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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

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[Gleich. 184] § 62. Einwerthige gleichartige Atome.
den Raum a fallen oder ihn wenigstens berühren. Wir wollen
wieder die Deckungssphäre des ersten Atomes, also die Kugel
vom Mittelpunkte A und dem Radius s construiren, welche in
der Figur durch den Kreis D angedeutet ist. Unmittelbar an
der Oberfläche der Deckungssphäre D lässt sich ein Raum
(der kritische Raum, in der Figur der schraffirte Raum o)
construiren von der Beschaffenheit, dass die empfindlichen Be-
zirke a und b niemals in einander fallen oder sich berühren
können, wenn nicht der Mittelpunkt B des zweiten Atomes in
diesen kritischen Raum o oder in
dessen Begrenzung fällt. Dies gilt
jedoch nicht umgekehrt. Wenn der
Mittelpunkt B des zweiten Atomes
in dem kritischen Raume o liegt, so
kann dasselbe trotzdem eine solche
Drehung haben, dass die empfind-
lichen Bezirke a und b weit von
einander entfernt sind.

Um die Lage genau zu definiren,
welche das zweite Atom gegenüber
dem ersten haben muss, damit beide

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 4.
chemisch verbunden seien, wollen wir zunächst im kritischen
Raume o ein Volumelement d o construiren. Es soll o zugleich
das gesammte Volumen des kritischen Raumes sein. 1) Ferner
wollen wir uns mit dem ersten Atome eine concentrische Kugel
vom Radius 1 fest verbunden denken, welche in der Fig. 4 durch
den Kreis E angedeutet ist. Soll nun das zweite Atom mit
dem ersten chemisch verbunden sein, so darf die Axe des
zweiten Atomes mit der Geraden B A keinen zu grossen Winkel
einschliessen, weil sonst die empfindlichen Bezirke a und b
aus einander fallen. Die vom Punkte A aus parallel und
gleichgerichtet der Axe des zweiten Atomes gezogene Gerade
soll die Kugelfläche E in einem Punkte treffen, den wir immer

1) Um die Möglichkeit einer chemischen Bindung dreier Atome
auszuschliessen, ist also nothwendig und hinreichend, dass, wenn zwei
Atome chemisch gebunden sind, der kritische Raum o des ersten immer
ganz in der Deckungssphäre des zweiten Atomes liegt, d. h. dass kein
Punkt des kritischen Raumes von einem anderen Punkte desselben
Raumes eine Entfernung hat, die gleich oder grösser als s ist.
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[Gleich. 184] § 62. Einwerthige gleichartige Atome.
den Raum α fallen oder ihn wenigstens berühren. Wir wollen
wieder die Deckungssphäre des ersten Atomes, also die Kugel
vom Mittelpunkte A und dem Radius σ construiren, welche in
der Figur durch den Kreis D angedeutet ist. Unmittelbar an
der Oberfläche der Deckungssphäre D lässt sich ein Raum
(der kritische Raum, in der Figur der schraffirte Raum ω)
construiren von der Beschaffenheit, dass die empfindlichen Be-
zirke α und β niemals in einander fallen oder sich berühren
können, wenn nicht der Mittelpunkt B des zweiten Atomes in
diesen kritischen Raum ω oder in
dessen Begrenzung fällt. Dies gilt
jedoch nicht umgekehrt. Wenn der
Mittelpunkt B des zweiten Atomes
in dem kritischen Raume ω liegt, so
kann dasselbe trotzdem eine solche
Drehung haben, dass die empfind-
lichen Bezirke α und β weit von
einander entfernt sind.

Um die Lage genau zu definiren,
welche das zweite Atom gegenüber
dem ersten haben muss, damit beide

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 4.
chemisch verbunden seien, wollen wir zunächst im kritischen
Raume ω ein Volumelement d ω construiren. Es soll ω zugleich
das gesammte Volumen des kritischen Raumes sein. 1) Ferner
wollen wir uns mit dem ersten Atome eine concentrische Kugel
vom Radius 1 fest verbunden denken, welche in der Fig. 4 durch
den Kreis E angedeutet ist. Soll nun das zweite Atom mit
dem ersten chemisch verbunden sein, so darf die Axe des
zweiten Atomes mit der Geraden B A keinen zu grossen Winkel
einschliessen, weil sonst die empfindlichen Bezirke α und β
aus einander fallen. Die vom Punkte A aus parallel und
gleichgerichtet der Axe des zweiten Atomes gezogene Gerade
soll die Kugelfläche E in einem Punkte treffen, den wir immer

1) Um die Möglichkeit einer chemischen Bindung dreier Atome
auszuschliessen, ist also nothwendig und hinreichend, dass, wenn zwei
Atome chemisch gebunden sind, der kritische Raum ω des ersten immer
ganz in der Deckungssphäre des zweiten Atomes liegt, d. h. dass kein
Punkt des kritischen Raumes von einem anderen Punkte desselben
Raumes eine Entfernung hat, die gleich oder grösser als σ ist.
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[179/0197] [Gleich. 184] § 62. Einwerthige gleichartige Atome. den Raum α fallen oder ihn wenigstens berühren. Wir wollen wieder die Deckungssphäre des ersten Atomes, also die Kugel vom Mittelpunkte A und dem Radius σ construiren, welche in der Figur durch den Kreis D angedeutet ist. Unmittelbar an der Oberfläche der Deckungssphäre D lässt sich ein Raum (der kritische Raum, in der Figur der schraffirte Raum ω) construiren von der Beschaffenheit, dass die empfindlichen Be- zirke α und β niemals in einander fallen oder sich berühren können, wenn nicht der Mittelpunkt B des zweiten Atomes in diesen kritischen Raum ω oder in dessen Begrenzung fällt. Dies gilt jedoch nicht umgekehrt. Wenn der Mittelpunkt B des zweiten Atomes in dem kritischen Raume ω liegt, so kann dasselbe trotzdem eine solche Drehung haben, dass die empfind- lichen Bezirke α und β weit von einander entfernt sind. Um die Lage genau zu definiren, welche das zweite Atom gegenüber dem ersten haben muss, damit beide [Abbildung] [Abbildung Fig. 4.] chemisch verbunden seien, wollen wir zunächst im kritischen Raume ω ein Volumelement d ω construiren. Es soll ω zugleich das gesammte Volumen des kritischen Raumes sein. 1) Ferner wollen wir uns mit dem ersten Atome eine concentrische Kugel vom Radius 1 fest verbunden denken, welche in der Fig. 4 durch den Kreis E angedeutet ist. Soll nun das zweite Atom mit dem ersten chemisch verbunden sein, so darf die Axe des zweiten Atomes mit der Geraden B A keinen zu grossen Winkel einschliessen, weil sonst die empfindlichen Bezirke α und β aus einander fallen. Die vom Punkte A aus parallel und gleichgerichtet der Axe des zweiten Atomes gezogene Gerade soll die Kugelfläche E in einem Punkte treffen, den wir immer 1) Um die Möglichkeit einer chemischen Bindung dreier Atome auszuschliessen, ist also nothwendig und hinreichend, dass, wenn zwei Atome chemisch gebunden sind, der kritische Raum ω des ersten immer ganz in der Deckungssphäre des zweiten Atomes liegt, d. h. dass kein Punkt des kritischen Raumes von einem anderen Punkte desselben Raumes eine Entfernung hat, die gleich oder grösser als σ ist. 12*

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/197>, abgerufen am 23.11.2024.