St. Petersburg, den 30 Dec.
(Aus der Hofzeitung.)
“Man ſagt, daß Se. Majeſtaͤt, der Kayſer, da Er
ſieht, daß die Europaͤiſchen Maͤchte ſich nicht vereini-
gen koͤnnen, und einen Krieg zu beendigen wuͤnſcht,
der ſeit 11 Jahren wuͤthet, einen Ort vorzuſchlagen
gedenkt, wohin er alle die andern Potentaten einladen
will, um mit ihm in geſchloſſenen Schranken zu kaͤm-
pfen, zu welchem Behuf ſie ihre aufgeklaͤrteſten Mini-
ſter und geſchickteſten Generals als Knappen, Kampf-
richter und Herolde mit ſich bringen ſollen; als da
ſind Thugut, Pitt, Bernſtorff. Er ſelbſt ſey geſonnen,
den Grafen von der Pahlen und Kutuſoff an ſeiner
Seite zu haben. Man weiß nicht, ob man dieſem
Geruͤchte Glauben beymeſſen ſoll; indeſſen ſcheint es
nicht ganz ohne Grund, da es den Stempel deſſen traͤgt,
weſſen man ihn oſt beſchuldigt hat.”
Noch meldet die Hofzeitung, daß der General-Lieu-
tenant Tormaßow zum Commandeur des Leibgarde-
Regiments zu Pferde Sr. Kayſerl. Hoheit, des Groß-
fuͤrſten Zeſarewitſch Conſtantin Pawlowitſch, und der
General-Major Kof hin zum Chef des Leib-Cuiraßier-
Regiments Sr. Kayſerl. Majeſtaͤt ernannt iſt.
Schreiben aus Wien, vom 7 Januar.
Auch nach der Schlacht am 25ſten und 26ſten Dec.
haben in Jtalien noch, ehe die Nachricht von dem
Waffenſtillſtande in Deutſchland dahin kam, die Feind-
ſeligkeiten bis zum Schluß des abgewichenen Jahrhun-
derts fortgedauert. Unſere heutige Hofzeitung enthaͤlt
daruͤber folgendes:
“Wie der General, Graf von Bellegarde, unterm
29ſten und 31ſten des abgewichenen Monats und Jahrs
aus dem Hauptquartier St. Michele bey Verona an-
zeigt, hat der Feind am gedachten 29ſten die bey St.
Lucia, Tomba und Croce bianca unter dem General
Buſſy geſtandenen Vorpoſten mit Heftigkeit angegrif-
fen. Gedachter General zog ſich zufolge des gehabten
Auftrags fechtend und mit aller Contenanz gegen Ve-
rona zuruͤck, und die neue Vorpoſtenkette ward dicht
an dem Feinde gezogen.”
“Am 30ſten wiederholte der Feind ſeinen Angriff auf
die gedachten Vorpoſten, ward aber zuruͤckgewieſen; da
indeſſen dieſe Vorpoſten auf des Feindes linken Fluͤgel
einige Bewegungen bemerkten, ſo verſtaͤrkte der Gene-
ral der Cavallerie ſeinen rechten Fluͤgel, um, wenn der
Feind den Uebergang des Etſch-Fluſſes in jener Gegend
verſuchen ſollte, ihm einen nachdruckſamen Widerſtand
zu leiſten.”
“Zu gleicher Zeit unternahm der Feind einen An-
griff auf die vor der Feſtung Peſchiera liegenden Fle-
ſchen, ward aber durch eine ſtandhafte Gegenwehr ab-
gewieſen.”
“Auch den General Stojanich hat der Feind am
29ſten abermals auf dem Poſten Tonal angegriffen;
ward aber auch diesmal mit Verluſt zuruͤckgeſchlagen.”
Noch enthaͤlt die heutige Hofzeitung folgendes:
“Se. K. K. Majeſtaͤt haben den General- Major,
Erzherzog Ferdinand, dann die General-Majors, Fuͤr-
ſten von Roſenberg, Marquis Chaſteller, Ducca, dall’
Aglio und Goͤrger, zu Feldmarſchall-Lieutenants, die
beyden General Adjutanten des Erzherzogs Carl, Oberſt-
Lieuenant Colloredo, und Dellmotte zu Oberſten er-
nannt, nebſt dem aber dem F. M. L. Fuͤrſten vor
Schwarzenberg das zweyte Uhlanen-Regiment ver-
liehen.
Ein andres Schreiben aus Wien,
vom 7 Januar.
Auch in Jtalien iſt nun ein Waffenſtillſtand zwiſchen
den beyderſeitigen Armeen geſchloſſen worden. Es cir-
culiren ſchon verſchiedene Angaben von den Bedingun-
gen deſſelben, daß Mantua und Peſchiera einſtweilen
den Franzoſen eingeraͤumt wuͤrden, daß die Kayſerlichen
das Roͤmiſche und Toscaniſche Gebiet verließen, daß
alle Volksbewaffnungen daſelbſt entlaſſen wuͤrden ꝛc.;
aber alle dieſe Angaben, mit den andern Umſtaͤnden,
die man dabey anfuͤhrt, ſind noch nicht officiell, und
beduͤrfen naͤherer Beſtaͤtigung.
Jn der Schlacht in Jtalien am 25ſten haben unſere
Truppen ſehr ehrenvoll gekaͤmpſt, und dem Feinde ei-
nen ungemein betraͤchtlichen Verluſt beygebracht. Un-
ſre Regimenter Kinsky und Deutſchmeiſter haben ſich
außerordentlich brav gehalten, und zuſammen 50 Offi-
ciers von verſchiedenem Range verlohren, naͤmlich das
erſte 28, und das andre 22. Die Nachricht von dem
Waffenſtillſtande in Deutſchland war durch die ver-
ſchiedenen Couriers am 1ſten Jan. bey den beyderſeiti-
gen Armeen in Jtalien angekommen.
Mehrere Ungariſche Truppen ſind jetzt aus unſrer
Nachbarſchaft wieder nach Ungarn zuruͤckverlegt wor-
den, wohin auch eine betraͤchtliche Anzahl Artillerie aus
unſerm Zeughauſe abgegangen.
Am 5ten ward die Ordre, wodurch das Aufgebot der
Einwohner in Maſſe zu Wien und in deſſen Vorſtaͤd-
ten befohlen wurde, zuruͤckgenommen, und es heißt,
daß ſtatt deſſen, nach dem Vorſchlage des Erzherzogs
Carl, eine allgemeine Rekrutirung ſtatt haben werde.
Der Erzherzog Carl giebt zu Schoͤnbrunn der Gene-
ralitaͤt und den Officiers taͤglich 3 oͤffentliche Tafeln.
Viele Einwohner von Wien begeben ſich taͤglich nach
Schoͤnbrunn, um daſelbſt die Bewegungen der Truppen
und die militairiſchen Anſtalten zu ſehen. Es wird
eine Menge Munition zuſammengebracht, und der un-
tere Theil des Schoͤnbrunner Schloſſes iſt in ein Mehl-
und Haſer-Magazin verwandelt. Die hieſigen Baͤcker
muͤſſen (außer der großen Feldbaͤckerey zu St. Poͤlten)
taͤglich 14000 Rationen Brodt fuͤr die benachbarten
Truppen liefern.
Ober-Oeſterreich, ein Theil von Unter-Oeſterreich
und Steyermark leiden jetzt durch den Aufenthalt der
Franzoͤſ. Truppen außerordentlich.
Drittes Schreiben aus Wien,
vom 7 Januar.
Mit Anfang dieſer Woche ſind die Schanzarbeiten
an dem hieſigen Feſtungsbau gaͤnzlich eingeſtellt wor-
den, und nach einer ergangenen Kundmachung werden
die Vorleſungen bey der Univerſitaͤt in naͤchſter Woche
wieder fortgeſetzt werden, woraus man ebenfalls auf
die Gewißheit des Friedens ſchließen will, und daß
diejenige Vertheidigungs-Anſtalt unterbleiben werde,
zu welcher die Studenten beſtimmt waren.
Da der Gen. Moreau von dem Lande Ober Oeſterreich
8 Millionen Contribution verlangt, ſo iſt aus Linz
eine Deputation wegen Vorſchuß hieher gekommen,
welcher man bey Hofe, wie es heißt, unter andern
zum Troſt geſagt hat, daß dieſe Bedruͤckungen, wegen
des nahen Friedens, nicht lange dauern werden. Ein
Drittheil der Contribution ſoll in klingender Muͤnze,
ein Drittheil in Bancozetteln und ein Drittheil in
oͤffentlichen Fonds-Obligationen bezahlt werden.
Die beyderſeitigen Armeen haben ſich nun um 10
Meilen von der Vorpoſtenkette zuruͤckgezogen; naͤm-
lich die Franzoſen uͤber die Enns bis Linz, die Oeſter-
reicher aber in die Gegend von Wien, wovon das
Gros der Armee bey Neudorf, am Wien r e r Berge,
aufgeſtellt iſt.
Se. Kayſerl. Majeſtaͤt haben den in diplomatiſchen
Geſchaͤfften bey der Deutſchen Armee geſtandenen Hrn.
von Faßbender zum Reichshofrath ernannt.
Vorgeſtern iſt in Laxenburg die Fahnenweyhe bey
der Ungariſchen Jnſurrections-Cavallerie mit großer
Feyerlichkeit vorgenommen worden, welcher beyde
Kayſerl. Majeſtaͤten, nebſt dem Erzherzog Carl und
andern Großen des Hofes, beygewohnt haben.
An eben dieſem Tage hat der Erzherzog Carl ſeiner
Generalitaͤt und den Officiers vom Generalſtaabe eine
große Tafel gegeben.
Bey der letzten Schlacht in Jtalien iſt auch der
Oberſtlieutenant Kees, vom Generalſtaabe, und der
junge Landgraf von Fuͤrſtenberg todt geblieben, der
General Kaim iſt an ſeinen Wunden geſtorben, und
außer dieſem iſt auch der General, Prinz Rohan, ge-
faͤhrlich verwundet worden.
Auf eine erlaſſene Aufforderung, zur Unterſtuͤtzung
der ungluͤcklichen Krieger, ſind ſchon ſehr viele Weine,
Victualien, Geldbeytraͤge, Kleidungsſtuͤcke und andre
Beduͤrfniſſe, von milden Gebern, an den Erzherzog
Carl abgeliefert worden, welcher die Austheilung ſelbſt
uͤbernommen hat.
General Lauer begiebt ſich, wie es heißt, mit ſeiner
ganzen Beſoldung in den Ruheſtand.
Auf der Fahne des Leib-Bataillons des Erzherzogs
Carl, welches aus Prager Studenten beſteht, befindet
ſich die Jnſchrift; “Sieg oder Tod!”
Jn Wien und deſſen Vorſtaͤdten ſind im vorigen
Jahre, mit Jubegriff aller Spitaͤler und Krankenhaͤu-
ſer, geſtorben 18452 Perſonen, worunter eine von 108
Jahren. An Blattern ſtarben 3296. Gebohren wur-
den zuſammen 11636 Kinder. Getraut wurden 2655
Paar. Es ſtarben alſo im Jahr 1800 3025 Perſonen
mehr zu Wien, als 1799, welche Anzahl ungewoͤhnlich
uͤberwiegend und beſonders den Blatter-Verwuͤſtungen
zuzuſchreiben iſt.
Schreiben aus Stuttgardt, vom 9 Jan.
Man haͤlt hier die oͤffentlichen Nachrichten, daß der
Friedens-Abſchluß der Franzoͤſiſchen Republik mit
dem Churpfaͤlziſchen Hofe bereits erfolgt ſey, noch
fuͤr ungegruͤndet. Die Kayſerl. kriegsgefangenen Offi-
ciers werden jetzt nach Dijon weiter gefuͤhrt.
Man zaͤhlt darunter 4 Generals, 7 Oberſten und bey-
nahe 400 von untern Graden. Der Courierwechſel
zwiſchen Oeſterreich und Luneville geht noch immer
fort. Graf von Cobenzl erwartet auch die Ruͤckkunft
eines Couriers von London, bevor er abſchließen wird.
Es iſt auch in Vorſchlag, daß der General von Meer-
veld, der den Frieden zu Campo formio mit unter-
zeichnet, ſich jetzt nach Luneville begeben ſoll. Erſt
dann, wenn der Friede mit Oeſterreich zu Stande iſt,
werden die andern Geſandten nach Luneville eingeladen
werden.
Schreiben aus Straßburg, vom 8 Jan.
Aus dem Franzoͤſ. Hauptquartier zu Steyer wird
unterm 29ſten December noch ſolgendes gemeldet:
“Geſtern hat es der Feind verſucht, durch das Jnn-
thal in unſern Ruͤcken hervorzubrechen. 3 Bataillons,
mit 3 Kanonen und Cavallerie, ſammt Tyroler Jaͤ-
gern, waren aus Kufſtein ausgezogen und hatten unſre
Poſition vor Auersdorff angegriffen; allein ſie wurden
mit Nachdruck empfangen und geworfen; ſie verlohren
12 Gefangene. Wir hatten 28 Verwundete. Auf den
Abend erhielt der Diviſions-General Molitor die Waf-
fenſtillſtands-Convention. Er theilte ſie dem Oeſter-
reichiſchen General, der in Tyrol commandirte, mit,
worauf ſogleich die Feindſeligkeiten eingeſtellt wurden.”
Spaͤtern Nachrichten zufolge, haben unſre Truppen
ſchon einige feſte Graͤnzpoſten und Paͤſſe von Tyrol
beſetzt, und ein Franzoͤſ. General war nach Jnſpruck
abgegangen, um wegen Beſetzung der Graͤnzfeſtungen
mit der daſigen Regierung naͤhere Verabredungen zu
treffen.
Bey der Schlacht in Jtalien am 25ſten und 26ſten
haben unſre Truppen auch 5 Fahnen erobert. Brune
drang gegen die Etſch vor, als er die Nachricht von
dem Waffenſtillſtande in Deutſchland erhielt.
Hier iſt ein Kayſerl. Cabinets-Courier durchpaßirt-
von dem es heißt, daß er die Kayſerl. Ratification der
bereits abgeſchloſſenen Friedenspr a aͤ liminarien nach Paris
bringt. Andre ſagen, er uͤberbringe nur die Ratifica-
tion der Waffenſtillſtands-Convention von Steyer, in-
dem eine aͤhnliche Franzoͤſ. Ratification nach Wien ge-
ſandt ſey. Die Waffenſtillſtands-Convention ſelbſt er-
waͤhnte freylich nichts von einer beſondern Ratifici-
rung.
Schreiben aus Augsburg, vom 5 Jan.
Vorgeſtern iſt General Leclere von Linz kommend
hier durch nach Paris gereiſet. Er verſichert, der
Kayſer habe am 27ſten December, Abends um 5 Uhr,
die Friedens-Praͤliminarien unterzeichnet. Die naͤm-
liche Nachricht theilte heute der hieſige Stadt-Com-
mandant la Chapelle der Municipalitaͤt mit.
Der O d b ergeneral Moreau iſt vorgeſtern in Muͤnchen
angekommen und hat zu Nymphenburg einer Jagd-
parthie beygewohnt. Er wird ſich aber in Muͤnchen
nicht lange aufhalren, ſondern wieder nach Salzburg
zuruͤckkehren, von da aus aber nach Paris abgehen.
Mehrere Franzoͤſ. Staabsofficiers haben die Erlaub-
niß erhalten, nach Wien zu reiſen, um dieſe Stadt zu
beſehen. General Grenier hat ſein Hauptquartier zu
Linz.
Der Erzherzog Carl hat an die biedern Tyroler eine
Proclamation erlaſſen, worin er ihnen ankuͤndigt, daß
General Moreau aus Achtung gegen ihr bisheriges
braves Betragen von der Forderung, ihr Land zu be-
ſetzen, abgeſtanden ſey; daß ſie ſich aber dagegen bey
der den Franzoſen zugeſtandenen Beſetzung einiger
Graͤnzfeſtungen und Landespaͤſſe ruhig und beſcheiden
betragen moͤchten.
Es heißt, daß Churbayern in Folge des Friedens,
den es bisher mit Frankreich unterhandelt hat, fuͤr
ſeine Ueberrheiniſchen Provinzen anſehnliche Entſchaͤ-
digungen in Bayern, beſtehend aus mehrern Bisthuͤ-
mern ꝛc. und in Schwaben erhalten werde.
Schreiben aus Frankfurt, vom 10 Jan.
Am 7ten dieſes, gegen Abend, paßirte hier ein Cou-
rier von Paris durch, der dem Obergeneral Augereau
das Regierungs-Arreté uͤberbringt, worin erklaͤrt wird,
daß auch die Franzoͤſiſch-Bataviſche Armee ſich wohl
um das Vaterland iv v erdient gemacht habe. Dieſer
Courier uͤberbrachte zugleich die Sieges-Nachrichten
aus Jtalien. Hier und in Aſchaffenburg iſt jenes Ar-
reté bey der Parole ſchon bekannt gemacht. Jn Maynz
wurden auch wegen Jnveſtirung von Mantua die Ka-
nonen geloͤſet.
Die Veſtung Wuͤrzburg iſt nun im Beſitz der Fran-
zoſen. Sie ruͤckten am 6ten daſelbſt ein. Waͤhrend
der 5 Wochen langen Belagerung der Wuͤrzburger Ci-
tadelle ſind von der Beſatzung 144000 kleine Gewehr-
patronen abgefeuert worden, und 15968 Kanonenſchuͤſſe,
Haubitzen- und Bombenwuͤrfe erſolgt. Der Schade,
welcher an den Gebaͤuden der Citadelle vom Bombar-
dement verurſacht wurde, wird auf 300000 Thaler ge-
ſchaͤtzt. Die Deutſche Beſatzung in der Citadelle zu
Wuͤrzburg war noch beym Ausmarſch 2150 Mann ſtark.
General Augereau iſt von Bamberg, wo noch eine
Deputation des Fuͤrſtl. Senats an ihn geſandt wurde,
zu Wuͤrzburg angekommen.
Schreiben aus Hanau, vom 11 Januar.
Heute traf hier bey der Kayſerl. Ranzionirungs-
Commißion der Kayſerl. Feldmarſchall-Lieutenant,
Graf von Sporck, aus der Kriegsgefangenſchaft ein.
Er war in Metz und Bern geweſen.
Die Franzoͤſ. Armee bezieht jetzt uͤberall die neuen
Waffenſtillſtands-Poſitionen. Das Hauptquartier von
Souham kommt nach Heilbtonn und das des Generals
Hautpoul nach Nuͤrnberg. Das Hauptquartier von
St. Suzanne iſt zu Stuttgardt.
Schreiben aus Paris, vom 7 Januar.
Das halb officielle Pariſer Journal von geſtern ent-
haͤlt folgenden Artikel: “Es beſtaͤtigt ſich, daß die
Sprecher der Regierung, welche am 6ten im Senat
waren, demſelben ein Arreté der Conſuls vorgelegt
haben, welches Raͤuber betrift, die ſeit 10 Jahren in
einer immerwaͤhrenden Verſchwoͤrung gegen jede Art
von Ordnung und Regierung leben, die im September
Richter und Henker in den Gefaͤngniſſen, am 31ſten
May freche Proſcriptions-Befoͤrderer, am 2ten Prai-
rial Moͤrder der Stellvertreter der Nation, blutduͤr-
ſtige Rebellen im Lager von Grenelle waren, und greuel-
volle Feinde der durch den 18ten Brumaire bewuͤrkten
Wiederherſtellung der Dinge, ihres Urhebers und ihrer
Mitwuͤrker, die ferner wilde Menſchen ſind, aus den
Unruhen der Revolution entſproſſen, jeder andern Zeit
fremd, fremd allen Laͤndern, fremd der ganzen Menſch-
heit, und deren Gegenwart in der Geſellſchaft eine
Landesgefahr iſt. Man verſichert, daß die Regierung
fuͤr die allgemeine Sicherheit noͤthig gefunden habe,
ein Hundert dieſer Menſchen unter eine beſondre Auf-
ſicht jenſeits des Meers, (vormals Deportation ge-
nannt), und andre bloß außerhalb der Hauptſtadt zu
ſetzen, und daß der Senat, als Richter uͤber alle Acten,
welche die Conſtitution angehen, heute dieſem Act ſei-
nen Beyfall ertheilt und durch ein Senatusconſult er-
klaͤrt habe, daß er zur Erhaltung der Conſtitution ab-
zweckt.”
Auch von dem Diviſions-General und Chef des Ge-
neralſtaabs der Jtalieniſchen Armee, Oudinot, ſind
nun zwey Berichte uͤber die Schlacht in Jtalien am
25ſten und 26ſten December bekannt gemacht. Man
erſieht aus demſelben, daß am 25ſten December ein
Theil unſerer Truppen einige Zeit einen harten Stand
hatte, da die Oeſterreicher mit großer Erbitterung
fochten. Jn dem erſten Bericht, datirt aus Monzan-
bano, vom 26ſten December, ſchreibt Oudinot an den
Kriegsminiſter uͤber die Schlacht am 25ſten:
“Der General en Chef hatte die noͤthigen Ordres
ertheilt, daß der Uebergang uͤber den Mincio geſtern
bey Tages-Anbruch mittelſt zwey Bruͤcken geſchehe,
die vor Monzanbano geſchlagen werden ſollten. Der
rechte Fluͤgel, unter dem Generallieutenant Dupont,
hatte Befehl, den Mincio aufwaͤrts zu marſchiren,
ein Obſervations-Corps vor Goito zu laſſen, und ſich
zu ſtellen, als wenn er bey Volta uͤber den Fluß ge-
hen wolle. Die audern Diviſionen erhielten zugleich
die gehoͤrigen Befehle. Da General Dupont keine be-
traͤchtliche Macht gegen ſich ſah, ſo hatte er ſeine
Bruͤcke geſchlagen und gluͤcklich den Uebergang bewerk-
ſtelligt. Der Feind zog ſich bald ſehr ſtark nach die-
ſem Punct und das Gefecht ward ſehr lebhaft. Unſre
Truppen hielten den Angriff mit ihrer gewoͤhnlichen
Unerſchrockenheit aus. Der Feind ward zuruͤckgetrie-
ben und nachdruͤcklich verfolgt. Nachdem General
Dupont dem Geueral en Chef von ſeiner Bewegung
Nachricht gegeben hatte, ſo erhielt er Befehl, ſich zu
behaupten, ohne ſich auszuſetzen, oder ſich nach den
Umſtaͤnden unter den Schutz ſeiner auf dem rechten
Ufer befindlichen Artillerie zuruͤckzuziehen. Waͤhrend
dieſer Zeit gieng der Eifer unſerer Trupven zu weit,
und der Feind, der ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf
dieſen Punct richtete, zog den groͤßten Theil ſeiner
Macht dahin. (Nach Ausſage der Gefangenen war
Herr von Bellegarde ſelbſt dabey gegenwaͤrtig.) Die
Lage des Generallieutenants Dupont ward kritiſch;
Generallieutenant Suchet, der ſich in der Naͤhe be-
fand, ſchickte ſogleich die Diviſion Gazan ab, und
marſchirte an ihrer Spitze zur Unterſtuͤtzung des rech-
ten Fluͤgels.”
“Die Erbitterung des Feindes war außerordentlich;
er war bey weitem uͤberlegen; vier Angriffe nach
einander wurden durch die Unerſchrockenheit unſerer
Truppen vereitelt. Das Dorf Rozzolo, welches mehr-
mals genommen und wieder genommen wurde, blieb
endlich in unſrer Gewalt, und nach dem blutigſten und
ungleichſten Kampfe blieben wir Meiſter des Schlacht-
feldes. Man ſchlug ſich noch um 10 Uhr des
Abends.”
“Ein lebhafter Angriff eines Dragoner-Detaſchements
hat zu dem Erfolge dieſes Tages nicht wenig beyge-
tragen. Wir haben an demſelben auf dieſer Seite
2000 Geſangene und verſchiedene Fahnen erhalten.
Der Verluſt des Feindes an Todten und Verwunde-
ten iſt ſehr betraͤchtlich. Jn dem Augenblick, wo ich
dieſes ſchreibe, bewerkſtelligt die Armee den Uebergang
bey Monzanbano.”
(Unterz.) Oudinot.
Jn einem zweyten Briefe aus dem Hauptquartier
zu Monzanbano, vom 26ſten December, ſchreibt Ge-
neral Oudinot an den Kriegsminiſter uͤber die Vor-
faͤlle am 26ſten December:
“Heute Morgen meldete ich Jhnen, daß die Armee
ihren Uebergang uͤber den Mincio bewerkſtellige. Er
iſt auch heute, den 26ſten, auf zweyen vor Monzan-
bano geworfenen Bruͤcken geſchehen. Die Avantgarde,
unter dem Generallieutenant Delmas, vertrieb den
Feind aus allen ſeinen Stellungen und faßte auf der
Hoͤhe von Valleggio Poſto. Die Diviſion des rechten
Fluͤgels, von der Lieutenance Moncey, welche der Ge-
neral Boudet commandirte, folgte der Avantgarde,
warf gleichfalls den Feind und nahm verſchiedene Ka-
nonen. Generallieutenant Dupont erhielt Ordre, ſich
von Pozzolo, wo er den Abend vorher Nachtquartier
gehalten, auf dem linken Uſer des Mincio nach der
Straße von Valleggio zu ziehen. Kurz der Uebergang,
der von 40 Artillerieſtuͤcken gedeckt war, iſt vollkom-
men gegluͤckt und alle Corps haben ſich mit Ruhm
bedeckt.”
“Das Reſultat dieſes Tages iſt: ungefaͤhr 8000 Ge-
fangene, viele Artillerie und die Einnahme aller Ver-
ſchanzungen und Poſitionen des Feindes; dieſes laͤßt
uns vermuthen, daß der morgende Tag noch gluͤcklicher
und glaͤnzender ſeyn werde.”
(Unterz.) Oudinot.
Da ſich am 27ſten die Oeſterreicher uͤber die Etſch
zuruͤckgezogen, ſo ſind noch bloß kleinere Gefechte vor-
geſallen.
Jn der vorgeſtrigen Sitzung des Tribunats wurden
der Regierung 415 Millionen fuͤr den Dienſt des 9ten
Jahrs bewilligt, die ſie nach Gutbefinden unter die
verſchiedenen Miniſterien vertheilen ſoll. “Die Regie-
rung, ſagte der Berichterſtatter Berenger, verdient die-
ſen Beweis unſers Zutrauens wegen aller Wundertha-
ten, die ſie verrichtet hat, und ihre Abſichten ſind uͤber-
dies kein Geheimniß. Sie will Europa den Frieden
geben und dann ſich bemuͤhen, ihm die Unabhaͤngigkeit,
die eine ehrgeizige Macht zu kraͤnken ſucht, wieder zu
verſchaffen. Sie muß alſo in ihren Mitteln nicht ein-
geſchraͤnkt ſeyn.”
Am 17ten Brumaire des Jahrs 8, als Bonaparte
das Conſulat antrat, ſagen hieſige Blaͤtter, nahmen
die oͤffentlichen Ausgaben taͤglich zu; jetzt iſt das Bud-
get verringert; damals war Chaos, jetzt iſt Ordnung;
am 17ten Brumaire kaͤmpften alle Partheyen gegen
einander, jetzt ſind die Partheyen verſchwunden; da-
mals ſchaͤmte man ſich, ein Franzoſe zu ſeyn, jetzt
rechnet man ſich’s zur Ehre; am 17ten Brumaire
war der Feind an unſern Graͤnzen, jetzt ſind unſre
Truppen unweit deſſen Hauptſtadt und ſuͤhren uns den
Frieden herbey.
Heute ſollen Cerracchi und ſeine Mitbeklagten vor
dem hieſigen Criminalgericht erſcheinen. Lebon, Dom-
manget und Gotterel, drey unſrer geſchickteſten Advo-
caten, ſind ihre Sachwalter.
Vorgeſtern hat Baron Sprengporten in Begleitung
ſeines ganzen Gefolgs der Sitzung des geſetzgebenden
Corps beygewohnt. Bey ſeinem Eingang und Aus-
gang trat die Wache unter das Gewehr und die Trom-
melſchlaͤger ſchlugen zur Parade.
Der beruͤhmte Gelehrte, Dennra, Mitglied der
Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, iſt
jetzt zum erſten Bibliothekar des National-Athenaͤums
zu Turin ernannt. — Die bekannten Barbets im Pie-
monteſiſchen haben ſich nun unterworfen, und es wer-
den 3 Jaͤger-Compagnien aus ihnen errichtet.
Buͤrger Grouvelle, unſer ehemalige Geſandte zu Co-
penhagen, iſt jetzt einer der Secretairs des geſetzgeben-
den Corps.
Wenn unſre Rhein-Armee die Waffenſtillſtands-Po-
ſitionen bezogen hat, ſo wird General Moreau auf
einige Zeit nach Paris kommen. General van Damme,
der die Avantgarde der Graubuͤndner Armee comman-
dirt, ſoll noch in einem Gefechte verwundet worden
ſeyn.