt mit ſchoͤnen Alleen, Cabinetten und Fruchtbaͤumen
gezieret, wobey zu Ende deſſelben der große Muͤhlendeich
befindlich, nebſt ein vor wenig Jahren neuerbautes
und wohl eingerichtetes Wohn- und Gaͤrtnerhaus, wie
auch Stall zu 7 Pferden. Dieſes Weſen iſt zu einer
Fabrik ſehr geſchickt, indem 5 große und eintraͤgliche
Wieſen rund herum liegen; auch befinden ſich noch meh-
rere Wieſen und Kornland dabey, mit vorzuͤglichen
Privilegien verſehen, und frey von allen Auflagen.
Liebhaber koͤnnen ſolches taͤglich in Augenſchein nehmen,
und mehrere Nachricht davon geben die Mackler Boſtel-
mann, Heuſch und Neumann in Hamburg.