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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

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II. Abschnitt. [Gleich. 112]

Durch jeden der Zusammenstösse, welche wir als die
inversen bezeichnet haben, wird die Zahl d n der Moleküle m,
welche im Parallelepipede d o und deren Geschwindigkeits-
punkt im Parallelepipede d o liegt, um eine Einheit vermehrt.
Die gesammte Vermehrung i1, welche die Zahl d n durch Zu-
sammenstösse von Molekülen m mit Molekülen m1 überhaupt
erleidet, findet man wieder durch Integration bezüglich e von 0
bis 2 p, bezüglich b von 0 bis s und bezüglich x1, e1, z1 von
-- infinity bis + infinity. Wir wollen das Resultat dieser Integration
einfach in der Form schreiben:
111) [Formel 1]

Hier kann die Integration nach b und e natürlich nicht
mehr sofort ausgeführt werden, da die in f' und F'1 vorkom-
menden Variabeln x', e', z' und x'1, e'1, z'1 Functionen von
x, e, z, x1, e1, z1, b und e sind, welche nur berechnet werden
können, wenn das Wirkungsgesetz der während eines Zusammen-
stosses wirksamen Kräfte gegeben ist. Die Differenz i1 -- v1
gibt an, um wie viel die Zahl d n während der Zeit d t durch
die Zusammenstösse der Moleküle m mit Molekülen m1 mehr
zu- als abnimmt. Sie ist also die gesammte Vermehrung V3,
welche die Zahl d n in Folge der Zusammenstösse von Mole-
külen m mit Molekülen m1 während der Zeit d t erleidet, und
man hat:
112) [Formel 2]

Es ist zu bemerken, dass es bei ganz streifenden Zu-
sammenstössen vorkommen kann, dass sowohl vor als auch
nach dem Stosse der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls m
im Parallelepipede d o liegt. Die Anzahl dieser streifenden
Zusammenstösse ist in den Differentialausdruck 105 und daher
auch in das Integrale v1 aufgenommen und von V3 abgezogen,
obwohl durch dieselben der Geschwindigkeitspunkt des Mole-
küls m nicht aus dem Parallelepipede d o herausgeworfen,
sondern bloss innerhalb dieses Parallelepipedes von einer Stelle
an eine andere versetzt wird. Allein dies bedingt keinen Fehler.

II. Abschnitt. [Gleich. 112]

Durch jeden der Zusammenstösse, welche wir als die
inversen bezeichnet haben, wird die Zahl d n der Moleküle m,
welche im Parallelepipede d o und deren Geschwindigkeits-
punkt im Parallelepipede d ω liegt, um eine Einheit vermehrt.
Die gesammte Vermehrung i1, welche die Zahl d n durch Zu-
sammenstösse von Molekülen m mit Molekülen m1 überhaupt
erleidet, findet man wieder durch Integration bezüglich ε von 0
bis 2 π, bezüglich b von 0 bis σ und bezüglich ξ1, η1, ζ1 von
— ∞ bis + ∞. Wir wollen das Resultat dieser Integration
einfach in der Form schreiben:
111) [Formel 1]

Hier kann die Integration nach b und ε natürlich nicht
mehr sofort ausgeführt werden, da die in f' und F'1 vorkom-
menden Variabeln ξ', η', ζ' und ξ'1, η'1, ζ'1 Functionen von
ξ, η, ζ, ξ1, η1, ζ1, b und ε sind, welche nur berechnet werden
können, wenn das Wirkungsgesetz der während eines Zusammen-
stosses wirksamen Kräfte gegeben ist. Die Differenz i1v1
gibt an, um wie viel die Zahl d n während der Zeit d t durch
die Zusammenstösse der Moleküle m mit Molekülen m1 mehr
zu- als abnimmt. Sie ist also die gesammte Vermehrung V3,
welche die Zahl d n in Folge der Zusammenstösse von Mole-
külen m mit Molekülen m1 während der Zeit d t erleidet, und
man hat:
112) [Formel 2]

Es ist zu bemerken, dass es bei ganz streifenden Zu-
sammenstössen vorkommen kann, dass sowohl vor als auch
nach dem Stosse der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls m
im Parallelepipede d ω liegt. Die Anzahl dieser streifenden
Zusammenstösse ist in den Differentialausdruck 105 und daher
auch in das Integrale v1 aufgenommen und von V3 abgezogen,
obwohl durch dieselben der Geschwindigkeitspunkt des Mole-
küls m nicht aus dem Parallelepipede d ω herausgeworfen,
sondern bloss innerhalb dieses Parallelepipedes von einer Stelle
an eine andere versetzt wird. Allein dies bedingt keinen Fehler.

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[112/0126] II. Abschnitt. [Gleich. 112] Durch jeden der Zusammenstösse, welche wir als die inversen bezeichnet haben, wird die Zahl d n der Moleküle m, welche im Parallelepipede d o und deren Geschwindigkeits- punkt im Parallelepipede d ω liegt, um eine Einheit vermehrt. Die gesammte Vermehrung i1, welche die Zahl d n durch Zu- sammenstösse von Molekülen m mit Molekülen m1 überhaupt erleidet, findet man wieder durch Integration bezüglich ε von 0 bis 2 π, bezüglich b von 0 bis σ und bezüglich ξ1, η1, ζ1 von — ∞ bis + ∞. Wir wollen das Resultat dieser Integration einfach in der Form schreiben: 111) [FORMEL] Hier kann die Integration nach b und ε natürlich nicht mehr sofort ausgeführt werden, da die in f' und F'1 vorkom- menden Variabeln ξ', η', ζ' und ξ'1, η'1, ζ'1 Functionen von ξ, η, ζ, ξ1, η1, ζ1, b und ε sind, welche nur berechnet werden können, wenn das Wirkungsgesetz der während eines Zusammen- stosses wirksamen Kräfte gegeben ist. Die Differenz i1 — v1 gibt an, um wie viel die Zahl d n während der Zeit d t durch die Zusammenstösse der Moleküle m mit Molekülen m1 mehr zu- als abnimmt. Sie ist also die gesammte Vermehrung V3, welche die Zahl d n in Folge der Zusammenstösse von Mole- külen m mit Molekülen m1 während der Zeit d t erleidet, und man hat: 112) [FORMEL] Es ist zu bemerken, dass es bei ganz streifenden Zu- sammenstössen vorkommen kann, dass sowohl vor als auch nach dem Stosse der Geschwindigkeitspunkt des Moleküls m im Parallelepipede d ω liegt. Die Anzahl dieser streifenden Zusammenstösse ist in den Differentialausdruck 105 und daher auch in das Integrale v1 aufgenommen und von V3 abgezogen, obwohl durch dieselben der Geschwindigkeitspunkt des Mole- küls m nicht aus dem Parallelepipede d ω herausgeworfen, sondern bloss innerhalb dieses Parallelepipedes von einer Stelle an eine andere versetzt wird. Allein dies bedingt keinen Fehler.

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/126>, abgerufen am 25.11.2024.