Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

[Gleich. 222] § 68. Dissociation des Bromwasserstoffamylen.
stehende Grösse (m1 + m2) L12 = P ist die in Arbeitsmaass ge-
messene Dissociationswärme eines Moleküles der undissociirten
Substanz im chemischen oder makroskopischen Sinne, dessen
Masse (das chemische Molekulargewicht) m1 + m2 ist. Setzen wir
[Formel 1] ,
so ist wiederum
[Formel 2] .
k12 ist der reducirte kritische Raum eines Atomes erster Gattung
bezüglich seiner Wirkung auf ein Atom zweiter Gattung. k12 / m1
wäre die Summe aller reducirten kritischen Räume, welche
allen in der Masseneinheit der ersten Gasart enthaltenen
Atomen entsprechen, k12 / M dagegen ist die Summe aller kri-
tischen Räume, die allen in einem Moleküle im Sinne der
Chemie enthaltenen Atomen der ersten Gasart entsprechen,
d. h. in der Masse m1 / M der ersten Gasart, welche der Massen-
einheit der Normalsubstanz chemisch äquivalent ist.

Ist ein Gas im Ueberschusse vorhanden, so liefert die
Gleichung 221)
221 a) [Formel 3]
222) [Formel 4] .
Da n12 weder grösser als a1, noch grösser als a2 sein darf, so
wurde die Wurzel mit negativen Zeichen genommen. Wäre a1
sehr gross, so müsste der andere Factor a2 -- n12 der linken
Seite der Gleichung 221 a) sehr klein, also n12 nahe gleich a2
sein, was übrigens auch aus 222) folgt, wenn man darin a1
gross gegen a2 ansieht. Mit wachsender Zahl der Atome erster
Gattung verbinden sich also immer mehr Atome zweiter Gattung
mit denselben, bis endlich fast alle Atome zweiter Gattung
chemisch gebunden sind, was mit dem Massenwirkungsgesetze
von Guldberg-Waage in Uebereinstimmung steht.

[Gleich. 222] § 68. Dissociation des Bromwasserstoffamylen.
stehende Grösse (μ1 + μ2) Λ12 = Π ist die in Arbeitsmaass ge-
messene Dissociationswärme eines Moleküles der undissociirten
Substanz im chemischen oder makroskopischen Sinne, dessen
Masse (das chemische Molekulargewicht) μ1 + μ2 ist. Setzen wir
[Formel 1] ,
so ist wiederum
[Formel 2] .
κ12 ist der reducirte kritische Raum eines Atomes erster Gattung
bezüglich seiner Wirkung auf ein Atom zweiter Gattung. κ12 / m1
wäre die Summe aller reducirten kritischen Räume, welche
allen in der Masseneinheit der ersten Gasart enthaltenen
Atomen entsprechen, κ12 / M dagegen ist die Summe aller kri-
tischen Räume, die allen in einem Moleküle im Sinne der
Chemie enthaltenen Atomen der ersten Gasart entsprechen,
d. h. in der Masse m1 / M der ersten Gasart, welche der Massen-
einheit der Normalsubstanz chemisch äquivalent ist.

Ist ein Gas im Ueberschusse vorhanden, so liefert die
Gleichung 221)
221 a) [Formel 3]
222) [Formel 4] .
Da n12 weder grösser als a1, noch grösser als a2 sein darf, so
wurde die Wurzel mit negativen Zeichen genommen. Wäre a1
sehr gross, so müsste der andere Factor a2n12 der linken
Seite der Gleichung 221 a) sehr klein, also n12 nahe gleich a2
sein, was übrigens auch aus 222) folgt, wenn man darin a1
gross gegen a2 ansieht. Mit wachsender Zahl der Atome erster
Gattung verbinden sich also immer mehr Atome zweiter Gattung
mit denselben, bis endlich fast alle Atome zweiter Gattung
chemisch gebunden sind, was mit dem Massenwirkungsgesetze
von Guldberg-Waage in Uebereinstimmung steht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="201"/><fw place="top" type="header">[Gleich. 222] § 68. Dissociation des Bromwasserstoffamylen.</fw><lb/>
stehende Grösse (<hi rendition="#i">&#x03BC;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BC;</hi><hi rendition="#sub">2</hi>) <hi rendition="#i">&#x039B;</hi><hi rendition="#sub">12</hi> = <hi rendition="#i">&#x03A0;</hi> ist die in Arbeitsmaass ge-<lb/>
messene Dissociationswärme eines Moleküles der undissociirten<lb/>
Substanz im chemischen oder makroskopischen Sinne, dessen<lb/>
Masse (das chemische Molekulargewicht) <hi rendition="#i">&#x03BC;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BC;</hi><hi rendition="#sub">2</hi> ist. Setzen wir<lb/><hi rendition="#c"><formula/>,</hi><lb/>
so ist wiederum<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi><lb/><hi rendition="#i">&#x03BA;</hi><hi rendition="#sub">12</hi> ist der reducirte kritische Raum eines Atomes erster Gattung<lb/>
bezüglich seiner Wirkung auf ein Atom zweiter Gattung. <hi rendition="#i">&#x03BA;</hi><hi rendition="#sub">12</hi> / <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi><lb/>
wäre die Summe aller reducirten kritischen Räume, welche<lb/>
allen in der Masseneinheit der ersten Gasart enthaltenen<lb/>
Atomen entsprechen, <hi rendition="#i">&#x03BA;</hi><hi rendition="#sub">12</hi> / <hi rendition="#i">M</hi> dagegen ist die Summe aller kri-<lb/>
tischen Räume, die allen in einem Moleküle im Sinne der<lb/>
Chemie enthaltenen Atomen der ersten Gasart entsprechen,<lb/>
d. h. in der Masse <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> / <hi rendition="#i">M</hi> der ersten Gasart, welche der Massen-<lb/>
einheit der Normalsubstanz chemisch äquivalent ist.</p><lb/>
          <p>Ist ein Gas im Ueberschusse vorhanden, so liefert die<lb/>
Gleichung 221)<lb/>
221 a) <hi rendition="#et"><formula/></hi><lb/>
222) <hi rendition="#et"><formula/>.</hi><lb/>
Da <hi rendition="#i">n</hi><hi rendition="#sub">12</hi> weder grösser als <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, noch grösser als <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">2</hi> sein darf, so<lb/>
wurde die Wurzel mit negativen Zeichen genommen. Wäre <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi><lb/>
sehr gross, so müsste der andere Factor <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">2</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">n</hi><hi rendition="#sub">12</hi> der linken<lb/>
Seite der Gleichung 221 a) sehr klein, also <hi rendition="#i">n</hi><hi rendition="#sub">12</hi> nahe gleich <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">2</hi><lb/>
sein, was übrigens auch aus 222) folgt, wenn man darin <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi><lb/>
gross gegen <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">2</hi> ansieht. Mit wachsender Zahl der Atome erster<lb/>
Gattung verbinden sich also immer mehr Atome zweiter Gattung<lb/>
mit denselben, bis endlich fast alle Atome zweiter Gattung<lb/>
chemisch gebunden sind, was mit dem Massenwirkungsgesetze<lb/>
von <hi rendition="#g">Guldberg-Waage</hi> in Uebereinstimmung steht.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0219] [Gleich. 222] § 68. Dissociation des Bromwasserstoffamylen. stehende Grösse (μ1 + μ2) Λ12 = Π ist die in Arbeitsmaass ge- messene Dissociationswärme eines Moleküles der undissociirten Substanz im chemischen oder makroskopischen Sinne, dessen Masse (das chemische Molekulargewicht) μ1 + μ2 ist. Setzen wir [FORMEL], so ist wiederum [FORMEL]. κ12 ist der reducirte kritische Raum eines Atomes erster Gattung bezüglich seiner Wirkung auf ein Atom zweiter Gattung. κ12 / m1 wäre die Summe aller reducirten kritischen Räume, welche allen in der Masseneinheit der ersten Gasart enthaltenen Atomen entsprechen, κ12 / M dagegen ist die Summe aller kri- tischen Räume, die allen in einem Moleküle im Sinne der Chemie enthaltenen Atomen der ersten Gasart entsprechen, d. h. in der Masse m1 / M der ersten Gasart, welche der Massen- einheit der Normalsubstanz chemisch äquivalent ist. Ist ein Gas im Ueberschusse vorhanden, so liefert die Gleichung 221) 221 a) [FORMEL] 222) [FORMEL]. Da n12 weder grösser als a1, noch grösser als a2 sein darf, so wurde die Wurzel mit negativen Zeichen genommen. Wäre a1 sehr gross, so müsste der andere Factor a2 — n12 der linken Seite der Gleichung 221 a) sehr klein, also n12 nahe gleich a2 sein, was übrigens auch aus 222) folgt, wenn man darin a1 gross gegen a2 ansieht. Mit wachsender Zahl der Atome erster Gattung verbinden sich also immer mehr Atome zweiter Gattung mit denselben, bis endlich fast alle Atome zweiter Gattung chemisch gebunden sind, was mit dem Massenwirkungsgesetze von Guldberg-Waage in Uebereinstimmung steht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/219
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/219>, abgerufen am 24.11.2024.