Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

[Gleich. 21] § 4. Variabeln nach dem Stosse.
einfach th und e als constant, x, e, z, x1, e1, z1 aber als in-
dependent variabel zu betrachten und mittelst der bekannten
Jacobi'schen Functionaldeterminante d x' d e' d z' d x'1 d e'1 d z'1
durch d x d e d z d x1 d e1 d z1 auszudrücken. Wir ziehen aber
wieder die geometrische Construction vor und haben daher die
Frage zu beantworten: welche Volumenelemente werden von
den Punkten C' und C'1 beschrieben, wenn bei unveränderter
Richtung der Geraden O K die Punkte C und C1 die Volumen-
elemente d o und d o1 beschreiben? Zunächst soll nebst der
Richtung der Geraden O K auch die Lage des Punktes C un-
verändert bleiben und bloss der Punkt C1 das gesammte
Parallelepiped d o1 bestreichen. Aus der vollkommenen Sym-
metrie der Figur folgt dann unmittelbar, dass C'1 ein con-
gruentes Parallelepiped d o'1 beschreibt, welches das Spiegelbild
von d o1 ist. Ebenso beschreibt, sobald der Punkt C1 fest-
gehalten wird und der Punkt C das Parallelepiped d o be-
schreibt, der Punkt C' ein mit d o congruentes Parallel-
epiped d o'. Für alle Zusammenstösse, welche wir im Früheren
die Zusammenstösse der hervorgehobenen Art genannt haben,
liegt daher der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls m nach
dem Stosse im Parallelepipede d o', der des Moleküls m1 aber
im Parallelepipede d o'1 und es ist immer d o' d o'1 = d o d o1.
Dasselbe Resultat wurde wiederholt durch explicite Berechnung
der Functionen 20 und Bildung der Functionaldeterminante
[Formel 1] nachgewiesen.1)

Wir wollen nun ausser den bisher hervorgehobenen Zu-
sammenstössen noch eine andere Klasse von Zusammenstössen
eines Moleküls m mit einem Moleküle m1 betrachten, welche
wir die "Zusammenstösse von der entgegengesetzten Art"
nennen wollen. Sie sollen durch folgende Bedingungen charak-
terisirt sein:

1) Vgl. Wien. Sitzungsber. Bd. 94. S. 625. Oct. 1886; Stankevitsch,
Wied. Ann. Bd 29. S. 153. 1886. Dass die Winkel th und e auch von der
Lage von c und c1 abhängen, beeinträchtigt die Beweiskraft der De-
ductionen des Textes nicht. Man könnte ja zuerst statt th und e zwei
Winkel einführen, welche die absolute Lage von O K im Raume be-
stimmen, dann x, e ... z1 in x', e' ... z'1 transformiren und zuletzt th
und e wiedereinführen.

[Gleich. 21] § 4. Variabeln nach dem Stosse.
einfach ϑ und ε als constant, ξ, η, ζ, ξ1, η1, ζ1 aber als in-
dependent variabel zu betrachten und mittelst der bekannten
Jacobi’schen Functionaldeterminante d ξ' d η' d ζ' d ξ'1 d η'1 d ζ'1
durch d ξ d η d ζ d ξ1 d η1 d ζ1 auszudrücken. Wir ziehen aber
wieder die geometrische Construction vor und haben daher die
Frage zu beantworten: welche Volumenelemente werden von
den Punkten C' und C'1 beschrieben, wenn bei unveränderter
Richtung der Geraden O K die Punkte C und C1 die Volumen-
elemente d ω und d ω1 beschreiben? Zunächst soll nebst der
Richtung der Geraden O K auch die Lage des Punktes C un-
verändert bleiben und bloss der Punkt C1 das gesammte
Parallelepiped d ω1 bestreichen. Aus der vollkommenen Sym-
metrie der Figur folgt dann unmittelbar, dass C'1 ein con-
gruentes Parallelepiped d ω'1 beschreibt, welches das Spiegelbild
von d ω1 ist. Ebenso beschreibt, sobald der Punkt C1 fest-
gehalten wird und der Punkt C das Parallelepiped d ω be-
schreibt, der Punkt C' ein mit d ω congruentes Parallel-
epiped d ω'. Für alle Zusammenstösse, welche wir im Früheren
die Zusammenstösse der hervorgehobenen Art genannt haben,
liegt daher der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls m nach
dem Stosse im Parallelepipede d ω', der des Moleküls m1 aber
im Parallelepipede d ω'1 und es ist immer d ω' d ω'1 = d ω d ω1.
Dasselbe Resultat wurde wiederholt durch explicite Berechnung
der Functionen 20 und Bildung der Functionaldeterminante
[Formel 1] nachgewiesen.1)

Wir wollen nun ausser den bisher hervorgehobenen Zu-
sammenstössen noch eine andere Klasse von Zusammenstössen
eines Moleküls m mit einem Moleküle m1 betrachten, welche
wir die „Zusammenstösse von der entgegengesetzten Art“
nennen wollen. Sie sollen durch folgende Bedingungen charak-
terisirt sein:

1) Vgl. Wien. Sitzungsber. Bd. 94. S. 625. Oct. 1886; Stankevitsch,
Wied. Ann. Bd 29. S. 153. 1886. Dass die Winkel ϑ und ε auch von der
Lage von c und c1 abhängen, beeinträchtigt die Beweiskraft der De-
ductionen des Textes nicht. Man könnte ja zuerst statt ϑ und ε zwei
Winkel einführen, welche die absolute Lage von O K im Raume be-
stimmen, dann ξ, η … ζ1 in ξ', η' … ζ'1 transformiren und zuletzt ϑ
und ε wiedereinführen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="27"/><fw place="top" type="header">[Gleich. 21] § 4. Variabeln nach dem Stosse.</fw><lb/>
einfach <hi rendition="#i">&#x03D1;</hi> und <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi> als constant, <hi rendition="#i">&#x03BE;, &#x03B7;, &#x03B6;, &#x03BE;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B7;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B6;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> aber als in-<lb/>
dependent variabel zu betrachten und mittelst der bekannten<lb/><hi rendition="#g">Jacobi</hi>&#x2019;schen Functionaldeterminante <hi rendition="#i">d &#x03BE;' d &#x03B7;' d &#x03B6;' d &#x03BE;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">d &#x03B7;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">d &#x03B6;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi><lb/>
durch <hi rendition="#i">d &#x03BE; d &#x03B7; d &#x03B6; d &#x03BE;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">d &#x03B7;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">d &#x03B6;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> auszudrücken. Wir ziehen aber<lb/>
wieder die geometrische Construction vor und haben daher die<lb/>
Frage zu beantworten: welche Volumenelemente werden von<lb/>
den Punkten <hi rendition="#i">C'</hi> und <hi rendition="#i">C'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> beschrieben, wenn bei unveränderter<lb/>
Richtung der Geraden <hi rendition="#i">O K</hi> die Punkte <hi rendition="#i">C</hi> und <hi rendition="#i">C</hi><hi rendition="#sub">1</hi> die Volumen-<lb/>
elemente <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi> und <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> beschreiben? Zunächst soll nebst der<lb/>
Richtung der Geraden <hi rendition="#i">O K</hi> auch die Lage des Punktes <hi rendition="#i">C</hi> un-<lb/>
verändert bleiben und bloss der Punkt <hi rendition="#i">C</hi><hi rendition="#sub">1</hi> das gesammte<lb/>
Parallelepiped <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> bestreichen. Aus der vollkommenen Sym-<lb/>
metrie der Figur folgt dann unmittelbar, dass <hi rendition="#i">C'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> ein con-<lb/>
gruentes Parallelepiped <hi rendition="#i">d &#x03C9;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> beschreibt, welches das Spiegelbild<lb/>
von <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> ist. Ebenso beschreibt, sobald der Punkt <hi rendition="#i">C</hi><hi rendition="#sub">1</hi> fest-<lb/>
gehalten wird und der Punkt <hi rendition="#i">C</hi> das Parallelepiped <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi> be-<lb/>
schreibt, der Punkt <hi rendition="#i">C'</hi> ein mit <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi> congruentes Parallel-<lb/>
epiped <hi rendition="#i">d &#x03C9;'</hi>. Für alle Zusammenstösse, welche wir im Früheren<lb/>
die Zusammenstösse der hervorgehobenen Art genannt haben,<lb/>
liegt daher der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls <hi rendition="#i">m</hi> nach<lb/>
dem Stosse im Parallelepipede <hi rendition="#i">d &#x03C9;'</hi>, der des Moleküls <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> aber<lb/>
im Parallelepipede <hi rendition="#i">d &#x03C9;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> und es ist immer <hi rendition="#i">d &#x03C9;' d &#x03C9;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">d &#x03C9; d &#x03C9;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>.<lb/>
Dasselbe Resultat wurde wiederholt durch explicite Berechnung<lb/>
der Functionen 20 und Bildung der Functionaldeterminante<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> nachgewiesen.<note place="foot" n="1)">Vgl. Wien. Sitzungsber. Bd. 94. S. 625. Oct. 1886; <hi rendition="#g">Stankevitsch,</hi><lb/>
Wied. Ann. Bd 29. S. 153. 1886. Dass die Winkel <hi rendition="#i">&#x03D1;</hi> und <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi> auch von der<lb/>
Lage von <hi rendition="#i">c</hi> und <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">1</hi> abhängen, beeinträchtigt die Beweiskraft der De-<lb/>
ductionen des Textes nicht. Man könnte ja zuerst statt <hi rendition="#i">&#x03D1;</hi> und <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi> zwei<lb/>
Winkel einführen, welche die absolute Lage von <hi rendition="#i">O K</hi> im Raume be-<lb/>
stimmen, dann <hi rendition="#i">&#x03BE;, &#x03B7; &#x2026; &#x03B6;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> in <hi rendition="#i">&#x03BE;', &#x03B7;' &#x2026; &#x03B6;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> transformiren und zuletzt <hi rendition="#i">&#x03D1;</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi> wiedereinführen.</note></p><lb/>
          <p>Wir wollen nun ausser den bisher hervorgehobenen Zu-<lb/>
sammenstössen noch eine andere Klasse von Zusammenstössen<lb/>
eines Moleküls <hi rendition="#i">m</hi> mit einem Moleküle <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> betrachten, welche<lb/>
wir die &#x201E;Zusammenstösse von der entgegengesetzten Art&#x201C;<lb/>
nennen wollen. Sie sollen durch folgende Bedingungen charak-<lb/>
terisirt sein:</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0041] [Gleich. 21] § 4. Variabeln nach dem Stosse. einfach ϑ und ε als constant, ξ, η, ζ, ξ1, η1, ζ1 aber als in- dependent variabel zu betrachten und mittelst der bekannten Jacobi’schen Functionaldeterminante d ξ' d η' d ζ' d ξ'1 d η'1 d ζ'1 durch d ξ d η d ζ d ξ1 d η1 d ζ1 auszudrücken. Wir ziehen aber wieder die geometrische Construction vor und haben daher die Frage zu beantworten: welche Volumenelemente werden von den Punkten C' und C'1 beschrieben, wenn bei unveränderter Richtung der Geraden O K die Punkte C und C1 die Volumen- elemente d ω und d ω1 beschreiben? Zunächst soll nebst der Richtung der Geraden O K auch die Lage des Punktes C un- verändert bleiben und bloss der Punkt C1 das gesammte Parallelepiped d ω1 bestreichen. Aus der vollkommenen Sym- metrie der Figur folgt dann unmittelbar, dass C'1 ein con- gruentes Parallelepiped d ω'1 beschreibt, welches das Spiegelbild von d ω1 ist. Ebenso beschreibt, sobald der Punkt C1 fest- gehalten wird und der Punkt C das Parallelepiped d ω be- schreibt, der Punkt C' ein mit d ω congruentes Parallel- epiped d ω'. Für alle Zusammenstösse, welche wir im Früheren die Zusammenstösse der hervorgehobenen Art genannt haben, liegt daher der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls m nach dem Stosse im Parallelepipede d ω', der des Moleküls m1 aber im Parallelepipede d ω'1 und es ist immer d ω' d ω'1 = d ω d ω1. Dasselbe Resultat wurde wiederholt durch explicite Berechnung der Functionen 20 und Bildung der Functionaldeterminante [FORMEL] nachgewiesen. 1) Wir wollen nun ausser den bisher hervorgehobenen Zu- sammenstössen noch eine andere Klasse von Zusammenstössen eines Moleküls m mit einem Moleküle m1 betrachten, welche wir die „Zusammenstösse von der entgegengesetzten Art“ nennen wollen. Sie sollen durch folgende Bedingungen charak- terisirt sein: 1) Vgl. Wien. Sitzungsber. Bd. 94. S. 625. Oct. 1886; Stankevitsch, Wied. Ann. Bd 29. S. 153. 1886. Dass die Winkel ϑ und ε auch von der Lage von c und c1 abhängen, beeinträchtigt die Beweiskraft der De- ductionen des Textes nicht. Man könnte ja zuerst statt ϑ und ε zwei Winkel einführen, welche die absolute Lage von O K im Raume be- stimmen, dann ξ, η … ζ1 in ξ', η' … ζ'1 transformiren und zuletzt ϑ und ε wiedereinführen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/41
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/41>, abgerufen am 24.11.2024.