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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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geheinte Liebes-Geschichte.
als daß er ihr schreibet. Die Königin ist gleich bey
ihr/ da sie den Brief empfängt: Catharina erröthet
darüber: Die Königin kennet die Hand/ nimmt ihr
den Brief/ und beyde zusammen lesen ihn endlich fol-
gendes Jnnhalts:

Jch weiß nicht/ ob ich deswegen übel mit mir
soll zufrieden seyn/ daß ich gestorben bin;
weil ihr die Gütigkeit habt/ mich zu betrauren.
Aber was mir meinen Tod recht süße machet/
das ist/ daß man mir in der andern Welt die
Freyheit gegeben hat/ euch zuweilen in dieser
annoch zu sehen/ und euch von mir Nachricht
zu bringen. Solche ist anitzo sehr gut/ denn
nie hat sich ein Todter besser befunden/ und ist
verliebter gewesen/ als ich bin. So ihr nicht
allzu eigensinnig seyd stets in eurem Zimmer zu
bleiben/ und Morgen umvier Uhr in den Gar-
ten zu
Miravaglis eine kleine Spatzier-Lust ha-
ben wollet/ so hoffe ich mein Geist soll auch da-
selbst keine Furcht mehr verursachen/ und daß
ihr endlich gantz vertraut mit ihm werdet spre-
chen können.

Die Königin erbietet sich Catharinen von San-
doval
in selbigen Garten zu begleiten. Sie kan es
nicht ausschlagen. Beyde begeben sich die bestimmte
Zeit dahin/ lassen ihr Gefolge an der Thüre zurück/
und gehen hinein: allwo sie endlich Alphonsum in
einer gantz schattichten Allee gewahr werden. Sie
gehen auf ihn loß/ und er wird gantz stutzig/ als er/
vermeynend Cathatinen von Sandoval alleine zu
sprechen/ auch die Königin siehet mitkommen.

Die Königin thut eine solche Anrede an ihn/ dar-

aus
Maj. 1696. J i

geheinte Liebes-Geſchichte.
als daß er ihr ſchreibet. Die Koͤnigin iſt gleich bey
ihr/ da ſie den Brief empfaͤngt: Catharina erroͤthet
daruͤber: Die Koͤnigin kennet die Hand/ nimmt ihr
den Brief/ und beyde zuſammen leſen ihn endlich fol-
gendes Jnnhalts:

Jch weiß nicht/ ob ich deswegen uͤbel mit mir
ſoll zufrieden ſeyn/ daß ich geſtorben bin;
weil ihr die Guͤtigkeit habt/ mich zu betrauren.
Aber was mir meinen Tod recht ſuͤße machet/
das iſt/ daß man mir in der andern Welt die
Freyheit gegeben hat/ euch zuweilen in dieſer
annoch zu ſehen/ und euch von mir Nachricht
zu bringen. Solche iſt anitzo ſehr gut/ denn
nie hat ſich ein Todter beſſer befunden/ und iſt
verliebter geweſen/ als ich bin. So ihr nicht
allzu eigenſinnig ſeyd ſtets in eurem Zimmer zu
bleiben/ und Morgen umvier Uhr in den Gar-
ten zu
Miravaglis eine kleine Spatzier-Luſt ha-
ben wollet/ ſo hoffe ich mein Geiſt ſoll auch da-
ſelbſt keine Furcht mehr verurſachen/ und daß
ihr endlich gantz veꝛtraut mit ihm werdet ſpre-
chen koͤnnen.

Die Koͤnigin erbietet ſich Catharinen von San-
doval
in ſelbigen Garten zu begleiten. Sie kan es
nicht ausſchlagen. Beyde begeben ſich die beſtim̃te
Zeit dahin/ laſſen ihr Gefolge an der Thuͤre zuruͤck/
und gehen hinein: allwo ſie endlich Alphonſum in
einer gantz ſchattichten Allée gewahr werden. Sie
gehen auf ihn loß/ und er wird gantz ſtutzig/ als er/
vermeynend Cathatinen von Sandoval alleine zu
ſprechen/ auch die Koͤnigin ſiehet mitkommen.

Die Koͤnigin thut eine ſolche Anrede an ihn/ dar-

aus
Maj. 1696. J i
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[457/0493] geheinte Liebes-Geſchichte. als daß er ihr ſchreibet. Die Koͤnigin iſt gleich bey ihr/ da ſie den Brief empfaͤngt: Catharina erroͤthet daruͤber: Die Koͤnigin kennet die Hand/ nimmt ihr den Brief/ und beyde zuſammen leſen ihn endlich fol- gendes Jnnhalts: Jch weiß nicht/ ob ich deswegen uͤbel mit mir ſoll zufrieden ſeyn/ daß ich geſtorben bin; weil ihr die Guͤtigkeit habt/ mich zu betrauren. Aber was mir meinen Tod recht ſuͤße machet/ das iſt/ daß man mir in der andern Welt die Freyheit gegeben hat/ euch zuweilen in dieſer annoch zu ſehen/ und euch von mir Nachricht zu bringen. Solche iſt anitzo ſehr gut/ denn nie hat ſich ein Todter beſſer befunden/ und iſt verliebter geweſen/ als ich bin. So ihr nicht allzu eigenſinnig ſeyd ſtets in eurem Zimmer zu bleiben/ und Morgen umvier Uhr in den Gar- ten zu Miravaglis eine kleine Spatzier-Luſt ha- ben wollet/ ſo hoffe ich mein Geiſt ſoll auch da- ſelbſt keine Furcht mehr verurſachen/ und daß ihr endlich gantz veꝛtraut mit ihm werdet ſpre- chen koͤnnen. Die Koͤnigin erbietet ſich Catharinen von San- doval in ſelbigen Garten zu begleiten. Sie kan es nicht ausſchlagen. Beyde begeben ſich die beſtim̃te Zeit dahin/ laſſen ihr Gefolge an der Thuͤre zuruͤck/ und gehen hinein: allwo ſie endlich Alphonſum in einer gantz ſchattichten Allée gewahr werden. Sie gehen auf ihn loß/ und er wird gantz ſtutzig/ als er/ vermeynend Cathatinen von Sandoval alleine zu ſprechen/ auch die Koͤnigin ſiehet mitkommen. Die Koͤnigin thut eine ſolche Anrede an ihn/ dar- aus Maj. 1696. J i

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/493>, abgerufen am 25.11.2024.