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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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geheime Liebes-Geschichte.
der König in das Zimmer: er wird gewahr/ daß Al-
phonsus
sowohl als die Königin in wichtigem Ge-
spräch müssen begriffen gewesen seyn/ weil sie über
seine Ankunfft beyde erschrecken/ und gleich wirfft er
vollends den Verdacht auf Alphonsus, daß selbi-
ger es seyn müsse/ der die Nacht von ihm zur Köni-
gin wäre geführet worden.

Er sinnet nach/ wie er dieses Geheimnüß vollends
heraus bringen wolle/ doch hält er noch an sich/ biß
nach der Königin Niederkunfft/ welche einer Prin-
ceßin genesen.

Gantz Spanien lässet über diese Geburth seine
Freude durch grosse Festioen sehen; nach deren En-
digung ruffet der König Alphonsum zu sich/ und
nachdem er ihn mit sich in sein Cabinet nimmt/ redet
er ihn folgender massen an: Jhr soltet mit mir übel
zufrieden seyn/ Alphonsus, nachdem ihr mir einen
so wichtigen Dienst geleistet habet. Aber wenn ich
auf eure Discretion mir gewisse Rechnung machen
kan/ so ist nichts so hoch/ wohin ich euch nicht noch er-
heben soll. Und diesen Augenblick/ so will ich euch eine
Pension von funfzig tausend Ducaten geben: aber
fahret fort mir treu zu verbleiben/ und die Schande
eures Königes der gantzen Welt zu verschweigen.

Alphonsus wird über diesen Anspruch gantz stu-
tzig/ er will von keinem Dienste wissen/ weil er des
Königes Antrag vor Fallstricke hält/ allein sein Roth-
werden machet den König in seinem Verdacht fester/
darum hebt er vom neuen an: Soll es zu Vermeh-
rung meiner Verwirrung geschehen/ daß ihr von mir
verlanget/ ich soll euch den Dienst erklären/ den ihr
euch stellet nicht zu wissen: Doch weil ihr es so wol-

let/
Maj. 1696. Hh

geheime Liebes-Geſchichte.
der Koͤnig in das Zimmer: er wird gewahr/ daß Al-
phonſus
ſowohl als die Koͤnigin in wichtigem Ge-
ſpraͤch muͤſſen begriffen geweſen ſeyn/ weil ſie uͤber
ſeine Ankunfft beyde erſchrecken/ und gleich wirfft er
vollends den Verdacht auf Alphonſus, daß ſelbi-
ger es ſeyn muͤſſe/ der die Nacht von ihm zur Koͤni-
gin waͤre gefuͤhret worden.

Er ſinnet nach/ wie er dieſes Geheimnuͤß vollends
heraus bringen wolle/ doch haͤlt er noch an ſich/ biß
nach der Koͤnigin Niederkunfft/ welche einer Prin-
ceßin geneſen.

Gantz Spanien laͤſſet uͤber dieſe Geburth ſeine
Freude durch groſſe Feſtioen ſehen; nach deren En-
digung ruffet der Koͤnig Alphonſum zu ſich/ und
nachdem er ihn mit ſich in ſein Cabinet nim̃t/ redet
er ihn folgender maſſen an: Jhr ſoltet mit mir uͤbel
zufrieden ſeyn/ Alphonſus, nachdem ihr mir einen
ſo wichtigen Dienſt geleiſtet habet. Aber wenn ich
auf eure Diſcretion mir gewiſſe Rechnung machen
kan/ ſo iſt nichts ſo hoch/ wohin ich euch nicht noch er-
heben ſoll. Und dieſen Augenblick/ ſo will ich euch eine
Penſion von funfzig tauſend Ducaten geben: aber
fahret fort mir treu zu verbleiben/ und die Schande
eures Koͤniges der gantzen Welt zu verſchweigen.

Alphonſus wird uͤber dieſen Anſpruch gantz ſtu-
tzig/ er will von keinem Dienſte wiſſen/ weil er des
Koͤniges Antrag vor Fallſtricke haͤlt/ allein ſein Roth-
werden machet den Koͤnig in ſeinem Verdacht feſter/
darum hebt er vom neuen an: Soll es zu Vermeh-
rung meiner Verwirrung geſchehen/ daß ihr von mir
verlanget/ ich ſoll euch den Dienſt erklaͤren/ den ihr
euch ſtellet nicht zu wiſſen: Doch weil ihr es ſo wol-

let/
Maj. 1696. Hh
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[441/0477] geheime Liebes-Geſchichte. der Koͤnig in das Zimmer: er wird gewahr/ daß Al- phonſus ſowohl als die Koͤnigin in wichtigem Ge- ſpraͤch muͤſſen begriffen geweſen ſeyn/ weil ſie uͤber ſeine Ankunfft beyde erſchrecken/ und gleich wirfft er vollends den Verdacht auf Alphonſus, daß ſelbi- ger es ſeyn muͤſſe/ der die Nacht von ihm zur Koͤni- gin waͤre gefuͤhret worden. Er ſinnet nach/ wie er dieſes Geheimnuͤß vollends heraus bringen wolle/ doch haͤlt er noch an ſich/ biß nach der Koͤnigin Niederkunfft/ welche einer Prin- ceßin geneſen. Gantz Spanien laͤſſet uͤber dieſe Geburth ſeine Freude durch groſſe Feſtioen ſehen; nach deren En- digung ruffet der Koͤnig Alphonſum zu ſich/ und nachdem er ihn mit ſich in ſein Cabinet nim̃t/ redet er ihn folgender maſſen an: Jhr ſoltet mit mir uͤbel zufrieden ſeyn/ Alphonſus, nachdem ihr mir einen ſo wichtigen Dienſt geleiſtet habet. Aber wenn ich auf eure Diſcretion mir gewiſſe Rechnung machen kan/ ſo iſt nichts ſo hoch/ wohin ich euch nicht noch er- heben ſoll. Und dieſen Augenblick/ ſo will ich euch eine Penſion von funfzig tauſend Ducaten geben: aber fahret fort mir treu zu verbleiben/ und die Schande eures Koͤniges der gantzen Welt zu verſchweigen. Alphonſus wird uͤber dieſen Anſpruch gantz ſtu- tzig/ er will von keinem Dienſte wiſſen/ weil er des Koͤniges Antrag vor Fallſtricke haͤlt/ allein ſein Roth- werden machet den Koͤnig in ſeinem Verdacht feſter/ darum hebt er vom neuen an: Soll es zu Vermeh- rung meiner Verwirrung geſchehen/ daß ihr von mir verlanget/ ich ſoll euch den Dienſt erklaͤren/ den ihr euch ſtellet nicht zu wiſſen: Doch weil ihr es ſo wol- let/ Maj. 1696. Hh

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/477>, abgerufen am 22.11.2024.